Bei Amazon nichts bestellen

Eigentlich wollte ich nur einen leeren Karton, damit mein Geschäftspartner sein Xylophon daraufstellen kann, wenn wir die Weihnachtslieder für die Betriebsfeier üben.
Ich hatte mit überlegt, dass man am günstigsten an einen leern Karton kommen kann, wenn man bei Amazon "nichts" bestellt, sodass "nichts" ausgeliefert wird, natürlich in einem Karton.
Sicherheitshalber hatte ich noch mal "nichts" in die Suchmaske gegeben, um nichts falsch zu machen, schließlich steht Weihnachten vor der Tür und die Lieder haben so ihre Tücken.
646840 Ergebnisse gab es unter diesem Begriff.
Ich war enttäuscht, denn ich hatte eine andere Vorstellung von "nichts". Das mit dem leeren und vor allem kostenfreien Karton hatte sich wohl erledigt und mein Geschäftspartner würde nach wie vor auf dem Boden sein Xylophon  spielen müssen, was natürlich den Rücken und den Magendarmtrakt schädigt, wenn er das von einem Hocker aus macht.
Immerhin: Wer Weihnachten nichts schenken will, sollte mal bei Amazon stöbern. Weit über eine halbe Million Möglichkeiten, da wird doch wohl was dabei sein.

Georg Krakl - Gespenster (2016)

Gelangweilte Gespenster
Gucken traurig aus dem Fenster.

Schluckt doch Kleister!
Das empfehlen gute Geister.
Leckt mit Zungen
Jede Wand!
Klebt Tapeten mit der Hand!
Das wär doch gelungen!
Taucht in grelle Farben eure Schwänze,
Pinselt alle Wände farbenfroh zur Gänze!

Haben doch nur lange weiße Kleider,
Sagen die Gespenster,
Keine Zungen, keine Hände, keine Schwänze, leider.
Gucken traurig aus dem Fenster.

Und die Geister?
Schlucken Kleister,
Lecken Wände,
Nutzen Hände,
Tunken Schwänze,
Pinseln farbenfroh und tanzen Tänze.

Geister können sich so schön begeistern.
Nur Gespenster scheitern schon beim Kleistern.



Herbstanfang im Nudistencamp

Vorbei die warmen Tage, vorbei die Tage, an denen man seinen nackten Körper stolz durch die Gegend zeigen konnte.
Die nasskalten Tage haben begonnen, die Tage von Sturm und erstem Bodenfrost.
Wie jedes Jar beginnt im Nudistencamp das große Rätselraten:Welche Körperteile bedecke ich, damit ich immer noch ein Nudist bin, und als solcher auch zu erkennen, nämlich durch das Bloßlegen der sonst unter Badehose und Badeanzug versteckten Gebiete? Schließlich will man nicht krank werden, denn wäre Schluss mit Beisechsgradgeschlechtsteileherumzeigen.
Ohne Mütze herumzulaufen bringt nichts, ebensowenig wie mit freiem Oberkörper, oder mit tiefem Dekolleté bei denen Damen, das machen doch alle, die Damen besonders auf den Oktoberfesten.
Letztlich bleibt nur: Hose aus und primäre Teile zeigen. Das macht sonst keiner. Da weiß jeder, dass hier ein FKKler bei der Stange bleibt. Auch wenn die Metapher nicht gelungen ist, denn die kalten Temperauren fördern eher eine gewisse Schrumpeligkeit und Bläulichkeit bei den Besitzern und entfernen diese von der vorherrschenden Geissenästhetik, dass alles glatt, tiefgebräunt und aufgespritzt sein muss, weil das von Luxus und Entspanntheit zeugt.
Das Fähnlein der sieben Aufrechten - auch das eine fehlplatzierte Metapher - trotzt dem Wetter für ihre Gesinnung: Dass Nacktherumrennen schön ist, dass es nicht um das Herzeigen geht, auch nicht um das Hinguckenkönnen, sondern um Natürlichkeit, um das Sein als Neugeborenes, um die Freiheit des Nativen. Besonders im Herbst lässt sich der auch körperlich vorpubertäre Zustand, fernab jeder Regung, simulieren. Und das ist schön. Wo, wenn nicht im Nudistencamp, hat man die Möglichkeit, in Gummistiefeln und Regenjacke und ohne Hose im Minimarkt des Camps vor der Fleischtheke zu stehen? Deshalb: Der Herbst bringt den Nudisten ans Licht. Alle anderen sind nur Nackte.

Bodos Welt-Brüderle-Tag

Angela B.Merkel steht es noch ins Gesicht geschrieben: FDPler Rainer Brüderle machte selbst vor angegrauten Damen mit herabhängenden Gesichtspartien mit seinen Anzüglichkeiten nicht halt. In die Dekolletés der Damen schielend, ließ er sich von dreisten Bemerkungen nicht abhalten.
Na, wieder das Unterhemd vergessen, Mutti?, raunte der sexistische Quasselkaspar bei einem öffentlichen Auftritte in Bayreuth der Kulturbeflissenen zu, und ergänzte: Hauptsache, die Bratschen verspielen sich nicht bei so viel Fleisch. Das sind doch alles Gemüsefresser, weil die immer so langweilige Sachen spielen müssen.
Welcher Zusammenhang zwischen einer  Wagneroper, Bratschen und Vegetariern besteht, bleibt unbekannt. Dem Politiker war wohl sein Motto wichtig: Bevor man gar nichts sagt, sagt man lieber was.
Heute, nach dem verdienten Ausscheiden aus dem Bundestag 2013, arbeitet Brüderle als selbständiger Berater. Selbständig, wohl weil ihn niemand anstellen mochte.
Merkel übt sich an der Idendifikation mit dem Aggressor, um erlittene Traumata zu überwinden. Mit Blick in die Bluse bzw. ins Dreiknopfkostüm murmelt sie, eine Brüderle-Gesichtsmaske tragend: Wir schaffen das.

Georg Krakl - Bad Oeynhausen

In einem soliden
Boliden
Auf Autobahn dreißig
Das Gaspedal tretend, da weiß ich:
Bad Oeynhausen
Lässt sich glatt schön sausen.

Gelobt sei das Automobil,
Es tut für die unschönen Städte so viel.

Metapher der Woche: Schmelztiegel

Jeder kann Politiker werden, das ist im Grundgesetz verbürgt, eine besondere sprachliche Qualifikation ist nicht gefordert. Vielleicht die, dem Volke nach dem Maul zu reden, oder Sachverhalte in einem Wortgewirr zu verstecken, damit deren Gehalt dem maulenden Volk nicht sofort klar wird.
Im politischen Tun bemüht man häufig Metaphern - bildhafte Ausdrücke - um das Verwirrende anschaulicher zu machen, was eigentlich ein Widerspruch ist.
Was aber ist ein Schmelztiegel voller Vielfältigkeit, der immer noch weiter zusammenwachsen muss? Das Weserstadt-Anzeiger zitiert in einer Oktoberausgabe die christlich-demokratische Landtagsabgeordnete.
Ein Schmelztiegel ist gemeinhin bekannt als ein Gefäß, in dem man durch Erhitzen Substanzen zum Schmelzen bringt, sie also in flüssigen Zustand bringt. Das geht nur, wenn der Tiegel von vornherein ganz ist, also nicht aus zwei oder drei Teilen besteht, da sonst das Schmelzgut herausrieseln oder -fließen würde. In dem Tiegel befindet sich die Vielfältigkeit, die als Oberbegriff ja erst mal ein Ganzes ist, das man nicht zusammenschmelzen kann, denn mehr als ein Ganzes kann man nicht erhalten. Möglich, dass eine Menge unterschiedlicher Substanzen gemeint ist, die sich in dem Tiegel befindet, die man durch Hitze zum Schmelzen und damit zum Einswerden zwingt. Das würde zwingend auch die Vielfäligkeit zerstören.
Allerdings soll wohl laut Abgeordneter als Voraussetzung für diesen nicht ganz nachvollziehbaren Vorgang der Schmelztiegel erstmal zusammenwachsen. Da der Tiegel aber  ein eher "toter" Gegenstand ist, bleibt ihm diese Fähigkeit des Zusammenwachsens verwehrt. Wem nützt es, wenn die Vielfältigkeit, da eingeschmolzen, verschwindet, der Tiegel, in dem sie sich befindet, zusammenwächst, obwohl er das gar nicht kann?
Vielleicht war aber auch etwas ganz anderes gemeint. Nur was? Und damit bleibt der Bürger mal wieder allein und schürt sein Feuerchen der Vorurteile, wenn ihm das nicht wieder eine missratene Metapher auspinkelt. Genau. Darunter kann ich mir was vorstellen! Eine Metapher pinkelt ein Feuer aus! Das dampft. Das zischt. Das stinkt.

Vincent van Eijnoor - Mein Hund, der hat drei Ecken (2015)

van Eijnoor: Mein Hund, der hat drei Ecken (2015)

Jasager

Frager: Kannst du eigentlich mal was anderes als JA sagen?
Jasager: Nein.