Missverständnis bei Trauung?

Statt "I will" zu sagen, soll William "I, Will" ausgesprochen haben.
Kate hat das im Rummel allerdings nicht wahrgenommen, sonst hätte sie bestimmt anders aus der Spitzenwäsche geguckt.
William lässt sich damit immerhin ein Hintertürchen offen, um später vielleicht einmal sagen zu können: I will? Habe ich überhaupt nicht gesagt!
Wir hoffen aber, dass es dazu nicht kommt.

Alma B. Trieb: Lyrik stellt Fragen

Was ist besser? Fragt die Lyrik.
Worte mit Inhalt?
Worte ohne Inhalt?
Oder mit dem falschen?
Was ist leichter zu ertragen?
Fragt der Bauch.
Die Lüge oder die Leere?
Wie immer und wie alles
Fragen
des Geschmacks
und der Konsistenz.
Und der Existenz.
Gut
wenn einer selbst lesen kann.
Besser
wenn einer schreiben kann.
Leichter
wenn einer schweigen kann.

Gedichte mit Technik drin: Leo Path - Loch im Tank (2011)

Ein Loch im Tank,
das steigert den Benzinverbrauch.
Nur Vollgas
geben tut das auch.

Drum auch mal bremsen, langsam fahren.
Da kann man richtig Spritgeld sparen.

Der Autor liest selber.

Wie der Krieg verloren wurde

Egal, welcher Krieg verloren wurde, es gab und gibt niemals Sieger. Alle lassen Federn und manche einen Arm, ein Bein oder das Leben.
Aber so richtig verlieren kann man den Krieg, wenn man unzuverlässiges oder nicht funktionsfähiges Personal hat. Schwerhörigkeit, manchmal aufgrund des Herumstehens neben krachenden Kanonen, führt zu Missverständnissen, die leicht eine Schlacht oder sogar den ganzen Krieg, egal gegen wen, aufs Spiel setzen.
Da schreit der Kaiser im Kampfgetümmel den Sergeanten zu Pferd an, er solle gefälligst vom Pferd steigen, es ihm überlassen, weil er jetzt nach Hause reiten wolle, den Rest erledige die Truppe ja auch wohl ohne ihn und überhaupt reiche es ihm, dieses Geknalle und Geballere, das sei ja unerträglich, da werde man doch schwerhörig, wenn man es nicht sowieso schon sei, und überhaupt habe er sich den Krieg irgendwie interessanter und weniger blutig, glorreicher und auch ein bisschen geregelter vorgestellt, dass man um fünf Feierabend habe und dass nachts Ruhe herrsche, da wolle man auch mal schlafen. Sterben könne der ein oder andere auch morgen noch.
So weit der Kaiser.
Dem Sergeanten zu Pferde kommt davon nichts ans Ohr, denn er hat erst vor zwei Minuten neben einer Kanone gestanden und will jetzt ins Dorf reiten und Pröppel für die Ohren holen.
Was der Kaiser will, bleibt ihm fremd und er murmelt zwar ein Hä?,  reitet aber fort, ohne das Pferd seinem obersten Vorgesetzten zu überlassen.
Der platzt fast vor Wut und verliert aus Trotz und um zu zeigen, das er auch anders könne, den Krieg.
Da hat mal wieder einer Geschichte geschrieben, werden die schlauen Köpfe später murmeln.

Stromkunde ratlos

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Gedichte, die man kaum versteht: Georg Krakl- Offene Frage (1)

Das Bild passt auch nicht zum Text
Ich hab noch immer nicht herausgefunden
was du willst
warum du immer erst beim Landen- jetzt seit Stunden-
plötzlich schwillst
und dich dann groß pumpst und so hart
bist
gar nicht zart


wohl eine List
ist nötig, um zu wissen, was dich treibt
weil diese Frage sonst mal wieder einfach offen bleibt.

Gedichte mit "tun" drin: Georg Krakl - Tun (2011)

So ein Bild tut (nicht) gut
Ich tu mich nicht genieren,
das "tun" als Reim zu schreiben,
denn Reime tun Gedichte zieren.
Hier ließ ich's allerdings wohl bleiben.

Mode oder Unart: Loch in Leggins

In Berlin, der neuen Metropole, kann man rumlaufen, wie man will. Denkt man. Und dann kommt man doch ins Grübeln: Ist das jetzt Mode, Topmode weil Metropolemode, oder einfach Schlampigkeit?
U-Bahn-Station Samariterstraße, Friedrichshain, früher Ostberlin: Ein junge Frau sitzt auf der Wartebank, die Beine übergeschlagen und wartet auf die nächste Bahn. Sie trägt schwarze Leggins. Ist das noch modern, oder schon wieder?
Dieses üble Kleidungsstück, von Jane Fonda in der Aerobic-Hochzeit erfunden, macht aus dem Unterleib einer Frau im ungünstigsten Fall eine Wurst, im günstigsten sieht die Leggins aus wie eine vergessene Schlafanzughose. Mode?
Ein Loch. Ein Loch in der Leggins deutet auf Design hin. Da hat sich jemand Kreatives Gedanken gemacht. Weil er Geld verdienen will und muss. Es gibt immer Doofe, die kaputte Kleidung in Designerläden als letzten Schrei auf den Ladentisch schieben und dazu ein paar Geldscheine, weil sie glauben, eben diesen letzten Schrei erwischt zu haben. Laut aufschreien möchte man ob dieser Dummheit, helfen wird es aber nicht.
Designer-Leggins, gibt es das Wort überhaupt oder ist das ein Widerspruch in sich? Möglicherweise ist die junge Frau  an der Bordsteinkante hängengeblieben, als sie gestern Nacht nach Trance oder Techno oder Pogo nach Hause robbte, und das wohlüberlegte Designloch ist nur ein Zufallsding?
Wer will das letztendlich entscheiden? Die Fingernägel der Dame sind grünlackiert, aber nicht mehr vollständig. Die Haare könnten eine Frisur sein, vielleicht aber auch eine Formation, die durch erhöhte Fettauflage entstanden ist. Überhaupt sieht die Frau etwas traurig und müde aus; Frauen, die Designmode tragen, sind stolz, übermütig und wach. Und ein Mischmasch aus Arroganz und Dummheit.
So gesehen ist die Frage geklärt: Das Loch ist da, weil es entstanden ist. Nicht weil es jemand kreiert hat.
Ostzone. Ehemals Ostzone. Depressiv aber sozialistisch. Froh, aber unglücklich.

Georg Krakl: Zug (2011)

Zug

Kein schöner Zug,
der nicht fährt.

Hand und Fuß

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Der Himmel über Berlin - Das Remake

Jetzt endlich hatte ein Regisseur den Mut, die ganze Wahrheit zu zeigen: Den Himmel über Berlin. Ohne Schnörkel. Ohne Kompromisse. Die nackte Wahrheit.
Anschauen.

Was will uns das Leben sagen?

Manchmal stellt uns das Leben vor Fragen, auf die wir keine Antworten bekommen.

Sieben auf einen Streich

Bilder, die weh tun und man weiß nicht, warum. Ist es die Lücke, der fehlende Apfelschnitzel? Die brutale Zerteilungsmethode? Der isolierte Stummel, nackt und schutzlos?Die reine Vorstellung, wie zielbewusste Hände ruckzuck das Pharmaziewerbegeschenk auf langsam gewachsenes Obst ansetzen und ohne Dankbarkeit für dieses Geschenk der Schöpfung zudrücken? Um dann stolz das Ergebnis effektiven, planmäßigen, gefühllosen Handels zu präsentieren? Oder ist es der Kontrast zwischen gesunder Zwischenmahlzeit auf einem Janoschkinderteller und der schnellen Zerstörung, der das meditative, von liebevollen Gedanken begleitete Schneiden mit dem Küchenmesser fehlt? Irgendwas schmerzt, auch ohne sichtbares Blut.

Ostern 2011

Georg Krakl: Eier (2011)

Schmidt-Prasuhns wollnEier färben
und dann ihrer Oma schenken.
Vielleicht gibt es was zu erben.
Müssen an die Zukunft denken.

Sind wir das wirklich?

Ein letztes Mal schauen wir in den Spiegel, bevor wir das Haus verlassen und kontrollieren, ob alles sitzt: Brille, Frisur, Schlips und Jackett. Ist das Oberhemd sauber, oder hat Thea das mal wieder nicht in die Wäsche getan, sondern in den Kleiderschrank gehängt? Thea, ja die hatte immer ein Späßchen auf Lager, aber das können wir uns in unserem Beruf, in dem man mit Kunden umgeht, in dem es auf das Aussehen ankommt, wenn man erfolgreich sein will, nicht leisten.
Unsere Lippen sind heute besonders rot, so als habe jemand Lippenstift aufgetragen und auch die Haare wirken irgendwie länger als sonst. Wieso ist das Jackett in Wanderprediger-Weiß und nicht anthrazit? Das Oberhemd ist dekolletiert! Wo ist die Brustbehaarung geblieben und war das wirklich ein Brustansatz? Eigentlich hübsch, aber unmännlich. Kam das von den neuen Tabletten? Die Brille! Die Brille fehlte. Wir fragen uns: Sind wir das wirklich oder ist alles nur ein böser Traum? Da würden die Kunden rebellieren und ihre Konten auflösen, ihre Verträge kündigen und fluchtartig das Gebäude verlassen!
Und dann stellen wir fest, während die Hände feucht werden und der Blutdruck die Stirnadern anschwellen lässt, dass es Thea ist, die vor uns steht.
Thea, jetzt lass mal deine Späßchen, ich muss los!
Und Thea ruft uns hinterher: Willst du nicht ein frisches Oberhemd anziehen? Du hängst dauernd die verschwitzten wieder in den Schrank.
Dafür ist es jetzt zu spät. Thea. Gute alte Thea. Überhaupt keinen Bezug mehr zur Realität. Sollte mal was arbeiten gehen.

Das Wunder von Belgien

Günter Krass: Das wahre Stiefeltrinken

Warum wir in die Kneipe gingen, um uns zu betrinken, wussten wir nicht. Wir waren Schüler, beginnende Oberstufe. Es war ein manchmal lautstarker, aber für den Einzelnen stiller Protest gegen die verkrustete Mottenkugelpädagogik des Gymnasiums. Es war ein Ritual.
Der stoische Wirt schenkte ein, zuckte nicht mit der Wimper, wenn die Halben an den Tisch geordert wurden. Vier Könige. Der erste bestellt, der zweite trinkt an, der dritte trinkt aus, der vierte zahlt. Das war nicht immer einfach, besonders für die, die wenig Kontrolle über ihren Verdauungstrakt hatten, vor allen nicht über den Magen.
Ähnlich das Stiefeltrinken: Bestellen, trinken, trinken,trinken, austrinken. Der Vorletzte zahlt! Bloß nicht blubbern lassen, das hieß: Herr Wirt, neue Füllung!
Der Stiefel musste in der Endphase waagerecht gehalten und dann vorsichtig gedreht werden, um seinen kompletten Inhalt spritz- und schwappfrei herauszubekommen.
Am Ende: Wandprobe. Der Stiefel wurde an die Wand gehalten und es wurde geprüft, ob nicht ein Tropfen aus ihm herauslief. Dann zahlte der Letzte.
Die Magenmimosen fanden sich an den Schüsseln und brüllten in sie hinein. Alle schwankten nach Hause. Manche sprachen mit Parkuhren oder versuchten in Schaufenster mit Musikinstrumenten zu springen.
Verzweifelter Protest gegen die Pädagogik der Alten. Am nächsten Morgen war alles noch schlimmer.

Strukturgärten glänzen wieder

Jetzt sind sie wieder auf Hochglanz poliert, die deutschen Strukturgärten, die keinen Zweifel aufkommen lassen, dass hier der Mensch schaltend und waltend eingreift, um der wildwuchernden Natur zu zeigen, wo es langgeht! Der Strukturgarten ist bestimmt von strengen Linien, von sauber gefrästen Rasenkanten, von exakten Plattenwegen, von Zäumen, die in ihrer schlichten Eleganz ein Werk im Bauhausstil sein könnten, und, wären sie etwas höher, jedes Erziehungsheim angemessen einfriedigen könnten.
Strukturgärten zeigen, dass deutsche Gartenkultur nicht ein wüstes Durcheinander ist, wo irgendwelche Faulpelze zu bequem sind, richtig durchzugreifen, Strukturgärten schaffen Ruhe im Kopf und selbst das Grün bekommt reduzierte Formen, welche förmlich drohen: Mach hier ein paar Mätzchen, Busch, dann hole ich die Heckenschere und dann ist aus mit Laus und Blatt und Vogel! Haben wir uns verstanden?
Strukturgärten sind Ikebana in Großformat. Jeder Niet hat seinen Sinn, jeder Stein und jedes Stück Stahl. Dass da noch Büsche wachsen ist in der Regel überhaupt nicht mehr nötig. Pflegeleichter wäre es allemal.

Nie mehr die Schrottpresse

Schöne Orte für eine Kfz-Bestattung finden sich immer
Die Zeiten sollten vorüber sein: Den geliebten Blechkumpel, der nicht nicht mehr kann, oder der nicht mehr darf, weil ein neuer kommt, in die Schrottpresse geben und auf Büchsenformat komprimieren. Hinterher ist der treue Kamerad der Straße auf 1000 Sardinenbüchsen verteilt. Pietätlos, schreibt der ADAC. So kann es nicht weitergehen.
Findige Bürger mit fahrbarem Untersatz haben jetzt eine eigene Idee entwickelt, um mit dem Thema Entsorgung adäquat umzugehen: Sie suchen lauschige und idyllische Plätze, wo sie ihr Auto zur letzten Ruhe betten können. Manchmal geht  das nicht immer im Stück, dann muss man eben auseinander montieren und mehrere Stellen finden, wo sich der Rohstoff wieder mit der Mutter Erde vereinen kann. Aus ihr stammt das Vehikel ja letztlich, dahin will es zurück.
Besonders schön sind sonnenbeschienene Gräben oder Bäche, die abseits der Zivilisation vor sich hinfließen. Etwas Schöneres kann einem Gefährt, das seine zwanzig Jahre auf der Haube hat, nicht passieren.
Beispiel angucken.

Tepcos schwarze Magie

Günter Krass: Die Sache mit der FDP

Wir waren damals alle links und Blomund war noch linker. Blomund hatte die Pekingnachrichten abonniert und rauchte Gitanes. Das war härter als Gauloises und richtig existentiell. Schwarzer Rollkragenpullover, Tabakreste an der Lippe. Besonders beeindruckend: Das Herausklopfen der Zigarette auf dem gestreckten Zeigefinger der Linken. Da musste man eigentlich sofort Raucher werden oder Kommunist. Sartre hätte seine Freude gehabt.
Blomund musste um seine Zensur in Philosophie kämpfen mit Dr. Möppker, der ihm die zwei geben wollte, wahrscheinlich weil Blomund ideologisch nicht in das Konzept eines mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasiums mit sprachlichem Zweig passte. Blomund bekam die eins, denn wir waren Zeugen. Auch ein Dr.Möppker konnte das nicht ignorieren.
Blomund lallte dann später auf der Abschlussfahrt, weil er betrunken war. Er saß auf einem Waschbecken in einem Doppelzimmer unserer Unterkunft. Er war kreidebleich und wir ahnten, dass er sich bald übergeben würde. Erste Anzeichen des Zerfalls. Sartre runzelte die Stirn und wir zogen einen Vorhang, der als Blickschutz gedacht war, vor seinen schwankenden Oberkörper und seine kindlich-verzerrten Gesichtszüge.
Nach dem Abitur fragten wir uns, was aus Blomund wohl geworden sei. Später hörten wir, er sei in die FDP eingetreten. Von den Peking-Nachrichten direkt in die FDP. Eine Welt brach zusammen: Alles Tand. Gitanes ohne Filter und Kämpfe um die Zensur gegen das philologische Establishment im Rollkragenpullover. Aber wir verstanden: Das alles ergibt, wenn man es mit dem Pürierstab des Lebens zerkleinert und vermischt, nur die eine Konsequenz: FDP.
Sarte drehte sich im Grabe um.

Steinbruch im Winter

Lieber Dr. Bob,
es ist Frühling, es ist Sonntag, die Vögel zwitschern, aber ich habe einen Steinbruch im Winter in meinem Kopf, vor meinem inneren Auge ist er viel deutlicher zu sehen als zartes Grün und erwachende Natur. Ich schreibe Ihnen, weil ich dieses Phänomen nicht zum ersten Mal erlebe, erst vor kurzem, an einem Freitag, kurz vor Feierabend, alle freuten sich aufs Wochenende, Michi machte schon ein paar Bierflaschen auf, da überfiel es mich plötzlich und vor meinem inneren Auge erblickte ich meinen Wecker, den alten Radiowecker, bei dem das Radio nicht mehr geht, aber die Digitalanzeige, ich erkannte deutlich 5.55 Uhr, und ein Piepton schrillte in meinem Ohr, und mir war klar, ich sah innerlich den Montag und nicht den Freitag. Und dann, neulich, war Kathi hier, und ich war richtig gut drauf, und sie auch, und ich hatte eigentlich den weiteren Verlauf des Abends schon ganz deutlich vor Augen, aber dann war das Bild weg, wie umgeschaltet, und auf dem anderen Sender gab es nur ein Standbild von einem kalten Waschlappen, und das Bild ging nicht weg, sondern blieb, ja und da war der Abend schnell vorbei, und ich habe Kathi was von Migräne erzählt, und sie war dann auch schnell weg, nur der Waschlappen, der hing immer noch vor meinem inneren Auge rum. Lieber Dr. Bob, kann es sein, dass das in der Familie liegt? Mein Opa hat mal an einem warmen Tag im April gesagt, dass der Sommer nun auch schon bald wieder vorbei ist, gut, da war er über 80, da kommt es einem vielleicht wirklich allmählich so vor, als ob ein Sommer nur noch drei Tage dauert, aber vielleicht bin ich ja erblich vorbelastet. Helfen Sie mir, ich mag mich schon nicht mehr an den gedeckten Tisch setzen, egal, was es gibt, ich sehe Abwaschberge und abgenagte Knochen, Fettflecken auf Tischdecken und mir vergeht schon vorher der Appetit. Was kann ich tun?

Ihr Franz

Die Ruhe vor dem Schnitt

Wie still der Schnittlauch steht. Kaum dass er sich bewegt. Vielleicht weiß er nicht, dass er gleich im Rührei landen wird, als Geschmacksverstärker sozusagen. Der Mensch greift gedankenlos zum Messer und  schneidet die Halme, die nur unmerklich im leichten Wind zittern. Was aber kann eine Pflanze, die Schnittlauch heißt, denn anderes erwarten, als das, dass sie geschnitten wird? Abgeschnitten.
Wenn Menschen Vegetarier werden, ist das gut. Dass man ihnen aufbürdet, sich über die Gefühle ihrer Restnahrung Gedanken zu machen, ist unerhört. Von irgendwas müssen Fleischverzichter doch leben.
Dem Schnittlauch ist damit nicht geholfen. Es kann nicht fliehen, weil festgepflanzt in die Kräuterkiste. Er harrt seine Schicksals. Und dem Menschen läuft das Wasser im Munde zusammen, ob des geschmacklich bereicherten Rühreis in wenigen Minuten.
Guten Appetit!
Den Film dazu sehen.

kugelsicher ?

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Die Boliden brummen wieder

Es ist Saisonstart, Abgaswolken schweben in der Luft, die Motoren, die über den Winter geruht haben, werden gestartet, Aufheulen und Brüllen der Hochleistungsverbrenner erfüllt die Idylle im Wohngebiet.
Wenn der erste Ton zu hören hören ist, heißt es in die Startlöcher und ohne Boxenstopp in die Garage oder den Geräteschuppen und den Liebling der Gartenbearbeitung herausgezerrt, Superbenzin eingefüllt, vielleicht einen Spritzer Starthilfe in die Klappe gegeben, und dann am Seil gezogen, bis das wohlbekannte und geliebte Geräusch ertönt. Vollgas und durchstarten, dem fetten Grün zeigen, wie lang es zu sein hat. Den Maulwurf das Fürchten lehren, denn der alte Geselle im Beamtenpelz macht Haufen, wie sie nur in den Schreibstuben deutscher Behörden als Aktenstapel zu finden sind. Der Mäher wird sie alle hinwegfegen. Maulwurf, aufgepasst und Kopf eingezogen!
Es ist das Gefühl von Konkurrenz, das sich mit Stolz und Ehrgeiz zu einem gefährlichen und hochexplosivem Gemisch anreichert. Benzin liegt in der Luft. Und Detonation.
Der Frühling ist da. Der Sommer kann kommen. Der Bolide ist kaum zu bändigen und will endlich etwas leisten. Lassen wir ihn!
Anhören wie sie brummen.

ohne Titel 4

Gelobt sei die Dialektik

Kirschblütengucken
Tun wir es dem Japaner gleich: Kirschblütengucken. Hanami.
In den Kirschblüten spiegelt sich die Schönheit und Vergänglichkeit wieder.
Wir vergessen so oft, dass wir die Schönheit und auch die Vergänglichkeit um uns haben. Wir müssen nur richtig hingucken und nicht erst auf die Kirschblüten warten.
Guido Westerwelle zum Beispiel. Ist jetzt mal weg. Das ist schön.
Sein schicker Adoptivsohn aus Vietnam ist noch da. Wie lange noch, fragt sich der Bürger?
Das Atomkraftwerk Krümmel. Lange da gewesen, ist jetzt abgeschaltet. Leider noch nicht weg. Aber glänzt so ruhig in der Abendsonne.
Die schönen Kugeln aus Jülich sind wahrscheinlich weg. Auf jeden Fall: Nicht mehr da. Keiner weiß wohin. Die Promovierten verschwinden von der Bildoberfläche. Jetzt ist die Schöne Silvana dran. FDP.
Das Volk atmet auf. Wir sind gar nicht so dumm, weil wir keinen Doktortitel haben. Wir haben gesunden Menschenverstand und das ist schön. Hoffentlich geht der uns nicht verloren.
Ach, wie vieles und wie viele gibt es, wo es schön wäre, wenn es weg wäre, einfach als eine Synthese von  Schönheit und Vergänglichkeit. Gelobt sei die Dialektik!
Der Vorteil der japanischen Kirschblüten: Sie bringen keine Früchte hervor. Sie sind weg und nicht mehr da. Keine Metamorphose, kein Phönix aus der Asche, keine Reanimation. Nichts. So schön.

Wenn Eier zu sehr zappeln

Es ist kurz vor Ostern. Die Eier werden unruhig, denn der Osterhase hat schon Ausschau gehalte und es heißt, ruhig bleiben, wenn man nicht im falschen Korb oder im falschen Farbtopf landen will.
Das starre Herumsitzen, -liegen oder -stehen führt wie bei uns Menschen nicht zur langanhaltenden Ruhe, sondern eher ins Gegenteil: Irgendwann kollabieren die Muskeln und ein ausgeprägter Tremor zeigt sich, der dem Osterhasen signalisiert: Nichts für den Farbtopf, nichts für den Korb, nichts für Ostern und schon gar nichts für den Osterhasen! Dieses Ei zappelt zwar eifrig, ist aber eigentlich motorisch gestört und unmotiviert.
Dieses Ei will gar nicht arbeiten. Dieses Ei ist faul.
Darum, lieber Kosument, der du Eier besorgst, um sie vom Osterhasen kolorieren und verstecken zu lassen: Finger weg von zappelnden Eiern!
So sieht das aus: Ansehen.

Appetitlich hingerichtet

Der Tod

mitten im Leben

eben

noch im Meer, im Fluss,

eben

noch war Leben.

Jetzt hingerichtet

hergerichtet

auf dem Totenbett

dem Silbertablett.


gefangen

Wachsblumen

Die Zeitlupe hat es an den Tag gebracht:
Wachsblumen wachsen überhaupt.

Wachsmalkreide wird immerhin immer kleiner, aber bei Wachsblumen tut sich nichts. Über Jahre nicht.
Da heißt es, sich von einem Mythos zu verabschieden.

Hier den Beweis ansehen.

Fußballfans pflegen deutsches Liedgut

Deutsches Fußballfans pflegen deutsches Liedgut. Die Polizei hat eine interne Fortbildung organisiert und hört gespannt zu, was sie da Neues und Altes kennen lernen kann.
Der normale Bahnreisende wirkt verstört, weil er häufig Englischsprachiges hört.
Auch wenn der Text nicht ganz verständlich ist, fühlt sich jeder an Szenen erinnert, die ganz lange zurückliegen.
Eins zu null für den Fußball.
Hier mal hören: Klicken!

Georg Krakl: Kaschmir (2011)

Das wir
Kaschmir
je getragen
kann man so nicht sagen

Nylon, Dralon, Hausschafwolle
und Pomade in der Tolle


Maskenspiel

Georg Krakl: Frisiert (2011)

Ständig unter Strom, elektrisiert.
Der Stecker steckt, das Kraftwerk ackert.
Du bist toupiert, frisiert, hoch motiviert.
Bist ohne Atem, ohne Raum.
Hast einen Traum.


Der Hahn bleibt ruhig, denn er gackert.

Schulinspektion - Qualitätsanalyse (Teil 8): Politisch motivierter Unterrichtsausfall

Qualitätsanalyse: Hat immer ein Auge auf
Gesprächsprotokoll 2356/2:
QA: Sie denken, es gibt eine politisch motivierte Begründung für spontanen Unterrichtsausfall?
Lehrer: Wenn ich Schüler nach Haue schicke, dann heißt das immer: Ich mache den Mangel an Lehrerstellen deutlich und helfe nicht mit, ihn zu kaschieren. Alles wird vertreten und die Eltern denken, alles läuft rund. Wenn die Eltern nicht auf die Barrikaden gehen, wer denn sonst? Was ich nicht unterdrücken kann, muss ich betonen. Alte Philosophenweisheit. Schüler wegschicken heißt, Betonung von Unterrichtsausfall und Mangelsituation mit dem Imperativ: Politik, rühr dich endlich! Tu was!
QA:Das sprechen Sie mit der Schulleitung ab.
Lehrer: Nicht direkt. Die würde das ja verbieten. Aber wenn keiner was tut, dann passiert doch nichts.
QA: Was machen Sie in der neu gewonnenen Zeit?
Lehrer: Ich habe genug zu tun.
QA: Sie nehmen an einer Demonstration teil, die sich für mehrere Lehrerstellen einsetzt, etwa?
Lehrer: Nein, dann heißt es ja wieder: Die Lehrer haben nichts zu tun, die gehen sogar vor Langeweile demonstrieren. Das wäre kontraproduktiv.
QA: Denken die Eltern nicht, sie hätten keine Lust zu arbeiten? Das ist doch das klassische Vorurteil? Schüler sind zu Hause, Lehrer ist zu Hause. Auf dem Sofa.
Lehrer:Die Realität koninzidiert nicht immer mit dem Gerede über die Realität.
QA: Interessant.
Lehrer: Frankfurter Rundschau.
QA: Zu diesem Thema?
Lehrer: Nein. 1992.
QA: Die Frage bleibt offen: Sie rechnen eine  Ausfallstunden für sich an, die sie später dann erteilen?
Lehrer: Eher nicht, das würde ja die Wirkung der Strategie aufheben.
QA: Und dienstrechtlich? Wie ist Ihre Sicht?
Lehrer: Wenn's immer nach dem Dienstrecht gegangen wäre, säßen wir heute noch in der Höhle, weil wir uns vor dem Blitz fürchten.
QA: Da koinzidieren wir eher nicht.
Lehrer: Revolutionäre Gedanken wurden selten von konservativistischen Kräften getragen.
QA: Wie würden Sie sich den politisch einordnen?
Lehrer: Linksliberal mit einem Hang zur konservativen Mitte und stark hedonistischen Elementen.
QA: Also doch FDP?
Lehrer: Das tut hier ja nichts zur Sache.