Georg Krakl - Vatertag

Vatertag.
Da macht der Mann was  Vater mag.
Mit dem Bollerwagen laufen.
Saufen.
Weiterlaufen.
Noch was saufen.
Weiterlaufen.
Kurz Verschnaufen.
Noch zwei Bierchen kaufen.
Und die saufen.
Und dazu ein Korn
Jetzt hier vorn,
Da drückt es:  An den Baum und laufen lassen.
Dann Getränke fassen.
Weiterlaufen,
Weitersaufen.
Trinken.
Da den Frauen winken.
Noch ein Bier,
Erst mal hier,
Dann  da vorn,
Noch ein Korn.
Weiterlaufen.
Saufen.
Kippen.
Magenmuskel trotzen.
Geht nicht. Also kotzen.
Jetzt nicht wippen.
Trinken, kübeln, kippen.
Nicht nur nippen.
Kippen.

Erst rein, dann um...

Georg Krakl - Am Anfang war der Laut

Zuerst, da war der Laut,
zum Beispiel wenn man kaut
und dann verdaut.
Man denkt noch in Gerüchen und Geräuschen,
lässt sich täuschen
und vergisst, was eben war.

Dass sich Vergessen dann nicht etabliert,
hat man den Laut schnell buchstabiert.
Entstanden ist ein Wort,
selbst für das Phänomen am stillen Ort.
Knatterzischen mit Geruchsverstärker und im Abgang Knurz,
heißt banal und treffend Furz.
So weiß jeder, was gemeint,
und die Menschen gleicher Sprache sind geeint.

Georg Krakl: Röhrengedicht mit falschem Konjunktiv II

Der Hirsch röhrt laut im Wald,
durch Brunfthormone durchgeknallt.
Die Spreise röhrt im Magen,
der kann die nicht vertragen.
Die Dommel röhrt im Unterholz,
ist auf die neue Trommel stolz.


Nicht jeder, der das hört,
weiß, was ihn stört,
wenn es in seinen Ohren röhrt.
Und denkt: Bevor ich den Verstand verlöre,
da gückt ich in die Röhre.

Der Hirsch macht weiter wie bisher,
die Speise ist jetzt sauer,liegt im Magen quer.
Die Dommel sucht ihr Dommelrohr
und röhrt so laut wie nie zuvor.








Georg Krakl - Der gute Jäger

Der gute Jäger, der mit Plastikkugeln schießt, ist still
und auch verdrossen.
Die Tiere tun nicht was er will.
Sie haben heute auf den Mann  zurückgeschossen.

(Weil sie nicht besoffen,
hab'n sie auch getroffen.)



Welttag der Ösophagen

Georg Krakl - Speise
Wenn die Speise in der Speiseröhre röhrt,
dann ist der Verdauungstrakt gestört.

Maiwies'n überall

Jedes Dorf und jeder Flecken hat nicht nur sein Oktoberfest, sondern auch seine Maiwies'n. Früher verachtete man den Bajuwaren, der behäbig, glubschäugig und fettfingrig in die Bierzelte torkelte, sich das Bier in den Wanst kippte und der Bedienung in den Hintern kniff, um zu zeigen: Hier kommt ein Hanswurst. Und der hat Durst. Der kann lachen, weil er Witze über andere macht, die nicht so sind wie er. Der macht Sachen, wenn er denn seinen Arsch von der Bierzeltgarnitur hoch kriegt, der kann die Blaskapelle dirigieren und dem tanzen die Mäuse und Möpse nach der Fuchtel, wenn er genügend intus hat. Auch wenn das die Ärsche, die Mäuse und die Möpse ganz anders sehen. Der Mops ist ein armer Hund mit flachgeschlagener Schnauze, der nicht mehr richtig riechen kann, die Maus ein Ungeziefer, das sich hinter den Brotkörben, die zur Haxe verteilt werden, versteckt, und die Ärsche stecken in Lederhosen, die doch eher unbeweglich machen, auch wenn man den Latz vorne aufklappen kann, um unter den Biertisch zu brunzen, wie es der Bayrische gerne ausdrückt. Mit Verachtung schauten wir auf diesen südlichen Ekelmann, heute sind wir selber einer. Die nordische Bedächtigkeit unter Einfluss der zunehmenden Migration mutiert in das Bedürfnis, eine eigene Gruppe zu bilden, die sich abgrenzen kann. Wir wissen doch alle, dass die Öffnung der Gesellschaft schnellstmöglich die Abgrenzung, die Begrenzung und möglichst auch die Ausgrenzung nach sich zieht. Wer eine eigene Gruppe darstellen will, muss sich äußere Merkmale aneignen, die auch im Vollsuff von jedem Grenzdebilen erkannt werden können, und dazu gehören nunmal Lederhose mit Geschirr,  Trottelhut aus Filz und Kniestrümpfe. Die Damen glauben, es reiche, wenn sie ihre Brüste teilentblößten, da könne man sofort erkennen, zu welcher Gruppe sie gehörten. Wer eine eigene Gruppe bildet, hat Kraft und solidarische Gemeinschaft, sich gegen das Fremde zu wehren, selbst wenn die Verkleidung und das südländisch-deutsche Gebahren ihm selber fremd sind.
Egal - Gut ist, was froh macht. Also: Ein Prosit und drauf gschissen!