Wertewechsel in der Finanzwelt

Vincent van Eijnoor - Anbetung (2006)

Alltag im Saustall


Georg Krakl - Frühling

Es ist Frühling.
Und da spritzt der Landmann
Nicht von Hand, man
Sieht er hat ein Sprühding.

Das sprotzt Gülle
In die ländliche Idülle.

Tonnes Tagebuch - Rassige Zweikämpfe

Liebes Tagebuch!
Neulich las ich in der Tageszeitung, dass sich Nachwuchsfußballer "rassige Zweikämpfe" geliefert hätten und ich konnte erst mit dem Begriff rassig nichts anfangen. Obwohl eigentlich schon. Ich dachte da erst mal an rassige Zigeunerinnen, wie sie auf auf Ölgemälden der Elterngeneration gern abgebildet wurden. Keiner weiß, warum diese Ölgemälde, die meiste weißbebluste und üppigbebuste junge Frauen mit schwarzem Haar zeigten, überhaupt aufgehängt wurden. Die jungen Frauen trugen große goldene Ohrringe und blickten den Betrachter verführerisch an. Die Ehemänner schielten zurück, wenn die Ehefrauen das nicht sahen und hätten wohl gerne etwas mehr in die Bluse geguckt und auch schon mal Hand angelegt und vielleicht sogar ein Stündchen mit der Dame und einem Schafverbracht, natürlich vollkommen unverbindlich, denn jeder wusste, dass diese rassigen Zigeunerinnen nicht für die Ewigkeit planten, sondern mehr in den Tag hineinlebten, an den Haustüren billigen Tand gegen hart erarbeitete D-Mark tauschen wollten oder heimlich in die Wohnzimmer schlüpften, um sich an den Errungenschaften der Wirtschaftswunderzeit dauerhaft zu ergötzen, was bedeutete, dass sie diese mitnahmen, ohne dafür zu bezahlen. Nicht mal ihren Tand tauschten sie ein. Rassige Zigeunerinnen waren für die deutsche Hausfrau Menschen zweiter Klasse, die es auf Hab und Gut und auf den attraktiven, wenn auch bereits zum bauchfettansatzneigenden Ehemann abgesehen hatten. Wenn die Ehefrau im Raum war, schauten die Männer allesamt gelangweilt an die hässliche Tapete, um dann, wenn sie sich allein wähnten, die Augen schnell zum Ölgemälde lenkten, um durch kleine Zotigkeiten anzudeuten, dass sie ja auch schließlich Männer waren. Als Frau kam die natürlich insgesamt nicht in Frage. Man wusste ja auch nicht, mit wem sie es schon getrieben hatte.
In Zeiten, wo es verpönt ist, von Zigeunerschnitzeln oder Zigeunersauce - die ja beide eine gewisse Schärfe aufweisen, wie sie auch bei der rassigen Ölgemäldedame vermutet wird - zu sprechen, scheint es befremdlich, dass jemand von rassigen Zweikämpfen spricht. Vielleicht war auch rassisch gemeint, denn häufig kommen gute Fußballer aus fremden Ländern, deren Bewohner dunklere Häute haben, als die Eingeborenen in der eigenen Heimat. Man sagt eigentlich nicht Eingeborene, wenn man von deutschen Bürgern spricht, wenngleich der Begriff stimmt. Aber Eingeborener klingt so, als wolle man das Wort Neger vermeiden, und bedient sich eines neutraleren Begriffes. Wenn der aber neutral wäre, könnte man ihn auch auf Deutsche anwenden, tut man aber nicht.
In Zeiten des Wiederaufkeimens des braunen Gedankengutes ist das Wort rassisch für Bildungsbürger, die als selbstreflektiert gelten wollen, nicht angemessen.
Es ist ja auch gar nicht rassisch zu lesen, sondern rassig.
Rassig- wir denken wieder an die Frau in weißer und vorne tief dekolletierter Bluse mit den goldenen Riesenkreolen im Ohr, rote, volle Lippen hat sie auch noch-rassig steht dann für schnell und kraftvoll, ohne Rücksicht auf die eigenen Knochen, mit dem Willen zum Sieg, mit der Absicht auch ins Wohnzimmer zu schleichen und Statussymbole zu entwenden, mit einer Schärfe, die einem bis ins Hirn schießt, so als habe man sich eine halbe Tube Löwensenf extra mit dem Esslöffel verabreicht- also rassig, das können die Deutschen eigentlich nicht, weil sie das alles nicht sind. Sie sind verlässlich, pünktlich, ordentlich. Vielleicht etwas langweilig, sodass sie sich kaum Chancen bei der rassigen Ölgemäldetante ausrechnen; aber Qualität zahlt sich letztendlich aus. Und eine Ehefrau, die lieber bügelt, als gebügelt zu werden, zeigt, dass sie ein aktives Mitwesen ist, und nicht passiv alles geschehen lässt.
Vielleicht wäre es Zeit, ein schönes Ölgemälde aufzuhängen, das ein Stück des schönen deutschen Waldes zeigt. Der ist nicht rassig, aber da ist alles drin, was ein Wald braucht. Und das reicht.

Georg Krakl - Suppenhuhn und Schäferhund

Ein Schäferhündchen
hatte einst ein Schäferstündchen
mit einem Suppenhuhn.
Da gab’s nicht viel zu tun
Du bist so nackt und weich
und auch so bleich,
ein wenig kalt,
vielleicht schon alt,
kannst keine Eier legen,
musst in die Suppe wohl deswegen.
So sprach der Hund,
dein Mund,
der ist ein Schnabel.
Hab dich zum Fressen gern,
mein Suppenstern.
Ich ess dich ausnahmsweise mit der Gabel.

Georg Krakl - Blutdruck (Extended Version)

Blutdruck

Das Blut,
es drückt auf die Arterien und Venen,
auf Knochen, Kopf und Sehnen.
Der Kopf ist rot,
der Druck macht tot,
wenn man die richtigen Tabletten
nicht regelmäßig nimmt.
Dann ist man nicht zu retten.
Und der Arzt sagt: Stimmt.

Er schreibt dir ein Rezept dagegen.
Das ist ein Segen.
Beide lachen sie.

Der Blutbedrückte und die Pharmaindustrie.