Peter Armke: Blut im Schnee (2010)


Der Schnee hatte seine Unschuld verloren. Er hatte das Land vor Tagen unter einer weißen Decke versteckt, das triste Grau, den Dreck, das Schmuddelige, das Trübe und Traurigmachende, das die Menschen verzweifeln lässt; selbst die Sorgen, die Probleme, alles war verschwunden, als sei die Welt noch einmal neu geboren, ohne die Vergangenheit ganz zu vergessen, wie eine Reinkarnation, gutes Karma, Unschuld, Reinheit, Klarheit, als wäre es möglich, noch einmal von vorne zu beginnen, einen neuen Anlauf zu nehmen, nicht mehr die Fehler zu machen, die die Menschen ins Düstere, in das Erdrückende, in die Hölle auf Erden geführt hatten. Das Land hatte seine neugewonnene Unschuld verloren.

Dieser Angler. Stundenlang hatte er herumgesessen und gelauert, seinen Köder ausgeworfen, unbeweglich hatte er aufs Wasser gestarrt.
Nach Stunden hatte ein Fisch an seiner Angel gezuckt. Endlich!, war es heiß durch seinen Körper gerast. Endlich! Der Fisch an Land, ein Schlag mit dem Stock, ein paar geübte Schnitte, das Gedärm zurück ins Wasser, das Blut in den Schnee. Die Unschuld verloren. Die Hoffnung auf ein neues Leben verendet mit dem Fisch.
Daheim schlug der Angler die Zähne in das gebratene Tier. Die Frau hatte ihn zubereitet nach dem Rezept ihrer Mutter. Jedes Mal hoffte sie, er würde das Angeln endlich aufgeben und das Schweigen durchbrechen.
Sprich doch endlich mit mir!, schrie es stumm in ihr. Was habe ich dir getan?
"Schmeckt lecker!", murmelte der Angler und zog sich eine Gräte aus dem fettriefenden Mundwinkel.

Rasenmähen und Psyche

Mit dem Rasenmähen ist das so eine Sache. Dieser Vorgang des Alltäglichen sagt eine Menge über den Mäher aus. Feinste Psychoanalysen ließen sich vornehmen und lebenspraktische Hilfen anbieten.
Rasenmäherbenutzer halten sich für völlig normal. Das ist allerdings nur eingeschränkt richtig.
Nehmen wir ein Beispiel: Tante und Onkel Reinhold haben gar keinen Rasen. Sie bewohnen einen ausgedienten Bauernhof, in dem außerdem ein paar Schweine gemästet werden, die bei Ingangsetzung der Belüftung einen bestialischen Gestank absondern, oder dies schon vorher getan haben, welcher jetzt per Lüftungsschlitz freigesetzt wird. Auf dem Hofgelände tummeln sich Hühner, die den einen oder anderen Wurm aus der zähen Erde zurren. Nun will es das Schicksal, dass das nicht so bleiben soll. Warum Idylle, warum Naturbelassenheit, wenn die Möglichkeit besteht, an einer Tombola teilzunehmen. Tante Lotte und Onkel Reinhold tun dies im Rahmen einer Weihnachtsfeier, z.B. des Schützen-, Heimat oder Hühnerzuchtvereins. Die gezogenen drei Lose sind zwei Nieten und ein Haupttreffer. Der Haupttreffer ist ein Aufsitzmäher, der natürlich erst richtig zur Geltung und zu Würde kommt, wenn eine ausreichend große Rasenfläche vorhanden ist, um in aller Ruhe aufzusitzen und sitzen zu bleiben. Während des Sitzen mäht die Maschine den üppigen Rasen. Die Nachbarn stehen blass vor Neid am Zaun und denken: „Und wir müssen unsern immer noch schieben!“ Tante Lotte und Onkel Reinhold wollen sich den Genuss solcher Szenen, allein die Vorstellung was in den Köpfen der anderen schon jetzt vorgeht, nicht entgehen lassen, sondern diesen weiter steigern und in den nächsten Jahren von Frühjahr bis Herbst in vollem Umfange auskosten. Als sie erkennen, was sie gewonnen haben, und als dies auch die Nachbarn erkennen, will ein hämisches Grinsen sich der Gesichter aller und Nietenbesitzer und Krimskramsgewinner bemächtigen. „Die haben doch gar keinen Rasen!“ raunt der eine. „Nen Aufsitzmäher! Den könnense doch gleich wieder abgeben.“
Für Tante Lotte und Onkel Reinhold steht fest: Rasen wird eingesät. Jede Menge Rasen. Je größer die Fläche, desto tiefer wird der Neid in die Herzen der Nachbarn bohren. Und das haben sie verdient, die , die sieben Monaten lang in der Mittagszeit ihre stinkenden Motoren angeworfen und gequält haben. „Jetzt sind wir dran“, denkt Onkel Reinhold. „Aufsitzmäher!“ Allein das schwere Wort erzeugt ein angenehmes Summen in der Magengegend.


Rasenmähen. Es ist ein Wettkampf. Hier zeigt sich nicht nur, wer den stärksten hat, sondern wer auch am längsten kann und das zu unmöglichen Zeiten.
Es ist fast wie Plastikmüllverbrennen am Freitag. Das ist genauso verboten wie am Donnerstag, aber am Freitag verschafft es noch einen besonderen Kick. Früher war es freitags erlaubt. Mit dem Verbrennvorgang kann jeder, der sich traut, noch einmal deutlich Protest einlegen und zeigen: Mir kann keiner was. Ich brenne, wann ich will. Dabei ist Brennen eben nicht der Vorgang des SICHVERZEHRENS durch Feuer, sondern das aktive Abbrennen von Material, das eigentlich bequem im Gelben Sack untergebracht wäre. Die Entsagung dieser Bequemlichkeit ist es gerade, die die große Freiheit des Landmannes oder der Landfrau ausmacht. Ich könnte es tun, wie bequem, aber ich gehe den steinigen Weg. Allerdings kräht kaum ein Hahn danach, ob Gustav seine Eternitplatten in Asche umzuwandeln versucht oder nicht. Jeder ist mit sich selbst und dem Brennmaterial beschäftigt, da bleibt keine Zeit den Nachbarn zu erschnuppern, ob der vielleicht Blumenuntersetzer aus Bakelit, frühe Sechziger, einäschern will. Es geht um die Eigenständigkeit, um die Selbstbestimmtheit, und darum , das allen zu zeigen. Landluft macht frei, in Umkehrung des mittelalterlichen Leitspruches.

Georg Krakl: Zaun (2010)


Wir haben unsern Zaun,
um mal darüber weg zu schau'n
in Nachbars Garten
etwa, um sehen,
nicht zu warten,
ob's Unkraut wieder rüber macht,
zu uns, wir halten Wacht,
und klingeln an beim Nachbarsmann:
He, hallo, Chef, in unsren Beeten
wächst dein Unkraut, Zeit wird's langsam, es zu jäten.
Loben, streicheln unsren Zaun,
und freu'n uns unsrem Nachbarn bei der Arbeit zuzuschaun.

Philosophisches Thema: Ist Skifahren ein Sport?


Warum Menschen gerne Skifahren, ist nicht bekannt. Noch weniger bekannt ist, ob sie wirklich gerne fahren, oder dieses nur behaupten, um etwa andere Menschen, die nicht Ski fahren, neidisch zu machen. Möglich auch, dass sie lediglich wollen, dass andere kein Mitleid zeigen, weil sie Ski fahren müssen und daran keine Freude empfinden können. Wer bemitleidet wird, ist ein armer Tropf, ein Loser, ein totaler Verlierer. Niemand liebt dich, wenn du am Boden liegst. Das ist bekannt. Das gilt nicht nur für das Skifahren. Das ist überall so. Ausgenommen der Schattenplatz am Hotelstrand oder am Pool. Wer da liegt, ist ein Gewinner. Die Vollidioten finden morgens ihre Handtücher, mit denen sie Plätze bunkern wollten, im Wasser wieder. Gleiche Bedingungen für alle: Ab sechs darf das Handtuch ausgelegt werden. Frühaufsteher sind im Vorteil gegenüber den ganz Ausgeschlafenen. Bei Halbtagesausflügen hat man so nachmittags immer noch „sein“ Plätzchen am Planschbecken, um sich von der beschwerlichen Besichtigungstour zu erholen. Niemand wird bei helllichtem Tag wagen, das Badetuch im Pool zu versenken. Darüber wachen die anderen, die trotz verbrannter Haut auf ihren Plätzen liegen. Weggegangen, Platz vergangen. Dieser brutale Reim zeigt, um was es geht. Aushalten, durchhalten, Platz halten. Liegen muss nicht schlecht sein. Das Handtuch ist Platzhalter.
Der Skifahrer steht meistens. Er schaut, ob die Piste frei ist. Er genießt die Gegend. Er steht am Lift. An der Gondel. Am Kartenschalter. An der Schneebar. Im Restaurant. Beim Après-Ski. Er steht in Skischuhen.
Der Skifahrer sitzt darüber hinaus. Im Lift. In der Gondel. Während der Mittagspause. Um die skischuhgequälten Füße zu entlasten. Er sitzt im Schnee, um wieder aufzustehen.
Er fährt den Hang hinunter. Auf der Piste. Er fährt die kürzeste Zeit. Je mehr er fahren will, desto mehr muss er stehen und sitzen. Das ist ein proportionales Verhältnis. Je mehr desto mehr. Reziprok klingt schöner, ist aber je mehr desto weniger. Das hieße, dass er gar nicht zum Fahren käme. Je mehr er stünde, desto weniger führe er. Bei unendlichem Sitzen ginge sein Fahren gegen Null.
Der Skifahrer betreibt seinen Sport bei Nulltemperaturen. Vielleicht aus diesem Grund; weil er sich im Grunde seines Herzens ein reziprokes Verhältnis wünscht. Je weniger er sitzt, desto mehr kann er fahren. Schluss mit Gegendgucken, Schneebarstehen, Füßeausruhen.
Der Sport wird Stress. Niemand kommt zum Halten, alles endet in einer unendlichen Bewegung, die schließlich zur völligen Auszehrung des Körper führt. Oder im umgekehrten Fall zu breiten Hintern und platten Füßen.
Skifahren ist in Wirklichkeit kein Sport, der gut tut. Er schadet im Endeffekt. Das will niemand wahr haben. Wer kauft sich schon eine Skiausrüstung für richtig Geld, um hinterher festzustellen, dass sein Bewegungsverhältnis proportional ist, aber wunschgemäß reziprok sein sollte?
Das wird niemand gern zugeben. Auch nicht, dass er seine Ausrüstung billigst wird verschleudern oder nach einem Schleudersturz durch die Haftpflichtversicherung finanzieren müssen. Skifahren ist nicht einmal Freizeitbeschäftigung, die Wohlbefinden erzeugt. Entweder sitzt man zuwenig und fährt kaum, oder man sitzt ständig und steht an und kann dann auch viel fahren. Nur – woher die Zeit nehmen? Wer viel fahren will, muss sehr viel Zeit haben, sehr viel Zeit.
Da ergibt es doch einen Sinn, am Pool auf seinem Badetuch zu liegen, oder das Tuch alleine liegen zu lassen und sich derweil mit anderen Kostbarkeiten des Lebens zu vergnügen. Denn hier gilt: Je länger ich liege oder liegen lasse, desto länger liege ich oder lasse liegen. Da gerät nichts durcheinander. Herumliegen ist zwar schlicht, aber daher auch für einfache Geister zu bewältigen. Wer es dann noch schafft, kurz vor sechs aufzustehen und sein Handtuch an die richtige Stelle zu legen, der kann eines übersichtlichen proportionalen Verhältnisses sicher sein. Da geht nichts schief, denn es liegt ja.
(Foto: Skifahrer lassen häufig im Vorbeifahren etwas liegen.)

Lange Freiheitsstrafen sind unmenschlich


Hände weg vom Oberkörper!, hieß es in Europa im Mittelalter.
Heute noch beliebte Strafe für Taschendiebe in einigen süd-östlichen Regionen und anderswo.
Der Amerikaner dagegen schwört auf Strom, Gas und Gift.

Sei wie der Stamm


Wie der Stamm im Holzstapel sein.
Sich einfügen und Halt geben.
Halt finden.
Wärme empfinden, nach Jahren der einsamen Kälte.
Dabei sein, wenn es in den Ofen geht.

Männer sind Schweine

Den Satz "Männer sind Schweine" drehten britische Forscher einfach um und sprengten lebende Schweine in die Luft, um herauszufinden, wie denn Sprengstoff auf Männer wirkt, bzw. eben auf Schweine. Dass die Schweine betäubt waren, entschuldigt die eine Seite der Kritiker, die andere ist jedoch empört, dass hier mit Nahrung Krieg gespielt werde. Alles seriös, so die Briten. Durch Österreich geht jedoch ein Aufschrei: Der Satz "Schweine sind Männer" will nicht in die Köpfe der erzkonservativen Fleischesser, die um das Ansehen der Mortadella fürchten. Diese Wurst sei zwar aus irgendwelchen nicht definierbaren Fleisch- und Bindegewebsresten zusammengemixt, feinpüriert, gewürzt und gefärbt, aber seien die Bestandteile nicht durch Sprengung zerkleinert worden. Es habe eine ordnungsgemäße Schlachtung unter Aufsicht eines Veterinärs stattgefunden. Der Fleischbrei müssen ja immerhin noch genießbar bleiben. In erster Linie regt aber der Umkehrschluss auf: Schweine sind Männer! Das darf den Österreichern nicht wahr sein. Wo bleiben denn die Frauen?
Die Briten konterten, dass Frauen in der Regel, also im Kriegsfall, nicht gesprengt werden. Bei Terrorangriffen müsse man noch statistisch auswerten, wie die Verteilung auf die Geschlechter aussehe. Bis dahin wolle man die Sprengung lebender, aber betäubter Schweine einstellen und allenfalls heimlich damit wieder anfangen, vielleicht im Mai schon.
Mehr lesen? Anklicken!

Bald ist Ostern


Kurz vor Ostern. Weihnachten ist gerade vorbei. Der Karneval tobt und nähert sich seinem Höhepunkt. Wie jedes Jahr Fischstäbchensterben in der Nordsee und riesige Mengen Eier, die auswandern wollen. In Transport-Kartons warten sie auf ein Schiff nach Übersee und hoffen, dort ihr Glück zu machen. Trauriges Thema in einer lichtlosen Jahreszeit. Was wird sie drüben erwarten? Von wegen, vom Tillerwäscher zum Millionär! Die meisten werden in einem Omelett landen und amerikanische Bäuche füllen. Der Rest wird am Transport auf wackliger Planke zerbrechen. Als wenn das Fischstäbchensterben nicht schon genug wäre! Kann es denn nicht auch eine Aufgabe sein, bunt gefärbt im Garten von Vater Tobi versteckt zu werden, damit sich dann Bubi kreischend und quietschend vor Glück auf einen stürzt? Muss denn immer alles, was hier Tradition hat, schlecht sein? Nein.

Karl-Friedrich "Khalef" Motzke: Aus meinem Campingtagebuch - 7/ Punker

Auch Punker machen Urlaub, italienische wenigstens. Der von seinem eigenen Berufsleben Erschöpfte fragt: Wovon machen denn Punker Urlaub? Haben die nicht immer Urlaub? Und wenn sie immer Urlaub haben, dann sind sie jetzt vielleicht auf Arbeit? Das ist doch so ähnlich wie mit der doppelten Verneinung. Auch bei Punkers gilt: Sie wäscht ab. Er wartet so lange, in eine andere Richtung schauend, die Arme verschränkt.

Theodor Spontane: Kinder auf dem Haufen


Kinder auf dem Haufen
könn' vom vielen Sitzen
nicht mehr laufen.
Kommen nie ins Schwitzen,
und sind nie kaputt.
Haben keine Kondition.
Hätten sie wohl schon
ganz gerne. Nicht nur Schutt,
auf dem man sitzen kann,
aber nicht drauf laufen.
Irgendwann dann
werden sie sich diese kaufen.
Dafür müssten sie zumindest gehen!
Ach, wir werden einfach sehen...
(Vieles wird man später erst verstehen.)

Georg Krakl: Hässlicher Hut (2010)


Hässlicher Hut,
zu dir passt ein Backenbart.
Und wenn nicht der Nacken haart,
wir alles gut.

Kopfgeruch


Ruud: Fred, du hast Kopfgeruch.
Fred: Dann riech doch nicht hin.
Ruud: Ich sitz aber hinter dir.
Fred: Wurd ja auch mal Zeit.
Ruud: Trotzdem. Kopfgeruch.
Fred: Steck deine Nase einfach nicht in alles.
Ruud: Kopfgeruch. Nicht Kopfinnengeruch!
Fred: Ich hab heute Morgen Haare gewaschen.
Ruud: Deswegen ja. Riecht lecker.
Fred: Na, also.
Ruud:Apfel-Zimt. Hmmm, mein Lieblingsgeschmack.
Fred: Freu dich.
Ruud:Darf ich mal dran lecken?
Fred (steht auf und geht): Immer dasselbe mit den Liberalen.

Nachrichten vom Tage

Drei Millionen offizielle Überwachungskameras in Großbritannien, für je 15 Einwohner eine! Trotzdem bleibt die Verbrechensbekämpfung ineffektiv.Ein privates Unternehmen bietet an, eine eigene Kamera zu installieren und dann gefilmte Übergriffe bei Youtube zu veröffentlichen, damit hilfsbereite Nachbarn, die gerade den Film bei Youtube runterladen, rüberkommen und helfen. Über erhöhte Effektivität bei der Verbrechensbekämpfung wird noch nachgegrübelt. Immerhin kann der Geschädigte seinen materiellen, körperlichen und psychischen Schaden im Internet betrachten, zusammen mit der großen, weltweiten Webgemeinde.

Die Schweiz will, gemäß Volksentscheid, keine neuen Minarette bauen. Ein Vorschlag wird geprüft, die vier in der Schweiz bereits bestehenden Minarette abzureißen bzw. sie weiterzubauen, um sie in Sendemasten für ein schweizerisches Handy-Unternehmen nutzbar zu machen. Aus den ebenerdigen Gebäuden und Räumen will man Kulturzentren machen, die besonders die schweizer Kultur pflegen. Schwerpunkte sollen sein: Präzision (wie ein Uhrwerk), Pünktlichkeit (wie die Freimaurer) und Käse (Wie kommen die Löcher in den Schweizer Käse?). Das Wort Rassenintegration wird geändert in Rassenintrigation (Integrieren oder intrigieren), weil es der Wahrheit näher käme und der einfache Bürger zwischen den beiden Wörtern sowieso nicht unterscheiden könne.

Die Firma Nestlé bemüht sich im Gegenzug zu rassendiskriminierenden Maßnahmen der Schweiz um eine Erweiterung ihrer Produktpalette. Enttäuschten Moslems werden demnächst Speisen angeboten, die halal sind, was bedeutet, dass diese den Regeln des Islam entsprechend zubereitet wurden. Man mache dies nicht, um eine Marktlücke zu schließen, heißt es aus dem Hause Nestlé, sondern aus Gründen der Völkerverständigung. Profit könne man mit den wenigen Moslems, die noch Lust hätten, in der Schweiz zu wohnen, nicht machen. Vielleicht gebe es aber einen Markt im entfernteren Ausland.

Zum Thema "halal" meldete sich auch die deutsche Jägerschaft zu Wort, die immer da, wo es um Nahrung und Nahrungsgewinnung, bei der man einen Schuss mehr abgeben darf, geht, Witterung aufnimmt: Sie erkläre sich bereit, geschossenes Wild der Weiterverarbeitung zuzuführen. Mittlerweile seien Kühltruhen voll und die Verwandtschaft wolle sich auch nicht dauernd von Reh oder Wildschwein ernähren. Immerhin werde vor und nach der Jagd ein "Halali" durch die gekrümmten Blechröhren gepustet, und das sei doch wohl gleichzusetzen bzw. vergleichbar mit halal.

Beziehungsproblem: Ich liebe dich

Vera: Ich liebe dich!
Gero: Du mich auch.
Vera:(Blickt verstört.)......
Gero: Quatsch natürlich, ich mich auch.

Karl-Friedrich "Khalef" Motzke: Aus meinem Campingtagebuch - 6/ Geschäfte


Menschen, die ihre Exkremente der Nacht in kleinen Plastikeimern mit Deckeln durch die Gegend tragen, haben ein unverkrampftes Verhältnis zu ihren Ausscheidungen, was ein Merkmal einer entwickelten, angepassten Persönlichkeit ist. Andere trauen sich nicht einmal, auf dem Klo ein Geräusch abzulassen und verkrampfen, als sei es ein Zeichen besonderer Reinheit, nichts auszuscheiden.
Manchen erfüllt es mit Stolz, sein Eimerchen zu schwenken, um zu zeigen: Ich habe verdaut! Ich habe gegeben! Ich funktioniere! Es erinnert an kleine Jungen, die die Länge ihrer Schniedel vergleichen, um festzustellen, wer der Ranghöhere ist.
Angeberisch wirken die, die allmorgendlich einen riesigen Plastikcontainer auf Rädern zur Entsorgungsstation schleppen, in dem sich alle Ausscheidungen, inklusive der der Kaffeemaschine, der letzten Nacht befinden. Das beeindruckt; macht aber auch nachdenklich: Handelt es sich um eine Urlaubsgemeinschaft, die krankheits- oder altersbedingt an Blaseninkontinenz leidet, oder wird da jeden Abend maßlos Bier gekübelt, das dann später seinen natürlichen Weg ins Freie sucht?
Nein,es ist der Luxus, der den anderen, den Eimerchenbesitzern etwa, vorgeführt wird: Das können wir uns leisten! Niemand muss hier nachts raus, das Ding ist nämlich erst halb voll! Da ist immer noch Platz für eine Nacht! Aber bevor’s stinkt, bring ich’s weg.
Der Eimerchenbesitzer kann nur seinen Eimer noch stärker schwingen: Mir doch egal! Flüstert das durch die Ritze dringende Nachtwasser, wenn es zu Boden plätschert.
(Foto: Jan van de Roll auf dem Weg zum Tagesgeschäft)

Tierschutz


Auch Tiere haben ein Recht, sich als Schneeman zu verkleiden.

Männlich oder weiblich?


Die Welt wird immer androgyner, Männer benutzen Parfüm und Frauen rasieren sich. In deutschen Schaufenstern werden nackte Hinterteile ausgestellt, billige Eyecatcher, oder Neudeutsch: Blickfänge, die den kaufunlustigen Kunden zum Öffnen seiner Geldbörse bewegen sollen. Um davon abzulenken, dass er versunken auf das entblößte Plastik starrt, deutet er errötend auf die wenigen Kleidungsfetzen, mit denen das Objekt drapiert ist, und kauft sich ein längsgestreiftes Oberhemd. Bloß nicht zugeben, dass diese morbide geschlechtsvermischte Welt sein Interesse gefunden hat! ZU Hause ist er unglücklich, weil es sich um eine Damenbluse handelt, die er vor dem Karneval sowieso nicht anziehen kann, weil die Knöpfe auf der falschen Seite sitzen. So entpuppt sich dieser Konsumaufschwung als riesige Umtauschaktion, die der Wirtschaft, dem Staat und letztlich dem Konsumenten überhaupt nichts bringt.
Weg mit solch sexistischen Methoden!

Georg Krakl: Laszive Barbie (2010)


Du Barbie, so sprach der GI,
du bist richtig lasziv.
Das bin ich, Ka-Leu,
es berührt mich so tief.
Ka-Leu bin ich nicht,
sprach der brave Soldat zu ihr schlicht.
Und ich nicht lasziv,
da liegst du wohl schief.

Was bist du denn dann?,
fragt der mutige Mann.
Mag sein, wohl lasziv,
wenn das schlau ist und schön und verwegen und toff.
Der ehrliche Mann rief:
Totaler Blackout, da bist du mal wieder im Off.

Dann bin ich wohl blond,
so unver-James Bond.

GI rülpst verlegen, zurrt an seinem Koppel und schleicht sich von dannen.

60er-Jahre-Melancholie: Georg Krakl - Trevirahose (1965)

Meine Trevirahose
hing so lose
an den Beinen.
Im Spiegel sah ich mich.
Ich fand es fürchterlich
und musste weinen.

60er-Jahre-Begeisterung

Georg Krakl - Helancasöckchen (1966)

Meine Helanca-Söckchen
und dein Perlon-Röckchen,
die war'n doch was, die war'n echt steil!
Der junge Mensch sagt heute: Völlig geil!

Heinrich Bumm: Irlandtagebuch (1)

Ragnhild wagt sich als erste in die Gefahr des Linksfahrens mit einem nagelneuen, geliehenen PKW, der natürlich das Steuerrad rechts hat. Die vier Insassen hoffen, dass sie gut versichert sind. Auf falscher Bahn flitzen die Autos dahin, niemand will sich die Blöße geben, als Linksfahranfänger zu gelten. Also den Fuß aufs Gaspedal und nicht den Verkehr behindern. Alles muss fließen

Linksfahrende Radfahrer müssen in der Regel so überholt werden, dass der Seitenspiegel nicht deren rechten Arm streift, der Mittelstreifen ist eigentlich nicht tabu, wird aber von Mitteleuropäern als Grenze zu einer anderen Welt, zu der der rechtsfahrenden Geisterhafter nämlich, gesehen.
Ein dumpfes "Klong" ist zu hören.
Ragnhild, fahr nicht so dicht an die Radfahrer!, nervt Hans.
Fährst du oder ich?
Du, natürlich, aber trotzdem, den eben hättest du fast weggeputzt.
Ragnhild ist extrem angespannt. Sie muss beweisen, dass sie es kann, dass sie auf der falschen Fahrbahn zurechtkommt, vor allem mit der ganzen Lenkeinrichtung auf der falschen Seite. Irland. Wer wollte dahin? Egal.
Der muss eben aufpassen, die Straße ist ja nicht so breit, zischt Ragnhild Hans an.
Du darfst auch über den Mittelstreifen fahren, das ist wie in Deutschland, lenkt Hans ein.
Wenn du jetzt nicht aufhörst, steige ich aus, wird Ragnhild lauter.
Du machst das sehr gut, Ragnhild, lobt Hans und schweigt dann.
So treibt denn das fast obszön zu nennende Verkehrsgebahren der Iren die Stimmung im Wageninnern mal nach oben, dann wieder in ungeahnte Tiefen.
Das Lenkrad schweißnass, landet der Wagen endlich vor der Stadt; das Stadtgetümmel der Autos weicht einem eher milden Landtreiben. Alles wird übersichtlicher, die Straßen allerdings schmaler, so dass sich nicht nur die Augen der Insassen zu Sehschlitzen verengen. Schließlich sind die Straßen so schmal, dass meine glauben könnte, es gäbe sowieso nur eine Spur. Da macht Linksfahren Spaß.

Musik aus der Mottenkiste: Lalle Anderson (Barbies Mutter?)


Endlich: Lalle Anderson - Ein Schief wird kommen
Hören: Klick

Günter Krass - Skifahren

Die Sonne warf lange Schatten. Knut war ein wenig benebelt. Das war sein subjektiver Eindruck. Seine Ski-Kameraden hätten gesagt, dass Knut ziemlich voll gewesen sei.
Die Welt war schön. Besonders hier, wo alles weiß und gleißend war. Knut hatte seine Brille an der Theke in der Mittelstation vergessen. Vielleicht war sie auch verschwunden. Er hatte sie jedenfalls nicht mitgenommen. Die Berge. Wunderschön. Das Licht. Herrlich. Balsam für sein stressgeplagtes Inneres. Heil werden, das war wichtig. Die Schnäpse an der Theke hatten ihm ein Gefühl von Leichtigkeit vermittelt, als seien alle Sorgen beim letzten Toilettengang abgefallen. Als hätte er sie mit mächtigem Strahl ins Urinal katapultiert und dort weggeschwemmt und weggespült.
Jetzt wieder Skilaufen. Das gehörte dazu. Skilaufen war der Grund, um an der Theke Schnäpse zu trinken. Um an dieser Theke zu trinken. Leichtsoleicht. Das Rausgehen und Anschallen der Bretter waren ihm jetzt schwer gefallen. Beim Bücken schoss ihm das Blut in den Kopf. Die frische Luft machte ihn nicht nüchtern. Die Welt war schön. Alles war leicht. Das Blut zuckte in Knuts Schädel. Günni redete laut. Los geht’s oder so etwas! Die anderen fuhren. Knut schwankte und musste sich zusammenreißen. Hinterher. Bald fuhr der letzte Lift. Nicht abhängen lassen, keine Blöße zeigen. Im Urlaub waren alle gut drauf. Lachen. Das war wichtig. Nicht den Alltagsscheiß erzählen. Allen ging es gut. Null Problemo. Hahah! Was gingen die anderen auch Knuts Probleme an. Nicht den Urlaub versauen. In dieser Woche wollten sie es krachen lassen. Mal so richtig auf die Kacke hauen. Fünfe gerade sein lassen.
Knut hatte Mühe, den anderen zu folgen. Erich, dem Angeber, der am besten fuhr; Kuno, der am meisten trinken konnte und die lautesten Witze erzählte; Andreas, dem Zyniker, der nichts unkommentiert lassen konnte. Eigentlich lagen ihm die anderen nicht besonders; das war eine andere Wellenlänge. Aber es waren seine Freunde, wie er immer wieder behauptete. Wie er sich immer wieder selbst vorhielt. Skifahren war langweilig, gefährlich, mühsam, teuer. Knut hatte eine Liste negativer Eigenschaften des Skifahrens. Für Freundschaften muss man auch etwas tun. Da muss man mal über seinen Schatten springen. Knut wollte nicht vor dem Fernseher versauern. Helma war schon so weit. Sauer. Sie war sauer, wenn er nach Hause kam. Sollte vielleicht doch was zu arbeiten suchen. Früher hatte er das zu verhindern gewusst. Heute wäre er froh. Vielleicht wäre sie zufriedener und ließe ihn in Ruhe. Gegen Versauern half Skifahren, wenn man Spaß dran hatte.
Knut kämpfte mit einer Eisplatte und konnte gerade noch verhindern zu stürzen. Er musste ein kurze Pause einlegen. Die anderen waren nicht mehr zu sehen. Sie würden den Lift nehmen und hochfahren. Der Skipass war bezahlt. Also ausnutzen. Je mehr desto billiger. Knut fuhr weiter. Er wünschte sich in sein Bett. Der Alkohol setzte ihm mehr zu, als er gedacht hatte.

"Weiser Mann" Olli Dallilahmer: Treckermeditation


Viele Menschen auf dem Lande besitzen einen Trecker, er ist ein Statussymbol. Wer die meisten PS, wer die größten Reifen und die stärkste Stereoanlage im Cockpit hat, ist der Primus des Dorfes.
In vielen Schuppen stehen aber auch die alten Trecker, die Relikte der romantischen Landmannzeit der 50er und 60er, als noch ohne nachzudenken die Giftspritze eingesetzt wurde, als der Himmel noch voll war mit dem Rauch von Restmüllverbrennungen, als es Restmüll noch gar nicht gab, weil alles Restmüll war und in einer Tonne landete oder direkt im Feuer.
Der Erschöpfte der heutigen Zeit, der sich glücklich schätzt, einen solchen Trecker sein eigen zu nennen, weiß intuitiv, wie er sich entspannen und in eine andere Sphäre bringen kann.
Er sitzt auf dem Sattel seiner treuen Zugmaschine; der Dieselmotor tuckert; die Luft ist leicht gewürzt mit dem, was das Auspuffrohr stolz entlässt.
Es ist die Kutscherhaltung, die alle aus dem autogenen Training kennen, in der sich der Meditierende befindet. Die Hände sind locker auf dem Lenkrad gelegt, die Arme leicht angewinkelt. Die Lider halb geschlossen, atmet der Landmann die Dieselluft und sinkt immer tiefer in eine Ruhe, die ein konventionell Meditierender nicht nachempfinden kann.
Schwer wird es, aus dieser tiefen Entspannung zurück zu kommen, in der der Mensch noch einmal Kontakt mit der Erde, der Scholle, der Mutter aufnimmt, aus der alles Leben kommt, mit dem Boden, den er einst mit seinem schweren Pflug bearbeitet hat. Der Mensch weiß sich eins mit der Natur, sogar mit dem Universum.
Wenn der Diesel zur Neige geht, das leise Tuckern verstummt, die Luft ihr Aroma verliert, dann heißt es zurückkehren ins Hier und Jetzt, in die hektische Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts.
Aber die Kraft, die die Dieselmeditation auf dem Trecker spendet, wird bis ins Frühjahr reichen, wenn die Säfte wieder schießen.
Sollte der Erholungseffekt nachlassen, dann helfen ein oder zwei frisch gezapfte Liter Heizöl, und die Welt zeigt sich wieder von ihrer besten Seite.

Pawel Pikass: Akt (2010)


Männlich oder weiblich.
Ist doch letztlich egal.

Pawel Pikass: Halbakt weiblich (2010)


Da hat sich Pikass wieder mal ein nettes Aktmodell besorgt und schmiert dann ein paar großflächige Spachtelstriche auf die Leinwand; vielleicht bastelt er auch einen Siebdruck - muss natürlich stundenlang Skizzen machen, und glotzen, wie das Aktmodell so ohne alles aussieht, Voyeur, sage ich, von Kunst weit entfernt, da hätte der sich doch ein Herrenmagazin besorgen können, bisschen Folie drüber, alles mit dem Linieal umrandet und dann in die Machine. Nein, es muss natürlich ein echtes Modell sein, wahrscheinlich eine Studentin, die sich was dazu verdienen will, weil sie Studiengebühren zahlt. Hat wahrscheinlich die Höchststudiendauer überschritten. Das Geld stammt wohl aus dem Fördertopf des Staates, der glaubt, hier einen Kunstschaffenden zu fördern und nicht einen Gaffer. Unglaublich, dass das heutzutage noch möglich sein darf.
Ekke Dützmann

Sinnvolle Nacktscanner


Bilder, die mit so genannten "Nacktscannern" auf deutschen Flughäfen gemacht werden, sollen auch anderweitig benutzt werden, bzw. benutzbar sein. Auf Wunsch wird dem Fluggast, falls man nichts Verdächtiges an ihm entdeckt, eine Kopie überlassen. Das Original wird an den Kunstbetrieb verkauft und kann dort als naive Malerei oder Neo-Dadaismus verkauft werden. Die Hälfte der Einnahmen soll zur Finanzierung der Fluggastkontrolleure eingesetzt werden. "Obwohl", so ein Sprecher des Vorstandes der Lufthansa, "die haben doch ihren Spaß den ganzen Tag. Da könnte man glatt noch Vergnügungssteuer verlangen."
Die Kopien eignen sich gut, um Frühstücksbrettchen zu gestalten, es als Geschenkpapier oder, nach und nach, als Fototapete zu benutzen. Man kann darüber hinaus Spielkarten aus den Bildern herstellen, z.B. wie links zu sehen, eine Herzdame.

Fragen der Gesellschaft: Kann Eis gefrieren?



Kind: Mutter, Mutter, kann Eis gefieren?
Mutter: Äh, gute Frage....
Kind: Wie nennt man es dann?
Mutter: Tja, da muss ich mal überlegen....
Kind: Eiseis vielleicht?
Mutter: Kenn ich nicht, das Wort.
Kínd: Mutter, Mutter, wenn es richtig kalt ist, gefriert auch das Eis.
Mutter: Wo hast du das denn her?
Kind: Weiß nicht mehr.
Mutter: Na, also, die Frage zählt nicht.
Kind: Doch, doch. Kafka hat schon gesagt, dass Fragen wichtiger seien als Antworten.
Mutter: Kaffka? Ist das nicht so ein Stamm in Afrika?
Kind: Da kenne ich mich nicht aus.
Mutter: Bist ja auch noch klein.

Der Ordnungshüter über dem Bürger


Polizist: Der Ordnungshüter steht über dem Bürger.
Joe: Wie das denn, Meister?
Polizist: Hauptwachtmeister, bitte schön, soviel Zeit muss sein, auch in einer von Stress und Hektik gekennzeichneten Zeit, in der niemand mehr Zeit hat, oder vorgibt, keine zu haben, obwohl er gerade ins Fitnessstudio schlendert bzw. einen Einkaufsbummel durch die Innenstadt unternehmen will, vielleicht ein Bierchen trinken in der Fußballkneipe, in der gerade Borussia übertragen wird, obwohl zu Hause seine Frau darauf wartet, dass der Mann endlich die Löcher in die Wand bohrt, damit sie den Garderobenständer anschrauben...
Joe: Meister!
Polizist: Hauptwacht!
Joe: Noch mal zurück. Der Ordnungshüter steht über dem Bürger. Was soll das denn heißen?
Polzist: Nun, gute Frage. Also, ja, wenn ich kurz nachdenke, also, wenn man den Bürger beschützen will, muss man ihn ja auch überschauen können oder besser auf ihn hinabschauen, damit man drohende Gefahren voraussehen kann, also, irgendwie schon....
Joe: Ach. (Pumpt sich auf.) Ich brauche jedenfalls keinen Ordnungshüter, der mich bewacht.
Polizist: Das weiß man nie.
Joe: Ich schon.
Polizist: Das bringt jetzt aber nichts mehr. Überhaupt, fällt mir gerade ein: Wir tragen Uniform. Das tut der Bürger nicht.
Joe: So ein Blödsinn. Was soll das denn heißen?
Polizist: Und dann stehen wir oft auf einem weißen Gummiball. Das sind wir schon ein gutes Stück größer als der Bürger.
Joe: OK, das Argument lasse ich gelten.
Polizist: Dann sind wir uns ja einig.
Joe: Eigentlich nicht.
Polizist: Na, dann nichts für ungut.
Joe: Doch, doch.

Ängstliche Weihnachtsmänner im Januar


Jetzt schauen sie ängstlich. Vor dem Fest: Imposant, rauschender Bart, fester Blick, gerade Haltung. Jedes Kind zitterte, weil es sich vor einem Tadel fürchtete; selbst Erwachsene schütteten noch Adrenalin aus, wenn sie in ihre Augen schauten.
Jetzt schauen sie ängstlich.
Sie haben Angst, zum halben Preis verkauft zu werden.
Mit der flachen Hand zerdrückt und gefressen zu werden.
Oder am schlimmsten: Eingeschmolzen und in eine Osterhasenform gegossen zu werden.

Rockmusik und Winterwetter: Frank Zappa, gespielt von Dweezil Zappa


Aktuell zum Winterwetter:
Don't eat the yellow snow.....
Ich weiß, wo deine Schlittenhunde stehen!

Gestern vor 38 Jahren

3.1.1962: Der kubanische Staatschef Fidel Castro wird von Papst Johannes XXIII. exkommuniziert.
Che Guevara, der fällt uns sofort ein, und Resopal, die wundersame Tischplatte, unverwüstlich und glatt.
Zu Papst Johnnes fällt uns nichts ein.
Resopal anhören?
Klicken!
Runterscrollen!

Georg Krakl: Farbiger Mann (2010)


Anti-Diskriminierungs-Gedicht
Farbiger Mann!
Du bist nicht schwarz, nicht gelb, nicht rot, du bist nicht weiß.
Ich kann
nicht wissen: Isst du Reis,
Kartoffeln, Bulgur oder Grütze?
Trinkst du Weißwein oder Wasser aus der Pfütze?
Du bist geächtet, weil du farbig bist.
Zu Hause wirst du sehr vermisst.
Doch hier? Ich weiß ja nicht mal, was du isst!
Geschweige, wer du bist!

Aus Desertstorm-Barbie ist doch etwas geworden


Barbara, sagten die Eltern immer zu Barbara, die lieber Barbie genannt werden wollte, lauf doch nicht immer in diesen Sachen herum, was sollen die Leute von dir denken. Mathe ist zu hart, Mutter, sagte Barbie, ich will später mal was Richtiges tun, kämpfen für eine gerechte Sache, etwa für Ölquellen im Nahen Osten. Ach, Barbara, sagte die Mutter, du weißt doch gar nicht, wo der Nahe Osten überhaupt liegt. Wahrscheinlich im Osten, Mutter, und noch wahrscheinlicher gar nicht weit weg, denn sonst würde man den Nahen Osten ja nicht Naher Osten nennen, oder? Wo du recht hast, hast du recht, antwortete der Vater, der an seiner Pfeife zog und ein wenig Mild&Mellow-Pfeifenqualm in die Übergardinen blies.

Manchmal geschieht es, dass solche Menschen in fortgeschrittenem Alter das Gefühl haben, dass eine Wüste in ihrem Kopf ist. Manchmal ist aber immer noch Zeit, in die Politik zu gehen. Dort fallen Menschen mit ungewöhnlichen Köpfen nicht auf.

Neue Spiele für Kinder ab 4

Die Gesellschaftsspieleindustrie hat sich jetzt auf Bedürfnisse der Menschen eingestellt: Kinder benutzen gern Begriffe aus der Fäkalabteilung des Lebens, um ganz unterschiedliche Gefühle auszudrücken. Erwachsenen ist das abgewöhnt worden, so dass sie dieses oft nur unter Alkoholeinfluss tun oder wenn sie der Meinung sind, sie könnten es sich leisten. Das deutet auf Defizite in der analen Phase ihrer Entwicklung hin.
Dem wirken jetzt Spiele entgegen, die kompensieren. Zicke, zacke, Igelkacke ist so ein Spiel. (http://www.ciao.de/Zoch_Verlag_Zoch_Zicke_Zacke_Igelkacke__8305653). Das Ganze gibt es auch in den Geschmacksrichtungen Enten- und Hühnerkacke.
Aber: Die Konkurrenz ruht nicht. Im Verlag Bodosspielewelt in Weserstadt wird jetzt das bereits vor 19 Jahren entwickelte "Spatz piss drauf" wieder aufgelegt, dass überhaupt nichts mit dem ähnlich klingenden "Spitz, pass auf" zu tun hat.

Gestern vor 15 Jahren

1.1.1995: Auf der norwegischen Ölbohrplattform Draupner-E in der Nordsee meldet die automatische Wellenmessanlage in einem Sturm mit 12 m hohen Wellen eine einzelne Welle mit 26 m Höhe. Nachdem man sich auf einen schönen Begriff geeinigt hatte, neben Volldiehohewelle und Verdammthohewelle, neben Zombiewelle und Habnescheißangstvorderwelle, auf Monsterwelle, hatte man nun auch den wissenschaftlichen Beweis für die Existenz dieser Monsterwelle, da man vorher nicht genau wusste, wie besonders hohe Wellen hießen.

Halbmondimitation zu Neujar


Ich versuchte einen Halbmond zu imitieren und verhielt mich ganz still. Sind Halbmonde nicht irgendwie senkrecht, fragte Elli, und ich biss die Zähne aufeinander. Hallo?, Elli jetzt wieder. Du, sind Halbmonde nicht eher senkrecht? Ich ließ zischend Luft durch die Nase entweichen. Ruhe!, knurrte ich und merkte, dass die Konzentration schwand. Und das bereits am ersten Tag im neuen Jahr. Elli, die Plaudertasche, Elli, die Wissbegierige. Kann man, nein Elli, nicht einmal die Dinge nehmen, wie sie sind? Einmal. Was war jetzt mit den guten Vorsätzen für 2010? Ich wollte ELLI nehmen, wie sie ist. Geht doch gar nicht. Hallo?, jetzt wieder Elli, hörst du mir überhaupt zu? Ich rutschte unruhig auf meinem Stuhl herum. Hallo, ich bin noch da!, nervte Elli weiter. Ich weiß, dass du da bist, dachte ich zornig, ich weiß, und ich will dich auch ab morgen nehmen, wie du bist. Aber jetzt will ich einen Halbmond imitieren und dazu brauche ich Ruhe und keine dummen Fragen. Einen einzigen Halbmond, so perfekt, wie ich ihn mir jedes Jahr zu Beginn wünsche, das muss doch zu schaffen sein, genau wie es möglich sein muss, Elli, dass du einmal, verdammt noch mal, dein Maul hältst, ab morgen wird alles anders, aber Neujahr ist Neujahr, und wenn es um den Halbmond geht, gibt es keine Alternative. Jetzt wieder Elli: Ist ein Halbmond nicht eher türkisch? Es schreit in mir, ich berste, platze, detoniere, implodiere, was auch immer, EEEEEEELLLLLLLLLLLLLLLIIIIIIIIIIIIIIII soll's Maul halten!

Das war's dann. Neujahr kann ich vergessen, inklusive Halbmond. Elli ist blöd, und ab morgen werde ich sie genauso nehmen.