Wenn das Stimmgerät kaputt ist


Tobias stand auf der Straße in der Fußgängerzone und machte Musik auf seiner verstimmten Akustikgitarre. Das fucking Stimmgerät hatte er zu Hause gelassen und jetzt klang das schräg, was er spielte, denn er konnte nicht gut nach dem Gehör stimmen.
Er sang schief, weil er keinen guten Ton auf der Gitarre hatte, an dem er sich orientieren konnte.
Das ist neu, diese Musik ist neu, dachte Tobias, das ist Akustikpunk.
Vielleicht kommt ja ein Manager oder sonstwer vorbei und entdeckt mich und den Akustikpunk und wir beide machen das große Geld mit der neuen Musik. Akustikpunk.
Der Manager ging derweil am Buchladen und Tobias vorbei und dachte: Boooh, der Knabe sollte mal ein fucking Stimmgerät benutzen, der Mist, den er da dudelt, ist ja reiner Akustikpunk. Jajaja, das ist ziemlich neu, aber es klingt schrecklich, vielleicht was für eine Gehörlosenschule, aber nichts für den Normalo. Akustikpunk. Wenn's den nicht schon gäbe, könnte man den vermarkten und ich würde mit dem pickligen Jungen das große Geld machen, natürlich nachdem man ihm die Pickel ausgequetscht hat, denn die will keiner sehen. 
Der Manager schlich sich an Tobias vorbei, damit der nicht erkannte, dass er ein Manager war, denn was sollte ein Manager mit einer Musikart, die es schon gab, zumal sie von einem pickligen Jungen gespielt wurde?
Shit, dachte Tobias, wenn Torben hier wäre, hätte der Manager, den ich eigentlich nicht sehen soll, mich vielleicht entdeckt, weil Torben so furchtbar scheiße Cajon spielt. Spiel mit einem, der schlechter spielt, dann wirkt dein Spiel relativ besser! Ein Tipp, den ihm Matti Waters gegeben hatte, sein alter Religionslehrer und Kirchentagjodler. Vielleicht stand der ja immer in dieser Riesenmenge und hoffte, dass die alle schlechter sangen als es. Falls das überhaupt ging.
Ein Passant warf ein 50-Cent-Stück in den Gitarrenkoffer und Tobias nickt ihm seinen Dank zu.
50 Cent waren der Anfang vom großen Geld.