Kein Sympathieträger

Das sollte sich jeder vor dem Schminken überlegen: Wie will ich auf andere Menschen wirken?
Wer eine labberige Nase hat, sollte nicht auch noch eine Schüppe ziehen, das wirkt unsympathisch, das wirkt absoßend unkommunikativ. Da kann auch mit bester Schminke nicht abgeholfen werden, es sei denn, man schreibt mit Kajalschrift fett auf die Stirn: Ich bin schön.
Das würde jedoch die Glaubwürdigkeit in Frage stellen.
Schminke sollte nur das natürliche Gesicht verstärken bzw. kleine Mängel kaschieren.
Wie man Parfüm nicht zum Überdecken von Körpergeruch benutzen sollte, oder um sein Gegenüber zu betäuben, so sollte auch Schminke dezent eingesetzt werden.
Wer weit auseinander stehende Augen hat und wem zusätzlich die Ohren fehlen, der kann mit dem Chemiemalkasten  nicht viel ausrichten.
Mut zur Hässlichkeit ist manchmal geboten, man kann betonen, was man nicht unterdrücken kann und so stilprägend sein, wenn das Outfit dem Zeitgeist entspricht.
Muss aber nicht sein.

Wenn die Zeit läuft

Die Zeit läuft, dachte E.
Er hatte so viel schaffen wollen, er wollte noch so viel schaffen.
Wie viel Zeit blieb denn noch?
Es geht nicht immer nach der Reihenfolge, sagte die Tante immer, manchmal sind auch die Jungen dran.
E. war nicht mehr jung und die Zeit lief.
Die Zeit lief aber immer.
Sie war schon gelaufen, als er zwanzig gewesen war. Da hatte er ein Buch schreiben wollen.
Jetzt, Jahrzehnte später, hatte er es immer noch nicht geschrieben.
Er hatte immer so viel zu sagen gehabt.
Jetzt war es vielleicht schon zu spät.
Jetzt fehlten ihm die Worte; die Uhren tickten und das Geräusch schnürte ihm die Kehle zu.
Alles konnte morgen schon zu Ende sein.
Wenn er ein Buch geschrieben hätte, sollten die Menschen es auch gelesen haben.
Das wollte er erleben, er wollte ihre Antworten auf die Fragen in seinem Buch.
Es war zum Verzweifeln.
Morgen würde er anfangen.
Spätestens übermorgen.
Vielleicht war es ja nicht zu spät.
Es geht nicht immer nach der Reihenfolge, sagte seine Tante immer.
Manchmal aber schon, dachte E.
Übermorgen.

NSA gelingt Durchbruch bei Körnerbrötchen

Die NSA hat in enger Zusammenarbeit mit Pentagon und CIA - alle haben ihre Computerkapazitäten zusammengeschmissen - endlich einen Durchbruch bei der Dekodierung von Körnerbrötchen erreicht.
Jahrzehntelang, im Grunde seit Erfindung des Körnerbrötchen, hat man gerätselt, wie die Verschlüsselung geheimer Botschaften auf Lebensmitteln  aussehen könnte. Man hat blinde Agenten mit ihrem ausgeprägten Tastsinn eingesetzt - ohne Ergebnis. Jahrelang wurden Körnerbrötchenesser, Vegetarier, Veganer und Vollwertköstler als terroristische Gruppe eingestuft und abgehört.
Außer Rezepten und Umweltblabla war aber dabei nichts Wichtiges herausgekommen.
Jetzt endlich ist ein Code gefunden worden, der die Brötchen - vorerst nur von der Unterseite her - lesbar macht.
Auf einem besonders schönen Exemplar fand man die Backanleitung und eine Liste der Inhaltstoffe, die aber allesamt als unbedenklich eingestuft werden konnten. Weiterhin lasen sich Tipps zum Genuss der kleinen Brote, besonders der Hinweis, mindestens dreißigmal zu kauen und erst dann zu schlucken.
Die Nationale Sicherheit scheint nicht gefährdet zu sein, es sei denn, die eher harmlos wirkenden Texte wären doppelt kodiert, und die eigentlichen Mitteilungen versteckten sich hinter bestimmten Wörtern. Dinkel könnte für Anthrax stehen, der Urweizen Kamut für  Rainer Calmund und Sonnenblumenkerne für das bei der Kernspaltung entstehende Plutonium.
Es werde weiter gesucht, so die NSA, da man jetzt bei eingeschränkter Telefonüberwachung Kapazitäten frei habe. Pentagon und CIA hätten auch Spaß an der Sache, vor allem weil man die leckeren Objekte nach dem Lesen mit feiner T-Wurst bestrichen - vorzeitg liquidierte Veganer müssten sich im Grabe umdrehen! -  essen könne.


Georg Krakl - Die Welt

Dieses Bild passt nicht zum Gedicht.
Wenn die Welt nicht rund wär,
wenn sie gar nicht bunt wär,
wär' sie vielleicht eckig
und vom Farbton dreckig.

Beruf und Anforderung

Heute: Vollzugsbeamte
Der Anwärter auf den Beruf des Vollzugsbeamten sollte über einen kräftigen Schließmuskel verfügen.

Winterschlussverkauf: Schon Organspender?

Organspende: Alles muss raus!

Zum Namenstag: Georg Krakl - Eugen (2014)

Eugen
will sich nicht beugen,
möcht' gern bezeugen,
dass Günther Verheugen
mit ihm nicht verwandt,
und nicht mal bekannt.

Wir sollten ihn lassen,
den Eugen,
so mag er bezeugen,
was auf allen Straßen
schon längst ist bekannt:
Er ist nicht verwandt!
Der Eugen
mit  Roth
-das wär' was, doch der ist schon tot -

geschweige Verheugen.

Aus dem Land aus Knete

Nichts los in der schönen neuen Welt.
Also: Leben in die Bude!
Frau gemacht.
Ging ein paar Tage gut, dann wird genörgelt. Will zu zweit aufs Klo und braucht wen zum Quatschen. Auch will sie nicht immer alleine putzen.
Mann gemacht aus Rippe der Frau.
Mann stutzt. Fragt gleich, ob es eine Konferenzschaltung gibt und was überhaupt die Frau da macht.
Ob noch Bier im Kühlschrank ist.
Frau stutzt: In welchem Kühlschrank?
Nörgelt. Mann ist zu nichts zu gebrauchen. Kann nicht mal Kohlen aus dem Keller holen, weil kein Keller da ist.
Zweite Frau gemacht.
Mann stutzt. Was soll das denn jetzt? Hätte lieber eine Konferenzschaltung besorgen sollen.
Und einen Flachbildschirmfernseher.
Frau 1 guckt grimmig. Was soll denn Frau 2 hier?
Das mit dem Klogehen hätte sich jetzt ja auch überholt. Wenn kein zweiter Mann da ist, dann darf da auch keine zweite Frau sein.
Verzweifelt.
Alles noch mal zu einem dicken Klumpen Lehm zusammengedrückt und von vorne angefangen.
Golden Retriever geknetet. Feiner Hund. Der freut sich immer. Egal was ich mache.
Endlich wieder Ruhe in der schönen neuen Welt.
Es muss nicht immer was los sein....



"Weiser Mann" Olli Dallilahmer: Siebzigerjahrekachel-Meditation

Da sitzt man an einem Ort, dem man das Attribut still zugewiesen hat, und der Geist kommt nicht zur Ruhe; der ganze Körper, die Seele und der Verstand, Überich, Unterich und mittendrin das echte Ich, warten, dass etwas passiert, dass der selbstreinigende Prozess beginnt; aber nichts passiert und nun setzt das große Rattern im Kopf ein, weil sich der Sitzende vor nichts mehr fürchtet als vor der Langeweile. Die Suche beginnt nach zerfledderten Zeitschriften, nach einem Lexikon der Heilkräuter, nach einem Pilzbestimmungsbuch oder einem Ratgeber für Mieter, nach irgendetwas, das jetzt interessant genug ist, vom inhaltsleeren Warten abzulenken, und sei es auch noch so zerfleddert und noch so hässlich, nach etwas, was der hoffend Sitzende im Wohnzimmerbereich nicht anfassen, geschweige denn lesen würde.

Und dann fällt der Blick auf die Wand vor ihm. Auf die grün-schimmernde Wand, auf die gekachelte Wand, auf die mit Siebzigerjahrekacheln verflieste Wand in Siebzigerjahregrün.
Vier Nieren zieren jedes Objekt, das in seiner Anordnung und der Reihung der Fliesen jeden unruhigen Geist in glückliche Trance versetzen kann.
Aber selbst das einzelne Objekt kann in die tiefe Entspannung führen.
Vier Nieren. Eine links, eine rechts, eine oben, eine unten. Super!, sagt das Hirn. Der ideale Organspender, der kann sich sogar selber zwei Nieren spendieren!
Ruhigwerden.
Vier grüne Nieren.
Saure Nieren habe ich nie gemocht, denkt der Sitzende. Ekelhaft, überhaupt, Innereien. Gut, Stippgrütze, das ging, da war ja auch alles drin, schön geschreddert, dass man nicht auf erkennbaren Teilen herumkauen musste, ordentlich gewürzt und scharf angebraten ging das. Und dann hatte man das Cholesterin erfunden. Da war das Essen nicht nur fettig, sondern auch noch ungesund. Zugunsten der Ärzte und der Pharmaindustrie.
Ruhigwerden. Konzentrieren. Fließen lassen.
Hahaha, Fliesen lassen! fällt mir ein. Genau, diese Sanitärstube müsste mal neu gefliest werden. Wer kann denn hier entspannt eine Sitzung halten, wenn er ständig diese mandala-artigen Gebilde in Rauswurf-Grün vor Augen hat.
Auf die Symmetrie konzentrieren. Auf die Wohlgestalt, das Ästhetische.
Das Hirn wehrt sich, aber es hat bereits verloren.
Die Augen werden starr und der Körper übernimmt dieses Verharren, wird schwerer und schwerer. Der Sitzende ist nicht mehr ganz da. Sein Geist schwebt in Höhe des Spülkastens, der kurz unter der Decke angebracht ist. Dreißiger Jahre, flackert ein kurzer Gedanke auf. Dann wieder Ruhe.
Erst der Gedanke, dass die grünen Nieren auch verschimmelte Champignons sein könnten, weckt aus der Versenkung.
Der Sitzende stellt fest, dass alles erledigt ist, das es zu einem Geschäftsabschluss gekommen ist, dass der Prozess der Ausscheidung vollendet ist.
Die grünen Siebzigerjahrekacheln scheinen freundlich zu lächeln. Der Sitzende lächelt zurück. Alles ist gut. Was vorher noch Gegner war, ist jetzt Freund. Frieden kehrt ein.

Wer solches probiert hat, weiß, dass jede noch so unsinnige Tätigkeit, jeder noch so hässliche Raum in ein sinnvolles Ritual eingebunden werden kann, wenn das Tun mit Andacht geschieht, wenn wir uns versenken in das Belanglose und es dadurch schön machen.





Georg Krakl: Den Winter angenehm machen (2014)

Pawel Pikass: Winternhintern (2014)

Unter deinem Hintern
wollen wir, die Füße, überwintern.

Denn wo,
wenn nicht am Po,
ist es so:
warm
wie unterm Arm
so fein
wie hier am Überbein
so angenehm und ruhig irgendwie
wie dort am linken Knie
so seicht und so sonor
wie da im linken Mittelohr?

Alles, alles, alles unter deinem Hintern.
Da woll'n wir, die Füße, überwintern.



Am Bauch der Welt

Wo war sie nicht überall gewesen?
Am Kopf der Welt, am Arm der Welt.
Sogar am Bein der Welt.
An Ohr, Oberlippe, rechter Hand, Schulterblatt, Fuß, Knie und Nabel der Welt.
Jetzt war sie hier angekommen und alle hatten sie gewarnt.
So schlimm war das doch gar nicht und alles so schön rosa.
Gitti seufzte.
Sie war allein, denn niemand wollte an diesem Ort sein.
Vorurteil!, schrie es in Gitti. Mangelnde Informationen!, schrie es in Gitti weiter. Stereotypes Gelabere!, rasselte Gitti ihr stichwortartiges Plädoyer herunter.
Olfaktorisch, ok, war das eine Herausforderung. Es kam in Schüben, und das war ganz harter Toback.
Aber Gitti hatte das entschieden. Sie hatte entschieden hier zu sein. Und Entscheidungen mussten umgesetzt werden, so war das eben. Da musste Gitti jetzt durch.
Am Kropf der Welt, genau, da war Gitti noch nicht gewesen. Vielleicht würde sie nächste Woche dorthin gehen.

Wenn alles so verschwommen ist...

Was kann es bedeuten, wenn wir vor einem Schrank stehen und nur Schloss, Knauf und Holz der Schranktür erscheinen uns deutlich und klar abgegrenzt?
Alles andere ist verschwommen, unklar und bleibt unserer Wahrnehmung verborgen.
Da etwas Blau, dort etwas Schwarz, ein Stück Fleischfarbenes, vielleicht eine Schulter oder ein schlichter Nacken; im Hintergrund schimmert Verborgenes hervor, mag sein, ein alter Kerzenständer oder ein Bücherregal.
Das verschließt sich uns und wir werden wieder auf das klar umrissene Schloss zurückgeführt, nicht das, in dem die unerzogene Rotzlöffelin Dornrosa, genannt Dörnröschen, vor sich hin schlummert und deren Unterbewsstsein darauf wartet, dass die hundert Jahre rum sind, sondern das, das uns ein- oder sogar ausschließt.
Hier treffen wir auf unsere ureigenen Ängsten des Nichtdazugehörens, des Außenvorbleibens und der Einsamkeit.
Dabei ist es so einfach, die Botschaft zu verstehen:
Wenn du vor einem Schrank stehst und dir Fragen stellst, auf die du keine Antwort weißt, dann bist du einfach beschränkt.
Hahaha, lacht der Wortspieler, und ergänzt: Lieber beschränkt mit Schrank als mit Stollenwand. Denn die ist 80er Jahre. Und wer will das denn?

Georg Krakl: Mikrophon (1998)

Am guten Mikrophon
da hatte schon
Kollegin X geschleckt.
Es hatte nicht geschmeckt.
Kollege Z dagegen
fand den Geschmack verwegen.

Der eine mag's, die and're nicht.
Die Weisheit ist sehr schlicht.

Ein Mikrophon
gehört - lebt man mit Strom verstärkt - zum guten Ton.

Das Triptychon in der brotlosen Kunst: Schlendrian und Battermann

Piet Schlendrian: Triptychon vom Großmaul (2014)
Wer aber ein Großmaul ist unter euch,
der schreie den ersten Schrei.
Ansonsten halte er sich.
Bruno Battermann 1.24, Vers 2

Das Großmaul in Kunst und Lyrik

Piet Schlendrian: Großmaul (2014)
Georg Krakl: Großmaul (2014)

Großes Maul, große Zähne.
Kleine Augen, keine Träne.
Kann nicht hören,
fehlen Öhren.
Kann nicht riechen,
höchstens stinken.
Kann nicht grüßen,
höchstens winken.
Einem Kellner, einem Taxi und Lakaien.
Kommt dann keiner, muss es schreien.

Hauen
wir dem Großmaul auf das Selbige.
Schauen,
was passiert:
Großmaul nimmt die Nahrung gern passiert.


Georg Krakl: Kunst (2014)

Kunst kommt von können,
Gunst kommt von gönnen,
Dunst kommt von dönnen.

Mutierende Weihnachtsmänner

Jetzt, wo es in Riesenschritten auf Ostern zugeht, kommt es zu einer merkwürdigen Veränderungen der Weihnachtsmänner, vornehmlich derer aus Schokolade mit Silberpapierummantelung.
Ihr Gesichtsausdruck mutiert von der auoritär-freundlichen Mimik in eine ängstlich-selbstzweiflerische, so als verzehre sich der Rotmantel selbst, so als fresse er sich von innen auf und schrumpfe mit jedem Tag.
Aus dem beruhigenden Äußeren wird eine bemitleidenswerte Kreatur, die man nur zum Fressen gern haben kann, den mehr gibt sie nicht her.
Wer sie länger an sein Herz drückt, um sie zu trösten, muss mit bräunlichen Hautverfärbungen rechnen, die insgesamt nicht schön aussehen und erst nach Geruchs- oder Geschmacksprobe den verborgenen Reiz offenbaren.
 Mit der Kleinschädeligkeit geht aber auch eine zunehmende Kalorienarmut einher, die den überfressenen nachweihnachtlichen Menschen zugute kommt.
Bereiten wir uns seelisch auf die Osterhasenparade vor, die Regal warten bereits.

Eine Fliege macht noch keinen Sommer

Junge: Schau mal, Oma! Eine Fliege. Eine Fliege macht noch keinen Sommer; sagt man doch so.
Oma: Schwalbe, Junge, Schwalbe. Was lernt ihr eigentlich in der Schule?
Junge: Oma, das ist doch eine Fliege.
Oma: Es heißt aber Schwalbe.
Junge: Versteh ich nicht. Eine Fliege ist eine Fliege und eine Schwalbe eine Schwalbe.
Oma: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.
Junge: Das hier ist aber eine Fliege. Eine tote Fliege.
Oma: Das ist ein bildhafter Ausdruck. Es müssen schon zwei Fliegen sein, damit es ein Sommer wird.
Junge: Jetzt hast du auch Fliege gesagt.
Oma: Diese Jugend von heute, Junge, da bist du keine Ausnahme. Weiß nichts, aber rotzfrech. Dumm und stark, das wäre eine schöne Kombination, dumm, stark und gehorsam, daraus hat man früher Soldaten gemacht, aber heutzutage. Die stehen ja nicht mal im Bus auf, wenn eine alte Frau hereinkommt.
Junge: Oma, du fährst du gar nicht Bus. Du lässt dich doch überall hinkutschieren.
Oma: Aber wenn ich Bus führe! Konjunktiv zwei! Den kennt ihr doch überhaupt nicht mehr, weil euch die Phantasie fehlt! Ihr wollt alles haben; aber Wünsche kann man das nicht nennen, das sind Absichten. Die Möglichkeit euch die Möglichkeit vorzustellen, etwas könnte sein oder nicht sein, das fehlt euch doch völlig.
Junge: Oma, jetzt hast du Hamlet zitiert.
Oma: Wohl eher Shakespeare.
Junge: Oma, du bist eine echte Klugscheißerin.
Oma: Das hätte ich mal zu meiner Großmutter sagen sollen, die hätte mich versohlt, nach Strich und Faden.
Junge: Besser nicht, ich mache doch Tae-Kwon-Do, Oma, und rutscht einem schon mal der Fuß, ein Bein, die Faust oder die Stirn aus, also so als Reflex, da kann man gar nichts machen, so wie den Großen früher immer die Hand ausgerutscht ist.
Oma: Armes Deutschland! Wohin soll das alles noch führen.
Junge: Warum ist die Fliege wohl so groß? Unser Dackel ist da ja kleiner.
Oma: Die Schwalben werden ja auch immer größer.
Junge: Seit wann das denn?
Oma: Vielleicht solltet ihre jungen Leute auch mal Zeitung lesen.
Junge: Du liest doch nur die Todesanzeigen.
Oma: Ich interessiere mich eben für meine Mitmenschen.
Junge: Wenn sie tot sind! Oma, lass uns doch wieder lieb sein.
Oma: Sprich mir nach! Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.
Junge: Oma!
Oma: Mach schon!
Junge: Nur Fliegen sind schöner.
Oma: Keine Widerworte mehr.
Junge: Null problemo.
Oma: Und sprich gefälligst deutsch!
Junge: Hast du noch Eis im Kühlfach?


Neues aus Allerwärts: Lobeshymne

Singmehr Gabriel, Bundesministerium für Leibesübungen, will, dass der Song "Turn!Turn!Turn!" von den Byrds neue Lobeshymne seines Ministeriums wird.
Für Leute, die nicht singen können, gehe auch die Originalversion von Pete Seger, der manchmal in eine Arte Sprechgesang falle, was besonders Menschen mit vollem Mund entgegenkomme. Also, ihm, dem Gabriel, auf jeden Fall.

Reinhören und mitsingen (hier klicken)

Paraneujahr - Wenn man sich verfolgt fühlt

Frau: Herr Polizist, ich fühle mich von einem riesigen Füller verfolgt.
Polizist: Hauptwachtmeister.
Frau: Nein, von einem Füller.
Polizist: Also, mein Titel ist Hauptwachtmeister.
Frau: Ich habe mir vier Tüten Briefpapier gekauft. Vielleicht kann ich ihn damit ablenken?
Polizist: Wen jetzt?
Frau: Den Riesenfüller.
Polizist: Es gibt keine Riesenfüller.
Frau: Doch, doch, zum Beispiel einen von Pelikan.
Polizist: Das sind doch Vögel, die ihren Sack am Schnabel haben, um Fisch zu transportieren.
Frau: Das ist eine Firma, die Füller herstellt.
Polizist: Aber sich nicht Riesenfüller. Dann müsste es ja Riesenhände geben, die damit schreiben können.
Frau: Der Riesenfüller verfolgt mich aber.
Polizist: Das sind doch Hirngespinste. Was es nicht gibt, kann einen auch nicht verfolgen.
Frau: Doch.
Polizist: Also, das wäre jetzt ein Fall für die Klappse. Rein theoretisch ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen.
Frau: Sind vier Tüten Briefpapier genug, um den Riesenfüller abzulenken.
Polizist: Wie groß ist denn der Füller?
Frau: Ja, riesig.
Polizist: Etwas genauer muss es schon sein.
Frau: Drehen Sie sich doch mal um!
Polizist. (dreht sich um) Verdammte Hacke, der ist ja riesig.
Frau: Sag ich doch.
Polizist: Da würde ich aber noch mal vier Tüten nachordern.
Frau: Ich will aber gar nicht verfolgt werden.
Polizist: Fünf Tüten; sicher ist sicher.
Frau: Ich kann doch nicht ständig Briefpapier nachkaufen.
Polizist: Nicht ständig, nur bis der Vorgang erledigt ist.
Frau: Können  Sie den nicht verhaften?
Polizist: Für Riesenfüller haben wir keine Handschellen.
Frau: Mal wieder typisch. Kann ich jetzt noch mal in den Schreibwarenladen dackeln!
Polizist: Briefpapier gibt es auch günstig im Internet!
Frau: Wo ist das denn?
Polizist: Ist auch egal.


Kurzgeschrieben: Lücken



Die Lücken in ihrem Leben füllt sie mit Alkohol, auf dass es ganz werde.

Steter Tropfen höhlte es noch mehr.

Kurzgeschrieben: Lachen

Er lachte, um nicht zu weinen.

Fleisch doch Fleisch

Es gibt Tage, da fällt einem alles runter, Tage, da rennt man ständig vor einen Türrahmen, und dann Tage, da beißt man sich auf die Zunge oder ins Gewebe neben den Backenzähnen.
Kommt Letzteres zusammen mit dem Status eines Vegetariers, dann stellt sich die dringende Frage: Ist die Sache mit dem Fleisch noch nicht gegessen?
Auch wenn das irgendwie sprachlich zusammengetackert klingt, als habe hier das Unter-Ich wieder mal die Wörter generiert, so ist doch die Seinsfrage im Raum. Kann sich der Vegetarier als Allesfresser von seinem alten Sein lösen? Kann er vom Frikadellen-Schlucker, vom Schnitzel-Schlotzer, vom Grill-Gustl mutieren in die echte Lebenswirklichkeit, die von Gemüse und Obst bestimmt ist?
Oder stellt er sich an der Frischetheke mit handgeschnitzten Ananas-Schnitten die Frage, ob eine Bratwurst und eine Tube Senf nicht doch die Alternative sind?




voller guter Vorsätze

www.gemuesegrafik.blogspot.de

Die Macht der Farben: Violett

Piet Schlendrian: Lila ist keine Farbe,
sondern ein Zustand (2014)
Man blättert, gerade hat das neue Jahr begonnen, in einem Fachband für Kunst herum, um sich einen belanglosen Start in die neuen Vorsätze zu verzuckern, da trifft man auf die Symbolik der Farben.
Das ganze letzte Jahr hatte sich die Frage immer und immer wieder gestellt: Warum tragen Menschen Lila? Ist das nicht die Farbe der kirchlichen Sexualmatadore?
Und: Ist Violett Lila, oder umgekehrt?
Eine ganze, wenn auch erfolglose Partei, hat sich so benannt, die nur von Frauen und deren Bewunderern gewählt wird. Dabei wählen nicht mal alle Frauen diese Partei, sondern CDU.
Taucht man ins Unterbewusste der Pulloverträger und Parteimitglieder ein, dann kann die Zuordnung von Charaktereigenschaften gemäß der künstlerischen Farbensymbolik weiterhelfen.
Introvertiertheit und Statik werden attestiert - Bischof Verschwenderling von Limburg bestätigt als Ausnahme die Regel - , gleichzeitig aber auch eine Extravaganz - hier fallen uns Frauen mit großen Hüten ein - und eine Traurigkeit, wie sie im Buche steht. Wir blicken sofort auf das Geschlecht, die bei jedem rührseligen Film die Packung Tempos zückt und den Kinosaal vollschnieft. Sehnsucht paart sich mit Melancholie; die gefährliche Kombination hat schon Kriege verlieren lassen, wenn der Feldherr von einer extravaganten Mätresse abgelenkt wurde, die ihm ständig was vorheulte, von wegen keine Zeit und denkt immer nur an das Eine, nämlich, wie man den Feind schlagen kann und hat keine Augen für meinen großen Hut. Die Folge dieses Verhaltens sind schließlich Unnatürlichkeit - hier kommt wieder der violette Verschwenderling aus Limburg ins Spiel - und ein gerütteltes Maß an Niedergedrückheit.
Darum sei allen Jahresanfängern geraten: Trag keinen lila Pullover, auch wenn Mama ihn gestrickt hat. Trag keine lila Roben, nur um Messdiener zu beeindrucken. Es geht um das Ganze und nicht um den Einzelnen. Und: Achte mal auf Menschen mit Lila!