Aufgeräumtheit zum Jahresende


Das ganze Jahr hatten wir Probleme, unsere Welt in Ordnung zu halten, geschweige denn, in Ordnung zu bringen.
Ständig lag etwas herum, die Zahnbürste stand im falschen Glas, die Schublade stand ständig offen, das Klofenster offen , obwohl die Heizung an war und überhaupt waren die Vorhänge mal wieder geschlossen, obwohl es draußen hellichter Tag war und so ein Zimmer auch mal ein bisschen Licht verdient, vielleicht sogar braucht.

Die Quittungen für die Steuererklärung von 2009 wehen herum, ein paar leichte flüchten unter den Schrank, ein DIN-A-4-Exemplar flattert aufgeregt in der Ablagebox, um endlich starten zu können. Schwermut schleicht sich hoch und würgt an der Lebenskraft, bis wir schier unendlich traurig resümieren, dass wir es wieder mal nicht geschafft haben. Ja, was denn?
Unser Leben in Ordnung zu bringen, das All und seine Gestirne neu zu richten? Welch überheblicher Gedanke! Welch blasphemische Frage!
Das geht gar nicht!, brüllt es aus dem modernen Menschen heraus. Die Menschen ändern sich nicht, auch du nicht, der du das hier liest.

Drum sei bescheiden und freue dich, dass dein Dachfenster noch am alten Platz sitzt, dass die Angelschnur, die du 2004 dort hingeworfen hast, weil du im besoffenen Kopf nach einem alten Turnschuh, den die dösige Dietlinde dort ebenfalls im beschwipsten Zustand weit werfend abgelegt hatte, angeln wolltest, erfolglos natürlich, wie es immer deine Art war, dass das Moos, das echte, nicht das auf der Bank, immer noch wächst und irgendwelche Metallzäune da sind, wo sie immer waren, dass deine Welt, die du sie aus dem Fenster deines Zimmer erkennen kannst, in Ordnung ist, und zwar seit 5 Jahren, das ist doch wohl was, oder?
Also, Kopf hoch, so kurz vor Jahresende!