Verdorbene Maissilage (Mittwoch, 2.7.08)

Kecht: He, Bauer, wie ist die Lage?
Bauer: Maissilage!
Knecht: Wie jetzt?
Bauer: Verdorben, Knecht.
Knecht: Nenn mich nicht Knecht, das ist diskriminierend.
Bauer: Früher konnten Knechte das Wort nicht mal aussprechen, geschweige denn schreiben.
Knecht: Knecht?
Bauer: Nee, diskriminierend.
Knecht: Ist es ja auch....
Bauer: Was jetzt?
Knecht: Ich bin landwirtschaftlich-technischer Assistent.
Bauer: Schreib das mal auf.
Knecht: Nö, mach ich nicht. Ich bin ja nicht dein Sklave.
Bauer: Dann nennst du mich nicht mehr Bauer.
Knecht: Wie denn dann?
Bauer: Weiß nicht.
Knecht: Mal was anderes. Wie schreibt man eigentlich Maissilage?
Bauer: Wie man's spricht....hinten Lage...und vorne Maissi
Knecht: Sind Maissi nicht diese langen, schwarzen Krieger, die ständig auf dem Boden herumhüpfen?
Bauer: Massai.
Knecht: Wusst ich's doch!
Bauer: Die Maissilage ist verdorben.
Knecht: Hab ich noch gar nicht gehört, dass es denen so schlecht geht....
Bauer: Knecht, du bist doof!
Knecht: Nenn mich nicht Knecht!
Bauer: Landwirschaftlich-technischer Assistent, du bist doof!
Knecht: Das hört sich schon anders an.
Bauer: Wenn du meinst.
Knecht: Ja, meine ich.

Plattenbesprechung: Yes - Drama - Song No. 4 (Dienstag, 1.7.08)

Yes – Drama – Song No.4
Man muss dieses Stück nicht hören. Das steht auf jeder CD, die heute auf den Markt gebracht wird. Urheberrechte sind geschützt, aber hören muss man das nicht. So auch den Song No. 4 von Yes. Anfangs mag der geneigte und der Gruppe Yes gewogene, weil an pompösen Rock orientierte Hörer denken, es handele sich um eine Workshop-Übungs-CD für talentierte Nachwuchsbands ohne Keyboarder. Am Ende, wenn er denn dahin gelangt, mag er denken: Stimmt. Was geht ihm zwischendurch durch den Kopf?
Ich muss meine Bratkartoffeln noch brutzeln. Lecker. Das nervt jetzt aber. Wird hier noch gesungen? Ist Jon Anderson schon gestorben? Ich habe schon lange nicht mehr Gitarre gespielt, da könnte ich jetzt prima mitspielen, ist wie ein Karaoke_Stück, dessen Titel man nicht kennt, der Alptraum jedes Amateursängers, steht auf der Bühne und der PC-Schirm gibt keinen Text raus. Ha! Instrumental-Stück. Kann ich nur Luftgitarre spielen. Ok. Dumdieldumdiedeldumdididdadödeldidududmdudmdudmdu….verspielt. Mist. Selbst die einfachen Dinge sind manchmal schwer. Ah, jetzt irgendwie anders, aber immer noch kein Thema. Fomdididididaafom. Das ist kein Thema. Hier fehlt ein Lied. Was ist eigentlich mit Rick Wakeman? Ist der tot? Jon Anderson immer noch nicht zu hören. Hör Zu abbestellen, wenn ich in den Urlaub fahre. Ian Anderson, nee, das ist Jethro Tull. Uii, das Schlagzeug, jetzt so straight, so durchwirkt, so gleichmäßig, Rock eben, überschaubar. Schon wieder ein Wechsel. Was kann ich denn hinterher nachsingen, wenn ich im Bett liege und mich langweile? Nicht einschlafen kann? Was soll ich da summen? Stille, nein, Stille, Hackhackhackda. Nichts zum Behalten. Gleich ist die Zeit rum und ich könnte hinterher nicht sagen, was ich da gehört habe. Flageoletts. Interessant. Steve Howe eigentlich? Oder mehr die „Tribute to Yes“-Band, die ein eigenes Stück aufgenommen hat? Ich weiß jetzt, warum ich Yes schon so lange nicht mehr höre. Überholt. Überhört. Überhölt. Voll höl eben.

Genforschung: Weiterentwickelter Hund (Montag, 30.6.08)


Endlich hat die Gentechnologie etwas Nützliches aus dem Hund gemacht. Wurde er bislang schlicht als guter Kamerad oder Freund des Menschen bezeichnet, der trotzdem dessen Bürgersteige vollkackt, hat die genetische Weiterentwicklung im Labor jetzt etwas hervorgebracht, der den milde stimmen wird, der schon einmal in die Hinterlassenschaften eines Rottweilers getreten ist. Der Muff-Terrier ist nicht nur quicklebendiger Spielkamerad, Jagdbegleiter oder letztes Glied in der Familienhierarchie, an dem sich jeder abreagieren kann, nein er nützt den Menschen mit kalten Händen oder Füßen bis Größe 38 als wunderbare Wärmequelle. Wenn Beppo mal wieder auf Herrchens oder Frauchens Schoße Platz genommen hat, steckt diese einfach die kalten Körperteile in eine Art Stulpen, die den Hunden am Hals und am Gesäß wachsen. Dort werden die schlecht durchbluteten Gliedmaßen flugs auf Hundekörpertemperatur gebracht. Ein sanftes Schaben in den Stulpen erzeugt beim Hund ein Wohlbefinden und vertreibt gleichzeitig lästige Parasiten, die sich dort gern einnisten. Ein gutes Gefühl bleibt: Eine Wissenschaft, der man jahrelang nachsagte, sie wolle lediglich Menschen mit Schweinsköpfen züchten, hat den Beweis angetreten, dass sich doch zu irgendwas nütze ist.

Frauenschicksale: Allein im Schrank (Sonntag, 29.6.08)

Einsam hing sie im Schrank. Eingereiht zwischen Unterröcken, Blusen, Kleidern und Wintermänteln. Lange schon war sie nicht hervorgeholt worden. Wen hätte sie kleiden sollen in ihrer Nacktheit? An den Geruch von Mottenkugeln hatte sie sich längst gewöhnt. Manchmal schmerzte die Stelle an ihrem Kopf, in die der Kleiderhaken gedreht war. Hin und wieder ging die Schranktür auf. Hin und wieder zu.

Im Fernsehen aufgeschnappt: Tankstellendeutsch?

Ein Mitarbeiter einer Tankstelle, die kurz zuvor erfolglos überfallen worden war (Der Maskierte nahm seine Maske ab und steckte seine Pistole ein, als ein Polizeiauto zufällig auf das Gelände fuhr, und kaufte anschließend eine Packung Kaugummi.) erklärte im Fernsehen das Geschehen: „Der Mann hat seinen Plan umgeschwemmt und seine Maskade abgenommen.“
Wohl unter Schock kam dieser Satz zustande, dessen Inhalt nun entschlüsselt werden soll. Fragen die offen geblieben sind: Mit welcher Flüssigkeit hat der Räuber sein Vorhaben umgeschwemmt? Ist es überhaupt möglich, einen Plan in der Form zu beseitigen? Hat er dazu den Inhalt seiner Waffe benutzt, die möglicherweise eine Wasserpistole war? Was ist Maskade? Falsch ausgesprochen für Maskara? Hatte er sich in Windeseile abgeschminkt? Meinte der Mitarbeiter vielleicht Kaskade, die beim Umschwemmen entstanden war? Hat diese Kaskade die Maske umgeschwemmt und führte damit zum Neologismus „Maskade“? Die Ermittlungen laufen nun auch gegen den Mitarbeiter und sollen dem Deutschen Institut für Sprachforschung zur Verfügung gestellt werden.

Zeit des Unrats: Urlaub

Was bringe ich denn Tante Ursi aus der Wachau mit? Was Landestypisches? Weiß Ursi denn, wo die Wachau liegt? Letztens hat sie noch von Wallachai gesprochen, das soll hinter Uchte oder Warmsen liegen, da, wo es so flach ist. Was ist denn landestypisch für die Wachau?Fragen über Fragen ergießen sich auf geplagte Urlauber, die ihr Ziel zufällig gewählt haben und nun in Bedrängnis kommen, ein schönes Mitbringsel zu präsentieren. Aus Moorbad Senkelteich brachten Nobbis Großeltern damals eine Negerpuppe mit, wegen des Moorbads und der ihm entsteigenden Mohren, die vorher weiß gewesen waren. Der Ort stand ihr auf die Brust geschrieben. Die Puppe war mit einem Baströckchen bekleidet, hatte kurzes Kraushaar, das in die Bakalithoberfläche eingearbeitet war und trug an den Ohrläppchen geldstückartige Ohrhänger. Nobbi hatte damit nichts Landestypisches in der Hand, wohl aber ein paar Informationen über eine ethnische Gruppe, die nicht weiß war. Der Großmutter brachte er dann einige Jahre später einen röhrenden Hirsch aus St.Andreasberg mit, der mit 24 Karat Gold überzogen war und auf einem Kunststofffuß stand, auf dem ein Kunststoffschild über den Herkunftsort Auskunft gab. Der fand dann seinen Platz auf dem erst vor zwei Jahren angeschafften Fernseher gemäß dem Motto: Natur und Technik. Ein Reiseandenken soll Freude machen, es soll eine positive Verknüpfung mit dem Schenkenden herstellen und natürlich auch Neid erwecken: Da wollte ich auch schon mal hin! Warum sind die jetzt da gewesen? Der Neid der Beschenkten wertet die Qualität des Urlaubs noch einmal auf. Die missratenen Tagen erhalten einen neuen Anstrich, sie erscheinen in neuem Licht; und die Erinnerung wird ausgetauscht. Das Knabbern der Holzwürmer im Nachttisch wird ersetzt durch den romantischen Gesang der Lerche, die geschmacklose Tomatensuppe ohne Fettaugen durch eine legierte Petersilienwurzelsuppe auf Ambrosiabett, was auch immer das sein mag. Wohl überlegt sei, was den Daheimgebliebenen offeriert wird! Die Kosten werden durch das anschließende Glückgefühl nicht nur wettgemacht, sondern Körper und Seele fahren einen Schatz ein, von dem sie bis zum nächsten Urlaub mehr als zehren können.

US-Studie: Schlagsahne macht dick

Seit längerem arbeiten US-amerikanische Wissenschaftler an der Ergründung des Übergewichts ihrer Landsleute. Standen bisher Hamburger und gegrillte Marshmellows in Verdacht, überflüssige Kilos auf den Körper zu bringen, hat man sich in der jüngeren Vergangenheit den Auswirkungen verschiedener Getränke gewidmet. Das Ergebnis der Studie ist eindeutig: Schlagsahne macht dick.
In einem Selbstversuch konnte festgestellt werden, dass vier Flaschen Sprühsahne, selbst wenn es sich um H-Milch handelt, dicker machen als zwei Flaschen Apfelschorle bzw. eine Flasche Mineralwasser. Die Flasche Mineralwasser muss nicht einmal ausgetrunken sein, um diese deutliche Erkenntnis zu ermöglichen. Welche Konsequenzen aus der Studie gezogen werden, ist noch unklar. Fest steht aber, dass man sich etwas unbeschwerter dem Konsum der fleischgefüllten Weißmehlbrötchen oder der gummiartigen Zuckermasse widmen kann. Der tägliche Blick in den Cholesterinspiegel macht vielleicht nach dem Verlassen der Personenwaage etwas unruhig; aber alle sind gespannt, was die Wissenschaft in diesem Zusammenhang Neues herausfindet.

Vegetarier übertreiben maßlos

Unsere Konsumgesellschaft kann es sich leisten, Menschen zu dulden, die sich den Luxus leisten, auf bestimmte Speisen zu verzichten. Das ist in Zeiten von drohenden Hungersnöten eine Schande. Früher wurde gegessen, was auf den Tisch kam. Der Familienvorstand in einer dörflichen Wohngemeinschaft nagte selbst die letzten Schwartenreste eines Schweineschwanzes ab, aus dem vorher ein Eintopf gekocht worden war. Von wegen, ich esse kein Fleisch! Der arrogante Vegetarier murmelt etwas von nicht artgerechter Haltung, von grausamen Schlachtmethoden, von Antibitotika und Hormonen, die über das verzehrte Fleisch in unsere Körper gelangen und uns resistent beim Hausarzt machen. Tiere hätten eine Seele, wird gejammert, als wenn die Erdbeere nicht auch eine Art Kreatur wäre! Wir würdigen das Fleisch doch dadurch, dass wir es essen, und nicht, indem wir mit langen Zähnen den Teller von uns schieben. Das Tier ist schon tot, soll es denn umsonst gestorben sein? Der Bratwurstesser an der Grillbude weiß, was sich gehört und tut es. Auch ein totes Schwein muss wissen, dass sein Leben einen Sinn gehabt hat. Vielleicht betet der Wurstesser still und bittet das tote Tier um Verzeihung und dankt ihm, dass es Nahrung sein wollte. Das haben wir doch alle von den Indianern gelernt.

Schon vergessen? Tamagotchi (Dienstag, 24.6.08)

Das Tamagotchi! Alle Welt brüllt und jault (ausgenommen Hersteller und Besitzer), dass hier die Achtung vor dem Leben verlorengeht, dass der Umgang mit wirklichen Wesen pervertiert wird. Ein Computerpet, mit Chips gefüttert, ersetzt das richtige Haustier, ist aber noch anspruchsvoller, denn es kann eben nicht einige Stunden zu Hause sitzen und vier Stockwerke zusammenjaulen. Nein, es strebt vielmehr dem virtuellen Friedhof zu, denn die Resettaste, die angeblich den User Gott gleichsetzt, diese Wiederbelebungstaste ist nicht beliebig oft benutzbar. Wenn wir demnächst vielleicht Nekrologe unserer Lieben mit „Game over“ kommentieren müssen, zeugt das wohl von der Vereinnahmung und Entmündigung (wenn die Worte fehlen, ist der Mund ja nur noch zum Essen o.ä. da) durch die feingewebte, inter-nette Gesellschaft. Ha, welch Unsinn! Gerade das Tamagotchi, weil es ja kein richtiges Tier ist, kann ein Ventil sein, unsere nicht kanalisierten Aggressionen angst- und schuldfrei ins Freie zu leiten. Besonders der Pädagoge kann mit erhobenem Zeigefinger dem Zögling endlich einmal seine Überlegenheit demonstrieren. Bubi, der sein Tamagotchi mitten in der Relistunde hat pillern lassen, bevor ihm die virtuelle Blase geplatzt wäre, wird jetzt erkennen, was Leben und Tod bedeuten. Der Tod als neuer Anfang eines immerwährenden Kreislaufs. Flugs ist das Gerät dem Störenfried entwunden, und ein dumpfes Kracken, bzw. ein leises Blubbern aus der Blumenvase in der Sofaecke deuten auf den unresettable Abgang des Plastik-Parasiten hin. Bubi hat Tränen in den Augen, würde jetzt gern im Internet einige homepages zur Bestattung blättern und Formalitäten hinsichtlich dieses gewaltsamen Todes seines Lieblings erledigen. Aber dieser Mordbube an der Tafel duldet kein unentschuldigtes Verlassen des Klassenzimmers. So bleibt nichts, als ein paar treffende Argumente dem eigenen Hirne zu entziehen, um der lieben Omi heute nachmittag die 30 Märker für ein neues Tier abzuschwatzen. Der Pädagoge erwähnt noch etwas von Schöpfungsmythos, und Bubi denkt: das kann nicht schwer sein! 30 Mark.... ein Kleckerbetrag...
peanuts....

Das Tamagotchi (jap. たまごっち, Wortschöpfung aus tamago (dt. „Ei“) und wotchi (von engl. watch, dt. „Uhr“)) ist ein aus Japan stammendes Elektronikspielzeug, das in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre weltweit überaus populär war und im Jahr 2004 wieder neu aufgelegt wurde. www.wikipedia.org

Mode für Männer: Die Gürteltasche

Sixpack hin und her. Was, wenn du einen gut antrainierten Onepack dein eigen nennst, Rita aber vermutet, du habest eine todlangweilige Gürteltasche unter dem T-Shirt? So was trägt man nur im Urlaub, um Scheckkarte, Peseten und Hotelschlüsselknochen bzw. Eincheckkarte fürs Apartment getrennt zu transportieren. Eine Gürteltasche ist weniger unmännlich als eine Hand- oder Umhängetasche. Aber maskulin? Ich weiß nicht....
Die Gürteltasche unterstreicht vielleicht, was nicht zu verbergen ist. Wo der Bauch über den Gürtel quillt, kann ihn die Gürteltasche neutralisieren oder sogar betonen, so dass beide zum Stil werden.Das ist doch das Geheimnis der Haute Couture. Wenn nichts mehr zu zeigen bleibt, weil alles offen ist, verdeckt man was, um es hinterher wieder ent-decken zu können. Das Lüften des Geheimnisses, das Ent-Blättern, das Gefühl, der Einzige zu sein, der das Entblößte sehen darf, ist die Erotik der Kleidungsindustrie. Wenn Rita, statt über den frisch geölten Schmerbauch zu streichen, an der robusten Gürteltasche hängen bleibt und sich mit dieser ausgiebig beschäftigt, wenn sie Reißverschlüsse öffnet, in Fächer fasst, in kleinen, aufgesetzten Taschen tastet, dann entbehrt der Bauchträger nichts.
Schwierige Sätze; aber Berufsschneider und Erfinder von Schnittvorlagen sind komplizierte Berufe. Bei Männern gibt es nicht viel zu erfinden. Der Anzug wird zum Kleid. Das wäre Revolution. Die Gürteltasche ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Schöner Wohnen


Im grünen Wohnen ist schöner Wohnen. Anheimelnde Atmosphäre, sanftes Licht, leises Rauschen der Blätter, dörfliche Anmut im Neubaugebiet.
Der Nachbar um die Ecke, immer bereit zu einem kleinen Pläuschchen, oder zu einem gutgemeinten Rat, etwa den Rasen betreffend oder die Rabatten, die sich als unkrautdurchwuchert erwiesen haben und dem Auge wehtun, ist kommunikativ. Es handele sich um Wildkräuter, dieses Argument wird nicht akzeptiert, überhaupt sei hier noch einiges in Ordnung zu bringen, man habe hier so seine ungeschriebenen Gesetze. Daran halte sich jeder. Man müsse hier nicht wohnen, wer sich der Gemeinschaft entziehe, sei selber schuld, jedem sei seine Chance geboten. Nachbarschaftshilfe werde groß geschrieben. Wem nicht zu helfen sei, der müsse eben alleine klar kommen. Da biete sich die Anonymität der Städte eher an.
Das Grün schmeichelt der Seele, die Ruhe dringt durch das Auge ein, und durch das Ohr, das das sanfte Wogen der jungen Bäume aufnimmt.

Flagge zeigen

Tor
schreit es in mir
Tor, Tor
immer lauter
Tor
Ihr Toren
die Welt gerät aus den Fugen
schmilzt dahin und verhungert
Der Fußballfan lungert
vorm Stadion, säuft, grölt, feiert
Alles verschleiert
Flagge zeigen
Fahne
erste Sahne
Schweini Poldi Frings
Dings
Dongs
Didel
dudödadumm
Dummdumm

"Weiser Mann" Olli Dallilahmer: Blick aus dem Fenster

Nicht jedem ist es beschieden, wenn er aus seinem Fenster blickt, saftige Auen, weite Ebenen oder ein kräftiges Bergmassiv zu bewundern. Der Blick aus dem Fenster aber ist der Seele dienlich; er sorgt für Entspannung und entschädigt dafür, nicht draußen zu sein und auch in die Aura des Gesehenen zu tauchen, um sich von dessen positiver Energie erfüllen zu lassen. Schon der Hinterhöfler in Berlin und anderen Großstädten um die Jahrhundertwende wusste, dass schönes Wohnen mit Reichtum gleichzusetzen war. Er selbst darbte und verlagerte seine Glücksfindung auf ein Leben nach dem Tod, vielleicht auf eine Liegewiese oder einen 5-Sterne-Campingplatz mit jeder Menge Engel. Nun können wir nicht immer unseren Standort und damit unseren Blickwinkel ändern. Machen wir etwas aus dem, was wir vor unserem Fenster sehen. Der Blick auf einfache Eternitplatten im Schieferdesign vermittelt uns Sicheheit. Diese Kombination aus Natur und wetterfester Kunststoffästhetik kann die Ruhe vermitteln, die im Stress und in der Hektik des Alltags verweigert bleibt. Die Gleichförmigkeit der Plattenanordnung sagt uns, dass sich alles wiederholt und erst aufhört, wenn wir es überwunden haben. Wir müssen uns ändern, nicht die Eternitplatten. Wir haben einen freien Willen, nicht der Regenschutz, der geduldig seiner Bestimmung harrt. Käme jetzt der Platzregen, könnten wir uns wohlig in uns zurückziehen und empfinden, dass wir aufgehoben sind im Universum, dass wir beschützt sind, und dass alles seinen Sinn hat.

Wissen am Morgen: Patriotismus

Es ist Donnerstag, der 19.06.2008, das Autoradio läuft, 7 Uhr 15, N-Joy. Die Frage des Morgens. Was ist ein Patriot? Nein, bessere Frage: Was ist, wenn man Patriotismus hat? Die Befragten: Junge Menschen, die keine Ahnung haben. Trotzdem Vermutungen: Hat das nicht was mit Patronen zu tun, also das ist eine Art Kampfeinheit der Bundeswehr. Der Patriot! Das ist ein Film, mit Mel Gibson (Gibsons...sind das nicht spezielle Affen?), der war Patriot. Und? Ja, weiß nicht. Patriot eben. Und die Krankheit: Patriotismus oder Patronismus, eine Form von Schussfestigkeit. Wenn jemand einen Schuss hat und man merkt es nicht. Moderatorin: Patriotismus ist, wenn jemand eine Fahne...Das ist Alkoholismus!...eine Fahne an sein Auto klebt und so zeigt, dass er sein Vaterland liebt. Ein Ding! Was genau ist Vaterland?

Wettrennen am Himmel


In der letzten Auflage des Rennens zwischen Sonne und Mond konnte die Sonne mal wieder einen klaren Sieg davontragen. Hier sieht man sie, wie sie in der Zielgeraden am Mond vorbeischießt und kaum noch zu bremsen ist. Wi gratulieren und sagen Gute Nacht bzw. Guten Tag!

Leben mit Prognosen: Der Kaffeesatz

Früher belächelt, im Zuge der Teilchen-Physik immer wahrscheinlicher: Lebensprognosen aus dem Kaffeesatz.
Damals hielt man jedes Wortgebilde, in dem die Buchstabenfolge KAFFEE vorkam, für einen Kaffeesatz, heute ist man sensibler. Das sich am Boden Abgesetzte ist Hilfe für einen Orakelspruch, der das Leben entscheidend beeinflussen kann. Der Schamane wühlt in Eingeweiden frisch getöteter Rinder, um den Weg ins gepriesene Land zu finden, der Hobby-Wahrsager tut es lieber ohne Blut. Was soll man auch sonst tun, wenn in den Büro- und Amtsstuben der Kaffee ausgetrunken ist? Die Wand anstarren oder den Bleistift spitzen und anschließend auf den sogenannten Publikumsverkehr warten? Dazu müsste man erst das "Geschlossen"-Schild umdrehen. Also saugt man die letzten Reste aus der Tasse, damit ein brauner Kaffeemehlhaufen übrig bleibt. Den stürzt man auf den Aktendeckel und kann mit dem Lesen beginnen. Was will uns der braune Haufen sagen? Was bringt die Zukunft? Sätze wie "Morgen bleibt die Küche kalt" oder "Keine Ahnung" sind keine Seltenheit, aber auch schwer zu deuten. Entscheidend ist, wie auch unsere Altvorderen wussten, was mit diesen Sätzen anzufangen ist. Erst dann kann sich ein sinnvoller Lebensplan entwickeln. Morgen koche ich also nicht und von den meisten Dingen habe ich sowieso keine Ahnung. Damit lässt sich doch schon was anfangen, wenigstens bis morgen.

Andy Doth: Gaukelei auf Schotter

Wer will denn den Menschen weismachen, dass Saurier in einem Terrain, dessen Betreten per Eintrittsgeld reglementiert ist, leben? Was soll denn der Zahlungswillige hier? Sich vielleicht so fühlen, als sei er in die Zeit der Riesenechsen gereist und müsse sich ihrer nun erwehren? Die stehen aber nur starr und stumm herum und glotzen feist in eine andere Richtung. Schau einem Saurier nicht in die Augen, ist der gutgemeinte Rat, den man sich in Jurassic Park 4 holen konnte; woher soll allerdings der Saurier wissen, dass ein Mensch ihm gerade in die Augen schaut, denn solche Lebewesen waren zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht auf der Erdoberfläche. Was soll denn den Konsumenten noch alles vorgegaukelt werden? Wer will denn glauben, dass sich die Urviecher auf geschotterte Flächen gestellt und ein Gesicht wie aus Hartgummi gemacht haben? Das ist doch keine für den gehetzten Menschen sinnvolle Zeitverwendung, das ist Zeitverschwendung.Neben den Sauriern befinden sich auch noch Schilder, in den Boden gerammt, die den wissenschaftlichen Namen präsentieren. Blödsinn! Denn auch dieser ist eine Erfindung des Menschen. Die Riesentiere haben sich vielleicht vollkommen andere Namen gegeben, die ihrer Sprech- bzw. Artikulationsmöglichkeit entsprachen und zu ihnen passten. Rex etwa, Schnecki oder Hans Krankl. Was Saurier aber immer schon hassten -das haben wissenschaftliche Nachforschungen ergeben- war dummes Herumstehen vor Holzschildern mit wissenschaftlichen Namen auf geschotterten Flächen und das Ansprechen des Kollegen mit seinem Vornamen. Das sollte jeder bedenken, der 5 € bezahlt und ein sinnentleertes Gelände betritt, das von Plastikfiguren bevölkert wird.

Mensch und Garten: Der Strukturgarten


Klare Linien beherrschen den Strukturgarten und ein begrenztes Farbspektrum, um den Betrachter nicht zu verwirren. Ausgewogene Materialien, hier Holz, Beton und Kunststoff, sorgen für vollendete Harmonie. Fast vermutete man diesen Garten in Japan; seine Strenge und gleichzeitig Anmut wecken im Spaziergänger den Wunsch nach tiefer Meditation. Selbst im Mai, wenn alles ringsherum erblüht und grünt, bleibt dieser Garten, was er ist: Strukturiert, harmonisch, überschaubar und damit fassbar. Kein wuseliges Chaos, kein Brummen und Summen, kein störender Blütenmüll verunstaltet den Boden. Sommers wie winters ruht dieser Garten förmlich in sich und will sich dem Besitzer andienen als Vehikel, sich der Gesundung seiner Psyche und damit auch seines Körpers zu widmen. Vollkommenheit herrscht über das Chaos, sie ordnet Seele und Organe neu, damit sie dem Menschen zur Glücksfindung dienen können. Und das ist im höheren Sinne ihre Aufgabe.

Andi Doth: Sind Fußgänger denn blöd?

Man denkt: Wie fürsorglich! Wie verantwortungsbewusst! Da hat die Stadtverwaltung ein Schild aufgestellt, das Fußgänger warnt, diesen Weg zu benutzen, da er überflutet ist. Lug und Trug sind die Techniken unserer Zeit. Von der Publikumsverarschung im Fernsehen über die Rechtschreibprobleme der Tageszeitung bis in die Etagen der Schreibttischschläfer muss sich der Bürger zunehmender Tendenzen erwehren, ihn für blöd zu verkaufen.
Das Warnschild ist nicht Ausdruck der Sorge um den Bürger, nein, es ist Anlass der Erheiterung auf den Schreibstuben. Vielleicht ist hier eine versteckte Kamera installiert, um live mitzuerleben, wie der Fußgänger, der sich an Verbote und Gebote halten will, weil er guter Bürger sein will, in das Nass begibt, um zu entziffern, was auf der Tafel steht. Wenn er dann hüfthoch vom verseuchten Flusswasser umspült wird, erkennt er den üblen Trick auf den zweiten Blick: Nicht in den Fluss gehen, du Blödmann! könnte auf dem Brett stehen. Kleingedruckt: Ist jetzt sowieso zu spät. Ab nach Hause und umziehen, sonst gibt es eine Blasenentzündung! Die Schreibstube liegt vor Lachen platt und kommt mal wieder nicht zum Arbeiten. Wer reguliert den Schaden? Natürlich der Bürger, der für den Spott einmal nicht zu sorgen hat; das übernimmt die Verwaltung. Arbeitsteilung, denkt der naive Bürger und ergänzt dann doch scharfsinnig, die haben ja sonst vielleicht nichts zu tun.

Englisch für in Deutschland Bleibende: Is here not tell?

Is here not tell?
Wenn diese Worte schön gebunden gesprochen werden, ergibt sich sofort ein breites Grinsen auf dem Gesicht des Portiers. Er wird freudestrahlend antworten:
Jess, dat isn Hotel! Zumindestens im Ruhrgebiet so um Dortmund rum. Aber da spricht man eigentlich sowieso kein Englisch.

Führungsstile - Digital oder analog?

Knigge ist tot. Das wohl auch schon länger. Anfangs hatte man mit dem sofortigen Verfall der Sitten gerechnet, aber dem ist wohl nicht so. Dennoch: Wir essen zwar immer noch mit Messer und Gabel, wir stehen immer noch im Bus auf, wenn ein altes, einbeiniges Mütterchen ihre Plastiktüten durch den Gang schiebt, wir helfen der Angebeteten gern aus dem Mantel und sprechen die Ehefrau mit „Ey, Hasi!“ an, obwohl wir etwas anderes denken, aber in anderen Bereichen sind solche Benimmlichkeiten nicht konserviert, und niemand weiß, wer hier korrigierend und dirigierend einschreiten könnte. Wo könnte man den aktuellen Stand der Diskussion nachlesen, wo nachschlagen, wie man sich Untergebenen gegenüber verhält, was eigentlich im Zuge der Neuen Zeit nicht nur angemessen sondern auch notwendig ist, um einen Produktionsbetrieb, welcher Art auch immer, zu höchsten Effektivität zu bringen?
Ist es noch in Ordnung, seine Meinung klar zu formulieren und sie anordnend mit scharfer Stimme und vielen Worten, den Widerspruch verhindernd, zu intonieren? Der Ton macht die Musik, und die ist im 20.Jahrhundert ja auch nicht gerade schön. Ist es angemessen, die digitale Sau rauszulassen, den machohaften Führungsstil zu pflegen, den besserwisserischen weil besserwissenden, der mundtödlich wirkt, der schnell und direkt ist, in Krisensitutationen die einzige Möglichkeit bietet, satt zurückzuschlagen, dem Feind keine Chance zu lassen? Die Bundeswehr jubelt bei der Rückkehr dieser immer wieder belächelten bzw. heimlich zu Hause beweinten Art der Demotivation: Handeln aus dem Druck der Übermacht heraus. Holzhammermotivationen!
Oder hat der Neue Manager endlich nach Selbsterfahrungskurs in der Schwitzhütte und anschließendem Sonnentanzritual, das Pfeifchen locker im Mundwinkel, kapiert, dass der Neue Untertan in den Arm genommen werden will? Er soll die Große Mutter, die Allesgebärende spüren, soll seine Motivation von innen erhalten, soll schöpferisch und empfangend zugleich sein, sich verbinden mit der Natur, sein Seelenheil gerettet wissen, und wacker seine Arbeitskraft einsetzen, unermüdlich schaffen mit entrücktem, verzücktem Lächeln, wie in Trance seine Listen ausfüllen, seine Dinge gestalten, mit dem Gefühl, in seinem Vorgesetzten die Manifestation des Guten gefunden zu haben, der seinem Leben den rechten Sinn geben kann. Nicht die Maske, nein, die Göttin dahinter ist das Objekt der lebensgestalterischen Begierde. Ist denn das so schwer zu verstehen?
Das letzte Führungskräfteseminar verschlafen? Ist es immer noch nötig, in diese spätmittelalterlichen Show- oder Schaukämpfe zu verfallen? Wer ist der stärkste im ganzen Land? Ich fahr ihm übers Maul, dann weiß er, woran er ist! Der dürftige Inhalt wird durch die Form kaschiert. Das ist die preiswerte Methode jeder Talkshow. Wetten, dass ich das schaffe? Dass ich das durchsetze? Die werden schon sehen! Nur: Falsches wird durch Lautstärke oder penetrante Wiederholung nicht richtig. Eine Hoffnung, ein Trost: Wahres bleibt trotz ständiger Wiederholung, trotz Leise- und Lautstärke, trotz Lautschwäche sogar, immer wahr. Die Wortgewalt entlarvt sich als Schwäche, als hilfloser Versuch, überhaupt eine Frage zuzulassen, die das schwankende Gerüst der Argumentation zu Fall bringen könnte. Wie wir miteinander umgehen, lässt auch auf unser Innenleben schließen. Wer den Schwachen angreift, kann sich keinen Stärkeren leisten, muss sich als Schwacher einen scheinbar Schwächeren suchen, um sein Selbstbild zu polieren, um sich selbst zu erhöhen durch Erniedrigung anderer. Rigides Tun und Denken ist der spröde Panzer, der vor der Entdeckung des weichen Kerns, der Unsicherheit, der Angst, der Haltlosigkeit schützen soll, ein SELBSTSCHUTZ letztendlich.
Die Menge steht dabei und ist platt, sie staunt, und fragt sich, warum die Menge so dumm ist?

Schulinspektion - Qualitätsanalyse (Teil 7): Raucher

Assistent Harald öffnet sein Tagebuch: Wie geht eine Schule mit ihren Rauchern um? Das ist doch eine Frage, deren Antwort tief blicken lässt. Endlich, denken der Schulleiter oder ähnlich Disponierte, kann ich denen beikommen. Da haben die doch jahrelang in einem stillen Kämmerlein vor sich hingeschwelt, einen pädagogischen Brand vielleicht vermieden, aber immer auf kleiner Flamme ihr Süppchen gekocht, und jetzt endlich ist der Ofen aus. Das wurde auch mal Zeit. Gut, denken Besagt weiter, vielleicht habe ich da auch meine Schwächen, trinke gern mal ein Gläschen, esse fettes Fleisch und Currywurst und sowieso zu viel, vor allem Süßigkeiten, bewege mich nur hinterm Schreibtisch und habe eine Abneigung gegen Arbeit, aber mit dem Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden wird der Schulgesundheit ein Dienst erwiesen. Vorbild können die doch nicht sein, abhängig von ihren Stängeln, Inhalatoristenpack, das in seiner Schwäche auch noch Selbstmitleid beweihräuchert, sich als Minderheit, wohl auch noch verfolgte fühlt, die sich in ihrer Kleingruppe durch rituelles Abfeuern von Tabakröhren in ihrem Gruppengefühl stärkt und glaubt, gegen alles Mögliche opponieren zu können. Eine Stinker- und Stänkergruppe! Das wurde Zeit, wirklich Zeit, ein Ende zu setzen. Da haben wir es nun. Und was denken Außenstehende, wenn sie die ihres Raumes entledigten Menschen sehen, wie sie traurig hinter einem Busch stehen, allein, vielleicht zu zweit, wie sie im Auto sitzen, weil sie nicht auf dem Gelände bleiben dürfen und eine Runde um den Block drehen, bis die Zigarette aufgeraucht ist? Traurig, denken Außenstehende, sehr traurig, hätten einfach nicht mit dem Rauchen anfangen sollen.
Was sagt das über eine Schule aus? Gehorsame Schule, gute Schule. Minderheiten sind zu tolerieren, aber eben nicht alle. Da kann man nichts machen. Will man aber auch nicht.

Andi Doth: Trügerisches Rot

Was erwartet man von Rot? Erotik, Feuer, Spannung, Energie, Lebensfreude. Keine Farbe ist mit mehr Begriffen besetzt als diese Farbe. Hier wird die versagte Liebesbeziehung kompensiert, der Frühjahrsmüdigkeit, die sich als Sommerschläfrigkeit erweist, entgegengewirkt, die Kraft geschöpft, dem Chef mal gehörig den Marsch zu blasen, der Nachbarin endlich ein Friedensangebot über den Komposthaufen zu werfen und den neuen Ferrari doch auf Ratenzahlungsbasis zu bestellen, in Rot natürlich. Nun greift man zur Erdbeere, die rot und reif, all das erfüllen soll, deren Aroma die Konzentration aller Begehrlichkeiten sein muss, und beißt in sie hinein, stellt fest, dass sie eher wie eine Tomate schmeckt, eine holländische, neutral und nicht definierbar, feucht und etwas matschig, und die Scheinwelt implodiert im Schädel. Niedergeschlagen greifen wir zur Schlagsahnespritze, um dem Ganzen noch etwas Zucker und Fett zu geben, dazu einen Hauch künstlicher Vanille. Tomate mit Schlagsahne. Ein Trost: Tomaten sind auch rot. Ein Rat für den Obstesser mit seinen Lebenslügen: Greif lieber zur Stachelbeere, die schmeckt wenigstens wie sie aussieht!

Kinderarbeit auch in Deutschland



Auf ausgewiesenen Großbaustellen herrscht ständig Druck, dass die vorgegebenen Termine nicht eingehalten werden und die Kosten nicht explodieren, denn die Angebote sind selten das, was sie versprochen haben. Hinterher heißt es sparen, wenn der Auftraggeber das Portemonnaie nicht aus der Tasche holt und die schlampige Planung mitfinanziert. Der Ostarbeiter, der für wenig Geld schwarz auf dem Bau schuftet, wird immer seltener; die Ansprüche steigen; viele sind in besser zahlenden Nachbarländern und stechen Spargel. Die industrielle Reservearmee wird mobilisiert. Ein fragwürdiges Unterfangen, aber angesichts mangelnder Ausbildungsplätze eine Chance für 10-12jährige Schüler, Kontakte zu knüpfen, Talent zu beweisen und einen Ausbildungsplatz um 2014 zu ergattern. Für die Arbeit als Baggerfahrer zahlen die Eltern lediglich 1,50 € die Stunde und können zufrieden sein, alles für den Sprössling getan zu haben. Die Arbeitswelt braucht mehr solcher Ideen. Kritikern wird entgegengehalten, dass den Knirpsen die Arbeit sogar Spaß mache, da sie ja nicht dauernd mit dem Aufsitzmäher von Opa durch dessen Garten knattern könnten.






Worte der Besinnung ( Samstag, 7.6.08)




Einhalten - wo andere vorhalten.



Innehalten - wo andere nachhalten.



Anhalten - wo andere abhalten.



Halten - wo andere weiterfahren.






Männergespräche: Die Taube

Hotte: Sind Tauben eigentlich behindert?
Fred: Wieso?
Hotte: Weil sie doch nichts hören....
Gustav: Das weißt du doch gar nicht.
Hotte: Tauben können nicht hören, das lernt man doch schon in der Schule.
Bob: Ach, was, wie lange ist das denn schon her?
Hotte: Also, behindert oder nicht?
Fred: Darüber macht man keine Witze.
Hotte: Wieso?
Fred: Das ist political nicht correct.
Hotte: Was ist das denn?
Fred: Englisch.
Bob: Du hast eine Taube auf der Schulter...
Hotte: Ja, guck dir das an, seid nicht so laut, sonst fliegt sie weg.
Gustav: Die hört doch sowieso nichts.
Fred: Jetzt hat sie auf deine Schulter gekackt.
Hotte: Siehste, das habe ich jetzt davon. Das ist total beknackt.
Fred: Bekackt.
Hotte: Blöde Taube!
Gustav: Die hört das doch sowieso nicht.
Hotte: (schiebt die Taube von der Schulter, die dann wegfliegt) Hau ab, du Ferkel!
Fred: Das ist, als ob du zu einem Pferd Ochse sagst, oder zu einer Schlange Krokodil.
Hotte: Die hört doch eh nichts.
Bob: Da wär ich nicht so sicher.
Hotte: Kommt, lasst uns Elfer raus! spielen!

Gleichstellung: Mädchenname (Donnerstag, der 5.6.08)

Da haben wir es wieder: Mit der Gleichstellung der Frau ist es nicht weit her. Die Gleichstellungbeauftrage hat geschlafen, denn die Ungleichstellung lauert überall, und das seit Jahrtausenden. "Mädchenname" - ein Beispiel für die Vertraktheit des Themas. Es gibt keinen Jungennamen. "Mädchenname" ist daher diskriminierend, wenn er einer Frau zugewiesen ist. Der Mann trägt nur einen Namen, einen Haus- oder Nachnamen, aber keinen Jungennamen. "Mädchenname" ist also untergeordnet dem Oberbegriff "Name". Der Mann greift mal wieder ins Volle, er gibt sich nicht mit Unterbegriffen ab. "Jungen- und Mädchenname" ist auch keine Lösung. Was aber tun, wenn die Männerwelt sogar in so einem perfiden Fall die Oberhand behält?
Mittlerweile können ja auch Männer bei der Eheschließung den Namen ihrer Frau annehmen. Für den Namen vor der Ehe wird aber noch kein Pendant gesucht. Das hat man schlicht vergessen oder will gar nicht suchen. "Vorehename" als geschlechterübergreifender Begriff? Vor welcher Ehe denn, kommt die berechtigte Frage. Wer befindet sich denn heutzutage noch in einer Ehe, und wenn, dann doch wohl nicht in der ersten. Mit "Vorehename" tut man auch so, als sei das ein Zustand der Glücklosigkeit, der Minderwertigkeit, des Dämmerzustandes. Dabei ist es oft genau umgekehrt. Und wer ist schuld? Die Männer. Zumindest für die Gleichstellungsbeauftragte. Also, liebe Leser, sucht mal einen schönen Namen. Arielle! Fred! Robbi! Anne! Euer Rat ist gefragt!

Nur schauen - nicht denken

Mal nichts denken, mal einfach hinschauen und betrachten. Kontemplieren. Ein Entenküken, wie niedlich, ach, ist das süß, und wie es mit den Beinchen strampelt. Ist auch schon alles dran, was so eine Ente braucht. Nein, wie niedlich, ach, in dem Alter sind die alle so süß. Und später, ach, ist die lecker, also, wenn die so knusprig gebraten auf dem Tisch liegt, vielleicht sogar beim Chinesen, in Bierteig frittiert. Lecker. Wenn der ölige Saft die Mundwinkel hinabläuft, vielleicht auf die gute Hose tropft, das geht schwer raus, da bleibt immer ein Rand, ein Fleck oder ein Schatten. Das ist eklig. Ente ist sowieso zu fett. Schmeckt schnell tranig, und verdauen, da sieht es auch nicht gut aus. Dies Aufstoßen nach dem Essen, die schwere Nacht, schlaflos oder von Albträumen geplagt. Ente. Ente eben. Gottseidank keine Gans. Ach, ich weiß nicht, sogar Lachs soll voll von Antibiotika sein, Hormone sind da drin, die Menge. Was kann man denn heute noch essen? Ist doch alles verseucht. Wenn sie klein sind, sind sie süß. Aber irgendwann werden sie eklig. Alle.

Loslassen können - oder nicht?

Wir haben gelernt: Wenn du an der Dachrinne hängst oder dich über einem Abgrund an ein einsames Enziangewächs gekrallt hast: Nicht loslassen! Wer weiß, wo du landest? Der Esoteriker weiß es besser: Lass los, damit du frei wirst. Superidee! Wenn ich in den Abgrund stürze, kann ich einen Moment wie ein Vogel, so frei, fliegen. Allerdings nur nach unten. Mit dem Landen werde ich es dann nicht so haben; da ist der Vogel dem Menschen um Einiges voraus, weshalb er das Fliegen dann immer wieder üben kann. Das geht uns Menschen ab. Wir landen nur einmal. Wenn ich die Dachrinne loslasse, treffe ich vielleicht auf das Sprungtuch der Feuerwehr oder die Dachrinne hängt im Erdgeschoss und ich stehe direkt über dem Rosenbeet, sinniert der tiefgründig Denkende, der esoterisch Angehauchte. Mundkeule!, schreit der Realist. Sicher ist sicher! Ich lasse nicht los, was will ich denn im Sprungtuch der Feuerwehr? Neue Menschen kennen lernen? Da gehe ich doch lieber zur nächsten Übung oder zum Kreisfeuerwehrtag. Loslassen lohnt nur, wenn man das, was man festhält, nicht mehr haben will. Und wer will das schon? Also - ich meine, das muss doch jeder selber wissen.

Vincent van Eijnoor: Menschen im Wohnblock






Das große Trostlos gezogen.