Endlich!


Endlich!
Hunde hinter Gittern!

Georg Krakl: Alter (2010)

Herrn Win zum Geburtstag:



Der Zitronenfalter
kennt kein Alter,
bleibt zeitlos schön und glatt
und hat nur eine Falte, wie das auf DIN-A 5- geknickte Blatt
von DIN-A 4.
Doch wir,
die an der Zeit so gern verzweifeln, haben Falten,
sind zerknittert, Karstgestalten.
Vollgestopfte Backen
können das Gesicht nicht straffen
und die Flügelschraube nicht am Nacken.
Wir werden irgendwann erschlaffen
und der Chirurg, der sogenannte Fratzenschneider,
den wir für unsre Furchen einbestellt,
für Stellen, wo wir eingedellt,
kann auch nichts retten.
Doch wir, die früher mal Adretten,
die Glatten, die Geschniegelten, die Feinen,
wir sollten lachen:
In jeder Spalte, jeder Furche, jeder Falte tost noch Blut.
Und das ist gut.
Zitronenfalter? Kann nichts machen.
Der ist schon nach acht Tagen kalt.
Wir Faltigen, wir werden alt!

Georg Krakl: Das Herz tut weh (2010)



Ach nee, ach nee,
mein Herz tut weh.
Ich hab der Liebsten gar ein Lied geschrieben,
doch sie ist einfach weggeblieben,
ich sei zu depressiv, zuviel vom Weltenschmerz,
und Lieder wolle sie nicht hören.
Ich könnt beschwören:
Das Lied ist gut,
wenn nicht noch besser.

Den Text hab ich vergessen.
So irgendwas mit griechisch Essen.
Ach, weiß sie denn, was sie mir tut?
Wie war doch gleich ihr Name? Ruth!
Janina, Nini oder Tessa!
Tessa!
Ganz genau! Die wusste immer alles besser!
Die ging so schnell auf meinen Zwirn,
die holde Maid, die doofe Dirn!
Bei Vera sei's mir Mahnung:
Von Liedern hatte Tessa keine Ahnung.
Drum schreib kein Lied für doofe Frauen,
die können dir die Depression versauen,
das Selbstmitleid, den Schmerz!

Ach, nee, ach nee,
wie tut mir weh das Herz!

Karl-Friedrich "Khalef" Motzke: Aus meinem Campingtagebuch(15) - Kleidung 2


TROYES 2010 - Irgendwie dachte ich: Was hat denn die Dame vor? Gehört die hier auf den Platz? Stöckelschuhe und dann auf dem Höckerklo. Gut, man weiß nie genau, wie weit das Wasser spritzt, wenn man denn Spülknopf betätigt, aber Stöckelschuhe sind auch nur bedingt geeignet, da neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Seitlich geschlitztes Kleid - bequem ist das schon, lässt Raum für ungewöhnliche Bewegungen. Trotzdem, dieses Material? Also, Frottee wäre ok. Das benutzen ja manche zum Duschen, also, duschen, anziehen, und  dann einfach drin abtrocknen.
Ein Kleid aus Kunstseide?
Nylonstrümpfe? Es ist mitten am Tag und Nylonstrümpfe sind vielleicht  was für abends.  30 Grad, die Luft ist schwül. Wer trägt da Nylonstrümpfe? Und dann dunkle Nylonstrümpfe. Mit dem bunten Kleid wird sie wohl kaum auf eine Beerdigung gehen. Eine Hochzeit! Sie ist Gast auf einer Hochzeit und übernachtet, weil das Geschenk schon so teuer war, auf einem Campingplatz? Und gleich geht es los zur Feier!
Trotzdem.
Ich werde später den Wohnwagen ausfindig machen und Details erkunden. Vielleicht ist sie auch beruflich in der Gegend.

Helmut Lotterie: Sieger im Contest

Lotti freut sich über den Preis: Ein Eis mit Metallic-Geschmack

Der Belgier Helmut Lotterie, von seinen drei Freunden zärtlich Lotti genannt, hat den José-Feliciano-Look-And-Sound-Alike-Contest gewonnen (JFLASAC).
Vermisst haben die Juroren lediglich die große Sonnenbrille und eine Giatrre mit Nylonsaiten. Beide hatte Lotti wohl in der Aufregung in der Pension auf seinem Zimmer vergessen. Auch die Haare waren nicht wie vorgeschrieben schwarz, sondern eher verwaschen blond. Ok, ein Hocker, um im Sitzen zu spielen und zu singen, war auch nicht da.
Lotterie war der einzige Bewerber im Contest und freute sich riesig über seinen Sieg.
Hören und sehen
Die Vorjahressieger hatten da noch ganz anders geglänzt: Zwar trugen sie statt der Haare bunte Spitzhüte und konnten nicht singen, aber sie hatte sogar zwei Gitarren.
Hören und sehen

Erkenntnisse der Frauenbewegung: Männer gibt es gar nicht

Wissenschaftlich ist jetzt laut amerikanischen Studien erwiesen, dass Männer lediglich mängelbehaftete Frauen sind. Von Gleichstellung kann also eigentlich keine Rede mehr sein. In der Urgesellschaft hätten  unschöne Frauen sich Männer genannt und angefangen, im Stehen zu pinkeln. Die Natur hatte dann ein Einsehen und spendierte den Stehpinklerinnen Schläuche.
Dass sich daraus Machtansprüche entwickelt hätten, die für tausende von Kriegen und für jahrtausendelange Unterdrückung der schönen Frauen geführt hätten, sei damals einfach nicht voraussehbar gewesen. In Wirklichkeit gebe es gar keine Männer und damit weder ein Emanzipations- noch Gleichstellungsproblem.
Jungen seien deshalb in der Obhut von schönen Frauen gut aufgehoben; wer will denn eine unschöne Frau als Vorlage, um seine Identität zu finden? Gender-Mainstreaming -  alles Humbug, Riesenbetrug und Geschäftemacherei!
Seien wir froh, Frauen zu sein!

Unzufriedene Tiere


Wie kann es sein, dass Meisen immer so unzufrieden aussehen?
Der Mensch hängt im Winter Meisenringe auf, oder bastelt sogar eigene Futterstationen aus umgekippten Blumentöpfen, mischt Sonnenblumenkerne mit Schweinefett, lässt es hart werden, und hängt es dann in die Lieblingsbäume der gefiederten Freunde.
Kaum geht es mit dem Frühjahr los, gibt es unzufriedene Gesichter, wenn Meisen überhaupt Gesichter haben.
Undank ist der Welten Lohn!, so scheint die Antwort aus den Knospen zu schallen. Die Insektenfresser sind gezwungen wieder selbst nach Nahrung zu suchen, sich aufzuraffen und hinter den Mücken herzujagen, um mal wieder satt zu werden. Schön, man kann es verstehen; wenn uns der Discounter vor der Nase dichtgemacht würde,machten wir auch lange Gesichter. Ein Kaninchen selber jagen? Ja, wie geht das denn noch? Plattgefahrene Tiere auf dem Asphalt will auch keiner in der Pfanne haben. Mensch und Tier sind verwöhnt; schlechtes Merkmal der nachindustriellen Gesellschaft, die es versäumt hat, ihre Nahrung zu digitalisieren.

Ein Blick in fremde Zimmer

Was horten die Menschen nur in ihren Wohnungen? Es ist vielleicht nicht schön, in fremde Wohnungen zu blicken, um irgendwelche Kuriositäten zu entdecken, aber manchmal drängt sich ein Fenster oder ein vollgepacktes Zimmer förmlich auf.
Man knipst ein Foto und zoomt das dann aus, wenn man  dem Objekt nicht nahe genug kommen kann. Dann fängt man in aller Ruhe an zu analysieren, ohne Gefahr zu laufen, vom Wohnungsinhaber erwischt zu werden. Der käme vielleicht auf die Idee, einem Voyeur in die Augen zu schauen, und wenn er dem nichts anzubieten hat, ist er vielleicht beschämt und flüchtet sich in eine Depression; schlimmer wäre, er fühlte sich erwischt und griffe zum Instrument der nach vorne gerichteten Aggression. Dann hieße es, schnell abzureisen, wenn man seine Beobachtungen von einem Hotelzimmer aus gemacht hätte.
Der schlaue Fotograf analysiert: 
Hat der "Nachbar" ein Sortiment Bambusstäbe, weiß gekälkt, vor dem Fenster lehnen oder sind es gebrauchte Regenrinnen, von denen die Farbe blätter? Warum, wenn ja, hat er das Eine oder das Andere in seinem Wohnzimmer stehen? Will er den Blick auf Wichtigeres verstellen? Hasst er den Blick aus dem eigenen Fenster auf das Hotelzimmer?
Will er den Fotografen in die Weißglut oder in die herbe Enttäuschung treiben, damit bei der fortgeschrittenen Analyse die Sicherungen durchbrennen?
Fragen über Fragen, aber keine Antworten.
Grundsätzlich ist zu überlegen: Was will ich mit den neuen Informationen nach der Analyse anfangen?
Bereichern sie mein Leben oder fühle ich mal wieder vom Leben auf den Opfertisch gepackt? Ich habe keine Bambusstäbe, ich habe keine Regenrinnen, von denen die Farbe abblättert!
Was macht dieser Mangel mit mir?
An dieser Stelle heißt es unbedingt aufhören, denn die Folgefragen stehen bereits Schlange.
Wer fehlt, ist jemand, der Antworten gibt.

Gedichte mit nur einem Reim: Probiert - Georg Krakl (2010)

Probiert

Mann, er hat wirklich alles ausprobiert.
Er hat studiert,
telefoniert,
radiert,
püriert
und sich geziert.

Demonstriert,
denunziert,
defloriert,
destilliert,
disponiert

desinfiziert,
desintegriert,

geschmiert.
Eigentlich geschmiert.
Nur geschmiert.
Rumgeschmiert.
Angeschmiert.

Abgeschmiert.

Gestern ist er abgeschmiert.
Ausprobiert.

(Zum Vergleich: Wolf Wondratschek - Chuck's Zimmer, Hamburg 4, München 1974)

Gedichte mit bunten Schuhen und einem falschen Reim: Letzte Ausfahrt - Georg Krakl (2010)

Letzte Ausfahrt

Letzte Ausfahrt
dahinter ist nichts mehr
letzter Fehlstart
der blaue Schuh ist schwer
der grüne auch
ich stehe auf dem Schlauch
die Laufbahn ist zu Ende
ich wische mir die feuchten Hände
an kalten Oberschenkeln trocken
was bleibt, sind meine Socken
und ihr Geruch.
Vom Sport hab ich genuch.

(Siehe auch: Wolf Wondratschek: Letzte Ausfahrt, in: Chuck's Zimmer, München 1974)

Karl-Friedrich "Khalef" Motzke: Aus meinem Campingtagebuch(14) - Mensch

SEDAN 2010. Ich habe es immer gewusst und hier in Sedan wird mir klar: Männer sind Menschen und dann gibt es noch die Frauen. Die heißen nur Frauen. Das ist hart. Besonders für die Frauen, so als seien sie Pilze, eine eigene Wesensabteilung, die irgendwo zwischen Tieren und Pflanzen rangiert. Nicht mal zwischen Männern und Menschen können sie sich ausloten, denn deutlich steht auf der Klo-Tür: WC Mensch. 5 Meter weiter: WC Frau. Der Engländer liest: Man. Das kann Mensch bedeuten, das kann Mann bedeuten. Toilet man kann aber auch Toilettenmann heißen, der vielleicht gleich kommt und abkassiert, der nicht einmal eine Brille abputzt, weil es die auf französischen Höckerklos nicht gibt. Toilet, nicht WC!
Wenn ich nur wüsste, was Mensch auf Französisch heißt! Was man den Frauen im Ausland alles antut! Wahrscheinlich gibt es dort noch nicht einmal eine Gleichstellungsbeauftragte, weil man seit Jahrzehnten  stattdessen Gleisstellungsbeauftragte verstanden hat. Europa - da gibt es noch viel zu tun. Da wünscht man sich das gute alte Esperanto wieder, da verstehst wenigstens keiner  was.

Karl-Friedrich "Khalef" Motzke: Aus meinem Campingtagebuch(13) - Likörchen

CHATEL DE NEUVRE 2010. Jede Nation hat ja so seine Eigenarten, besonders in der Aufnahme von Nahrung. Im Norden ist Alkohol sehr teuer, sodass der Nordeuropäer jede Gelegenheit nutzt, den günstigen Sprit im Süden, etwa in Frankreich, quasi auf Vorrat zu trinken. Dass das nicht geht, sondern lediglich zu Alkoholismus führt, merkt der Fehlgeleitete erst später. Bis dahin aber bewegt er sich in den luftigen Gefilden eines Paradieses, in dem Rotwein, Dosenbier und roter Likör im Überfluss da sind, in einer Art dänischem Schlaraffenland, Mund auf und ab geht die Post!
Am Morgen startet man mit einem Schlehenfeuer oder Eckes Edelkirsch, dazu wird etwas Baguette gereicht  und ein Croissant mit Konfitüre.
Während der Deutsche oder Belgier seinen Pastis zum Frühstück lieber aus Kaffeetassen trinkt, um den Schein zu wahren, zelebriert der Däne den Likör förmlich. Zu Hause muss er erst in der Lotterie gewinnen, um einen Vollrausch zu finanzieren; in Frankreich bezahlt er das mit links.
Das ist Luxus, und den will man zeigen, obwohl der Mensch aus Billigalkoholländern darüber schmunzelt und vielleicht sogar ein Foto macht.

Taiga Wutz: Mein Lieblingsschlager - Das Lied der Taiga

Nun, das Lied heißt eigentlich Sehnsucht und ist das alte Lieder Taiga, das damals meine Mutter sang! Ich erinnere mich nicht mehr daran, viel eher klang es wie Lalilu oder Still, still, weil Mutter endlich schlafen will!
Ein schönes Lied, das den Wodkakonsum in entfernten Gegenden der ehemaligen UdSSR besingt, die unendlichen Weiten der Steppen und die fehlende Liebe. Den Mangel spülte man mit einem Fläschchen Wodka hinunter, wenn das überhaupt geht, einen Mangel wegzuspülen.
Jetzt singt Larissa Strogoff, was ja sehr russisch und ein bisschen wie Boeuf Stroganoff klingt, das Lied, und sie stellt uns mit ihrer rauchigen und kehligen Stimme die Balaleika vor, die nach dem größten See in der Gegend benannt wurde und im Dr.Schiwago-Film den Schrabbel-Klang erzeugt, der damals in den Sechzigern die Herzen der unerfüllten Ehefrauen öffnete.
Larissa Strogoff lässt ihr Ohrgehänge klimpern, das an kleine Kronleuchter oder russische Plastik-Traumfänger erinnert, und wackelt mit dem Kopf, wobei ihre Augen aufgerissen sind und verzweifelt Kontakt mit dem Publikum aufnehmen wollen.
Endlich singt sie Dadadadadada, weil der Text bereits nach einhunterzwei Sekunden zu Ende ist. Aber: Ein Kind winkt zurück und Larissa spielt auf ihrer Gitarre vor Freude etwas schneller, weil das Instrument sowieso nicht zu hören ist. Der Bann ist gebrochen, die Sehnsucht nach Applaus wird gestillt werden.
Die Geigen drehen noch mal auf und die gesamten Taigaemotionen  breiten sich über das Publikum aus. Larissa schwankt auf ihrem Schemel hin und her und demonstriert, wie einen schlecht kanalisierte Gefühle manchmal vom Hocker zu hauen drohen. Daddadididadadidid-edi variiert sie jetzt und kehrt dann zum Text zurück: Die endlosen Stoppeln und die tiefen Wälder, singt sie, das Publikum staunt und denkt nicht über diesen verwirrenden Text nach; aber so ist der deutsche Schlager: Man versteht nicht wirklich, was da gemeint ist, aber es hört sich gut an.
Larissa Strogoff endet mit einem Mmmmmmmh und macht damit nichts falsch.
Schön, schön, schön.
Jetzt anhören!

Karl-Friedrich "Khalef" Motzke: Aus meinem Campingtagebuch(12) - Kleidung


TROYES 2010: Der Mann auf dem Campingplatz kann alles tragen. Niemand schreit herum oder ruft den Platzwächter, geschweige die Security, wenn Kleidung deplatziert wirkt. Die Frau passt sich an, denn sie reist ja mit dem Mann, der das Wohnmobil oder den PKW mit Wohnwagen steuert.

Häufig will man vom Karomuster der  halblangen Unterhose, die auch als lange Shorts (wie absurd!) oder kupierte Jeans durchgeht, die Nationalität oder den Clan ableiten, manchmal ist es aber nur die persönliche Vorliebe des Trägers für Tischdeckenmuster, die zu ungewöhnlichen Kombinationen führt.
Zur knielangen Hose, die der ausgeblichenen Flagge von Schweden oder einer belgischen Widerstandsgruppe ähnelt, wird in der Regel das langärmelige Oberhemd getragen, darunter das Doppelripp-Unterhemd; ein Paar dunkle Socken und die obligatorischen Sandalen ergänzen. In diesem Dress ist man immer auf der sicheren Seite; die Menschen auf dem Platz wenden ihre Aufmerksamkeit dem Modegewandten zu. Die Frau bleibt farblich angepasst und kontrastiert die Socken mit einer gleichfarbigen Kunststoffumhängetasche. Wer besonderen Wert auf Chic legt, hat einen grau-beigen Hund undefinierbarer Rasse, leicht übergewichtig, an der Kette. So werden in jedem Restaurant Plätze frei.
Tagsüber kann das Arrangement des Mannes noch durch ein Stirnband erweitert werden, in dem vorn eine Taubenfeder steckt. Das betont das Erdverbundene und stellt eine Verbindung zum Element "Luft" her.
Neider halten solches Outfit für eine Zumutung und kratzen sich verlegen an der Funktionswäsche.
Ich werde morgen abreisen, damit ich mein T-Shirt nicht wechseln muss.

Hydra 2010



















GEMÜSEGRAFIK  (Martin Obst 2010)

Segelohren schon bei den Römern ein Grund für Mobbing


Neuere Ausgrabungen haben Beachtliches ergeben: Schon die alten Römer litten unter Segelohren.
Mehr noch als der größere Luftwiderstand beim Wettlauf störte die Altvorderen aber das Gelächter der Kameraden. Hey, Lucius könnte gut als Leitelefant in Hannibals Truppen über die Alpen marschieren!, geierten die Kollegen in der Legion, ohne zu wissen, dass Hannibal demnächst "ante portas" stehen und den Großmäulern etwas auf das Ihrige geben  würde. So bekamen Mobber damals viel eher ihr Fett weg als heutzutage, wo jeder jeden klein machen kann.
Segelohren galten bei bestimmten mongolischen Stämmen sogar als Schönheitsideal; als Kriegstrophäe war sie heiß begehrt, sodass man den Besiegten die Hörmuscheln abschnitt. Leider konnte man nicht genau beweisen, dass diese segelförmig abgestanden hatten und der Brauch verschwand. "Das sind nur anliegende Ohren, das zählt nicht!", waren die lauten Einwände der Komkurrenten, und die mutigen Ohrensammler bissen vor Wut in die Tischkante oder in die Jurtenwand.
Heute droht man dem Gegner gern mit "Ich verpasse dir gleich einen Satz heiße Ohren!", was besonders bei weit abstehenden Muscheln gehörig wehtut.
Warum Segelohren aber als unschön gelten, kann bislang niemand beantworten. Vielleicht weil sie einfach hässlich sind.

Es gibt immer einen Ausweg


Du sitzt in einem Hotelzimmer, sagen wir, in Wittloch, wo auch immer das liegen mag. Das Wort Loch bereitet dir Magenbeschwerden und es ist düster. Du bist gefangen.
Gefangen in deinem alten Leben.
Du weißt, es muss heute passieren, du musst diesen Ausweg finden, der dich hinausführt ins Licht.
Der Abluftfilter sirrt und stößt heiße Luft aus, die  nach Pommes frites und Schaschlik stinkt.
Das kann es nicht sein.
Du willst nicht riechen wie ein unterbezahlter Pommesbudenangestellter, oder schlimmer, wie ein Pommesbudenbesitzer, der sich keine Angestellten leisten kann, nicht mal aus dem Ostblock.
Der Ausweg, die Luft, das Helle, der Tag, die Zukunft. Das gilt es zu finden.
Das Fenster steht offen. Der bequeme Weg.
Du wählst die Tür.
Du bist dein Held.