Lächeln

Nicht jedes Lächeln, das man aussendet, kommt zurück.
Da täuscht sich der alte Inder hin und wieder in seinen Sprichwörtern.
Jede Grimasse muss ja auch nicht ein Lächeln sein.
Und was, wenn niemand da ist, und trotzdem gelächelt wird?
Oder wenn der andere heult? Wie wirkt denn dann ein Lächeln?
Östliche Weisheiten schön und gut. Letztendlich aber unausgegoren und maßlos überschätzt.

Achterbahnfahren gefährlich

Wie langweilig muss das Leben sein, wie noch langweiliger das Fernsehprogramm der Menschen, die sich in Achterbahnen setzen und entgegen aller Schwerkraftgesetze das Stürzen und Trudeln als Genuss proklamieren. Nicht immer gelingt es ihnen, Hausschlüssel, Handy oder das eben Gegessene bei sich zu behalten.
Dann bekommt die Veranstaltung einen üblen Beigeschmack, der Teilnehmer hat das Gefühl von Verlorenheit und Verlust, und manchmal von Unterernährung, denn die sorgsam eingelagerte Speise, im Magen anverdaut, fehlt.
Wohlüberlegt sein sollte daher der Entschluss, ein solches Fahrgeschäft zu besteigen. Die Folgen für Körper und Geist sind bislang unerforscht. Vielleicht tut es auch ein Trampolin im Garten, an dem man die Fangnetze abmontiert. Ein schöner Sturz auf die Terrazzo-Platten der Terrasse ist je nach Verletzung, wenn nicht sensationell, so doch spektakuär. Zumindest, wie das Wort schon sagt, für den Betrachter.

Gestern vor vielen Jahren: Der Gessler

Der Gessler, der dem Telljungen, nennen wir ihn Boy Tell, den Apfel vom Kopf schießt, wobei dessen Vater bereits den für den Gessler todbringenden Pfeil auf der Sehne hat, schaute immer gerne Frauen nach und handelte sich den Ärger seines Partners ein, der, weil er wie eine Glühlampe aussah, nie der Öffentlichkeit präsentiert wurde, was der Beziehung immer schadete, denn besagter Glühlampenartigaussehender fühlte sich zurückgesetzt und gedemütigt.
Wenn der Gessler den Frauen nachschaute, was der Staatsräson oder vielmehr der Kantonsräson dienen sollte, weil ja ein Nachfolger noch fehlte, hatte er immer einen kleinen Finger an der Bauchspeicheldrüse des Gefährten, dem das allerdings nicht unbedingt behagte, wohl aber ein Beweise war, dass der Fessler beim Frauenschauen nicht ganz bei der Sache war. Oft, wenn die "Glühlampe" mal wieder so richtig schmollte, steckte der Gessler ihm auch seine buschige Hutfeder an den kaum behaarten Kopf.
Der Telljunge kam damals mit dem Leben davon, der Gessler ebenso und der Vater hatte Glück, dass er nicht wegen respektloser Ehrlichkeit zu 600 Peitschenhieben verurteilt wurde.
Historiker halten das Verhalten des Gesslers für Kompensation, er habe damals auch nicht wissen können, dass die Glühbirne bereits in der Wiedervorlage des Patentamtes lag, aber keine Anerkennung fand, weil der Strom noch nicht erfunden war. Wir alle wissen: Dem Strom fehlt die Glühbirne nicht, aber die Glühbirne ist nichts ohne Strom. Da kann sie lediglich ein nichtöffentlicher Geliebter eines Schweizer Adeligen werden.
Vielleicht hat das die Schweizer geprägt, auch wenn sie das heutzutage nicht zugeben würden.

Fingerzeig

Jetzt sind auch schon die Fingerzeige aus Plastik.

Roy Bosch: Wuschi fährt zur Arbeit (2012) - Geschwindigkeit in der darstellenden Kunst

Gekonnt legt Bosch hier vor, was zu tun ist, wenn man Geschwindigkeit verdeutlichen will.
Wuschi, der in Wirklichkeit Wursula heißt, fährt zur Arbeit und wirkt unscharf. Der Betrachter denkt: Hier stimmt was nicht. Irgendwas ist anders.
Scharfe Autos am Wegesrand, dahinten zwei scharfe Frauen (nicht im Bild) und ein grasendes Schaf (auch nicht im Bild) wollen Ruhe vermitteln.
Wuschi zischt auf seinem E-Bike zu seinem Arbeitgeber und hat es eilig, weil es schon 2 nach 7 ist. Gottseidank gibt es Gleitzeit.
Jetzt endlich begreift der Betrachter: Das Unscharfe entsteht, weil der Maler das Bild nicht so schnell malen konnte, wie Wuschi wieder aus ihm hinausgeradelt ist. Die Geschwindigkeit des Objektes trifft auf die Langsamkeit des Malers und produziert Unschärfe. Das ist es! Scharf! Wie Roy Bosch das umgesetzt hat!
Vor diesem Meister sollte der Betrachter in Ehrfurcht knien. Aber schnell!

Andi Goldwerti: Kunst kommt von Kunststoff


Andi Goldwerti macht mit im Künstlerclub der Faulen, die sich nicht mal einen Pinsel, geschweige denn Farbe kaufen wollen. Mal eben einen Zweig aus Nachbars Garten gebrochen und auf den Asphalt der Vorstadtstraße gepfeffert, ein Foto gemacht und dann das Etikett "Kunst" draufgeklebt: So einfach stellt sich der Club das Geldmachen vor. Dass der Zweig nach zwei Tagen vollkommen vertrocknet ist, baut die Gemeinschaft bequemerweise mit ins Konzept ein: Kunst verändert sich eben. Eine Quarkspeise, die nach 14 Tagen im Abwaschbecken Schimmel ansetzt, darf nicht angerührt werden, weil sich gerade interessante Muster bilden, deren Vorarbeit der Künstler an einem Abend mit Quarkspeise geliefert hat. Dass er danach in Urlaub, vom Nichtstun wohl, gefahren ist und lediglich zu faul war, die Käsespeise zu entsorgen, bleibt unerwähnt. Schließlich geht es ja um Kunst.
Der einfach Mann denkt: "Ich werd demnächst meine Biotonne in den Garten des Nachbarn kippen und ein Schild dranpappen: 'Nicht berühren! Kunst stinkt nicht. Hier ist die Ausnahme.'
Da habe ich glatt mehr Platz im  obergärigen Gammelbehälter für meinen Rasenschnitt."
Kunst hat also auch pragmatischen Charakter. Das freut besonders die Menschen ohne Kunstverstand. Wir alle wissen: Kunst kommt von Kunststoff, und aus dem ist bekanntlich auch die Biotonne.

Haken und Ösen

Jeder Haken braucht eine Öse.

Weisheiten des Alltags: Vorne

Vorne ist da, wo man von hinten drauf guckt.

Politik mit Verstand

Denken braucht Platz.
Auch im Mühlenkreis.
Und ganz besonders im Bundestag.
Wir haben die passenden Köpfe.
CDU

Damenschuh


Damenschuh. Das war sein Thema gewesen, ein Leben lang.
Betti mit den High Heels hatte ihm damals ihren Absatz, dieses spitze, lange Ding, direkt auf die rechte Hand gesetzt und ihr ganzes Gewicht von 72kg daraufgelegt, darauf konzentriert, auf diese Fläche von vielleicht 10mm2, mit einem Druck, der einer Tonne glich. Da hatte er sich gefühlt wie der Ausländer bei der Kreuzigung. Die Römer kreuzigten nur Ausländer, nie die eigenen Leute, das wusste er.
Nur war Betti kein Legionär, der Nägel einschlug. Betti war seine Liebe.
Nur war er nicht Bettis Liebe. Sie hatte ihm eine Grenze aufgezeigt.
Betti, deren Name doch eigentlich Programm war. Sie hatte einen anderen gewählt. Vielmehr einen nach dem anderen.
Nur er war nicht in ihrer langen Reihe vorgekommen, sie hatte nie eine Andeutung gemacht, dass er sich hätte anstellen oder einreihen dürfen.
Das verlieh ihr Macht. Macht über ihn.
Immer wieder Damenschuh.
Überall sah er Damenschuhe, in allem dieses hochhackige Modell mit dem Pfennigabsatz, der ihn ans Kreuz seines Lebens nageln konnte.
Er hatte nie seinen Geburtsort verlassen, nur die Dorfschule besucht, eine Lehre als Schuster begonnen und enttäuschend abgebrochen. Jetzt saß er vor der Haustür und starrte auf die Straße, knetete mit feuchten Finger einen linken Schuh mit Pfennigabsatz, von dem er sich immer gewünscht hatte, dass es Bettis wäre.
Irgendwann, so wusste er, würde sie zurückkehren zu ihren Wurzeln, und würde ihn, den letzten in ihrer langen Schlange, erkennen und dann würde er vielleicht nein sagen, weil es zu spät wäre, und sich ein kleines Stückchen Selbstachtung zurückerobern.
Er roch am Schuh und erschnupperte in einer fernen Stadt den Geruch von Bettis Fuß.Irgendwann.
Vielleicht würde er auch ja sagen.

Zumba war scharf


Die Welt war verschwommen. Hatte ihre Schärfe verloren.
Worte waberten und Laute leisteten keinen Widerstand, wenn ich mein Ohr verschloss.
Was hatte das Leben für einen Sinn, wenn ihm die Kontur fehlte?
Wenn sich alles auflöste in Unscheinbarkeit.
Wenn das Individuum unbedeutend geworden war?
Noch 6 km, dann würde ich meine Runde geschafft haben.
Ich hätte etwas trinken sollen.
Joggen sollte gut sein für den Körper. Für die Seele.
Sollte den Kopf frei machen.
Jetzt dachte ich über den Sinn des Lebens nach, spürte meine Füße nicht mehr, löste mich auf, und dachte es sei ein guter Zeitpunkt zu sterben.
Verdammt, wo waren die Endorphine?
Endorphine! Verdammte Glückshormone! Wo seid ihr!
Zumba.
Zumba, das war Tanz, das war Gemeinschaft.
Ich hatte es so satt, auf diese verschnarchten Glückshormone beim Joggen zu warten.
Zumba. Beim Zumba wurden die ausgeschüttet. Wahrscheinlich hatten die alle, die schon Zumba tanzten,  verbraucht. Jetzt blieben keine für mich. Keine Glückshormone für mich.
Glück. Was war denn überhaupt Glück?
Wie sollte man Glück erkennen, wenn alles verschnarcht war? Wenn die Welt ihre Konturen verloren hatte, wenn sie verschwommen war und keine Schärfe mehr hatte.
Zumba. Schwitzende Frauen. Ein paar schwitzende Männer. Zumba war nicht diffus, Zumba war scharf.

Weisheiten des Tierreiches und des Haushalts

Es ist keine Beleidigung, einem Hund zu sagen,
er solle die Schnauze halten.
Oder einem Frosch: Halt's Maul.
Oder dem Vogel: Mach den Schnabel zu!
Oder dem Besteck: Gib den Löffel ab!

Kurze Kurzgeschichten: Spuckende Frau

Frau, hör mal, warum spuckst du auf meinen Hut?, fragte der Mann mit der Augenklappe und dem komischen Hut.
Machst du dich lustig über Menschen mit Einschränkungen?
2000 Jahre habt ihr Männer uns Frauen unterdrückt, jetzt seid ihr mal dran!
Aber warum fängst du bei mir an?
Man fängt immer beim Schwächsten an, das ist doch ganz normal!
Der Mann mit der Augenklappe und dem komischen Hut riss sich die Augenklappe vom Auge.
Jetzt reicht's! Ich wollte nur ein wenig Mitgefühl, aber ich wollte nicht fertiggemacht werden von Frauen oder Menschen, die Menschen mit Beschränkungen hassen.
Gespuckt ist gespuckt, sagte die Frau, die gespuckt hatte, und das hat gesessen.
Danke, antwortete der Mann mit der Augenklappe und dem komischen Hut zynisch, hoffentlich geht's dir jetzt besser.
Eigentlich schon, sagte die Frau, die gespuckt hatte. Und geht's dir auch besser?

Schon, kann ich endlich mal wieder 2-D gucken, grunzte der Mann mit der Augenklappe und dem komischen Hut.

Zwei Männer am Wegesrand sagten nichts. Sie hatten nicht einmal Denkblasen.

Wahr bleibt wahr

Vorne ist immer da, wo man von hinten draufguckt.

gut eingetrichtert


Kurze Kurzgeschichten: Gewirr und Nachgeschmack

Zu dritt standen wir unter dem Gewirr gesellschaftlicher Beziehungen bloß und unschuldig.
Woher aber kam der Mann mit der Sonnenbrille, der diesen Augenschutz immerfort trug, selbst wenn die Sonne nicht schien oder nicht scheinen konnte, weil es Nacht war?
Hatte der KGB vielleicht die Finger im Spiel? Kacke B, dachte ich leise und rechts neben mir murmelte es ungewöhnlich.
So schön das Bild, das wir mit unseren Körpern zeichneten,auch war, letztendlich blieb es unerklärlich und hinterließ einen üblen Nachgeschmack.
Günter Krass 2012

Im Osten blühen die Felder

Männer, lasst uns nach Osten gehen!
Und da?
Da blühen die Felder.
Wer hat das denn gesagt?
Das weiß man eben.
Du Holzkopf!
Blau gestrichener Holzkopf, bitte!
Bist du von der FDP?
Wenn, dann wärest du es ja auch!
Danke.
Da nicht für.
Wo liegt denn Osten?
Da, wo die Felder blühen.
Ist was dran.
Ich habe aber überhaupt keine Beine.
Das haben wir alle nicht.
Und wie sollen wir dann nach Osten gehen?
Dann bleiben wir eben hier.
Na, also.
Wahrscheinlich blühen die Felder auch gar nicht.
Im Januar sowieso nicht.


Anpassung

Menschen passen sich an.
Wenn du aussiehst wie dein Sofa, mach einen Spaziergang.

Die Woche danach: Landtagswahl in NRW

Mutti, sei nicht enttäuscht, ich habe dich am Muttertag nicht gewählt, obwohl du so milde und ein wenig depressiv von den Wahlplakaten an den Bäumen gelächelt hast.
Ich weiß, dass ich dich damals schwer enttäuschte, als ich aufgehört hatte, einen Knick in die Sofakissen zu drücken, damit es ordentlicher aussah, als ich angefangen hatte Widerworte zu geben, weil deine Meinung irgendwie doof war. Was sollen die Leute nur denken?, hast du gefragt, denn meine Haare waren zu lang.
Heute lächelst du vom Plakat, obwohl die Wahl gelaufen ist.
Ich danke meinen paar Wählern, müsste jetzt quer über das Foto geklebt werden.
Wird es aber nicht, weil man sonst dein sanftes Gesicht nicht sehen könnte.
Gestern sah ich dich in einem Café und hielt dich erst für deine Mutter. Dann aber wusste ich: Die Enttäuschung hatte tiefe Furchen in dein Gesicht gegraben und du hattest wohl geweint, denn um die Augen rum wirktest du verquollen. Du hattest etwas zuviel Schminke aufgelegt, besonders dieses flächige Umbra, das ich nicht an dir mag, um die Folgen deiner bittersten Stunden zu überdecken.
Sofort stellte sich mein schlechtes Gewissen ein. Du tatest mir so leid. Ich tat mir leid. Ich fühlte mich schuldig, und das wollte ich doch nicht mehr.
Trägst du übrigens eine Perücke oder ist das echtes Haar?
Du, es gibt schon schöne Spiegel für den Morgen danach. Die arbeiten mit Photoshop und es gibt sogar feste Programme, die einem die ersten Minuten nach dem Aufstehen erleichtern.
Da kannst du wählen zwischen "Die junge Madonna", "Sofia Loren mit zwanzig", Marilyn Monroe nach einer Nacht mit JFK" und "Inge Meysel nach der Führerscheinprüfung".
Ach, Liebe, ich hoffe auf die nächste Wahl und dein liebes Gesicht von den Bäumen blickend. Und du wirst dann so schön und so traurig und so enttäuscht aussehen wie in diesem Jahr.
Übrigens: Photoshop ist wirklich klasse. Und gar nicht so teuer. Vielleicht kann dir das auch jemand brennen.

Mann mit abgeschnittenen Beinen, sei nicht traurig!

Mann mit abgeschnittenen Beinen, musst nicht traurig sein! Du stehst im Schaufenster an exponierter Stelle, man schämt sich deiner nicht und glaubt, dass du nicht die Passanten verstörst, sondern auf ein Produkt hinweist, das die Vorbeiziehenden kaufen können, kaufen sollen.
Die Botschaft heißt: Auch wenn du abgeschnittene Beine hast, hast du doch Entertain! Hast du Smartphone, kannst du nicht nur telefonieren, sondern kannst du gucken Bildchen und kannst du hören Musik.
Sei nicht traurig! Jetzt Entertain!
Im Chat sieht niemand, dass du nur einen Meter zwanzig groß bist und keine Schuhe trägst. Da bist du der Riese! Das ist Entertain!

Nächste Woche: Mann mit abgeschnittenen Ohren, sei nicht traurig! Es gibt jetzt Smartphones mit Power Amplifier bis zu 500 Watt.Und: Lass dir die Haare wachsen! Ein Kopf ohne Ohren sieht oft aus wie ein Arsch.

Unfall an Himmelfahrt?

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Tanzen

Zum Tanzen braucht man Beine.
Es geht natürlich auch alleine.

Rolf und Dieter: Paranoia

Dieter: Ich fühle mich irgendwie beobachtet.
Rolf: Du mit deiner Paranoia.
Dieter: Was soll das denn heißen?
Rolf: Dass du dich dauernd beobachtet fühlst.
Dieter: Nicht dauernd. Aber jetzt.
Rolf: Und morgen vielleicht. Und gestern? Was war da im Kaufhaus? In der Prozellanabteilung?
Dieter: Da war eine Überwachungskamera.
Rolf: Deswegen bist du noch lange nicht unter Beobachtung.
Dieter: Aber es wird alles aufgezeichnet.
Rolf: Dann fühlst du dich also aufgezeichnet?
Dieter: Nein, überhaupt nicht. Ich fühle mich beobachtet und das ist unangenehm.
Rolf: Ich meinte aufgezeichnet. Nicht "ausgezeichnet".
Dieter: Hör jetzt auf mit deinem Zynismus. Dir fehlt es an Empathie.
Rolf: Hahaha! Als ob du wüsstest, was Empathie ist.
Dieter: Du hast jedenfalls zu wenig davon.
Rolf: Besser als zu viel Paranoia.
Dieter: Hör jetzt auf; du könntest dich mal etwas in mich reindenken und ein minimales Quäntchen Mitgefühl zeigen.
Rolf: Damit ich mich auch verfolgt fühle?
Dieter: Beobachtet.
Rolf: Ist das nicht in etwa das Gleiche?
Dieter: Egal. Lass uns hier abhauen.
Rolf: Also doch verfolgt?
Dieter: Dann gehe ich eben alleine.
Rolf: Ich komme sowieso hinterher!
Dieter: Hab ich mal wieder Recht gehabt.
Rolf: Nützt dir doch sowieso nichts. Nur wer vorne geht, kann verfolgt werden.
Dieter: Klugscheißer.
Rolf: Hauptsache das letzte Wort.
Dieter: Dann geh du mal vor!
Rolf: Damit du mich verfolgen kannst?
Dieter: Beobachten, nur beobachten.
Rolf: Der macht mich wahnsinnig!
Dieter: Dich also auch?
Rolf: Das halt ich nicht aus. Ich bin weg!
Dieter: Na endlich. Nichts, wie hinterher!


Tanz

Zum Tanzen braucht man Beine.

Ich sehe was, was du nicht siehst

Die Psychologen grinsen, wenn sie fragen: Was sehen Sie da?
Der Patient bemüht sich und will gut rüberkommen. Er hat Lebenserfahrung und immer wieder zwischen den Krisen nachgedacht.
Das ist Acrylfarbe.
Das reicht dem Psychologen nicht.
Rot und Indischgelb und Schwarz.
Gut, nickt der Psychologe und will eine Äußerung als solche erst mal verstärken, damit der Befragte dranbleibt.
Und sonst?
Was und sonst? Der Patient wird ungeduldig, denn er weiß, was der Psychologe hören will.
Ja, geschmiert eben. So hin und her, wahrscheinlich mit einem Spachtel. Postkartenformat, damit's nicht zu teuer wird, damit es schneller fertig ist. Damit man es auch als Postkarte wegschicken kann. Damit es in einen Briefumschlag passt. Noch was?
Leichte Aggression schwingt mit.
Der Psychologe, vielleicht ist der auch Psychiater, nickt versonnen. Ja, ja.
Sonst fällt ihnen nichts ein? Das ist immerhin eine Art Tintenklecksgeschmierezufallstest, bei dem die meisten Menschen interessante Dinge erkennen: Ihren Opa unten links, sich selbst rechts, wenn sie Männer sind, sich selbst links, wenn sie Frauen sind und von Männern gern angemacht werden wollen, so auf die harte Tour, dass der den Macho raushängen lässt, nicht auf die Weicheifrauenverstehertour, die doch allen jetzt wirklich zum Halse raushängt, so richtig nach dem Motto: Hallo, Schätzchen, jetzt stell dich mal nicht so an, ich weiß doch, was du willst und du willst es von mir. Also, was sehen wir hier?
Der Psychologie starrt den Patienten an. Wir haben noch zehn Minuten Zeit.
Nüscht, sagt der Patient.
Sie sind bekloppt, sagt der Psychologe, sogar ich sehe da doch was.

Die Zeiten, in denen man Bescheuertsein finanziert bekam, sind vorberi. Heute müssen auch die professionellen Berater um die Menschen ringen, die sie behandeln wollen.

Ohne Titel

Ich
Tunichtgut
allen.

Ich
Taugenichts
zum Unglück.

Hotels buchen im Internet

Wir kamen an, waren erschöpft von der Bahnfahrt, -Schöner-Tag-Ticket ist klar, die anderen hatten rennen müssen, um den Zug, der pünktlich fährt, wenn er denn pünktlich ankommt, zu erreichen-, und klingelten an der Tür. Niemand reagierte. Wir klingelten kräftiger, keine Reaktion.
Hm, dachten wir oder sprachen es leise aus, denn wir hatten Hypothesen aufgestellt: Stell dir vor, es ist jetzt alles belegt, obwohl wir reserviert haben!  Hahaha, das wär's jetzt noch!
Und es war reserviert, wie Adi, der verträumte Angestellte bestätigte, aber die Zimmer waren schon belegt. Er habe sie gerade weggegeben. Belegt. Von wem auch immer.
Der radebrechender Angestellter, Adi eben, verwies besorgt auf die Chefin, die aber nicht anwesend war. Verzweifelt blickte er in den Computer, der aber wahrscheinlich schon längst abgestürzt war. Wir waren kurz vor dem Abstürzen, denn wir hatten Gepäck geschleppt und wollten nur unsere vor acht Wochen reservierten Zimmer beziehen, um dann zu einer Lokalität zu wandern, in der eine Geburtstagsfeier stattfinden sollten bei Suppe und Finger-Food. Food-Finger kannten wir schon. Verzweiflung. Und das am sauer erarbeiteten Wochenende.
Es wurden zwei Einzelzimmer in unterschiedlichen Stockwerken angeboten und ein Appartment, das "da oben" sei.
Das Appartment war aber im Keller und es lagen Werkzeug und Draht in Schränken und unter den Betten. Die Betten waren nicht bezogen, Haare aus primären oder sekundären Geschlechtsmerkmalsbereichen hingen am Klodeckel.
Die Einzelzimmer hatten den Charme von schlecht, aber voll verfliesten Jugendherbergen der Sechziger Jahre. Fuck the Internet!, schrien unsere inneren Stimmen.
Ich habe da eine Lösung!, hieß die ins Deutsche übersetzte Radebrecherei der mittlerweile eingetroffenen, aber hilflosen und irgendwie beschwingten oder beschwipsten Chefin. Adi, der radebrechende Angestellte von vorhin, suchte das Weite, nachdem auch der Chef eingetroffen war und etwas murmelte, das sich am nächsten Morgen als codierte Botschaft entschlüsselte: Der FC Köln ist abgestiegen und ihr seid auch noch da, obwohl wir kein Zimmer mehr frei haben.
Die Chefin radebrach weiter: Wir sollten uns keine Sorgen machen, sie hätte da noch eine andere Lösung, wir sollten erst mal ein paar Getränke nehmen in der Kneipe nebenan, die zum Haus gehöre, und uns dann überraschen lassen.
Wir waren ausgeliefert. Kalte Nacht auf dem Berge.....oder wie immer dieses Gemälde hieß, das uns in den Sinn kam und unser Gefühl von Ausgeliefertsein ausdrückte. (Wie geht's weiter? Demnächst in Bodos Welt...)

Wortwitz

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Der Kreis ist vollkommen

Der Kreis ist die vollkommene Form. Er hat keine Ecken und ist auch kein Quadrat, selbst wenn man von Quadratur spricht.
Der Kreis Minden-Lübbecke hat zum Beispiel die ideale Form: Er ist in Dörfer und Städte eingeteilt, hat keine Ecken, wo man sich verstecken kann, denn der Rest ist grünes Land, soweit das Auge  reicht; und hinter den Berg will sowieso keiner gucken. Es gibt neben dem Vorgenannten noch einen Kanal, einen Fluss und ein paar Bäche. Ein Moor findet man und einige Straßen mit den dazugehörigen Löchern vom letzten Winter. Im Winter ist der Kreis zugedeckt und er hat etwas Friedliches. Niemand kann dann den Kreis erkennen, weil Schnee darauf liegt.
Wie schön, dass der Kreis irgendwann von einem nachdenklichen Menschen erfunden wurde.
Quadrat Minden-Lübbecke klingt einfach unheimlich blöd.

Weisheiten, die schwer zu verstehen sind: Bleib wohin der Weg dich führt

Wenn du deinen Weg verloren  hast, achte auf die Hilfe am Wegesrand!
Wer auf den rechten Weg will, geht nach rechts.
Wer von rechts kommt, muss umkehren.
Wer nach links will, ist falsch.
Wer nach oben will, ist völlig falsch.
Wer schon unten ist, kriecht nach rechts.
Wer geradeaus will, sollte sich nicht den Schädel einrennen.
Wer sich fürchtet duckt sich, damit ihn kein Pfeil durchbohrt.
Wer die Nerven verliert, hat verloren.
Wer dahin geht, wo es keine Pfeile gibt, ist in Sicherheit.
Lau Zeh - Das Tau ist kein Seil (S.321)

Was die Leute so sagen

Was die Leute wohl sagen, heißt es immer. Ja, und meistens sind wir dann die Leute. Wir denken nicht viel und sagen auch nicht immer etwas. Aber keiner kann einem doch das Denken verbieten oder das Reden, das ist Grundrecht. Gut, wenn der Dennis von nebenan wieder eine neues Piercing hat, da wird man ja wohl etwas sagen dürfen, ich meine, wie sieht das denn aus, wie bei den Hottentotten oder von den Eingeborenen aus Neuseeland, die ständig die Zunge raushängen lassen, angeblich, weil sie böse Geister vertreiben wollen. Ja, wer glaubt denn da an böse Geister? Da sieht man doch mal wieder, auf welchem Stand der Entwicklung die da sind. Wilde darf man ja nicht mehr sagen, und auch nicht Neger zu Neger, das tut man nicht, das darf man nur heimlich in der Kammer tun, wenn es keiner hört. Aber darüber redet keiner. Da interessiert keinen, was die Leute, wir nämlich, dazu sagen.
Jetzt hat der Dennis auch noch so einen Knopf im Ohr, der das Fleisch auseinanderpresst, dass man da seinen Finger durchstecken kann. Das wäre früher nicht passiert, aber heute kann man ja machen, was man will. In Neuseeland würde der nicht auffallen, da könnte er sogar seine Zunge den ganzen Tag bis auf die rasierte Brust hängen lassen. Da könnte sich jeder sein neues Piercing angucken und selber die Zunge rausstrecken. Da stört das ja keinen. Aber schön ist das auch nicht in Neuseeland.

Riesensauerei am 1.Mai

Ich hätte heulen können. Ich, der Riese im Sand. Ich, der ich einen einfachen Mann von Straße hätte mit einem einzigen Schlag wegputzen können, ich saß fest.
Im Sand.
Der Mann mit der Tüte vom Discounter hatte wohl die ganze Nacht geschleppt und den Baustoff auf mich gekippt, als ich meinen Rausch ausschlief. Ich war extra mit dem Fahrrad gekommen, damit ich den Wagen nicht nehmen musste.
Der Halbe für 2,- €, das war ein Preis! Da konnte ich ein Gläschen mehr trinken, was war schon ein Halber bei meinem Magen, da waren ja sogar ein Ganzer zu klein, heute war ja auch Feiertag, 1.Mai, aber Riesen waren nicht organisiert, es gab keine Riesengewerkschaft, die größte ist die IG Metall, aber groß heißt nicht, dass sie Riesen vertritt. Es ist doch eine Legende, dass Riesen an Riesenrädern als Bremser oder Riesenradschaukelaustauscher beschäftigt sind, und so war die Maikundgebung nicht wirklich wichtig für mich. Ich hatte kein schlechtes Gewissen gehabt, gestern Abend.
Ich war bewegungsunfähig, ich saß fest im Sand. Andere saßen fest im Sattel, ich nicht. Mein Fahrrad lehnte ja am Baum.
Der Mann mit der Discountertüte sagte kein Wort. Ich wusste nicht, was er gegen mich hatte. Wahrscheinlich war er auch nicht organisiert und konnte die Maikundgebung schwänzen. Es gab keine Discountertütenträgergewerkschaft. Das Wort war viel zu lang. Bis das einer ausgesprochen hatte, war bereits Juni.
Eine Riesensauerei war das, und ich konnte nichts tun.

Freundschaft up to date

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Aus der Schulzeit von damals: Goethe

Schau an, im  Herzen Weimars steht ein Denkmal, das alle mahnt, sich ihrer Schulzeit zu erinnern und der Sünden, die damals von lockerer Schülerzunge geperlt waren.
Goethe war langweilig, Werther ein Weichei, der sich erschoss, weil ihn eine Frau nicht liebte. Als hätte ein Mann nicht Besseres zu tun!
Wir waren eine reine Jungenklasse, da gab es keine Frauenprobleme.
Schiller war auch nicht der Renner, vielleicht ein wenig sportlicher als der Geadelte. Aber später wurde ja auch Schiller in den Stand gehoben, der ihn endlich vom Volk entfernte und vom Revolutionären. Die Räuber! Lachhaft.
Als hätten wir es geahnt, waren uns Goethe und Schiller Wurst. Wurst war uns näher als Faust, denn wir waren Pazifisten. Auf jeden Fallen machten wir beim Friedensmarsch mit, weil zwei Samstagsstunden ausfielen. Dafür mussten wir unseren Marschbefehl abstempeln lassen. Vielleicht war es eine bunte Friedenstaube, die den GrauenAnzügen mit dem roten Buch und dem erhobenen Zeigefinger Beweis war, dass wir wenigsten die halbe Strecke geschafft hatten.
Die Wurst ist heute überall in Thüringen zu sehen, und sie wird nach wie vor gerne konsumiert, häufiger als Dramen goethescher und schillerscher Prägung.
Sie ist schwer verdaulich wie ein Klassiker, kann aber leichter weggespült werden. Vielleicht liegt darin der Triumpf der Wurst über den Geist begründet.

"Weiser Mann" Olli Dallilahmer: Gib nicht deinen Löffel ab!

Warum willst du den Löffel abgeben, wenn du noch nicht mal alle Gabeln im Schrank hast?

Filmrückschau: Ingmar Bergmann - Das Schweigen (1963)


Sport als Psychohygiene

Männer werden gern als emotional verkrüppelt bezeichnet: Sie weinen nicht, fassen andere Männer nicht mal am Arm an, machen blöde Witze, statt gefühlvolle Liebeserklärungen abzuspulen.
Und viele haben sich in den Sport, in erster Linie den Mannschaftssport, geflüchtet, um dort zu kompensieren.
Was als Siegestaumel gilt, als Freude über den überraschenden Sieg, als Jubelbespringung über ein Tor, bedient in Wirklichkeit die Sehnsucht nach Zärtlichkeit, nach liebevoller Zuwendung, nach Körperlichkeit, nach Nähe und Spontaneität.
In fortgeschrittenem Alter kann man nicht mehr den jugendlichen Streichler und Knuddler geben, und so muss sich der Sehnende einen Umweg planieren, den über den Sportfunktionär, der sich von seinen jubelnden Jungs bespritzen lässt, mit Sekt oder lieber noch Champagner, um dann mit ihnen unter die Dusche zu steigen, das klebrige Gesöff von der Haut zu waschen. Und Haut ist auch das Stichwort: Viel schöner als in verklebter, stinkender Funktionswäsche in den Armen zu liegen oder sich übereinander zu stapeln, ist es doch, von Haut zu Haut zu signalisieren: Ich bin stolz auf dich, stolz auf deinen Sieg.
Da wird der Mann zum Sohn und der böse Onkel zum Vater. Honi soit qui mal y pense, säuselt der Französe.
Und wenn jeder frisch geduscht ist, stellt sich nicht mehr  die Frage nach dem guten Geschmack. Hmmm, Apfel, wie heißt dein Shampoo?, bleibt dann die Frage, deren Antwort noch interessiert.
Also Männer, auf in den Mannschaftssport! Werdet psychisch gesund!

umwunden



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Georg Krakl: Augenklappen machen blind


Die Frau mit den Augenklappen
nach der die Männer schnappen
wie nach Luft
die hatt' mit Männern nichts am Hut.

Ihr ging's zu gut.

Die Männer sehnten sich nach ihrem Duft.

Dann kam ein Schuft
und nahm sie kurz im Armumdrehen.
Da kann man doch mal sehen.
Zwei Augenklappen machen blind.


Wie gut, dass nur die Schufte auch wie Schufte sind.
Und Männer so im Gros wohl nicht.
Gelobet sei das Augenlicht.

Deutsche sind Ausländer

Neue Fahne?
Jetzt haben die Deutschen es Schwarz auf Schweiz: Sie sind Ausländer. Und zwar nicht nur im Ausland, sondern besonders in der Schweiz.
Ausländer sind aber in der Schweiz nicht gern gesehen, weil sie nicht Zwitscherdütsch in der landesüblichen Langsamkeit reden können.
Ausländer sind unaufgeräumt und nicht überschaubar und damit unpräzise wie Uhrwerke aus Korea.
Die Politikerin Rickli, gescheitert mit den Popduos Tic, Tac und Tric sowie  Dave Dee, Dosi, Ricki, Ticki, Bick und Mick und Ditsch und Datsch, wetterte jetzt im Parlament über zu viele "Dütschi" in der "Schwützi" und meinte damit: Ausländer raus, es sei denn sie bringen richtig Bargeld mit, das sie nicht versteuert haben und auf unsere guten Schweizer Konten mit dem dreifachen Bankgeheimnis (jetzt auch als DVD) legen. Davon lebten sie immerhin.
Der "Dütschi" soll vor allem schneller sprechen können als der Schweizer und bringe damit Unruhe ins Land und Verwirrung, weil dem Schnellsprecher niemand folgen könne.
Der Schweizer gelte nicht als Ausländer, weil er das Land nicht verlasse, sodass er ein Anrecht habe, unter sich zu bleiben.
Ausnahme: Die Sache mit den Konten.

mit gespaltener Zunge

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Vincent van Eijnoor: Nationalstolz

Wenn die untergehende Sonne deutsche Menschen
in die Farben
ihrer Nation taucht
Schwarzrotgold
dann üben sie das Stolzsein
Fußballweltmeister
zweidreimal
Exportmeister
und überhaupt Goethe Schiller
Tröte Triller
Lustigsein
geht nur am Rhein
traurig bin ich sowieso
Affen gibt's genug im Zoo
Melancholie, Melancholie
wir schaffen das wohl nie
Da war doch was
in der Vergangenheit
noch unverheilt
mit Schwarzweißrot
und irgendwie so tot
da gibt es Glatzen
die genüsslich an der Flagge schmatzen
verheilt
verheilt
das ist der Hit

leer wird der Blick
die schwarzrotgoldne Flagge ist auch schick
Was soll's, was soll's
mit nationalem Stolz?
 Krass: Schwarzrotgold - und das Weiße in deinen Augen, 2012)