Ästhetik des Banalen

Was Schönes, Mutti, was Schönes!
Mutti müht sich. Sie hat es geschafft, den Zögling durch die Menschenmenge zu zerren, er hat schon ein Eis weg, eine Tüte Pommes und eine Cola light, aber er quengelt, denn sie weiß, dass der Zögling weiß: Das war nichts Schönes, was er gekriegt hat.
Komm, kuck mal, ein schönes Teelicht in einem Glas, das ist doch schön, da kannst du nachts mal eins anmachen, dann kannst du das Nachtlicht ausschalten, das spart ja auch Strom und du kannst trotzdem weiter wach bleiben.
Der Zögling zerrt.
Eine Schildkröte! Ja, das wär doch schön, sagt die Mutter und deutet auf eine Plastikamphibie, die Säuferaugen hat und am Hals aussieht wie ein Faltenbalg nach 40 Jahren Einsatz im Gebläse eines Dudelsacks, oder noch schlimmer.
Wäääääh, schreit es aus dem Hals des Zerrers, und die Mutter weiß: Auch nicht schön.
Kurzfristig denkt die Mutter an kriminelle Entsorgung und dann überlegt sie sich eine gesellschaftlich tolerierte Alternative: Der Nachwuchs als Schönheitstester. Es gibt so viel Hässliches auf der Welt, denkt sie, und wir merken es nicht. Das könnte man doch vermarkten. Der Junge kann doch bei Ebay so etwas werden wie Schönheitsberater. Später könnte er dann mit einer kurzen Fortbildung Finanzberater werden. Und Cash machen.
Jetzt spart die Mutter erst mal Geld, weil das Kind nichts will.