Endreimlyrik: Georg Krakl - Kugeln (2009)


Kugeln aus Eisenschmiere!
liegt am Boden
und ähnelt den Hoden
der weisen Stiere.

Georg Krakl: Sandalen zur Sommerzeit (2009)

Sandalen
ihr habt mich getragen
weit weg von Wandalen
wie kann ich es wagen
euch gegen Schuhe zu tauschen
am Glanz feinen Leders mich wild zu berauschen
ihr habt mich getragen
und doch will ich wagen
mit Schuhen an Füßen
für diesen Frevel zu büßen

Irrglaube: Deutsche Post

Lange Jahrzehnte herrschte in Deutschland der Irrglaube, man könne der Deutschen Post nicht das Wasser reichen.


Wettbewerb: Das hässliche Gesicht

Ramona P. aus Hamburg konnte Platz 1 erreichen in der Kategorie: Hässliches Gesicht unter Zuhilfenahme des Zeigefingers der rechten Hand. Das Publikum war nicht ganz zufrieden mit der Entscheidung der Jury, da die Umsetzung der Aufgabe sehr schlicht ausgefallen war: Das Thema Nasebohren hatte auch die die Plätze 1 der Vorjahre zurück bis 2000, die allesamt von Ramona P. belegt worden waren, ausgenommen das Jahr 2003, in dem der Wettbewerb ausgefallen war. Allerdings musste sich die Jury wieder mal gegen das Publikum entscheiden, da Ramona die einzige Bewerberin war. Es ist wohl ein Zeichen der heutigen Zeit, dass sich die meisten Menschen als schön empfinden, obwohl vielen eine Grundhässlichkeit in die Wiege gelegt worden ist, die sie mit ein paar Fingergriffen in eine echte "Hackfresse" verwandeln könnten, wie es der jugendliche Volksmund sagen würde. Der Schönheitswahn in Kombination mit realitätsferner Selbeinschätzung soll im nächsten Jahr für die geringe Teilnahme an dem Wettbwerb verantwortlich gemacht werden. Bis dahin bleibt allerdings noch alles offen.

Mutter-Sohn-Beziehung: Tragik mit Fassung

Mutter, hörst du mich, ich bin's, Günter, ich komme mir so klein vor, auch wenn ich lässig mit dem Handy herumstehe und meinen guten Anzug trage, nein das kannst du nicht sehen, ich weiß; ich habe jetzt eine weibliche Vorgesetzte, eine echte Schrappnelle, so eine, die glaubt, ein Mann sein zu können, überall, Mutter, sehe ich jetzt riesige, längliche Objekte, hart und aufrecht stehen sie an tausend Orten in der Stadt, wo du hinsiehst, und ich davor, klein, unbedeutend. Ich habe Angst, seit Irmchen mich verlassen hat, nur wegen Ines, das hat doch nichts bedeutet, also mir nicht, gut, was Ines davon gemacht hat, meine Güte, das ist ja wohl kein Staatsakt und sofort zu Irmchen, und die Heulnummer abziehen, so sind die Frauen, nein, Mutter, du natürlich nicht, ich weiß, dass du mich verstehst. Ich schaue gerade das Bild von dir an, Mutter, das ich immer bei mir trage. Mutter, was soll ich tun? Einfach nicht hinsehen? Ach so, das Bild schon, die Objekte nicht? Und die Vorgesetzte? Also, komm, so gut sieht die nicht aus. Wieso egal? Also etwas Ästhetik gehört dazu, muss ja nicht gleich Liebe sein. Und was würde Irmchen dazu sagen? Jaja, Irmchen ist weg, ich weiß.
Und diese vielen Säulen und Pümpel und Pröppel und Klötze und Polder und wiesiealleheißen,Mutter? Ich fühle mich belagert. Was heißt hier, ich ticke nicht richtig? In dem Ton kannst du mit mir nicht reden! Nein, ich werde nicht mit der neuen Vorgesetzten, auch wenn das kein Oppurtunismus ist, jaja, nur Überlebensstrategie, was sind das? Versagensängste, die vielen Pümpel und Metalldinger hier? Komm, jetzt hör auf, das kannst du doch gar nicht beurteilen. Ich mich bei dir ausheulen? Ach, das ist dir jetzt lästig, aber rumsülzen, du kannst immer zu mir kommen, ich bin doch deine Mutter undsoweiter, weißt du, Mutter, du bist eben auch nur eine Frau! Nein, ich werde jetzt nicht unverschämt, das sind Tatsachen, nackte Tatsachen, damit musst du dich auch abfinden, wer hat denn Vater aus dem Haus getrieben? Weißt du was, Mutter, du kannst schon mal meinen Koffer packen. Ja, was, wo ich denn hinwill? Das werde ich dann schon sehen. Dann gehe ich ins Hotel, andere schaffen das auch! Wieso? Guck dir doch Udo Lindenberg an, der wohnt seit Jahren im Hotel. Ich lege jetzt auf. Was jetzt, ok, ein Handy kann man nicht auflegen, das ist es doch, was mich an dir so nervt, dieses ständige Klugscheißern und Besserwissen, nein ich will keinen Rinderschmorbraten heute Abend, nein, auch wenn das mein Lieblingsgericht ist. Schluss jetzt, Mutter, ich lege nicht auf, das geht ja gar nicht, wie du schon richtig bemerkt hast, mein Akku ist leer. Ich soll nicht zynisch werden? Ich werde nicht zynisch. Ja, genau. Und es gibt hier keine Steckdose zum Aufladen. Nein, hier gibt es nur, genau, lang, hart, aufrecht, ganz genau, du hast es begriffen, ja, danke, Mutter, nein, ich dich im ALtersheim unterbringen, wie komm ich denn dazu, nein, du musst schon selbst zurecht kommen, nein, das hast du dir jetzt vermasselt, gut, nach dem Essen, aber du packst den Koffer. Der Akku, Mutter, der Akku ist leer, ja, der piept schon, nein, das kann man nicht hören, nein, dann wüsste ja jeder, dass mein Akku leer ist. Wo kämen wir dann hin? Tschüss dann, nein, ich bin nicht sauer.

Zukunft

Wählen gehen!

Grelle Blautöne erzeugen allergische Hautreaktionen

Mal abgesehen, dass wir uns Cowboys immer anders vorgestellt haben, schmucker, dezenter und schnieker eben, auf rassigem Pferd, das tänzelnd auf den anstrengenden Ausritt wartet, die Colts lässig an der Hüfte baumelnd, in gedeckten Farben, die ihn fast mit der Umgebung verschmelzen lassen, so haben grelle Farbtöne in dieser Vorstellung nichts zu suchen. Hoss, der Dicke der Cartwrights, hatte schon einen komischen Hut und fiel dadurch unangenehm auf, aber auch, weil er immer so lange brauchte, bis er seinen Colt gezogen hatte, und lieber in der Nähe von Hop-Sing herumlungerte, der das Essen auf der Ponderosa kochte. Aber grellblaue Hosen mit Kniestrümpfen zum Standard für Westmänner zu erklären, schlägt einem Fass den Boden aus. Dass diese hässliche Farbe allergische Hautreaktionen nach sich zieht, ist eine üble Folge für den Träger. Rote Hautverfärbungen an wichtigen Körperteilen lassen Rassismus in Amerika und der Telewelt Europas wieder aufkeimen: Rothäute!, schreit der bedrohte deutsche Mensch, wenn ihm ein Neo-Revolverheld entgegenwankt, breit- und o-beinig aufgrund zerrittenerUnterleibsbereiche. Und sofort wird an Erschießen, Skalpieren und Prämienkassieren gedacht. Also, weißer Mann: Zieh dir keine grellblauen Sachen an! Ruckzuck bist du rot! Und, was sich darauf reimt, hat die amerikanische Geschichte ja gezeigt.

Georg Krakl: Deutsche Lyrik (2009)



Schiff im Hafen,
hast du gut geschlafen?
Du siehst noch müde aus, kaputt und voller Trauer?
Mich überkommt ein Schauer,
wenn ich solchen Schwachsinn lese.
Schiffe schlafen nicht, sie sind nicht müde, auch nicht traurig. Nur kaputt.
Und brauchen eine Schulter, um sich auszuruh'n.
Das tut
den Sturmgeprüften gut.
Dagegen bin ich nicht immun
Und gebe meine Schulter her für eine gute Sache,

auch wenn ich leise über deutsche Lyrik lache.

Denkmal mahnt zur Sauberkeit

Der Hamburger ist den restlichen Deutschen um ein Denkmal voraus. Jahrelang zerstritten mit den Besitzern von Hunden, die ihre zotteligen Kläffer ungeniert auf den Gehwegen ihr Geschäft verrichten ließen, hat man sich nun besonnen und will über Metallstücke das Bewusstsein der Bürger verändern. Erinnerung und Mahnung zugleich sollen die Würsten ähnlichen Bronzegüsse sein: Bürger, halt deinen Hund fern von Gehwegen! Mit Kotauffangbeuteln in der Hand richtet der Bürger jetzt sein Augenmerk auf den sich möglicherweise windenden oder krümmenden Leib des Bellers. Wenn aufgrund eingeschränkter Wahrnehmung eine Kollision mit der Bronzewurst passiert, wird die Wirkung von Kunst quasi verdoppelt. Es muss nicht alles sinnlos sein, was teuer ist und in der Gegend herumsteht.

Entsexualisierung von Fotos

Die moderne Fotografie verzichtet weitgehend auf erotische Momente in ihren Produkten. Seitdem Frauen herausgefunden haben, dass sie ein Rcht auf das eigene Bild haben, auch wenn es von Männern gemacht worden ist und diese standfest behaupten, es sei doch ihre Kamera gewesen und sie sollten sich gefälligst nicht so anstellen, verzichtet der Profifotograf zunehmend auf die Ablichtung weiblicher Personen. Immer mehr Fotografierte scheuen nicht den Weg zum Anwalt und anschließend vor Gericht, um sich Tantiemen zu sichern oder eine Unterlassungsklage anzustrengen. Moderne Fotos erkennt man daran, dass sie in erster Linie neutrale Gebäude zeigen und Frauen nur, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht haben, voll bekleidet sind und ihr Unterleib von Mauern, Büschen oder einem Papierkorb verdeckt ist. Schließlich verzichtet man auch auf die Darstellung der Vorderansicht und beschränkt sich auf den Rücken, maximal in Kombination mit dem Halbprofil, wobei die Nase nicht sichtbtbar sein sollte. Erst wenn eine Person eindeutig erkennbar ist, kann sie ihr Recht auf das eigene Bild einklagen. Schade, dass die Rechtslage mal wieder den ganzen Spaß aus einem Bereich verbannt, der durch die Digitaltechnik bereits alle Haushalte erreicht hat.

Volksweisheiten: Zeigt her eure Schuh'

Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh, dann sag ich euch, wes Geistes Kind ihr seid. An den Schuhen sollst du deinen Mitmenschen erkennen und einsortieren: Dass immer mehr Schüler Turnschuhe tragen, spricht von dem Wunsch nach geistiger Beweglichkeit, sodass sogar die Schulministerin überlegt, demnächst im Landtag die Pumps gegen ein paar Basketballstiefel ausztauschen. Auf die auffälligen Füße zu achten, lenkt vom Gesicht ab und suggeriert erst mal: Hier steht kein verkopfter Mensch, aber auch kein reiner Bauchmensch, hier steht jemand mit den Füßen auf dem Boden, hat dazu aber genügend Distanz, um die Basis des Tuns kritisch zu betrachten. Da sich das Turnschuh- und Schuhbild gerade bei Kindern und Jugendlichen sehr gut differenzieren lässt, plant das Ministerium im Zusammenarbeit mit der Turnschuhindustrie, Schulanfänger und Schüler zu kategorisieren und auf die Schulformen zu verteilen. Gute Nike-, Reebock und Adidasschuhe qualifizieren zum Gymnasium, ebenso Puma und Asics. No name-Produkte von Discountern deuten auf einen Hauptschulbesuch hin; der feste Straßenschuh von Lloyd oder Rieker, kein klassischer Turnschuh im eigentlichen Sinn, in der gehobenen Qualität befähigt zur Realschule. Bei der Zuordnung zur Gesamtschule tut sich das Ministerium schwer, da es sich immer wieder klar machen muss, dass es diese Schulform überhaupt gibt. Man könnte sich an den Gedanken gewöhnen, dass Kinder, die bei Sonnenwetter in Gummistiefeln auftauchen, die Birkenstocksandalen bei festlichen Anlässen tragen bzw. in Skistiefeln im Sandkasten spielen, diese "Schulform" besuchen sollten. Holzschuhträger gehörten in die Kategorie und Kinder in Sicherheitsschuhen mit Stahlkappe oder mit Schwimmflossen.

Falsche Getränke isolieren

Immer häufiger werden Menschen angetroffen, die von ihrer Umwelt isoliert werden, weil sie das falsche Getränk trinken oder das falsche Aufbewahrungsgebinde gewählt haben. Gerade junge Männer, die auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens unterwegs sind und auch mal eine kleine Verschnaufpause machen wollen, trifft das besonders hart. Wo eben noch 30 rüstige Rentner auf der Mauer zur Binnenalster sitzen, ist es plötzlich öde und leer, nur weil sich Jürgen, ein sinnsuchender Sechsungzwanzigjähriger mit seinem kohlensäure- und farbstoffhaltigen Zuckerwasser, das er in einem Plastikbecher nebst Strohhalm und Deckel herumführt, dazugesellt hat. Angeblich fahre ihr Bus jeden Moment, ist die dilettantische Ausrede. Aber Jürgen muss die Botschaft anders verstehen: Wir wollen dich hier nicht, und bevor wir aggressiv werden, damit du gehst, gehen wir und fahren mit dem Bus, weil der sowieso gleich fährt. Schließlich müssen wir um halb 3 im ANKER sein, denn da gibt es Kaffee und Zuckerkuchen auf Keramikgeschirr.
Anders wäre es, wenn Jürgen den Sinn seines Lebens bereits gefunden hätte.

Rita Schlapper-Hammermann: Collage für Anfänger

Collage ist ja was für Leute, die nicht malen, stricken oder Makramee können. Man glaubte früher, dass es das Einfachste sei, wenn man sich ein paar Sachen zusammensucht, die keiner mehr braucht, auf einer Pappe zusammenklebt und im Notfall, wenn es nämlich trotzdem blöd aussieht, weiß anstreicht. Mit etwas Geduld, wenn die Farbe trocken ist, hat man in ein bis zwei Tagen eine schöne Collage, die man verschenken kann. Häufig erlebt man, dass die Beschenkten die Collage gar nicht aufhängen, weil sie die, obwohl sie weiß getrichen wurde, nicht mögen, sodass bei späteren Besuchen und bei Nachfragen, wo das Objekt denn hänge, plumbe Ausreden wie "Wird gerade in der Werkstatt etwas aufgemöbelt" oder "Haben wir neu streichen lassen, muss noch trocknen" hervorgequält werden, die den Gedanken nahe legen, die Freundschaft zu kündigen. Da empfiehlt sich der preiswerte Ausdruck einer Digitalcollage. Man nimmt einen beliebigen Rahmen und schmeißt ihn wahllos in der Gegend herum, etwa auf die Geleise der nahen Bahnstrecke, zückt die Kamera und macht ein paar Bilder, die ruckzuck im Sofortbildautomaten ausgedruckt werden. Rahmen kaufen erübrigt sich, denn der ist ja schon dran. Eine preiswerte Sache, die für 30 Cent schon zu haben ist. Da ärgert man sich nicht, wenn das Bild keiner aufhängt, sondern seine Kaffeetasse draufstellt und es anschließend wegwirft, weil man gekleckert hat.

Schule in NRW: Björn-Haut-Syndrom

Immer mehr LehrerInnen klagen über frühzeitigen Verschleiß; früher hat man diese Leute, ähnlich wie bei der Post, in den Ruhestand geschickt. Mittlerweile aber weiß man, dass das Luschen sind, die über dieses Syndrom klagen und hat die Arbeitszeit einfach um 2 Jahre verlängert. Wollen doch mal sehen, wer da durchkommt, so Rhabarber Sommer. Dass nur Björn haut, ist natürlich nicht richtig, es sind auch Marvin, Lukas, Lucas, Max, Dustin, Tim,Fynn, Luca, Leon und Louis. Manchmal auch Felix. Aber: Björn kann mittlerweile auch ein Mädchen sein, denn hier ist die Hemmschwelle extrem gesunken, die Zeiten der schönschreibenden, angepassten und im sechsten Schuljahr ungeschminkten Mädchen sind vorbei. Für Björn rütteln Hanna, Lea, Leonie, Emily, Lara, Laura und manchmal auch Kimberly an den Nerven der Pädagoginnen. Stellvetretend für alle Unholde, männliche wie weibliche, muss Björn herhalten, ein Unikum, das kaum noch in der deutschen und nordrheinwestfälischen Schullandschaft vorkommt. Wer kennt denn noch Namensgeber Björn Borg, der uns damals unsäglich durch seine Tennisballaufschläge genervt hat, weil er Schwede war, bis endlich unser Bobbele kam? Der hat jetzt zum zweiten Mal geheiratet, da weiß man, wie lange das her sein muss.
UndBjörn HAUT ja nicht nur, nein er/sie schreibt ab, heult, lügt, schreit, wirft Papierkugeln, klaut Portemonnaies, obwohl er/sie das Wort überhaupt nicht schreiben kann, rennt durch die Klasse und pinkelt in Papierkörbe oder in fremde Turnschuhe.
Den PädagogInnen sitzen die Handflächen locker, gerne würden sie zischen: Der braucht mal den Arsch versohlt!, oder: Mandy braucht wirklich einen stumpfen Impuls! Aber das geht natürlich nicht. So kehrt sich die berechtigte Aggression nach innen mit all den negativen Folgen, über die dann gejammert und gestöhnt wird. Weitermachen bis 67! ist die Parole aus dem Bildungsministerium, das sich freut, weil es Geld spart und nicht selber unterrichten muss. Selber schuld. Wer auch immer.

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Der weise Mann sagt: Sei wie das Huhn


Der weise Mann sagt:
Sei wie das Huhn, das hoch hinaus will, aber mit beiden Füßen auf dem Dach steht.

Der weise Mann sagt: Erleuchtung


Der weise Mann sagt:
Etwas Druck gehört zu jeder Erleuchtung.

Hübsche Bilder selbst gemacht

Wer seine heimischen Wände dekorieren möchte, dem sei hier ein Tipp auf den Weg gegeben:
Das eigene Haus mal in richtig kräftigen Farben anstreichen, etwa in Knallrot und Fensterblau, die Büsche in Giftgrün umspritzen und dann ein schönes Foto mit der Digitalkamera machen. Das Foto in Postergröße ausdrucken, einen schönen Rahmen drumnageln und fertig ist das Bild an der Wand. Einfacher kann Kunst nicht sein, billiger wahrscheinlich auch nicht, denn ein Originalgemälde kostet doch beträchtlich, wohingegen beim Heimkünstlerverfahren nur die Farbe und der Anstrich bezahlt werden müssen, das Foto und der Rahmen sind läppische "Peanuts". Der Besuchereffekt entschädigt allemal: "Hey, das Bild kenne ich irgendwie?!" Dass der Gast gerade vor dem Objekt gestanden und den Klingelknopf gedrückt hat, lässt den Gastgeber und stolzen Bildbesitzer schmunzeln.

Betrügerische Ritter unterwegs

Jeder weiß: Ritter, das bedeutet Mittelalter. Den ganzen Tag liefen die Ritter in ihren schweren Eisenrüstungen herum und schlugen mit dem Schwert nach bösen Feinden, oder sie fetteten sich gegenseitig die Scharniere ein, damit sie beim abendlichen Zechgelage nicht quietschten. In ihrer Freizeit hängten sie den Schild auch mal auf den Rücken und machten Gewaltmärsche durch die Innenstadt bzw. die Innenburg, um fit zu bleiben. Jeder sollte sehen, wofür hier Geld ausgegeben wurde.
Mit Fotos von ihrem harten Arbeitstag versuchen heutezutage Betrüger auf sich aufmerksam zu machen und Steuergelder zu ergaunern, die ihnen gar nicht zustehen, sondern armen, verkrachten Banken. Der aufmerksame Bürger kann aber schnell diese Masche durchschauen, wenn er etwas genauer hinsieht: Erstens gab es zur Ritterzeit noch keine Fotoapparate, zweitens benutzten sie Pferde, um sich fortzubewegen und keine Motorroller, drittens hatten Frauen mit großen Hüten überhaupt nichts auf der Straße zu suchen, die mussten damals schön auf oder in ihrer Kemenate bleiben. Wer auf diese Kenneichen des Betrugs achtet und den Rat befolgt, immer kritisch auf den Mitbürger zu blicken, dem kann wenig passieren, zumal die meisten sowieso keine Steuergelder auf der Tasche haben.

Trost für traurige Betonhocker


Ach,trauriger Betonhocker, stehst herum und fühlst dich verlassen, die Welt kalt und grau, die harten S-Steine unter dir lassen dein Leben noch hoffnungsloser erscheinen, als du es bisher empfunden hast. Welchen Sinn hat dein Dasein, wer auf der Welt will sich auf dich setzen, sich vielleicht einen Wolf holen oder Hämorrhoiden, weil du zu kalt bist? Dabei bist du voller Gefühl. Du kannst traurig sein, du kannst fröhlich sein, du kennst alle Nuancen des Gefühlslebens.Vielleicht kannst du das nicht so zeigen, aber wer einmal auf dir gesessen hat, weiß, dass sein erster Eindruck getäuscht hat. Aber sag, trauriger Betonhocker, willst du die Menschen erziehen? Du weißt, dass das ein unmögliches Unterfangen ist. Die Menschen können sich nicht einmal selbst erziehen. Bevor du aber in Weltschmerz ertrinkst, schau neben dich. Es gibt immer einen Betonhocker, dem es schlechter geht als dir, der du nur nutzlos herumstehst. Es gibt Betonhocker, die nutzlos herumliegen, die nicht einmal wissen, wie sie sich wieder hinstellen können, denn dazu bräuchten sie ein Wesen, das sie aufrichtet. Und wäre das nicht eine schöne Aufgabe für dich, einen umgekippten und darüber traurigen Betonhocker wieder aufzurichten, um deinem eigenen Dasein einen Sinn zu geben? Auch wenn du das im Hier und Jetzt nicht kannst, so kannst du den Mithocker seelisch aufrichten, ihm zeigen, dass du da bist, dass es Hoffnung gibt, dass auch das nutzlose Herumliegen einen Sinn hat, nämlich dem herumstehenden Betonhocker zu zeigen, dass es Hocker gibt, denen es noch schlechter geht, und es dir selber dadurch doch relativ gut geht. Trauriger Betonhocker, musst nicht traurig sein. Schau mal neben dich!

Wenn man Kunst nicht verstehen kann...

Kunst kommt von Können, meinte unser gehasster Kunstlehrer Schnogel, der immer die Größeren bevorzugte, die schon Flaum unter der Nase hatten, und uns kleine Vorpubertierende wie nasse Pudel behandelte, die man ignorierte oder mit denen man höchstens den Boden wischte. Wer nichts kann, kann keine Kunst können, war die konsequente Weiterführung des Gedankens, oder: Kann doch jeder! Das konnte nie Kunst sein, was jeder konnte. Das ist doch keine Kunst!, wenn ein Schulkamerad einen Popel an das Tischbein des Nachbarn schmierte. Das ist kein Kunst!, schrie der Nachbar noch lauter, und er meinte in Wirklichkeit: Du widerliches Schwein! Normalerweise frisst du die Dinger doch!
Wir Kleinen hassten den Kunstlehrer Schnogel für die verwirrende Welt der Kunst, in der wir umherirrten, immer auf der Suche nach dem Können, immer auf der Flucht vor dem Nichtkönnen. Gelernt haben wir nichts dabei. Oder doch: Was Kunst nicht ist, das wissen wir jetzt ein Leben lang, die wir endlich groß sind und Vollbärte tragen, in die wir, wenn wir einen verdreckten Raum in einer Galerie oder einem öffentlichen Gebäude sehen,"Das ist doch keine Kunst, das kann doch jeder" nuscheln.
(Foto: Ein Beispiel für "Keine Kunst")

Rolf und Dieter: Apfel

Rolf: An apple a day keeps the doctor away!
Dieter: Hä?
Rolf: Das ist Englisch.
Dieter: Das habe ich mir auch gedacht. Ich verstehe aber kein Englisch, das weißt du genau.
Rolf: Ich spreche ganz gut.
Dieter: Willst du jetzt damit angeben?
Rolf: Will in Übung bleiben. Wusstest du, dass ich auch in englisch träume?
Dieter: Au, Backe.
Rolf: An apple a day keeps the doctor away.
Dieter: Und? Was heißt das jetzt?
Rolf: Ein Apfel am Tag hält den Doktor weg.
Dieter: Und wenn ich mal krank bin?
Rolf: Deswegen ja nicht.
Dieter: Weswegen?
Rolf: Wegen dem Apfel.
Dieter: Des Apfels. Wegen steht mit dem Genitiv. Das ist Deutsch.
Rolf: Genitiv?
Dieter: Nee,...des Apfels.
Rolf: Dem Apfel ist auch Deutsch.
Dieter: Aber falsches Deutsch.
Rolf: Hauptsache, ich werde verstanden.
Dieter: Ach.
Rolf: Was, ach?
Dieter: Warum hast du dann eben Englisch geredet?
Rolf: Ich glaube, so ein ganzer Apfel ist nicht gesund, da muss ich immer so aufstoßen von.
Dieter: Oh Mann, red lieber Englisch.
Rolf: Okay.

Gedichte mit Überlängen: Cuxhaven

Deadleff von Lilienkapp – Cuxhaven
In Cuxhaven
Hab ich an die tausendmal
Geschlafen
Hatte keine Wahl
Lag immer flach
Und niemals wach
Nur einmal musst ich mich zur weißen Schüssel ducken
Und grüne Galle spucken

Da hab ich durchwacht die Nacht, weil mir kotzübel vorm Kübel war und habe gezählt und gezählt und gezählt.
Nach mehr als 1000 Schafen
blieb ich wach in Cuxhaven

Freude bei Monitors

Das ist eine Freude bei Monitors! Untersuchungen haben ergeben, dass Ehepaare, die lange zusammen leben, immer mehr ihrem Fernsehapparat ähneln, vor dem sie die meiste gemeinsame Zeit verbringen. Damit passen sich Gesichtszüge und ihre Gesamtkonstitution automatisch auch an den Partner an. Das Phänomen kann man ebenfalls bei Hundebesitzern feststellen. "Du kuckst wie ein Auto!", zeugt von der Tatsache, dass die sonntägliche liebevolle Autowäsche den Menschen nicht nur im Inneren, sondern ganz stark auch im Äußeren verändert.
"Du siehst ja aus wie ich!", schreit es bei Monitors vor dem Garderobenspiegel, gefolgt von "Und du wie ich!". Die Freude ist groß, wenn dann das Ehepaar feststellt, dass es auch noch dem gemeinsamen Fernseher ähnelt. So kann eine inhaltsleere Ehe doch noch einen Sinn bekommen.

Hackeböller: Stahlrohr in Megalith (2007)

Mit seinem "Stahlrohr in Megalith" hat Hackeböller den uralten Kampf des Menschen gegen die mächtige, zeitenüberdauernde Natur nachgezeichnet. Hier der Fels, der Jahrmillionen der Witterung getrotz hat, dem die Menschen den Buckel heruntergerutscht sind, der gleichgültig, weil alles gleich galt, und gelassen, war er alles zulassen musste, in sich geruht hat, uralt und weise auf seinem Platz, den ihm das Schicksal zugewiesen hat, als die Erde noch Feuer spie. Und nun Hackeböller: Macht sich auf mit Eisensäge, Steinbohrer und Schweißbrenner, er der Kleine, der vor dem All Unbedeutende und Nichtsnutzige wie wir alle, bohrt in dieses Ereignis ein Loch und steckt, dem ewigen Rhythmus der Natur folgend, eine Stange hinein, aus Erz, aus Eisen, aus Stahl, und formt damit das Alltägliche zum Kunstwerk. Er entbindet die einzelne Person von seiner Pflicht dem Urgestein gegenüber, zwingt die gesamte Menschheit aber in die Verantwortung, endlich für ihren Lebensraum Sorge zu tragen. Wer so erschüttert vor wirkender Kunst steht, ist froh, an ihr einen Halt auf glitschigem Grund zu finden.