Damals vor 50 Jahren: Auf dem Lande geboren


Bodo ist auf dem Lande geboren. Das hat ihn nicht zu einem Landmann gemacht. Nicht, dass er es nicht gewollt hätte. Es mangelte an Land, an Hof, an Mercedes. Bodo ist kein Bauer. Erst in der Stadt merkt er, dass das Wort Bauer eine Beleidigung ist. Du benimmst dich wie ein Bauer! heißt es, wenn seine Manieren nicht den erwarteten entsprachen. Auf dem Lande aber ist der Bauer oben, die anderen sind unten. Die Mütter krümmen die Rücken und  ziehen das Unkraut zwischen den Runkelpflanzen heraus. Dafür gibt es einen kargen Lohn, geschmierte Butterbrote und dünnen, gesüßten Kaffee gegen halb drei. Die Kinder dürfen kostenlos mitessen, denn der Bauer hat immer genug zu essen. Er fährt einen Mercedes. Er ist der Ernährer des Volkes, das auf seinem Acker arbeiten darf. So sind die Regeln. Jeder Gemeine hat einen Bauern, dem er angegliedert ist, einem ungeschriebenen Gesetz gleich. Diesem Bauern wird die Gefälligkeit des Helfens erbracht; niemand würde nein sagen, aber die paar Mark entschädigen nicht für die ruinierten Bandscheiben. Die Angegliederten haben einen zweiten Namen. Bodo gehört zu den Buschmännern, obwohl er ganz anders heißt. Aber immer noch besser, als ein ZUgereister zu sein.