Das find' ich konisch...


Früher hätten wir uns gefreut
heute sind wir zerstreut
comic oder komisch
conic oder konisch?

Günter Krass - Erinnerungen: Fremde Raumschiffe


Unsere Fantasie ging damals mit uns durch. Nächtelang starrten wir den Himmel an und glaubten, nachdem unseren Augen vom Fixieren der Fixsterne Trugbilder serviert wurden, endlich die heiß herbeigesehnten unbekannten Flugobjekte zu sehen. Wir glaubten uns schon in Kommunikation mit der vierten Art und streichelten sanft unsere Perry Rhodan-Hefte, die uns erst mit den Protagonisten zusammen in die andere Welt gedacht und gebracht hatten. Endlich konnten wir beweisen, was wir immer gewusst hatten: Es gab Intelligenzen im All, die uns weit überlegen waren, die durch Hyperräume jagten, nur um uns zu treffen, uns einmal die Hand zu schütteln, vielleicht ihre fremd anmutenden Tentakel um unsere Schulter zu legen und uns ein gutturales HALLO zuzuraunen. Man hielt uns für Spinner, aber wir lasen weiter Perry Rhodan, um nicht zu verpassen, wie die Geschichte mit der Welt und dem All und den vielen Dimensionen weiterging. Heute schmunzeln wir, wenn uns ein Objekt an ein Raumschiff oder ein unidentifiziertes fliegendes Objekt erinnert.Mache halten es für ein Spielgerät, das die Stadtverwaltung aufgestellt hat. Kinder spielen im Maschinenraum, fummeln am fast allmächtigen Bordcomputer herum, ohne zu wissen, welche Urgewalten sie entfesseln könnten. Sie denken, es sei ein Metall-Iglu, den die Eskimos vor langer Zeit auf der Wanderung durch Köln in ihre Heimat Grönland stehen gelassen haben. So sind sie, die Kleinen. Jede Zeit hat seine eigene Fantasie.Wir aber wissen es genau: Es sind die Relikte der heimlichen und friedlichen Invasion unserer Mitwesen aus dem All, und deren Heimat ist garantiert nicht Grönland.

Flüchtige Begegnungen


Die moderne Welt huldigt der Anonymität, der Flüchtigkeit des Moments, der Auflösung fester Bindungen, des Verneinens des erkennbaren Grußes, der Weigerung, anzuhalten und zu verweilen. Gut Ding will Weile haben, so spricht der Volksmund; der aber ist längst auf sich selbst gefallen, schweigt und starrt ergeben die aktuellen Wahlergebnisse an, als seien es die neusten Details der daily soap. Der Volksmund weiß nicht, denkt nicht, plant nicht; er redet. Aber er hat eine lebenspraktische Schläue, gleich einem Kind oder einem Betrunkenen, die beide unbedarft Erkenntnisse lallen, derer Philosophen Jahre des Indertonnesitzens bedürfen. Und doch: Wen kümmert's? Wir eilen dahin, erkennen nur Schemen und Schatten, reißen Grimassen, die wir für Lächeln halten, und eilen weiter, hetzen von hier nach dort, von Event zu Date, haltlos, wie getrieben von orkanartigen Böen, vom großen gesellschaftlichen Furz, der das Produkt mangelhafter Verdauung der Finanzkrise ist. Denn den Übeltätern wird wieder in die Hände gespielt, damit sie dem schlichten Bürger die Ersparnisse aus der Tasche ziehen können. Da ist es nur gut, wenn die FDP an die Macht gelangt, an die Macht der Anzugträger und Gelackten. wir da unten oder dahinten bleiben die Gelackmeierten. Jetzt aber schnell weg!

Andi Werwohl: Amphore völlig daneben


Hast lange gezittert
jetzt bist du völlig daneben
Keramik-Gefäß, s'hat mächtig gewittert
ich hörte ein Beben
ein Klopfen ein Raunen
ein Bollern ein Knallen
o, welches Staunen!
Bist einfach gefallen.
Zersprungen.
Das find' ich gelungen.

Philosophie: Gewissheit und Ordnung


Wie viel Philosophie umgibt uns im Alltag! Der Mensch muss nur richtig hinsehen, das Kleine und Mittelgroße entdecken, nicht immer auf das Mächtige warten,nach dem Reißerischen schielen, das es vielleicht gar nicht gibt.
Eine Tonfigur, das einen hässlichen, fetten Hund mit Flügeln zeigt, der den Garten verzieren soll, der dem Auge guttun soll, den Händen schmeicheln, gibt uns die Gewissheit: Dieses Ding verdient den Hammerschlag und gehört in die Tonne. Es ist gewiss so hässlich, dass kein Ästhet sich Argumente zurechtlegen könnte, um das Objekt in die Kategorie "belanglos" zu hieven, was ein erheblicher Aufstieg wäre.
Und doch ist diese Gewissheit, die Gewissheit, dass das Hässliche existiert, gepaart mit Ordnung, gewissermaßen sind beide in Symbiose, das eine kann nicht ohne das andere.
Zwei alte Frauen stützen den Trog, in dem sich der übergewichtige Hund suhlt. Zwei, als Prinzip von Himmel und Hölle, als Vertreibung aus dem Paradies. Hier wird klar: Dieser Hund kommt nicht mehr ins Paradies, und das ist vollkommen in Ordnung.
Dass man auf dem Trog darstellt, wie mehrere Erwachsene ein Kind in einen Brunnen haben fallen gelassen und jetzt darüber jammern, will befremden. Das Kind ist nämlich viel zu groß oder auch zu lang, der Brunnen ist möglicherweise zu schmal oder nicht tief genug, vielleicht ist er nur ein Loch mit einer Mauer drum herum.Das Kind passt überhaupt nicht in den Brunnen. Diese irrationale Situation spiegelt unser tägliches Leben wieder, unser Sein im Chaos,dass zwischen Gewissheit und Ordnung, wie zwischen zwei Magneten, in der Schwebe ist. Das ist gewiss sehr hässlich, aber auch völlig in Ordnung. Dieses Paradoxon treibt uns an, macht uns zu Menschen.

Grübelnder Soldat: Wann ist Krieg?


Ist jetzt Krieg in Afghanistan oder nicht? Wenn geschossen wird, kann das auch ein Schützenfest sein, wenn Tote dabei rauskommen, ist das dumm. Früher wurde auch geschossen, da gab es auch Tote, das hat man auch nicht immer Krieg genannt. Aber ab wann spricht man von früher? Es könnte eine Jagd sein, da sterben Tiere, das ist der Lauf der Dinge. Der Lauf der Waffe, das ist eine todbringende Vorrichtung, ohne den Lauf flöge die Kugel wild in der Gegend herum und könnte jeden treffen. Jäger werden aber nicht Mörder genannt und Tiere nicht Tote. Das eine sind die Waidmänner, das andere das Waid, das Wildbret, die Rehkeule, das Hirschragout. Wo ist der Unterschied? Und überhaupt, darf ich hier rumsitzen und Popcorn essen? Musik hören, während irgendwo da draußen meine Kameraden..., doch ich darf das, ich könnte auf Heimaturlaub sein, da sind Musikhören und Popcorn essen erlaubt, ja, wird sogar gefördert, als Ausgleich, als Mittel, um die schrecklichen Eindrücke zu vergessen. Jäger besaufen sich, damit sie nicht von den Tieren im Traum verfolgt werden, deshalb die vielen Alkoholiker unter den Grünröcken. Was soll ich tun? Soll ich aufstehen, weil sitzen immer aussieht, als ob ich untätig bin, nur herumsitze eben, dabei müsste ich ständig unser Vaterland schützen. Wenn ich jetzt wüsste , wovor, dann wär mir wohler. Popcorn, Popcorn. Wenn ich eine Freundin hätte, könnte ich mit der....na, die hört auch nicht immer zu, und wenn ich der mit Töten komme, dann ist der Abend gelaufen, dann ist nix mit Popcornpopcorn. Soweit kann die Vaterlandsliebe und der Verteidigungsauftrag auch wieder nicht gehen, dass da Beziehungen in die Krise kommen. Und überhaupt: Ich lasse nicht von einem Deutsche-Bahn-Schild auf micht zeigen, mit einem Pfeil auch noch, das ist aggressiv, Pfeil, das ist eine der ersten Waffen gewesen, die getötet hat, und dann noch CITY, mich City nennen! Das geht gar nicht. Bundeswehr? Ist doch auch kein ordentlicher Beruf. Wenn's mal kracht, sind wir wieder schuld. Wo nehme ich jetzt so schnell eine Freundin her....

Silberbraut in Köln




Silberbraut,
wenn man so schaut,
nährt sich der Zweifel.
Kommst aus dem Bergischen,
vielleicht auch aus der Eifel?
Kommst du aus Bochum, Telgte, Essen?
Bist du zum Trinken da? Das kannst du glatt vergessen.
Denn Kölner, die sind wie besessen
von Kölsch und das ist kein Getränk;
das ist nur Flüssigkeit
zurzeit
in hellem Braun.
Bloß nicht dran nippen, nur mal schau'n!

Was Schilder uns mitteilen

Was sehen wir da? Einen Hund, der seinen Rücken krümmt und versucht, seinen Verdauungsprozess zu beenden, dieses vielleicht nicht an dem Ort, der dafür vorgesehen ist (Herrchens oder Frauchens Vorgarten), und das Absehen(Jägersprache, nicht zu verwechseln mit Absicht, die den Tötungswillen stärker betont) eines Zielfernrohres. Das Absehen ist so ausgerichtet, dass dem Hund ein Blattschuss verpasst werden könnte, der ihn hinstrecken und zu Tode bringen würde. Weiterhin die Warnung: Hier nicht! Sonst....
Die Frage ist aber an dieser Stelle: Was will das Schild wirklich sagen?
1.Wenn ein Hund hier seine Exkremente absetzt, wird er waidmännisch erschossen?, oder:
2. Wenn ein Jäger auf mich schießt, dann scheiße ich drauf (Hundesprache)?
Gefordert wäre hier der Petitionsausschuss im Bundestag mit der dringenden Bitte, Schilder in ihrer Aussage eindeutig zu machen. Was bislang mit Hunden und Jägern passiert, ist demnach noch ungeklärt.

Andi Werwohl: H

Ja, Wehrwohl, da fragt man sich, wer wohl auf diese dämliche Idee gekommen ist, ein H als Kunst zu verkaufe? Das findet sich doch auf jedem Sportplatz, der eine Tartanbahn hat. H auf Tartan, das wäre ein ehrlicher Titel gewesen. Aber jetzt wieder dieses Geheule über Gesellschaftskritik und Anspruch und immanentes Geblabla! Ich hör's nicht mehr, ich bin auf dem Ohr taub, nein, auf beiden Ohren. Wer sich als Künstler auch noch Werwohl nennt, weil er hofft, die Leute würden ihn mit Warhol verwechseln, der ist doch arm dran, der kann doch nur in der Gegend rumlaufen und nach Kunstwerken suchen, die keine sind. Das ist vielleicht paradox, aber mal ehrlich: Wer würde sich denn dieses H ins Wohnzimmer hängen?

Jetzt auch in Paris

Das besonders an der Nordsee beliebte Pümpelhocken hat jetzt auch in Paris seinen Platz gefunden. Momentan hocken zwei Deutsche auf den Wettkampfgeräten, wobei nicht sicher ist, ob sich die beiden im Klaren darüber sind, dass sie sich in einem Wettkampf befinden; sie warten nach eigenen aussagen lediglich auf ihren Zug. Die Schiedskommission berät, ob das Herumhocken doch gewertet werden soll. Paris ist leider nicht mit auf dem Bild, da urheberrechtliche Belange nicht geklärt werden konnten.

Rolf und Dieter: Saufende Elefanten

Rolf: Ich mag nicht, wenn Elefanten als Säufer dargestellt werden....
Dieter: Ist doch nur ein Bild.
Rolf: Trotzdem.
Dieter: Aber bei dem Rüssel, den Elefanten haben.
Rolf: Sollen die vielleicht Reklame für die Feuerwehr machen?
Dieter: Die saufen doch auch.
Rolf: Die löschen Brände.
Dieter: Sag ich doch. Ihre eigenen vielleicht.
Rolf: Mit dir ist nicht zu reden.
Dieter: Du hast wohl mit Alkohol ein Problem.
Rolf: Du doch auch.

Dieter: Ach, dann bist du das auf dem Bild hinter uns?
Rolf: Wüsste ich nicht.
Dieter: Wo ist das denn gemacht worden?
Rolf: Komm, ich weiß nicht mal, ob ich das bin.
Dieter: Und warum stören dich saufende Elefanten?
Rolf: So allgemein eben.
Dieter: Also doch ein Problem mit Alkohol.
Rolf: Blöder Hund.
Dieter: Wieso Hund?
Rolf: Besser als blöder Elefant. Mit dir ist nicht zu reden.
Dieter: Arf! Arf! Besser?
Rolf: Nö. Ich geh jetzt ins Rüsselheim und trink ein Bierchen.
Dieter: Warte, ich komm' mit!

Kurz berichtet: Das Meer singt



Das Meer singt. Dieses orthographische Missverständnis, dem Wesertageblatt entnommen, führte bei Hans P. dazu, dass er seine hochmoderne Aufnahmeausrüstung an der Nordsee platzierte und versuchte, ein paar Lieder des singenden Meeres aufzunehmen. Gemeint war aber: Das Meer sinkt.

Tabakplantagen erfolglos

Dass die Gentechnologie nicht immer erfolgreich ist, hat jetzt ein fehlgeschlagener Versuch gezeigt, nicht mehr lästige Tabakpflanzen zu ziehen, die von riesigen Sklavenheeren geerntet werden müssen, sondern Zigarettenstummel
in die Erde zu stecken, um diese dann nach zwei Wochen fertig für die Packung zu pflücken. Die US-Regierung hatte sich dieses hohe Ziel gesetzt, denn Sklavenarbeit hatte sich der Staatenbund bereits vor geraumer Zeit untersagt, zur Aufrechterhaltung der Wirtschaft aber weiter betrieben. Angeblich wüssten die dunklen Plantagenfachleute nicht, was sie sonst tun sollten, sie hätten ja nichts gelernt. Der Süden kann mal wieder lachen. Zwar muss die Peitsche im Schapp bleiben, aber sich Massa nennen zu lassen, lockt doch aus jedem richtigen Südstaatler ein wohliges Grunzen. Der Fehlschlag mit den Zigarettenstummeln kommt den Großgrundbesitzern gerade recht: Es kann alles bleiben, wie es war, und das nennt man immerhin Tradition. Ein neuer Präsident bedeutet nicht, dass Bewährtes über den Haufen geworfen werden muss.

Lotto und optische Täuschungen



Optische Täuschungen begleiten uns still im Alltag, wir bemerken sie kaum und lassen uns doch von ihnen manipulieren. Blickt man auf das Bild links, so denkt ein jeder sofort: Ein Holzbrett mit einem Haufen Löcher, die aber irgendwie gleichmäßig nebeneinander sitzen und ein Stromkabel.

Hier ist die suggestive Botschaft: Spiel Lotto. 6 in 49! Kümmer dich nicht um das Kabel, denn du stehst doch sowieso unter Strom. Jetzt mal eine Million abgreifen und die Sau rauslassen, das wär's doch. Aber: Von nichts kommt nichts! Ab zum Lottobüro und den Tippschein ausgefüllt!

6 in 49! Du versuchst deine sechs Finger in die Löcher zu stecken, um die richtigen Tippzahlen zu ermitteln. Das dauert etwas, deine Finger sind doch etwas kräftiger geworden seit dem letzten Mal, vielleicht reicht aber auch, die Löcher anzutippen. Genau! Antippen. Deswegen ja auch Tippschein. Und wirklich: Was du für einen Haufen Löcher gehalten hast, sind exakt 49! Sieben mal sieben Löcher in Reih und Glied, wie geschaffen für Prognose, die den Hauptgewinn erzwingen wird: 6, 13, 23, 29, 33, 34, 40, 43, 44, 49. Mit der Nasenspitze ermittelst du die Zusatzzahl: 4 und 5. Die Nase hat auch zugenommen.

Der weise Mann sagt: Schlafende Hunde



Weck nicht schlafende Hunde,

sie könnten wach werden.

Schläfre nicht Wachhunde ein,

das ist ein Frevel hier auf Erden.

Musikkritik: Peter Green - The green manalishi

Was haben wir damals gerätselt. Was ist denn ein grünes Manalishi? Wir dachten immer an etwas Kleines, Glitschiges, Fummeliges, und wir suchten in der Welt herum, ob wir dieses Manalishi fänden. Bis heute hat es keiner von damals wirklich gesehen, geschwiege denn angefasst. Wenn man nicht weiß, wie es aussieht, wie soll man dann erkennen, dass man es gerade angefasst hat? Wir haben rumgefragt: Hey, hast du ein Manalishi, vielleicht in Grün? Die Befragten stierten uns an, weil sie uns für schwachsinnig hielten und hatten dabei selbst keinen klugen Gesichtsausdruck, eher so, als stünden sie unter Drogen. Dann kramten sie in den Taschen und geben uns ein wenig Kleingeld: Hier, kauf dir ein Manalishi, meinetwegen auch in Grün. Das ganze Leben lang hat uns Peter Green mit seinem Gitarrengedudel und seinem penetranten Gesang über das grüne Manalish begleitet. Jetzt, wo auch Peter Green dick und alt ist, wird es Zeit, die Platten aus dem Schrank zu nehmen, in einen Backofen zu schieben, zu erhitzen und daraus eine Chipsschale zu formen, so wie man sie damals gerne verschenkte, wenn einem nichts besseres Selbstgemachtes eingefallen war. Eine schöne Platte!

Hier kann man das Manalishi anhören

Endlose Weiten der Prärie

In den unendlichen Weiten der Prärie ritt ich auif meinem treuen Pferd. Die Satteltaschen knatschten, meine Colts hingen schwer an meinem Patronengürtel. Einsamkeit. Ich fragte mich, warum ich diese schweren Handfeuerwaffen überhaut umgeschnallt hatte? Ich hatte mir diese Wyatt-Earp-Dinger besorgt, bei denen ich mich immer gefragt hatte, wie der die so schnell aus den Holstern herausziehen konnte, um dann zu zielen und fast gleichzeitig abzudrücken und einen Gegner, der auch nicht der langsamste war, erschoss. Der Mann flog dann meistens mitsamt Ausrüstung bis vor die Saloontür, wo die verschreckten und jetzt völlig erstaunten, halb betrunkenen Viehtreiber standen und sich nicht vom Fleck rührten. Ich hatte die Waffen noch niemals aus den Holstern gezogen und fragte mich jetzt, ob das wirklich ging, ob nicht doch eine versteckte Kindersicherung den allesentscheidenden Zugvorteil behindern würde. Im Sitzen musste das Ziehen schwieriger sein, denn man konnte die Arme und auch die Hände nicht frei bewegen, sondern musst diese angewinkelt einsetzen und aufpassen, dass man sich nicht aus Versehen ins Bein schoss, obwohl, dagegen versicherte mich ja die Kindersicherung, wenn sie denn da ist, raunte es in meinem Kopf. Vielleicht waren die Holster gefettet, um das Eisen schnell durchs Leder gleiten zu lassen. Das würde gleichzeitig vor Korrosion schützen. Ein Indianer am Horizont. In meinem Kopf schrillten die Alarmglocken. Der zweite Reiter in dieser Einsamkeit! Ein Indianer. Wer sonst sollte das sein? Weiße vergaloppierten sich hier nicht. Meine Hände schossen überkreuz an die Waffen, das hatte ich bei dem reitenden Earp abgeguckt, und rissen sie aus dem Leder. Wie leicht das ging, ups, da hatten sich beiden Friedenstifter verhakt, ups, der erste Kracher ging in die Erde, Dreck spritzte, auch der zweite Hahn gespannt, der Abzug nur touchiert, aber das waren Präzisionswaffen, die sensibel waren wie erkältete Meerschweinchen. Krach! Die zweite Kugel streifte meinen rechten Stiefel, gut das ich eine Nummer zu groß genommen hatte, wegen der Socken, die im Winter noch reinpassen mussten. Mein treues Pferd war im Galopp, in gestrecktem Galopp, dem musst ich mich ergeben. Es hielt direkt auf den Indianer zu, der immer noch bewegungslos an der selben Stelle stand. Jetzt zu schießen, wäre zwecklos gewesen. Vor dem Appaloosa des roten Mannes, der eher einem Pfarrer mit Zylinder glich, kam mein treuer Gaul zu halten. "Hallo!", sagte ich freundlich und schob die Waffen in die Holster. "Hallo!", war die karge Antwort. "Haben Sie auch die Schüsse gehört?", fragte ich neugierig. "Yepp!", die karge zweite Antwort. "Na, dann, nichts für ungut! Man sieht sich!", sagte ich und tippte an meine Stirn; mein Hut lag 200 Meter hinter mir im Staub. Der Schwarzrock nickte. Lässig nahm ich die Zügel in die Hand und ließ mein treues Pferd aus dem Zügel kauen. Entspannt ging es Richtung Westen. Ich wusste jetzt, dass meine schweren langen Pistolen keine Kindersicherung besaßen. In Kinderhände hätten die gefährlichen Waffen sowieso nicht gehört.

Andi Werwohl: Frosch unter Plastik auf Malennachzahlenbild (2009)


Gedichte, die man schon irgendwie gehört hat: Georg Krakl

Lollo

Lollo
kotzt
von
Korn.
Korb
voll.
Bodos Motto:
Hol
Odol!

Cord
Toll!
Cord von vorn!
Voll Torf!
Bodos Motto:
Hol Omo!

Probst
Probst boxt Onnos
Popo rot.
Dort Schorf.
Onno motzt.
Zorn.
Bodos Motto:
Probst,
box Rotkohlkopf!

Kubismus im Alltag

Alles eckig und kantig. Die ganze Welt ist eckig. Eine Scheibe? Nein, eine Scheibe ist rund. Scheibe Wurst. Das kann nicht sein. Was soll das für ein Weltbild sein? Die Welt eine Scheibe Wurst? Wo sollen denn die vielen Vegetarier bleiben? Ins Exil? Wohin denn? Wenn es nur die Welt gibt. Der Mars? Der klebt. Innen mit Karamel, das ist was für Puddingvegetarier. Die Welt ist eckig. Eckig wie ein 50-€-Schein. Der ist flach? Flach und eckig? Wie, eckig ist dreidimensional? Ein Schein ist auch dreidimensional, man sieht es nur nicht so genau. Man kann sich an einem Schein nicht stoßen? Der Schein des Anstoßes, so sagt doch der Volksmund. Calmund? Wer soll das sein? Der Stein des Anstoßes. Was hat das mit Fußball zu tun? Der Ball ist rund. Sagte schon Sepp Herberger? Na, dann...

Gedichte mit überlangen Zeilen: Kerzenständer ohne Sinn und Verstand

Was ist ein Kerzenständer
ohne Kerze,
mal so gefragt (vielleicht im Scherze)?

Was ist ein Radio ohne Sender?

Nichts von Bedeutung, muss die Antwort lauten, weil so völlig ohne Sinn und null Verstand.

Das liegt doch auf der Hand.

Georg Krakl, 2009








Lesergedicht von 20:52 Uhr

Kerze
du altes Licht
willst in den Ständer nicht
bist erloschen hast ausgebrannt
kein Flackern an der Wand
nur Nacht
das hast du gemacht
bezeihungsweise nicht
du altes Licht

WinFried Hackeböller: Rostrich mit Blume (2009)

Blume versteht ja jeder, aber was, bitteschön, ist Rostrich? Ro-Strich, irgendwas gestrichen, Meister Hackeböller? Sieht aber eher rostig aus, wie immer bei Ihnen, da könnte man mal kräftig drüberstreichen, damit dieser Dreckhändemacher verschwindet. Rostrich, soll das vielleicht an Senf erinnern, Mostrich? Hier kann jeder seinen Senf dazugeben, könnte das Motto heißen, weil sowieso keiner weiß, was er da kommentieren soll. Einen halb vergammelten Kartoffelstrunk als Blume zu bezeichnen, ist dann doch die Krönung eines Kunstwerks, das aus ein paar zufällig des Weges liegenden T-Trägern besteht. Schönen Dank, liebe Kunstwelt, dass du uns diesen Scharlatan beschert habt!

Der weise Mann sagt: Größe haben

Der weise Mann sagt:
Es bietet sich immer eine helfende Hand.
Man muss nur die menschliche Größe haben, sie zu ergreifen.

Neuer Ziergarten auf Eigeninitiative

Der Eigentümer eines Eckgeschäftes in Weserstadt ist jetzt initiativ geworden. Nachdem die Stadtverwaltung lange auf sich hatte warten lassen, wollte er ein Zeichen setzen. Er setzte sechs Lebensbäume in die Erde, streute eine Tüte Kies aus und teilte damit symbolisch mit: Hier fehlen sechs Lebensbäume und eine ausgestreute Tüte Kies. Damit hatte er deutlich gezeigt, dass es oft nicht reicht, auf die Stadtverwaltung zu warten, weil diese auf solch einen symbolischen Akt gar nicht gekommen wäre. Nun können Kunde, Eigentümer und Stadtverwaltung zufrieden sein, denn dem Aussehen der Weserstadt wurde etwas Positives hinzugefügt. Nicht umsonst nennt man Weserstadt die grüne Oase am Fluss. Die Stadtverwaltung bedankte sich mit drei Verkehrsschildern, die die symbolische Aussagekraft noch verstärken: Wo sechs Lebensbäume und eine Tüte Kies sind, da soll kein Bus drüberfahren. Da wird auch nur für eine eine Stunde mit Parkscheibe geparkt! Das führt sowieso in eine Sackgasse!
Eine beispielhafte Zusammenarbeit von Stadt und Bürger.

Wortergänzungstraining für junge Männer am Rhein

Häufig sind es junge deutsche Männer, die vorwiegend Ausländisch oder ein anderes Kauderwelsch sprechen, welche sich um eine Weiterbildung im sprachlichen Bereich bemühen. Warum den ganzen Tag rumsitzen, wenn man auch was Sinnvolles unternehmen kann? Das Rheinufer hält genügend Wortergänzungsrätsel bereit, die die Hirne über Stunden beschäftigen können, vielleicht sogar ohne zu einer befriedigenden Lösung zu kommen. Wie kommt man an einem Fluss zu einer sinnvollen Ergänzung des Wortes ....dfahrten? Erdfahrten ist ungewöhnlich, wäre aber eine korrekte Ergänzung, Mondfahrten sind eher untypisch für die Gegend, Kindfahrten- was soll das sein?, Randfahrten ließe sich vorstellen, wenn man mit dem Gefährt am Flussrand führe. Flussrand heißt aber Ufer und ergibt hier keinen Sinn. Auch die Vorschläge Handfahrten, Wandfahrten und Strandfahrten bleiben ohne Konseqenzen, sogar Radfahrten wird abgewiesen, und der scherzhafte Einwurf- natürlich falsch- Fahrratten ist völlig daneben. So müssen junge deutsche Männer, die vorwiegend Unsinn erzählen, noch eine Weile am Rheinufer verharren. Die Lösungblätter gibt es diesmal beim Schifffahrtsamt.

Rote Arme Fraktion in der Sinnfindung

Das ist doch absurd, uns Rote Arme Fraktion zu nennen. Das klingt doch wie schon mal gehört. Wenn ich nur wüsste, wo ich das schon mal gehört habe? Klar, wir werden dann diskriminiert und haben dann ein Argument, mal richtig auf die Pauke zu hauen. Nur einfach rote Arme zu haben, das bringt es doch nicht. Wir müssen auch ein Programm haben. Vielleicht wie Michael Jackson, also, dass wir weiße Arme haben möchten. Das wäre doch ein Ansatz. Politisch ist das eher nicht. Schwarze Arme, ok, aber dann geht das ja wieder los mit den Anpöbelungen: Kuck mal da, die Schwarze Arme Fraktion, nee, das gibt keinen Sinn. Weiß ich auch nicht gerade der Kracher, weil die ja immer die Unterdrücker sind, und Unterdrücker zu sein, ist nicht schön, da muss man sich immer rechtferigen. Eine gute Abkürzung muss her, wie FDP oder FDH, ich hab's, die RAF, Raffraff, das klingt wie ruffruff, das können sich auch Kinder leicht merken und Leute auf dem Lande, raffen, ist vielleicht negativ besetzt, aber macht doch jeder heutzutage, wer nicht mitrafft ist selber schuld, der hat den Zug verpasst. RAF ist gut. Klasse.

Gesunder Sport

Sport hat etwas Ordnendes. Er ist überschaubar, weil klar gegliedert. Niemand kann sich verlaufen oder muss in einem Sumpf wirrer Gedanken versinken. Sport ist schlicht und gesund. Der Rasen ist grün, beim Golf heißt der Rasen sogar Grün und ist grün, wenn auch mit Löchern,, die Aschenbahn ist aus Tartan und rot, in Berlin ist sie blau. Die Linien gehen geradeaus, da wo es Kurven gibt, führen die Linien den Menschen sanft in die richtige Richtung. Sportplätze sind häufig eingezäunt, sodass spätestens der Kontakt mit dem Maschendraht signalisiert: Mensch, du musst deinen Weg korrigieren. Damit bringt Sport in das Leben von Menschen Sicherheit, Überschaubarkeit und damit auch Beschaulichkeit. Jeder kann beschauen, was bisher schief gelaufen ist und jetzt anders funktioniert. Die Torergebnisse sind im Fußball immer im einstelligen Bereich, so dass auch einfach strukturierte Rechner noch etwas herausbekommen, 4:2 ergibt klar die 2, da freut sich der Fan, auch wenn die eigene Mannschaft die vier Tore kassiert hat. Sport macht das Leben angenehm und lebenswert, und deshalb ist er auch so gesund.

Oshi: Die innere Flöte spielen

Willst du Zugang zu deinen Energien haben, dann musst du deine innere Flöte spielen! Eine zarte Meldoie musst du dir vorspielen und du wirst merken, wie sein dein Körper, dein Gesit, alles in dir verändert. Deine Energien fließen. Ich muss, ich muss, ich muss gar nichts, höre dich schon wieder jammern. Lass ab von deinen selbstmitleidigenden Gedanken, der du die Traumata deiner Kindheit noch nicht bewältigt hast, und jetzt so erwachsen tun willst! Du magst keine Flöte, vor allem keine Blockflöte? Diese Katzenmusik aus der Grundschule hängt dir immer noch aus Ohren und Hals heraus, nein, aus Hals, Nase und Ohren, da gehst du lieber zum Halsnasenohrenarzt, als auf der inneren Flöte ein Liedchen zu fiepen? Weg mit deinen Zweifeln! Die innere Flöte ist doch nur ein Bild, eine Metapher, eine Hilfe, damit du dir vorstellen kannst, was da in dir ablaufen kann. Du willst es nicht wissen, dir geht dieses esoterische Gesülze auf die Nerven, ich soll zusehen, dass ich Land gewinne? Dass ich mich vom Acker mache? Abhaue? Mich verpisse?
Nun denn, niemand wird dich zwingen, das zu tun, was dir helfen wird, was dich in deiner Entwicklung weiterbringt, was dich völlig neue Welten erschließen lässt, was dich auf eine andere Bewusstseinsebene bringen wird. Ich soll's Maul halten. Mir scheint du bist noch nicht reif für diese Entwicklung; in dem Ton muss ich nicht mit mir reden lassen. Du redest gar nicht mit mir? Was war das denn eben? Von wegen Maul halten? Ich soll einfach ruhig sein? Pass auf, Meister, jetzt halt du mal dein Maul. Ja, das ist unhöflich, das ist beleidigend. Aber wenn du's brauchst, bitte! Schnauze, kapiert?

Georg Krakl: Guter Mond (2009)


ach,guter Mond,
du schaust so schief,
du seufzt so tief,
so prallgefüllt, so straff,
beleuchtest unser Kaff
im Grunde nicht.
du hast kein Licht.
das sind wir nicht gewohnt!
der Himmel eine Hecke!
wo sind denn nur die Sterne?
ich stech dich, Mond, verrecke!
so hab'n wir dich nicht gerne!

der mond lässt luft und fliegt davon
es war wohl doch ein luftballon...

Dem Wasser tut's nicht weh

Wir schießen nur aufs Wasser, dem Wasser tut's nicht weh, und wenn ein Schwimmer drin ist, der hat da nichts zu suchen, das ist ein Ballersee, der ist für Schwimmer verboten, da dürfen die nicht schwimmen, dann wird halt getaucht, aber langfristig, daran muss man sich gewöhnen, ich bin hier auch nicht immer zum Spaß, irgendwie bin ich hier reingerutscht, ich kann gar nicht mehr sagen wie, ich glaub Willi hat mich überredet, der hatte ja auch nie was vor, aber dann kamen ja die Uniformen, die sind ja auch todschick, haha, todschick, gutes Wortspiel, meine Frau fand, die machen schlank und straff in der Haltung, so preußisch-aufrecht, so korrekt, und der Tod gehört zum Leben, sagte meine Tante immer, der Krieg ist auch ein Teil des Lebens, wo wären wir, wenn es nicht immer wieder Kriege gegeben hätte, dann wären wir heute überbevölkert, auch wenn Kriege manchmal richtig traurig sind, manchmal trifft's ja auch die Falschen, aber wir schießen nur aufs Wasser, dem Wasser tut's nicht weh, wir haben Spaß dabei und im Notfall würde es uns wahrscheinlich helfen, wenn es hier so richtig kracht, da macht sich keiner mehr in die Hosen, das sind wir gewöhnt. Und das Wasser bleibt ruhig und schluckt, was wir ihm zu fressen geben. So ist das, genau wie in der Natur.

Angewandte Psychologie: Was sind Sehenswürdigkeiten?

Oma und Opa, mit Enkelin Petra und einer Schubkarre voll mit Paulchen am Rheinufer in Köln, dem Fluss abgewandt staunen sie über Sehenswürdigkeiten; Petra macht sich sogar ein Bild. Der interessierte Mitbürger fragt sich: Was starren die drei, vielleicht sogar auch Paulchen, an und empfinden das Objekt als Sehenswürdigkeit?
Rechts, im Bild nicht zu sehen, ein Bronzebrunnen, der nicht schön, aber deswegen merk-würdig ist; die Damen haben sich in diese Richtung gewendet und scheinen im Anblick versunken und zu kontemplieren. Opa, der Socken und Straßenschuhe zur kurzen Hose trägt, schaut weiter links, eine Kneipe, ein Restaurant, eine Wirtschaft, eine Gastronomie, die Bitburger anbietet. Seine seit 2 Stunden unterdrückten Gelüste lassen sich kaum noch unter Kontrolle halten. Ein Bier muss her! Für Opa ist die Kneipe die Sehenswürdigkeit, denn sie verspricht die Befriedigung seiner primären Bedürfnisse. Er kann zum Bit noch eine Knackwurst oder etwas Salzgebäck, vielleicht sogar einen halven Hahn, der fleischlos ist in Köln, verspeisen. Da wäre Opas Tag gerettet. Aber: Wie sag ich's meiner Frau? Wie verschleiern, dass mich Kultur nicht die Bohne interessiert, wohl aber das, was mir der Bauch sagt: Füll mich! Man soll auf seinen Bauch hören, das sagt Thea auch immer. Sogar Ratten reagieren nicht auf bunte Flecken oder Stromstöße, wenn sie richtig Durst oder Hunger haben, oder sogar beides, sondern kümmern sich nur um Essbares, und das kann bei Ratten allerhand sein; das haben wissenschaftliche Studien ergeben. Eine Frage der Motivation also; Kultur bedeutet dem Satten und Undurstigen etwas; der Bauch kommt vor der Kultur, das wusste schon Brecht sinngemäß. Opa traut sich, denn mit jeder Minute, mit jeder Sekunde werden die Bedürfnisse stärker und schreien nach Befriedigung: Du, Thea, guck mal, da kann man schön in der Sonne sitzen, von da habt ihr auch einen anderen Blick auf den Bronzebrunnen, Petra, da kannst du schöne Bilder machen, vielleicht möchtest du ja ein Eis, einen Kaffee, Thea? Komm, heute gebe ich mal einen aus. Aber, wenn ihr noch weitergehen wollt.....
Die eigenen Bedürfnisse nicht nennen, die der Begleitung hypothetisch auflisten, so tun, als könnten die anderen selbst entscheiden, das führt zum Erfolg, das hilft, das ist angewandte Psychologie. 15 Minuten später kann Opa das erste Bit einfahren und alle sind zufrieden.

Modernes Reisen

Bernd: Wieso hast du denn zwei Rucksäcke?
Udo: Das sind doch keine Rucksäcke.
Bernd: Sehen aber so aus.
Udo: Vielleicht. Das sind Bauchsäcke.
Bernd: Und warum trägst du dann einen Bauchsack auf dem Rücken?
Udo: Zwei passen vorne nicht hin.
Bernd: Das ist einleuchtend.
Udo: Und du? Du trägst doch auch einen Bauchsack auf dem Rücken.
Bernd: Das ist ein Rucksack.
Udo: Und vorne?
Bernd: Das auch.
Udo: Vielleicht können wir ja tauschen.
Bernd: Nö.
Udo: War ja auch nur ne Frage.

Bernd: Is klar.

Faszinierende Flohmärkte

Was fasziniert Menschen daran, Krempel anderer Menschen, den diese nicht mehr wollen und auf Tapetentischen drapieren, zu kaufen? Oder auch nur anzusehen und zu befingern?
Es ist nicht so, dass hier ein Messi eine Wohnzimmerecke entrümpelt hat, nein, ganz normale Haushalte scheuen sich nicht, Überflüssiges, das in Schränken, Kisten, Ecken, Kellern, auf dem Boden, unter dem Dach, in Schubladen und auf Kleiderschränken gelagert wird, an den anspruchslosen Menschen zu bringen, der sich freut, wenn er ein Schnäppchen gemacht hat, sprich, weniger bezahlt hat, als das Objekt wert sein könnte. Könnte! Denn den wahren Wert bestimmt immer der Käufer, etwas, das nicht verkauft wird, hat auch keinen Wert. Eine Briefmarke, die fiktiv 100 000,- € wert ist, muss erst mal einen Idioten finden, der diese Summe auf den Tisch legt. Sonst bleibt nämlich auch der Gewinn fiktiv, und davon kann man sich bekanntlich nichts kaufen. Zu Hause stellt der Schnäppchenjäger dann enttäuscht fest, dass er die Tasse bereits in seiner Sammlung hat und dass die Vase nicht zur Tapete passt. Jetzt deswegen zu renovieren käme zu teuer.
Tipp: Wer unbedingt auf Flohmärkte gehen will, sollte sich auf Fragen und Fingern beschränken. Denn auch die Zurschausteller hinter den Tapetentischen stehen nur da, weil sie vielleicht sonst niemanden zum Sprechen haben oder der ihnen mal an die Kaffeetasse fasst.

Mutter-Sohn-Beziehung: Handy-Gedicht

Ach,Mutter, liebe Mutter,
es ist zehn,
ich warte auf den City-Kutter
und habe einen Vogel hier geseh'n,
der tat ein Ei im Schlick versenken,
da musst ich plötzlich an dich denken.


Was sagst du, Mutter? Das Gedicht gefällt dir nicht? Das ist aber extra für dich! Man benutzt nicht tun im Satz, das klingt unter Niveau? Dass du nie mal was annehmen kannst! Dass du nie mal was gut finden kannst, was ich gemacht habe, damals doch schon, das erste selbst gemalte Herz, da hast du die Stirn gerunzelt, ob das schon einen Infarkt gehabt hat, hast gealcht, ich wusste doch überhaupt nicht was ein Infarkt ist, ich dir noch mal ein Gedicht schreiben? Ich dachte ich mache dir eine Freude! Aber es gibt Menschen, denen kann man keine Freude machen....

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Die Welt der Kinder immer verwirrender

Nicht nur Internet und Fernsehen verwirren Kinder zusehens, so dass sie sich im normalen Leben kaum zurechtfinden können, selbst Kinderspielplätze schließen sich der allgemeinen Datenflut an und präsentieren wüste Spiellandschaften, die Kinder unter 14 Jahren selten eigenständig erforschen können. Wenn sie älter sind, ist ihnen der Zugang sowieso verboten. Den häufig Bewegungsungeübten wird überhaupt nicht klar, was sie an welchen Geräten tun sollen. Oft können sie nicht einmal das eine Gerät vom anderen unterscheiden, oder wissen nicht, wo das eine endet und das andere anfängt. Das kann nur abschrecken und die Horde zurück an die Bildschirme treiben, vor denen sie sich dann dem Gewohnten hingeben können: Das Flackernde versuchen zu fixieren, eine bequeme Haltung einzunehmen und einen Beutel Chips in kleinen Portionen aufzuzehren. Das schafft Sicherheit.
Früher war selbst die Kindheit besser: Da konnte man, anstatt mit dem Joystick auf Avatare zu ballern, Ecki mit dem selbstgebastelten Holzschwert eine drüberziehen. Blut floss nicht, denn man schlug vornehmlich auf bekleidete Körperteile. Wer heulte, durfte dann nicht mehr mitspielen. So einfach war das, und überschaubar.

Fußballfans können aufatmen

Nachdem für Menschen in, am und um den Kanal Schilder aufgestellt worden sind, um deren Wortergänzungsfähigkeiten zu trainieren und weiter auszubilden, haben sich Fußballfans bei derInitiatorin, der Bildungsministerin NRW, jetzt metereologisch bereits verabschiedet, beschwert und Berücksichtigung eingefordert. Um den restringierten Code, den man den häufig angetrunkenen Fans unterstellt, zu elaborieren und ein besseres Image in der Öffentlichkeit zu erreichen, sollen jetzt in Stadien entsprechende Übungsschilder aufgestellt werden, um die Langweile zwischen den Toren zu überbrücken und das Hirn zu üben. ußba - Wie kann das Wort vollständig heißen? Dem Fan brummt die Birne und alle haben was davon. Die Sportler können weiter langweiligen Fußball spielen und die grübelnden Sportbegeisterten glauben fest, dass man sie in niveauvollere Kasten adoptieren würde. ußba - In welchem Wort kommt das vor? Spontan fällt einem Fußbandage oder Rußbart, den der Schornsteinfeger im Bezirk trägt, ein. Gußbagger wird neuerdings mit Doppel-s geschrieben, das kann es nicht sein. Gus Backus schreibt man auch anders, die Zeiten für lange Us und anschließendem ß sind ganz schlecht geworden, überhaupt gibt es kaum Wörter mit langen Us vor dem ß. Grußballet ginge noch, aber was ist das? Wer bestellt schon eine Tanzgruppe, um ein paar Grüße auszurichten? Bußbank wäre noch drin, dazu könnte der Kathole mehr sagen, dem Evangelen ist die fremd. Alles in allem: Der Fußballfan hat einiges zu tun, Dank ist dem Bildungsministerium sicher.

Mutter-Sohn-Beziehung: Unter Kränen

Ich weiß nicht, was das soll, Mutter, nur weil ich erwähnt habe, dass ich mal wieder umgeben bin von diesen lächerlichen langen Objekten, die quasi bis in den Himmel ragen, diesen langen, stahlharten, nein, ich habe noch nicht mit Irmchen gesprochen, ich weiß, dass das nicht hätte sein müssen, das hast du , komm, nein, Ines war keine Schlampe und auch nicht unterleibsorientiert, da kann man nichts mehr kitten, das ist vorbei, ich weiß, dass Irmchen den Laden in Schuss hatte, ok, die Sache mit dem Rotwein, jetzt fang nicht wieder mit diesen, ich habe mir keine professionelle Hilfe gesucht, wenn ich mit wem reden will, dann tue ich das auch, will ich aber nicht, nein, ich kann meine Probleme selber lösen, Mutter, ja, ich weiß, nein, ich habe keine Probleme, mit wem sollte ich dann reden wollen, ich habe keine Freunde? Wie kommst du jetzt dadrauf, in der Schule schon nicht? Und was ist mit KLaus? Nur weil der nach Australien ausgewandert ist? Der kann dann kein Freund sein? Natürlich kann der das, man kann sich auch über die Ozeane hinweg verstehen, was das heißt verstehen, nein, ich stehe nicht auf Männer, nein, ich habe jetzt keine Frau, ich brauche mal Zeit zum Nachdenken, ach, weil ich meine Wäsche zu dir bringe, du hast das doch angeboten! Finde ich klasse, jetzt so tun, als würde ich dich mit meiner dreckigen Wäsche belästigen? Wer hat denn damals, als Irmchen noch, ja du, du hast doch die Wäsche wieder aus dem Schrank geholt und die Unterhosen gebügelt. Bügelfalten, ja, Irmchen hat Bügelfalten gemacht, gut, sie konnte nicht gut bügeln, da gab es mal Falten, das ist doch noch lange kein Grund ,die Wäsche anderer Leute, nein, wir waren keine anderen Leute, trotzdem muss jeder doch eine Privatsphäre, ach, du brauchst die nicht, das bedeutet doch nicht , dass das jeder so sehen muss, Mutter, nein, ich rege mich nicht auf, es ist nur der Akku, ich glaube, ach, du glaubst mir nicht, das ist ein sehr schwacher Akku, ja, genau, es wird Zeit für ein neues Handy, ach, das sagst du mir, wo du doch immer gegen Handys warst, du, es blinkt, wenn ich jetzt nicht auflege, habe ich Datenverlust, das ist kein Verlust,sagst du? Es blinkt, jaja, ein Handy kann man nicht auflegen, hallo? Mutter? Hallo? Ich kann dich nicht mehr hören! Hallo? Mutter. Das war's dann wohl.

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