Soll man eine Wohnung besitzen?

Was von oben, aus 4 m Höhe, aussieht wie ein abgestürzter Vogel, der sich verzweifelt und verletzt im Sand gewälzt hat und nun nicht mehr aus eigener Kraft den Rückflug zur Familie antreten kann, ist oft nur eine Ladung Katzenkot.
Das junge Rotschwänzchen neigt dazu, vor Fensterscheiben zu fliegen, weil es diese nicht kennt und glaubt, es sei der Himmel, weil sich dieser in der Scheibe spiegelt.
Es kennt weder Spiegel noch Himmel wirklich, und wird gelegentlich Opfer des eigenen Irrglaubens, des eigenen Unwissens und ist schließlich nach dem Kontakt mit dem Glas wie betäubt und benebelt.
Der Wohnungsbesitzer, der das Klocken gehört hat, betritt den Balkon, um nach dem Rechten zu sehen und ob er vielleicht Erste Hilfe leisten kann.
Er schaut in den Sandhaufen unten und folgert: Ein Vogel ist vor meine Scheibe geflogen, ich habe es klocken gehört, der liegt jetzt im Sand und versucht heil zu werden, um wegzufliegen. Ich werde hinuntergehen, bevor ihn die Katze holt.

Unten angekommen stellt er fest, dass die alte Sehschärfe wohl nicht mehr ist. Der junge Vogel im Sand entpuppt sich als Katzenkot, so als habe die Katze den Vogel bereits gefressen. Und nicht nur gefressen, sogar verdaut. Und nicht nur gefressen und verdaut, sondern auch noch ausgeschieden!
Wie hat das passieren können? Zwischen Klocken und  Hinuntergehen sind nur zwei Minuten vergangen.
Der Wohnungsbesitzer muss an die Zeitblase denken:
Über einer Sekunde in der Wirklichkeit bläht sich eine Blase auf, in der Jahre verstreichen können. Wer sich in der Zeitblase befindet, hat Zeit, alles Mögliche in Ruhe zu regeln, etwa einen Vogel zu fressen, zu verdauen und auszuscheiden, obwohl in der Realität nur eine Sekunde vergangen ist.
Wahnsinn!
Aber wie kommt man in die Zeitblase hinein? Die Katze weiß es.
Das Leben als Wohnungsbesitzer wirft immer wieder neue Fragen auf, darum sollte sich jeder gut überlegen, ob er eine Wohnung besitzen will.

In der Warteschleife kritzelnd

Was sagt es aus, wenn wir beim Telefonieren kritzeln?
Wenn wir in Rot kritzeln und krakeln?
Wenn wir stricheln?
Wer mag am Telefon sein, dass wir zu solchem Tun veranlasst werden?
Vielleicht ist es die Warteschleife bei Unitymedia, die uns an Tod und Mord und Blut und Blutgerinnsel denken lässt, weil wir schon 10 Minuten warten und eine computeranimierte Stimme immer wieder denselben Sermon abstottert, wohl um uns in eine Konsumstarre zu leiten, die uns unfähig macht, kritische Worte zu äußern.
Der Stift frisst sich über das Papier, hinterlässt Spuren in ihm und krickelt und krakelt und kratzt und konterkariert, bis die Stimme im Hörer endlich verstummt und ausgetauscht wird. Eine Stimme (weiblich) murmelt und bramarbasiert etwas, ein Teil klingt wie ein Name und wir sind noch berauscht von der Frage, ob wir bereit seien, dass einige Gespräche aufgezeichnet werden, wegen der Qualitätsverbesserung.
Ja, was wollte ich denn noch, ah die Bauherrenabteilung, die seit Wochen nicht reagiert.
Ja, das könne sie nicht verstehen und das täte ihr leid und um was es ginge?
Wir, die in der Warteschleife, oder heißt es Schlaufe?, wollen nicht zum achten Mal einer wiederum fremden Person, die den Vorgang nicht kennt und sich alles erklären lassen möchte, alles erklären.
Die Bauherrenabteilung ist doof!
Diese schlichten Worte fassen das bisher Geschehene bzw. nicht Geschehene gut zusammen. Richten Sie das aus!
Die Stimme antwortet: Werde ich weiterleiten! Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?
Buckelmäßig, sagen wir, das geht aber nicht am Telefon, es sei denn, Sie haben einen eigenen Buckel und könnten den runterrutschen, was aber meisten anatomisch unmöglich ist.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen, jetzt die Stimme.
Wir sagen: Nein, aber das macht nichts.
Wir kritzeln weiter und der Druck auf den roten Stift wird stärker, denn irgendwo muss er ja bleiben.

Mülltaucher und Müllschlucker

Wenn Menschen, die Lebensmittel retten, um sie selbst zu verzehren, in der Presse als Mülltaucher bezeichnet werden, dann sollten Menschen, die Medikamente nehmen, deren Mindesthaltbarkeit abgelaufen ist und die trotzdem in die armen Ländern "gespendet" werden, Müllschlucker genannt werden.

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/erste-verhandlung-gegen-muell-aktivisten-gescheitert-a-904025.html

Gedichte mit zweimal "taugen" drin: Georg Krakl - Meine Katze (2013)

Vassily Kannikski: Katze auf Entzug (2013)
Meine Katze hat grüne Augen,
warum sind sie nicht braun?

Sie scheint nicht viel zu taugen,
bei Grün kommt mir das Grau'n.

Wär sie ein Hund, wär's mir egal,
des wolfverwandten Tieres Blick, den soll man meiden.

Ich mag die Katze trotz der grünen Augen leiden.
Sie taugt vielleicht zu einem Schal.



Zu einem Muff, zu einer Mütze, einem Hut.
Die Augen wären weg, und das wär gut.




Redensarten beim Wort genommen: Frosch im Hals


Nie hatte er sich in die Person einfühlen können, die einen Frosch im Halse hatte.
Ein Räuspern, ein Röcheln, ein Hüsteln, aber kein Ton will hinaus, keiner kommt heraus, das Gespräch erstickt; der Sprecher kämpft um Fassung und versucht ein Ersticken zu verhindern. Das Gespräch ist beendet.
Jetzt hatte er einen Frosch im Hals, oder viel mehr einen Froschschenkel.
Er wusste nicht, ob dieser Muskel noch an seinem Oberschenkelknochen hing, oder ob er ihn unbewusst abgenagt hatte.
Er steckte im Hals und machte Probleme. Er versuchte zu schlucken, schaffte das aber nicht, das Objekt wollte nicht nach unten.
Herausholen konnte er es auch nicht, das hätte ncah Würgen ausgesehen und die Gastgeberin beleidigt.
Eigentlich ekelte er sich vor Fröschen, vor allem wenn sie auf den Teller kamen.
Der Ekel steigerte sich ins Unermessliche, wenn sie in den Mund und in den Hals kamen.
Angeblich sollte das Fleisch wie gegrilltes Hähnchen schmecken, zart sein, weiß. Er dachte an die glitschigen Gesellen, die laut quakend am Teich saßen und ihn aus Glupschaugen unbeweglich anstarrten, so als wollte sie ihn fressen und nicht umgekehrt.
Jetzt saß er am Tisch und  hatte den Hals voll.
Die Nase voll sowieso von langweiligem Geplaudere und dem Zwang, hässliches Essen schmackhaft zu finden und die Gastgeberin ob dieser Spezialitäten zu loben.
Er war nicht frankophil.
Er hasste Frösche, er hasste Froschschenkel.
Er hasste diese ganze Oberschichtblase, die sich mit ausgefallensten Geschmacksverirrungen chic fand, sich gefiel im Abnagen von Skeletten erbärmlichster Kreaturen. Dem musste er ein Ende setzen. Endlich mal eine Entscheidung treffen. Klären, auf welcher Seite er stand.
Ein kurzer aber heftiger Hustenanfall brachte den Fleischbrocken wieder auf den Tisch.
Entschuldigung, aber jetzt ist es endlich raus.
Ich hatte einen Frosch im Hals!
Hahaha, lachte die Gastgeberin, was für eine Redensart! Hahaha, lachte sie weiter, endlich können wir hautnah miterleben, was dieser Satz bedeutet!

Ich finde das zum Kotzen, dachte er und entschuldigte sich noch einmal. Das Thema wäre damit vom Tisch, dachte er und erschreckte: Es lag ja gerade erst auf diesem. Das Thema im Übertragenen ergänzte er für sich.

Ich hatte einen Frosch im Hals, hüstelte er und versuchte in das Lachen der Gastgeberin einzustimmen, einen Froschschenkel!, muss es wohl lauten.
Das ist allerdings keine Redensart.
Die Gastgeberin blickte konsterniert, dass ein Gast, der eben erst ein Stück Frosch auf die Damasttischdecke gehustet hatte, es wagte, sie zu korrigieren.
Es ist wohl Zeit zu gehen, sagt er und verschwand.
Die Gastgeberin widersprach nicht.

Klone im Wahlkampf

Angela Merkel als Klon - Noch nicht ganz geglückt....
Die CDU macht es vor, die großen Parteien werden es nachmachen: Bevor man die Spitzenkandidaten  im Wahlkampf verschleißt, lässt man ihre Klone ans Pult, denn genau wie die Originale, können sie dort nichts falsch machen.
Inhaltlich kommt sowieso nicht viel rüber und Rhetorik geht meistens im Ausschlürfen der Wahlkampfbegleitgetränke unter.
Nach dem Angela-Merkel-Look-Alike-Test, der leider wenig Erfolg gebracht hatte - die meisten Bewerberinnen und Bewerber konnten zwar mit dem Gesicht schlechte Laune verbreiten, besaßen aber nicht genügend Zwei- bzw. Dreiknopfkostüme - bemühte man die Gentechnologie, die in ihren Laboren herumexperimentierte und aus einer Locke, etwas Pep, wahlweise Crystal Meth und ein bisschen Hamster-Gen ein recht passables Ergebnis zusammenfrickelte, was den Ansprüchen der Kanzlerin aber nicht gerecht wurde.
Immerhin sind jetzt alle gespannt, wie man denn die richtige Angela Merkel verändern wird, damit sie ihren Klonen ähnelt. Denn das ist ja wohl eine Spur leichter.
In der FDP plant man, den Entwicklungsminister Dirk "Evil" Niebel komplett in Genmaterial zu verwandeln, um daraus das Duo "Brüderle und Schwesterle" zu klonen, das in einer Art "Volkstümlicher Hitparade" die Wähler bekloppt machen  und zum Kreuz am falschen Fleck verführen soll. Hinterher wäre es doch sowieso egal. Hauptsache, die FDP können mitmachen, heißt es aus inkompetenten Quellen.


Günter Krass: Schwimmend im roten Kleid

Neulich schwamm eine Frau neben mir in einem roten Kleid, ganz entspannt, ihr Blick entrückt, ihr Mund leicht geöffnet, als wolle sie einem Schluck Wasser Einlass in ihren Körper gewähren.
Ich grüßte freundlich, denn es ist doch recht selten, dass mir eine Frau schwimmend in einem roten Kleid begegnet.
Sie schwieg und reagierte nicht auf meinen Gruß.
Ich war anfangs konsterniert, doch dann besann ich mich.
Vielleicht war es Treibgut, das mir begegnet war und ich rief fröhlich: Treib gut!
Ich war begeistert von diesem Wortspiel und dachte weiter, dass das Treibgut vielleicht zu Strandgut werden könne, wenn es irgendwo an ein Ufer triebe.
Da ein fröhliches "Strand gut!" kein glückliches Wortspiel war, murmelte ich nur, fast unhörbar und dachte: Wenn ich dieses Treibgut als Strandgut fände, ob die Situation vielleicht ausuferte?
Ist denn nicht das Treibgut dem Triebe so nah, lassen sich doch beide Nomen vom selben Verb ableiten?
Wenn ich das Wasser ableitete in Kanäle und Senken, bliebe dann die Frau im roten Kleid, so nass wie sie war, bei mir?
Als ich aus dem Sinnieren in die Wirklichkeit zurückkehrte, war die Rotbekleidete bereits abgetrieben, sodass ich nicht mehr in der Lage sein würde, sie zu packen und an Land zu ziehen, sondern sie ein weiteres Opfer des Großen Wasserfalls werden würde.
Da sah ich sie auch schon im Schwall nach unten sausen; ein letztes Rot blitzte noch kurz auf, vielleicht um meinen Gruß doch noch zu erwidern.

Endlich atmen die Frauen auf: "Schneiderin" gilt auch für Männer

Die Titel "Professorin","Schneiderin" und "Adrenalin" gilt jetzt auch für Männer. Die Uni Leipzig zieht davon nach 600 Jahren Männerdominanz und die Männin guckt doof aus der Wäsche.
Als Ausgleich sollen Wörter mit weiblichen Endungen maskulinisiert werden:
Aus Kokain soll etwa Koka Kola werden, auch wenn das immer noch weiblich klingt, vielleicht einigt man sich auch auf Kokus, was aber eine andere Bedeutung hat.
Strichnin ist im Gespräch, obgleich man Strichn schlecht aussprechen kann.
Die Liste soll demnächst angelegt und den VerantWORTlichinnen der Dudenredaktion vorgelegt werden.

Früher hieß es:
Wie der Herr, so das Gescherr...

Jetzt heißt es:
Wie die Frau, so das Geschau...

Ob das besser ist, kann erst 2016 durch eine breitangelegte Umfrage festgestellt werden.

Tonnes Tagebuch: Packpapier

Liebes Tagebuch!
Heute habe ich ein Geschenk eingepackt.  In Packpapier. Ich bin mir nicht sicher, ob das in Ordnung ist.
Es gibt zigtausend Geschenkpapiere mit wildesten Mustern und ich schlage das Objekt in Packpapier ein!
Einschlagen klingt ja auch schon so belanglos und irgendwie brutal.
Dabei geht es mir doch darum, dass der Inhalt herausgestellt werden soll. Natürlich geht das schlecht, etwas herauszustellen, wenn man es einpackt, oder einschlägt. Genau, denke ich gerade, eine Fensterscheibe einschlagen wäre schon etwas in Richtung "herausgestellt". Jeder würde sofort hinsehen.
Der Beschenkte kann das vielleicht nicht würdigen, wenn ich Packpapier benutze, um den Inhalt zu betonen. Dann muss ich wieder etwas bei der Übergabe sagen: Interessantes Geschenkpapier, nicht? Ich  mag Beige, das ist so hautfarben und hat etwas Menschliches. Eigentlich wollte ich es gar nicht einpacken, aber vielleicht reißt du ja gern etwas auf.
Der letzte Satz ist natürlich schon wieder zweideutig und lenkt noch mal vom Geschenk ab. Das Geschenk ist ein gutes Buch.
Etwas aufreißen klingt nach Schundroman, und den verschenkt man nicht. Den kauft sich, wer ihn lesen will.
Eigentlich mag ich Beige nicht; die Alternative aber wäre Zeitungspapier gewesen. Habe ich auch schon gemacht und mit Edding "Geschenkpapier" draufgeschrieben. Das war eigentlich lustig. Für mich in erster Linie; aber nicht jeder hat meinen Humor. Eigentlich geht es darum, kein Geld auszugeben für etwas, was sowieso weggeschmissen wird.
Vielleicht wird das Buch ja auch weggeschmissen. Ich kann das nicht, da verschenke ich sie lieber. Bücher wegschmeißen und Bücher verbrennen, das liegt so nahe beisammen.
Packpapier ist biologisch abbaubar, vermute ich, weil es ja so ähnlich aussieht wie Kaffeefilter, und die kommen auf jeden Fall in die Biotonne.
Ob man aus Packpapier Kaffeefilter basteln kann, müsste ich kugeln , aber dann wäre es recyclebar. Vom Packpapier zum Kaffeefilter zum Kompost! Die drei Schritte zum guten Geschenk. Das wäre doch ein Titel für ein Sachbuch.
Nächstes Jahr schenke ich mal nichts. Oder einen Gutschein. Da ist die Verpackung das Geschenk.
Egal. Das Buch bleibt drin. Es ist eingeschlagen und soll auch einschlagen. Wie eine Bombe. Das wäre schön.



Aus Versehen gerülpst?


Manchmal passiert es, dass man rülpst, sei es, dass man sich allein zu Hause gewähnt hat oder sich im Kreise guter Freunde glaubt, die einen mittlerweile als grunzendes Untier kennen und auch schätzen gelernt haben, und vielleicht sogar selber wagen, ein entsprechendes Geräusch mit Geruch aus dem Magen auszustoßen.

Was kann man tun, wenn man diesem Irrglauben in einem Restaurant erlegen ist, das von feinen Leuten besetzt ist und denen es schwerfiele, mit Appetit weiterzuessen, weil am Nebentisch ein Rülps, der leicht mit dem explosiven Brüllen eines Löwen verwechselt werden könnte, ertönt und entsprechend Geruch nach Anverdautem erwarten lässt.

Mit einem „Ruhig, Clarence!“ könnte man Menschen mit Erfahrungen zur TV-Serie „Der Daktari“ beschwichtigen, mit einem „Welch Leu schreit sein Inneres heraus?“ einen Altphilologen, der wahrscheinlich nicht anwesend sein wird, weil das Lokal zu teuer ist.

„Herr Ober, haben sie meine Bestellung gehört?“, klingt unhöflich und peinlich, und ein „Etwas leiser, bitte, Robert!“ an den mitgebrachten Freund zu richten, wird niemandem abgenommen, denn der Gourmet ist feinhörig und liebt die Details.

Das klassische „Hätte auch ein Furz werden können“ ist eher etwas für die Thekenmannschaft, die sowieso nie zuhört.

Was in der gehobenen Schicht als Entschuldigung immer gut ankommt , ist der Verweis auf eine nervöse Störung, etwa einen Tic, vielleicht im Rahmen des Tourette-Syndroms, denn mittlerweile ist diese Gesellschaftsklasse  entsprechend konditioniert: Sie setzt sich wohltätig für gehandycappte Menschen ein und muss natürlich die Eigenarten dieser in ihrer Gegenwart tolerieren.

Wer also versehentlich gerülpst hat, sollte ein paar Obszönitäten nachschieben, Wörter; die mit f beginnen eignen sich besonders gut. Nach ein paar Sekunden kann Ruhe am Tisch einkehren und das Essen weitergehen; einen weiteren Rülps auszustoßen empfiehlt sich aber erst, wenn die Nebentische neu besetzt sind.






Doofe Frage der Woche: Taube

Kann mich eine Taube hören, wenn ich sie anpreche?

Franz Gaffka: Der Abzess

Als Gregor Samsagabend eines Morgens nach unruhigen Träumen in seinem Bett aufwachte, fand er sich in ein ungeheures Ungeziefer verwandelt. Er vermutete, er sei eine Schmeißfliege, saß an der Zimmerdecke und schaute auf sich herab, bzw. auf das, was er vorher gewesen war. Sein menschlicher Körper lag in embryonaler Verkrümmung unter der feuchten Bettdecke. Augen und Lippen zuckten, so als träumte der verlassene Körper einen schlechten Traum.
Gregor an der Zimmerdecke erinnerte sich an die letzen Worte seines Vorgesetzten: Sie sind eine Schmeißfliege am Furunkel vom Arsch der Welt.
Gregors Facettenaugen ruckten unruhig hin und her, als ob sie etwas Feindliches entdecken wollten; das Feindliche saß jedoch in seinem Kopf.
Gregor war völlig entfallen, warum der Vorgesetzte diese lange Beleidigung ausgestoßen hatte.
Im Moment des Ausbruchs hatte er darüber nachgedacht, ob es nicht heißen müsse, am Furunkel des Arsches der Welt, doppelter Genitiv, kompliziert und stilistisch eher fragwürdig.
Der Gebrauch des Dativs - schon wieder Genitiv, dachte Gregor - deutete eher auf einen restringierten Sprachcode hin, eher auf  untere Mittelschicht mit rücksichtsloser Karrierementalität.
Als Gregor hatte fragen wollen, ob es nicht am Furunkel des Arsches der Welt, also, ob nicht der Furunkel im Genitiv stehen müsse, hatte er sich bereits vor der Tür wiedergefunden und überlegt, ob der Arsch der Welt mittels des Omphagus, des Nabels der Welt, zu ermitteln sei.
Der Nabel der Welt lag in Griechenland, in Delphi, im Apollotempel.
Die Frage war, ob von da aus nach Norden oder Süden, vielleicht aber auch nach Osten oder Westen, möglicherweise auch zwischen diesen zu suchen sei, denn fest stand, dass die Welt sich drehte.
Muss der Furunkel nicht Abzess heißen?, dachte Gregor und rollte mit den Facettenaugen.
Alles wirkte so langsam, so bedächtig, so traurig.
Der Körper im Bett hatte sich erhoben und zur Fliegenklatsche gegriffen.
Brühendheiß fiel Gregor an der Zimmerdecke ein, was die Metapher "Etwas an der Klatsche haben" wirklich bedeutete.  Eine Nano-Sekunde zu spät allerdings.

Georg Krakl: Neues Organ im Auge entdeckt (2013)

Vassily Kannikski: Das Auge hört mit (2013)
Neues Organ im älterem Auge entdeckt,
gleich die Iris gestreckt
mit dem Finger dann angebohrt, und wohl auch reingesteckt.

Auge hat furchtsam gezuckt,
Neu-Organ plötzlich verruckt.
Verschwunden und nicht mehr zu finden, durch Forschung verschreckt.

Hier nachlesen

Sigmund Freund: Der Tambourmajor aus psychoanlytischer Sicht

Die Schützenfeste toben und mit diesen auch die laut-trommelnden Spielmannzüge, denen die Tambourmajore mit ihren prächtigen Holzstecken vorangehen.
Stolz schwingen sie den manchmal gedrehten Stabe, der mit Troddeln verziert ist und ihr zufriedenes Lächeln zeugt von einigen Bieren, die sich die Stabschwinger einverleibt haben.
Den linken Arm stemmt der Taktgeber, der froh ist, auch einmal den Ton anzugeben, in die Hüfte und manchmal winkelt er beim Marschieren das vorgestreckte Bein aus, das einem Entgegenkommenden ein grausiges Ziehen im Unterleib beschert.
Was aussieht wie pures Freizeitvergnügen, hat aber einen tiefen psychischen Urgrund.
Ödipus und seine Komplexe sind hier offenbar und zeugen von der inneren Verwirrtheit des Stabträgers, die auch das nächste Pils nicht kaschieren kann.
Aus dem fröhlichen Lächeln wird schnell ein hilflos-verzweifeltes Grinsen, dem manchmal ein Grimassieren mit Tränenausfluss folgt.
Der Tambourmajor ist nämlich auf dem Weg zu seinem Vater, um am Ende des Festes die eigene Mutter zu heiraten und in einigen Jahren blind mit der inzestuös gezeugten Tochter über die Dörfer zu ziehen und die Menschen zu missionieren: Lasst ab vom Schützenfest!
Der Tambourstab ist nichts anderes als ein Phallus, mit dem - Ironie des Schicksals - der eigene Erzeuger, quasi im Umkehrakt, beseitigt wird. Der angewinkelt Arm betont den Unterleib und demonstriert Geschlechtsreife. Handschuhe zeigen vermehrungswilligen Damen, dass nicht jede dran kommen darf (Mutter!) und das beim Marschieren extrem angewinkelt Knie droht potentiellen Mitbewerber: Aus dem Weg! Sonst gibt's was untenrein! Hände weg von Mutter!
Wer Schützenfeste langweilig findet und vermeidet, verpasst einen schönen Teil psychoanalytischer Feldarbeit. Ein Pils passt bei der teilnehmenden Beobachtung immer noch zwischen Leber und Milz.
Deshalb: Pschoanalyse ist gar nicht so trocken. Meistens geht es um Sex und Getränke.

Gänseblümchen, die auf Gärtner starren

Jahrtausendelang galt das Gänseblümchen als friedlich, harmlos und ein bisschen naiv.
Gerne bezeichnete man Frauen, die wenig beeindruckten, so, und sie kamen kurz vor dem Mauerblümchen, das keiner wollte.
Wissenschaftler haben jetzt festgestellt, dass Gänseblümchen wohl doch ein hohes Aggressionspotential haben, wenn es zum Beispiel um Erzfeinde wie den Löwenzahn geht.
Vereinzelt sieht man im Juli diesen noch blühen, eigentlich viel zu spät, denn die Kollegen haben sich längst vom Wind die kleinen, niedlichen Fallschirme wegblasen lassen. Das ist die Stunde der militanten Gänseblümchen. Nicht als Einzelkämpfer treten sie auf, sondern rotten sich massenweise zusammen, um den gelben Gesellen in die Flucht zu schlagen. Zwar sei keine wirkliche Schlachtformationen oder eine Strategie erkennbar, wohl aber wirkt die Drohgebärde, denn der friedliebende Gartenfreund kommt mit scharfem Werkzeug und hebelt  die Aggressionsvorlage aus dem Grün und lässt sie auf dem Kompost verwelken.
Was dieser als eigenes Werk verbucht, kann aber auch die mentale Einwirkung eines Gänseblümchenheeres auf den Gärtner als Ursache haben.
Demnächst soll ein Doklumentarfilm in Kinolänge gedreht werden: "Gänseblümchen, die auf Gärtner starren", so der irgendwie bekannt vorkommende Titel.
Im floralen Bereich gibt es noch einiges zu forschen.

Neue Medien - Neue Krankheiten

Handyhalsnackensyndrom
Die Krankenkassen schlagen Alarm, die Orthopäden lächeln: Handyhalsnackensyndrom muss behandelt werden!
Die Krankenkassen fürchten Unsummen auf sich zukommen, die durch die Behandlung der Krankheit entstehen.
Der fortwährende Handygebrauch, bei dem der Kopf nach unten gesenkt wird und der Nacken wie bei einer mittelalterlichen Schwertenthauptung bloßgelegt wird, führt zu Schmerzen, wenn der Hals wieder in eine aufrechte Position begracht werden soll.
Die Kaste der Orthopäden frohlockt ob neuer Einkünfte, die Krankenkassen denken an Beitragserhöhungen, denn verbieten kann man die schädlichen Objekte wohl kaum. Sekundärschäden, die dem Arzt vorgestellt werden, sind auch Fehlsichtigkeiten. Handynutzer können nur noch im Bereich von 15cm scharf sehen; das Auge passt sich schon nicht mehr schnell genug an andere Abstände an, sodass nicht nur die Sehfähigkeit stark eingeschränkt ist, sondern auch Verletzungen durch Hindernisse zu nennen sind. Die Kranken haben sie schlichtweg nicht gesehen, entweder, weil die Augens das nicht schaffen, oder weil sie nicht hochgesachaut haben.
Menschen, die ohne Handys unterwegs sind, sollten die Augen aufhalten und solchen Personen lieber ausweichen.
Die Deutsche Handyindustrie strebt jetzt eine App an, die der Einparkhilfe ähnelt. Wenn ein Hindernis droht, wird dies sofort an Facebook oder Twitter gemeldet und der User erhält schnellstens einen Hinweis stehen zu bleiben.
Die großen Kirchen finden die Entwicklung positiv, da die Menschen durch gesenkte Häuper doch wieder den Eindruck machen, zu neuer Demut gefunden zu haben.

Kinder

Alete finden Kinder total Hipp.

Neues aus der Wörterschmiede: Multifunktionale Zeichen

Sprachtüflter Karl "Kalli" Graf Vieh fährt neuerdings mit neuen Vorschlägen zur Erweiterung des Wortschatzes und der damit verknüpften Buchstaben- und Zeichenwelt auf.
Kritiker halten sein Gekritzele eher für Zufallsprodukte oder eine Art, sich in den MIttelpunkt der Sprachwelt zu rücken und deren Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Die Sprachwelt schweigt, weil sie wohl besseres zu tun hat.
Trotzdem sollte man einen Gedanken an Viehs Objekte verschwenden, denn möglicherweise sind doch verborgene Botschaften enthalte und ein neues Zeichen kann natürlich da erheblich für Zeitersparnis sorgen.
Auf den ersten Blick erkennt der Betrachter einen aufgeregten Frauen- oder Hundekopf mit Hang zum Basedow. Analysiert man die Skizze auf vorhandene, bereits bekannte Buchstaben so zeigen sich ein W, ein U, ein L, noch ein W, zwei Os, ein drittes großes O, ein J und ein X.
Daraus kann man Wörter oder verwandte Gebilde zusammenstellen: Xolo, Wuwo, Julo, Jolu, JoolO, Uxoo, Woul, Lox, Xul, Lou.
Der fortgeschrittene Sprachwissenschaftler müsste jetzt erkennen, was die Wörter bedeuten, bzw. bedeuten sollen, wenn sie ganz neu sind.
Lou könnte ein Kürzel sein, ähnlich wie Lol: Laughing out undependent oder ugly oder urgent oder urban.
Stadtlachen statt Lachen. Laughing out urban.
Muss es nicht urbanly heißen? Aber, was sollte das denn heißen?
Eion Szück weit könnte man drüber lachen, wenn alles nicht so ernst wäre...


Tonnes Tagebuch: Flashmob

Vassily Kannikski: Wishmob (2013)
Liebes Tagebuch!
Das Wort Flashmob erinnert mich immer an Wischmopp, an dieses feuchtnasse, leblose, pudelfellartige Objekt, mit dem bei uns nie gewischt wurde, denn wir hatten Aufnehmer.
Wischmopp gab es nur im Fernsehen, das gerade angeschafft worden war. Wischmopp war teuer. Geld war knapp.
Aufnehmer waren billig und man konnte sie auswringen; sie hielten ein halbes Leben. Wenn sie ihre Dienste in der Küche erfüllt hatten, vielleicht nach 5 Jahren, dann ging es im Keller weiter, bis der Stoff zerfiel. Im Keller kam es ja nicht so drauf an.
Beim Flashmob treffen sich Menschen, die sich vorher per SMS oder ähnlich verabredet haben. Sie hauen sich Federkissen um die Ohren oder drücken gemeinsam je eine Tube Senf vor dem Rathaus aus. Warum, wissen sie nicht. Hauptsache es sind ein paar Leute da und alle haben Spaß.
Vielleicht ist es der hilflose Versuch, die Welt zu retten, so wie es in einem Neo-Schlager besungen wird. Besser was tun als nichts tun.
Hauptsache, was tun. Egal was.
Gemeinsam Däumchen drehen gab es früher schon und wurde vor der Erfindung des Fernsehens um den Sonnenuntergang herum auf der Holzbank, die vor der Mistkuhle stand, gemeinsam durchgeführt. Es half gegen Langeweile und unterstützte das wortfeindliche Gespräch. Es machte müde und beruhigte die Seele.
Heute kann der mensch nicht einschlafen, weil er ein Federkissen an den Kopf bekommen hat, das voller Hausstaubmilben war. Dagegen ist der Mensch allergisch.
Jetzt liegt er nervös im Bett und ringt nach Atem.
Mit dem Wischmopp vor dem Rathaus den Marktplatz wischen, mal so richtig saubermachen! Das wär was! Das hätte so was Reinigendes.
Aber da werden dann wieder Stimmen laut: Die sind doch nicht ganz sauber!
Wer diese Metapher versteht, weiß auch, wie kompliziert die Welt ist.

Weisheit des Alltags: Scheint so

Pawel Pikass: Scheint Hackfleisch zu sein (2013)
Manchmal scheint etwas.
Die Sonne. Die Lampe. Der Mond.

Manchmal isst etwas nicht so, wie es scheint.
Der Feinschmecker, der Vielfraß, der Löwe, die Kuh.

Die Welt ist scheinbar kompliziert.
Scheint so.

"Weiser Mann" Olli Dallilahmer: Den Armen nehmen, den Reichen geben


Pawel Pikass: Nadelöhr für Reiche (2013)
Nehmet den Armen und gebet den Reichen, denn sie passen durch kein Nadelöhr.
Wahre Nächstenliebe offenbart sich nicht daran, dass ein Schwerreicher ein bisschen seines schweren Reichtums an die Armen und Bedürftigen weitergibt, damit er vielleicht im Himmel einen guten Eindruck macht und einen Platz auf dem Sonnendeck oder an anderer exklusiver Stelle erhält, sondern wenn der, der wenig hat, auch noch das Vorletzte gibt, dem der es immer noch brauchen kann: Dem Reichen, dessen Gier noch nicht erschöpft ist.
Dem Armen, der nicht freiwillig geben will, muss geholfen werden, damit er sich ent-materialisiert und sein Seelenheil erlangen kann, damit er leicht wird und Spiritualität erlangt.
Dabei kommt die Schar der Helfer zum Tragen, die sich in Behörden und Ämtern findet, und deren Lehensherren in der Regierung sitzen, die in ständiger Sorge um das Wohlergehen ihrer Schützlinge von schlechtem Schlaf gequält werden.
So zu handeln schafft Hoffnungen.
Wir können hoffen, dass die Armen nicht am Ende sind, wenn es immer noch was zu holen gibt.
Wir können hoffen, dass die Reichen immer noch nicht satt sind, dass immer noch der Wunsch zu raffen da ist.
Diese Hoffnung stabilisiert das Land, in dem wir leben.
Das Wegnehmenkönnen ist Indikator für einen Restwohlstand, der signalisiert: Die neue Tüte Chips verhindert den Aufstand.
Das Gebenkönnen signalisiert: Die Reichen sind zufrieden, weil sie immer reicher werden können. Ihre ungestillte Gier evoziert nicht kriminelle Beschaffung; von krimineller Zwischenlagerung in Schweiz, Luxemburg und anderen Steueroasen sehen wir ab.
Wir können hoffen, dass es immer weiter geht, dass wir alle noch längst nicht am Ende sind. Auch für die Armen gilt: Geben ist seliger als nehmen.
Die Reichen passen durch kein Nadelöhr. Das macht uns alle ruhig, wenn wir  in der zwölften Inkarnation wieder mal nicht zu den Reichen gehören. Vielleicht im nächsten Leben, können wir hoffen.





Über Brücken gehen


Der Betrachter hält es oft für sinnlos, für pathologisch sogar. Der Esoterische geht über Brücken, geht hin und her, tagelang und wird  als psychisch gestört eingestuft, als Zwängler, der sich von seinen Verhaltensweisen nicht lösen kann, der die immer gleiche Bewegung ausführen muss, damit er zur Ruhe kommt, damit er seinem Nervenarzt etwas erzählen kann, damit er ein bisschen Plaudermaterial für die nächste Sitzung hat. Damit die sich nicht immer so hinzieht. Wer was zu erzählen hat, langweilt sich nicht.
64 Schiffe, 312 Enten, 18 Nilgänse, 603 Fußgänger und 134 Radfahrer. Da ist doch etwas.
Bis man die alle aufgezählt hat, ist die Stunde rum. Und jede Menge Wasser. Manchmal ist der Esoterische ja wirklich der Neurotische. Oder beides. Oder umgekehrt.

Der Esoterische will sich in Verbindung bringen, mit der anderen Seite eben. Wenn er die Brücke überquert hat, dann geht es wieder zurück, denn die Seiten sind im ständigen Wandel. Was eben noch diese Seite war, ist bald schon die andere, zu der man in Verbindung treten will.
Das große Wasser überqueren, das ist ein Hinweis aus dem I Ging, eine Metapher, die bedeutet: über den Fluss gehen, wenn eine Brücke da ist.
Das kann tagelang so gehen und mancher hält den Esoterischen für den Neurotischen, denn beide unterscheiden sich nur durch ihr Ziel: Hier der  große Wunsch der Vereinigung der gegensätzlichen Seiten, dort die Plaudertasche, die Material sucht, um den Arzt zu beeindrucken.
Mutige Bürger gebieten den Wanderern von Seite zu Seite Einhalt, denn ohne ein Machtwort - macht, das ihr wegkommt!, etwa - würden jene Menschen Hungers sterben, oder verdursten und das, obwohl das große Wasser so nah ist.
Über sieben Brücken musst du gehen, singt ein kleingebliebener Schlagerstar, der gerne Rockmusiker wär. Und das ist die Pilgerfahrt für den Seitenverbinder. Sieben Brücken! Die mythische Zahl verspricht Erfolg in der Schlagerbranche, wenn man zur rechten Zeit mit einem schmissigen Titel an das richtige Publikum herantritt und einen versierten Manager hat, der einem ein angemessenes Outfit verpasst.
Eine Brücke macht noch keinen Millionär, weiß der Zahnarzt zu vermelden. Und dem kann man uneingeschränkt zustimmen.


Die Zeit läuft dahin


Wie war das Leben früher einfach: Wir folgten einfach dem Sekundenzeiger, oder wenn wir es nicht ganz so eilig hatten, dem Minutenzeiger; der Behäbige, der schwer in sich ruhte, warf hin und wieder einen Blick auf den Stundenzeiger, um sich zu vergewissern, dass das Leben sehr langsam voranschritt und es noch viele Stunden des Müßigganges geben werde.
Heute ist alles anders. Im Zeitalter der digitalen Medien und der neurotischen Mädchen gibt man uns Rechenaufgaben, die wir im Kopf lösen sollen oder auf dem Tachenrechner in unserem Handy, der, genau wie der Kopf, dann unsinnige Ergebnisse ausspuckt, mit denen man nichts anfangen kann, die vielmehr die Hektik der neuen Zeit dupli-, wenn nicht sogar multi-, oder sogar potenzieren.
Was früher Viertel vor vier hieß, liest sich heute als Divisionsaufgabe: 15:45, woraufhin eine merkwürdig rationale Zahl erscheint: O,33333333....undsoweiterundsofort.
Was aber will der ruhebedürftige Mensch mit einem solchen  Wert anfangen?
Es ist jetzt 0,3333 Periode! Das Leben schreitet voran, du musst mitschreiten, und wenn nicht, dann bist du die Null vor dem Komma.
Das ist schlimm. Das schafft unangenehme Gefühle, da hört sich doch alles auf!
Aber was, bitteschön, fängt an?
Mit solchen Fragen lässt uns die Bundesregierung im Stich und kümmert sich auch nicht darum, dass Kiristina Schröder endlich aus dem Kabinett fliegt. Zeit wird es auf jeden Fall, damit Familien wieder etwas wert sind.

Anstrengend bei Tisch früher

Früher war es nicht schön bei Tisch. Das zeigt ein Auszug aus dem Knigge, der den Menschen damals die Sicherheit geben sollte, in feiner Gesellschaft einen feinen Eindruck zu machen und sich nicht den Frack zusauen zu lassen, vor allem, wenn der nur geliehen war.
Man musste Haltung bewahren, seinen Körper unter Kontrolle haben und dabei noch gute Miene machen.
Gegessen wurde damals aus Schüsseln, man zeigte, was man hatte. Vor allem auch seine Diener und Dienerinnen, denen man aber als Gast nicht zu nahe kommen durfte. Selbst ein plötzliches Schulterzucken auf ein unlösbares Rätsel des Gastgebers hin oder eine Frage zum Aussehen der Gastgeberin, konnte zu einem Desaster führen. Der Inhalt der Schüssel konnte über den geliehenen Frack "verbreitet" werden und die Leihgabe ungemäß besudeln. Natürlich konnten auch die Tischnachbarn in Mitleidenschaft gezogen werden, was eine Verstimmung nach sich zog.
Und Verstimmung hieß: Ab nach Hause! Die Diener und Dienerinnen ab aufs Zimmer, eine Tracht Prügel auf blanken Arsch war angesetzt!
Alle, die nichts von der vergossenen Suppe oder den "verbreiteten" Kartoffeln mitbekommen, aber aus anderen Schüsseln abbekommen hatten, tafelten weiter in geliehenen Abendroben und hofften, dass endlich der Sprit und die Zigarren auf den Tisch kamen, damit die Damen am Tisch schöner wurden, denn das Personal war ja auf dem Zimmer und wurde vom Hausherrn nacherzogen.