Vorsicht, Musik: Du kannst nicht immer 17 sein!

Chris Roberts singt 1974 sein unscheinbares Liedchen und versteckt hinter seinem roten Schlafanzug und dem Halstuch inklusive arhythmischer Körperbewegungen den morbiden Charakter des Liedes. Du kannst nicht immer 17 sein, auch du wirst irgendwann sterben. Vielleicht schon mit 18. Oder 71, vielleicht aber wirst du 81; möglicherweise aber willst du der Rentenkasse nicht auf der Tasche liegen und gehst ein wenig eher zur Freude der arbeitenden Bevölkerung.
Das Publikum und die Fangemeinde stieren stumpf auf den Mittelscheitel des Schlagersängers und vergessen schnell den makabren Text. So wirkt deutscher Schlager: Aggressive Botschaften werden durch seichte Musik ums Ohr herum direkt ins Unterbewusstsein geführt und setzen sich dort fest.
Suizidgefährdeten sei daher abgeraten, Schlagermusik zu hören; oft gibt sie den Depressiven den letzten Rest.
Also: Chris Roberst auf keinen Fall wiederwählen. Wär' jetzt eh zu spät.

Trotzdem mal reinhören? Hier!

Gestricktes gegen Schaden durch Kinderhand

Ein Denkmal, das von einem Kind gequält wird, findet Trost, wenn man ihm einen Pullover strickt.
Kinder in allen Altersstufen neigen zu Quälereien. Denkmäler und Kunstwerke werden da nicht verschont.
Kaum jemand beachtet die Wirkungen solchen Tuns, etwa des fälschlichen Hand-auf-den-Kopf-Legens-und-so-tun-als-ob-das-ein-Segnen-wäre.
Die Atome im scheinbar kalten Denkmal schütteln sich und das Metall wird auf Dauer brüchig und droht irgendwann gänzlich auseinanderzubrechen.
Kindermund tut Wahrheit kund, weiß der Volksmund, aber Kinderhand? Das ist nicht immer gut, was da passiert, den Schaden hat das Land. Und seine Objekte.
Die Wirkung von Kinderhand ist bis heute kaum erforscht worden, sodass man lieber auf Selbstgestricktes zurückgreift, um zu versuchen, die Ordnung der Welt wiederherzustellen.
Gelobt die Frau, die strickt.
Der Mann ist häufig ungeschickt.

Schlecht aussehen ist gut

Es gehört nicht viel dazu, schlecht auszusehen. Bei manchem reicht es, wenn er morgens einfach aufsteht und nichts weiter am Outfit tut.
Schlecht auszusehen ist aber kein Makel, es gilt mittlerweile als Sozialkompetenz, die zwar nicht auf dem Arbeitsmarkt Vorteile schafft, wohl aber von "mitmenschlichen" Institutionen wie Kirche, Feuerwehr und Pflegediensten positiv wahrgenommen wird.
Misch dich mit deinem Gesicht unter die Menge, und die Menge wird sich durchschnittlich besser fühlen, weil sie denkt: Da ist einer, dem geht es nicht nur schlecht, sondern sogar noch schlechter als mir.
Das schafft ein besseres Gefühl, ein Gefühl, nicht der einzige Loser zu sein. Und vielleicht die Ahnung, einen Deut über dem Verlierer zu stehen, ohne dass wirkliche Arroganz entwickelt wird.
Naturvölker haben diesen Effekt auch ohne aufwändige Evaluation herausbekommen und zu diesem Zweck Wellness-Masken entwickelt: Der Betrachter denkt: Ein Spiegel! Oh, was sehe ich schlecht aus!
Wenner dann einen richtigen Spiegel findet, die erlösende Erkenntnis: Das war ja gar kein Spiegel, sondern eine Wellness-Maske.
Die meisten Eingeborenen fallen dann auf die Knie, reiben sich das Gesicht mit Matsche ein und danken ihrem Stamm für die Erfindung der Wellness-Maske. Auch wenn das richtig schlecht aussieht.

Über die Runden kommen

Und wieder fühlte sich das Leben wie ein Miniriesenrad an. Schnell, bunt, laut. Aber nicht wirklich bedeutend, nicht wirklich abenteuerlich, nicht wirklich erhebend. Und zu gefährlich zum mittendrin Aussteigen.
Loni seufzte. Fünf Runden würde sie noch aushalten müssen. Beim nächsten Mal würde sie auf eine Proberunde bestehen. Und vorher keine Zuckerwatte essen. Und sich wärmer anziehen.

Gedichte mit Tieren drin: Georg Krakl -Der Hahn (2012)


Der Hahn ist stark betrübt,
weil Huhn ein Wiesel liebt.
Das Wiesel liebt ein Rind,
sie haben schon ein Kind.
Das Rind ist in ein Reh verknallt.
Das lebt im Wald.

Der Hahn kräht depressiv nur: Seht!
Ich habe mich jetzt zugedreht.



Lacoste die Welt?

Ich kannte das Krokodil.
Es hatte auf Rudis Polohemd gesessen.
Rudi hatte immer getönt: Lacoste die Welt, Alter? Und hatte gemeint: Was kost die Welt?, oder so ähnlich.
Ich mochte das Krokodil nicht. Es roch nach Arroganz.
Es war grün. Es war schuppig. Es hatte ein großes Maul und einen langen Schwanz.
Vielleicht lag es an Rudi. Rudi spielte früher Tennis, dann Golf und jetzt interessierte er sich für Polo. Dabei konnte er gar nicht reiten.
Aber wer ein Polohemd trägt, sollte nicht Golf spielen, oder Tennis, hatte Rudi gesagt.
Und hatte damit auch noch recht.
Rudi war das Krokodil.
Und ich musste endlich in Kontakt treten mit meinem Inneren Großwildjäger.

Um 100 hatten Männer Wurstarme

Das Leben um 100 war nicht einfach. Die Männer litten an Wurstarmen und die Frauen an nackten Oberschenkeln, alles eine Folge schlechter Ernährung, die in erster Linie aus Wurst und einer Art Strohballen bestand. Immerhin hatte das Stroh viele Ballststoffe, die aber erst viel später Bedeutung bekamen, als die Menschen auch noch unter Verstopfung litten.
Um 100 war die Verdauung noch in  Ordnung und die Frau war froh, wenn der Mann als Gladiator in Brot und Arbeit stand, weil er immer frisches Fleisch von der Arbeit mit nach Hause brachte.
Um 100 hatte man gerade die Steintore erfunden, allerdinsg noch keinen passenden Zaun dazu, weshalb die Tore ein paar Jahrzehnte vollkommen sinnlos in der Gegend herumstanden. Die Leute weigerten sich strikt, durch die Tore zu gehen, weil es bequemer sei, links oder rechts an ihnen vorbeizugehen. Außerdem könne man sich den Kopf stoßen, was ohne Helm unangenehm sei.
Mit der nächsten Eiszeit kam eine Hungersnot und die Männer verloren ihre Wurstarme. Die Frauen erfanden die Strumpfhose und hatten keine Probleme mit nackten Oberschenkeln mehr. Auch der Zaun war endlich ausgedacht und aufgebaut, um die vielen marodierenden Jäger und Sammler "außen vor" zu halten.
Insgesamt eine unruhige Zeit, die uns aber das schöne Wort "Wurstarme" bescherte. Da es nach und nach seltener wurde, kann man heute nur das verwandte "Fettarme" auf Tüten mit 1,5%iger Milch sehen.

Endlich: Neues Männermagazin - Donna Donna

Für Männer, die Frauen mit Stirnbändern und langen Haaren lieben möchten.
Für Männer, die sich nach Frauen sehnen, die Gitarre spielen und "We shall overcome" singen wollen.
Für Männer, die sich nicht getraut haben, ihre "Joan Baez" anzusprechen.

Die Themen:

  • Darf sie sich die Haare färben, und wenn ja, nur mit Henna?
  • Gilt Shisha-Rauchen als Selbsterfahrung?
  • Gitarrenecke: Blowin' in the wind, Text und Akkorde. Inklusive Schallfolie von damals.
  • Wie ist das mit dem Trockenshampoo? Auch was für lange Haare?
  • Was tun, wenn das Muli nicht will?
  • Dampfbügeleisen - Wenn die Unterseite klebt.
  • Ich sauge gerne Staub. Gehöre ich schon zum Establishment?
  • Peace, Man! Damals gab es noch was zu sagen....
  • Mike Love, nicht wahr!

MÄNNER! DONNA DONNA ist 2 FREUNDIN!
Kaufen.

Lampenschirme auf dem Rückmarsch

Auch in der Mode für den dezenten bzw. dekadenten Herrn tut sich einiges: "Ich bin deine Lampe, wenn du deine Birne reinsteckst!"
So heißt der Slogan, den jetzt die Vereinigung der Baumärkte und des Tierfutterhandels herausgegeben hat, und dabei hofft, auch Männer für einen Einkaufsbummel zu begeistern, der in einem Hutkauf endet.
Die Zeit der Lampenschirme ist vorbei; mit der 100W-Glühbirne stirbt auch die Leselampe mit Haube aus. Die braucht schon um die 100 Watt, damit wenigstens für 20 Watt Helligkeit durch den Kunststoff dringt und dem Buchliebhaber ein wenig Licht ins Dunkel beschert.
Nur, wohin mit den Lampenschirmen? Frauen stehen eher auf Topflappen, Suppenschüsseln oder botoxunterspritzte Langhaardackel; der Mann ist orientierungslos und nimmt in der Regel, was ihm in die Hand, oder besser, auf den Kopf gedrückt wird. Hauptsache, nicht lange herumsuchen.
Und das Motto kann sich sehen lassen: Deine Lampe, wenn du deine Birne reinsteckst! Kommt den Männern entgegen, die immer gern die Nase wo reinstecken, warum nicht mal den Kopf?

60 Jahre Bildung in Deutschland

Zum Jubiläum das Rätsel:
Welche Buchstaben fehlen, damit sich ein sinnvolles Wort ergibt?
Richtig: lö

Bilder ab 1 Million: Joseph Beuyls - Tintenfass

Irgendwann hat der Beuys eine Maggiflasche auf Pappe geklebt und geschrieben, dass das Kunst sei.
Kunst kommt von könnte! Das war seine persönliche Hymne.
Beuyls, legitimer Nachfolger des Multitalents vielleicht nicht, aber selbsternannter Plagiator, hat das Thema aufgegriffen.
Kunst kommt von könntesein.
Das glaubt immer noch keiner. Könnte ich den Leuten verklickern, dass das, was ich denen unter die Nase halte oder vor deren Augen an die Wand hänge, Kunst ist, dann wäre ich ein gemachter Mann! Könntedochsein.
Eben.
Tintenfass.
Da zeigt sich die gesellschaftskritische Komponente von Beuyls: Was ist die Tinte ohne Füller, was ist die Frau ohne Mann?
Auf diese einfache Formel das komplizierte Beziehungsgefüge von Mann und Frau zu bringen, das ist Kunst.
Kunst kommt eben von könntewasdransein.

Falsch verstandene Metaphern: Wo drückt der Hut?

Ron: Na, wo drückt der Hut?
Kalle: Watt?
Ron: Der Hut.
Kalle: Watt is?
Ron: Wo drückt der Hut?
Kalle: Hömma, Meister...
Ron: Der Hut. Wo drückt der Hut?
Kalle: Pass ma auf, Meister, wenn du nicht weiß, wat eine Metaffer is, dann sollze die auch nicht anwenden.
Ron: What?
Kalle:Du bis nich von hier?
Ron: Non.
Kalle: Siehße. Geh mal nen Döner essen, der is auch nich von hier.
Ron: Fuck.
Kalle: Fuckisses.
Ron: Forget it.
Kalle: Sarich doch.

Bilder ab 1 Million: Joseph Beuyls - Japanfilz

Beuyls hat hier, ganz seinem Motto entsprechend: Jeder Mensch kann was und kann deshalb Kannstler werden, die prekäre Lage Japans dargestellt: Einerseits völlig verfilzt; auf der anderen Seite läuft alles rund.
Rot war Japan ja immer schon, bis auf die weißen Stellen, die ja in der Mehrheit sind. Vor allem auf dem Fudjijama, der ja als drittuninteressanteste Berg der Welt kürzlich kaum Furore gemacht hat, weil die Atomgeschichte da abgelenkt hat.
Der Japaner aber bleibt weiterhin strebsam und lehnt es ab, Fehler einzugestehen, selbst wenn er sie nicht selbst gemacht hat.
Japan liegt überhaupt im Wasser und mischt kräftig mit, wenn es um das Abkupfern von Programmen geht, die die Amerikaner bei den Japaner abgekupfert haben, beziehungsweise andersrum. Das jedenfalls sagt mein Zahnarzt, bei dem ich aber schon lange nicht mehr in Behandlung bin.
So ist eben Kunst. Denn Kunst kommt von künstlich. Das wird immer wieder ignoriert.

Pinguine im Fußballrausch


Jetzt zur EM will der Pinguin besonderes Interesse an der deutschen Mannschaft und damit auch an Deutschland bezeugen. Er wirft sich in Schale: Der Panzer der schwarz-rot-goldenen Schildkröte, früher Wahrzeichen der Fußballmannschaft, dient ihm als Aushängeschildes seines Einwandererpatriotismus.
Der Pinguin will sich in Deutschland einbürgern. Einige Exemplare lassen sich im Kurpark von Cuxhaven bereits öffentlich füttern oder besetzen Planstellen in deutschen Zoos.
Etwas aufgesetzt wirkt der Wunsch schon, denn eisige Zeiten, abgesehen vom politischen Klima, gibt es in der Republik nur noch selten.
Die Lieblingsnahrung der Pinguine, Heringstopf nach Hausfrauenart, isst der Deutsche auch lieber selber; mittlerweile ist der Unterklassenfisch ja schon zu einer raren Delikatesse geworden, die auch bei Fürstens immer häufiger auf den Tisch kommt.
Falls Deutschland im Viertelfinale aus dem Turnier fliegt, ist auch ein spontaner Wechsel des Panzers denkbar, oder ein Umspritzen in dezentes Braun, das sich ja ergibt, wenn man alle Farben zusammenmixt. Etwas Braunes findet sich in jeder Nation, und damit ist der Pinguin immer auf der richtigen Seite.

Rosa Prosa

Barbie hatte es immer gewusst. Irgendwann siegte Pink. Niemals konnte Braun der letzte Grund aller Dinge sein, never ever hatte der Dreck das letzte Wort. Ihre Schere war gut in Form, Ken brauchte weitere Putzlappen und Barbie ahnte, dass sie eines Tages vielleicht sogar Silber und Gold freilegen konnte.

Deutsches Gymnasium 1964-1972: Geschichte 2


















Georg Krakl: WK 1 - Könnten Sie etwas lauter reden….

Jäääüüüüümß Braun!

Da Da Da Da Da Da Da
Da Da Da Da Da Da

Könnten Sie etwas 
lauter reden, ich sehe
nämlich nicht so gut


Der junge Krakl, der im Unterricht von der Urgewalt des Weltkrieges gefesselt scheint und kaum einen inhaltlich zutreffenden Satz notieren kann, kompensiert seine Urangst in dadaistischen Phrasen: Dreizehnmal das Wort Da, einmal als immanent-dadaistisches  Gedicht, dann als Ausdruck der Sinnlosigkeit eines menschenmordendes Völkerschlachtens und als Hinweis auf die zwingende Logik brutalster Aggression: Die Retardierung. Der Mensch entwickelt sich zurück in die Kindheit und brabbelt seinen monotonen Text. Dreizehn als Zahl des Todes im Tarot.
Dem kann der Geschichtslehrer, ein junger Spund mit pomadiertem Haar und einem Ford Capri auf dem Lehrerparkplatz, nicht begegnen. Er liest von Karteikärtchen ab, die er für jede Stunde vorbereitet hat, und bleibt immer eng an der Vorlage und bemüht sich, vor dem Abitur nicht aus Versehen in die NS-Zeit zu rutschen, die die Braunkappen in seinem Kollegium bisher ignoriert haben, weil sie immer noch nicht glauben wollen, dass sie dort mitgemischt haben. Der Pädagoge zupft sein lila Sakko zurecht und hüstelt verlegen.
Krall bleibt in seinem Dadaismus gefangen und schreibt einen skurrilen Bilderwitz:
Könnten Sie etwas lauter sprechen,
ich sehen nämlich so schlecht?
Oder als Pendant:
Könnten Sie etwas dicker schreiben,
ich bin fast taub?
Nebenbei notiert Krall einige Daten aus dem Jahr 1914, die zeigen, dass er nicht ganz verweigert, sondern dem Mann im lila Sakko demonstrieren möchte: Ich passe auch ein wenig auf, damit du nicht traurig bist. Aber im Grunde geht ihm die Sache mit den Karteikärtchen am Gesäß vorbei. 
Krall weiß: Mit dem Vertrag von Locarno werden die Aufzeichnungen in diesem Fach enden.
Schade um eine verlorene Seele.

Deutsches Huhn hebt ab

Das deutsche Huhn hat sein Nationalbewusstsein und geichzeitig seine Individualität entdeckt. Ich bin ein deutsches Huhn, aber ich bin ich!, so gackert es auf dem Hof herum und steht kurz davor abzuheben, weil es das tägliche Ei verweigert hat.
Mein Ei gehört mir!, gackert es weiter und vergisst, dass es in einer Art Leibeigenschaft zum Bauern steht, der sogar über Leben und Tod entscheiden darf und das großschnäbelige Tier ohne Betäubung enthaupten kann, ohne gegen das Tierschutzgesetz zu verstoßen.
Vor die Individualität hat Marx erst mal die Befreiung aus der Sklaverei gesetzt. Da ist von Proletariern noch gar nicht die Rede; die leben nämlich in Legefabriken. Dort schaffen sie Mehrwert.
Das deutsche Huhn will sich abgrenzen vom holländischen Huhn, das von der Stange kommt und auf ihr landet, wenn es gebraten wird.
Das deutsche Huhn  will etwas Besonderes sein, es will wenigstens in Bodenhaltung leben und verwechselt das mit Bodenständigkeit. Es ist in höchstem Maße esoterisch interessiert, um sein Glück im Spirituellen zu finden: Im Eierlegen sieht es wenig Sinn. T'Ei Chi - davon hat es gehört, davon träumt es. Ommmmmmm. Omlett ist der Weg und das Ziel.
Und immer wieder dieser Drang abzuheben. Levitation. Das Ziel des Yogi. Dabei kann das Huhn in den seltensten Fällen noch fliegen. Und wenn, dann weiß es meistens nicht, wohin.
Deutsches Huhn, lege dein Ei, solange es warm ist!

Unglaublich

Auch wer sich ins schwarze Loch wünscht, darf aufs blaue Wunder hoffen.

Deutsches Gymnasium 1964-72: Geschichte


Georg Krakl(1972): Na so was!



Teilmobilmachung
Teilmobilmachung
Serbien
Geschichte
World War I

dis dis
cus cus
sio sio
n
n
Na so was!
Na so was!
Na so was!




Bäcker ein Halbtagsjob?

Mein bester Freund hat seit fünf Jahren kein Teig gemacht....sagt der Bäckergeselle und klagt damit sein Hauptproblem bei der Bevölkerung an.
Dass sein bester Freund nämlich glaubt, ein Bäcker habe einen Halbtagsjob, weil er immer schon um Mittag rum frei hat. Brötchen gebe es dann auch nicht mehr, ergänzt er mürrisch.
Die Wahrheit ist: Der beste Freund hat nicht nur seit fünf Jahren "kein Teig" gemacht, sondern noch nie. Der hält Teig für ein Loch im Rasen, in dem Wasser ist, das nicht abläuft.
Der Bäcker steht um halb zwei in der Nacht auf, um zur Arbeit, sprich: zum Backofen zu gehen. Dort legt er los, damit das Volk morgens warmes Brot auf dem Tisch hat.
Das aber dankt es ihm nicht, sondern diffamiert eine hart arbeitende Berufsgruppe mit Sätzen wie "Da backst du aber kleine Brötchen, was?" oder "In der Not frisst der Teufel die Fliegen auch ohne Brot".

Lass dir was vorklagen: http://www.youtube.com/watch?v=5d23fsQ8A94&feature=related


Ken braucht Putzlappen


Wir haben keine Putzlappen mehr, hatte Ken aus der Garage gerufen. Barbie dachte ein paar Minuten über seine Worte nach. Zum Einen bedeuteten sie, dass Ken wahrscheinlich einen Ölwechsel vornahm. Zum Anderen erwartete er offenbar Hilfe von Barbie. Putzlappen waren so praktisch im Haushalt, Barbies Mutter hatte immer Putzlappen im Haus, aber Barbie wusste nicht, wo man Putzlappen bekam. Aber Ken hatte hektisch geklungen und Barbie wollte ihm schnell helfen. Ihre Mutter hatte Putzlappen aus alter Bettwäsche geschnitten, genau, Barbie erinnerte sich. Aber sie hatte keine alte Bettwäsche, höchstens die Bayern-Bettwäsche von Klausi oder die Sternenhimmelbettwäsche von Susi kamen in Frage, die waren am ältesten. Barbie entschied sich für den Sternenhimmel. Als sie die Schere ansetzte, dachte sie so etwas wie Goldener Schnitt, aber sie konnte mit den Wörtern gar nichts anfangen und schnitt zügig weiter, Ken hatte inzwischen nochmal gerufen und er klang noch etwas hektischer. Hinter dem Sternenhimmel tauchte sattes Braun auf, Barbie wunderte sich nicht wirklich, wurde nicht einmal in dieser Wissenssendung gesagt, dass alle Farben aus dem Weltall zusammengenommen braun ergeben würden? Vielleicht war die Frage, was nach dem Universum kam, doch nicht so unsinnig, wie sie bisher immer gedacht hatte. Vielleicht hätte sie ihr Astrophysikstudium doch fortsetzen sollen. Vielleicht sollte sie Ken gleich die ganze Bettwäsche statt eines kleinen Putzlappens bringen. Vielleicht sollte sie das nächste Mal den Ölwechsel übernehmen. Barbie sah Sterne. Susi stand in der Tür und starrte auf den Sternenhimmel. Ken schrie. Manchmal wünschte Barbie sich ein schwarzes Loch, nur ein kleines.

Rückwärtsschnellgehen bald ohne Frauen?

Immer weniger Frauen nehmen an nationalen und internationalen Wettbewerben zum Rückwärtsschnellgehen teil.
Sportreporter mit pfiffigen Kameras haben nachgewiesen, dass gerade bei Frauen während des Wettbewerbs lange Streifen von den Nasen ausgehen, die zwar die Geschwindigkeit verdeutlichen, in der sich die Kombattantinnen bewegen, aber auch unschöne Eindrück beim Betrachter hinterlassen.
Nummer vier läuft die Nase, oder was guckt da raus?, fragt ein durch den Startschuss aufgeschreckter und aufgeweckter Zuschauer.
Das will natürlich keine Frau, dass man ihr eine laufende Nase unterstellt, wo es doch momentan die Beine sind, die laufen.
Frauen legen Wert auf Ästhetik und melden sich von dieser Sportart ab.
Bei Männern fragt man: Hat der da einen Schäuzer, ober was ist das für ein Gewächs?
Der Unternasenbart à la Magnum liegt wieder voll im Trend, und aus der Abteilung Fußball meldet sich der Vokuhila-Schnitt Marke Rudi Völler aus dem Tiefschlaf.
Schade um die Frauen.

Malgucken mit Vassily Kannikski

Da hat uns Vassily Kannikski mal hinter die Kulissen bzw. die Staffelei gucken lassen.
Haben wir doch immer schon mal geflüstert: Mal gucken, wie so ein teures Bild entsteht.
Scheinbar ganz einfach:
Ein paar Striche hingekritzelt und dann ein paar Felder, die so entstanden sind, mit Farbe ausgefüllt. Das kann doch jeder. Tut er aber nicht. Vielleicht, weil er Meier oder Knüller heißt, und das sind eben keine Künstlernamen wie John Boy, Grün Klee oder Nickel Angelo Kelly.
Man muss nur aufpassen, dass man nicht über den Rand malt. Überdenrandgemalte Bilder sinken in ihrem Wert um 50% und werden dann unter "Sale" angeboten.
Danke Kannikski fürs Malgucken. Jetzt wissen wir, wie der Hase läuft.

Nächste Woche: NEU - Malen nach Buchstaben
Übernächste Woche: Malen ohne zu zahlen bzw. Malen ohne zuzuzahlen.
In drei Wochen: Malen ohne alles (Akt)
In vier Wochen: Das kleine Maleins

Wo man singt,...

Wo man singt, da lass dich ruhig nieder!, hieß die Botschaft einer missverstandenen Reformpädagogik und wahrscheinlich auch der Wandervögelbewegung.
Bedenke, welches Liedgut du über die Lippen schwingen lässt! Nicht jedes zieht die Wesen an, die du dir wünscht, dass sie sich neben dir niederlassen.
Gerade junge Menschen und Kinder neigen zu Stücken der volkstümlichen Hitparaden und deutschem Schlager, tragen dazu oft passende, gesamgesellschaftlich gesehen aber völlig unpassende Kleidung und erhalten nickende Zustimmung eines älteren Publikums, das sich an vergangene Hymnen erinnert und das Leben Revue passieren lässt.
Verdammte Schlampe, denkt Oskar, wenn er daran denkt, dass Mathilde ihn damals mit dem Abwasch von drei Tagen hat sitzen lassen, als ein fröhliches Geschwisterpaar in Lederhose und Dirndl den alten Carpendale-Schlager " Nimm den nächsten Zug und komm zurück zu mir!" in die Zuhörerschaft schmettert.
Mathilde war nie zurückgekehrt und Oskar hatte damals schnell die Wohnung gewechselt, nachdem er Annemie kennengelernt hatte.
Das Repertoire der Kleinen lockt aber noch andere Zeitgenossen an: Ein unzerstörbarer Köter aus Bronze und ein Stück Messingzierrat für Leute, die auf eine angenehme Wohnatmosphäre keinen Wert legen, versammeln sich erwartungsfroh.
Weitersingen! Denn es ist spannend zu sehen, was sich in den deutschen Abgründen versteckt hält und nur bei schlechter Musik ans Tageslicht kriecht.

Was ist los in der Tierwelt?

Wenn die Tiere "Spatz und Maus" spielen, sollten wir darüber nachdenken,
was aus unseren Katzen geworden ist.

Müde Nager

Müde sah der Nager aus, ich hätte ihn mit der bloßen Hand fangen können.
Was dann? Den Hals umdrehen? In eine Lebendfalle stopfen und an der Autobahn aussetzen? Ihm einige Körner Giftweizen in den Schlund stecken?
Ich bin kein Mörder, Tiermörder schon gar nicht.
Was der Nager frisst, kann nicht die Welt sein.
Auf der anderen Seite verhungern natürlich  Menschen, und der Nager macht sich darüber keine  Gedanken. Von seiner Mahlzeit könnte vielleicht ein fünfjähriger Junge satt werden. Das aber interessiert den Nager nicht. Und das macht ihn so unbeliebt.
Jetzt ist er müde, weil er verdaut. Hat sich den Wanst vollgefressen und kann kaum noch laufen.
Er ist an den Menschen gewöhnt und weiß: Der dreht mir den Hals nicht um. Der ist feige. Ich würd dem Menschen schon den Hals umdrehen, aber ich bin müde, weil vollgefressen.
Leben und leben lassen, denkt der Nager. Afrika ist weit.
Der Mensch könnte ja auch mal eine Mahlzeit auslassen. Dann wär auch eine Portion mehr auf der Welt. Denkt der aber nicht dran, sondern zeigt eher auf vollgefressene Nager. Sollen die doch hungern. Aber was unterscheidet den Menschen denn vom Nager? Ist der mehr wert? Leistet der mehr?
Bei der Umweltzerstörung vielleicht oder einem Marathonlauf, um sich die Kalorien, die überflüssig waren, wieder abzulaufen.
Es ist doch ein ewiges Hamsterrad.
Man tut etwas, um das auszugleichen, was überhaupt nicht nötig war, und vergeudet damit Zeit, Geld und Lebensmittel.
Ich mach erst mal ein Schläfchen, weil ich müde bin, dachte der Nager, denn sprechen kann er nicht.
Auch ich dachte über ein kleines Nickerchen nach.

Jauchzen

Vassily Kannikski: Juchzen und Jauchzen (2012)
Dem Juchzen fehlt nur a zum Jauchzen.
Da hat es das Frohlocken einfacher.
Selbst das Jubilieren ist besser dran.

Hinterher


Hinterher ist sowieso alles Vergangenheit, was vorher Zukunft war.

Brillenträger und Mode

Früher hieß es "Brillenschlange", wenn Brillenschlange über den Schulhof ging.
Eine Brille zu tragen war verbunden mit Unsportlichkeit, Verkorkstheit, Verkopftsein und Abgetrenntsein vom Leiblichen.
Brillenträger durfte man nicht mal schlagen, weil sonst die Brille kaputt ging. Brillenträger hatten also nur geringen Freizeitwert, weil niemand dauerhaft auf Brillenträgern herumhacken wollte, da die natürlich nicht aggressiv wurden. Es war keine Steigerung möglich.
Eigentlich waren sie zu nichts zu gebrauchen; wenn es brenzlig wurde, beschlug ihre Brille, weil sie heulten, und sie konnten nicht mehr richtig sehen, was die Gefahr vergrößerte, dass sie vor einen Baum liefen, wenn Gefahr im Verzug war, oder vor einen ähnlich großen und zerstörerischen anderen Gegenstand.
Heutzutage sind Brillen bereits in die Mode vorgedrungen und werden getragen, als seien es Kopf-Broschen oder besondere Arten von Diademen.
Brillen kaschieren heute Ungereimtheiten im Layout des Trägers und Ausrutscher der Natur. Große Nasen kompensiert man mit Riesenbrillen und schwarzem Gestell, verbeulte Köpfe erregen weniger Aufmerksamkeit, wenn man eine Brille präsentiert, die sofort Blickfang ist.
Wer sich schön glaubt, hofft auf mehr Schönheit durch eine Designer-Brille; wer hässlich ist, der will glauben machen, dass er steinreich ist, weil er sich mit 0, Dioptren eine superteure Calvin-Klein-Brille leisten kann.
In Wirklichkeit aber sind Brillenträger  behindert, denn sie können so schlecht sehen, dass sie ein Hilfsmittel vor die Augen und an die Ohren schieben. So einfach kann die Welt sein.

Georg Krakl: Ach, diese Neffen (2012)

Vassily Kanniksky: Neffen eben. So sind sie.(2013)
Mitnichten
ist mit Nichten
je ein Tag verschwendet.

Mitneffen
ist mit Neffen
dann wohl, je nach dem, auf wen sie treffen,
deren Schicksal arg gewendet.

Nichten sind so still und gut.
Neffen, tun, was Neffe tut.





Nichten
helfen Wichten.

Neffen
kläffen.

Nichten sind wie Katzen:
Schnurren, wenn die Neffen kratzen.

Neffen sind wie Schuhe:
Oben dicht und hinten zuhe.
Eng geschnürt,
im Kopf püriert.
Denken mit dem Unterleib:
Hauptsache, ein Weib.

Neffen, die versteh'n sich schlecht mit
Cheffen,
weil die ganz genau so sind wie sie.
Vorne Stock und hinten Ski.



Weisheiten im Alltag: Immer eins nach dem anderen essen

Solange du noch einen Tennisball oder eine Wollsocke im Mund hast, solltest du kein rohes Schweinenackensteak essen.

Fragen an die Erde


Dass die Erde überwiegend blau ist, haben Fotos aus dem Weltall längst bewiesen. Dass sie es deshalb nicht immer leicht hat, besonders, wenn die Ernüchterung einsetzt, liegt auf der Hand.
Dass der Mensch ihr die Sorgenfalten auf die Oberfläche treibt, kann sich jeder Mensch, der nach innen schaut, vorstellen.
Die Erde schrumpft.
Sie ist klein geworden. So wie alte Menschen klein werden. Und die Erde ist sogar noch viel älter, als der älteste noch lebende Mensch.
Man kann sich vorstellen, wie groß sie mal gewesen sein muss.
In diese Prozesse des Schrumpfens, des Kleinerwerdens, des Faltenwerfens und des Blauseins stellt sich zu allem Überfluss die Frage: Großer oder stiller?
Quer über ein völlig blaues Stück Erde platziert sich diese Frage dickfellig und hofft auf Beantwortung!
Aber wer will denn wirklich wissen, ob großer oder stiller? Oder muss es heißen "größer oder stiller"? Kann man denn still überhaupt steigern? Entweder ist es still, oder man macht Geräusche!
Trotzdem: Es ist eine Riesenfrage. Die Frage ist etwa 2000 km lang! Vielleicht sogar noch länger.
Aber: Wer will denn die Antwort wissen, wo die Frage eigentlich gar keinen Sinn ergibt?
Wer oder was konkurriert hier denn? Großer oder stiller.
Ich bin nicht Stiller, ließ einst Max Frisch seinen Protagonisten von "Stiller" schreiben.
"Großer" ist dagegen bisher in der Literatur ein Unbekannter.
Vielleicht geht es ja auch gar nicht um Literatur, sondern um Musik. Und dann ergibt die Frage erst Recht keinen Sinn.
Als wenn die Erde nicht genug anderes zu bedenken hätte! Zum Beispiel: Warum bin ich überwiegend blau und schrumpfe?

Vladimir Kannikski - Schwarzweiß (2012)

Das hat sich Kannikski mal wieder fein einfach gemacht. Die Welt ist schwarz-weiß und weil ihm die Farbe ausgegangen ist, wird eben in schwarz-weiß gekleckert.
So einfach ist das nicht, denn die Welt ist rund und kunterbunt. Das hat Kanniski wohl übersehen, obwohl man ihm Farbenblindheit nicht attestieren kann, seit er bei Rot über die Straße getorkelt ist. Das ist eine andere Geschichte.
Hier geht es darum, dass Kunst Anstöße geben soll, dass Kunst Menschen erreicht und sie zum Nachdenken bringt. Der Schalker hält seine Welt für blau-weiß, der Dortmunder für schwarz-gelb und die 11-Jährige eines Bildungsbürgerhaushaltes für komplett rosa. Ja, wo sind wir denn gelandet?
Kanniksi sollte sich das noch einmal überlegen: Etwas Wasser und das Machwerk eingeweicht und dann großflächig mit dem Pinsel  verschmiert, dann wäre es wenigstens eine Kritik an dem, was Kunst heutzutage hergibt: Ein dreckiges Grau, die Vorstufe zum Grauen.
Da lobe ich mir meinen alten Tuschkasten, der bietet in seinen Mischfelder mehr Modernes als der gesammelte Kannikski samt seinen Kumpanen überhaupt bieten könnte.


Element of Crime: Ich hab dich immer nur geliebt

Plattenkritik
"Du wirst ein Schnittchenschmierer sein,
mein Freund, wenn ich mal nicht mehr da bin!"
Das höre ich mir also an, sanft an der Bastau entlangtrabend, die Ohrhörer unter der Synthetik-Mütze festgeklemmt. Es sind -3° Celsius, ich schwitze trotzdem, weil ich laufe. Eigentlich wollte ich mein Hirn ausschalten und tranceartig laufen und dabei ein paar Songs, etwa von Element of Crime, so nebenbei hören.
"Du wirst ein Schnittchenschmierer sein!" Muss ich mir das singen lassen? Ich meine, was habe ich mit dem Text von Element of Crime zu tun?
Unauffällig schiebt sich ein Bild vor die Mattscheibe, die doch leer bleiben sollte. Es ist 6 Uhr 10 in der Frühe, ich stehe in der Küche. Ich schmiere Schnitten für den Arbeitstag. Sechs Stück, genau abgezählt, zwei werde ich auf der Hinfahrt im Auto essen, den Rest auf später verteilen.
Ich schnmiere selbst. Darauf bin ich stolz! Welcher Mann hätte früher seine Schnitten selber geschmiert? Keiner! Da war die Frau zuständig, die die belegten Brote in die Butterbrotsdose presste und eine Thermoskanne Kaffee dazu in die Aktentasche stellte, die sonst nichts enthielt.

Hör mal, Meister Element, Meister Regner, ich bin ein Schnittenschmierer. Ok, ich schmiere gern, weil das schneller geht; erst den Käse schneiden, dann belegen, vorher Margarine drunterstreichen, das ist Zeitvergeudung. Aber ich schmiere Schnitten mit Schmierkäse, große Scheiben, aus denen Stullen, wie sie der Berliner nennt, werden. Ich bin kein Schnittchenschmierer. Warum regt mich das auf?
Ich kann doch gelassen bleiben: Schnittchen werden nicht geklappt, sie sind oft geviertelt oder haben die Form von Dreiecken und können mit Gurken oder Silberzwiebeln verziert werden.
Schnittchen werden auf sechzigsten Geburtstagen gereicht, sie sind Partynahrung der Eltern. Wenn man sich nichts anderes einfallen lassen kann, weil einem die Phantasie fehlt oder man die Landesgrenzen nie überschritten hat, man nie die Speisen fremder Länder gekostet hat, dann greift man zum Schnittchen, das man vorher geschmiert hat. Zum Schnittchen passt ein Weichei.
Mein Puls hat sich beruhigt, ist wieder auf Lauflevel. Element of Crime haben ihren Titel runtergedudelt. Ich bin froh, doch einmal über Schnittchenschmierer nachgedacht zu haben.
Blödes Lied, eigentlich. Drei Akkorde, vielleicht vier. Sitzendpinkler kommt auch drin vor.... Und Tierfilmgucker.

Botschaften im Alltag

Fort ist die Reinigungskraft und hat im trauten Heim eine Botschaft hinterlassen:
Auch wenn ich anderen Glaubens bin, so wisset doch, ihr, die ihr in einem 4-Sterne Haushalt lebt, lasset euch drei Lichter aufgehen und nehmt einen der güldenen Taler, denn es ist bald wieder soweit!
Es wird wieder weihnachten!
Heute in einem halben Jahr ist bereits der 2. Dezember. Fanget nun an, und kaufet Weihnachtsgeschenke, die Wirtschaft kann es brauchen, denn momentan gehen nur Badehosen und billige Sonnenbrillen. Schlecker gibt auf mit Sonderangeboten, nach denen man sich die Finger schleckt.
Auch wenn ich euch dieses alles aus tiefstem Herzen sage, so habe ich doch Fernweh, das eure schlichte Fernbedienung nicht stillen kann.
Solange ihr aber eure Füße unter einem Tisch habt, der euch gehört, tut ihr gefälligst das, was ihr sagt.
"Den Wein achten an Weihnachten" möchte ich euch zum Schluss noch auf den Weg geben, auch wenn ihr im Sofa sitzen bleibt und die Füße unter den Tisch streckt, der der eure ist, denn Wein fehlt.
Weinet aber deshalb nicht, denn sonst ist alles in Ordnung. Mein Gehalt könnte mal wieder angehoben werden. Gebt nicht erst mit kalter Hand, dann dann ginge ich wohl leer aus.
Es ist auch nicht alles Glas, was glänzt. An der verschmutzte Tischplatte habe ich geschlagene 10 Minuten gesessen, mal so nebenbei.
Ansonsten: Bis nächste Woche, gleicher Ort, gleiche Zeit.

Philosophischer Tisch: Wenn nicht vorne, dann hinten

Ein erneuter Versuch, die Welt in drei Sätzen zu erklären, ist bislang erfolglos geblieben. Der Halbweise Friedrichsen von Henne fährt mit der Behauptung auf, einer dieser Sätze sei "Wenn nicht vorn, dann hinten", um den Altweisen Norm Edwinsky zu überzeugen, weises Verhalten gipfele in der Abwesenheit von Ärger und Aufregung. Sein Einwand, es handele sich hier nicht um einen vollständigen Satz, ließ Friedrichsen nicht gelten und beharrte auf seiner These, auch wenn diese erst mal rein intuitiv und aus dem Ärmel heraus entstanden sei. Staunen sei ja auch ein wesentliches Element der Philosophie, ebenso wie in einer Tonne in der Sonne liegen und Leute zu verärgern, die in der Sonne stehen und auf den frischen Sandzeichnungen des Erkenntnissuchenden herumtrampelten. Diesen Seitenpfad der Philosophie wollte dann aber keiner mehr beschreiten, sodass die Kernfrage lautete: Ist es denn, wenn nicht vorn, so dann wenigstens hinten? Als Beispiel ein schlichter Kanal: Bereits hier wird deutlich, welche schwierige Frage sich die Disputanten gestellt haben. Wo ist bei einem Kanal vorn, wo ist hinten? Man kann zwar durch Erfahrung die Seitenbegrenzungen festlegen, etwa durch einen einfachen Blindschwimmversuch, in dem der schmerzhafte Schädelkontakt mit der betonierten Kanalwanne anzeigt, wo Ende ist, aber Aufschluss über das hinten-vorn-Problem gibt es nicht. Die Vollweise Petra Töne-Nagel intervenierte und glaubte mit einer Variation des friedrichsenschen Satzes Terrain zu gewinnen und vielleicht sogar eine neue philosophische Abteilung zu installieren: Wenn nicht von vorn, dann von hinten. Friedrichsen verwarf diesen Gedanken als tendenziös. Der Disput wurde schließlich von der Äußerungen einiger Halbweisen über Krampfadern im Genitalbereich übertönt und unschön abgebrochen. Offen bleibt die Frage, ob Friedrichsen wirklich einen von drei Sätzen gefunden hat, der die Welt erklären kann, oder ob dazu mindestens fünf Sätze gehören. Letztlich setze sich Friedrichsen unter Leistungsdruck, stellte Edwinsky abschließend fest, und das sei unter Philosophen in der Regel nicht üblich.