Wohin mit hässlichen Gartenlampen?


Wohin mit hässlichen Gartenlampen?
Jahrelang hat die hässliche Gartenlampe ihr hässliches Licht im Garten verstrahlt und nach nunmehr 15 Jahren fällt uns auf, dass uns weder Licht noch Lichtspender gefallen.
Plötzlich finden wir sie hässlich.
Vielleicht war es ein Geschenk von Tante Herta, und da muss man die Dinger ja aufstellen, denn wenn Tante Herta zu Besuch kommt, taucht auch die Frage auf: Wo sind denn die Gartenlampen die ich euch geschenkt habe? Die schönen Gartenlampen? Die waren nicht billig.
Als wenn der Preis die Schönheit reguliert!
Man baut die Lampen vorsorglich auf, denn es wäre schwierig, sie jedes Mal, wenn Tante Herta sich ankündigt, aufzustellen und auch noch in Betrieb zu nehmen; denn leuchten sollen sie ja wohl.
Um an den Lampen nicht zu verzweifeln, redet man sich ein, sie seien schön, wie ein Mantra murmelt man in den Garten, man finde die Dinger schick, gemütlich, heimelig, so ländlich-idyllisch.
Bis man es selber glaubt.
Dann stirbt Tante Herta plötzlich an Herzversagen und wir sind froh, dass die Gartenlampen nicht schuld sind, weil wir sie nicht installiert hatten.
Mit dem Tod kommt auch die Enttäuschung: Die Gartenlampen sind unschön, sie sind sogar potthässlich. Sie beleidigen unsere Augen. Wir schmeißen sie weg, denn Tante Herta bekommt davon nichts mehr mit.
So hat der Tod nicht nur etwas Endgültiges, sondern ist, ganz im hesseschen Sinn, ein Neuanfang, bei dem wir eine neue Lampe anhaben können.