Astronautenprobleme


Nils: An irgendwas erinnert mich dieser Planet.
Juri: Ja, mich auch. Ich überlege schon die ganze Zeit.
Nils: Ich glaube, an die Kleine aus dem Shop für Astronautenbedarf.
Jurij: Hmm, weiß nicht.
Nils: Na, die kennst du nicht. Der Russe hat doch keinen Astronautenshop. Der muss doch immer alles selber basteln.
Juri: Fang nicht wieder so an.
Nils: Mandy oder Mirinda.
Jurij: Und? Hatteste was mit der?
Nils: Eben nicht. Die ließ immer tief blicken, aber mehr war dann nicht. Hab sie mal auf eine Tube Schwarzwälderkirsch und einen Lattelutscher eingeladen, da hat sie mich ganz doof angeguckt.
Juri: So sind die Mandys und Mirindas der Welt.
Nils: Jetz werd nicht sentimental.
Juri: Romantisch.
Nils: Die Berge da, diese Rundungen, diese Wölbungen, und dann diese spitzen Kappen, die so etwas Nippeliges haben, ganz wie Mirinda, wenn sie sich über den Tresen beugte und ihr 'Bitteschön' fragte.
Juri: Ich dachte, sie hieß Mandy.
Nils: Oder Mandy. Weiß ich nicht so genau.
Juri: Bei den Bergen muss ich immer an Mutter denken.
Nils: Jetzt fang nicht damit an.
Juri: Der beste Freund eines Mannes ist die Mutter.
Nils: Muss es nicht Freundin heißen?
Juri: Ich will nach Hause!
Nils: Jetzt hör mal auf zu jammern.
Juri: Du könntest ein bisschen Verständnis aufbringen.
Nils: Hör mal, ich fliege doch nicht ins All, um mir deine Mutterprobleme anzuhören.
Juri: Ich habe keine Probleme mit Mutter.
Nils: Sonst noch was? Ich bin hier jedenfalls nicht dein Therapeut.
Juri: Aber mit Mandy anfangen.
Nils: Mirinda.
Juri: Jetzt fang nicht damit wieder an.
Nils: Du Vollrusse!
Juri: Selber einer.
Nils: Hättste wohl gern?
Juri: Auf keinen Fall.
Nils: Grausam. All. Überall All. Allüberall. Übel. Richtig übel. Und ich allein mit einem Russen.
Juri: Ich fliege morgen nach Hause.
Nils: Womit denn?
Juri: Scheiß Amischlitten.
Nils: Sei froh, dass das mitfahren durftest.
Juri: Hilfe! Mama!

Astronauten in der Krise

Nils: Ich finde das mittlerweile schrecklich, den ganzen Tag den Helm zu tragen.
Juri: Dann setz ihn doch ab.
Nils: Und was soll ich dann atmen?
Juri: Siehste. Der Helm hat schon seine Funktion.
Nils: Ich habe fettige Haare, die müsste ich mal waschen.
Juri: In einem Monat sind wir ja wieder unten.
Nils: Die jucken und müffeln schon.
Juri: Zu Hause wäscht du doch auch nicht so oft die Haare.
Nils: Hallo? Was soll das denn jetzt?
Juri: Na, sieht jedenfalls so aus.
Nils: Booh, das hat noch keiner gesagt.
Juri: Wir sind ja hier unter uns, das hört ja keiner.
Nils: Und die Bodenstation?
Juri: Ach, die erzählen nix weiter.
Nils: Schön wär's. Morgen steht das im Netz.
Juri: Haarnetz, haha!
Nils: Du Kameradenschwein.
Juri: Jetzt tu mal nicht so. Wer hat mir denn die Tube Astronautenspeise mit Schweineschnitzelgeschmack aufgefressen?
Nils: Aufgegessen, Juri, Menschen essen nämlich, vielleicht nicht da, wo du herkommst.
Juri: Was ist das denn jetzt, bist du Rassist?
Nils: Bist du nicht weiß?
Juri: Schon.
Nils: Also.
Juri: Ich habe meinen Helm abgestellt, ich höre dich nicht mehr!
Nils: Ach, das sagst du doch immer, wenn du nicht weiterweißt. Aber abgestellt wird doch da gar nichts.
Juri: Tu ich nicht. Und ich habe abgestellt.
Nils: Dass ich nicht lache.
Juri: Lach doch. Ich hör dich nicht.
Nils: Russe.
Juri: Selber Arschloch.

Tonnes Tagebuchs: Hörfehler im Alltag

Liebes Tagebuch,
Neulich hörte ich im Autoradio von einem Nina-4-Zettel und ich dachte darüber nach, was wohl ein Nina-4-Zettel sein könnte. Klar, dachte ich sofort, da hat sich jemand versprochen und ich habe mich obendrein verhört, wahrscheinlich sollte es Din-A-4-Zettel heißen.
Mir wurde plötzlich auch bewusst, dass es keine Din-A-4-Zettel gibt, die heißen nämlich  Din-A-4- Blätter, von  Din-A-4-Zetteln hatte ich noch nie gehört, denn ein Zettel ist etwas anderes als ein Blatt, und Blatt passt eher zu einer Industrienorm als Zettel, denn der Zettel wirkt eher knittrig und schlampig abgerissen, was mir insgesamt nicht behagt und in der Industrie eigentlich gar keinen Platz hat.
Ich fragte mich, wann denn ein Blatt ein Zettel ist, und wann ein Zettel ein Blatt und ob die Größe entscheidend ist. Einen Zettel in Größe Din-A-4 gibt es nicht, ich fände es jedenfalls absurd, ein Zettel muss kleiner sein, es klingt ja auch eher wie Drittel oder Viertel und das ist weniger als ein Ganzes. Zettel reimt sich auf Vettel, und die hat in der Industrie nichts zu suchen, die findet man eher in einer Kneipe, und da schreibt sie die getrunkenen Biere auf einem Bierdeckel oder einem Zettel auf. Weil keiner so viel saufen kann, dass das ein Din-A-4-Blatt füllen könnte, nimmt sie nur einen Zettel, der von einem kleinen Zettelblock abgerissen wird, meistens mit einem Werbeaufdruck der Brauerei, die die Einrichtung finanziert hat. Wenn der Zettel voll ist, ist man selber auch voll, das ist gut durchdacht und ökologisch vertretbar, da wird kein Baum zu viel abgeholzt.
Was aber ein Nina-4-Zettel sein soll, das war mir an dieser Stelle des Nachdenkens noch nicht klar geworden. Könnte es sich um die vierte Nina in einer Reihe von  Beziehungen handeln, die, um sie zum katalogisieren und zu kategorisieren, einfach nummeriert wurde. Wie viel andere Namen und Zahlen mochte es in diesem Aktenordner des Lebens geben, und was für ein zwischenmenschliches Chaos sollte hier geordnet werden?
Was schrieb man denn auf einen Nina-4-Zettel? Und warum hat sie nicht ein richtiges Blatt verdient?
Dann aber fragte ich mich, ob sich die Radiomoderatorin versprochen hatte oder ich mich ohne Fremdeinwirkung nur verhört hatte. Warum hatte ich Nina und nicht Dina gehört?
Als mir einfiel, dass Dina so an dienen erinnerte und Nina vor dem inneren Auge als adrette Osteuropäerin erschien und natürlich mehr punkten konnte als eine Tätigkeit, die jedem und vor allem mir schwerfällt, war ich am Ziel und musste Auto und Autoradio verlassen.

Neuer Name für Gauland

AfD-Vize Alexander Gauland möchte unbestätigten Gerüchten zufolge seinen Namen ändern , um der Partei ein schärferes Profil zu geben. Gesetzt den Fall, er werde zum Parteivorsitzenden gewählt, wolle er den Namen Gauleiter statt Gauland tragen. Der abgewählte Lucke  könne sich dann Lücke nennen.
'Mut zum Lucke!', konterte der angeblich.

Zu lange Titel in der Kunst: Malewisch - Paris H...

Quasimir Malwisch: Titel nebenan (2015)
Quasimir Malewisch: Paris Hillbillion wacht Neujahr auf und sieht ihre Orchideen im Badezimmer, die sie schon immer in dieser Farbe gehasst hat, weil ihre Mutter sie ihrer Freundin seinerzeit schenkte, und nicht ihr,macht ein Selfie mit ihrem Eierfon, das der Osterhase lustigerweise letztes Jahr in die Lackstiefel gelegt hatte, denn ihr Bademantel steht offen und zeigt eine Menge Fleisch, das es  sonst nicht zu haben gibt, um zu demonstrieren, dass sie Silvester gefeiert hat und jetzt so kaputt ist, dass sie es nicht einmal mehr schafft, ihren Bademantel zuzuhalten. (2014)

Dazu die Fachzeitschrift "Malen und Zahlen":
Unglaublich. Malewisch malt ja schön bunt und könnte Ostern mit dem Bild als Vorlage für Eierfarben punkten, aber wenn er Schriftsteller werden will, hätte er die Kleckserei doch lieber früher schon aufgegeben. Rein inhaltlich ist der Titel aber auch wenig zu gebrauchen; wer interessiert sich schon für eine Paris Hillbillion? B-Promi fürs nächste Dschungelcamp? Tipp: Vor dem Selfie mit Kakerlakenpaste beschmieren! Da muss Malewisch nicht mehr drüberwischen mit dem Flächenpinsel.

Moderne Schule: Über das Ermahnen und Strafen

Sie haben mich ermahnt, aber ich habe doch gar nichts gemacht!, heult der Schüler und der Lehrer ordnet der Heulsuse drei Minuspunkte in Sozialer Duldsamkeit zu. Gleichzeitig ärgert er sich, dass der Zögling immer noch nicht kapiert hat, dass der Pädagoge nur seinen Erziehungsauftrag erfüllt: Auf das Leben vorbereiten. Der Chef wird doch auch nicht die Sekretärin ermahnen, wenn er sich an dem Mitarbeiter mit den Pickeln im Gesicht und der Brille mit den Glasbausteinen abarbeiten kann, da hätte er ja Mitarbeiter bleiben können und wäre nicht Chef geworden.
Hart werden und aushalten, dulden, gedemütigt werden und trotzdem hochmotiviert weiterarbeiten, das sind die Themen, auf die Schule vorbereiten soll. Die Sekretärin, die mal wieder ein zweistündiges Privatgespräch über den Firmenapparat geführt und die Termine des Chefs verschlampt hat, erwartet eine Einladung zu einem Candlelightdinner, der mit den Glasbausteinen kriegt den Dreck ab.
Wenn der Lehrer also ermahnt, dann geht es weder um den eigentlichen Tatbestand, noch um die richtige Person. Es geht um Erziehung fürs Leben, und da sollte jeder froh sein, wenn er mal eine Ladung ätzende  Pädagogensäure abbekommt, denn das macht hart und widerstandsfähig, das macht letztendlich lebensfähig. Die Gelobten sollten sich in Heulkrämpfen am Boden wälzen, weil sie es im Leben schwer haben werden, die Ermahnten dagegen können sich freuen.
Wenn der Pädagoge den Falschen tadelt und ermahnt, so hat das auch einen erzieherischen Wert für die anderen Lerner im Raum. Zum einen wird hier stellvertretend bestraft, aber jeder fühlt sich angesprochen und duckt sich hinter der verbotenerweise auf dem Tisch liegenden Tasche weg, in dem Glauben, der Korrekturblitz könne ihn nicht treffen. Zum anderen bekommt er live und fast hautnah mit, dass es im Leben, und zwar angefangen in der Schule, nicht immer gerecht zugeht. Bevor die Schockstarre im Berufsleben einsetzt, wird sie hier vorweggenommen und jeder kann sich daran sie gewöhnen und den Umgang mit ihr einüben. Je mehr der Klassenkamerad runtergemacht wird, desto besser der Trainingseffekt für den Rest der Klasse. Dem Delinquenten, dem der meistens dran ist, weil er sowieso immer dran ist, kann man auf dem Zeugnis als Entschädigung soziale Kompetenz attestieren, obwohl es schwierig ist, die Opferrolle in schöne Worte zu kleiden.
Die Vorwegnahme der Wirklichkeit könnte man das Ziel des Pädagogen nennen, und so hat auch der Zeigestockschwinger selber die Möglichkeit, wenigstens gefühlt das normale Leben zu erfahren und muss nicht nur in seinem Kontinuum angestaubter Lehrpläne und überholter Lerntechniken verharren. Das macht ihn entspannter im Unterricht.
Wenn ein Schüler sich beschwert, so kann das seine Kritikfähigkeit erweitern, vor allem, wenn der Lehrer widerspricht und ihm unter Androhung einer Sonderaufgabe bedeutet, endlich still zu sein und zu schlucken. Endlich Ruhe zu geben, denn das mache einen guten Bürger später aus. Warum nicht schon heute damit anfangen? Demut und Unterordnung kann man nicht aus dem Ärmel schütteln, das will gelernt sein. Wenn der Schüler sich nicht beschwert, kann er trotzdem abgestraft werden, damit die aus vorherigen Stunden erlernte Demut gefestigt wird.
Neben dem Gerechtigkeitssinn kann auch der Ungerechtigkeitssinn geschult werden, denn es geht nicht immer danach, wer Recht hat, sondern wer Recht bekommt.Das ist besonders in der neuen liberalen Marktwirtschaft zu finden, da regieren persönlicher Vorteil und Wegbeißen des Konkurrenten.
Nicht jaulen, nicht jammern, nicht schmerzjodeln , liebe Zöglinge! 
Auch der Lernstoffvermittler braucht einen Kanal, um seine Frustrationen loszuwerden. Vielleicht hat er einen Einlauf vom Schulleiter bekommen, vielleicht sein Schlüsselbund verlegt oder sein Parkplatz war durch eine Lehramtsanwärterin besetzt, das alles muss er loswerden. Gemäß dem Prinzip 'nach oben buckeln, nach unten treten' hält der Schüler symbolisch sein entsprechendes Körperteil hin und sorgt für einen Pädagogen, den man ertragen kann, weil er sich abreagieren konnte.
Wer später einmal Chef werden will, kann hier schon die entsprechenden Social Skills beobachten und vielleicht an seinem Hund ausprobieren, denn der bellt ja nur und beißt nicht.
Alle anderen sollten sich gut überlegen, ob sie sich Pickel, Segelohren, Übergewicht oder kurze Beine leisten können. Denn die werden nicht Sekretärin beim Chef, die sind dann die Glasbausteineträger, die dafür herhalten müssen, dass der Chef sich abreagieren kann, weil seine Sekretärin wieder Mist gebaut hat, er aber nicht auf das Candlelightdinner verzichten möchte.
Die Schönheitschirurgie hält kompetente Fratzenschneider bereit, die aus jedem Buchhalter eine schöne Tippse machen können.
Immer dran denken: Fürs Leben lernen wir, nicht für die Schule, und das ist kein Zuckerschlecken. 

Bildbesprechung - Quasimir Malewisch: Diffus (2015)

Quasimir Malewisch: Diffus (2015)
Malewisch hat mal wieder auf seiner Leinwand herumgewischt und da steht der Name  passend zum Produkt: Blasse Farben und ein paar kindhafte Striche sagen dem Betrachter wohl eher gar nichts. Angedeutet ein Gesicht, das wohl einäugig ist, der Mund zweifelnd hilflos. Zwei dynamische Striche ziehen sich durchs Bild, da muss dem Meister wohl der Stift ausgerutscht sein.
Kunst soll ja provozieren oder Denkanstöße geben. Pastellfarbe hat noch nie jemanden herausgefordert, sie ist in höchstem Maße gesellschaftsstabilisierend, da affirmativ, weil sie die Kontraste in einer Gemeinschaft verblassen lässt. Bitter. Das passt zur Ikeaküche und zum durchdesignten Wohnzimmer, passt zur Tapete oder zum Schlafanzug des Besitzers, der chamäleongleich in der Coach kauert und auf die Spätnachrichten wartet, weil es zu früh ist, ins Bett zu gehen.
Quasimir....Quasi,dir fällt nichts ein, was es zu tun gibt? Kasimodo wäre auch ein schöner Vorname. Der Nachname passt schon. Malewisch und Maleweg.

Georg Krakl: Am Jahresende (2014)


Am Jahresende wird uns klar,
wie klein wir sind und schief,
verglichen mit Gebäuden oder Schiffen oder einem Samowar.
Vielleicht war's auch ein Samurai, ein König oder Zar,
wir wissen's nicht, ein Fernsehstar
könnt's auch gewesen, welcher  frohbelippt ins Schalkespiel reinlief
und den wir dann belachen,
weil wir so gerne Witze über Fernsehmenschen machen.
Vielleicht im neuen Jahr, wenn sich die Welt gut eingepegelt,
bekommen wir den Kram geregelt.

Tonnes Tagebuch: Was man so denkt

Liebes Tagebuch!
Manchmal denke ich, was ich so denke! Also, ich überlege, was mir so einfällt und warum. Manchmal, wenn ich ein Wort brauche, fällt es mir nicht ein, und dann fallen mir Worte ein, die ich eigentlich gar nicht denken will und auch nicht brauchen kann.
Neulich stehe ich an der Kasse, vor mir eine Kundin, die Mühe hat, ihr Portemonnaie zu zücken und den richtigen Betrag herauszukramen. Ich denke, das kann dauern und mein Blick schweift von der Kassiererin, einer grauhaarigen Frau von kräftiger Statur, die etwas Muttihaftes an sich hat, aber trotzdem mit einer mädchenhaften Piepsstimme spricht, über die Warentrennstäbe, das Förderband-heißt es überhaupt Förderband, oder ist das mehr im Bergbau?- bis zu einem der Kasse nahen Regal, in dem Zeitschriften gelagert sind und zum Kauf angeboten werden. Ein Heft fällt mir ins Auge, es ist aber ein wenig verdeckt durch das Gestänge des Regals. Das Heft ist mit "Nutti" betitelt. Ich stutze und überlege, warum man der Flut der Fachzeitschriften und der bevölkerungsschichtenundgruppenbezogenen Magazine noch ein weiteres mit dem Titel "Nutti" zuführt, und wenn, was dann wohl der Inhalt eines solchen Heftes sein und wie groß denn die Adressatengruppe sein könnte, und ob die überhaupt hier in diesem Laden kauft, und wenn, ob sie sich denn traut, diese Heft offen auf das Transportband - ah das klingt schon besser- zu legen und zu bezahlen, womit sie sich unter Umständen - das passt jetzt auch nicht - outen würde.
Bevor ich weiter überlegen kann, muss ich einen Schritt vortreten, und kann erkennen, dass die Zeitschrift "Mutti" heißt. Die Muttihafte an der Kasse piepst mir den Betrag vor, den ich zahlen muss, 21€ 98 und ich denke im Abgehen  noch, ob dass Muttimäßige der Dame an der Kasse mich auf diesen falschen Weg geleitet hat.
Im weiteren Abgehen höre ich hinter mir das Wort Taschenschlampe. Bevor ich weiter nachdenken kann, was denn Taschenschlampen sind, piepst es an der Kasse zur Kollegin rüber: Hilde, was kosten die Taschenlampen?
Ich weiß nicht, was los ist, dass ich dermaßen falsch wahrnehme. Ich weiß auch nicht, ob da ein Ohrenarzt der richtige Therapeut wäre. Bevor ich darüber nachdenken kann, fällt mir die lustige Begebenheit mit Tanja ein, als sie mir erzählt, dass sie neulich beim Ohrenarzt angerufen habe, man aber nicht abgenommen habe. Wahrscheinlich hätte man das nicht gehört. Hahaha, musste die Tanja lachen, und das beim Ohrenarzt. Ich habe dann auch mitgelacht, weil ich nicht unhöflich sein wollte, denn auch ein Ohrenarzt kann mal etwas überhören. Ich habe sogar schon einen Ohrenarzt gesehen, der ein Hörgerät getragen hat. Das kommt vor, auch wenn es keine gute Werbung für betreffende Praxis ist.
Ich bin gespannt, was ich morgen so alles höre.

Mit Geräten sprechen

Mittlerweile neigen wir dazu, auch mit eigentlich unbelebten Gegenständen zu sprechen, vielleicht weil uns die menschlichen Gesprächspartner ausgegangen sind.
Menschen, die in ihr Smartphone sprechen, telefonieren oft gar nicht mit einem Menschen, sondern mit ihrem technischen Gerät. Früher sprach man mit seinem Auto, mit dem Regal, dem Dampfdrucktopf oder seinem Schmierkäse, der unerlaubterweise zerlaufen war.
Folgerichtig müsste man seinen unbelebten Zuhörern auch ein Gehirn zuweisen, denn sonst erübrigte sich ja das Gespräch, es wären die Worte dann sinnbildlich vor die leere Wand gesprochen.
Schön wäre es, zu wissen, was diese Nichtwesen denken. Das ist nicht einfach, denn schon beim nahen Verwandten, dem Tier, speziell dem Hund, können wir dessen inneren Vorgänge nur an der Reaktion des Schwanzes und anderer Körperteile ablesen, und daraus seine Gedankengänge schlussfolgern.
Ein vielleicht gut geeignetes Instrument des Gedankenergründens ist ein Rechtschreibprogramm, auf dessen Vorschläge man einfach eingeht, dessen Schreibangebote man vorbehaltlos zulässt, um Näheres von dem dazugehörigen Programm oder vielleicht sogar vom Trägergerät selbst, also dem Pc oder dem Tablet, zu erfahren.
Wie geht man vor?
Also: Einfach mal wahllos eine Buchstabenfolge eintippen und sehen, was angeboten wird. Dann schauen, was das Programm als Nächstes, dem Wort Folgendes, vorschlägt.
Schwupp ist ein Prosagedicht oder ein wirrer Text fertig. Das Getippte gilt es dann zu entschlüsseln, was wohl die schwierigste Aufgabe ist.
Hier ein Gedicht, das das iPad des Autors geschrieben hat:

Mein Schreibhilfeprogramm: Ich (2015)

Hilfslinien
Mov
Klub kannte
Lkw
Öko
Getestet worden ist das
Ich habe mich schon auf dem Weg nach oben auf der Suche nach einem Bericht des Tages mit Dem Thema
Ich
Ich
Ich
Gemacht

Was das alles bedeutet, na, da wollen wir doch mal sehen, was das Jahr so bringt...

Wie die Fliese sein - Mut und Feigheit

Sei wie die Fliese unter den Füßen der Starken und Schwachen, dulde den Schweiß, den Geruch, die Feigheit, die aus den Poren strömt, die Verlogenheit. Diese Füße haben die Besitzer an Orte getragen, an denen sie mutig ihre Meinung zeigen wollten, aber nur feige die eigenen Ressentiments multiplizierten, wo sie nach Ausgrenzung schrien, um selbst in gemütlicher Abgeschirmtheit zu verharren. Wo die Fußbesitzer Pamphlete unterzeichneten, die ihre wirklichen Interessen verschleierten, wo sie Wutbürger sein wollten und Gutbürger, wo sie Mutbürger hätten sein sollen, aber die Angst vor der Besitzstandsminderung sie daran hinderte. Wo sie mitlaufen konnten oder aufspringen auf einen Zug, der keine Bremsen hat. Wo sie sich in einer Gemeinschaft der Gerechten finden konnten, denen der gerechte Zorn auf immer gehört. Wo sie sich in der Menge verstecken konnten und doch dabei waren. Wo sie ihr Maul aufreißen  und doch schweigen konnten, schweigen und summen,dass alles gut werde, und dass sie Anteil am Gutwerden haben.
Die Fliese aber bleibt unten und wartet auf den Tag der Reinigung.
Denn was wie Mut und Gut und Wut klingt, ist oft nur Feigheit.