Bodos PC-Service: Trojaner zum Runterladen

Genüsslich erzählt Pelle von einem Trojaner auf seinem PC und wie er ihn fachkundig besiegt habe, was er alles analysiert und dechiffriert, katalogisiert und schließlich realisiert habe, um den feisten Gesellen, der sich seiner Festplatte bemächtigt hatte, zu besiegen. Der Zuhörer hält sich für wenig sachkundig, nickt andächtig und kann wenig zum Besten geben, sondern staunen und sich alles merken, um vielleicht irgendwann einmal eine ähnliche Geschichte zu erzählen. Wer schon bald in den Gesichtern der Kaffeegesellschaft oder am Kuchenbüffet Verblüffung erfahren möchte, anerkennendes Nicken und Stirnrunzeln, der kann sich jetzt seinen eigenen Trojaner runterladen und auf Festplatte speichern. Der Vorteil ist evident gegenüber anderen Trojanern: Er ist völlig ungefährlich für die eigenen Dateien; trotzdem kann man fröhlich und gelassen von ihm erzählen, ohne schlechtes Gewissen, weil man die Wahrheit erzählt, auch wenn die abweicht von der begrenzten Vorstellungswelt der Zuhörer. Also: Einfach Bild anklicken, auf "kopieren" gehen, dann an der Stelle einfügen, wo man ihn gern hätte, und fertig! Schlaue legen sich einen Dateiordner an, der "Gefängnis" heißt, dann ist der Bursche auf jeden Fall auf Nummer Sicher und richtet keinen Schaden an.

Privatier Sepp Ackerer: Lasst ab vom Tun!

Menschen an den Fernrohren und an den Hörgeräten!Menschen vor den Fenster und hinter Gittern! Menschen in den Stadien, Menschen auf den Fussballplätzen! Menschen überall! Wo ihr auch immer seid! Sei es zu Hause oder bei einer guten Tasse Kaffee bei einem Nachbarn, Freund oder heimlicher Liebschaft. Menschen im Hochgebirge, an der Küste oder im kargen Umland, Menschen, die ihr föhlich seid oder die ihr gerade trauert. Menschen auf den Kirmesplätzen oder in den Spielhöllen, Menschen im Freibad oder im Hallenbad, Menschen beim Physiotherapeuten oder beim Knochenbrecher, Menschen in Behandlung oder außer Dienst, im Bus, an den Bahnschranken, an den Schaltern, den Tresen, den Theken, in den Apotheken, den Milchhallen, den Stehbiergeschäften, in den Peepshows, in der Sauna oder im Vereinssport, neben Parkplätzen, unter Bäumen, unter den Linden, unter Geiern, Menschen unter Drogen oder über den Dingen, Menschen im Regen und Menschen im Solarium. Ich sage euch: Lasst ab vom Tun! Kehret um! Wo immer ihr auch seid.

Bei Gurus zu Hause

Mia: Ich nehm' den Bentley heute!
Florence: Ich den Royce!
Babette: Ich den Porsche!
Claire: Jaguar!
Denise: Maserati!
Guru: Mist, jetzt krieg ich wieder den Opel Corsa.
Mia: Gar nicht. Der ist in der Werkstatt!

Der weise Mann sagt: Mauerblümchen


Merkreime für Diebe und Entführer

Mit 12 geklauten Eiern
verschwindest du nach Bayern!
Riesen,
die bringst du zu den Friesen!
Und mit entführtem Zwerg
schnell auf nach Baden-Württemberg!

Der weise Mann: Im Boot sitzen


Der weise Mann sagt: Schmeiß kein Geld


Konkrete Poesie: Eldorado am Elbufer

Kurt Zitters Gedicht "Eldorado am Elbufer" jetzt in der experimentellen Hörfassung.
Zum Lesen:

Kurt Zitter - Eldorado am Elbufer (2009)
Eldorado am
Elbufer

Die Hörfassung ist noch beeindruckender als das Gedicht, das in seiner Geschlossenheit schon sehr intensiv wirkt. Die Botschaft erhält in der vorgetragenen Version eine Erhöhung, die an Eindringlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt.

http://www.youtube.com/watch?v=AllF7wGRr1g&feature=channel_page

Dr.Almuth Karasack-Cement über das Gedicht "Eldorado am Elbufer" (Auszug):
... "Zitter komprimiert hier den ewigen Wunsch des Menschen nach dem Goldland, was wiederum Sinnbild für das Paradies ist. Die Verdopplung des Textes in Überschrift und Textkörper, der Umbruch vom Ein- ins Zweizeilige, das Fehlen eines Reimes und die unrhythmische Wortwahl spiegeln die Zwiespältigkeit des Menschseins wider. Hier das Harmonische, das Ganze, dort das Umgebrochene, das Zerbrochene, das verlorene Paradies. So wie wir Mann und Frau sind, verdammt zum Getrenntsein, so komprimiert Zwitter den Wunsch nach Einssein und potenziert den Zweifel, die Gespaltenheit, die Dichotomie des Seins. Wie einst die Conquistadoren aufbrachen, das geheimnisvolle Goldland zu suchen, so irrt der moderne Mensch am Elbufer auf und ab, um das Eldorado vor Ort, vor der Haustür, vielleicht sogar im eigenen Ich zu finden. Wenn Eldorado mit einem freizügigen Club, in dem verlorene Seelen gegen Geld die körperliche Einheit anstreben, assoziiert wird, dann ist das nichts anderes, als dass der ewige Menscheitstraum in die Gegenwart transportiert wurde. Selbst der Profanste sucht im Allerprofanen noch nach der chymischen Hochzeit, dieser endgültigen Vereinigung, die den Zutritt zum Paradies erst ermöglicht." (Karasack-Cement: Gedichte im Blick, Bielefeld 2009, S. 5ff)

Günther Krass: Erinnerungen - Trinken im Heimatdorf

Liebes Tagebuch!
Gestern in meinem alten Heimatdorf getrunken. Allerdings mit Menschen, die nördlich der Großen Straße leben, die mir damals als Zentraleingeborenem immer suspekt geblieben waren, sie hatten etwas Zugereistes oder Zugezogenes, so als seien sie nicht von hier gewesen, eine kleine, verschworene Gemeinschaft, die niemanden in ihren "inner circle" ließ. Sie galten als äußerst verwegen und vor allem trinkfest, so dass sich niemand des Zentraldorfes mit ihnen an der Theke messen wollte. Gestern stand ich mitten in diesem Ortsteil und musste trinken, was die Bedienung brachte. Es gab kein Zurück, kein Entkommen. Es wurde dem europäischen Gedanken gehuldigt, denn in jedem Glas Hochprozentigem schwamm ein Stück Fleisch, das von einer mir unbekannten Frucht stammte, in der eine kleine Flagge eines europäischen Staates steckte. In hoher Schlagzahl wurde durch Europa getrunken, sodass es zum traditionellen Hauptstadtraten nicht mehr kommen konnte. Ich konnte eine Reihe an verschiedensten Flaggen sammeln, allerdings habe ich Dänemark doppelt. Die Schweiz wurde als Finanz-Schurkenstaat von mir ignoriert, hier siegte auch mal die Moral über die Raffgier. Es wurde diskutiert, dass auf einigen Deutschlandfahnen die Farben falsch sortiert seien und auch senkrecht statt waagerecht verliefen. Ein Kundiger löste die Diskussion auf, indem er kundtat, das sei die Flagge von Belgien. Da keine wirklichen Beweise entgegengehalten werden konnten, akzeptierte die Runde das. Gegen später versuchten einige aus der schwarzrotgoldenen Deutschlandfahne das Gold herauszuschneiden, um sich daraus Goldbarren zu gießen. Leider verbrannten die Fahnenteile beim Erhitzen. Ich hoffe, dass in den nächsten Tagen die Erinnerung an weitere Details an den relativ langen Abend zurückkehren, dann werde ich dir mehr berichten, liebes Tagebuch. Bis dahin bin ich dein Günther mit h.

Ach, da fällt mir doch noch was ein: Die Nachbarn gingen im Abstand von einer Stunde etwa nach Hause, um sich ein Viertelstündchen aufs Ohr zu legen. Frisch und erholt kamen sie dann zurück, um in gewaltigen Schlucken das Versäumte nachzuholen. Da konnten wir Städter, die keine Regenerationssofas mitgebracht hatten, nicht mithalten. Gegen später Taxi bestellt, weil keiner mehr fahren wollte. Ich hatte sowieso kein Auto dabei.

Immer mehr kleine Hirsche durch Rauchen

Der Fachverband der Freizeitjäger beklagt in seinem Blatt "Fangschuss", dass immer mehr kleinwüchsige Hirsche in deutschen Wäldern zu beobachten seien. Möglicherweise sei das die Folge ungezügelten Rauchens von Hirschkühen in der Schwangerschaft. Auf der einen Seite hätte das einen Vorteil für den Wald, da nicht mehr Jungbäume durch gefräßiges Rotwild entrindet und dem Sterben ausgeliefert würden, andererseits gebe es aber Schwierigkeiten, das Wild durch gezielte Schüsse zur Strecke zu bringen, da es viel zu klein sei und sich oft durch einen Sprung unter die Blätterdecke dem scharefn Auge des Waidmannes entzöge. Einige Jagdkollegen seien, nachdem der Einsatz von Schrot nur Hirschfetzen produziert habe, auf die handelsübliche Plattschaufel übergegangen. Ein flachgeschlagener Hirsch habe als Trophäenlieferant immer noch bessere Qualitäten, als gar kein Hirsch oder kleinste Bruchteile, die nach Abgabe des Schusse an den Baumstämmen zu finden seien. Unschön sei auch, dass man gelegentlich Tiere in den Profilsohlen der im Wald getragenen Gummistiefel finde.
Der Fachverband fordert nun ein striktes Rauchverbot in allen Waldgebieten.

Wie ein Kunstwerk entsteht: Luftballöne


Der Maler und Zeichner Pawel Pikass hat Bodos Welt über die Schulter schauen lassen. Hier kann man erleben, wie Kunst entsteht: http://www.youtube.com/watch?v=qSZjnLjusaA

Pawel Pikass - Der Junge mit dem Muttermal


Pikass hat sich in seinem Bild der stigmatisierten Menschen angenommen. Muttermale, früher auch Schönheitsflecken genannt und manchmal sogar künstlich auf die Backe getragen, gelten heute in der Sonnenstudio-Kultur als unschön. Mancher versucht sie in Spezialgeschäften wegschleifen oder weglasern zu lassen, häufig ohne Erfolg. Pikass bricht eine Lanze für diskriminierte Menschen in einer Welt, die sich keine Makel leisten will. Das Muttermal wird hier zur Ikone, gemeinsam mit dem stillen Gesicht, das in versunkener Trauer über das eigene Los der Mutter gedenkt, der die Natur ein Denkmal gesetzt hat. Weg sind die Beschimpfungen der Kinderzeit: Muttersöhnchen! Kannst deiner Mutter mal einen Gruß bestellen! Muttermal,Muttermal, ist doch völlig illegal!, und ähnliche Sätze drangen an das Ohr des Gequälten bereits in Kindergarten und Vorschule und prägten den Charakter früh.Nächstes Jahr mit dem roten Fleck im MOMA zu hängen, das wär was. Da würde sich Mutter freuen, denkt unser Befleckter vielleicht, da würden alle bösen Stimmen verstummen. Da wäre ich rehabilitiert. Und dann das Bild verkaufen, richtig Kasse machen und mit Mutter eine Weltreise oder ein Häuschen auf Mallorca kaufen, auch wenn da jetzt die Russen eingefallen sind. Mutter, we can.
Der Betrachter bleibt stumm und versunken, er hat es vielleicht leichter gehabt oder hat zu denen gehört, die „Muttermal, Muttermal, tankt bei Shell und nicht Aral“ gerufen hat.

Der weise Mann sagt: Du hast einen Schatten

Der weise Mann sagt: Wenn jemand zu dir sagt "Du hast einen Schatten", dann sei nicht gekränkt; such dir einen zweiten, der auch einen Schatten hat. Zu zweit seid ihr nicht allein; da lässt's sich lockerer leben.

Vier Stäbe und ein rostiges Geländer wollen in die weite Welt

Stab 1: Hab doch gesagt, dass das mit dem Schwimmkurs nichts bringt....
Stab 2: Weißte doch vorher nicht.
Stab 3: Eben. War doch einen Versuch wert.
Stab 1: Eben nicht. Das mit den Schwimmflügeln war doch wohl die totale Pleite. Die Leute haben gelacht.
Stab 3: Nicht alle.
Stab 2: Die Frauen nicht.
Stab 1: Weil Männerschwimmen war.
Stab 4: Find ich gut.
Stab 1: Was?
Stab 2: Männerschwimmen. So mal ganz ohne Frauen.
Stab 3: Ich auch. Würd ich auch machen. Kann ja nicht schwimmen.
Stab 1: Also. Wie kommen wir jetzt in die weite Welt, wenn keiner schwimmen kann?
Stab 2: Weiß nicht. Du wolltest ja den Schwimmkurs belegen.
Stab 1: Gar nicht. Ich war das nicht.
Stab 3: Ist doch egal jetzt.
Stab 1: Wie kommen wir jetzt in die weite Welt?
Stab 2: Genau.
Stab 4: Keine Ahnung. Wollten wir denn da hin?
Stab 2: Also, wenn's nicht sein muss. Ich finde es auch zu Hause schön.
Stab 1: Wir waren uns einig.
Rostiges Geländer: Wenn ich mich mal einmischen darf? Ich will auch in die weite Welt, von wegen, wer rastet, der rostet. Wie wäre es, wenn ihr euch an mir festhaltet, denn wozu ist ein rostiges Geländer da, wenn nicht dazu, dass sich andere an ihm festhalten? Und dann hat ein Geländer auch was mit Gelände zu tun. Und das hier (zeigt auf die See) ist doch das Gelände, wo es in die weite Welt geht, nicht wahr?
Stab 1: Höchstwahrscheinlich.
Stab 2: Ich muss aber erst noch mal nach Hause.
Stab 3: Ich hab heut' Rückengymnastik.
Stab 4: Ich habe meine Badehose nicht mit.
Stab 1: Ich dreh durch.
Rostiges Geländer: Vielleicht gehen wir zur Probe mal bis Helgoland?

Jubiläumsbeitrag: Nr. 501 - Gitarrespieler ohne Noten

Gitarrespieler 1: Ich habe heute keine Noten dabei.
Gitarrespieler 2: Letzte Woche auch schon nicht.
Gitarrespieler 3: Und vorletzte Woche auch nicht.
Gitarrespieler 1: Kann ja mal passieren.
Gitarrespieler 3: Haste vergessen?
Gitarrespieler 1: Nee, verlegt, also ,ich find die nicht.
Gitarrespieler 3: Haste letzte Woche auch schon gesagt. Haste mal gesucht?
Gitarrespieler 1: Ja, also eigentlich nicht.
Gitarrespieler 2: Und jetzt?
Giatrrespieler 1: Ja, weiß nicht.
Gitarrespieler 3. Aber auswendig spielen kannst du doch auch nicht.
Gitarrespieler 2: Da ist was dran.
Gitarrespieler 1: Tja. Ich weiß nicht, wo die sind.
Gitarrespieler 2: Und?
Gitarrespieler 3: Sollen wir mal suchen?
Gitarrespieler 1: Lieber nicht.
Gitarrespieler 2: Und was willst du jetzt machen?
Gitarrespieler 1: Muss ich wohl mal suchen.
Gitarrespieler 3: Und wann?
Gitarrespieler 1: Mal schauen.
Gitarrespieler 2: Vielleicht lernst du lieber Trompete.
Gitarrespieler 1: Geht das auch ohne Noten?
Gitarrespieler 3: Nee, aber da kannste alleine üben!
Gitarrespieler 1: Versteh ich nicht.
Gitarrespieler 2: War ein Witz.
Gitarrespieler 3: Weil, wir zwei spielen überhaupt nicht Trompete.
Gitarrespieler 1: Ja, ich doch auch nicht.
Gitarrespieler 2: Eben.



Der weise Mann sagt: Such nicht, was du nicht finden kannst? Gib dem Gesuchten die Chance, dass es dich findet.
(Foto: Wer hätte gedacht, dass mich am Nordseestrand eine aufgeplatzte Apfelsine findet. Ich wusste gar nicht, dass die schwimmen können. Peter Immelneid aus Oldenburg, 18.2.09)

Lyrik: Georg Krakl - Gedichte mit verschiedenen Tieren und einem Kanal

Die Rötelmaus
Die rote, rote Rötelmaus,
die war der Gabelweihe Sonntagsschmaus.
Ist noch ein Messer da?, so rief die Gabelweihe,
die tote, tote Rötelmaus ist doch sehr zäh.
Der Uhu schrie: Ach geh!
Du hast doch eine Gabel, das ist besser
als keine Gabel und kein Messer!


Schnabeltier
In einer dunklen Gasse,
da trank das Schnabeltier
ganz gerne Bier
aus einer Schnabeltasse.
Der Wasserratte war dagegen
viel mehr am Schnaps gelegen.
Sie trank ihn gern an Bächen oder Flüssen,
da konnt' man schnell, tat man mal müssen.

Auch der Kanal soff gern und fand es toll,
war er bis oben voll.

Körpersprache entlarvt: Großohrige sind unweise

Im Taosimus hat sich über Jahrtausende die Meinung verbreitet, großohrige Personen seien weise. Sieht man heute ältere Männer mit schlaffen, großen Ohrlappen auf der Parkbank, deren Ohrbehaarung in der Sonne schimmert und sich im leichten Frühlingswind wiegt, dann neigen wir dazu, eine Frage zu stellen, wie etwa: Guter Mann, kann man durch Herumsitzen auf der Parkbank die Welt verändern? Wenn dann der Großohrige in deine Richtung schaut und durch ein Räuspern etwas aus dem Inneren holt, das keinesfalls wie eine Antwort klingen wird, dann sind wir dieser Illusion beraubt.
Große Ohre sind noch lange kein Indiz für schlaue Antworten. Wenn der Gefragte sich dann behäbig von seinem Thermokissen erhebt und langsam das Weite sucht, dann spricht sein Körper Bände über seine Gemütsverfassung und seinen Geist, der wohl kaum als wach zu bezeichnen ist. Alle hängt träge nach unten, die Arme wie angenähte Sandsäcke, die Tränenbeutel ihnen ähnlich, die Unterlippe schlaff zum Hals geklappt, sodass man in den Mundraum schauen kann, braune Zahnstummel, von übermäßigem Zigarrengenuss verfärbt, versuchen ein linkisches Grinsen. Ja, wo soll denn da Weisheit sein? Wo Wissen? Wo Hilfe für den Geplagten?
Große Ohren gepaart mit anmutiger Schönheit, ein wohlgeformter Schädel, eine elegant geschnittene Nase und ein Mund, der in jedem Moment das Wissen der Welt offen legen kann oder aber schweigt, wenn es sein muss, so muss der Weise sein. Der sitzt nur nicht auf Parkbänken herum, sondern arbeitet vielleicht gerade unter einem Baum und starrt in tiefer Versenkung auf den Fluss, um die Welt zu verbessern. Welcher Baum mag es sein, und welcher Fluss? Das herauszufinden, ist deine Aufgabe, lieber Leser. Vor allem aber auch, an welchem Fluss? Ab wann ist der Fluss ein Fluss? Diese Frage solltest zu allererst beantworten, bevor du losschießt und sinnlos in der Gegend herumsuchst. Es ist nicht leicht weise zu sein, aber es ist auch nicht leicht, weise Männer zu finden. Das Leben ist kein Kreuzworträtsel.

Der weise Mann sagt: Als Spülbürste rumhängen



Der weise Mann sagt: Wenn du als Spülbürste neben einem Wischlappen hängst, dann wirst du eher für einen Wischlappen gehalten, als für eine Spülbürste, wenn du als Wischlappen neben einer Spülbürste hängst.

Küchengespräche: Wischlappen und Spülbürste

Spülbürste: Na, du Waschlapp?
Wischlappen: Hast du eben Schlappschwanz zu mir gesagt?
Spülbürste: Nee, na, du Waschlapp, habe ich gesagt.
Wischlappen: Was soll das?
Spülbürste:Hätte ich sagen sollen: Na, du Schlappwa?
Wischlappen: Auch nicht.
Spülbürste: Und dann?
Wischlappen: Wischlappen hättest du sagen können.
Spülbürste: Und du hättest dann Schlappschwinz verstanden, oder was?
Wischlappen: Das kränkt mich.
Spülbürste: Tschulldjung!
Wischlappen: Sag nicht Schuljung' zu mir!
Spülbürste: Wieso, war echt gemeint.
Wischlappen: Eben. Ich kein Schuljunge.
Spülbürste: Ist klar.
Wischlappen: Dir ist das vielleicht egal.
Spülbürste: Ist es nicht. Also: Ent-schul-di-gung.
Wischlappen: Ist jetzt sowieso zu spät.Spülbürste:(denkt) Boo, der ist ja schlimmer als die Scheuerbürste unter der Spüle.
Wischlappen:(denkt) Völlig bescheuert. Wie kann man mit der Einstellung nur als Spülbürste arbeiten?

Ehekrisen: Hast du die Spülmaschine ausgeräumt?

Leser Theo schreibt an Bodos Welt aus tiefer Not heraus:
Immer wenn ich mir vorgenommen habe, die Spülmaschine auszuräumen, ist sie schon ausgeräumt, und dann muss ich mir abends wieder dieses selbstgefällige Gesicht von Herta ansehen, dieses selbstgefällige, und, noch schlimmer, enttäuscht-vorwurfsvolle, das mich stumm fragt: Warum hast du die Spülmaschine nicht ausgeräumt. Irgendwann kommt dann ein Spruch dazu: Du könntest auch mal die Spülmaschine ausräumen, und ich kann nur einräumen, dass ich das ja vorgehabt hätte, und Herta fragt, warum ich es dann nicht gemacht hätte. Weil ich zu spät gekommen sei, kann ich nur antworten, und sie dann, warum ich das nicht morgens machen w ürde, ich stünde doch sowieso immer früher auf.Ich dann wieder, dass ich sie nicht wecken wolle, das klappert doch immer so, und dann bis du wieder unzufrieden, wenn du die letzte halbe Stunde vor dem Wecker nicht schlafen kannst. Ich könnte die Maschine doch leise ausräumen, das geht nicht sage ich. Ich mache sowieso viel zu viel hier im Haushalt und du machst eigentlich gar nichts, du nimmst dir immer nur was vor. Sie hätte eben keine Geduld, erwidere ich dann, die Menschen hätten alle keine Geduld mehr, alles müsse immer zackzack gehen, alles sofort und komplett, keiner könne mehr warten, nur noch Hektik und schnellschnell. Irgendwann sei es mit dem Warten und der Geduld vorbei, spätestens, wenn der Müll an zu stinken fange und die Wollmäuse unter der Nase hingen. Sie solle mal nicht übertreiben, bisher sei doch immer alles geregelt worden. Ja, weil sie es mache, ich würde doch keinen Handschlag machen. Dabei meine ich es ehrlich, ich will endlich mal die Spülmaschine ausräumen, und wenn es nur ist, um sagen zu können: Ich habe die Spülmaschine ausgeräumt! Und was hast du schon gemacht?
Aber ich habe keine Chance. Herta hat nicht die Geduld und ich vermute, dass sie den ganzen Haushaltskram erledigt, nur um sagen zu können: Ich habe die Spülmaschine ausgeräumt, die Wäsche gewaschen und aufgehängt, abgenommen, gebügelt und eingeräumt, eingekauft, gekocht und geputzt, den Müll runtergebracht, die Rechnungen überwiesen. Und was hast du gemacht? Was hast du gemacht? Das ist doch demütigend.

Der weise Mann sagt: Hässliche Mütze


Der weise Mann sagt:
Habe immer einen klaren
und festen Blick,
dann kann
eine hässliche Mütze
deine Mitmenschen
nicht erschrecken.

Die Katze auf dem heißen Backblech


Das ist natürlich die Lösung des Rätsel vom Vortag: Die Katze auf dem heißen Backblech, ein Theaterstück des amerikanischen Schriftstellers Tennissee (vormals Tegernsee) Williams.
Hier eine Kurzfassung des Dramas:
Big Daddy: Na, Katze, was machst du denn auf dem heißen Backblech?
Katze: Das siehst du doch!
Big Daddy: Jetzt werd mal nicht gleich unverschämt.
Katze: Dumme Frage, dumme Antwort.
Big Daddy: Also, was machst du da?
Katze (zur Seite sprechend): Er merkt es nicht.
Big Daddy: Hallooo! Jemand daheim?
Katze: Zu Haus!
Big Daddy: Wie, zu Haus?
Katze: Wie ich sagte, zu Haus.
Big Daddy: Warum bist du so aggressiv?
Katze: Ich bin nicht aggressiv.
Big Daddy: Hast du mich gar nicht mehr lieb?
Katze: Wie kommst du denn darauf?
Big Daddy: Weiß nicht.
Katze: Natürlich hab ich dich nicht mehr lieb!
Big Daddy: Hab ich doch gemerkt.
Katze: Schnellmerker.
Big Daddy: Und warum hast du mich nicht mehr lieb, wenn ich fragen darf?
Katze: Das weißt du genau.
Bid Daddy: Weil ich dir die abgelaufene Dose Katzenfutter in den Napf getan habe?
Katze: Dreimal darfst du raten.
Big Daddy: Zählt das schon?
Katze: Was kann ein einzelner Mensch blöd sein, sein Gehirn mal 64 und du bist immer noch im Intelligenzbereich einer Stubenmaus.
Big Daddy: Stubenfliege.
Katze: Mein ich doch.
Big Daddy: Dann sag das auch.
Katze: Stubenfliege.
Big Daddy: Was soll das jetzt?
Katze: Ich hab Stubenfliege gesagt.
Big Daddy: Hab ich gehört.
Katze: Freut mich, dass du nicht schwerhörig bist.
Big Daddy: Komm da mal vom Backblech runter, das ist unhygienisch.
Katze: Geht nicht.
Big Daddy: Wie, geht nicht?
Katze (schärfer im Ton): Geht nicht, weil du mich eben auf dem Blech in den Ofen geschoben und auf 120° Umluft gestellt hast. Ich komm jetzt nicht mehr runter. Und eins von den sieben Leben ist auch futsch.
Big Daddy: Bist du jetzt sauer?
Katze: Genau.
Bid Daddy: Tschuldigung. Ich dachte es wär der Hund gewesen.
Katze:(lacht gekünstelt) Haha, dass ich nicht lache.

Georg Krakl: Vogelmord

Amsel wurd' erdrosselt in den frühen Morgenstunden
im nahen Stadtpark aufgefunden.
Laut war das Geschnatter
einer ortsbekannten Ringelnatter
wohl gewesen.
Man konnte in derZeitung lesen:
Amsel wurd' erdrosselt in den frühen Morgenstunden
von einem Jogger aufgefunden,
der vom Geschnatter einer Natter irritiert
die Amsel hat entdeckt,
sie war verreckt,
das Aug' gebrochen, irisiert.
Wer weiß,
was irisiert nun wieder heiß?


Ein Glücksfall, dass es sich um eine Amsel gehandelt hat; bei einer Drossel geht das gar nicht. Man hätte sie erwürgen müssen, eramseln ist schlicht unmöglich. Manch einer denkt, dass sich Lyrik oft lächerlich macht, und recht hat er. Vor allem dieser schlechte Reim am Ende: Weiß - heiß, grammatikalisch völlig falsch. Hauptsache Betroffenheit, Hauptsache jemand ist tot, Hauptsache jemand findet einen Toten, Hauptsache ein Fremdwort ist drin. Irisiert?

Theaterstücke raten


Welches Theaterstück eines amerikanischen Schriftstellers, dessen Nachname auch der Genitiv eines Vornamens sein könnte, ist hier dargestellt?
a) Die heiße Katze auf dem Wellblech
b) Die Katze auf dem heißen Backblech
c) Ben Hur

Die Parabel von der Thermoskanne, dem Trinkbecher und der Tischklingel

Es begab sich aber, dass eine Thermoskanne, ein Trinkbecher und eine Tischklingel unzufrieden waren mit ihrem Leben:
"Ich bin es leid, ständig warme Getränke in mir zu haben, nur um sie warm zu halten und mich dann auszugießen an Menschen, denen es egal ist, ob ein Tee 35 oder 45 oder gar 80° heiß ist", sprach die Thermoskanne und schnaufte verdrießlich.
"Ich bin es leid, ständig von Menschen an den Mund geführt zu werden und Tee, den man vorher lieblos in mich getan hat, in geöffnete Münder zu kippen", beklagte sich der Trinkbecher und ergänzte, dass er es unerträglich finde, nicht einmal richtig ausgewaschen zu werden, wenn der Trinkvorgang beendet sei. "Widerlich", bestätigte die Thermoskanne. "Und du, worüber beklagst du dich, Tischklingel?", fragten die Thermoskanne und der Trinkbecher wie aus einem Munde. "Ich bin es satt, immer auf dem Tisch herumzustehen und zu warten, dass jemand mich drückt...." "Jajaja, ich werde auch nie gedrückt", unterbrachen Thermoskanne und Trinkbecher. " Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt jemals richtig gedrückt worden bin", dachte der Trinkbecher laut, "man hat mich immer nur fest zugeschraubt, aber nie fest gedrückt, dabei ist das so wichtig in einer lieblosen Zeit..." "Lasst mich aussprechen", unterbrach die Tischklingel, "ich bin es also satt, immer auf dem Tisch zu stehen und zu warten, dass irgendwer mich drückt, denn erst wenn ich gedrückt werde, kann ich meiner Bestimmung als Tischklingel Genüge tun und einen Klingelton abgeben. Ich will endlich etwas Sinnvolles tun."
"Kann man denn Klingeltöne nicht auch im Internet herunterladen?". fragte die Thermoskanne leise. "Still jetzt!", zischte der Trinkbecher.
"Ich möchte mit euch in die weite Welt hinausziehen und ein neues Leben anfangen!", sprach die Tischklingel, und Thermoskanne und Trinkbecher nickten dazu.
"Aber was können wir denn, damit wir in der großen weiten Welt bestehen können, und dass wir unseren Lebensunterhalt verdienen können?", fragte der Trinkbecher.
"Also, ich kann warme Getränke warm halten", sprach die Thermoskanne.
"Das ist schon mal was", lobte der Trinkbecher und ergänzte: "Ich kann Getränke in mich aufnehmen und sie in geöffnete Münder kippen."
"Und du Tischklingel, was kannst du?", fragte die Thermoskanne und der Trinkbecher wieder wie aus einem Munde.
"Wenn mich jemand drückt, dann kann ich klingeln", sprach die Tischklingel.
"Das ist ja toll", jubelten die beiden, "wir drücken dich auch, wenn du uns auch mal drückst."
"Das will ich tun", sagte die Tischklingel und lächelte.
"Dann kann's ja losgehen", freute sich der Trinkbecher.
"Genau", setzte die Thermoskanne nach.
"Morgen um acht am Tor zu weiten Welt", entschied die Tischklingel.
"Versprochen", klang es wie ein Satz von Trinkbecher und Thermoskanne.
Und weil sie müde waren, gingen sie zu Bett und träumten von einem neuen Leben in der großen weiten Welt.

Nachrichten zum Wegspülen: Verkehrsminister geblitzt

Dass NRW-Verkehrsminister Wittke im Geschwindigkeitsrausch bei 110 in geschlossener Ortschaft geblitzt wurde, ist schlimm genug; dass es ein Freitagmorgen gegen acht Uhr war, lässt kurz grübeln: Na, zu früh fängt der auch nicht an, der ist doch frühestens um neun in seinem Büro! Dass er allerdings auf dem Weg zu einem Jagdausflug war, das stimmt nachdenklich. Hat ein Verkehrsminister am Freitag frei, vielleicht, weil da immer Stau auf den Autobahnen wegen der Berufspendler ist? Ist der VM auch für den Bereich Pflege, Hege und Totschießenvontieren zuständig und will sich an Ort und Stelle davon überzeugen, dass die Tiere wirklich tot sind, und dass es auch die richtigen Tiere sind, auf die geschossen wurde? Oder finden bei Jagdausflügen konspirative Gespräche statt, in denen Dinge besprochen werden, die nur das Ohr eines entseelten Tieres treffen dürfen oder das eines Jagdgenossen? Vielleicht macht Wittke einfach nur ein verlängertes Wochenende, denn darauf hatte er sich schon lange gefreut, im Ministerium krankgemeldet, er ist ja sein eigener Chef, und schnell zu den Waidkollegen gerast, um das günstige Büchsenlicht bis 9 Uhr 30 noch auszunutzen. Schnellfahren verhindert, das man erkannt wird. Leider n icht immer. Der Bürger ist beunruhigt, denn der besitzt nicht mal ein Gewehr.

Günther Krass: Erinnerungen - Guckis beim Konfirmandenunterricht

Was ist an diesem Bild aus dem Weserstadtboten vom 2.Februar 2009 falsch?
Natürlich ist der Mann hinter dem Fotapparat nicht Oliver Wittke, Verkehrsminister von NRW, und auch kein Polizeibeamter, der den Benannten bei seiner rasenden Fahrt durch eine Ortschaft geknipst oder geblitzt hat, denn der Mann hat kein Polizeimütze auf und der Fotoapparat hat überhaupt kein Blitzlicht, mit dem man hätte blitzen können. Was der rote Faden vor der Stirn des Abgebildeten bedeutet, bleibt ebenfalls ungeklärt. Das hämische Grinsen im Gesicht des Apparathalters gibt weitere Rätsel auf. Irgendwie erinnert der Apparat an Situationen in der Vergangenheit, ohne dass dem Betrachter sofort einfallen könnte, um was es sich handelt. Ein Telefongespräch mit dem Alleswisser Günter Krass, der durch diverse Publikationen auf sich aufmerksam gemacht hat, könnte Licht in das dunkle Bild bringen:
Telefongespräch mit Günter Krass (Abschrift):
Bodos Welt: Herr Krass, wir setzen die Hoffnung in Sie, uns nach Betrachtung des Fotos auf der Titelseite des Weserstadt-Boten bei der Entschlüsselung der optischen Botschaft weiterzuhelfen. Was sagt Ihnen das Objekt?
Günter Krass: Na, erst mal: Peinlich, peinlich. Ein Verkehrsminister wird beim Rasen erwischt. Dass Politiker sich erwischen lassen, ist ja insgesamt ein heilsamer und entspannender Effekt für uns einfache Bürger, die Sie alle sind. Hier ist doch wieder ein Tritt ins journalistische Fettnäpfchen dokumentiert.
Sie haben recht, wenn Sie behaupten, dass weder Wittke noch Geschwindigkeitsmessgerät zu sehen sind.
Ehrlich gesagt, was mir einfällt, ist meine Konfirmandenzeit, da hatte Udo Brandhorst eine kleinen Plastikfotoapparat bei sich, der just so aussah wie der abgebildete. Er machte aber keine Bilder mit diesem, sondern ließ uns hineinschauen und konnte uns stolz eine Serien von etwa 12 Bilder mit unbekleideten Frauen präsentieren. Woher er den Apparat hatte, ließ er offen. Wir unbedarften Konfirmanden, die wir hinter dem Gemeindehaus standen und Pause zwischen zwei anstrengenden Stunden mit Pastor Griff machten, rangelten darum, einen Blick in die obskure Box zu werfen, denn die Möglichkeit der heutigen Jugend, im Internet massenhaft solche Fotos zu betrachten, war uns nicht gegeben. Viel zu früh schritt der schwarzgekleidete Gottesmann zurück ins Gebäude, was uns Zeichen war, dass die Pause beendet war, und ließ uns wieder fromm sein. Dass Polizisten am Straßenrand stehen und solche Bilder betrachten, während der Verkehrsminister (schöne Zweideutigkeit!) vorbeirast, ist völlig absurd. Dem Redakteur gehört inklusive Chefredakteur auf die Finger geklopft, aber nicht zu zaghaft!

Songlines

Jetzt ein Video gucken? http://www.youtube.com/watch?v=74v6_CCr6pE

Möhrenessen als Vertrauensbeweis


Kann ich mir mal eine Möhre nehmen?, heißt es oft im Frühstücksraum, denn die liegen da frisch und mundgerecht vorbereitet im Frühstücksbeutel und verlocken besonders Menschen, die morgens keine Lust haben, sich selbst ein paar der farbenfrohen Stangen zu schrappen, wie man landläufig sagt, die aber Wert auf gesunde Ernährung legen.
Der Gefragte sagt freundlich sein "Greifzu" und spannt die Kiefermuskeln an, denn seine genau abgezählte, besser abgeschälte, Möhrenration schwindet dahin, wenn die Hand des Fragers zwei- oder dreimal in die Tüte greift. Bevor Unmut aufkommt, sollte sich der Mundberaubte klar machen, dass hier ein großer Vertrauensbeweis vorliegt. Macht man sich klar, wie Möhren für das Frühstück vorbereitet werden, so wird deutlich, dass hier ein Herd übelster Keime vorliegen kann. Wer weiß denn, wie die Erziehung zum Händereinigen aus den Fünfzigerjahren, als man im Rahmen der Entnazifizierung seine Hände zigmale am Tag in Unschuld wusch oder seine Kinder waschen ließ, heute noch Auswirkungen hat? Was ist vor dem Schälen passiert? Ein Toilettengang, ein morgendliches Popeln oder ein Kratzen in der Gesäßspalte? Mal kurz durch die fettigen Haare gewischt und dann im Ohr gebohrt? Alles Tätigkeiten, die sein müssen, die sich aber keiner vor dem Schälen einer Möhre, die man gleich essen wird, wünscht. Vor allem, wenn es eine fremde Möhre ist.
Also: Wenn dir jemand deine Möhren wegisst, dann erlebst du, wie viel Vertrauen deine Mitmenschen in dich setzen, wie wenig Dreck und Schmutz sie an dir vermuten, und das kann dich richtig froh stimmen. Da isst jeder auch mal eine Möhre weniger.

Versuch mit lebenden Weihnachtsbäumen gescheitert

Die Deutsche Weihnachtsbaumersatz-Industrie erklärt ihren Versuch, den deutschen Tannenbaumwald zu retten, indem nur noch lebende Weihnachtsbäume in den Haushalten stehen sollen, für gescheitert. In vielen Dörfern und Städten sieht man jetzt auf den Weihnachtsbaumabholkarren Personen in Baumnetzen, die der enttäuschte Kunde nicht mehr haben will, obwohl sie bei guter Ernährung auch im nächsten Jahr dem Fest der Liebe durch ihren Einsatz Glanz verleihen könnten. Besonders Kinder und alte Leute eigneten sich schlecht für den Job, in dem vor allem Geduld, Schmerzunempfindlichkeit und ein trainierter Bewegungsapparat gefordert sind. Bereits nach einer halben Stunde habe sich der Weihnachtsbaumersatz Kevin beklagt, ihm täten die Arme weh vom Kerzenhalten und vier mal sei heißer Wachs auf Handrücken, Stirn und linkes Ohr geflossen, und er habe die Weihnachts-CD durch sein Heulen übertönt, berichtet eine Familie aus Uffeln. Die Nachbarn können ähnliche Erfahrungen weitergeben: Tobi habe schon nach 10 Minuten auf Klo gemusst, er habe partout nicht die Pampers bis 60 kg benutzen wollen, so habe man die Kerzen löschen und die gesamte Dekoration inklusive Lametta und Engelshaar entfernen müssen, das sei eine Heidenarbeit gewesen.
Das Bemühen um die Schonung des deutschen Waldes ist wohl gescheitert. Die Weihnachtsbaumersatz-Industrie muss sich demnächst vor Gericht verantworten. Denise-Chantal, Chloé und Tom haben Anzeige wegen illegaler Kinderarbeit erstattet. Da wünscht man im nachhinein Frohes Fest!

Kleintierhaltung wird anspruchsvoller

Jeder mag sich an den Film "Die Katze auf dem heißen Blechdach" erinnern, und jeder, der ihn gesehen hat und Kleintierliebhaber ist, hat sich anschließend gefragt: "Meine Güte, wo war denn jetzt die Katze? Und wo war denn das heiße Blechdach mit der Katze?" Dass der Filmtitel nichts anderes als ein bildhafter Ausdruck gewesen ist, wird erst viel später klar, wenn man versucht, mit der hauseigenen Mieze diesen Film nachzustellen. Dass es nicht reicht, das Maunzerle durch ein Heizgerippe, das schnell aus einem Toaster ausgebaut worden ist, zu schicken, versteht sich von selbst. Ein Toaster ist kein Blechdach. Auch ein hochvoltiger Weihnachtstern kann da nicht helfen, denn ein Dach ist ein Dach, wie ein Stuhl ein Stuhl ist, und ein Tisch ein Tisch. Das wusste schon Peter Bichsel. Klar, die Katze bleibt nicht Katze, wenn man sie dem Erzfeind Feuer nahe bringt, dann wird sie zum Tiger und verweigert schließlich den ohnehin seltenen Gehorsam. Aber: Tiere brauchen Unterhaltung. Es reicht nicht mehr das Herumgezappe vom einem privaten Sender auf den nächsten. Auch ist es nervig, ständig zu hören, dass es auf alles 20% gibt, außer Tierfutter. Weißt heißt das überhaupt? Außer Tierfutter? Muss es nicht heißen "außer auf Tierfutter"? Unsere animalischen Freunde können vielleicht kein Kreuzworträtsel lösen, aber so einiges kriegen sie doch mit.
Damit es nicht langweilig wird, lässt der engagierte Tierhalter den Peter durch Feuerreifen, brennende Weihnachtssterne oder in eine Biotonne springen, manchmal wird der Kleine auch über die Autobahn gelockt, mit einer nicht reduzierten Dose Whiskas etwa, das trainiert das Überleben. Alte Mensch-Tier-Beziehungen lassen sich durch ein bisschen Kreativität aufpeppen. Und davon profitieren doch alle.

"Weiser Mann" Olli Dallilahmer: Diffuse Bilder

Du wachst auf, oder schlägst die Augen auf, die du eine Zeit, du weißt nicht wie lange, geschlossen hattest, und denkst: Ist morgen oder Tag oder halb drei? Wo bist du?
Was du siehst ist etwas Verschwommenes, etwas nicht Greifbares, etwas Entrücktes, das du nicht fassen kannst, nicht verstehst.
Du bist ratlos und stößt sauer auf. Ups, das war das letzte Pils, das steht dir im Kragen und wird irgendwie seinen Platz verändern, nach unten, nach oben, das ist noch nicht entschieden. Dein Schädel brummt. Die Erinnerung setzt wieder ein. Du bist mit dem Kopf gegen den Bürgersteig geknallt, als du auf dem Weg nach Hause war. Aus deiner Lieblingskneipe hinaus, kurz auf die Straße, dann vor den Bürgersteig. Ein Fahrradfahrer ist dir über die Finger gefahren, als du dich an der Bordsteinkante hochziehen wolltest, oder heranziehen, oder festhalten, das alles ist nicht mehr präsent, nur der brummende Kopf und die schmerzenden Finger. Das diffuse Bild, das du siehst, verändert sich nicht, aber du kannst es immer noch nicht einordnen. Vielleicht Karabinerhaken an der Eiger-Nordwand? Dann denkst über die Gründe dieser Diffusion nach und kommst darauf: Der Fusel war es, der das Trugbild produziert hat. Der Fusel, den man dir in der Lieblingskneipe ins Glas gegossen hat, den du runtergurgeltest, weil du ihn bezahlen musstest. Nein, antwortet es in dir, die Fusel müsste es heißen, wenn es was mit diffus zu tun haben wollte. Die Fusel, das geht nicht, vielleicht Plural, dann muss es doch die Fusseln heißen, das ist aber was anderes. Du grübelst weiter, das Bild bleibt verschwommen, du weißt noch immer nicht, um was es sich handelt, vielleicht ist es eine Handtasche, die du einem alten Mütterchen in deinem Fuseltran entrissen hast. Ach, nein, das kann nicht sein, du bist nicht aggressiv, du bist nichtraffgierig. Aber du gibst die Hoffnung nicht auf, befiehlst sie dir förmlich, denn etwas Tröstliches hat das Diffuse doch: Du kannst immer noch unterscheiden zwischen "der Fusel", "die Fusseln" und "diffus", und weißt darüber hinaus, dass "die Fusel" falsch ist. Gut, dass du in deiner Lieblingskneipe warst. Vielleicht wären dir diese Unterschiede niemals aufgefallen. Schätze die kleinen Ereignisse und Erkenntnisse im Leben, auch wenn du am Boden bist!




Dörfliche Kunst immer beliebter

Dörfliche Kunst wird bei den Menschen immer beliebter. Sie sind es wohl satt, sich an merkwürdigen Objekten, denen man keine Erklärung zuweisen kann, zu versuchen und abzustrampeln. Wenn man sich am Sonntag entspannen will, geht man in den nahen, wenn auch kleinen Kurpark und ergötzt sich an Kunst, die jeder verstehen kann. Wer will sich denn das Hirn zermartern, wenn doch abends der Tatort durch die Röhre rasselt und genug Aufgaben stellt, die die Nacht unruhig zu werden versprechen? Dem Baum flugs einen roten Schal umgebunden und schon weiß jeder, dass dieses Kunstobjekt einen Baum zeigt, dem man einen roten Schal umgebunden hat. Wer will denn mehr? Hier muss nicht die gequälte Kreatur Modell gestanden haben, hier muss nicht Betroffenheit an den Haaren gezogen werden, hier soll es einfach schön sein, schön und überschaubar. Diese Art der Kunst wird immer beliebter mit der wachsenden Unüberschaubarkeit von Wirtschaftsprozessen und der Entfremdung der Manager von den Leuten, die ihnen das Geld besorgen, das ihnen eigentlich gar nicht zusteht. Schlichte Kunst, dörfliche Kunst, für Menschen, die in der Einfachheit die Welt erkennen wollen.
Nur die Bäume schreien auf. Wer weiß, warum jetzt wieder?

Falsch gebrauchte Metaphern: Tee von gestern

Da kommt eine Frau, die von sich gelegentlich behauptet, dass sie sich "angepisst" fühle, wenn Männer nach ihren Vorstellungen dumme Bemerkungen machten und weist eine Entschuldigung eines Herrn, der sich entlasten möchte zurück mit den Worten: Das ist Tee von gestern. Dabei greift sie zu ihrer Metallthermoskanne und quetscht einen letzten Tropfen aus dem stählernen Behältnis, um zu demonstrieren, dass sie recht hat. Ein kalter, wahrscheinlich übelschmeckender Tropfen fällt auf die Arbeitsplatte und ihrer Ansicht nach sei die Sache jetzt ausgestanden.
Weit gefehlt! In der Regel lassen sich Männer nicht mit inhaltsleeren Floskeln abspeisen, die in sich schon nicht stimmen.
Tee von gestern will an "Schnee von gestern" erinnern und eine ähnliche Reiz-Reaktions-Dispostion erzeugen, was aber nicht klappt, obwohl der Tee annähernd so kalt sein muss wie der besagte Schnee.
Korrekt heißt die Redensart: Schnee vom letzten Jahr. Denn wenn der diesjährige Schnee, der seit zwei Wochen am Boden liegt, nicht weggetaut ist, dann ist es immer noch der aktuellste Schnee, den wir uns vorstellen können. Und damit taugt die Redewendung überhaupt nicht, es sei denn, er ist kurzfristig weggetaut. Letztlich wäre es einfacher, die oben beschriebene Dame würde sich nicht immer "angepisst" fühlen, dann wären Entschuldigungen, auf die sie mit falschen Metaphern anwortet, überflüssig.

Die Morgenansprache (Abschrift): Die Parabel vom Weinberg

Sprecherin: Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer! Sie hören die Morgenansprache mit dem Abteilungsleiter für unreligiöse Texte im Gerdwin Compendium, Petrus Geerd.
Heute „Die Parabel vom Weinberg“
Geerd: Der Weinbergbesitzer schickte seine Knechte aus und trug ihnen auf, den Weinberg, den er sein eigen nannte, auszutrinken.
„Toller Herr, unser Herr“, freuten sich die Knechte über ihren Auftrag. „Endlich mal wieder richtig einen zischen!“, klang es auf ihrem Weg zum Weinberg.
Alle sie dort ankamen, mussten sie aber feststellen, dass sie den Weinberg gar nicht austrinken konnten, denn die Trauben saßen allesamt noch an den Weinstöcken und ließen sich nur essen .Auch Alkohol war in den Früchten nicht enthalten.
„Was sollen wir tun?“, fragten sich die Knechte. „Befehl ist schließlich Befehl, und wir wollen doch unsern Herrn nicht enttäuschen. Also runter mit dem Zeug!“, sprach einer. Doch die anderen zweifelten, ob das der richtige Weg sei und schlugen vor, zum Herrn zurückzukehren und nachzufragen.
„Warum tut ihr nicht, was ich euch sage?“, fragte der Herr und wirkte erbost.
„Herr, wir können den Weinberg nicht austrinken, auch wenn wir es wollten, weil er nicht flüssig ist“, antworteten die Knechte, „aber wir wollen auch alles richtig machen, deshalb fragen wir dich, was wir tun sollen?“
„Nun gut“, antwortete der Herr, der jetzt nachdenklich geworden war, „dann geht eben in den Weinkeller. Aber nicht wieder austrinken wie vor drei Jahren! Immer zwei teilen sich eine Flasche vom dem Silvaner, der weg muss!“
„Danke, Herr, das wollen wir tun“, sprachen die Knechte erfreut.
Der Herr grübelte: Knechte, die zweifeln und nicht wissen, was sie zu tun haben, das geht nicht, wenn man Herr im eigenen Haus bleiben will. Ich hätte auch sagen können: Macht Kopfstand und lacht herzhaft mit dem Hintern. Oder wie vor zwei Jahren: Zeichnet einen Strich auf den Boden und kriecht drunterher. HerrdieWelt, war das ein Gerobbe und Gekratze gewesen damals! Was kann daran so schwer sein, einen Weinberg auszutrinken?, dachte der Weinbergbesitzer weiter.
Mir sind, ehrlich gesagt, Knechte lieb, die gehorchen und tun, was ich sage, schließlich gilt immer noch: Befehl ist Befehl!
Die Knechte aber saßen im Weinkeller und teilten sich ihre Flasche Silvaner, der sowieso weg musste.
„Toller Herr, unser Herr“, schallte es aus dem Gemäuer.
„Da macht Kechtschaft Spaß!“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Tag und bleibe Ihr Petrus Geerd!
Sprecherin: Sie hörten die Morgenansprache mit einem Beitrag von THE GERDWIN COMPENDIUM Minden.
Demnächst auch als Podcast zum Runterbrechen.

Lesergedichte: Dietlinde Windig-Licht

Amerikanische Präsidenten
Lincoln
musste pincoln


Fremd sein
Fremd zu sein bedarf es wenig
und wer fremd ist wird nicht Kenig(König)

Copyright Dietlinde Windig-Licht 2009