Georg Krakl - Rehe und Krähe

Wenn ich Rehe
sehe,
während ich, was paradox, auf einem Hochsitz stehe,
wünscht' ich, dass ich eine Krähe,
die was krähte und das beste Saatgut säte,
sähe.
Wenn ich keine Rehe
sehe,
während ich, was paradox, auf einem Hochstand sitze,
wünscht' ich, dass ich eine Berberitze,
die was in mein Holz reinritzte,
-ja, vielleicht ein Herz-,
dabei vor Eifer schwitzte,
sähe.
Und nicht immer diese blöde Saatgutkrähe,
die ich tief im Inneren verschmähe.

Ach, ihr Böcke und ihr Ricken,
lass euch hier nicht blicken!




Alte Naive für Dötschland: Impfpflicht

Impflicht
für den Pimpf nicht.

Georg Krakl - Zipfel zu Schwertern!



Weichlich weich,
dann hart und härter,
werden aus den Zipfeln, manchmal gleich
und manchmal später, Schwerter.

Unbeschwert
der Stahl dem Kampf entgegen!
Doch nicht unversehrt
zu bleiben käme ungelegen.

An Erfahrung und Blessuren reichlich reich
wünscht das Schwert, es wäre wieder weich.

Georg Krakl - Möhren und Gurken

Schecksohn Pollack -
Schweiz/Alles nur geklaut (2019)
Auf Föhr, da leben Föhren,
und in meinem Garten Möhren,
und ganz grüne große Gurken.
In der Schweiz, da leben Schwarzgeldschurken.

Auf alle Föhren,
Gurken, Möhren
könnt ich schwören.

Die Schwarzgeldschurken muss ich gottseidank nicht sehen,
weil die Alpen davor stehen.


Treppenstufenkontingent

Beim Treppensteigen gestern dachte ich so bei mir: Gibt es wohl ein lebenszeitliches Treppenstufenkontingent? Sagen wir: 400 000 Stufen rauf, 400 000 runter. Wenn die aufgebraucht sind, ist es aus mit Treppensteigen. Und wer nicht mehr rauf kommt, muss ja auch nicht wieder runter.
Dann dachte ich weiter, ob man Frauen vielleicht zu viele Gefälligkeiten erweist. Müll runterbringen, Kartoffeln hochholen, Wäsche runterbringen, nach dem Waschen wieder raufholen, und vor allem: Dauernd die bestellten Pakete hochholen und hinterher die Rücksendung wieder nach unten bringen. Besonders problematisch ist es, wenn man im  ersten oder zweiten Stock wohnt. Dann kann so ein Kontingent schnell aufgebraucht sein, je nach dem, wie viel die Dame im Internet bestellt. Frauen leben länger, heißt es in  der Statistik und das kann man auch in  der Umgebung beobachten. Wie viele alte Frauen sitzen ohne Partner rum, machen sich aber trotzdem einen schönen Tag mit Kuchenessen und Bustouren zum Spargelessen. So als seien sie ganz froh, dass der Mann viele Stufen für sie gegangen ist und sein  Treppenstufenkontingent schneller verbraucht hat und damit früher aus dem Leben scheiden musste.
Man kann überlegen, der Frau die Bitte, an die Tür zu gehen und nachzusehen, wer da geklingelt habe, abzuschlagen. Vielleicht hätte man mittelfristig eine längere Lebenserwartung. Aber wie reagiert die Frau auf eine abschlägige Antwort? Wohl doch eher mit Unwohlsein und Übellaunigkeit. Das wäre die Hölle für den Treppensteigenverweigerer. In der  Hölle mit erhöhter Lebenserwartung  zu schmoren, das könnte eine Quälerei werden. Dann lieber ein kurzes Leben im Paradies. Obwohl: Treppauf, treppab, treppauf, treppab - So sah das Paradies ja wohl auch nicht aus.
Vielleicht gab es aber auch gar kein Treppenstufenkontingent und meine Sorge war unberechtigt. Ich wurde dann doch in meinen Überlegungen unterbrochen, weil es an der Tür klingelte. Ich bin dann trotz meiner schweren Gedanken die 35 Stufen hinabgestiegen; es war mal wieder DHL mit einem Paket. Es hätte aber auch die Schwiegermutter sein können, und die wartete nicht gern vor der Tür, wenn sie langanhaltend auf den Knopf gedrückt hatte. Vielleicht waren Himmel und Hölle auch nur eine Erfindung der Kirche, um die Leute bei Laune zu halten.

Georg Krakl - Der Kranich

Der Kranich
kann nich'
hören.
Ach, ich glaube,
der ist wohl eine Taube.