Lachen hilft (auch nicht immer)

Wir wissen genau, dass es nur Gekritzel ist, dass das, was wir sehen, kein Kopf, kein Gesicht, nicht einmal eine Fratze ist, sondern lediglich ein  paar dahingekleckerte Striche, die entfernt an ein fröhlich greinenden Rundschädel erinnern, und doch lassen wir uns von dieser Strichelei verleiten, zurückzugrinsen.
Der Erfinder der Smilies, der heute als Milliadär auf seiner Yacht in der Karibiksonne schaukelt und einen Martini als Sunriser in der Hand schwenkt, hat gute Vorarbeit geleistet:
Wir sind konditioniert.
Wenn der Chef lacht, lachen wir. Wenn der Chef mal wieder explodiert,lachen wir trotzdem, weil wir dem Chef nicht zeigen wollen, dass wir ihn für niveaulos und unprofessionell halten.
Eigentlich könnten wir ein Dauergrinsen auf dem Gesicht etablieren, womit man gleichzeitig Altersrunzeln unter der Kategorie Lachfalten verstecken könnte. Wir wären mit einem Permagreinen in einer sicheren Gefühlslage gebettet und den Alltagsschwankungen nicht mehr unterworfen, bzw. müssten diese nicht auf der Gesichtsoberfläche anzeigen.
Wenn man ohne Grund lacht, stellt sich ein frohes Gefühl ein! Diesen Blödsinn zu beweisen ist jeder aufgerufen, der Sprüche von selbsternannten  Gurus gern in die Tonne treten würde.
Was letztendlich die Quintessenz dieses Textes ist, muss jeder selbst herausfinden. So kann ein Autor einfach drauflosschreiben und muss sich einen Dreck um den Inhalt kümmern. Das BILD-Niveau ist ja wohl immer drin, und wer als Leser suchet, wird auch was finden. Die Autoren sollten den Lesern endlich auch etwas zutrauen.
Es gibt viel zu tun, lachen wir es aus!

Günter Krass: Igel, Igel! Wo ist dein Riegel?

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Ich hatte nicht gewusst, dass ein Igel in meinen zerplatzten Fliesen - Frost, du Drecksau! - saß, aber er war da und sah demütig nach unten, niemals hätte er gewagt, mir in die Augen zu blicken, er hüstelte und und dann, eine Art Schnarchen drang aus seinem Maul, ein Röcheln fast, so, als wolle er sich entschuldigen, dass es ihm doch schlecht gehe, obwohl er von mir entdeckt worden war.
Der Igel könnte ein schönes Wappentier abgeben; allerdings weiß ich nicht genau für wen. Wer ist denn heute noch friedfertig, bescheiden und demütig?
Der Postbote klingelt an jeder Tür, der Finanzbeamte hasst Lehrer, der Lehrer hasst Finanzbeamte und die Politiker hassen das Volk, weil es sie nicht ausreichend gewählt hat.
Merkel hasst 3-4-Knopf-Kostüme und Seehofer hasst Merkel.Im Grunde hasst jeder etwas oder Edward oder jemanden, was ihn ausschließt aus einer Bruderschaft der Igel.

Georg Krakl hat dazu ein Gedicht erfunden, das in seiner Schlichtheit einzigartig und doch treffend ist:


Igel,
setz dem einen Riegel
vor.
Sei kein Tor!
Tu und mache!
Hilfsverben, die  geh'n zur Sache!

Treffender kann man  die zwischenmenschliche Sache doch nicht ausdrücken. Höchstens eine Tube Senf.

Gedichte mit Tieren drin: Georg Krakl - Auerhahn

Der Auahahn,
der hat sich wehgetan.
Drum heißt er Auahahn.

Die nur so tun,
die nennt man Auahuhn.

Schlager ohne Melodien: Zaubersack (G.Krakl)


Zaubersack,

was da wohl drin sein mag?

Oh, Zaubersack,



Kaninchen mit Chromnickelbrille?

Zwerg mit einer Zwille?



Nein, ich glaube,

Eine Taube,

der man ihre Flügel hat gestutzt.

Sie schaut arg verdutzt,

dass sie nicht fliegen kann.



Das war wohl der Zaubersackmann!

Er hat ihr die Federn abrasiert.

Und ihr Flugvermögen einfach wegradiert.



Zaubersack!

Ja, die Frauen,

Ja, sie schauen

Und sie  staunen

Und sie raunen.

Und sie tuscheln.

Und sie nuscheln.

Wollen kuscheln

Mit dem Zaubersack.





Hört ihr Flehen,

ist um sie geschehen.



Der Zaubersackmann lacht,

er hat den Sack dereinst gemacht.




Endlich: Besenkammer reloaded

Wie alt muss man werden, dass man eine zweite Biographie schreiben lässt?
Die Frage bleibt offen, denn das genaue Alter von Boris "Bobbele" Becker lässt sich nur schätzen; alt genug sieht er schon aus.
Was kann denn eine zweite Biographie mehr bringen als die erste? Eine Korrektur, oder gibt es vielleicht ein paar pikante Details, die die erste verschwiegen hat?
Untertitel des literarischen Ergusses/Aufgusses ist: Wie ich ein Arschloch wurde, aber Babs auch ein bisschen.
Fragen wie: Welche Putzmittel waren in der Besenkammer? Wo ist der Industriestaubsauger in der Beiwohnzeit geblieben? Warum regt sich Babs über hartgekochte Eier auf?, werden im Buch möglicherweise beantwortet.
Das alles jetzt für die, die das interessiert, und das dürften nicht viele sein.

Gedichte können Menschen helfen, müssen aber nicht

Eines Tages traf ich eine Frau an einem windigen Ort, die hatte eine Plastiktüte vor dem Gesicht und sonst nichts, womit sie sich bedecken konnte.
Ich glaubte nicht, dass es sich um eine spezielle Art religiöser Verhüllung handelte, vielmehr war es ja eine Enthüllung.
Warum die Dame da so allein im Winde stand, konnte ich nicht in Erfahrung bringen, und doch tat sie mir leid und ich dachte so für mich: Vielleicht hat sie Angst vor Ohrenkneifern und versucht, empfindliche Körperteile, wie das Gesicht, zu schützen.
Um sie zu trösten und ihr die Angst zu nehmen oder ein wenig zu lindern, beschloss ich, ihr mein Lieblings-Ohrenkneifer-Gedicht, das von Georg Krakl stammt, vorzulesen:

Ein Ohrenkneifer - trotz der vielen Flausen, Flusen, Faxen,
die dieser macht, war mir ans Herz gewachsen.
Er hatte mich ins Ohr gekniffen
und ich sofort begriffen:
Die Freundschaft zwischen Mensch und Tier,
die dauert ewig und halb vier.

Ich ziehe Ohrenkneifer Füchsen vor,
den Rehen, Hirschen und den Dachsen.

Auch wenn ich das mit dem "ewig und halb vier" nicht verstanden hatte, so hoffte ich doch inständig, der Frau geholfen zu haben.
Die aber stand und starrte weiter in den Wind, mit einer Plastiktüte vor dem Gesicht und sonst nichts.

Pawel Pikass: Wähle das Richtige (2013) (Jungle Ficiton)

Pawel Pikass: Wähle das Richtige (2013)
Rechts oder links?, fragte Tarzan seine Lieblingsliane Jane.
Seine Lieblingsjane Liane, hahaha, dachte Tarzan, Liane ist auch ein Name, was aber ist eine Jane?
Sheeta quiekte: Das sind doch diese Tanten, die immer Platten auflegen, zu denen sich Menschen mit halbverdauten Extasy-Pillen bewegen.
Sag nicht immer Tanten zu Frauen!, mahnte Tarzan. Und Platten gibt es gar nicht mehr, schob er hinterher.
Du weißt immer alles besser, quiekte Sheeta, die gibt es wohl. Kalte Platten. Betonplatten und wenn man keine Luft mehr im Reifen hat.
Wie soll man die denn auflegen?, fragte Tarzan und versuchte, sich an Jane festzuklammern, die war aber knapp außer Reichweite.
Man munkelt, Jane könne sprechen, sagte Sheeta, und Tarzan runzelte die Stirn, weil er noch immer nicht an Jane herangekommen war.
Ich glaube nicht, sie gibt zwar Laute von sich, aber ich kann die nicht verstehen, antwortete Tarzan.
Jaja, wenn du mal wieder zu fest zugedrückt hast, aber du hast ja diesen debilen Wolfskind-Bonus, ungebildet - aber gutmütig, da kann man schon mal verstehen, wenn dem die Hand ausrutscht, der kennt ja nicht mal das Wort für Hand, geschweige denn für ausgerutscht undsoweiterundsofortblabla.
Links!, sagte Sheeta abschließend.
Tarzan hatte die Ausgangsfrage längst vergessen und ignorierte Sheetas Tipp.
Wie wär's mit ner Scheibe Affenbrot? Ich habe echt Hunger, beendete Tarzan das Thema.
Schon wieder Fastfood, quiekte Sheeta, ich kann's nicht mehr sehen.
Den Rest des Tages blieben beide in der Mitte.
Fazit: Stell keine Fragen, wenn du überhaupt keine Antworten willst!

Dazu hören: John Scofield - Jungle Fiction

Deutschland hat eine Wahl

Deutschland hat keine Wahl.

Neues aus der Modewelt: Kopfbetonende Mütze

Jetzt frisch aus der Modepresse, die kopfbetonte bzw. kopfbetonende Mütze, die auch Menschen mit potthässlichen Ohren immer gut dastehen lässt.
Wo nach dem Herbst der Winter auf uns zu kommt, werden nicht mehr lästige Fragen gestellt: Wieso trägst du denn so unhippe Ohrenschützer?, oder: Warum hasst du denn Watte in den Ohren, das sieht ja echt retro aus, wie ein Kind mit Mittelohrentzündung in den 60er Jahren?
Nein, hier werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, Ohrenklappe praktisch,auch wenn es zwei sind, also vier Fliegen mit zwei Klappen, wobei man dann kürzen kann und wieder auf zwei Fliegen kommt.
Genug des Geschreibes um den heißen Brei.
Die kopfbetonte Mütze schützt die Ohren, falls die vorhanden sind, und die kopfbetonende Mütze ist hipp.
Wer ein dummes Gesicht hat, sieht noch dümmer aus, und wer nicht bis drei zählen kann, hört das nicht einmal, denn die kopfbetonte Mütze schützt nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Lärm und Ohrenkneifern, die gern in die Muschel kriechen, falls man mal auf dem Boden schläft und vergessen hat, den Kopf mit angewinkeltem Arm abzustützen.
Eine schicke Krempe lässt den Regen nach hinten in den Kragen fließen, sodass vorn immer gute Sicht ist, denn wenn man keine Ohren mehr hat, dann schärfen sich die verbleibenden Sinne. Endlich wieder lesen ohne Sehhilfe oder Stirnlampe; endlich den Vordermann in der Schlange bei MacDonalds am Geruch erkennen, bzw. seine Bestellung antizipieren, denn der Hungrige hinterlässt olfaktorisch gerochen eine Spur seines Verlangens in der Nase des Riechers.
Vielleicht aber, und das wäre der allergrößte Gewinn, wird der Mensch mit der kopfbetonten Mütze einfach vorgelassen, weil man glaubt, es handele sich um eine Person, der geholfen werden muss. Und Helfen ist ja das große Syndrom der heutigen Zeit: Wer mir nicht hilft, dem helfe ich auch, nicht mal, um die Mütze über den Schädel zu ziehen, was schwierig ist, wenn die Nase zu groß ist.
Das war's für heute aus der spannenden Modewelt. Demnächst nicht mehr.


Bodos Fotoschule: Reduktion

Der Fotograf, der oft mit den Objekten vor seinen Linsen irgendwie bekannt, verwandt oder verbandelt ist, sieht diese Objekte natürlich mit anderen Augen, als derjenige, dem das Bild präsentiert wird. Ja, schon wieder Elvira!, ruft der Außenstehende innerlich, nach außen sagt er: Schönes Bild, ja, sehr fein.
Der Alltag ist geprägt von Notlügen.
Wenn man eine Möhren essende Frau fotografiert, sollte man sich auf des Wesentliche konzentrieren, nämlich auf das Möhrenessen, weil die Bildaussage sonst zugrunde geht.
Was für schöne Augen, so tiefgründig mit Ausblick auf das Wiehengebirge, welch schöne Nase, was die wohl alles erschnuppern mag?, welch schöne Wangen, wie viele Tränen sind hier schon heruntergeronnen und wie viele Lachfalten sie doch besitzen? Diese Frage stehen nicht zu Diskussion.
Das sollte der Betrachter denken: Aha, eine Frau isst eine Möhre. Sehr interessant. Und damit er die Möhre nicht mit einer Schlangengurke, einer Banane, einer Wurst oder anderen länglichen Gegenständen verwechselt, weil er nicht genau hinschaut, sondern eher die schönen Ohren mit dem Goldgehänge betrachtet, muss ein Foto reduziert werden. Da müssen erheblich Inhalte weggenommen werden, um den reizüberfluteten Alltagsmenschen auf das Wichtige hinzuführen, auf die Möhre und den Mund einer Frau, die die Möhre isst.
Mit einfachen Fotobearbeitungsprogrammen kann man das im Nachhinein bewerkstelligen, falls die Dame es verweigert, einige Teile des Kopfes abzudecken. Einfach die Wangen, die Nase, die Augen, die Wimpern und Brauen, die Stirn und ein paar Haarsträhnen weg!
Der Betrachter wird es dem Fotografen aber danken, denn er weiß endlich, worum es auf dem Foto geht.

Mit dem missbrauchten Tier solidarisieren

Wie unrecht tut man dem Esel, wenn man ihn missbraucht, um Menschen zu schelten.
Eine große Schnauze und die passenden Riesenohren in Kombination mit einer gewissen Bewegungslosigkeit können nicht Grund sein, eine Person - nehmen wir mal einen Abgeordneten im Deutschen Bundestag, der demnächst gewählt wird - so zu nennen.
Wenn die Attribute auch zutreffen, so tut man vor allem dem Esel unrecht, denn er ist ein richtiges Arbeitstier mit eigenem Kopf.
Den haben die Politiker aber oft dem Fraktionszwang oder der Karriere geopfert, sodass lediglich eine Art Halsblase über dem Kragen wabert.
Die Bewegungslosigkeit mag in der Woche gelten, am Freitag aber macht die Meschpoke mobil und knattert eilig ins Wochenende.
Die Ohren sind immer angelegt, damit sie beim Nachhausebrettern nicht bremsen.
Dass es auch Politiker gibt, die arbeiten, ist kein Vorurteil.
Manchmal aber muss sich der Mensch mit dem Tier solidarisieren und mal richtig die Sau rauslassen, auch wenn es um einen Esel geht.
Für die Bundestagswahl gilt: Nimm dein Kreuz an und mach es! Nur nicht an der falschen Stelle! (CDU, FDP oder Partei der Nichtwähler!)

Mittelfinger entlasten

Auch wenn Pfilipp Nösler sich abfällig über den Steinbrückschen Mittelfinger geäußert hat, so scheint seinem Brüderle die Medienwirksamkeit unheimlich zu sein.
Was die Großen machen, wollen wir auch, auf jeden Fall wollen wir mitmachen, wenn auch irgendwie anders - so in etwa hat die Strategie der Freidemokraten immer gelautet, und schwupps! zückt der Spitzenkandidat die Objekte des Medienrummels und mischt kräftig mit.
Gut, dass ein Slogan der Partei "Die Mitte entlasten" heißt, da ist es bis zum Mittelfinger nicht weit. Will man der schlecht gemacht Fotomanipulation glauben, dann sind die brüderleschen Stinkefinger schon arg ausgeleiert und auf jeden Fall entlastungsbedürftig.
Zum Nasebohren nimmt man ja auch den Zeigefinger, und wenn im Parlament gerade mal nichts ist, auf das man zeigen kann, dann ab in die Nase! Da kann er auf jedenfalls nichts verkehrt machen.

Vor der Wahl ist vor der Wahl: Gelbe Kuh im Tigerpelz

Irgendwann intonierte ein Randal-Blatt: Eine Kuh denkt nicht, sie wählt CDU.
2013 steht eine Kuh an einem Kreisel in einer Flächengemeinde, in dem die Autofahrer von morgens bis abends rotieren und sich wohl fragen: Wieso steht da eine Kuh? Die hat doch früher nicht da gestanden.
Die Kuh hat eine Art Tigerfell mit relativ dünnen Tigerstreifen, damit man sie nicht für eine fehlfarbenes Zebra hält.
Hat man drei Runden im Kreisel mit der Betrachtung der merkwürdigen Kuh verbracht, fällt dem aufmerksamen Betrachter auf, dass die Buchstaben F-D-P auf die Kuh gemalt worden sind, was darauf hindeutet, dass es sich um eine von den Freidemokraten aufgestellte Tigerattrappe handeln muss.
Es ist Wahlkampf, und da fällt den Parteien plötzlich etwas ein, nachdem sie vier Jahre lang stumpf in die Gegend gestarrt haben. Was will die FDP sagen?
1.Wir mögen Tiere, auch Kühe, denn wir sind auch auf dem Land präsent, weil es da auch Rechtsanwälte und Zahnärzte gibt, die man schlichtweg zur Mitte des Volkes zählt, wenn auch zur oberen Mitte, die sich von der unteren deutlich in finanzieller Hinsicht abhebt.
Die Kuh symbolisiert auch die Frau in der FDP, die toleriert man, auch wenn sich eine dumme ihrer Art beim Abschreiben für die Doktorarbeit hatte erwischen lassen. Ein Herz für Rinder!, mag dem Betrachter einfallen.
2.Die Kuh symbolisiert das Land, die Ernährung, die Ruhe und die Kraft, die sie aus dieser bezieht.
Auch wenn das Tier nicht mehr in jedem Haushalt zu finden ist, so weiß doch jedes Kind, dass die Milch nicht aus dem Karton, sondern aus dem Euter kommt. Das will die FDP bewahren, denn manches Kind trinkt lieber aus dem Karton und ekelt sich vor warmer Milch aus einem sekundären Geschlechtsmerkmal eines Viechs.
3.Die Kuh im Tigerfell symbolisiert die FDP und stellt ein Äquivalent zum Schaf im Wolfspelz dar, das jeder aus dem Märchen kennt, von denen die FDP so herzlich gerne zu erzählen mag.
4.Hüte dich vor dem Tiger, es könnte eine Kuh sein!, mag die vierte Botschaft sein, und wir denken sofort an Cave Canem, Cannabis, Carpe diem und Canneloni. Was die Partei damit sagen will, bleibt unentdeckt, aber das ist nicht weiter schlimm, denn es geht im Wahlkampf nicht um Inhalte, sondern um die Form. Und die Form ist schön, wenn auch leicht verfälscht. Im Innern ist die Kuh hohl, und das kann Programm sein, mahnt zur Bescheidenheit; der Wähler sollte nicht zuviel erwarten, denn geboten wird nichts.
5.Wenn sich die Politiker auch wie Tiger geben, dann sind sie doch nur Rindviecher, die wiederkäuen, was man ihnen bereits vor Jahren einverleibt hat. Die Wähler müssen dann das Vorverdaute letztlich schlucken, wenn sie nicht wollen, dass hinten nur Mist herauskommt.
Hut ab vor so viel Kreativität!
Gut gebrüllt, Rindviech!

Günter Krass: Ein Mann tut, was er sagt

Ein Mann tut, was er sagt, dachte Onkel und sprach es dann doch lieber aus, denn er wollte diesen Leitsatz, den er irgendwo in einer fantastischen Ritterfilmserie gehört hatte, die in einem fiktiven Land spielte, auch beherzigen, denn sonst entwertete er dieses "Ein Mann tut, was er sagt" auf der Stelle.
Ein Mann tut, was er sagt, sprach der Onkel nach jahrelanger mit Tante verbrachter gemeinsamer Schweigsamkeit aus und schickte sich an, einen Klodeckel zu reparieren, der ein Stück verrutscht war und den Sitzenden die Schüssel in die Kniekehle drückte, was kein entspannendes Gefühl verursachte.
Ein Mann klappt einen Klodeckel hoch, sagte der Onkel und klappte den Klodeckel hoch.
Ein Mann betrachtet das Scharnier, an dem der Klodeckel befestigt ist, fuhr der Onkel fort, und besah sich die Befestigung des Deckels, um eine Schraube zu finden, an der er Korrekturarbeiten vornehmen könnte.
Ein Mann sieht keine Schraube, an der man die Lage des Klodeckels korrigieren oder justieren könnte, sprach der Onkel, und erkannte wirklich nichts.
Alles war glatt und ästhetisch, sogar unter einem Klodeckel.
Ein Mann  denkt, dass da nichts zu machen ist, sagte der Onkel und reckte sich, denn er hatte gehockt, was ihm eine recht unbequeme Haltung war.
Ein Mann reckt sich, damit das Blut fließen kann, ergänzte der Onkel, indes die Tante zur Tür hereinkam.
Onkel, was sprichst du dauernd vor dich hin, ist dir nicht gut? Du sagst doch sonst nie was?, fragte die Tante besorgt.
Ein Mann spricht zu einer Frau, sagte der Onkel. Ein Mann tut, was er sagt, erklärte er.
Aber Onkel, erwiderte die Tante, das was du tust, müsste heißen "Ein Mann sagt, was er tut".
Ein Mann verlässt jetzt diesen Raum, sagte der Onkel, und wollte zur Tür hinaus.
Dann bring doch gleich den Müll runter, gestern hast du gesagt, dass du das heute tun willst,  sprach die Tante.
Später, später, wenn überhaupt, wird ein Mann Müll hinunterbringen, antwortete der Onkel, im Moment ist ein Mann verwirrt.
Onkel, sagte die Tante, gestern hast du gesagt, dass du den Müll runterbringen willst. Ein gutes Beispiel für "Gesagt, getan". Das ist doch dasselbe.
Ein Mann muss nachdenken, ein Mann findet keine Lösung für ein Klodeckelproblem, ein Mann muss ruhen, sprach der Onkel  und ging in den Ruheraum, um sich einen Moment hinzulegen.
Es war nicht leicht, ein ehrenwertes Leben zu führen.
Ein Mann schläft gleich eine Weile, sagte der Onkel und diesmal stimmte der Satz.


Tonnes Tagebuch: Honig aufs Brot

Liebes Tagebuch!
Heute beim Honigaufsbrotschmieren - ich finde, das Wort sieht komisch aus nach der neuen Rechtschreibung - fiel mir auf, dass immer etwas Honig am Messer kleben bleibt und ich hatte ein Gefühl von Verschwendung, von gedankenlosem Umgehen mit der Welt und von Ignoranz den Hungernden gegenüber. Ich rechnete aus, wie viel Honig es ergeben würde, wenn ich tausendmal ein Brot schmierte, was ja lebenszeitlich gesehen nicht ungewöhnlich ist. Vielleicht sollte ich auf Honig verzichten, denn wir essen ja etwas, was wir gar nicht erwirtschaftet haben und nehmen es den "fleißigen" Bienen weg. Ich schreibe fleißig in Anführungszeichen, denn man sollte Tiere nicht romantisieren. Bienen sehen vielleicht fleißig aus, kennen das Wort wahrscheinlich nicht einmal. Mir fiel dann ein, dass ich neulich von einer Biene gestochen worden war, einen dicken Fuß hatte und irgendwie sauer war, dass die ständig auf meinem Rasen im Klee rumwühlen, um Honig zu sammeln, den ich mir nicht erlaube zu essen. Vielleicht habe ich die Biene auch zertreten, denn der Stachel war unter meinem Fuß und sie hat sich nur gewehrt. Wahrscheinlich war es ein Reflex, denn Bienen kennen das Wort wehren genausowenig wie fleißig.
Ich werde wohl, wenn ich denn was Süßes essen will, auf Marmelade umsteigen.
Irgendwie hängt an Honig zu viel dran. Und der Honig hängt auch zu viel an Dingen dran, zum Beispiel am Messer und manchmal am Mundwinkel, was nicht gut aussieht. Schlimmer finde ich allerdings Eigelb, wenn das an der Lippe oder am Kinn hängt.


Kunst fragt: Piet Schlendrian - Wo genau ist die Mitte? (2013)

Piet Schlendrian - Obere Mitte (2013)

Östliche Weichheiten: Hart

Nichts ist so hart, wie es gekocht wird.

Die Mitte entlasten

Wo genau ist die Mitte?
FDP: Die Mitte entlasten.
Phipp Rör wählen.
Rar Brüle auch.


Die Mitte meisten Kohle entlasten.
Ist das die Mitte?

Anglizismen und Germanismen im Alltag: All hands on deck



Käpt'n Wilhelm(Auf Deck): All hands on deck!
Mannschaft(Unter Deck): Watt is?
Käpt'n Wilhelm: All hands on deck! Aber dalli!
Mannschaft: Was heißt das denn?
Käpt'n Wilhelm: All hands on deck! Ich sag das nicht noch mal!
Smutje: Ich glaube das heißt "Hände hoch!"
Steuermann: Ich glaub's nicht!
Smutje: Ich hab mal Englisch bei der VHS gemacht.
Steuermann: Ich dachte du hättest Abitur!
Smutje: Dann wär ich jetzt Käpt'n.
Käpt'n Wilhelm: All Hands on deck! Zum letzten Mal!
Mannschaft: War doch eben schon das letzte Mal!
Smutje: Das ist ein bildhafter Ausdruck und heißt übersezt: Alle Hände an die Decke! Und wenn das keiner tut, dann knallt's.
Käpt'n Wilhelm: All hands on deck! Sonst knallt's!
Smutje: Sag ich doch.
Mannschaft (Nimmt die Hände hoch): Ok,ok. (Lauter) Gebongt, Käpt'n!
Käpt'n Wilhelm: Das darf nicht wahr sein! (verzweifelt) Der Kapitän steht und fällt mit der Qualität der Mannschaft. (Kippt um und bleibt an Deck liegen)
Mannschaft: Alles ok, Käpt'n? Können wir die Hände wieder runternehmen?

Dazu "A salty dog" hören

Lyrikschule: "Haufenreime" - Georg Krakl: Dauerlaufen

Nach dem Dauerlaufen
mit dem Running-Schuh in Hundehaufen.
Schnaufen.
Hände fischen
Weidenblätter um die Sohle freizuwischen.
Ging daneben.
Schnaufen.
Haare raufen.
Falsche Hand gewählt.

Leben
hat mich angezählt.

Mutter, Kind und Seeschlange

W.Hackeböller: Kachel 4/126 - Mutter, Kind
und Seehuhn (2013)
Mutter und Kind schwammen im Ozean, als das Kind eine Seeschlange entdeckte.

Mutter, Mutter!, schrie es. Eine Seeschlange.

Kind, beruhigte die Mutter, es gibt keine Seeschlangen.

Aber dahinten sehe ich doch eine, dann muss es ja wohl welche geben, ließ das Kind nicht locker.

Pappalapapp!, erwiderte die Mutter und schwamm mit kräftigen Stößen gen Amerika. Seeschlangen sind eine Erfindung der Märchenbücher.

Mutter, Mutter, jetzt das Kind, Märchenbücher können doch gar nichts erfinden. Da kann man doch höchstens etwas reinschreiben, was man erfunden hat.

Hast du wieder in deinem Märchenbuch rumgekritzelt, Kind? Ich habe dir tausendmal gesagt: Kritzel nicht in deinem Märchenbuch herum!

Die Mutter wurde allmählich ungeduldig, denn der Weg nach Amerika war noch weit und unterwegs lauerten immer allerlei Ungeheuer. Ausgenommen Seeschlangen, denn die waren eine Erfindunge der Märchenonkels.
Das ist eben eine Erfindung der Märchenonkels, wetterte die Mutter zurück, und jetzt sei ruhig und spar deine Kräfte für den Rest des Weges.

Mutter, Mutter, ist der Plural von Onkel nicht Onkeln?, fragte das Kind, nachdem es 14 Minuten geschwiegen hatte.
Mutter, Mutter?

Die Mutter befand sich bereits im ersten Körperdrittel der Seeschlange, die es eigentlich nicht gibt.

Mutter, wenn du nicht antwortest, schwimme ich wieder zurück! Ich wollte sowieso nicht nach Amerika.

Die Seeschlange würgte ein wenig, denn die Mutter trug einen Neoprenanzug. Deshalb rutschte sie schlecht.

Ein Königreich für eine kühles Helles, dachte die Seeschlange, nur zum Runterspülen.

Die Mutter dachte: Die neuen Neoprenanzüge sind sehr eng und rutschen nicht. Und überhaupt, dass es schon dunkel ist. Ich werde ja wohl nicht in einer Seechlange stecken?

Die Seeschlange dachte: Ich hätte das Kind nehmen sollen, auch wenn es kleiner ist.

Das Kind dachte: Gut, dass es keine Seeschlangen gibt. Es heißt Märchenonkel. Die Märchenonkel. Klingt komisch, irgendwie weiblich.
Die Märchenonkel, des Märchenonkels aber. Dem Märchenonkel, den Märchenonkel.
Die Märchenonkel, der Märchenonkel. Plural Genitiv wie Singular Nomintiv? Komisch, komisch. Einfacher wäre es, wenn es Seeschlangen gäbe, dann wäre die Frage nach dem Plural von Märchenonkel gar nicht erst aufgetreten. Mutter? Können wir uns nicht darauf einigen, Mutter, dass es doch Seeschlangen gibt? Mutter?

Der Ozean wogte und machte sich um unbeantwortete Fragen keine Sorgen. Morgen.
Morgen war ja auch noch ein Tag.
Und übermorgen. Und überübermorgen.




Nicht eingebaute Kirchenfenster (1): Neo Schmauch - Tulle rettet die Welt

Neo Schmauch: Tulle rettet die Welt (2013)
Da hatte sich Schmauch wieder verkalkuliert. Mal gerade ein  Kirchenfenster konstruieren und sich eine Geschichte ausdenken, die passen könnte. "Der 'Eilige Tulle' rettet die Welt", das könnte hinkommen, hatte Schmauch gedacht. Alles war bedrohlich, die Wolken standen tief und dunkel und dann wäre Tulle gekommen und hätte durch ein paar weise Sprüche dem Ganzen eine fröhliche Wendung gegeben. Die fröhliche Wendung wollte er dann zeigen, weil er noch so viele bunte Farben überhatte.
Domkapitulent Rolf aber hatte angemerkt, dass es in keiner der anerkannten Schriften der großen Religionen überhaupt einen Tulle gegeben habe, und so musste Schmauch von seinem Projekt Abstand nehmen. Viel Arbeit war es nicht gewesen, die Scherben zusammenzustellen, aber schade war es doch, denn das Fenster wäre ganz schön bunt geworden. Gerade in Kirchen neigt man ja immer wieder dazu,  dezente Töne zu wählen, damit der Kirchgänger nicht in seiner Andacht gestört wird, der dann aber häufig einnickt, weil der Prediger immer so beruhigend ins Halbdunkle spricht.
So ist das nunmal: Grelle Töne und ein bizarres Arrangement reichen nicht, um in einem Sakralgebäude aufgehängt zu werden. "Der Eilige Tulle" klingt zwar ganz nett, aber wirklich adrett ist das nicht. Etwas mehr Leiden hätte es schon sein dürfen und auch mal ein trauriges Gesicht, denn immerhin hatte es gegolten, die Welt zu retten.
Wer will schon gerettet werden, wenn es ihm gut geht?