Hurra!

888 Veröffentlichungen in Bodos Welt.

dadaismus am jahresende


Theo von Doeskopp: Rolltrepp (2009)

treppauf treppab
schlepp knauf stepp schlapp
trepp roll
depp schmoll
roll trepp
doll nepp
rufen
stufen
schleppauf schleppab
zuhauf zuschnapp

Aufgeräumtheit zum Jahresende


Das ganze Jahr hatten wir Probleme, unsere Welt in Ordnung zu halten, geschweige denn, in Ordnung zu bringen.
Ständig lag etwas herum, die Zahnbürste stand im falschen Glas, die Schublade stand ständig offen, das Klofenster offen , obwohl die Heizung an war und überhaupt waren die Vorhänge mal wieder geschlossen, obwohl es draußen hellichter Tag war und so ein Zimmer auch mal ein bisschen Licht verdient, vielleicht sogar braucht.

Die Quittungen für die Steuererklärung von 2009 wehen herum, ein paar leichte flüchten unter den Schrank, ein DIN-A-4-Exemplar flattert aufgeregt in der Ablagebox, um endlich starten zu können. Schwermut schleicht sich hoch und würgt an der Lebenskraft, bis wir schier unendlich traurig resümieren, dass wir es wieder mal nicht geschafft haben. Ja, was denn?
Unser Leben in Ordnung zu bringen, das All und seine Gestirne neu zu richten? Welch überheblicher Gedanke! Welch blasphemische Frage!
Das geht gar nicht!, brüllt es aus dem modernen Menschen heraus. Die Menschen ändern sich nicht, auch du nicht, der du das hier liest.

Drum sei bescheiden und freue dich, dass dein Dachfenster noch am alten Platz sitzt, dass die Angelschnur, die du 2004 dort hingeworfen hast, weil du im besoffenen Kopf nach einem alten Turnschuh, den die dösige Dietlinde dort ebenfalls im beschwipsten Zustand weit werfend abgelegt hatte, angeln wolltest, erfolglos natürlich, wie es immer deine Art war, dass das Moos, das echte, nicht das auf der Bank, immer noch wächst und irgendwelche Metallzäune da sind, wo sie immer waren, dass deine Welt, die du sie aus dem Fenster deines Zimmer erkennen kannst, in Ordnung ist, und zwar seit 5 Jahren, das ist doch wohl was, oder?
Also, Kopf hoch, so kurz vor Jahresende!

Georg Krakl: Krokette (2009)

Des Biologen Glaspipette
drang tief in die Krokette,
um dieser Speise zuzuführen,
was Esser wenig spüren:
Guten Geschmack.
Mit - zack!-
E sechshundertunddrei.

Wie lecker schmeckte jetzt der feinpürierte, ölfritierte Brei!

Falsch gebrauchte Redewendungen: Du hast Käsefüße!


Du hast Käsefüße! Woher kommt eigentlich dieser Spruch, der uns suggerieren will, wir hätten die Körperreinigung im unteren Bereich vernachlässigt, vielleicht weil wir aufgrund eines Rückenschadens uns nicht mehr entsprechend bücken können? Du hast Käsefüße!, das heißt doch, dass unsere Füße stinken,oder?
Weit gefehlt. Liest man in den Schöpfungsmythen der Völker nach, so stößt man bald auf die Holländer, die glauben, die Große Mutter Frau Antje habe die ganze Welt aus einem Goudakäse erschaffen, unter anderem auch die Holländer. Und das war lange, bevor die Holländer die halbe Nordsee trocken gelegt hatten, damit den Touristen der Weg zum Strand länger wurde. Dort konnten sie dann mehr Buden aufstellen, um Frikandel und Pommes an die Urlauber zu verkaufen.
Frau Antje soll vor Anbeginn der Zeit – und wir fragen jetzt nicht, woher denn Frau Antje gekommen ist und wer sie denn geformt hat- mit ihren flinken Finger den Holländer gebastelt haben, einen robusten Kerl mit Holzschuhen, denn Goudakäse lässt sich nicht so leicht formen wie etwa FIMO. Der Holländer langweilte sich schnell und fing deshalb an, Fußball zu spielen. Frau Antje, die mit Fußball nichts an der Spitzenhaube hatte, formte schnell eine Holländerin, die gewisse anatomische Besonderheiten hatte, die sie vom männlichen Holländer unterschieden und als echte Konkurrenz zum Fußball werden ließen.
Mittlerweile haben die Holländer weite Flächen ihres flachen Landes bevölkert und der Fußball ist unterdessen vergessen.
Wenn man heute einem Menschen begegnet, dem man sagen möchte: Du hast Käsefüße!, so wird hier erinnert an die Herkunft des Holländers, als die ganze Welt gerade frisch aus Käse geformt worden war und an seine Verbindung mit Frau Antje, der Großen Mutter, die dem Volk auch das Fahrrad geschenkt hat.

Jetzt ist Zeit, Weihnachtsmänner zu essen


Lange genug hat der Rotmantel auf der Anrichte im bunten Teller gestanden. Jetzt wird es Zeit, ihn zu verzehren. Aber: Wie schlachtet man einen Weihnachtsmann? Ist das Wort schlachten überhaupt der angemessene Ausdruck? Da wir uns im Verzehrbereich bewegen, lassen wir das Wort gelten. Eine Gans wird ja auch nicht erwürgt oder erstochen, sondern geschlachtet, um anschließend in deutschen Küchen in der Backröhre zu landen.
Um einen Weihnachtsmann in Nahrung zu verwandeln, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die unterschiedlich stark propagiert werden:Der eher kannibalisch orientierte Zeitgenosse reißt dem Objekt das Stanniol herunter und schlägt seine Reißzähne in die Vollmilchschokolade, lässt den Kopf im Mundraum verschwinden und zermahlt das Stück mit den Backenzähnen ohne an den nächsten Zahnarztbesuch zu denken.
Der eher zart besaitete Esser, der mitfühlend ist und keinem Wesen Schmerz zufügen möchte, hält das gute Stück in beiden Händen, die Daumen auf die Brust gelegt, streichelt über die Wangen und Stirn des Bartträgers, um dann ruckartig und blitzschnell den Daumendruck zu erhöhen und die Schädelplatten einzudrücken. Anschließend wird die schützende Hülle vorsichtig entfernt und Bruchstücke des Erdrückten in den Mund gesteckt, um auf der Zunge zu zergehen.
Der Weihnachtsmannhasser, der aufgrund traumatischer Erlebnisse in der Kindheit ein gestörtes Verhältnis zu Bart, Sack und der Farbe Rot hat, bricht dem Burschen erst mal die Beine und lässt ihn ein oder zwei Tage stehen bzw. besser: liegen. Dann geht er systematisch vor, zertrümmert jeden Tag eine andere Partie, um schließlich am Kopf angekommen zu sein. Endlich gibt er es dem Hund in den Napf und trinkt dann eine gehörige Portion Lumumba.
Der Vegetarier geht recht direkt und zielgerichtet vor: Weihnachten ist in der heutigen Form ökologisch nicht zu halten, folglich hat auch der Weihnachtsmann in Schokolade nichts in der trauten Wohnung zu suchen! Einige gezielte Handkantenschläge machen aus der essbaren Deko eine Mahlzeit für den kleinen Hunger. Weihnachtsmänner sind fleischlos, damit sind sie keine Wesen, also kann man ihnen ohne Schuldgefühle zu Leibe rücken.
Die besonders Sanftmütigen holen das alte Osterhasenstanniolkostüm aus dem Schrank und versuchen, den Weihnachtsmann umzukleiden, damit er bis Ostern im Wohnzimmer stehen kann und den Frühling ankündigt.
Wenn man dieses Ritual jedes Jahr wiederholt, erübrigt sich nach fünf bis sechs Jahren die Frage nach dem Verzehr.

Kochtipp: Waschbärsuppe


Wenn Sie Ihre Waschbärsuppe zu den Feiertagen nett dekorieren wollen, sodass der Gast erkennen kann, welches Tier durch den Pürierstab gedreht wurde, dann empfiehlt sich, klein geschnittene Trockenpflaumen in Portwein aufzukochen und dann mit einem Dessertlöffel auf der Suppe zu verteilen. Achten Sie darauf, dass in etwa die Gesichtszüge des Waschbärs abgebildet werden; charakteristisch sind ja die dunklen Augenhöhlen, die den Anschein erwecken, das Tier trage eine Hornbrille.
Ein ansprechend dekoriertes Mahl mundet einfach besser, nicht zuletzt isst das Auge bekanntlich mit.

Besonders Weihnachten gilt es, die Mimik zu kontrollieren.

Die junge Barbie will schon damals Landesministerin werden


Melissa: Was steht denn da auf dem Schild?
Barbie: Barbie for president.
Melissa: Ist das nicht falsch geschrieben?
Barbie: Wieso?
Melissa: Wird Präsident nicht mit ä geschrieben?
Barbie: Nicht dass ich wüsste.
Melissa: Was soll denn for heißen?
Barbie: Das ist Englisch.
Melissa: Aha.
Barbie: Das heißt vier.
Melissa: Interessant. Sprichst du denn Englisch?
Barbie: Nicht, dass ich wüsste.
Melissa: Warum trägst du dann so ein Schild mit dir rum?
Barbie: Ich möchte President werden.
Melissa: Wer soll dich denn wählen?
Barbe: Ein paar Dumme gibt es immer.
Melissa: Das müssen aber ganz viele sein.
Barbie: Die Menge macht's dann schon.
Melissa: Was ist denn President ohne ä?
Barbie: Ministerin auf Landesebene.
Melissa: Schwieriges Wort.
Barbie: Eben.
Melissa: Kannst du noch mehr?
Barbie: Nicht dass ich wüsste....
Melissa: Na, dann viel Glück.

Bildung ist Trumpf


Für blonde Mädchen wird es Zeit: Es ist kurz vor halb eins. Und halb eins ist Nullkommafünf. Im Fußball bedeutet das, dass man verloren hat. Man kann nicht halbe Tore schießen und der Ball ist rund, vor dem Spiel ist nach dem Spiel, nein umgekehrt. Sepp Herberger, der Vater aller Jugendherbergsväter, hat das gesagt.
Das ist die Bildung, die uns allen fehlt.
Wir sind froh, ein blondes Mädchen, das schon Sätze sprechen kann, die über drei Zeilen lang sind, als Schulministerin zu haben. Wir werden mit ihr lernen.
Nächste Woche schaffen wir vier Zeilen, wenn auch in Schriftgröße 42. Das ist exakt die Schuhgröße meines Lateinlehrers. Der war Choleriker und knallte sein Unterrichtswerk immer auf den Tisch, wenn wir hic, haec, hoc nicht richtig deklinieren konnten, weil wir im Dativ immer grunzten wie die Schweine. Huic, huic, huic.
Heute hat das keine Bedeutung mehr, wenn unser blondes Mädchen mit den künstlichen Zähnen aus dem Flachbildschirm lächelt. Flachbildschirm! FLACHbildschirm, Ich muss lachen.

Arme Sprache, stümpernde Dichter


Fahrrad steht Kopf,
will sagen Sattel.
Und mit nassem Schopf,
was meint: Gepäckträger.

Das Fahrrad wirkt wie nicht von dieser Welt,
nur weil es auf die Klingel wurd' gestellt,
will sagen Kopf.
Nasser Zopf,
das meint: Fahrradschloss mit Kette.
Wär' Stoff für Operette.

Falsch gebrauchte Redensarten


Die Lampe anhaben.

Günter Krass - Erinnerungen: Traumatische Erlebnisse mit Büchern


Eines Nachts wachte ich auf und dann stand der dicke Mann mit dem großen Messer und der Schürze vor mir. Ich war eines der beiden Kinder, die irgendwie in die Fänge diese Monsters und seiner Frau geraten waren. Meine Schwester, ich hatte keine Schwester, meine Schwester steckte in einem Käfig. Fehlte nur noch die Hexe aus dem Knusperhäuschen; die Frau des Schlächters war schlimmer, sie war schwer, hatte ein lückenhaftes Gebiss und rührte ständig Suppe. Ich war gelähmt. Mir wurde schlecht. Was sollte hier passieren? War das die Rache für das Spanferkelessen letzten Freitag? Schweinekinder vom Grill, vorher noch eine Stulle mit Kalbsleberwurst. Spanferkelessen. Wiener Schnitzel letzten Sonntag, aber die Mutter hatte doch gar kein Kalbfleisch genommen, zu teuer und auf dem Dorfe wusste das sowieso keiner, dass der Wiener aus Kalbfleisch besteht. Haha, Galgenhumor. Herausschmecken? Wer hatte denn Kalbfleisch schon gegessen? Wenn es hätte bezahlt werden können, bestimmt jeder. Aber so. Wir aßen, was auf dem Tisch kam. So tun das gehorsame Kinder. In den Märchen, die wir meistens selber vorlesen mussten, kamen unartige Kinder in die Klauen des menschenkinderfressenden Paares. Was sollte aus uns gekocht werden, aus mir und meiner Schwester, die es gar nicht gab? Wir waren doch immer artig gewesen, besonders ich.Meine Schwester wahrscheinlich auch.

Wortergänzungsrätsel für restringierte Sprachcode-ler


Ja, endlich wieder aktuell! Eigentlich ja schön, wenn noch klar wäre, was vor dem Wort steht. Daran kann sich der Neudeutsche die Zähne ausbeißen, denn seinem Repertoire an Vokabeln fehlen besonders Wörter die auf mmer enden; die sind gar nicht so häufig.
Ommer aktuell könnte einen Sinne ergeben und wäre auch wünschenswert, weil unser Ommer immer noch in der Kittelschürze rumläuft und Lieder singt, obwohl das Radio das sogar mit Instrumentalbegleitung bietet. Ommer wird aber Oma geschrieben, und da hat das Hoffnungsvolle auch schon seine Grenze.
Hammer aktuell - was kann das bedeuten? Häufig hört man diese Sätze in schlecht ausgestatteten Baumärkten: Hammer aktuell nicht da, wenn man nach einer bestimmten Glühbirne fragt oder einen einzelnen Dichtungsring braucht.
Wie gesagt: Das Rätsel gilt es zu lösen. Die Lösung ist diesmal im Mix Markt hinterlegt und kann gegen eine Gebühr von 10,- € eingesehen werden. Dafür gibt es allerdings auch zwei Flaschen Wodka.

Dummer Gesichtsausdruck und tumbe Miene
färben ab auf die Umgebung.
Drum, Meister, fahr nicht diese Schiene,
versuch's mit Mund-zu-Mund-Belebung.

Umarmender Reim mit "Freude"

Georg Krakl: Hase

Des Treibers Tod - des Hasen Freude.
Euphorisch klopft er in der Sasse
und singt: Ja, das hat Klasse!
Der Treiber gammelt im Getreide.

Welche Metapher ist hier dargestellt?



a) Haarteil
b)Ohrwurm
c) Kopfgeburt
d) der kleine Mann im Ohr


Lösung: Alle falsch. Es ist gar keine Metapher dargestellt, sondern Meta Vernikow aus Bonn, die sich vor ihrem Mann hinter einem Granitkopf versteckt, um der sonntäglichen Tracht Prügel zu entgehen, die ihr der vom Frühschoppen spätheimkehrende Karl Vernikow gern als Ausgleich für das unbewegliche Thekensitzen verpasst.Bewegung tut not.

Moderne Krankheiten im Gedicht: Georg Krakl - Die Ohren

Ich habe UKW,
die Ohren schmerzen
und der linke Zeh.
Mit sowas soll man niemals scherzen.
Gleich morgen, nicht gelogen,
geh ich zum Radiologen(sprich: Radjologen).

Delphinklobrillen helfen, die Welt retten


Was ist mit Leuten los, die sich Delphine auf die Klobrille malen lassen, bzw. diese vorgefertigt im Baumarkt kaufen? Möglich, dass sie ihrem Geschäft einen ansprechenden Rahmen bieten wollen, aber der ästhetisch normal geformte Bürger kann das sicherlich nicht nachvollziehen. Also müssen andere Begründungen her, die den Besitzer der Schmucksitzränder mit Deckel entlasten:
Den Delphinen geht es angesichts der Umweltverschmutzung schlecht. Was kann die Brille mit Muster für diese Kreaturen bedeuten? Aussitzen? Warten auf bessere Zeiten? Oder ist es gar eine Anspielung auf Politiker, die auf Klimagipfeln beim warmen Büffet Steuergelder verprassen, ohne ein Komma in einen ungeschriebenen Text gesetzt zu haben, der die Welt retten soll.
Aussitzen. Das hat schon der dicke Kohl gemacht, als er sich weigerte, Namen in der Steuergeldaffäre zu nennen, angeblich gebunden an ein Ehrenwort. Ehrenwort, ich werde nicht verraten, wer hier kriminell war. Ich kann mich ja auch nicht selbst verraten!
Oder soll die Zierbrille die Welt schöner machen? In der Mitte ein Exponat der Umweltverschmutzung, außen herum die fröhliche, verspielte und unschuldige Natur. Der Mensch, der täglich erfährt, was er der Erde antut, wenn er in seine Schüssel guckt, hat Tiere als Freunde, die ihn entschuldigen, ent-schulden, sodass er sich nicht in die Obstipation flüchten muss. Das ist gesund.
Es kann aber auch heißen: Leute, ihr nervt. Umwelt hin, Umwelt her! Ich ...... drauf.
So weit können wir mittlerweile gekommen sein.
Da ist es auch klug, Laufzeiten für Atomkraftwerke zu verlängern.

Georg Krakl: Mit wem treibt's der Schnee? (2009)


Glatt reiben
im Schneetreiben.

Banker singen gemeinsam


My Boni is over the ocean,
My Boni is over the sea.

Früher war alles deutlicher


Nicht mal schwanken muss man heutzutage, wenn die Welt merkwürdig verzogen, verschwommen und irgendwie unausgegoren wirken soll. Der moderne Mensch, der der Vergangenheit nachtrauert, fragt sich nicht nur, ob das Phänomen in seinem Kopf produziert wird, von vor seinen Augen schwarzarbeitenden Billiglohnabhängigen aus den östlichen Nachbarländern oder die Wirklichkeit selber ist. Nun, wer kann sich heute, wenn auch noch so preiswert, Handwerker erlauben, die anderen Menschen die Wahrnehmung verzerren und vor allm: Warum? Die Frage nach dem Motiv ist doch spätestens seit Derrick nicht unbedeutend. Vielleicht haben viele Menschen Jux im Kopf, aber das Drumherum zu verändern, dazu muss man kreativ sein. Der eigene Kopf scheidet als Ursache am schnellsten aus, denn wer will ernsthaft zugeben, eine schiefgelegte Welt zu sehen, solange das nicht Millionen von Bildlesern schon getan und damit zur Norm erhoben haben?
Bleibt nur die Wirklichkeit, und die ist wie immer unschuldig, weil sie sich nicht verändern lässt. Somit verschiebt sich der Schwarze Peter zurück an uns und wir können nur jammern: Früher war alles deutlicher, was auch immer das für uns bedeuten mag.

Max Coldt: Der Titel eines Textes ergibt sich immer aus dem Unsinn, den ich schreibe

Der Titel eines Textes ergibt sich immer aus dem Unsinn, den ich schreibe. Dabei sollte der Text nicht kürzer als die Überschrift sein.

Rolf und Dieter: Am Abgrund (2)


Rolf: Spring!
Dieter: Warum ich?
Rolf: Einer muss doch anfangen.
Dieter: Und warum nicht du?
Rolf: Du hast doch immer gesagt, dass ich mich vordrängele, dass ich dir nicht genug Raum gebe, dass ich selbstbezogen bin, dass ich ein völliger Egoist bin, dem es immer nach der eigenen Mütze gehen soll. Jetzt kannst du mal.
Dieter: Vielleicht ein andermal.
Rolf: Da haben wir es doch. Das ist nämlich nicht so einfach, ein Egoist zu sein!

Gedichte ohne Ö-Striche: Georg Krakl - Zitrone (2009)


Ach, schone
Zitrone
du bist so schon
wie der Sterne kühnste Sohne.
Nein, wie jeder einzelne Sohn!
Daraus die Summe!
Ach, ich verstumme.
Mit meinem Fohn
mach ich dich reif,
denn Zeit wird es schon,
so um 1000 Phon
verträgst du am Schweif,
wenn du ihn hättest, am Steiß.
Hast ihn nicht, wie ich weiß.

Beherrschen und beherrscht werden


Wie klein ist der Mensch! Wie ein Zwerg im Blaumann schleicht er zwischen mächtigen Eisenplatten, gigantischen Maschinen, erschreckenden Gebilden, die Freigehegen für Riesensaurier gleichen, umher und glaubt immer noch, sich die Welt untertan gemacht zu haben, weil das irgendein Mönch bei der Übersetzung der Bibel wohl falsch verstanden hat. Man sieht, wie wichtig das Lernen von Vokabeln und Grammatik für den Erwerb einer Sprache ist, und für die Welt überhaupt.
Welche gewaltigen Irrtümer sind so entstanden: Der Mensch glaubte, das Auto zu beherrschen; heute wird er von Autos überfahren. Der Mensch glaubte, sich die Nahrung untertan zu machen; heute beherrscht ihn der Hamburger, er hat den Menschen abhängig gemacht, sodass dieser gezwungen ist, nein, gezwungen isst, minderwertige Lebensmittel zu verspeisen, die in ihrer Substanz eher einem Stück Dämmwolle gleichen.
Der Mensch glaubte, die Zeitungen zu unterwerfen und sie in wahrhaftige Informationsquellen zu verwandeln; heute bestimmt die Bild-Zeitung das Denken und der Mensch ist es zufrieden, weil er doof ist.
Glauben heißt ja bekanntlich "nicht wissen". Also - wer weiß schon, wer wen beherrscht? Gibt es denn etwas Schöneres, als mit einem Hamburger und der Bildzeitung am Steuer eines 30-Tonners zu sitzen?

Karl-Friedrich "Khalef" Motzke: Aus meinem Campingtagebuch - 5


Was soll das werden, dass sich hier 40 oder 50 Menschen ab 30 mit sportwagenähnlichen Wagen der Marke Madeinjapan auf einen Campingplatz stellen, tagsüber in der Gegend herumkurven, abends holländisches Bier saufen und eine Tonne Fleisch vergrillen? Soll das Erholung sein oder nur der Ausdruck der Lebensfreude spätpubertierender Männer mit ihren hirnlosen Nagelstudiodamen?
Morgens wird defiliert: In Reih und Glied, haha!, wird vom Platz gefahren, einer nach dem anderen, sortiert nach Farben, Anzahl der Kratzer am Plastik oder Alter des Fahrzeugs. Der Platzwart hält die Autos für Oldtimer, nur weil die Kinder in ihnen so alt aussehen.
Und dann das Röhren vor dem Defilieren, das Aufheulen der Motoren! Imponiergehabe: Ich bin der lauteste! Ich kann mächtig! Meiner geht ab!
Die Mädels kichern, fahren noch mal mit der Hand durch die Frisur, sitzt alles, nur nicht toupieren den Wulst, dann passt der nicht mehr in den Fahrgastraum. Da sind die mit den abnehmbaren Hauben im Vorteil. Windstärke 8 - die Frisur sitzt! Vielleicht im Gesicht des nachfolgenden Fahrers.
Zeit, tschüss zu sagen, Leute, nehmt eure unschönen Autos und defiliert ein letztes Mal. Lasst das Ungegrillte den Hunden, schmeißt es nicht in die Abfalleimer, wie es eure Art ist, weil ihr nicht teilen könnt. Bruchrechnung hat seine Tücken. Lasst eure Karossen nicht zu Bruch fahren! Fahrt selber. Aber schnell, bzw. jetzt gleich.

Mangelnde Bildung rächt sich



Georg Krakl: Fetisch (2009)

Der Fetischist
weiß häufig nicht, was überhaupt ein Fetisch ist.

Gedichte mit sexuellen Fehlleistungen: Georg Krakl - Der Voyeur

Der Voyeur
vertraut auf sein Gehör,
weil seine Augen
nicht mehr taugen.