Depressive Gärten

Ein Garten sollte fröhlich sein, sollte Lebensfreude versprühen, sollte Wachstum signalisieren, sollte Fruchtbarkeit verdeutlichen. Dann stellt ein Gartenbesitzer, der sowieso einen ungepflegten Garten sein eigen nennt, Figuren in die Beete, die eine tiefe Depression auf den Betrachter laden. Der Spaziergänger, der sich zum Hobby gemacht hat, die Nachbargärten in regelmäßigen Abständen zu inspizieren, wird unendlich traurig; die Tränen stehen ihm in den Augen und er schafft es kaum, sich nach Hause zu schleppen. Fast gefangen genommen ist er von skurrilen Figuren, die den guten deutschen Gartenzwerg ersetzen wollen, weil der vielleicht sein fröhliches Lachen und seine frohen Farben benutzt, um die Menschen glücklich zu machen. Depressive Gesichter, depressive Körperhaltung - der Betrachter kann nur in die melancholische Nachdenklichkeit abgleiten und das eigene Leben inklusive Garten in Frage stellen. Das ist nicht gut. Weg mit diesen jämmerlichen Figuren. Niemand weiß, was sie uns sagen wollen. Sie sehen aus wie missratene Versuche, eine Figur in Ton zu formen, in einem VHS-Töpferkurs für Linkshänder, dann aber micht Rechts geformt, entstanden. Der normale Bürger wünscht sich nicht solche Kurse, da tut es doch ein Makramee-Angebot, in dem Blumenampeln hergestellt werden, die schöne Duftgeranien beherbergen könnten. Was tun, wenn die Gartenbesitzer ihr Recht auf Privatsphäre und Eigentum einklagen? Da hilft kein Flechtzaun, denn der ist die Potenzierung der Depression und macht wirklich aggressiv. Ein wenig Feinfühligkeit, ein bisschen Mitdenken, eine kleine Portion Mitmenschlichkeit in diesen Zeitgenossen würden doch verdeutlichen, dass hier nicht nur das Auge, nein, die Seele des Menschen beleidigt wird. Haben unsere Schulen mal wieder versagt?

Frisch aus dem Reimlexikon: Befindlichkeit

Befindlich
Heut bin ich so befindlich
und Rosa macht auf kindlich.
Sie kuschelt nur für sich in ihrem Nerz.
Mich quält ganz tief Beziehungsschmerz.
Theodor Spontane (2009)

Gespräche in den Kühlschrank: Teewurst

Wenn du da bist, und ich sehe die Teewurst im Kühlschrank, denke ich: O, eine Teewurst! Es ist nicht meine Teewurst, denn ich bin Vegetarier und esse im Leben keine Teewurst. Ob die wohl noch gut ist? Die liegt doch schon länger da. Heute hat sie eine Kappe aus Alufolie, damit sie sich nicht verfärbt oder an den Rändern hart wird. Wie lange hält wohl so eine Teewurst, nachdem sie angeschnitten wurde? Ob sie wohl länger hält, wenn man ihr eine Kappe aus Alufolie aufsteckt? Ach, da steht ja noch das alte Glas Gurken, es ist fast leer, aber es hat sich unbemerkt in die letzte Reihe geschoben. Auch nicht mein Glas, aber du hast ja schon ein neues aufgemacht, das steht in der zweiten Reihe. Gurken halten sich geöffnet sehr lange. Länger als Teewurst auf jeden Fall.
Wenn du nicht da bist, denke ich: Ach, die Teewurst. Ach, du bist ja gar nicht da. Wann kommst du? Gut, dass die Teewurst im Kühlschrank liegt. Als wäre es ein Stück von dir. Auch wenn sie an den Kanten schon ein wenig hart ist. Da, das Glas Gurken. Ach ja, das andere auch. Ihr drei seid da, wie schön. Ihr lächelt mich an, so, wie es Teewürsten und Gurkengläsern möglich ist und flüstert: Sie kommt zurück. Ich ,die alte Teewurst, und wir, die alten Gurkengläser, sind doch noch da. Niemals würde sie ohne uns gehen. Niemals. Dann bin ich froh.

Abgerissene Puppenköpfe?

"Den Kindern zur Warnung, den Nachbarn zur Freude: Lasst euch gesagt sein, dass niemand, nicht Mensch, nicht Kind, nicht Hund, nicht sonstiges Getier diesen Rasen betritt, die gute englische Parkmischung, die ich jährlich mehrfach vertikutiere, regelmäßig auf gleiche Länge stutze, über dessen Qualität jeder Golfplatzgreenpfleger in Tränen ausbrechen würden, weil er diesen Standard nicht erreicht! Also, Füße weg aus diesem Garten, und schon gar nicht durch die Beete getrampelt, wenn die grüne Fläche tabu ist! Euch zur Mahnung liegen diese Puppenköpfe scheinbar friedlich in weichem Moos." Diesen Text würde mancher bei flüchtigem Hinsehen auf einem Verbotschild an der Grundstücksgrenze eines Vorstadtreihenhauses vermuten. Der Kenner blickt tiefer: Wer sich die Umgebung der Puppenköpfe genauer ansieht, wird feststellen, dass hier kein Hobbygärtner wohnt, der abends auf seinem Rasen liegt und ihn liebevoll streichelt. Dieser Garten ist verschlampt. Moos ist der Feind jeder ordentlichen Gartenanlage. Gestrüpp und Totholz ebenso. Reste von Rindenmulch deuten darauf hin, dass der Gartenbesitzer zu faul war, Unkraut zu jäten und fein zu harken. Selbst den Rindenmulch zu erneuern, war er zu bequem. Da sind abgerissene Puppenköpfe nur Anzeichen für ein Endlager für Hausmüll. Dem wirklichen Gärtner dreht sich der Magen um.

Dichters Hilferuf: Reim gesucht

Hallo!
Ich suche Reime auf
Fön
und Geburtstagstafel bei Kerzenschein.
Wer kann mir helfen?
Georg Krakl

Günter Krass: Erinnerungen - Café Stumpff

Samstags saßen wir als pubertierende Schüler, die gern nach Mädchen schielten und sich nach dem ersten Kuss sehnten, im CafÉ Stumpff und ließen uns von oben herab bedienen. Der Ober schaute in eine andere Richtung, wenn er unsere Kleinbestellung aufnahm und genauso servierte er das Bestellte. Der Laden war brechend voll, jedermann wunderte sich, warum so viele Stühle in dieem Café standen, sodass bis zu acht Personen an einem Vierertisch sitzen konnten. Warum wir denn wirklich hier saßen, wussten wir nicht; wir saßen, weil es die anderen taten, es glich einem Ritual, das keiner mehr hinterfragte. Samsatag bei Stampff, das war Gesetz, ungeschrieben, aber eingebrannt in unsere Herzen. Wir taten immer lässig, weil wir wussten, dass die anderen auch nur hier waren, weil wir hier waren, weil der Laden voll sein musste, weil hier kein Platz mehr sein sollte für etablierte Anzugträger, kein Platz für Greise und Frühergraute, nicht für Eltern, nicht für Lehrer, nicht für Leute über dreißig. Establishment bleib uns vom Hals! So taten wir und lehnten gelangweilt und existentialistisch in den Sitzmöbeln, rauchten, was das Zeug hielt und tranken schwarzen Kaffee. Wir versuchten, nicht zu husten. In Wirklichkeit aber waren wir da, um nach den Mädchen zu schielen, um zu gucken, ob sie nach uns schielten. Leckere Mädchen saßen herum, die nach Erdbeertorte rochen, die wir aber nicht bestellten, weil sie nicht existentialistisch genug war. Auch Mädchen und ihre Küsse waren nicht wirklich existentialistisch, und es blieb so oft und so lange beim Schielen. In der Zwischenzeit schleppte der Naivling Robert die schönsten Erdbeertortenstücke ab und ergötzte sich an deren Erdbeerduft. Irgendwann begannen wir, den Exitstentialismus zu hassen. Besonders den im Café Stumpff.
(Foto: Hässliche Kaffeehaus-Romantik, weit entfernt von Sartre oder Camus.)

Frage an die Leser: Hat ein Loch einen Rand?


Die Menschheit hat sich seit Anbeginn mit der Frage herumgeschlagen: Was ist ein Loch? Anfangs hatte man einfach eine Vertiefung in die Erde gebuddelt und geglaubt, den Idealfall eines Loches gefunden zu haben; Kritiker belehrten die Neandertaler eines Besseren und zeigten ihnen ein Loch in einem Knochen, der nicht einmal einen Boden hatte. Man konnte durch dieses Loch sogar sehen. Mit dem Zerfall des Feudalismus und dem Einsetzen der Industriellen Revolution entstanden immer neue Löcher, die im Portmonnaie, eins im Eimer und manchmal auch eins in der Lunge, aufgrund schwerster und unmenschlichster Arbeitsbedingen, die die Kapitalisten und Großbürger den Arbeitern aufzwangen.
Endpunkt der Ratlosigkeit, denn eine gültige Definition ist bislang nicht gefunden worden, war die Entdeckung des Schwarzen Lochs, ins das Gegenstände passen sollen, die größer als das Loch sind und in dem die Zeit stehen bleibt, weil es ein so langsames Loch ist.
Um solch futuristischer Astroromantik Einhalt zu gebieten, besinnen wir uns einmal auf das Wesentliche: Hat ein Loch einen Rand? Ist ein Loch ohne Rand überhaupt ein Loch und woraus darf der Rand bestehen, damit er ein Loch begrenzt, und weiterhin, wie dick darf dieser Rand sein? Muss man durch das Lochen sehen können, oder reicht es, wenn man mit dem Finger hineinfassen kann? Muss man etwas hineinstecken dürfen bzw. herausziehen? Muss das Loch immer die gleiche Größe haben, wenn es einmal als Loch definiert wurde?
Lieber Leser, wenn du eine Antwort weißt.....
(Foto: Müssen schwarze Löcher immer rund sein? Wie groß sind sie überhaupt?)

Für Freunde kurzer Texte: Kopfball

(Dieser Text besteht aus 17 Wörtern.)
Haben Sie das nicht auch manchmal? Der Kopf fühlt sich an wie eine Kugel? So, als habe man mit dieser Kugel drei Runden in die Vollen gekegelt? Und alle sind gefallen? So, als sei der Kopf durch einen Trommelrevolver katapultiert worden und in eine Betonwand gedrungen?
So, als seien Sie zwanzig Stunden Bestandteil eines aktiven Kugellagers gewesen, in dem sich ein Sandkorn verirrt hat?So, als seien sie das Druckwerkzeug einer Kugelkopfschreibmaschine gewesen, an dem eine Tipperin mit 1000 Anschlägen sitzt? Ich tippe ja.
Na, also.

Doofe Gedichte: Theodor Spontane - Frühling


Die Weide trauert
um ihr üppiges Gezweig.
Die Sonne scheint nicht, ach, es schauert,
manch Kuchen ist noch Teig.
Der Fahrradschlauch noch ohne Luft,
die Brille ohne Auge,
der Blume fehlt der strenge Duft,
der Seife fehlt die Lauge.
Dem Lehrer fehlt die Tafel,
der Meise nur ein wenig Kohl,
dem Tauben das Geschwafel,
das Ei ist noch von Ostern hohl.
So fehlt mal dies und fehlt mal das.
Der Frühling hat's genommen,
um seine Pracht zu zeigen, und, ach was,
was red' ich da, der ist doch noch am Kommen,
da kann mal was danebengeh'n.
Ich kann das voll versteh'n.
Doch möcht ich auch nicht Frühling sein,
egal was grad nicht fehlt,
ich wäre lieber Sonnenschein,
der guckt nicht so gequält
und hätt's auch immer warm
und überzeugte meinen Schwarm
gar bunt gescheckter Vögel und Geziefer,
dass ihr Gesang viel schiefer
als der von Udo Lindenberg.
Das freut dann meinen Gartenzwerg,
der gar nicht singen kann.
Musst nicht verzagen,
sag ich, haue mit dem Hammer drauf.
Jetzt fühlt er sich zerschlagen.
Musst nicht verzagen,
wiederhole ich,
entspanne dich,
der Sommer kommt in hundert Tagen.

Mauskostüme für diskriminierte Banker

Was tut der Mensch nicht, um sich von der Masse abzuheben bzw. in ihr unterzugehen? Früher hat er als Banker gearbeitet und sich geärgert, dass der hörgestörte Mensch daraus unzulässigerweise das Wort "Hinterbänkler" gebildet hat, was er als Diskriminierung empfand. Als Gegenmaßnahme kaufte sich der Banker einen Anzug, dazu Hemd, Schlips, schwarze Schuhe und einen kleinen, damenhaften Lederkoffer, in dem er sein Butterbrot zur Arbeit trug, und begegnete den Mitmenschen mit Arroganz und Verachtung. Immer aber hatte er ein breites Grinsen auf dem Gesicht, denn er wollte dem zukünftigen Kunden unterschwellig vermitteln: Gib mir dein Geld! Bei mir bist du gut aufgehoben, ich mag dich, ich weiß wo dein Auto steht, du brauchst ein neues, ich habe einen Kredit, dein Haus sieht doof aus, bau dir ein neues! Alles eingefangen in einem breiten Grinsen, das ein Lächeln hatte werden sollen. Dem Kenner entging nicht, dass hinter dieser Botschaft die eigentliche stand: Ich zieh dich über den Tisch, du kannst deine Rostkarre weiterfahren, dein Haus ist wirklich doof, deine Frau auch, das interessiert mich aber nicht. Alles drin in einem breiten Grinsen, nur wurde der einfache Mitbürger von einem damenhaften Lederkoffer, in dem er hochqualifizierende Unterlagen vermutete, abgelenkt und gab bereitwillig sein Geld heraus. Im Lederkoffer war nur ein angebissenes Butterbrot mit Streichleberwurst.
Mittlerweile erzeugt nicht nur das Gesicht von Postganove Zumwinkel einen Würgereiz, sondern auch das Wort "Banker", ganz zu schwiegen von den Gestalten in Anzug und Lederschuhen mit damenhaften Lederkoffern, die die Tötungshemmung der Geprellten, wenn sie ihrer angesichtig werden, ruckartig entfernen.
Was bleibt den Gedemütigten übrig, als ihre smarte Businesskleidung gegen unauffällige Kostüme auszutauschen? So sieht man immer mehr Banker z.B in Mauskostümen zur Arbeit gehen, oft in Begleitung eines Bodyguards, den man für eine Flasche Klaren am Bahnhof direkt von der Parkbank wegengagieren kann.
Armes Deutschland, das sich von Ungeziefer in Kostümen ausrauben lässt, bzw. von als Ungeziefer Kostümierten und noch Mitleid mit den kleinen Nagern hat.
Der Tierfreund merkt an: So, wie es kein Unkraut gibt, gibt es auch kein Ungeziefer.
Mäuse seien nicht grundlegend schlechte Wesen, nur weil sie sich massenhaft vermehrten und anderen das Essen wegfräßen. Mäuse täten nur, was ihnen ins Nest gelegt sei. Also, nicht einfach draufhauen, wenn dir eine Maus über den Weg läuft, auch mal nett sein zu deinem Mitwesen. Man weiß ja auch nie, ob der Bodyguard vielleicht ein klaren(haha!) Moment hat und eine brenzlige Situation heraufbeschwört.

Beseelte Gegenstände

Man soll es nicht glauben, auch Tischklanten leben in irgendeiner Form, sie empfinden Schmerz und ärgern sich fürchterlich über Kopfverletzungen, wenn ein unachtsamer Tischkantenbenutzer etwa mit einem Stuhl oder einer Nähmaschine gegen das Holz gerammt ist. Schaut man genauer hin, erkennt man, dass die Tischkante nicht nur aus einer Kante an einem Tisch besteht, sondern in Wirklichkeit einem menschenähnlichen Wesen gleicht, das bei hoher Schmerzintensität sogar farbig anlaufen kann. Das Tragische ist, dass die Tischkante ihr Befinden nicht verbal äußern kann, sodass die meisten Mitmenschen glauben, es gebe gar keine lebenden Tischkanten. Dabei ist deren Funktion überaus nützlich, etwa, wenn mal wieder jemand über den Tisch gezogen werden soll. Darum: Demnächst etwas vorsichtiger mit Nähmaschine, Stuhl,Drehbank oder Motorroller, wenn du einen Tisch passierst.

Wahrnehmung: Die Multiplizität des Lebens

Es gibt Menschen, die missfallen einem auf den ersten Blick. Oder ihre Kleidung. Dann scheint es, als würden die Menschen oder diese Kleidung dir ständig wiederbegegnen, obwohl es dafür überhaupt keinen Grund gibt, so, als liefst du ständig in dieses Missfallen hinein. Plötzlich taucht die hässliche rote Jacke rechts neben dem Eingang zu einem hässlichen Kaufhaus auf, und das nicht nur einmal, nein vier-, fünf, sechs-, hundertmal. Dann links auf der Straßenseite, da wo die hässliche Bank haust, die deine Aktien verspielt hat, Rotejackerotejacke, es ist, als sei die Welt verrückt geworden und tanze vor deinen Augen einen Veitstanz, der dich verhöhnen will. Hahaha!Du hast keine hässliche rote Jacke und wirst nie eine haben, denn du hast die Größe nicht, nicht nur die leibliche, nein auch die innere nicht, dir für teures Geld eine pottenhässliche rote Jacke zu kaufen. Du liebst das Kleinkarierte, und das ist noch viel hässlicher als du es dir vorstellen kannst. Halt dieses kleinkarierte Muster mal neben eine hässliche rote Jacke!
Die Straße, auf der alles passiert, widert dich an, du bekomst Hass auf sie. Rotejackerotejacke! Ich kann mir keine rote Jacke leisten, die hässlich ist? Ich habe die Größe nicht? Innerlich nicht, äußerlich nicht? Nicht große Scheine, um sie zu bezahlen? Nur weil die hässliche Bank mit ihren noch hässlicheren Bankern meine Aktien verspielt hat? Dass ich nicht lache!
Jetzt stehst du am Scheideweg: Bleibst du der Kleinkarierte? Wirst du paranoid? Oder gehst du in das hässliche Kaufhaus mit deinem hässlichen Geld und kaufst dir eine pottenhässliche rote Jacke?
Zwei. Du kaufst dir zwei. Eine für sonntags, eine für alle Tage.

Endreimlyrik: Georg Krakl - Schildkröten

Schildkröten

Schildkröten-
töten
ist kein Sport
wohl aber Mord
denn Schildkröten haben eine Existenzberechtigung wie jedes Wesen
hab ich wo gelesen

Missverständnisse: Sägen bringt Rägen


Piet und Smolf sägen einen Baumstamm durch.
Piet: Hey, du darfst nicht schieben!
Smolf: Ich schiebe doch gar nicht.
Piet: Doch, das merke ich doch.
Smolf: Blödsinn.
Piet: Klar, die Säge klemmt ständig.
Smolf: Na, also, da haben wir's doch.
Piet: Nix da. Du schiebst.
Smolf: Ok, ok, aber nur ein bisschen.
Piet: Das bringt nix, weil dann die Säge klemmt.
Smolf: Aber wenn ich auch ziehe, bringt das doch auch nichts.
Piet: Wieso?
Smolf: Wenn ich ziehe und du ziehst auch, dann kommen wir ja nicht voran.
Piet: Nacheinander.
Smolf: Wie jetzt?
Piet: Wir müssen nacheinander ziehen.
Smolf: Dann müsste ich gar nicht hier sein? Du eine Stunde und dann ich eine Stunde?
Piet: Blödsinn.
Smolf: Das habe ich schon gesagt.
Piet: Nacheinander ziehen. Einmal ich, einmal du. Nicht schieben.
Smolf: Und was soll das bringen?
Piet: Dann sägt die Säge.
Smolf: Da bin ich aber froh. Voll die Verarsche.
Piet: Gar nicht. Versuch's mal.
Smolf: Wo bin ich denn hier? Leichte Arbeit mit netten Kollegen stand in der Zeitung, das kannste doch voll knicken, völlig die Pleite, hier son Klugscheißer, der auch erst einen Tag an der Säge steht und will erzählen, wie alles geht. Da geh ich doch lieber Spargel stechen. Oder Rasenkanten schneiden.Ich habe das gleich geahnt, dass das nix ist hier. Schieb nicht! Schieb nicht. Ziehen. Du musst ziehen. Verziehen, dass muss ich, und das tue ich jetzt: Ich verziehe mich.
Piet:(leise) Schon wiederne flachschädelige Mimose. (lauter) Ich arbeite sowieso lieber alleine! Smolf: Säg dich! Piet: Sich sägen bringt Rägen. (Es klatschen die ersten Tropfen auf den Boden. Donner grollt.)

Städte müssen sparen: Rotlichtmilieu

Es gibt katholische, mittelgroße Städte, die sparen an allen Ecken und Kanten. Früher entwickelte sich ein Rotlichtmilieu wie von selbst, da wurde sogar noch gewettert vom schwarzen Mann auf der Kanzel, mit Hölle und Verdammnis gedroht, und heute? Die Kassen sind leer; ein Rotlichtmilieu entsteht nicht einfach so, denn es existiert abesonders von den Menschen, die es aufsuchen und ihr Geld ausgeben. So bleiben die Touristenströme aus, denn eine Stadt, die von sich sagen muss, sie habe kein Rotlichtmilieu, wird von den großen Reisebussen mit pensionsberechtigten Senioren gemieden. Selbst, wenn diese Rotlicht früher für eine Ferkelerwärmungsvorrichtung hielten, womit sie nicht Unrecht hatten, scheinen sie heute damit doch andere Ferkeleien zu verbinden. Da heißt es, das Konsumenteninteresse wach zu halten und Wünsche zu wecken. Lächerlich sind allerdings Versuche, wie in einer mittelgroßen, katholischen Stadt mit leeren Kassen gesehen, einfach ein paar Straßenlampen mit roten Tüchern zu umhüllen, diese am Abend anzuschalten und zu hoffen, das der so illuminierte Straßenzug nun das verrucht-berüchtigte, aber für Reisebussenioren so attraktive Rotlichtmilieu sei. Betrug am Konsumenten durch hochverschuldete Kommunen!

Innerer Monolog: Als James Dean einmal nachdachte...

Was mache ich hier in Lengerich? Als Bestandteil eines Kriegerdenkmals vor einer evangelischen Kirche? Evangelisch? Oder war es protestantisch? Protestieren, protestieren, ja, das können sie, die Protestanten, als wenn es nichts Wichtigeres gäbe im Leben, als zu protestieren. Ja, klar, da muss man mich hier vor die Westfront kleben, weil ich zwei- oder dreimal den jungen Rebellen gespielt habe. Protestanten und Rebellen, das geht doch gar nicht, und dann in einer Stadt wie Lenegrich, das ist doch, als ob man Schweinskopfsülze an Vegetarier ausschenken wollte. Da brechen Welten zusammen, da kann doch niemand ernsthaft annehmen, dass das gut geht. Wenn es überhaupt geht. Und überhaupt. Ich merke gerade, dass ich auf Deutsch monologisiere. Ich kann gar kein Deutsch, ich kann nur dieses Bratkartoffelenglisch, das sie, die ständig auf der Lauer liegen, diese bigotten, fetten Wohlstandsbürger, Amerikanisch nennen. Ich habe das T-Shirt erfunden und den Wagen ohne Verdeck. Wo wird das gewürdigt? Vielleicht bin ich gar nicht James Dean. Wer weiß, wohin mich der Steinmetz verschlagen hat. Aber schön, dass ich deutsch denke, also auf Deutsch, da kann ich endlich eine Fremdsprache. Was heißt das denn noch auf Englisch? Hm, das fällt mir jetzt nicht ein. Schade eigentlich. Aber, was nutzt mir hier Englisch in Lengerich, die haben mit Deutsch doch schon Probleme. Und sprechen kann ich doch auch nicht, weil mein Kopf aus Sandstein ist. Das weiß doch jedes Kind, dass Steine nicht sprechen können. Fluch des Berühmtseins.

Der weise Mann sagt: Auto und Villa




Doofe Gedichte: Theodor Spontane - Deutsche Städte (Darmstadt)

Darmstadt

Da, wo man es warm hat,
da ist Darmstadt.

Wo man einst krank wurd,
da liegt heute Frankfurt.

Und für viele bellt
ein dummer Hund in Bielefeld.

Cuxhaven, ach, Cuxhaven,
dich hab ich wohl verschlaven.

Aufgewacht bin ich in Darmstadt,
weil es soviel Darm hat.

Doofe Gedichte: Theodor Spontane - Deutsche Städte (Wuppertal)

Wuppertal

Du, schnupper mal!
Hier riecht's extrem nach Wuppertal.

Harmonie bei Mümmelmanns

Mutter Mümmelmann hat mal wieder alles ins Lot gebracht. Was für eine Karwoche hatte hinter der Hasenfamilie gelegen! Dem Vater hatte man beim alljährlichen, vorösterlichen Ohrenwaschenlegenfönen das falsche Muster in die Muscheln tätowiert. Drin ist drin, war der stumpfe Kommentar des Übeltäters, der sich sogar erdreistete, für die Schandtat Geld zu nehmen. Immerhin habe er fixe Kosten und einen Dispokredit am Laufen, so die wenig glaubhafte Erklärung. Die missratenen Ohrenmuster brachten auch den Haussegen in Gefahr, als Tochter Katie losprustete: Guck mal, Papa hat Ohren wie der Fliesentisch von Onkel Fred. Vater Mümmelmann fiel in eine tiefe Depression, er fühlte sich verraten von Familie und Ohrenwaschenlegenföhner. Das Geld war futsch und Ostern stand vor der Tür. Weder Eierpunsch noch sei Lieblingsspiel "Ich bin der Weihnachtsmann" konnten Licht in die trübe Seele bringen. Erst am Ostersonntag änderte sichd as Leben wieder in die richtige Richtung: Willst du nicht mal nachsehen, Vati, ob der Osterhase da war?, raunte die Mutti in das kleinkarierte Ohr des Familienvorstands. Wieso denn, fragte der Vati, das sind wir doch selber. Wer weiß, wer weiß, die Mutti dann geheimnisvoll; der Vater spazierte zu Tür hinaus und kam mit glänzenden Augen zurück in die Wohnstube: Seht mal, was der Osterhase gebracht hat!, rief er laut. Ein Ei! Ein Ei mit einem Muster, das zu meinen Ohren passt! Die Mutti schmunzelte und zwinkerte Katie zu. Der Vati war wieder glücklich. Katie aber grübelte den ganzen Nachmittag darüber nach, ob es wirklich einen Osterhasen gab oder nicht, und wenn ja, ob sie das nicht selber wären, und wenn ja, wer dann das Ei gebracht hatte, beziehunsgweise warum.

Achtung im Ziergarten!

Obacht jetzt im Garten, wo alles aus den Erdlöchern hervorschießen will. Die unheimliche schwarze Folie ist wieder unterwegs. Sie nährt sich von üppigen Kräuter, jungen Pflänzchen und der Geldbörse der Gartenbesitzer. Sie liebt es, in Vorgärten von Menschen zu wachsen, die ihre Rasenkanten gerne mit der Nagelschere schneiden würden und ein Büschel Gras in den Rabatten für eine außerirdische Seuche halten, die es mit der Giftspritze zu beseitigen gilt. An diesen Orten wuchert sie in unglaublicherGeschwindigkeit und hinterlässt bleiche Gewächse und modriges organisches Material, das irgendwann einmal das Herz des Betrachters erfreut hat. Es kann helfen, ein paar Löcher in den Folie zu stechen, um wenigstens den härtesten Gartengesellen einen Platz an der Sonne zu sichern, eine wirksame Lösung ist das aber nicht. Ganz ungelegen kommt der schwarze Geselle den
Rasenkantenmitdernagelschereschneidern nicht: Wo keine Blume, kein Strauch, kein Bäumchen und kein Holunderbusch wachsen, da findet sich auch kein Unkraut, und das macht zufrieden und den Garten übersichtlich.

Brauchtum: Sandeimer aufhängen

Eine alte Tradition ist zu Ostern wieder neu entdeckt worden. Früher hängte man zum Frühjahr vor Ostern als Opfergabe für die Götter des Geschlechtsverkehrs und der Fruchtbarkeit ausgeblasene Gänse- und Hühnereier in die Bäume, damit es in Land und Garten nun auch richtig losgehen konnte. Dass in den Eier nichts drin war, interessierte die besagten Götter nicht, denn sie waren mit der Befruchtung der Landstriche und Äcker beschäftigt. Heute, in den Zeiten des Kunstdüngers und der künstlichen Besamung, ist sich niemand der tiefen Bedeutung des Brauches bewusst. Der dekorationsorientierte Mensch, der wenig über sein Tun nachdenkt, hängt ausgedientes Spielzeug in Sträucher und Bäume, und glaubt, damit die Gegend zu verschönen. Dass aber die vorgenannten Götter von Plastikmüll in der Natur allmählich genug haben, zeigt die Tatsache, dass in manchen Jahren der Frühling erst später kommt, oder es gleich mit dem Sommer weiter geht. Guter Geschmack hat seine Grenzen und auch die Fruchtbarkeit, und zwar dort, wo es richtig hässlich wird.

Der weise Mann sagt: Klammern




Doofe Gedichte: Theodor Spontane - Synapsen/ Kolibri

Allerhöchste Zeit
Wenn die Ohren
bohren
und die Synapsen
flapsen
und die Augen
trotzdem taugen
dann ist es bald soweit
beziehungsweise allerhöchste Zeit.

Der Schrei des Kolobrei
Als der Kolobri
so herzerweichend schrie,
da macht' der Uhu
schnell die Ohren zu-u.