Gedichte können Menschen helfen, müssen aber nicht

Eines Tages traf ich eine Frau an einem windigen Ort, die hatte eine Plastiktüte vor dem Gesicht und sonst nichts, womit sie sich bedecken konnte.
Ich glaubte nicht, dass es sich um eine spezielle Art religiöser Verhüllung handelte, vielmehr war es ja eine Enthüllung.
Warum die Dame da so allein im Winde stand, konnte ich nicht in Erfahrung bringen, und doch tat sie mir leid und ich dachte so für mich: Vielleicht hat sie Angst vor Ohrenkneifern und versucht, empfindliche Körperteile, wie das Gesicht, zu schützen.
Um sie zu trösten und ihr die Angst zu nehmen oder ein wenig zu lindern, beschloss ich, ihr mein Lieblings-Ohrenkneifer-Gedicht, das von Georg Krakl stammt, vorzulesen:

Ein Ohrenkneifer - trotz der vielen Flausen, Flusen, Faxen,
die dieser macht, war mir ans Herz gewachsen.
Er hatte mich ins Ohr gekniffen
und ich sofort begriffen:
Die Freundschaft zwischen Mensch und Tier,
die dauert ewig und halb vier.

Ich ziehe Ohrenkneifer Füchsen vor,
den Rehen, Hirschen und den Dachsen.

Auch wenn ich das mit dem "ewig und halb vier" nicht verstanden hatte, so hoffte ich doch inständig, der Frau geholfen zu haben.
Die aber stand und starrte weiter in den Wind, mit einer Plastiktüte vor dem Gesicht und sonst nichts.