Bodo ist auf dem Lande geboren. Das hat ihn nicht zu einem
Landmann gemacht. Nicht, dass er es nicht gewollt hätte. Es mangelte an Land,
an Hof, an Mercedes. Bodo ist kein Bauer. Erst in der Stadt merkt er, dass das
Wort Bauer eine Beleidigung ist. Du benimmst dich wie ein Bauer! heißt es, wenn
seine Manieren nicht den erwarteten entsprachen. Auf dem Lande aber ist der Bauer
oben, die anderen sind unten. Die Mütter krümmen die Rücken und ziehen das Unkraut zwischen den
Runkelpflanzen heraus. Dafür gibt es einen kargen Lohn, geschmierte Butterbrote
und dünnen, gesüßten Kaffee gegen halb drei. Die Kinder dürfen kostenlos
mitessen, denn der Bauer hat immer genug zu essen. Er fährt einen Mercedes. Er
ist der Ernährer des Volkes, das auf seinem Acker arbeiten darf. So sind die
Regeln. Jeder Gemeine hat einen Bauern, dem er angegliedert ist, einem
ungeschriebenen Gesetz gleich. Diesem Bauern wird die Gefälligkeit des Helfens
erbracht; niemand würde nein sagen, aber die paar Mark entschädigen nicht für
die ruinierten Bandscheiben. Die Angegliederten haben einen zweiten Namen. Bodo
gehört zu den Buschmännern, obwohl er ganz anders heißt. Aber immer noch besser, als ein ZUgereister zu sein.