Rückblick Oktober 2016: Oktoberfest in Weserstadt

Auf einem der großen Kostümfeste in Weserstadt war man es leid, wie die Bayern rumzueiern, sprich ausländerfeindlich zu sein, schließlich hat man nichts gegen Ausländer, wenn sie denn arbeiten und den Deutschen nicht das Hartz 4 vom Butterbrot kratzen. Das Motto hieß deshalb in diesem Jahr nicht "Saufen und in Blusen glotzen bis wir kotzen", sondern "Nichts gegen farbige Negative - Wir sind nach oben offen!" Man goss unter diesem Leitspruch das teure Bier  in den nach oben offenen Hals und mancher erinnerte sich an der Zeltaußenwand doch noch an den Vorjahresspruch und gab alles, bis der Magen leer war.
Verkleidet hatte man sich so, dass alles irgendwie   Negativ wirkte, also wie die Vorlage für das Farbfoto damals, als es noch richtige Filme gab, die man unterbelichten konnte.
Trotz allem wurden in diesem Jahr  wieder Preise vergeben: Mandy erhielt den ersten Preis für "Diemaßlangefestandasholzvorderhüttendrückenbisnichtmehrgeht", Nancy für "AuchmitBrilletrotzdemdoofkuckenkönnen", Mary für "MitoffenerBluseeinfachdummherumstehenundnichtsmachern", Natalie für "BeidiesenPreisenblödeübereinemmaßkruggrinsenundsichauchnochanfassenlassen". Die Preise für "DanebenstehenundaufFraumachenobwohleineLederhosetragend" gingen an Brett und Pit von der Selbsthilfegruppe für Unantastbare.

Der weise Mann sagt: Werde der du bist!

Werde, der du bist! Was für ein Unsinn, denkt der hungrige Mensch an der Imbissbude und schiebt sich dabei eine gebratene Wurst in Mund. Mit vollem Mund denkt man nicht, denkt der Esser und will der unbequemen Aufforderung entkommen, schafft aber ein weiteres Pradoxon, denn wenn man denkt, dass man nichts denkt, denkt man ja schon, und das muss auch der Wurstfreund verstehen.
Wie soll ich werden, was ich schon bin? Diese Frage drängt sich auf, denn ein Paradoxon, ein Satz mit widersprüchlichen Aussagen, sprengt den Schädel, der unter dem wurstzermalmenden Kiefergeräusch nicht zur Ruhe kommen kann.
Der Mensch ist, was er isst.
Das hat der Philosoph Feuerbach formuliert und wir alle wissen, dass Philosophen recht haben, auch wenn man nicht immer versteht, was sie damit meinen. Helmut Kohl wird wohl reichlich Kohl gegessen haben, denn er hat viel Kappes erzählt. Entscheidend ist - ein Satz von Kohl - was hinten rauskommt. Damit wären wir wieder bei der Wurst.
Du Hanswurst!, hatte Tilde immer zu Görg gesagt, und der hatte sich beleidigt gefühlt, gedemütigt und auf alle Emanzen geschimpft. Alle Emanzen sind Schranzen!, hatte er gelauthalst, ohne zu wissen, was denn Schranzen wirklich sind.
Die Wurst konnte er sich vorstellen, die innere Wurst, die, mit der er immer im Clinch lag.
Es fiel ihm ein Buch in die Hand, das Hilfe sein wollte: Die Versöhnung mit der Inneren Wurst, und Görg wusste: Ich bin nicht allein. Und wenn die Welt auch unterginge, und wenn ich auch der letzte Mensch wäre, so hätte ich immer noch meine Innere Wurst, die, von der Tilde wohl  gesprochen haben musste.
Wenn denn im Inneren die Wurst saß, dann galt es endlich als erwachsener Mensch, der sich ent-wickelt hat, diese Wurst nicht nur herauszuholen, sondern vielmehr das zu werden, was Görg immer schon war, eine Wurst nämlich.
Lass die Wurst heraus! Dieser Appell reicht nicht, um das Problem zu lösen, um in Harmonie mit dem Universum zu leben. Werde Wurst, werde die Wurst, werde deine Wurst, sei Wurst! Dieser Vier-Schritt zur Glückseligt, zur Erfüllung war ein Muss, so wie sich der Schmetterling von der Puppe befreit, um zu vollkommener Schönheit und Anmut zu gelangen.
Görg hatte den Schritt gewagt. Tilde saß heulend im Sofa, weil sie die Welt nicht mehr verstand. Görg hatte plötzlich Widerworte gesagt, es sei ihm Wurscht, hatte seinen Rucksack gepackt und war gegangen. Zu Willis Imbiss!, hatte er in den Flur gerufen. Da nimmt man mich ernst!
Wer ist denn jetzt Ernst?, hatte Tilde gerufen, aber da war Görg schon außer Hörweite.
Und heute steht Görg vor Willis Imbissbude, hat einen Job, in dem endlich Mindestlohn gezahlt wird, und betrachtet die Welt aus dem zarten Eigendarm heraus. Sein Gesichtsausdruck verrät, dass Görg glücklich ist.
Ob du Wurst bist oder Huhn, oder Ziege oder Schwein, Kuchen oder Sahneschnitte, Hahn oder Mist, aif dem er kräht: lass es raus und werde, was du bist!

Thomas Mahn - Der Tod in Venedig

Gustav Aschenbecher. Von Aschenbecher wohl besser. Der Tod kramte seinen Zettel hervor und grummelte unwillig vor sich hin. Er hasste Venedig. Eine Stadt, die stank. Auf diesem Gestank schipperten geldgierige Gondolieri und nahmen Touristen aus. Die Modelle ihrer Boote waren üppig galvanisiert in Andenkenläden für teures Geld zu erwerben. Überall schreiende Gruppenführer die in babylonischer Sprachverwirrung ihre Nachläufer zusammenhalten wollten. Sie schenkten Fähnchen oder Wimpel, trugen bunte Mützen, die auch die Unfolgsamen trugen, um sich als Gruppe zu erkennen zu geben. Etikettierung. Kackende Tauben. Taube kackende Ratten, die an den Kanälen entlang glitten und Säuglinge anknabberten, weil sie es konnten. Widerlich. Dogen und Drogen und seufzende Brücken. Und jetzt Aschenbecher. Von Aschenbecher. Gustav von Aschenbecher. Abzuholen bis nächsten Donnerstag. Das war heute. Gustav. Lächerlich. Wer hieß denn heute noch Gustav? Gustav Gans. Wie hatte der gezetert, geschnattert, gequakt, als er mitkommen sollte. Hatte beteuert, er sei gar kein lebendes Wesen, sondern lediglich eine Zeichnung. Wie vielfältig und doch oft einfältig waren die Ausreden, wenn es Zeit wurde, mitzugehen.
Tod zu sein war sterbenslangweilig. Tot zu sein, war das Ziel. Alle wollten sich lieber auf dem Weg dahin verirren.
Der Tod hatte geklingelt. Eine Art Concièrge hatte geöffnet und verlauten lassen, dieser besagte Gustav von Aschenbecher sei bereits tot. Seit drei Tagen. Er habe sich allerdings Ascher genannt. Der Concièrge redete noch von den Gewohnheiten besagten Aschers und dass dieser häufig voll gewesen sei, weil er es den Kanälen habe gleichtun wollen.
Der Tod hörte nicht mehr zu. Da hatte der Kollege in seinem Revier gewildert, oder wie man besser sagte, hatte in seinem Bezirk die Arbeit übernommen, oder sie ihm auch abgenommen. Weggenommen. Tausend Tode. Man konnte mit tausend Toden sterben. Danke. Der Tod knirschte mit den bleichen Zähnen. Wie hasste er diesen Job. Wenn er nicht schon tot wäre, hätte er es jetzt endlich sein mögen. Aber man kann nicht werden, was man schon ist. Westliche Weisheit. Gondoliere!, rief der Tod laut. Einer würde zahlen müssen. Denn einer musste immer bezahlen. Gondoliere!, wiederholte der Tod energischer.
Vielleicht würde die Welt dadurch ein wenig leiser und ein wenig schöner werden. Gustav von Aschenbecher. Ein Name, wie er im Buche stand. Vergangenheit.

James Grüss - Der Flamingo

Oh, oh, oh, kukkt mal da!, schreit der kleine Beppo. Ein Flamingo mit einem blauen Flügel!
Oppa knurrt: Udo Jürgens hatte einen gläsernen Flügel, auf dem konnte der wenigstens spielen.
Oppa, sei mal ruhig, zischt die Mutti, lass das Kind mal, der Beppo will die Welt entdecken. Da darfsta du ihn jetzt nicht...
So'n Quatsch, haut Oppa dazwischen. Der Beppo hat die Welt schon längst  entdeckt. Der weiß sogar schon, was ein Flamingo ist. Das kannst du wahrscheinlich noch nicht mal schreiben.
Selber!, kontert die Mutti und Tante Herta fragt blöd: Ist Flamingo nicht ein Tanz aus Spanien, wo die Tänzerin mit den Fingern klappert, ein Gitarrist auf den Saiten schrabbelt und dabei so eine Art Wolfsgeheul ausscheidet?
Ausstößt, Herta!, sagt die Mutti. Geheul kann man nicht ausscheiden.
So ein Scheiß, grunzt Tante Herta.
Eben, sagt die Mutti, das kann man ausscheiden.
Omma ruft: Alle mal hersehen! Der Flamingo da schläft auf einem Bein! Da, der Flamingo mit dem blauen Flügel.
Dass das nicht der Udo Jürgens ist, ist mir auch klar, wettert Oppa.
Auf einem Bein schlafen?, fragt Tante Herta dazwischen, nee, das kann ich nicht. Da kippe ich ja immer um.
Wovon ist der überhaupt müde?, fragt Oppa, der tut doch nichts, steht den ganzen Tag in der Gegend rum. Das macht doch nicht müde.
Doch, sagt Omma, kukk mal die Merkel, wenn die länger rumsteht und nichts tut, dann fängt die an zu zittern.
Müde ist was anderes, sage ich, sagt Oppa.
Warum hat der denn einen blauen Flügel, fragt die Mutti.
Gläsern, nicht blau, antwortet Oppa.
Ach, mit euch kann man nicht mal in den Zoo gehen, zischt die Mutti ärgerlich.
Dann bleib doch hier, schlägt Oppa vor.
Wo ist denn Beppo überhaupt? Beppo! Beppo! Hier ist ein Flamingo mit einem blauen Flügel und der heißt Udo!
Beppo ist mittlerweile bei den Affen. Da ist es viel lustiger.

Neues Finanzmodell: Divi-Dandy/Dividendi

Der Erfinder der Merz-Spezialdragees zur Verschleierung von Finanztransaktionen, Friedensreich Merz, gleichzeitig Berater der NRW-CDU/FDP-Regierung zum Brexit, hat ein neues Geschäftsmodell vorgeschlagen, wie man geschickt an das Geld anderer Leute kommen kann: DIVIDENDI.
Es würde hier dem neuen Geschlecht "divers" Rechnung getragen, es suggeriere Reichtum für alle, besonders aber für die, die anders als Merz und die CDU seien, und verspreche irgendwie "Ausschüttungen", also, dass das Geld auch "in die Hand zu nehmen" sei, und damit anfassbar, begreifbar werde.
Das Wort DIVIDENDI sei eine Zusammenführung von "Dividende" und "Dandy". Der Dandy habe ja immer schon als etwas tuntenhaft gegolten, so der Versprecher der Landesregierung NRW. Aber Gespräche mit Finanzminister Lienenkrämper habe es sowieso nicht gegeben, höchsten ein paar Altherrenwitze seien bei Wein und guten Zigarren ausgetauscht worden.  Wie das eben so sei in der Politik.

Georg Krakl - Gedanken eines Ballfreundes

O, Freund, der Mensch ist nur ein Tor,
durch das man irgendwie nicht gehen kann,
das man jedoch mal schießen könnte,
wenn denn der Libero den Ball mir gönnte,
sodass ich nicht nur könnte, sondern kann.
Ein schöner Schuss, doch widersetzt sich kurz davor
des Fußes Willenlosigkeit,
der Schuh so breit,
dann auch des Trainers Pfiff
Gehorsam fordernd,
ich schwanke wie auf einem Schiff,
das in der Brandung kämpft ums Obenbleiben,
wie jeder Ballverein es tut.
Mir fehlt der Mut,
ich zögere und zweifle, scharre mit dem Fuß im Gras.
Da stürmt der Gegner, nimmt den Ball mir von der Picke,
im Hintergrund skandiert der gegnerische Männerchor mit Quotenzicke,
und ich stutze
und benutze
meine Hand, den Mann zu halten,
der Piepenkerl lässt keine Gnade walten,
pfeift.
Ich muss den Ball dem Feinde geben,
ich wollte ihn ganz sanft in jenen Tor reinheben,
oder heißt es jenes wegen dem Artikel,
oder des von wegen Genitiv,
der Piepenkerl hat mich am Wickel,
der Trainer, der mich rief,
hat das jetzt auch.
Ich stehe auf dem Schlauch,
beziehungsweise meinen Stollen,
und es wächst in mir der Wunsch zu schmollen.
Des Gegners Schuss
ist kein Genuss,
der Ball prallt vor die Stirn,
erschüttert mein Gehirn.

Und dann der einfache Gedanke,
dem Denken jetzt entrissen seine Schranke.

O Freund, der Mensch ist nur ein Tor,
das ich nicht schießen kann.
Ich lass es sein
und wiege mich im schönen Schein:
Ein Tor,
nicht nur dahinter, auch davor.
Zum Sehen
und zum Rein- und Durch-Es-Gehen.




Georg Krakl - Herbst und Samstag /Gedicht mit Seife drin

Gerhard Richtig - Badetag (Samstag vor 8 Tagen) (2019)
O Herbst, du Zeit der Reife,
wie der Samstag: Tag der Seife,
Tag des Wassers, Tag der Wanne.
50 Grad und volle Kanne
auf den Körper, auf den Kopf,
auf die Füße, auf den Zopf.
O Herbst, du bleibst wie immer unbenetzt.
Wir baden irgendwie gehetzt,
der Nächste wartet schon,
und nach dem Vater kommt der Sohn
und dann die Mutter,
die Tochter war vorm Vater schon als Erste dran,
weil sie so sauber und so rein,
das Wasser kann es nicht mehr sein.
O Herbst, du Zeit der Reife,
gib jedem seine eig'ne Seife,
eine saubre Wanne
und die eigne Kanne
voll des frischen Wassers auf den Körper und den Kopf,
auf die Füße auf den Zopf.
So bleibt die Mutter jetzt
vom Schmutz der Tochter und des Mannes und des Sohnes unbenetzt.

O Samstag, Zeit der Seife!
O dass der Vorschlag in den Köpfen reife!

Georg Krakl - Gedicht mit tat und tut

Günter Krass - Ach, Herr Kaplan!
Der Kaplan
hat einen neuen Klapphahn.
Für den musst' er berappen.
Das tat auch ganz gut klappen.
Doch wegen Zölibat und Nichtankommen in den Himmeln
tut der Klapphahn jetzt verschimmeln.


(Herr Kaplan,
was habe ich getan?!
Der neue Klapphahn
fühlt sich schlapp an.)

Hörfehler der Woche: ....zum Darmload

Irgendwie hatte ich mal wieder nicht richtig hingehört, hatte ein paar Nachrichten wahrgenommen, von der Leyen ist plötzlich EU-Kommissionspräsidentin ohne gewählt worden zu sein, jetzt kann sie Geld auch EU-weit verbrennen, denke ich, und die ganzen Buddies, diese vielen Berater, was wird aus denen, müssen die sich jetzt endlich Arbeit suchen, oder übernimmt sie die Karrenbauer, und dann die Fucking Gorch, was wird aus dem Vorzeigeschiff der Marine, ja, macht ein U-Boot draus, denke ich, zwei Löcher reinbohren und tieferlegen! Dann die Föcking Schulze und ihre internetuntaugliche Schwiegermutter, die zwischen Frikadellen und Hackern nicht unterscheiden kann. Was machen die Schweine bei denen im Stall? Fressen die sich Ohren gegenseitig ab, oder kann man die noch ins Ohrenfresserland schicken, um eine am Hungertuch nagende Familie zu ernähren? Neuer VW-Skandal, alter Audi-Skandal, und Mercedes dazu und die ganze Bagage, die nur den Profit im Auge hat und sich den Fortschritt gegenseitig ausredet, und wenn Fortschritt, dann zur Seite in die eigene Tasche, symbolisch gesehen. Undsoweiterundsoweiter, dann aus aller Welt und was weiß ich woher, das Ganze noch auf Ausländisch. Verdammte Scheiße, denke ich, und mit diesem Gedanken kommt die Ansage im Radio: Diesen Beitrag gibt es auch als Darmload.
Darmload, denke ich, das ist ja was ganz Neues, das heißt doch, der Bürger schluckt erst mal die täglichen Kröten, dann muss er die verdauen und damit hätte er den Darmload schon gestartet. Und entscheidend ist, was hinten rauskommt, wie schon Helmut Kohl nach etlichen Saumägen zu salbadern wusste.
Am Endes Tages, bzw. des Darmes sind wir dann wieder am Anfang. Nachladen.
Bevor ich mich darüber aufregen kann, dass durch einen Darmload dem Bürger suggeriert wird, er selber sei für die ganze Scheiße verantworlich, klärt mein Hirn auf: Download war gemeint.
Download. Schade, eigentlich, war eigentlich auch ganz schön, mal kurz verantwortlich zu sein, da hätte man noch was machen können...
Aber mit einem Download bleibt alles wie es ist. Das macht mich dann richtig down.
Danke, liebe Ohren, für einen Moment des Aufhorchens! Auch wenn's völliger Blödsinn war, den ihr da durchgelassen habt.

Papst Sieger im Schnickschnackschnuck?





Alle Deutschen sollen Katholiken werden, war der vielleicht nicht ernst gemeinte Vorschlag Angela Merkels beim letzten Kaffeetrinken mit dem Papst, als es nichts mehr zu erzählen gab.
Der Papst war darüber wenig "rallegrato", was "erfreut" bedeutet. Man habe schon genügend Probleme mit den augenblicklich in der katholischen Kirche befindlichen Gläubigen, da könne man, Kirchensteuer hin und her, nicht noch weitere gebrauchen.
Auch könne man dann nicht mehr auf den Protestanten herum hacken, weil es die nicht mehr gäbe.
Merkel, die aus dem atheistischen Osten stammt, schlug vor, eine Runde Schnickschnackschnuck zu spielen, um diese Frage wenigstens zielorientiert und abschließend zu beantworten.
Beide Patriarchen erweiterten schnell das Repertoire an Handstellungen, um die Gewinnchancen zu optimieren.
Pistole vor Mittelfinger!, juchzte Merkel und freute sich schon, dass demnächst alle Deutschen Katholiken werden würden.
Gar nicht!, konterte der Papst, das Zeichen bedeutet Hase mit drei Ohren! Eine Pistole kann immer nur eins wegschießen. Der Punkt geht an mich. Alle Katholiken sollen Deutsche bleiben! Das ist ein super Kompromiss!

Beim Likörchen beschloss man, die endgültige Entscheidung auf das nächste Kaffeetrinken zu verschieben, weil man ja sonst auch keinen Gründe hätte, sich noch einmal zu treffen.
So gut sei der vatikanische Kaffee nicht gewesen, habe Merkel laut unsicheren Quellen nach dem Treffen konstatiert.

Neulich im Lidl

Liebes Tagebuch!
Mit einem fröhlichen Liedl auf den Lippen und ruckbesackt schritt ich kürzlich zügig in den neuen Lidlmarkt, der ein umfangreicheres Warenangebot versprach und das ich erkunden wollte. Beim Eintreten dachte ich kurz über das missratene Wortspiel - ein  Liedl auf den Lippen in den Lidl- nach und widmete mich dann dem Warenangebot, das sich aber nicht sonderlich vom üblichen unterschied. Ich räumte einen Beutel Möhren, zwei Bio-Paprika und eine Dose Hautcreme aus den Regalen in meinen Transportbeutel und stellte mich an der Kasse in die Schlange, eigentlich ans Ende der Schlange, als eine Verkäuferin fröhlich winkte und darum bat, sich an Kasse 5 einzufinden und dort die Waren auf das Transportband zu legen.
Ich leerte meinen Beutel und ließ die Dame eine Rechnung aufstellen, die ich anstandslos bezahlen wollte.
Vor dem Nennen der Endsumme fragte sie: Darf ich mal in Ihren Rucksack sehen?
Gleichsam wie konditioniert schoss es mir heraus: Nö.
Die Dame wirkte ein wenig irritiert, so als habe sie etwas anderes erwartet, denn sonst hätte sie ja nicht gefragt.

Sie wissen, dass das nicht erlaubt ist?, fragte ich nun meinerseits die Kassiererin.

Neinnein, kein Problem, das ist nur freiwillig, das war ja auch nur eine Frage, versuchte sie zu beschwichtigen.

Wenn es Sie interessiert, dürfen Sie gerne reinschauen, wenn ihnen dann wohler ist, versuchte ich die nun Verunsicherte weiter zu verunsichern.

Neinnein, schon gut, das ist nicht nötig, hätte ja sein können, dass Ihnen das nichts ausmacht. Die Dame wird kleiner hinter dem Transportband und die Angelegenheit wird ihr zunehmend peinlicher.

Hat ihr Chef Sie angewiesen, Taschen zu kontrollieren?, will ich wissen.

Neinneinnein, schon gut, ich will Ihnen jetzt nicht den Tag verderben, alles gut.

Selbst wenn ein Tatverdacht besteht, darf nur die Polizei einen Blick in meinen Rucksack werfen!, kehre ich den Volljuristen raus, der ich gar nicht bin, und ich frage mich, ob ein Vollhorst von Ladendetektiv eine ungeschickte Handbewegung meinerseits als Ladendiebstahl diagnostiziert hat.
Sagen Sie Ihrem Chef, dass das gegen bestehende Gesetze verstößt, setze ich nach; die Frau windet sich auf dem Kassierstuhl.

Neinneinnein, ich würde Ihnen ja sonst unterstellen, dass Sie etwas gestohlen hätten, versucht die Frau weiter zu beschwichtigen.
Die Kunden in der Restschlange grunzen leise, amüsiert, aber auch beunruhigt.

Wenn Sie mir nichts unterstellen, warum wollen Sie dann in meinen Rucksack sehen?,frage ich.

Könnte ich dann mal einen Blick in Ihre Handtasche werfen? Nur mal so, oft lässt der Inhalt der Handtasche ja auf die Persönlichkeitsstruktur schließen.
Die zwingende Logik der Fragen wird mir erst zu Hause klar und ich vergesse sie zu stellen.

Na, dann noch einen schönen Tag!, quetsche ich mir durch die Zähne.

Jajajaja, Ihnen auch und nichts für ungut, schönen Tag, auf jeden Fall.

Ich schreite zu meinem Fahrrad und überlege, ob ich dieses Vorgehen oder Vergehen  nicht der gesamten Menschheit im Internet melden soll.
Was um Himmels willen hätte ich im Lidl denn klauen können? In diesem verschissenen Niedrigpreisangestelltenausbeutungsladen, der auf Bio macht und seine Kunden für Diebe hält. Das gibt Punktabzug, gewaltig Punktabzug, das ist mir klar, und ich trete massiv in die Pedale. Leider quietschen die Reifen meines Fahrrads nicht. Ich weiß auch noch nicht, wo ich die Punkte abziehen kann, damit Lidl das überhaupt merkt.