Kurt Zundknapp: Meine Jacke gehört mir

Nenn mich nicht Kaninchenjacke, nicht du, du frisst doch aus der geöffneten Blechdose deine Ravioli vor dem Fernseher und jetzt haben sich deine Mangelerscheinungen bis an dein Gehirn vorgearbeitet!
Diese Jacke ist meine Jacke, und sie ist aus Kaninchenfell, aus den Fellen meiner Lieblingskaninchen Froggi, Schnuppi und Knabber! Das waren keine Streichelzooinsassen, die haben auch auf dem Tisch gestanden, dampfend und haben unsere Bäuche gefüllt, wie damals in der Höhle am Herdfeuer! Wir haben uns bei ihren Seelen entschuldigt und ihnen gedankt, dass sie unsere Nahrung sein dürfen. Nein, ich habe sie nicht selber geschlachtet, aber selber gegessen, ich hätte sie schlachten können, wenn es hätte sein gemusst, nein, das macht immer und immer wieder, und er macht es gut, praktisch schmerzfrei, das macht Onkel Sander, und das ist ein Guter, der empfindet nicht  Lust dabei oder erfreut sich an Grausamkeiten, nein, der tut, was nottut, und er tut es schnell und praktisch schmerzfrei, ja, mit einem Messer, aber das Messer ist scharf und da merkt man nicht viel, nein, man hat mich noch nicht geschnitten und die Kehle schon gar nicht, ja, die Kehle wird durchgeschnitten, nachdem das Tier betäubt worden ist, da merkt es nichts. Und wir haben es ganz aufgegessen, nicht wie diese Pisselesser, die ein bisschen Fett schon unappetitlich finden und heimlich Vegetarier sein möchten. Nein, ich habe den Tieren nicht das Fell über die Ohren gezogen.
Es ist eine gute Jacke, es ist meine Jacke und meine Lieblingstiere Froggi, Schnuppi und Kanbber sind immer in meiner Nähe. Die sehen von oben auf uns herab. Nein, das ist jetzt nicht abwertend gemeint. Und überhaupt: Das ist gar keine Jacke, das ist eine Weste!

Wenn gelbe Säcke meditieren

Üben sich Mülleimer in Frankreich noch in gesprächsorientierten Gruppensitzungen, so suchen gelbe Säcke im wenn auch nicht fern- sondern nur nahöstlichen Nachbarland neue bewusstseinserweiternde Daseinsformen. Nicht diskutieren, argumentieren, zuhören, abwägen und was sonst noch alles ganz schön anstrengend ist für kleine, schlichte Mülleimer. Sondern nach Yogiart abheben, das Licht, die Erleuchtung suchen, die gelbliche Transparenz für transzendentale Erfahrungen nutzen, nicht reden, sondern schweigen. Der erleuchtete gelbe deutsche Sack hat an dunklen Aufbewahrungsorten den Austausch über sein stinkendes Inneres mit anderen gepflegt und legt nun keinen Wert mehr auf diese Form von Miteinander. Weg von der Dualität strebt er nun nach Höhe, Einsamkeit und Einmaligkeit.

Probleme in der Abfallwirtschaft auffangen

Im Nachbarland Frankreich hat man sich der Probleme einsamer Abfalleimer angenommen: Ihre Isoliertheit führt häufig zu Verhaltensauffälligkeiten, die ihre Funktionstüchtigkeit einschränken. Sie machten einfach zu, verschlössen sich oder hätten "einfach die Schnauze voll", sodass wertvolles, recyclefähiges Abfallgut "außen vor" bliebe, was der Umwelt und der Abfallwirtschaft gleichermaßen schadete, so die Initiatoren des Projektes.
Mit Eimergruppen versucht man dem Problem beizukommen und will nicht nur Teamfähigkeit fördern, sondern auch Möglichkeiten der Kommunikation im Sinne eines anregenden Gedankenaustausches geben.
In der Freizeit könnten darüber hinaus Vierergruppen ein paar Runden "Doppelkopf", "Mensch ärgere dich nicht!" oder "Spitz, pass auf!" spielen, und so die menschliche Komponente der Freizeitgestaltung ohne Fernseher kennen lernen.
Eine frisch gegründete Arbeitsgruppe hat "Eimer ist keinmal" erfunden, ein spezielles Spiel für diese Adressatengruppe, in der auch diskriminierende Verhaltensweisen ("Iiiiieeh! Guck mal, Restmüll, wie eklig!") aufgedeckt und positiv verändert werden sollen.
Erste Versuche unternimmt man vorläufig mit Altglas- und Papiereimern, da die Restmüllbehäter schwieriger einzuschätzen seien, denn sie haben am meisten zu schlucken.
Auf jeden Fall eine schöne Vorstellung, eine Mülleimergruppe, die sich Re und Kontra ansagt, vielleicht wissenschaftstheoretische Themen diskutiert oder über die Theodizeefrage philosophiert.
Die Umwelt wir unbedingt um einiges bunter.

Geog Krakl: Nichts reimt sich auf Ösen (Für Mario Barth)


Ihr Möhren!
Was hat der Käufer gezahlt an Ören?
Und was hätt' ein Maler gemalt,
hätt' man in Ösen gezahlt?

Der nächste Entwurf: Das Runde muss ins Eckige

Trittbrettfahrer!, brüllt die Gemeinde und heult sich die Augen aus, weil hier eine Nation auf Mitleid macht, das einem durch Radioaktivität gebeutelten Land zuteil wurde.
Das Eckige wird rund; das reicht noch lange nicht, um einen Charakterwandel überzeugend zu inszenieren.
Immerhin: Schön ist sie schon, die mögliche neue Flagge. Harmonischer und nicht so zwanghaft. Mal  einen rund machen, sich im Kreis drehen, wie beim Tanzen. Das zeugt von Lebensfreude und lässt den Handwerker, der sich über seine geöffnete Präzisionsuhr gebeugt hat, aufblicken und seufzen: Was könnte das Leben schön sein. Auch hier.

Juni Weh: Come Back I - Mit Lyrik

Nicht im Hunsrück
sondern im Wattschlick
fand ich mit Lyrik
und Klarblick
mein liebstes Fundstück

Rundumglück

Lila Kuh, schwarz eingefärbt

Frauen vom Lande sind heutzutage auch Frauen von Welt. Zum Melken tragen sie keine Schürze mehr und zum Schlachten keinen Kittel, weswegen man sie kaum noch von Stadtfrauen unterscheiden kann, es sei denn, sie melken oder schlachten gerade. Kenner erkennen sie nur noch an den dunklen Rändern unter den Fingernägeln oder an der schwieligen Haut an den Händen, weswegen Frauen vom Lande in der Stadt gern aufs Handreichen verzichten und schon lange vor den Stadtfrauen zum Umarmen und Bussigeben übergegangen sind. Das neue Selbstbewusstsein der melkenden und schlachtenden Frauen wird belohnt; schon wirbt die Schweiz um sie, auch um die aus dem Ausland, obwohl sich die Schweiz doch so schwer tut mit Ausländern. Doch seit der Krise an den internationalen Kapitalmärkten besinnen sich die Schweizer mehr und mehr auf ihre Almen und lila Kühe und suchen nun händeringend nach Frauen, die hier wieder aktiv werden können und gleichzeitig so welt- und redegewand sind, dass sie, wenn die befristete Arbeitsgenehmigung vorübergehend nicht verlängert wurde, in ihrer Heimat die fortschrittliche, weltoffene Schweiz anpreisen und bewerben können.

Traumatische lange Zeigefinger

Der Mittelfinger wird gemeinhin als Stinkefinger bezeichnet, was sich historisch begründen lässt, mal galt er ausgestreckt als Drohung und wurde dann abgehackt, wie etwa im mittelalterlichen England, mal als Phallussymbol, um den Gegen einzuschüchtern, wie etwa in Rom und Griechenland, und da aber trotzdem drangelassen. Warum er Stinkefinger heißt, weiß niemand so recht, vielleicht weil der abgehackte Finger unangenehm zu riechen begann, wenn er länger in der Gegend herumgelegen hatte.
Heutzutage wollen wir dem Zeigefinger, und hier dem überlangen, mehr Raum geben, mehr Aufmerksamkeit widmen. Im Volksmund als Popelfinger bekannt, hat er jahrhundertelang ein Schattendasein zwischen Daumen und Mittelfinger geführt, obwohl er es war, der die Sachen benannt bzw. auf sie gezeigt hat. Der überlange Zeigefinger deutet immer auf einem dominanten Charakter mit Übereifer zur Gerechtigkeit hin, die es ja eigentlich gar nicht gibt, es sei denn in den Köpfen der Langzeigefingrigen.
Im Gruppenverhalten zeigen sich diese Personen schnell als besitzergreifende Charaktere, die gern in den Wunden anderer herumstochern, solang, bis sie etwas gefunden haben, um es dann auf ihr Gegenüber zu schnipsen oder an ein Tischbein zu schmieren. Es geht dem Langzeigefingrigen gar nicht um die gerechte Sache, sondern das Hindeuten wird zum Selbstzweck und zum Hinwegdeuten von sich selbst, um so besser dazustehen.
Besonders in gruppentherapeutischen Übungen wie etwa dem "Dreckröllchen auf der verschwitzten Haut des Übungspartners drehen" übertreibt es der besagte Charakter, sodass es nicht nur zu physischen, sondern auch zu psychischen Verletzungen kommen kann. Ein kurzes "Nimm deine Popelfinger da weg!" hilft, die Situation des Attackierten zu entspannen; langfristige ist das aber keine Lösung. Mancher wünscht sich Verhältnisse wie in England des Mittelalters; eine konfrontative Lösung der Kastrationsängste wäre vielleicht gleichzeitig durch die mittelalterliche Maßnahme möglich.
Insgesamt und überall soll es aber lauten: Vorsicht vor den Langfingern, besonders den Langzeigefingern! Und denen sei gebrüllt: Nicht auf verschwitzter Haut Dreckröllchen drehen!

Schweiz unermüdlich

Schon ist der nächste Entwurf rausgehauen! Die Schweiz scheint es nötig zu haben, sich vom Image  des Betrügerparadieses und des Landes der präzisen Uhren und der Ausländerfeindlichkeit zu lösen.
Alle Details sind da, nur mal anders angeordnet. Will sagen: Wir können auch anders! Wir sind kreativ. Wir müssen nicht immer pünktlich sein, sind es aber! Wir lassen den Speck da, wohin er gehört. Bei uns.
Auf dieser Flagge kann auch jeder was ausmalen und sich ein rotes Kopftuch basteln. Wir haben dann kein Kopftuchverbot für dieses spezielle Kleidungsstück, höchstens eine Anzeige wegen Verunglimpfung von Staatssymbolen in der Tasche. Was sein muss, muss ein. Das ist immer unser Motto gewesen. Darüberhinaus: Von irgendwas muss der Mensch ja leben. Eine schöne Flagge käme da auf die Schweiz und seine Anrainer zu.

Kaltschale muss nicht immer Kaltschale sein

Auf einem  Gemeindefest in H. hat ein Zuber mit nicht genau erkennbarem Inhalt  für Aufsehen gesorgt. Anfangs sei der Plastikeimer als Teil eines Erlebnisparcours "Mit allen Sinnen erwandern und nichts dazu sagen" benutzt worden. Da aber kaum Interesse an dem Rundgang bestand, - lediglich 5 Besucher durchwanderten die Runde, in der sie in die merkwürdigsten Substanzen treten mussten- baute man die kleine Anlage wieder ab. Später sei der grüne Topf mit der Einlage "Brennessel, Torf und Brathering" am Büffett wieder aufgetaucht und dort als Kaltschale ausgeteilt worden. Die Veranstalter konnten sich nicht erklären, wie der Topf auf den Tisch gelangt war; ein besorgter Besucher habe das Gesundheitsamt informiert, da die Suppe nach kontaminiertem, japanischem Spinat geschmeckt habe. Insgesamt sei die Suppe aber gut angekommen, auch wegen der reichlichen Spurenelemente und Schwebstoffe.
Das Gesundheitsamt gab Entwarnung: Der Japaner kenne überhaupt keinen Spinat und deshalb sei die kalte Brühe völlig unbedenklich gewesen.

Neuer Flaggenversuch in der Schweiz

Weg vom starren Kreuz, denkt die Schweiz und liefert diesen Entwurf einer neuen Flagge. Wer nicht lesen könne oder vielleicht nicht einmal ein Bankkonto in der Schweiz hätte, der hätte ja auch nichts in der Schweiz verloren und müsse weder Flagge noch Namen kennen.
Es sei auch mal an der Zeit, den ausländischen Staaten (inländisch ist ja nur die Schweiz) mal beizubringen, wie Schweiz heiße: Schweiz nämlich. Und nicht Schwitzerland, was diskriminierend sei, Switzerland, was nicht besser sei oder gar Steuerparadies, was eine völlig falsche Übersetzung ins Deutsche sei.
Schweiz ist Schweiz, und da komme nichts drüber.

Schiffe vers(ch)enken Wörter

Hätte 'Wunscherfüllung' nicht besser gepasst?, grübelte der junge Texter noch lange. Lauter Nomen, und nun ein Verb, ist das nicht eigenartig? Aber dieses ständige Nominalisieren galt ja gerade in seiner Branche als eines der Grundübel der Menschheit, oh, da wars schon wieder. Oder hätte ich bei Neuland 'sehen' ergänzen sollen und bei Gelassenheit 'erwerben'? Erwerben klingt aber schon wieder nach Broterwerb und die Passagiere sollen ja gerade nicht an die Arbeit erinnert werden. Der junge Texter stand am Kai und betrachtete sein Werk und wurde immer unglücklicher. Das war eigentlich nicht seine Art und er verfügte über viele Strategien, dem eigenen Unglück zu entkommen. Ist doch toll so, gerade richtig, redete er sich ein, wer kann noch zusammenhängende Sätze verstehen oder gar formulieren, welcher Urlauber will mehr als Schlagworte, die, die Anspruch haben, sollen froh sein, dass ich nichts Englisches untergemischt habe, Love etwa oder Peace oder Flow oder, ach eigentlich klingt das alles viel besser, ich sollte mich mal bei einer englischen Reederei bewerben, denen mein Konzept vorstellen, kann man bei der Atlantiküberquerung doch auch viel besser lesen, wer spricht auf den Weltmeeren schon deutsch. Dreams, ja natürlich, oder dreaming, auf englisch ist mir das piepegal, ob Verb oder nicht, aber alles großgeschrieben, ja, sind ja wichtige Wörter, lebenserhaltende, lebensverlängernde, reiseintensivierende, erlebnisfördernde Wörter. Ich habe einen geilen Beruf, dachte er. Kommt, schmeißt endlich die Champagnerflasche auf die Gelassenheit, ich muss weiterarbeiten

Morgenmakeup

Gummimasken schützen vor Sonnenbrand,
die Identität bleibt unerkannt.
Falten wird keiner entdecken,
am Eis kannst du nicht mehr schlecken.
Küssen geht nur ohne Zunge,
an Atemnot leidet die Lunge.

Promis auf der Rampe der ewig Nöselnden

Was ist los in der Welt der Prominenten und irgendwie komisch Aussehenden? Das Schreiben scheint der Jugend nicht mehr gegeben, wenn sie in einem erotischen Taumel geraten ist und alles in Bewegung setzt, um sich über ein falsch geschriebenes Nagetier fortzupflanzen, das auch noch zu allem Überfluss Musik macht. Der Flussbiber knabbert, orthographisch richtig, an seinem Baumstamm, wohingegen das falsch dahingekritzelte Exemplar versucht, auf  offener Bühne sein Menschsein zu deklamieren, obwohl das vollkommen blödsinnig ist.
Wenn dann kleine Mädchen mit weißen Zähnen mit selbstgedruckten Plakaten, die sie an Laternenmasten haben nageln lassen, durch die Straßen wanken, weil sie ihr Schild nicht halten können, dann ist der Ernst der Sache erreicht. Da muss Einhalt geboten werden.
Wer bei Justin Bieber assoziiert "Just in Bieber", hat vielleicht eine verschrobene erotische Vorliebe, aber der engagierte Mensch muss fordern: Justin Bieber aWay!
(Oder ist das wieder eins von diesen verdammten Anglizismen, bzw. Germanismen? Gemeint ist aber: Gerade dem Biber einen Weg!)

Der Adel schielt nach rechts

Man kann nicht jeden kennen, aber wie man weiß und häufig auf Schnappschüssen erkennt, schaut der Adel gerne nach rechts. Und der Volksmund sagt: Da rechts sitzt was Schlecht's. Was er auch immer damit sagen will, müssen andere ergünden. Fakt ist, dass Königin Sylvia und ihr Mann Carl Gustav die IV. Sommerlatte in einem badischen Restaurant abgewiesen wurden, weil angeblich kein Platz mehr frei gewesen sei. Das Paar habe sich nachher in einer Pizzeria mit ein paar Pommes rotweiß vergnügt und sei recht zufrieden gewesen, nicht die schwere badische Küche genossen gemusst zu haben.
Die Wirtin auf ihre Abweisung hin gefragt, hat verlauten lassen, sie habe das schwedische Königspaar für "die da zum Guttenberg" gehalten, die sich Gesichtsmasken aufgesetzt hätten, weil sie sich des Abschreibens in der Doktorarbeit von Karl Theodor geschämt hätten. Leute mit Gummimasken hätten aber generell keinen Zutritt zu ihrem Lokal. Und wer wüsste denn, wer wirklich unter den Tarnkappen stecke. Darüber kann man natürlich nur lachen, denn die Guttembergs sind eher eingeschnappt, dass der ganze Kram aufgeflogen ist und die Politkarriere, die ja häufig auf Lug und Trug aufbaut, beendet sei. Und überhaupt entsprächen die Deutschschweden nicht ihrem ästhetischen Anspruch, so der Promotionskopist.
Wie dem auch sei, der Adel schielt weiterhin nach rechts, und sei es nur, um einen freien Platz in einem badischen Lokal zu finden.

Ferienwolken

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Der Oleanderbusch und der Feuerlöscher

Brennt doch sowieso nicht....
Und wenn?
Brennt garantiert nicht.
Und wenn doch?
Hat noch nie gebrannt.
Kann aber doch sein...
Ich finde, du siehst scheiße aus. Wie ein Feuerlöscher eben.
Wenn's mal brennt, dann sprechen wir uns wieder.
Tut's doch sowieso nicht.
Da würde ich nicht drauf wetten.
Soll das eine Drohung?
Nein. Eher eine Warnung. Ein Tipp.
Wo ist da der Unterschied?
Das wirst du schon sehen.
Dazu müsste es aber erst brennen.
Eben.
Aber es brennt doch sowieso nie.
Dann pass mal in den nächsten Tagen gut auf.
Wie heißt du eigentlich?
Das tut hier nichts zur Sache.
Ich heiße Ole. Ole Ander.
Das ändert jetzt auch nichts mehr.
Ich find, du siehst gar nicht so schlecht aus...



Alles inklusive

Vielen Reisenden fehlen schon mal die passenden Begriffe, wenn sie aus dem Urlaub zurückkehren. Dann wird rumgestammelt, jedes Jahr dieselben Aussagen über die Reise und das Erlebte, Floskeln, die schon für den Ägyptenurlaub herhalten mussten, werden nun auch für die Rügenradtour verwendet, und irgendwann glaubt man schon selbst, dass es ganz und gar nebensächlich ist, wohin man reist, weil sich nachher sowieso alles gleich anhört. TUI hilft, bei Reiseantritt, bei jedem Landgang während der Mittelmeerkreuzfahrt, spätestens beim Verlassen des Schiffes reicht ein kurzer Blick auf den Schiffsrumpf, um sich für die Urlaubserzählung noch mal in Form zu bringen. Ja, es waren ganz unterschiedliche Horizonte, die wir gesehen haben, nein, nicht jeder Horizont ist gleich, weißt du, wenn du schon ein paar Tage unterwegs bist, dann entdeckst du die kleinen Unterschiede, jeder Horizont hat so seine Eigenart, ja ich könnte den vom östlichen Mittelmeer südlich von Zypern jetzt von dem von Mallorca aus gesehen nördlichen unterscheiden. Natürlich war das wie ein Sommernachtsstraum, genau wie im Theaterstück, die Nachtigall sinkt, die Liebenden küssen sich ganz vorn am Heck, nein, am Bug, also wie auf dem Balkon und die Sterne funkeln. Ja, und viel erlebt haben wir natürlich auch, das ist schon ein Unterschied, ob du die Suppe mit viel oder mit wenig Seegang löffelst und ob du am Vorabend viel Campari oder wenig getrunken hast, nur deine Reisebegleitung, die ist natürlich immer gleich, da erlebt man nicht ganz so viel, haha, Irmchen, war nur ein Scherz, du hast dich ja öfter mal umgezogen, da muss man in die Reisegarderobe schon ein bisschen investieren. Also, die Reise war einfach, oh, jetzt sind mir die Begriffe ausgegangen.

Ist doch schlimm

An manchen Tagen wusste sie nicht, was schlimmer war. Nichts Vernünftiges zum Anziehen im Kleiderschrank. Der Platz neben ihr leer. Oder dieses seltsames Gefühl im Kopf, so als ob dieser auf unbestimmte Zeit verreist war. Und auch gar keinen Grund hatte, zurückzukehren. Vielleicht war es auch nur der Verkehrslärm. Gern hätte sie eine Rangfolge festgelegt, eine Liste angelegt, schlimm, schlimmer, am schlimmsten. Schreien hätte vielleicht auch geholfen. Oder trinken. Was nicht ging. Sie entschied sich, überraschend klar. Erst einmal brauchte sie etwas Neues zum Anziehen. Alles weitere würde sich finden, wie immer.

Ösen und Ören

Wer macht denn noch Ösen? Dieser alte Beruf ist kaum noch zu finden und man muss von Hinz zu Kunz, vom Weltenbummler zum Schuster, vom Gardinenfritzen zum Klobrillier laufen, damit man ein metallen umrandetes Loch in ein Stück Stoff oder Tuch bekommt. Bevor man sich versieht, sind die Schuhe durch und man darf zurück zum Schuster, um ein paar neue Sohlen annageln zu lassen.
Dabei war der Ösenmacher ein angesehener Beruf, dessen Zunft ein Loch im Wappen hatte und sich bewusst absetzte vom Lochner oder Käseschneider, der eigentlich bohrte, damit der Käse Volumen hatte, aber weniger auf die Waage brachte, weil nach Außenmaß abgerechnet wurde.
Der Ösenmacher fertigte seine Ösen und wirkte tatkräftig und formgebend beim groben Netzhemd mit, das in den Siebziger Furore machte in Filmen mit einschlägig erotischem Inhalt, die im Ruhrgebiet spielten.
Leider drängte die industrielle Revolution den Handwerker zurück, sodass die Ösenmacher gezwungen waren im Hungerwinter 73/74 nach Schweden auszuwandern, um dort Öre zu machen. Was man anfangs für einen Versprecher hielt, war letztlich ein Flopp. Die Ösenmacher machten weder Ösen, noch Ören. Vielmehr mussten sie sich bei IKEA verdingen und dort für ein paar Kronen Verbindungsteile aus den Kartons klauben, damit die Käufer ein zweites Mal zum Halsabschneider fahren mussten.
Öre gab es zu der Zeit nur in Dänemark, das in erster Linie von Dänen bevölkert und frei von Regalen und Schränken mit Selbstaufbauverpflichtung war.

Sprichtwort im August

Die Schale von Frau von Stein

Zeichen weiblicher Unabhängigkeit, die silberne Schale, mal skandinavisch schlicht, mal orientalisch verschnörkelt, hier die zweite Variante, in Anlehnung an ein bekanntes Goethe-Zitat vom VHS-Frauenfotografierkurs in Szene gesetzt. Meine silberne Schale bleibt leer, hier darf keiner seine goldenen Äpfel reinlegen, weil er nicht weiß, wohin damit, goldene Äpfel sind sowieso blöd, mit Lebensmitteln sollte man achtsam umgehen, Drucktechniken mit Kartoffeln oder toten Fischen sind schließlich auch out. Überhaupt - Goethe. Charlotte schrieb er "Lebe wohl, du Einzige, in die ich nichts zu legen brauche, um alles in dir zu finden." Und der Christiane wollte er seine goldenen Äpfel andrehen, als ob die das nötig gehabt hätte. Einige Teilnehmerinnen des Fotokurses experimentierten mit Collagen, inspiriert durch die Diskussion, was denn überhaupt in die Schale reindürfte. Diamantringe fielen durch, Autoschlüssel waren umstritten, ein blutiges Herz, wie frisch aus dem Leib gerissen, kam bei allen gut an.

Zeit

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Goethe und Eckermann: Frauen sind Äpfel

Goethe: Die Frauen sind silberne Schalen….
Eckermann: Was ist denn jetzt los?
Goethe: …in die wir goldene Äpfel legen.
Eckermann: Das Pferdesyndrom. Äpfel legen, das heißt doch fallen lassen. Legen tun Hühner.
Goethe: Eckermann!
Eckermann: Goethe, alter Schwerenöter!
Goethe: Eckermann, das ist eine Tatsache.
Eckermann: Wo hast du denn  deine Äpfel, Goethe. ich dachte Frauen hätten Äpfel und Männer mehr diese kleinen…
Goethe: Schweig still, Eckermann! Dieser Satz wird ein Sprichwort werden, auf jeden Fall eignet es sich für ein treffendes Zitat in einer schlichten Rede, etwa zum fünfzigjährigen Jubiläum eines Schützenbruders.
Eckermann: Hat denn wer geschossen? Der Tell vielleicht?
Goethe: Ruhe! Du verstehst gar nichts.
Eckermann: Jedes Mal dieselbe Ausrede. Immer wenn ich Schiller auch nur durchahnen lasse.
Goethe: Ich habe es satt, Eckermann, dir meine Sätze zu sagen, die du dann später als deine eigenen verkaufst, damit du berühmt wirst.
Eckermann: Ich versteh's nicht.
Goethe: Genau das wollte ich dir immer schon mal sagen.
Eckermann. Dann ist es jetzt ja raus!
Goethe: Tell! Ständig mit seinem Tell! Mehr versteht der ja nicht. 

Schweiz sucht immer noch neue Flagge

Auf der Suche nach einer zeitgemäßen Flagge hat die Schweiz jetzt dieses Modell vorgestellt. "Auf das Wesentliche reduziert" will uns der Entwurf. Beschränkt man sich auf das, was der Schweiz eigen ist, dann müsste man das Rot auch noch entfernen. Dann aber bliebe ein Ausschnitt einer weißen West, und die hat die Schweiz nun wirklich nicht.
Kommentar und Rat: Weg mit dem Entwurf! Das ist Volksverdummung und kommt gleich vor Volksabstimmung.
Endlich keine Weicheipädagogik mehr! Auch im Breitensport hat dieser Trend Zukunft, erste Vereine rüsten ihre Sportanlagen um. Die alten Spartaner sind Vorbild, wo es hieß: Früh raus! Kalt geduscht! 100 km in praller Sonne gegen den Feind marschieren.
Heutzutage sitzt der Feind in dir selber. Er heißt Ketchup oder Mayonnaise und gesättigte Fettsäuren.
Dem verheulten Kinderheer und der jammerden Jugendschaft wird das Trainingsinstrument jetzt zum Mahnmal:
Fest einbetonierte Hürden werden, im Sinne einer Konditionierung und negativen Verstärkung, sofort mitteilen, wenn ein Lahmarsch die Füße nicht hoch kriegt. Da wackelt nichts mehr, höchstens die Kniescheibe.
Zur nächsten Olympiade gibt es nur noch gestählte (siehe Hürden) Olympioniken, und da muss keiner rumtränen und sagen, dass er nicht erklären könne, warum er nicht nur vom falschen Startblock gesprungen sei, sondern auch noch in die falsche Richtung.
Für Schwimmer ist die gezeigte Hürdenstrecke sowieso nichts!

Georg Krakl: Landleben 1 (2011)

Kittelschürze

Unter der Kittelschürze
liegt die Würze
deines Lebens
und du wirst wohl nicht vergebens
suchen
nach dem großen Stück vom Kuchen.
Denn, wohl war, in Kürze
findet dich die Kittelschürze.

Lauf nicht weg, sonst wird der Kuchen
nach dir suchen.

Immer nach unten gucken

Es könnte ja alles noch viel schlimmer sein.

Schweiz macht multikulti

Nach dem Volksentscheid, dass es unglaublich viele Ausländer in der Schweiz gebe und das überhaupt nicht gehe, fühlt sich die Schweiz doch angeschlagen und komisch beäugt von den Anrainerstaaten und darüber hinaus.
Multikulti heißt jetzt das Motto, mal was hinkritzeln und das als Kunst bezeichnen, mal ein paar schiefe Töne spielen und das als moderne Musik bezeichnen, mal ein paar Sätze aufs Papier schleudern und sagen, es es ein Roman sei. So einfach kann das Leben sein.
Multikulti, überhaupt kein Problem, jeder soll nach seiner Facon glücklich werden. Es muss nur am Ende "Schweiz" rauskommen.

richtungsweisend

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Badekappenzwang?

Hundebilder als Trennungsgrund

Häufig wenn Herbert seinen Abendspaziergang hinter sich gebracht hatte, hatte er einen unbändigen Hass auf Hunde. Obwohl er nie gebissen worden war.
Er reagierte sich dann ab, indem er skurrile Hundebilder malte. In eine Schicht aus brauner Farbe kratzte er hässliche Hundekörper. Anschließend spritzte er aus der Acrylflasche eine Menge Rot auf die Wand, denn er benutzte die Wohnzimmerwand als Maluntergrund.
Seine Frau hatte ihn längst verlassen, weil sie den penetranten Geruch, den die Grundierung absonderte, nicht mehr aushalten wollte.
Dabei hätte sie gerne einen Hund gehabt, einen der sich freute wenn sie nach Hause kam, der sich freute, auch wenn es keinen Grund dafür gab, der sie einfach um ihrer selbst willen geliebt hätte.
Als sie das einmal erwähnt hatte, hatte Herbert auch im Schlafzimmer und im Flur zu malen begonnen.
Sie war dann doch zu ihrer Mutter gezogen, auch wenn sie das eigentlich, wie sie sagte, "beschissen" fand.