Anstrengend bei Tisch früher

Früher war es nicht schön bei Tisch. Das zeigt ein Auszug aus dem Knigge, der den Menschen damals die Sicherheit geben sollte, in feiner Gesellschaft einen feinen Eindruck zu machen und sich nicht den Frack zusauen zu lassen, vor allem, wenn der nur geliehen war.
Man musste Haltung bewahren, seinen Körper unter Kontrolle haben und dabei noch gute Miene machen.
Gegessen wurde damals aus Schüsseln, man zeigte, was man hatte. Vor allem auch seine Diener und Dienerinnen, denen man aber als Gast nicht zu nahe kommen durfte. Selbst ein plötzliches Schulterzucken auf ein unlösbares Rätsel des Gastgebers hin oder eine Frage zum Aussehen der Gastgeberin, konnte zu einem Desaster führen. Der Inhalt der Schüssel konnte über den geliehenen Frack "verbreitet" werden und die Leihgabe ungemäß besudeln. Natürlich konnten auch die Tischnachbarn in Mitleidenschaft gezogen werden, was eine Verstimmung nach sich zog.
Und Verstimmung hieß: Ab nach Hause! Die Diener und Dienerinnen ab aufs Zimmer, eine Tracht Prügel auf blanken Arsch war angesetzt!
Alle, die nichts von der vergossenen Suppe oder den "verbreiteten" Kartoffeln mitbekommen, aber aus anderen Schüsseln abbekommen hatten, tafelten weiter in geliehenen Abendroben und hofften, dass endlich der Sprit und die Zigarren auf den Tisch kamen, damit die Damen am Tisch schöner wurden, denn das Personal war ja auf dem Zimmer und wurde vom Hausherrn nacherzogen.