Tonnes Tagebuch: Fahrradfahren

Liebes Tagebuch!
Ich bin jetzt ein paarmal mit dem Fahrrad gefahren, weil ich umweltfreundlich sein wollte und auch, um frische Luft zu tanken, das soll gesund sein. Die Bewegung auch.
Insgesamt habe ich schon 11 l Diesel gespart, wodurch das Ozonloch wahrscheinlich einen Quadratmillimeter weniger gewachsen ist.
Ungeheuer, wie viel ich fahren müsste, um endlich einen Quadratmeter zu schaffen. Lieber wäre mir ja auch, ich könnte das Loch flicken. Aber das geht wohl nicht.
Wenn ich Gegenwind habe, denke ich, ob es überhaupt schonender für die Erde ist, mit dem Fahrrad zu fahren. Fahrradfahrer produzieren, und das haben sie mit den Kühen gemeinsam, Methangas; die Bewegung fördert den Stoffwechsel und damit die Verdauung. Ist das wirklich wünschenswert?
Wenn Fahrradfahrer ausatmen, verbreiten sie CO2 in der Gegend; sie müssten dagegen einen Baum pflanzen, was wiederum bei den Transportmöglichkeiten eines Rades schwieirg wird.
Wenn die Sonne scheint und es windstill ist, glaube ich viel eher an die Umweltfreundlichkeit meines Tuns. Ich habe so viele Fragen, aber oft keine Antworten.


Was im Garten zur Weißglut treiben kann

Zeit, die originellen Gartenfiguren rauszustellen.
Viele haben im Schuppen oder im Keller ihr unbeachtetes Dasein gefristet, jetzt heißt es: An die Sonne, die Gemüter der Menschen erfreuen!
Nichts ist aber so, wie es sein sollte.
Die Gemüter wollen sich nicht erfreuen lassen.
Weiße Monstren, die wohl aus Ytong getrieben, haben den gegenteiligen Effekt, sie machen die Menschen aggressiv und bringen die Gemüter auf und gelegentlich an den Rand der Weißglut. Früh Abgestillte sehen in den Gestalten brustbehangene Mutterleiber, Zwängler wollen die Figuren aufpolieren und der Sammler überlegt, wie er ein solches Objekt, wäre es in seiner Sammlung, geschickt entsorgen könnte. Gottseidank lebt der Letztere im Konjunktiv, und da ist nicht viel los.
Die Besitzer solcher Gestalten sind besorgt um das Wohl, das Ansehen und auch die Existenz der Kunstwerke, die den Zierrasen verschönern sollen, nach ein paar Wochen aber unansehnliche gelbe Flecken auf dem Grün hinterlassen und deshalb nicht geliebt werden können, sondern nur geduldet.
Ein Staat aber, in dem Kunst nur geduldet wird, ist auf dem Weg in den suizidalen Imperialismus, das haben diaktatorische Systeme längst bewiesen.
Wie wir mit Kunst umgehen, das sagt einiges über uns aus.
Wenn wir Kunst einzäunen, zeigt sich unsere Begrenztheit, unser Tellerranddenken, unsere Beschränktheit, unsere Überängstlichkeit, unsere asthmatische Verklemmtheit, unser Psycho-Faschismus. Wer führt uns aus der Krise? Die Antwort schreit sich wie ein Automatismus in unsere Köpfe. Niemand darf sie laut aussprechen.
Erschöpf können wir nur hauchen: Nie wieder!
Na, hoffentlich.
Uns allen auf die Fahnen geschrieben: Free the ugly white trash! Aber dalli!

Was Träume erzählen


Neulich träumte ich von Brüssel und es erschien ein Elefant mit aufgestelltem Rüssel, so als ob er zornig sei. Mein Weg war dornig. Brei gab's täglich, Brot nur hin und wieder, Fleisch lag fern der Töpfe und auch den  Kuchen musst' ich suchen.
Was, so fragte ich in schierem Staunen, wollt' ich in Brüssel, das, weil voller Launen und schwerer Elefanten, deren Riesenquanten jedes Beet zerstampften, nicht im geringsten attraktiv, geschweige sehenswürdig oder schick, viel eher dick, und höchstens für den schnellen Blick, wenn überhaupt und überkopf, für den Tourismus ungeeignet.
Im Satz verstrickt blieb mir im Traum nur aufzuwachen.
Mir war zum Lachen.
Das blieb im Halse stecken. 
Im Hinterkopf, da raunt' es dumpf: 
Die Riesenrüsselbrüsselelefanten soll'n verrecken.

Und das ist nicht korrekt,
dass sich ein Tötungswunsch in mir versteckt.

Kein schöner Traum.
Vielleicht träume ich morgen Nacht von Amsterdam, falls die dort Hamster ham.

Ein Zeichen setzen

Da kann man doch nicht gegen anessen, sagt Bruno und stopft sich einen weiteren Schokokuss in den Mund. Mit vollen Backen fährt er fort: Und überhaupt. Merkt das denn einer, wenn wir hier am Tisch gegen Rassismus essen?
Ja, klar, früher hießen die Dinger Negerküsse, da hat sich keiner aufgeregt, da galt der Neger noch was, da war er Mitgeschöpf, das anders aussah und deshalb eben anders behandelt wurde. Das war nichts Schlimmes, das war normal, naturgegeben sozusagen. Dann wurde die politcal correctness erfunden, und aus die Maus.
Das hier mit dem antirassistischen Essen, das macht doch nur dick und nährt den Dickmann, der diese Zuckergranaten produziert. Mohrenköpfe. Das ist ja auch so ein Wort. Schiller die Räuber! Der Mohr kann gehen, das war doch ein Weißer. Der Mohr war auf der Sarotti-Schokolade und wedelte den Körpergeruch von den Menschen, die man auf der Packung nicht erkennen konnte.
Man hat dann ja auch die weißen Negerküsse erfunden und die hellbraunen. Weiße Negerküsse, da bleibt einem doch die Waffel im Hals stecken. Bei hellbraun denkt jeder ans Solarium und nicht an Rassismus.
Schiller dreht sich im Grab herum, weil keiner seine Räuber versteht.

Können wir nicht gegen Übergewicht essen? Das ist doch immanente Kritik, wenn du weißt, was ich meine, fragt Bruno und setzt seinen traurigen Blick auf.
Nö, sage ich.

Wohin mit hässlichen Gartenlampen?


Wohin mit hässlichen Gartenlampen?
Jahrelang hat die hässliche Gartenlampe ihr hässliches Licht im Garten verstrahlt und nach nunmehr 15 Jahren fällt uns auf, dass uns weder Licht noch Lichtspender gefallen.
Plötzlich finden wir sie hässlich.
Vielleicht war es ein Geschenk von Tante Herta, und da muss man die Dinger ja aufstellen, denn wenn Tante Herta zu Besuch kommt, taucht auch die Frage auf: Wo sind denn die Gartenlampen die ich euch geschenkt habe? Die schönen Gartenlampen? Die waren nicht billig.
Als wenn der Preis die Schönheit reguliert!
Man baut die Lampen vorsorglich auf, denn es wäre schwierig, sie jedes Mal, wenn Tante Herta sich ankündigt, aufzustellen und auch noch in Betrieb zu nehmen; denn leuchten sollen sie ja wohl.
Um an den Lampen nicht zu verzweifeln, redet man sich ein, sie seien schön, wie ein Mantra murmelt man in den Garten, man finde die Dinger schick, gemütlich, heimelig, so ländlich-idyllisch.
Bis man es selber glaubt.
Dann stirbt Tante Herta plötzlich an Herzversagen und wir sind froh, dass die Gartenlampen nicht schuld sind, weil wir sie nicht installiert hatten.
Mit dem Tod kommt auch die Enttäuschung: Die Gartenlampen sind unschön, sie sind sogar potthässlich. Sie beleidigen unsere Augen. Wir schmeißen sie weg, denn Tante Herta bekommt davon nichts mehr mit.
So hat der Tod nicht nur etwas Endgültiges, sondern ist, ganz im hesseschen Sinn, ein Neuanfang, bei dem wir eine neue Lampe anhaben können.

Sprichwort

www.gemuesegrafik.blogspot.de

Gedichte aus dem Kopf: Meisi Untermponni - Wäsche geguckt (2013)

Pawel Pikass: Neulich beim Wäschegucken (2013)

Dumm aus der Wäsche geguckt
Habe heut dumm aus der Wäsche geguckt.
Und bestimmt viel zu oft mit der Wimper gezuckt.
Ständig die Mundwinkel hängen gelassen.
Da war auch noch was mit dem Schrank und den Tassen.
Neben mir stehend hab ich mich ausgelacht.
Im Stolpern ein weiteres Fass aufgemacht.
Hier ein Bonbon und dort eine Kröte geschluckt.
Habe heut dumm aus der Wäsche geguckt.

Gedichte mit Beziehungsproblemen: Georg Krakl - Mal wieder Blau (2013)

Piet Schlendrain: Kein Rot (2013)
Du kennst nur noch das Blau,
sagt seine Frau.

Blau
ist so genau
so überschlau
so für den Körperbau
und gut für jede Fleischbeschau
ist niemals flau
erfreut die Zugehfrau
und beruhigt schnell den Kabeljau
mein Blau
das ist Knowhow
es schmückt den Pfau
und auch die Wochenschau
wie frischer Tau
auf dem Verhau
für unsre Zwergkaninchen.


Jetzt bin ich raus,
sagt Klaus,
der Mann,
ach halt!, ich kann
noch zwei:

Den SSV
und auch das Wau!

Ein Adjektiv wie lau.
Mau Mau.
Das sind schon vier.

Was reimt sich denn auf Gelb?
Das siehst du es!

Da kenn ich lieber Blau!,
sagt Klaus zu seiner Frau.


Tagesorakel: Gemeinschaft mit Menschen, oben Kiën, unten Li

Oben der Himmel, unten die Flamme
Gemeinschaft mit Menschen im Freiem: Gelingen
Da lacht der Campingfreund, der jetzt seinen Jägerzaun streicht oder den Wohnwagen mit Füllspachtel ausbessert. Er hat Gemeinschaft mit den Menschen, alle gucken zu.
Der Dauercamper lockt andere Menschen an, sodass sich eine Gemeinschaft bildet und alle fangen an, die eigenen Zäune zu streichen, die Zwerge aus Plastik herauszuholen und lustige, bunte Deko-Artikel über den Stellplatz zu streuen.
Der Wohnwagenbesitzer lauert auf den Tag der Abreise. Erst mal muss es Urlaub geben. Aber die Nachbarn hocken hinter den Fenster und sehnen mit.
Fördernd ist es, das große Wasser zu durchqueren.
Ja, da hat es sich doch schon für den Camper. Mit dem Jägerzaun geht ja gar nichts und der Wohnwagen ist nicht ganz dicht. Da lacht der Seereisende oder der, der mit dem Flugzeug verschwinden will. Beiden ist Förderndes gewiss. Beförderndes, nämlich über den großen Teich; was wiederum den Camper freut, weil das ihm überlassene Terrain dadurch großzügiger wirkt. Das Gute im Schlechten finden, das ist das Gebot der Stunde.
Fördernd ist des Edlen Beharrlichkeit.
Hier wird es richtig schwierig. Die im Land geblieben sind, die also nicht das große Wasser überquert haben, sind nicht immer die Edlen. Auch die anderen sind es nicht. Die Frage ist natürlich: Gibt es überhaupt Edle in Zeiten von Steuerhinterziehung und Selbstanzeige. Wer keine Steuern hinterzieht, hat vielleicht nicht genug Geld. Deshalb ist er noch lange nicht edel. Da kann man sich die Beharrlichkeit schenken und setzt auf die Oberflächlichkeit der Gierigen; die sind immer unedel.
Der Dauercamper bleibe bei seinem Jägerzaun und seinen bunten Zwergen. Der Wohnwagenbesitzer fülle beharrlich Füllspachtel in die Löcher der freiwilligen Notunterkunft.
So bleibt jeder bei dem, was er hat und muss nämlich nicht über das große Wasser, was ja niemand wollte. Zum Beispiel über den Rursee oder die Möhnetalsperre.
Wasser wäre auf jeden Fall aber gut, wenn man das Bild betrachtet: Oben der Himmel, unten die Flammen. Waldbrand oder Selbstentzündung des Bürstners?
Der Jägerzaun ist ja aus Werzalith, und das ist schwer entflammbar. Eine Kelle Wasser draufzukippen wäre im Falle des Falles gut, bzw. fördernd, bzw. hemmend.



Kristina Schröder nicht mehr in neuem Kabinett

Kristina Schröder soll nicht mehr Mitglied des neuen Kabinetts werden, wenn denn die Koalition noch einmal die Wahl gewönne. Das geistert jetzt durch die Presse und viele lachen hinter vorgehaltener Hand, murmeln ein "Na, endlich!" oder ein "Wurde auch mal Zeit."
Angeblich hätte sie zu viel Unsinn für teuer Geld veranstaltet und nicht immer das Programm so erklärt, wie es gemeint gewesen sei, wenn es denn mal eins gegeben habe. Darüber hinaus habe sie mehr Richtung Männer argumentiert und ihr Nachname erinnere zu sehr an den Altkanzler, der ja mit Putin dicke ist.
Überhaupt solle hinter einen hohen Stirn auch ein entsprechendes Gehirn stecken; das habe man aber in der Vergangenheit vermisst.

Derartige Erklärungsversuche wirken natürlich an den strähnigen Haaren herbeigezogen.
Hier wird eine Flexiquotenfrau geschasst, wenn nicht sogar gemobbt, in einer Partei, die sich immer als "Hauptsache männlich" getitelt hat und jetzt nicht aufmuckt, weil "Mutti" das Sagen hat. "Die können über alles reden, nur nicht über Mutti", so Koalitionskumpan Brüderle.
Sichere Quellen bestätigen, dass Kristina Schröder doch kompetent in ihrem Job ist, denn als Familienministerin habe sie immerhin Familie, sie habe sich sogar ein Kind angeschafft, sich quasi nachqualifiziert. Wer kann das schon von sich sagen?
Kanzlerin Merkel hat keine Kanzlei und Wirtschaftsminister Rösler geht nicht in eine solche, um sein Feierabendbierchen zu trinken, Ramsauer hat's nicht mit Verkehr und der Minister für Entwicklung Dick Niebel bleibt leider immer noch unentwickelt, was man sich bei unterbelichteten Filmen früher immer gewünscht hat.
Arbeitsminsiterin von der Leyen kann der Schröder vielleicht das Wasser reichen, denn sie macht sich immer eine Menge Arbeit, um schließlich am Dreiknopfkostüm der Kanzlerin abzuprallen.
So ist die Politik.
Auch wenn du keine Ahnung hast, für einen Ministerposten reicht es immer. Den Schaden bezahlt ja der Steuerzahler und der ist selber schuld, weil er dumm gewählt hat.
Augen auf beim Urnengang!

Was kann Kunst? Pawel Pikass: Politiker

Pawel Pikass: Politiker (2013)
Pikass macht sich nicht viel Mühe.
Er fotografiert ein paar Steckrüben, manipuliert sie am Bildschirm, zerschnipselt und heftet sie in unregegelmäßigen Abständen wieder zusammen, sodass sie wie schizophrene Weihnachtsmänner aussehen, die im April noch ihre roten Mützen tragen. Dabei stammt die Regierung ja im Augenblick aus einem andere Farbspektrum.
Pikass nennt das Bild Politiker, weil man auf denen immer gut rumhacken kann, da macht der Bürger gerne mit; Vorurteile und Schubladendenken werden unterstützt, wenn nicht doch eine geheime Botschaft zu unterstellen wäre. Pikass denkt ja gerne quer und ist hochgradiger Zyniker.
Das scheinbar platte Bild, das den gemeinen Hinterbänkler zusammenwirft mit notqualifizierten Staatssekretären (Nebenbei: Sekretär kommt nicht von Sekret!), flüstert uns ins Ohr: Steckt nicht in jeder Steckrübe mehr als ein Politiker?
Steckrüben sind Schweinefutter, da herb und schwer verdaulich.
Perlen, will sagen, Rüben vor die Säue!
Haut rein, liebe Viecher! Da ist kein Fleisch drin, folglich auch kein Politiker.
Wir sind Pikass aufs Eis gefolgt wie die Kuh dem Melker; jetzt sind wir wieder runter und alles wird gut.

Kryptische Weisheiten: Friedlich

Piet Schlendrian: Frieden oder was? (2013)
Sich dem Friedlichen zu stellen macht unter Umständen aggressiv.

Vorurteile ?

www.gemuesegrafik.blogspot.de

Tristan und Isolde: Was ist der eine ohne die andere?

Malory: König Artus!!!!!
Ja, wer hätte das gedacht! Unser guter Tristan,den der alte Judenhasser Wagner später mit vielen Noten in den Ewigen Jagdgründen, irgendwo bei Walhall, rekultivierte, war der Erste aller Jäger und Bläser!
Ich hätte das nicht gedacht.
Das am Rande.
Wie kommt das denn?
Der Erste aller Jäger hat natürlich damals schon einiges auf Lager gehabt:
Bei jeder Treibjagd erschoss er eine Unzahl an Säuen, Vögeln und Schnecken, zwei bis drei Treiber und oft sogar eine Person aus dem Catering-Team. Da standen die Münder der Jagdgenossen offen, alles rülpste, um den Toten Ehre zu erweisen und schließlich gab man sich mit Met und Selbstgebranntem aus der Klosterkneipe die Kante.

Tristan erschoss auch den Pekinesen von Lady Guinnevere, der Freundin von Lanzelot, der auch insgesamt besser bei Turnieren war, und der Frau des Königs Artus, der den ganzen Tag am runden Tisch saß und davon faselte, einen Wohltätigkeitsverein zu gründen, wie den Rotary Club etwa.

Hunde, wollt ihr ewig leben, murmelte Tristan damals, als der den eigentlich peinlichen Schuss abgab. Das war auch Majestätsbeleidigung.
Artus aber hatte anderes zu bedenken. Tristan blieb straffrei und bekam sogar eine Belobigung, weil der Pekinese den Rittern immer an die Rüstung gepinkelt hatte, die dann an zu rosten fingen. Zu rosten anfingen.

Tristan dachte sich unterdessen Hornsignale in schwierigsten Taktarten aus, zum Beispiel "Die alte Sau (Bror) ist tot" im 11/8-Takt, den erst Jahrtausende später Neil Young aufgriff und in seinem Garagenrockstück "Words" verarbeitete.
Oder etwa: " Ich habe geschossen, aber Sir Mildessa nicht getroffen" im 7/4-Takt. Frank Zappa verwurstete den Takt ein paar Jahre später in seinem Klassiker "Easterhay".

Wir dachten immer, dass Tristan nichts ohne Isolde sei. Das aber ist falsch.
Richtig ist: Isolde ist nichts ohne Tristan.
Isolde ist wie Kristina Schröder. Hohe Strin und nichts dahinter.
Sommer, Herbst und Winter.

Wer hätte je ihren Namen herumposaunt, wenn nicht der "beste Bläser" der Welt?
Wer wäre je verschossen gewesen, wenn nicht der "beste Jäger" der Welt?

Heute sind Bläser und Jäger gemiedene Minderheiten, die froh sein können, wenn sie ein Kanicnhen schlachten oder einen Luftballon aufblasen dürfen.


Was macht eigentlich.....Kain?

Eva: Einer allein kann die Welt nicht verändern.
Adam: Aber einer muss doch anfangen.
Eva: Dann fang du doch an.
Adam: Habe ich schon.
Eva: Na also, dann wir haben wir doch einen.
Adam: Das reicht doch nicht. Viele müssen mitmachen.
Eva: Vielleicht Abel. Abel!
Kain: Der kommt heut' nicht. Der sah auf dem Feld schon so niedergeschlagen aus.

Häute, hau'n wir auf die Pauke!

Jovial!
Die Kollegen nennt man Häute, wohl wissend, dass das schon Faltensäcke sind. Aber Häute klingt so nach Indianer und das klingt immer jung.
Häute ist Euphemismus pur. Da strafft der Muskel alles Sackige und der Mann wird zum Jungen, der seine Männlichkeit an der Theke ausprobiert.
Wie viel Bierchen passen in  mich hinein, wann muss ich zum Klo, um zu pinkeln? Wann kommt es oben raus?
Wer am längsten durchhält ist der Mann. Platz zwei und drei, maximal bis Platz neun, sind auch irgendwie Männer, der Letzte bleibt Junge.
Später freut er sich, wenn die anderen schon faltig sind, er aber noch ein glattes Gesicht hat.
Nur zu den Häuten darf er sich nicht zählen. Alter hat eben doch seine Vorzüge.

Häute, hau'n wir auf die Pauke (Anhören!)

Gedichte aus einem Wort: Georg Krakl - Häute (2013)

Häute
Hä?
     Ute?
H  u.

Krakl hat mal wieder mit Worten gegeizt. Aber aus einem Wort, hier dem "Häute", ein Gedicht zu machen, ist schon eine Herausforderung, vor allem, wenn die Buchstaben in der Reihenfolge stehen müssen, wie sie im Ausgangswort erscheinen.
Jeder Mensch hat eine Haut; mit dem Alter wird sie größer, der Mensch schrumpft vielleicht und versucht durch verstärktes Essen den organischen Überzug straff zu halten. Das gelingt nicht immer; dann werden aus Haut Häute, ein undifferenzierter Plural, der das Übergroße verdeutlichen soll, ohne Anstoß bei den Mitmenschen zu erregen.

Hierauf hebt Krakl in seinem Gedicht ab.
In den drei Zeilen spielt sich ein kleines Drama ab.
Der Frager  zeigt mit seinem Hä, dass er Ute, so die Angesprochene in Zeile 2, gut genug kennt, um so eine verwunderte und gleichzeitig respektlose Frage zu stellen. Hä?
Das fragt man nur, wenn man einen gewissen freundschaftlichen Bonus in der Vergangenheit erworben hat, der sich so einfach nicht verspielen lässt.
Hä, das kann doch nicht wahr sein, Ute! Wie siehst du denn aus? So labberig, so blättrig!
Das möchte man ergänzen, wenn man sich der Überschrift besinnt.
Ute sagt nichts.
Ute ist sprachlos. Sie hat wohl Grund dazu. Die Frage nicht unberechtigt, aber doch verletzend, enttäuschend, ohne Anstand. Ute fehlen darob die Worte.
Dem Frager, der plötzlich das Dilemma bemerkt, rettet sich in einem ebenso unpassendem Hu.
Oder besser: H u. Eine Leerzeile, die das Ausgangswort verlangt, prangert das Hohle dieser Äußerung an. H u. Der Sprecher ist hilflos, er findet keine Worte, die seine Unverschämtheit korrigieren könnte. H u. Er verstärkt durch diese ungeschickte Äußerung noch seine Untat.
Ute bleibt nicht viel. Sie ist alleingelassen mit ihrer großen Haut, die nicht mehr zu verbergen ist; vielleicht möchte sie aus ihr herausschlüpfen; das ist aber nicht möglich und so ist sie an das Kreuz des Alterns genagelt; die Mitmenschen, hier stellvertretend durch den  Sprecher dargestellt, helfen ihr nicht, lassen sie allein.
Tragik in drei Zeilen, die Krakl in jedes Hirn gebrannt wissen will, denn niemand entzieht sich dieses Vorgangs, und irgendwann ist jeder sichtbar "dran".

Tonnes Tagebuch: Sämereien - Was ist los?


Gestern habe ich vor den Sämereien gestanden.
Wohnen auf dem Lande verändert das Bewusstsein.
Dann heute morgen dieser Geruch, eine Mischung aus vermodernden Feldfrüchten und leichter Jauche. Das steigt in den Kopf. Ich halte die Luft an und steige ins Auto. Das Auto riecht noch ein wenig nach Stadt.
Warum habe ich gestern vor den Sämereien gestanden? Weil ich säen will, wahrscheinlich. Der Gedanke, diese Absicht, dieses Vorhaben kriecht an meiner Arbeitshose hoch, über das robuste Hemd in den Kopf. Die Arbeitshose muss ich noch kaufen. Das robuste Hemd ist da.
Dahinten wartet der Spaten. Ich verliere die Kontrolle, das darf nicht sein. Das Land lebt, das Dorf lebt. Ich muss achtsam sein.
Wer weiß, wonach es morgen riecht...

Neue Flagge kommt nicht gut an

Die Schweiz möchte mit neuer Flagge zurück in die seriösen Staaten, die ihr Geld mit ehrlicher Arbeit verdienen. Das ehemalige Steuerparadies hatte dazu einen Entwurf vorgelegt, der noch bürokratischer und verkrampfter wirkte, als das alte Negativ vom Roten Kreuz.
Die Schweizer und alle umstehenden Betrachter konnten mit dem Staatstuch nichts anfangen und wandten sich bitterlich weinend ab.
Jetzt soll nackte Haut die Flagge näher bringen.
Das ist unter Niveu, oder besser für den Körperteil, der sich hinter der Flagge verbirgt.
Solche trivialen Versuche sollten die Schweizer doch hintern sich gelassen haben.

Gedichte aus einem Wort: Georg Krakl - Aufmerksamkeit (2013)


Au, Ei!


Merke:
Auf
Same
kam
ukke
ukke

Make it,
Mami!

Fake!


Seit
er
Merki
merkt
ferkt
Ferki


Au
auf
Aura...

Schreibregel:
Alle Buchstaben des Wortes dürfen in der Reihenfolge, wie sie im Wort vorkommen, benutzt werden.

Damals vor 50 Jahren: Auf dem Lande geboren


Bodo ist auf dem Lande geboren. Das hat ihn nicht zu einem Landmann gemacht. Nicht, dass er es nicht gewollt hätte. Es mangelte an Land, an Hof, an Mercedes. Bodo ist kein Bauer. Erst in der Stadt merkt er, dass das Wort Bauer eine Beleidigung ist. Du benimmst dich wie ein Bauer! heißt es, wenn seine Manieren nicht den erwarteten entsprachen. Auf dem Lande aber ist der Bauer oben, die anderen sind unten. Die Mütter krümmen die Rücken und  ziehen das Unkraut zwischen den Runkelpflanzen heraus. Dafür gibt es einen kargen Lohn, geschmierte Butterbrote und dünnen, gesüßten Kaffee gegen halb drei. Die Kinder dürfen kostenlos mitessen, denn der Bauer hat immer genug zu essen. Er fährt einen Mercedes. Er ist der Ernährer des Volkes, das auf seinem Acker arbeiten darf. So sind die Regeln. Jeder Gemeine hat einen Bauern, dem er angegliedert ist, einem ungeschriebenen Gesetz gleich. Diesem Bauern wird die Gefälligkeit des Helfens erbracht; niemand würde nein sagen, aber die paar Mark entschädigen nicht für die ruinierten Bandscheiben. Die Angegliederten haben einen zweiten Namen. Bodo gehört zu den Buschmännern, obwohl er ganz anders heißt. Aber immer noch besser, als ein ZUgereister zu sein.

Mehr Geld verdienen und trotzdem nicht mehr arbeiten?

Stellenausschreibung


An der Gesamtschule Schrille ist die Stelle einer/s


                          Koordinatorin/Koordinators für Schulgetränkeversorgung
neu zu besetzen.  Die Besoldung findet nach A 15 bei Vollausbau der Oberstufe statt.
Bewerber müssen die laufbahnrechtlichen Anforderungen erfüllen.

Seit 1989 gibt es an der Ge Schrille eine vorbildliche Versorgung der Schülerschaft mit Getränken. Mit zunehmender Schülerschaft und struktureller Ausweitung des Getränkeangebotes im Wettbewerb mit externer, freiverkäuflicher Getränkeversorgung wird es notwendig, die Vielfalt des Marktes zu koordinieren und in Verbindung mit prophylaktischer Gesundheitserziehung zu verwalten.

Vom Stelleninhaber wird erwartet, daß er den schulinternen Ablauf der Getränkeversorgung mit der Trinkerwartung und der Zahlungsmoral der jugendlichen Kundschaft koordiniert. Der Bewerber sollte Milchgetränken offen gegenüberstehen, er sollte jedoch kein Trinker sein.
Besondere Vorkenntnisse oder Berufserfahrungen sind nicht erforderlich. Der tägliche Ablauf der Getränkeversorgung sollte in der Grundkonzeption nicht verändert oder behindert werden. Allerdings werden Dienstbesprechungen und Koordinationskonferenzen in regelmäßigen Abständen mit dem/der/den Kollegen/Kolleginnen, die mit der Durchführung beschäftigt sind, erwartet. Die Teilnahme an entsprechenden Fortbildung und Betriebsbesichtigungen wird für den weiteren Verlauf der Tätigkeit nahegelegt.
Unterlagen mit Getränkeproben an die zuständigen Behörden. 

Rolle vorwärts oder Purzelbaum?

Frauen war jahrzehntelang, durch Turngevatter Jahn lanciert, nur der Purzelbaum als sportliche Übung vorgeschrieben, der, weil etwas putzig im Klang, immer ungeliebt geblieben ist.
Sehnsüchtig schauten die Damen nach der Rolle vorwärts, die von Männern geturnt wurde, nicht immer elegant und eher dem Purzelbaum nahe, aber vom Wort her dynamischer und kräftiger im Anlaut.
Um nicht hintanzustehen müht sich das schwache Geschlecht dann häufiger um Anerkennung und Gleichstellung durch übertriebene Verrenkungen.
Der Purzelbaum rückwärts wurde erfunden, der sich bis dahin nur in den Martial Arts, sprich Kung Fu, Karate und Twäng Do, durchgesetzt hatte, weil durchgeknallte Kampfmönche durch den Raum saltomortalten und spitze Schreie dabei ausstießen.
Die langsame Version der Feindüberrollung wurde dann heimlich in den Turngruppen der Frauen geübt und irgendwann auf einem Dorfgemeinschaftsfest der Dorfgemeinschaft vorgestellt, in der Hoffnung, dass diese ihn in die Welt hinaustrüge.
Das klappte aber nicht, denn das Gründübel, Turngevatter Jahn, war schon längst tot und konnte seine frauenfeindliche Gesinnung nicht revidieren.
So bleibt der frauliche Purzelbaum rückwärts lediglich eine Verrenkung.

Die Linien auf dem Felde

Was wollen uns diese Linien sagen, die nicht säen, die nicht ackern, die aber doch da sind, und die sich auch noch ernähren lassen, denn sonst wären sie nicht da?
Tief graben sie sich ins Land, und zeigen dem Menschen, wo es langgeht.
Das braucht derjenige, der wenig Struktur hat, unbedingt. Es hilft ihm, den Tag heller zu machen.
Zu wissen, dass es irgendwo hingeht, ist immer noch besser, als wenn es nirgendwo hingeht.
Christian Anders sang damals schon mit seiner morbid-resignierten Kiekser-Stimme, dass ein Zug nach nirgendwo gehe, und drückte die Hoffnungslosigkeit der damaligen Generation in einem schlichten Schlager aus.
Nena dann, die Frohnatur der 80er, setzte dem entgegen: Irgendwie, irgendwann, irgendwohin, Hauptsache es gebe dort 99 Luftballons.
Auf eine einfache Formel reduziert heißt es doch:
Besser irgendwohin als nirgendwohin.
Das passt genau in die Folge von „Einmal ist keinmal“.
Das Land hat immer Überraschungen und echte Lebenshilfe auf Lager, bzw. auf dem Speicher: Die Linien auf dem Felde etwa. Ich weiß nicht woher sie kommen, ich weiß nicht wohin sie wollen und warum schon gar nicht. Trotzdem bin ich froh.
Mehr kann man nicht erwarten.

Wenn der Kopf Probleme macht

Pawel Pikass: Kopf, wo ist dein Auge?(2013)
Nicht immer will der Kopf so, wie wir wollen; dabei ist es doch unser eigener Kopf, der, den wir immer tragen, auf den wir Hüte setzen, den wir rasieren oder schminken, den wir zum Lächeln bringen, den wir weinen lassen, wenn wir Frauen sind, und schreien lassen, weil Bartträger.
Und dann erscheint er uns so merkwürdig schwer, so obsolet, so entfremdet, so abgetrennt vom Körper, obwohl nicht enthauptet.
Der Psychiater behauptet, weil er Honorar kassieren möchten, dass das mit uns, mit unserer Erziehung, mit unverarbeiteten Konflikten zu tun habe, mit Eros und Tanathos, mit irgendwelchem antiken Zeugs, Ödipus - bei dem wir an Loriot denken müssen - und Augenausstechen, um anschließend blind in der Gegend herumzurennen.
Aber: Wer heiratet denn seine Mutter, bzw. eine Frau desselben Alters? Das ist doch untypisch für die heutige Zeit. Heute heiratet der Mann, wenn er denn überhaupt heiratet, seine Tochter, oder vielleicht seine Enkelin, symbolisch natürlich nur, um zu beweisen,dass er noch ein Kerl ist, dessen Duftstoffe gebärfähige Frauen anlocken. Und die sind nun mal nicht im Alter der Mutter.
Basta.
Die Frauen neigen ja auch oft zu jüngeren Männern, wenn die denn zu haben sind, und wenn die Frauen denn ihren Vaterkomplex in die Tonne getreten haben.
Basta.
Alles andere ist doch Kokolores.
Wenn der Kopf komisch aussieht, dann liegt das erst mal am Kopf und nicht an uns. Der Schönheitschirurg kann da einiges machen, auch gegen den Willen des sogenannten Hauptes.
Wie sagte noch Anonymus seinerzeit zu seinem Spiegel: Wie ich meinen Kopf vom Aussehen her finde, entscheide immer noch ich. Und ich bin ich. Auch ohne Kopf.

Kochen und denken.... Tipps für die Küche

Der Bodenbelag der modernen Küche kann sich vielfältig nutzen lassen. Warum immer nur auf ihm herumtreten oder auf ihn etwas fallen lassen, was in die Pfanne gehört hätte?
Basis für ein Küchenbodenkreuzworträtsel sind die durch Fallengelassenes belegten  Felder. Wenn zwischen Brokkoli und Tomatenscheibe neun Fliesen frei sind, passt da prima das Wort  Blasebalg rein. Den wischbaren Edding zur Hand und locker eingetragen! Neue Fleischbrocken lösen weitere Assoziationen aus, etwa BSE senkrecht zum B von Blase.
Kochen muss nicht langweilig sein; nebenbei das Hirn zu trainieren, fördert eine ganz neue Betrachtungsweise des gerade von Männern wenig besuchten Raumes.


Weisheit von Sonstwo: Elche

Die Elche waren schon immer welche.

Weisheit von Sonstwo: Weich und hart



Das Weiche gibt nach, aber das Harte zerbricht.
Das Weiche kriecht in Ritzen und Fugen, das Harte läuft vor die Wand.
Das Weiche schmiegt sich an, aber das Harte wird zurückgeschmettert.

Das Harte hinterlässt echten Schmerz, das Weiche nur ein dumpfes Gefühl der Taubheit.



Bodos Welt-Wörterbuch: Zucchini-Zutschini



Dem Gemüseorientierten in der Selbstkochbranche wird irgendwann einmal der gurkenähnliche Zucchino untergekommen sein, in der Mehrzahl, die man braucht, um ein vollständiges Gericht zu kochen, auch Zucchini.
Wenn dann der Selbstkocher von Zutschini spricht, will sich der Magen des Kundigen drehen, weiß er doch schon, welche Konsistenz das Gericht haben wird: Matsch.
Wenngleich das h im Italienischen der Härtung dient, will der Zucchino diese Härte beim Kochen verlieren und in eine angenehme Weichheit wechseln, die aber, und das ist die Gefahr, in einem matschartigen Brei enden kann, wenn der Garvorgang nicht punktgenau gestoppt wird.
Wer von Zutschini spricht, wird wahrscheinlich nur besagten Endzustand kennen und billigend in Kauf nehmen, da er der Sättigung dient.
Der Feinschmecker denkt an Endlagerung der Substanz, etwa in der Kompostkiste oder der Biotonne. Die Natur wird das Ihrige anschließend betragen und die Rückgewinnung zu eigenen Zwecken vornehmen.

Wortbild

www.gemuesegrafik.blogspot.de

Weisheit von Sonstwo: Haut und Eier


Auch wenn unsere Haut mit jedem Jahr größer wird, können wir nicht aus ihr heraus schlüpfen.


Im Kubismus sind sogar die Ostereier eckig.


Was für die Stadt das Dorf, ist für das Knie der Schorf.


Die Sonne geht immer im Osten auf.

Auch für die Menschen im Osten geht die Sonne im Osten auf.


Nachösterlicher Schmerz


Nicht vom Eise befreit die Flüsse und Bäche, die Dächer nicht und auch nicht die Windschutzscheiben der Limousinen, die ihre Besitzer in der kalte Osternacht haben stehen lassen. Frost und Schnee regieren den Frühling, der enttäuscht unter der harten Scholle wartet, endlich sprießen zu können.
Die Krokusse haben Gänsehaut und der Mensch versteckt keine Eier, weil die am Boden festfrören. Die Kinder nicht in Kniestrümpfen und Röcken und kurzen Hosen; die Welt im Schlaf. Fallout. Der atomare Winter vielleicht? Die neue Eiszeit, die die Herzen in Zeiten der Finanzkrisen erfasst hat.
Was haben wir getan, um so bestraft zu werden?
Alles.

Schifahren ist nicht schön


Die Sonne warf lange Schatten. Knut war ein wenig benebelt. Das war sein subjektiver Eindruck. Seine Ski-Kameraden hätten gesagt, dass Knut ziemlich voll gewesen sei.
Die Welt war schön. Besonders hier, wo alles weiß und gleißend war. Knut hatte seine Brille an der Theke in der Mittelstation vergessen. Vielleicht war sie auch verschwunden. Er hatte sie jedenfalls nicht mitgenommen. Die Berge. Wunderschön. Das Licht. Herrlich. Balsam für sein stressgeplagtes Inneres. Heil werden, das war wichtig. Die Schnäpse an der Theke hatten ihm ein Gefühl von Leichtigkeit vermittelt, als seien alle Sorgen beim letzten Toilettengang abgefallen. Als hätte er sie mit mächtigem Strahl ins Urinal katapultiert und dort weggeschwemmt und weggespült.
Jetzt wieder Skilaufen. Das gehörte dazu. Skilaufen war der Grund, um an der Theke Schnäpse zu trinken. Um an dieser Theke zu trinken.  Leichtsoleicht. Das Rausgehen und Anschallen der Bretter  waren hm jetzt schwer gefallen. Beim Bücken schoss ihm das Blut in den Kopf. Die frische Luft machte ihn nicht nüchtern. Die Welt war schön. Alles war leicht. Das Blut zuckte in Knuts Schädel. Bodo redete laut. Los geht’s oder so etwas! Die anderen fuhren. Knut schwankte und musste sich zusammenreißen. Hinterher. Bald fuhr der letzte Lift. Nicht abhängen lassen, keine Blöße zeigen. Im Urlaub waren alle gut drauf. Lachen. Das war wichtig. Nicht den Alltagsscheiß erzählen. Allen ging es gut. Null Problemo. Hahah! Was gingen die anderen auch Knuts Probleme an. Nicht den Urlaub versauen. In dieser Woche wollten sie es krachen lassen. Mal so richtig auf die Kacke hauen. Fünfe gerade sein lassen.
Knut hatte Mühe, den anderen zu folgen. Erich, dem Angeber, der am besten fuhr; Bodo, der am meisten trinken konnte und die lautesten Witze erzählt; Andreas, dem Zyniker, der nicht unkommentiert lassedn konnte. Eigentlich lagen ihm die anderen nicht besonders; das war eine andere Wellenlänge. Aber es waren seine Freunde, wie er immer wieder behauptete. Wie er sich immer wieder selbst vorhielt. Skifahren war langweilig, gefährlich, mühsam, teuer. Knut hatte eine Liste negativer Eigenschaften des Skifahrens. Für Freundschaften muss man auch etwas tun. Da muss man mal über seinen Schatten springen. Knut wollte nicht vor dem Fernseher versauern. Helma war schon so weit. Sauer. Sie war sauer, wenn er nach Hause kam. Sollte vielleicht doch was zu arbeiten suchen. Früher hatte er das zu verhindern gewusst. Heute wäre er froh. Vielleicht wäre sie zufriedener und ließe ihn in Ruhe. Gegen Versauern half Skifahren, wenn man Spaß dran hatte.
Knut kämpfte mit einer Eisplatte und konnte gerade noch verhindern zu stürzen. Er musste ein kurze Pause einlegen. Die anderen waren nicht mehr zu sehen. Sie würden den Lift nehmen und hochfahren. Der Skipass war bezahlt. Also ausnutzen. Je mehr desto billiger. Knut fuhr weiter. Er wünschte sich in s ein Bett. Er wünschte sich zu  Helma, egal wie sauer sie immer war. Einfach vor dem Fernseher abhängen und nicht durchgeknallten Freunden hinterherhecheln.
Helma war da schon weiter. 

Grillen fängt an


Die Grillsaison hat begonnen.
Mutter hat die Feuerstelle gereinigt und föhnt den Stahl trocken. Liebevoll bläst sie die heiße Luft in jeden Winkels des Arbeitsgerätes, denn eine guet Vorbereitung sorgt für die gute Qualität des Grillstückes auf dem Teller.
Vater steht daneben, die Hände noch im Winterschlaf in den Taschen ruhend, und doch ungeduldig das Ende des Reinigungsprozesses abwartend.
Wann kann's denn hier mal losgehen, meine Güte, die Alte ist ja noch gar nicht auf Betriebstemperatur, wie das dauert!, denkt er ungeduldig; der Respekt vor der Arbeit der Frau hindert ihn aber, das offen auszusprechen. Er kann sich beherrschen, er hat Geduld, er weiß, wann es Zeit ist zu sprechen, wann Zeit, zu schweigen.
Es wird alles seinen Gang gehen, wie jedes Jahr, wie seit Jahrzehnten.
Mutter schrubbt noch ein bisschen nach. Abwischen, trockenwohnen. Fertig.
Der Frühling kann kommen, wenn er nicht schon da ist. 

Eierfarbene Ostern


Die Wärmebildkamera bringt es an den Ostertag.
Alle Welt jammert über Temperaturen, die dem Dezember gut zu Weihnachten gestanden hätten, doch in Wirklichkeit ist alles Illusion.
Kälte ist nur ein Gefühl.
Dass die Ölscheichs sich die Hände reiben, die Energiekonzerne sich ins Fäustchen lachen, ficht den mutigen Menschen nicht an: alles  nur Lug und Trug. Wenn wir die Heizung aufdrehen, wird uns warm. Wir haben es in der Hand.
Und die Wärmebildkamera entlarvt: Ostern ist mal wieder eierfarben.
Grell und bunt wie die Kinder der neuen Zeit, die diese Eier suchen müssen und finden und einsammeln, wenn sie nicht am Boden angefroren sind.
Auch der Frühling ist eine Illusion, teilt uns die Wärmebildkamera leise mit.

Ohne Worte

2!