Holzwurm am Strand

Franz Masaralley: Holzwurm am Strand will
eine Frau werden (2014)

„Ein Holzwurm am Strand will eine Frau werden“ heißt der Titel eines Holzschnitts von Franz Masaralley, und man wundert sich, ob einem Künstler, der mit seinem Bastelmesser in Linoleum stochert und dann Farbe, nein, Schwarz, und das ist gar keine Farbe, schmiert, nicht einen anderen Titel wählen kann, denn Frauen sind keine Tiere, auch wenn sie manchmal tierisch gut aussehen und rattenscharf wirken, sondern sie sind neben dem Mann  die andere Hälfte der Menschheit, an der man nicht einfach so, schon gar nicht als Holzwurm, teilhaben kann, sondern schon hineingeboren werden muss. Was soll das also? Kritik an irgendwas? Ja, an was, Masaralley? Mach doch mal die Lampe an! Dann siehst du auch, was du da geschnitzt hast. Das sind zwei vergammelte Strandliegen bei Nacht, auf die der Tourist sein Handtuch deponiert, um am nächsten Morgen einen super Platz am Pool zu haben, und nicht am Strand, weil da  Sand ist, der in die Badehose rutscht oder beim Sonnencremeauftragen immer so schmiergelt. Schmiergeld!Hahaha! Welch menschliche Abgründe sich  mit so einem Bild auffüllen lassen würden.

Mein roter Schuh (Günter Krass)

Mein roter Schuh ist so rot, dass die Blätter von den Bäumen fallen. Ich habe tausend Gespräche geführt über diesen roten Schuh, und er sitzt doch so bequem.
Es ist ein ganz anderer, als der, der zufällig verfärbt worden war, weil die falsche Schuhcreme auf ihm klebte, und er sich hatte wandeln müssen von einem braunen Schuh in einen roten. Dem man allerdings ansah, dass er verfärbt, oder korrekterweise, gefärbt war.
Mädchenschuhe!, hatten die Klassenkameraden gebrüllt und gelacht, und ich war rot geworden. Wer wollte als Junge Mädchenschuhe tragen. Mädchen. Wenn ein Junge ein Mädchen war, konnte das schlimm ausgehen damals. Deshalb war es geboten, rot zu werden. Hahaha, hatten die Jungen weiter gelacht, der wird ja rot, rot wie ein Mädchen! Hahaha, rot wie seine Schuhe!
Das war kein Witz, kein Scherz, kein Spaß. Nicht für mich.
Ich beschloss, kein Mädchen zu werden, nie mehr zu erröten, und irgendwann rote Schuhe zu tragen, lässig und gelassen, rote Schuhe, die so rot waren, dass die Bäume ihre Blätter fallen ließen. Die so rot waren, dass die Lacher von damals nur noch mit stumpfen Gesichtern die Macht der roten Schuhe bestaunen konnten und sich wünschen mussten, nein, gezwungen waren sich zu wünschen, solche Schuhe zu besitzen. Und aus ihren Mündern quölle nur Stille wie ein grauer Lappen, der jeden unangemessenen Laut ersticken würde.
Jetzt sitzen die roten Schuhe an meinen Füßen und die Blätter fallen von den Bäumen.


Pudelzucker - Woher kommt er?

Immer wieder fragen wir uns: Woher kommt der Pudelzucker?
Es gab eine Zeit, da galten die Pudel als schön, als nett, als menschenfreundlich.
Frauen riefen entzückt: Hooooch, ist der süß!
Hoooooch, ist die süß!, wenn es ein weiblicher Pudel war.
Sodann machten sich findige Geschäftemacher daran, aus diesem Süßsein ein Geschäft zu machen, denn sie wollten ihrer Berufsbezeichnung Ehre machen.
Sie schlossen sich mit den Hundefängern zusammen, einer eher geduldeten Gruppe, die eigentlich geächtet wäre, wenn sie sich nicht auch um das Einfangen der Schweinehunde kümmerte.
Die Hundefänger fingen nun süße Pudel und die Geschäftemacher gaben diese in die Mühle zum Müller, der die Pudel in die große Raspel steckte, grob durchraspelte, trocknete und dann in die Feinraspel verbrachte, in der der Pudelzucker am anderen Ende herauskam.
Die Menschen, die des Herzhaften müde waren, gierten nach Süßem, und so konnte die Geschäftemacher Riesenmengen des feinen Pudelzuckers absetzen.
Die Hundebesitzer aber wunderten sich, wo ihre süßen Pudel geblieben waren und verdächtigen die Hundefänger, die sie erst verprügelten und dann befragten. Wir machen nur unsere Arbeit, sagten diese und dagegen war ja auch erst mal nichts einzuwenden.
So stiegen die Hundebesitzer, weil sie keine Lust hatten, viel Geld für einen neuen Pudel zu bezahlen, auf Pinscher und Boxer um, die gemeinhin als gemein gegenüber Hundefängern galten.
Die Pudel aber - man wundere sich über ihre Schläue - beschlossen, hässlich zu werden, sodass kein Hundefänger auf die Idee käme, sie zu fangen und kein Geschäftemacher mit ihnen Geschäfte machte, denn das Hässliche hat keinen Süßwert.
Und hässlich sind sie bis heute geblieben, wie man jederzeit und überall dort, wo ein Pudel ist, sehen kann.

Osterinselgesichter


Liebes Tagebuch!

Heute war ich mit dem Auto unterwegs und fuhr an einer Bushaltestelle vorbei, wo ein Ehepaar aus der Nachbarschaft stand, das aussah wie diese stoischen Figuren auf den Osterinseln, von denen keiner weiß, wer sie da mal hingestellt hat.
Sie hatten diesen Blick wie die großen Steinfiguren, so gelangweilt vom vielen Herumstehen, so nichtssagend, weil sie sich nichts zu sagen hatten, und so hängebackig, weil die Haut und das darunter liegende Fettgewebe natürlich mit der Zeit von diesem grundlosen Herumstehen nach unten sacken.
Das Paar wartete wohl auf den Bus, denn sie standen an einer Haltestelle. Wenn sie den Bus nicht erwarteten, trüge das zur Verwirrung des Busfahrers bei, der denken müsste: Worauf warten diese Menschen, wenn nicht auf den Bus, denn sie stehen ja an einer Bushaltestelle, die überdacht ist, und die hieß früher sogar Buswartehäuschen.
Die Frau hatte die Finger an die Nase gelegt und schaute nach oben, ich hoffte, dass sie nicht auf ein Flugzeug wartete, denn dann wäre sie hier falsch. Der Mann, ein wenig abgekehrt von der Frau, blickte geradeaus ins Leere, bzw. in der Vorgarten eines Anliegers, aus dem der Bus wohl auch nicht erscheinen würde.
Kurz darauf war ich an den beiden vorbei, und ich dachte, was man sich doch alles merken kann, obwohl man in Windeseile, mit etwa 50 Stundenkilometern vorbeirauschte.
Ich überlegte, ob ich mehr gesehen hätte, wenn ich die vorgeschriebenen 30 Stundenkilometer eingehalten hätte.
Als ich den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gebracht hatte, sah ich ein Eichhörnchen von links über den Weg huschen und dachte, wie niedlich Eichhörnchen doch sind. Ich war froh, dass es keine Katze gewesen war, die hätte den Tag wohl verdorben.
Mein Fuß zuckte plötzlich leicht Richtung Gaspedal, weil mein Gehirn registrierte, dass es sich um ein amerikanisches Eichhörnchen handelte, die die roten europäischen Eichhörnchen immer mehr verdrängen, weil sie aggressiver sind. Wenn man an die vielen Kriege denkt, weiß man, dass der Amerikaner ingesamt aggressiv ist, was das angeht, wobei man sich immer fragen muss, ob es den Amerikaner überhaupt gibt. Es gibt ja auch nicht den Deutschen und den Polen. Der Amerikaner ist ja immer auch ein Einzelmensch, ein Individuum. In der Masse aber, wenn der Amerikaner massenhaft auftritt, ist er wohl aggressiver, den er kämpft an vielen Stellen der Welt, wenn auch nur um Rohstoffquellen oder um die Befreiung von Unterdrückern, die diese Quellen blockieren könnten.
Ich zog meinen Fuß zurück, denn mein Unterkörper wollte wohl diesem amerikanischen Eichhörnchen Unrecht tun, indem er es überfahren wollte, wenn auch nur, um das europäische Eichhörnchen zu schützen. Ein Wesen zu töten ist ein Unrecht, es sei denn, man will es essen. Da ich aber Eichhörnchen als Brotbelag verabscheue, nahm ich dann insgesamt Abschied von dem kurz aufblitzenden Tötungsgedanken.
Wie vielfältig kann so ein Tag doch in kürzester Zeit sein, dachte ich noch, und dass ich wohl jetzt umdrehen und nach Hause fahren würde, wenn ich nicht hätte arbeiten müssen und pünktlich sein wollte.
Das konnte ja noch was werden mit Tag!

Das Murmeltier im Hochgebirge

Wenn wir ganz leise sind, nicht durch Schreien, Lachen oder lautes Essen und Rülpsen auf uns aufmerksam machen, wenn wir uns einschmiegen in die Natur der Dolomiten, wenn wir gucken wie ein Berg, als sei unser Gesicht vom Wetter geformt, den wild-zerklüfteten Graten und Hängen gleich, wenn wir diesmal auf unser Deo verzichtet haben, dann können wir es vielleicht sehen: Das Murmeltier, wie es keck vor seinem Bau steht und uns beobachtet, immer aus sicherer Entfernung, und vielleicht denkt: Ist das ein Mensch oder ein Briefkasten, der dort versucht, wie ein Stein auszusehen? Dann können wir es hören, die Ohren gespitzt und den Atem angehalten, wie es seinem Nachbarn zumurmelt: Wette 1:10, dass das ein Briefkasten ist! Der Kollege aus der Nebenhöhle murmelt zurück: Um was geht es? Eine Tüte Erdnüsse. Ok, aber wenn es ein Briefkasten ist, bekomme ich die Briefmarken. Gebongt. Aber denk daran, dass du letzte Woche auch verloren hast. Jaja, da habe ich den Briefkasten für einen Rucksacktouristen gehalten. Das war ja auch ein Rucksacktourist. Jup, und ich habe noch 2 Briefe an Tante Hella eingeworfen, wer weiß, wo die jetzt gelandet sind. Genau.
Während der Mankei, wie ihn scherzhaft der Jägersmann nennt, sich weiter alltäglichen Blödsinn zumurmelt, ziehen wir Naturverbundene uns vorsichtig zurück und lassen das putzige Kleinwild mit seinem Irrtum zurück, hier habe eben noch ein Briefkasten gestanden.

Brillenfreundschaften

Kennst du das? Es gibt Tage, da rennst du hinter deinen Lesebrillen her, als ob die sich versteckt hätten. Und die fehlenden Brillen machen das Suchen nicht leichter, immerhin schärfen sie den Blick, um kleine Dinge zu finden oder ein gutes Buch zu lesen. Ohne Lesebrille merkt man vielleicht viel zu spät, dass es sich um ein schlechtes Buch gehandelt hat. Dann ist das anstrengende Lesevergnügen umsonst gewesen.
Rotraud!, schreist du durch die Wohnung, hast du meine Lesebrille gesehen?
Hast du eben Rotkraut zu mir gesagt?, schreit Rotraud zurück und kommt mit dem Tranchiermesser aus der Küche gestürmt, in der sie gerade das überfahrene Reh ausnimmt. Das hast du natürlich überfahren, weil du in Ermangelung der Lesebrille den Routenplaner nicht richtig lesen konntest. Vielleicht mag das übertrieben sein, aber es zeugt doch von der Wichtigkeit der Kleinigkeiten. Irgendwann findest du die Brillen und sie hocken mal wieder aufeinander. Du schwörst, sie demnächst nur noch an ganz genau festgelegten Orten abzulegen, die du dann der Reihe nach abgehen kannst und spätestens an Platz 10 auf die Lesehilfen triffst. Genau ab diesem Zeitpunkt liegen plötzlich Lesebrillen herum, obwohl du die gar nicht gesucht hast. Und es sind immer zwei, so als wollten sie dich verlachen: Haha! Die eine hast du gefunden, und die andere auch! Haha! Musst gar nicht suchen, das Leben könnte so einfach sein!
Was aber nützen zwei Lesebrillen auf einem Platz? Nichts! Immer musst du eine liegen lassen, was diesen natürlich krumm nimmt und beschlägt oder unscharf wird. Es ist zum Verzweifeln. Du beschließt, dir Kontaktlinsen anzuschaffen. Aber als Lesehilfe?
Just, als sie dies mitbekommen, beschließen die beiden Lesebrillen nicht nur eine lebenslange Freundschaft zu schließen, sondern versuchen durch Aufeinanderherumsteigen Kontaktlinsen zu zeugen. Ehrlich gesagt: Da kann der Brillenträger nicht mehr böse sein, auch wenn er kurz vorher stundenlang gesucht hat. Wenn du denkst, das Leben sei langweilig, dann hat es immer noch ein Wunder auf Lager.

Georg Krakl - Seemann (1973)

Einsamer Seemann,
fahr nicht auf das Meer hinaus.
Einsamer Seemann,
bleib doch hier bei mir zu Haus!
Denn draußen ist kalt,
und draußen ist es nass,
Das Meer, das macht so alt,
komm, haben wir was Spass!

Ein Frühwerk Krakls liegt hier vor, nach eigener Aussage unter Einfluss einer Kiste Pilsbier und zweier Mitmusikanten als Lied im Heizkeller der Eltern entstanden.
Obwohl eine unerträgliche Hitze in dem Heizkeller geherrscht haben soll, habe das Gluckern der Ölpumpe doch Wasser, Wind und Wetter assoziieren lassen, und damit auch Südwester, Ölzeug - ja, genau, Ölzeug! - und Gummistiefel.
Ein tumbes Boot dazu und eine Prise Seegang, die perfekte Rezeptur für nautische Unglückseligkeit, wenn es die denn gibt.
Dann das Angebot einer Herzensdame, daheim zu bleiben und -ruhrgebietlerisch- Spass - mit Doppel-S nämlich, statt mit Buckel-S - zu haben. Statt in feuchter Koje gegen die aufkeimende Übelkeit zu kämpfen, das feminine Angebot, in der heimischen Kiste die Federn zu wärmen, denn Reibungswärme sei nicht zu verachten, damals schon nicht.

Wie die Geschichte letztendlich ausgegangen ist, bleibt dem Leser oder Hörer unbekannt. Vielleicht vergnügt der sich ersatzweise mit dem ungewöhnlichen Reim "was Spass"  und erinnert sich an die Ölkrise von damals, die ja das ganze Getue um das Ölzeug und die anhängige Seeschifffahrt erst möglich gemacht hat.


Phono oder Porno?


Pronograd - Dieses Wort, wenn es denn auf einem digitalen Blatt steht, wird rot unterkringelt, was bedeutet, dass es falsch ist, dass es das Wort nicht gibt, oder dass es kompletter Schwachsinn ist, dieses Wort hinzuschreiben.
Das hat meine Rechtschreibprüfung mitgeteilt, indem sie das Wort, welches keines ist, oder welches falsch ist, rot unterkringelt hat.
Jetzt bemühe ich meine Rechtschreibhilfe, die mir Schreib- oder Wortalternativen anbieten soll, und was teilt sie mit? Keine Rechtschreibhilfe - Ist der Hinweis.
Gut, denke ich, die hat einen Dünkel. Ich ändere den letzten  Buchstaben in ph, jetzt steht da Pronograph, das klingt irgendwie adelig und schon reagiert die Rechtschreibhilfe, die wohl wirklich einen Dünkel hat.
Pornograph wird mir angeboten, und - man wundere sich- Phonograph.
Ich bin erstaunt über meine Rechtschreibhilfe, die erst nach Adels-Angebot aus dem Quark kommt, und dann sofort zwei vollkommen konträre Wörter raushaut, das eine passend zu einem Kasten, der Tonrillen kritzelt und den es gar nicht mehr gibt und den kaum noch jemand kennt, und dann absurderweise ein Wort, das eine Person bezeichnet, die eben über Rillen, Fugen und andere Schlüpfrigkeiten kritzelt und das Gekleckere anderen Leuten verfügbar macht, damit sie das kaufen und lesen, damit sie quasi abhängig werden, nach immer mehr verlangen und sich das Konto des Schmierulanten füllt.
Ich frage mich, ist das der Sinn einer Rechtschreibhilfe?
Was assoziiert denn der normale Mensch mit dem Wort Pronograd?
Ja, doch wohl bestimmt nicht Phonograph oder Pornograph.
Nicht einmal Phonoakademie fällt einem ein; die allerdings gibt es wenigstens!



Fragen und keine Antworten: Was denkt die Lampe?

Ich blicke zur Lampe, oder ist es ein Strahler? Wohin blickt dieser? Nach oben ist sie gerichtet, oder ist es ein Er?
Blickt sie zum Himmel, beziehungsweise sie?
Was denkt so ein Gerät - es, das Gerät - wenn es das Licht erblickt, den Himmel, das Helle, das Strahlende, aus dem alle Lampen dieser Welt gemacht sein könnten?
Trutzig, vielleicht eher trotzig, steht das Ding, denn es hat keine Seele, ist nicht von Fleisch - äh, kann es denn dann trotzig sein?
Vielleicht doch nur trutzig? Ist das nicht ein Adjektiv für Burgen, auf denen es überhaupt keine Lampen und Strahler gibt?
Ach, ich weiß nicht...

Wo kommt der "Bubikopf" her?

Vassily Kannikski: Bubikopf (2012)

Nachdem Gustav "Bubi" Scholz seinen Gegner 1958 so richtig verhauen hatte, wurde er zum Europameister im Sport "Schlagen mit den Fäusten an Kopf und Oberkörper eines Gegners", das später in Boxen umbenannt wurde, weil es für die Sportgeschädigten zu lang war. 
Wenig später entstand auch der Bubi-Kopf, der anfangs einen Kopf meinte, der durch blutunterlaufene Augen, Zahnlücken und aufgeplatzte Lippen gekennzeichnet war. Einige Zeit danach war es der Begriff für eine Frisur, bei der man die Haare ins Gesicht kämmte, um die ärgsten Blessuren zu verstecken.
In den 60er Jahren wurde der Sport verfeinert und das Lautsprecherboxen kam auf, das aber dergestalt entartete, als man nur noch vor großen Schallwänden in schlecht beleuchteten Räumen mit vielen anderen zusammen zuckende Bewegungsabläufe, eine Art Veitstanz, zeigte. Niemand wurde verletzt, aber für Leute, die Blut sehen wollten, war das nichts.
Später kehrte man zum Haudrauf der 50er Jahre zurück. 
Die Friseurinnung aber profitiert heute noch vom Bubi-Kopf, und sogar eine Hunderasse mit hässlichen Köpfen und Stummelschwänzen erinnert an den berühmten Boxer.

Frauen fassen sich an die Lippe, ohne etwas zu sagen

Was ist mit den Frauen, die sich gerne an die LIppe fassen und nicht sprechen, aber sagen wollen: Hallo, ich fasse mir an die Lippe, aber sage nichts?
Sagen sie nicht doch etwas?
Ist das nicht Körpersprache, praktische nonverbale Kommunikation, so als ob der Postbote einen Brief in den Postkasten wirft, ohne zu sagen, dass er einen Brief einwirft, denn jeder weiß doch, dass er einen Brief einwirft?
Von der Frau, die sich gerne an die Lippe fasst, ohne etwas zu sagen, weiß man entsprechend, dass sie sich gern an die Lippe fasst und nichts spricht.
Was aber hätte sie denn zu sagen?
Vielleicht nichts.
Da ist es schon besser, wenn sie sich an die LIppe fasst und nichts sagt.
Etwa so, wie der Mann, der sich am Ohr kratzt und schweigt.
Die Frage " Was hat er gerade geschwiegen?" gibt es nicht.
Da lobt sich der Mensch eine Frau, die zwar nichts sagt, aber deswegen noch lange nicht am Ohr rumpuhlt, sondern sich lediglich nichtssagend an die Lippe fasst.

Georg Krakl - Die Borke

Der Sturz
war seinerzeit mir schnurz.
Das Blut gerann und wurde hart,
mein Knie war nicht mehr zart.

Dann dachte ich: Die Borke, die ist gut,
Ich hob sie an,
und dann floss wieder Blut.

So wisse denn: Soll deine Wunde heilen,
dann darfst du dich beim Borkenheben nicht beeilen.




Der Riese und der Zwerg: Noch sauer?

Zwerg: Bist du noch sauer wegen dem Stein?
Riese: Des Steines.
Zwerg: Ist doch egal.
Riese: Von wegen.
Zwerg: Also, bist du noch sauer?
Riese: eigentlich nicht.
Zwerg: Ich habe auf deine Kniescheibe gezielt.
Riese: Hätte ich auch.
Zwerg: Aber es war schon ein grandioser Treffer.
Riese: Voll daneben.
Zwerg: Eben nicht. Voll vor die Schläfe. Papp, ging es da!
Riese: Vielen Dank!
Zwerg: Und-zack-lagst du platt. Wie ein Stein bist du umgekippt, haha, Stein.
Riese: Das ist nicht lustig.
Zwerg: Jaja, aber die Leute haben gelacht und geklatscht.
Riese: Super! (Ironisch) Fein gemacht!
Zwerg: Die hatten irgendwie Angst vor dir, weil sie dich nicht kannten; ich war der Held!
Riese: Lass mal gut sein jetzt!
Zwerg: Booo, das war aber auch eine Granate! Ich ziel also auf die Kniescheibe und dann Kopftreffer! Zählt übrigens doppelt.
Riese: Damit fliegst du aus jedem Schützenverein, wenn du nicht mal die Scheibe treffen kannst.
Zwerg: Ein Jahrhundertschuss, ein Jahrtausendschuss! Hat die Zeitung geschrieben.
Riese: Gut jetzt, hör mal auf jetzt.
Zwerg: Unglaublich, das geht in die Geschichte ein!
Riese: Hör auf jetzt, sag ich, sonst setzt es was!
Zwerg: Du bist doch noch sauer?
Riese: Nicht direkt.
Zwerg: Warum frewust du dich dann nicht über so einen Bombengranatenjahrtausendindiegeschichteeingehschuss?
Riese: (haut ihm mit voller Wucht eine Ohrschelle) -!
Zwerg: Also doch noch sauer.


Schöne Postkarten und Postkartentexte

Ihr Lieben!
Viele Grüße aus dem Garten! Der Rasen ist so schön grün, die Natur wärmt mein Herz, während ihr vielleicht in eurem Vorzelt sitzt, auf das der kalte Regen prasselt, und  in Heizdecken gehüllt seid. Ich konnte heute noch einmal schön mähen, und es ist eine helle Freude, zu sehen, dass man etwas geschafft hat.
Euch wünsche ich eine ähnliche Erholung; spielt doch mal was, wenn die Satellitenschüssel ausgefallen ist! Mensch ärgere dich nicht!, das läuft doch immer.
Nochmals viele Grüße und ich freue mich schon auf das nächste Mal, wenn der Rasenmäher wieder brummt.
Euer Willi
P.S.: Die Karte habe ich selbst gemacht. Und das Grün ist wirklich so grün, auch ohne Photoshop. Mein Rasen ist ja nicht Elmar Brocken von der CDU, der sich die Hängebacken wegretuschieren lässt, damit er wieder ins Europaparlament passt. Bis denne!

Versteinerungen im Herbstwald


Gedankenlos gehen wir durch den Herbstwald; das Laub ist so schön bunt, die Vögel und Eichhörnchen raffen Proviant zusammen, um über den Winter zu kommen, wir atmen tief durch und trotten weiter in dem Glauben, dass dieser Spaziergang gesund sei, dass wir etwas für den Körper tun, dass wir uns entspannen, uns erholen, uns der Natur widmen, Menschen sind, die das Umsieherum bewusst wahrnehmen.
Dabei stiefeln wir an den interessantesten Dingen, an den tragischsten Momenten der Erdgeschichte vorbei. Ein Blick zur Seite - zur rechten Zeit, am rechten Ort, versteht sich- und wir erkennen hier einen Arm, da ein Bein und manchmal sogar ein Gesicht im Stein. Was kann hier passiert sein? Von welchem Schicksal will man uns erzählen? Hat vielleicht hier ein Mann am Starnd gelegen, als noch Meer war, wo jetzt Bäume stehen, hat sich gesonnt und ist irgendwie später versteinert, wie es abermillionen Muscheln und anderes Kleingetier auch sind, die wir immer wieder gern aus dem Gestein hämmern und es als Briefbeschwerer oder unützen Zierrat verschenken? Oder ist es ein König, der hier im Stein auf seine zweite Krönung wartet, die ihm damals zu Lebzeiten versprochen worden war? Oder ist es ein Kaiser? Vielleicht der Kaiser Barbarossa, der damals im Fluss ertrunken ist, weil er seine eiserne Rüstung trug und darüber hinaus nicht schwimmen konnte? Der soll ja immer noch warten, so dass sich Kyffhäuserkameradschaften gegründet haben, die gemeinschaftlich warten und sich die Zeit mit dem Schießen auf Zielscheiben vertreiben.
Wanderer, geh mit offenenm Blick durch die Welt und verpass nicht die Botschaften, versäum nicht die Geschichten, die man dir mitteilt. Auch wenn du dich fragst, wie man denn in so einen Stein hineinkommt, musst du akzeptieren, dass es auf jede dumme Frage auch eine dumme Antwort gibt, nämlich: Keine Ahnung.

Die Menschen im Armbanduhrenland

Vassily Kannikski: Armbanduhr am Horizont (2013)
Von den Menschen im Armbanduhrenland sagt man, sie tickten nicht richtig. Deshalb hätten sie sich eine riesige Armbanduhr an den Horizont genagelt, um immer kontrollieren zu können, ob sie noch richtig ticken.
Das ist aber falsch.
Vielmehr ist richtig, dass die Armbanduhrenlandmenschen gern eine Uhr an den Horizont nageln und Kontrollfreaks zu sein vorgeben.
Gern kontrollieren sie, ob andere Menschen sie überhaupt zur Kenntnis nehmen und etwa sagen: Die Armbanduhrenlandmenschen ticken nicht richtig. Oder ob es schon halb fünf ist oder Viertel nach sechs. Auch wenn es keine Bedeutung hat für den Tageslauf, so ist es doch gut, das zu wissen. Denn Wissen ist Macht, lernten die Armbanduhrenlandmenschen einst, als es nur Taschenuhren und langweilige Wanduhren gab.
Eigentlich müssten die Uhren der Armbanduhrenlandmenschen Horizontuhren heißen, aber das verraten die Armbanduhrenlandmenschen keinem, denn sie wollen den anderen, die die sie zur Kenntnis nehmen und vielleicht sogar beobachten, nicht das Denken abnehmen.
Wer nicht denkt, tickt eventuell nicht richtig. Und damit wären wir wieder beim Thema. Diesmal aber aus einer ganz anderen Perspektive.
Wie sagt schon der weise Indianer: Bevor du über ein Paar Schuhe urteilst, lass es erst mal von einem Frosch tragen. Kann aber auch ein Oberhemd gewesen sein.

Gleichstellung des Mannes: Vor Urinalen stehen

Zu Lebzeiten unserer Urahnen waren die Männer gezwungen, ihr Wasser im Stehen abzuschlagen. Während sie sich eigentlich auf den Unterleib konzentrieren sollten, mussten sie gleichzeitig den Blick schweifen lassen und nach gefährlichen Tieren Ausschau halten, die den Bestand der Sippe   möglicherweise auf den Prüfstand stellen würden.
Diese archaische Verhaltensweise legten die Männer nie ab, selbst zu Zeiten des wassergespülten Sitzklos konnten sie sich nicht herablassen, um die weibliche Form der Ausscheidung zu imitieren.
Zu Zeiten der wilden Tiere konnte die Frauen, da behütet und privilegiert, im Hocken ihr Geschäft verrichten, was ein Benetzen der Beine verhinderte und einen aufwändigen Reinigungsprozess ersparte.
Irgendwann vergaßen die Frauen diese Form des Behütetseins durch stehende Männer und wandten sich sogar gegen diese, um sie zu zwingen ihren alten Verhaltenscodex, der die Familie beschützte, aufzugeben. Ständige Ermahnungen, Genörgel und Aufkleber auf Klobrillen sollten die Männer zwingen, im Sitzen zu pinkeln.
Besonders in Zeiten forcierter Emanzipierung und damit verbundener Gleichstellung, bzw. des Auftretens von Gleichstellungbeauftragten, sahen sich die Männer in die Ecke gedrängt und erkannten ihm stehenden Vorgang die letzte Bastion des Mannseins,  die sie nicht aufgeben wollten.
Man schraubte Stehpinkelschüsseln an die Wände und gewährte hier Ausnahmen. Frauen versuchten diese ebenfalls zu benutzen, stürmten die Männerklos und scheiterten.
Gleichstellung und Sitzpinkeln, das war für die Männer ein nicht aufzulösender Widerspruch.
Sie reichten, weil diskriminiert wegen ihres Geschlechts, Klage beim Europäischen Gerichtshof ein und können jetzt, nach langen Jahren, einen ersten Teilsieg feiern:
Vor Urinalen darf im Stehen gepinkelt werden.
Den Entwöhnten, die bereits als Kleinkinder ihr Trainingsprogramm absolviert haben und gar nicht mehr in der Lage sind, stehend ihr Wasser zu entsorgen, gewährt man Haltegriffe, die jede öffentliche und gewerbliche Toilette, die Urinale anbietet, stellen muss.
Und endlich kann der Mann wieder Ausschau halten nach Gefahr, obwohl er mittlerweile nach all den Querelen, gar keine Lust mehr hat, Bescheid zu sagen: Schatzi! Da kommt ein Tiger!

Günter Krass - Was reimt sich auf Bollwerk?


Zur Polizei kam einst ein Zwerg und berichtete Folgendes:
Aus einem Bollwerk, erzählte er und wollte die Aufmerksamkeit der Gesetzeshüter erwirken, damit sie sich um den Vorfall kümmerten, aus einem Bollwerk, da quoll Werg.
Aha, sagten die Polizisten wie im Chor, denn die Männer wussten zwar, was ein Bollwerk ist, das hatten sie auf der Polizeischule gelernt, nicht aber, was es mit dem Wort Werg auf sich hatte.
Soso, sagten sie, und um nicht ihr Unwissen preiszugeben, wiederholten sie die Aussage des Zwergs, aus einem Bollwerk, da quoll Werg. Wie, bitteschön, muss man sich das denn vorstellen?
Na, eben, als wenn Werg aus einem Bollwerk quillt.
Was, bitteschön, und jetzt mussten die Gesetzeshüter doch nachhaken, um einen korrekten Bericht abfassen zu können, was bitteschön, ist denn Werg, Herr Zwerg?
Nennen Sie mich bitte nicht Zwerg, das dürfen nur mein Freunde, reagierte der Zwerg empfindlich auf die Anrede der beiden.
Wir fragen noch einmal, Herr Zwerg, wir dürfen nämlich Zwerg sagen, denn wir sind dein Freund und Helfer.
Jetzt duzen Sie mich sogar schon, empörte sich der Zwerg erneut.
Das war nur eine Floskel, jetzt aber mal zu Sache, kam es der Polizei wie aus einem Munde.
Was ist denn dieses Werg?, wollten sie wissen.
Na so Wergzeug eben, antwortete der Zwerg, der es selber nicht so genau wusste.
Denn in Wirklichkeit hatte er mit seinem Freund Kleinhans  das beliebte Spiel „Wenn ich du wäre, würde ich...“ gespielt, und seine Aufgabe war gewesen, einen Reim auf Bollwerk zu finden, damit zur Polizei zu gehen und die Beamten zu veranlassen, der Sache nachzugehen oder wenigstens einen Bericht zu tippen.
Ach, sagten die Polizisten, Werkzeug, so wie Hammer, Sichel, Rasenkantenschere und Ohrhaartrimmer?
Der Zwerg zögerte. Was könnte er nur antworten, dass die Uniformierten losgingen und das Bollwerk suchten, oder wenigstens seine Aussage zu Protokoll nahmen?
Der Zwerg dachte wohl einen Moment zu lange nach.
Kommen Sie doch wieder - und der Zwerg bemerkt das distanzierende Sie - wenn Sie mehr wissen, wir können ja nicht einfach so losgehen und nach einem Bollwerk suchen , aus dem irgendwas quillt, von dem Sie nicht wissen, was es ist, oder gar einen Bericht tippen, das wäre doch Papierverschwendung und außerdem absolut langweilig. Da trinken wir doch lieber eine Tasse Kaffee und essen einen Keks dazu.
Die Polizei, dein Freund und Helfer!, schrie der Zwerg im Inneren. Das konnte man doch vergessen.
Der Punkt ging an Kleinhans. Die Aufgabe war eindeutig nicht erfüllt.
Freund und Helfer, dass ich nicht lache, brüllte der Zwerg im Inneren weiter.
Er schürzte wütend die Lippen und verließ mit etwas zu festen Tritten das Polizeipräsidium.
Weißt du, was sich auf Bollwerk reimt?, fragte der eine Polizist den anderen.
Hahaha, ja, sagte der andere: Quoll Werg. Was auch immer das sein soll.
Nee, sagte der eine, auf Bollwerk reimt sich Schmollzwerg.
Und beide schauten hinter dem wütend davon stapfenden Zwerg her, gossen sich ein Tässchen Kaffee ein und aßen einen Keks.
Super, sagten beide wie aus vollem Munde, den die Kekse waren gerade auf ihren Zungen weich geworden, darüber würden wir gerne einen schönen Bericht tippen...


Georg Krakl: Pilzgedicht (2014)

Wo bist du,
Bovist, du?

Günter Krass: Vom Schönsein zum Philosophischen

Einst lag ich am Strand in Südfrankreich, wohl war es Royan, dieser Gegenpol zu Bordeaux, von dem ich annahm, es seien dort nur schöne Menschen im Urlaub. Meine Reisegefährten und ich, wir selber zählten uns zu diesen und hätten sonst niemals die Reise in diesen Ort angetreten, wenn man uns eines anderen belehrt hätte.

Nachdem wir rohe Eier und Taschenkrebse mit einem Seitenschneider gegessen hatten, betraten wir den Strand. Das Gelb der Eier, die ich für Pfirsiche gehalten hatte, die aber dieser Geschmackserwartung überhaupt nicht entsprachen, Dosenpfirsiche wohlgemerkt, die durchaus auf dem Speiseplan von schönen Menschen stehen konnten, spiegelte sich hier in den Sonnenschirmen, unter denen Menschen lagen, um sich nicht vollständig der Sonne preiszugeben.
Vielleicht ahnte der eine oder andere, dass sich der Himmelskörper verhüllen könnte, vor Langeweile, vor Scham oder vor Abgestoßensein, das nahmen wir einmal hypothetisch an, und dass ein langanhaltender Regenguss, in Kombination mit Hagel und Wüstensand aus der Sahara, dem Urlaubsgefühl, als Strafe für das Sich-Preisgeben, ein Ende bereiten würde, wenn diese Sonnenschirme zugeklappt würden.

Wir schönen Menschen legten uns an ein freies Plätzchen, das schwer zu finden war, wenn man den gebotenen Abstand von drei Metern zum nächsten Liegenden einhalten wollte und blieben ohne Schirm, in der Hoffnung, dass wir der Sonne gefielen.

An jenem Tag, der mit einem desaströsen Sonnenbrand endete, beschloss ich, mich vom Schönsein abzuwenden, ohne das jedoch den Gefährten mitzuteilen, und mich dem Philosophischen hinzuwenden: Warum, so war meine erste Frage, deren Antwort ich mich nähern wollte, welche sich bei der Betrachtung von unter einem Sonnenschirme Liegenden stellte, warum tragen Männer keine Büstenhalter?

Vor der Abreise war ich der Antwort immer noch fern, was mir aber nichts machte, da ich intensiv mit meiner sich schälenden Haut beschäftigt war, die beim Einkremen immer wieder schwarze Würmer bildete und zu Boden fiel.

Tiere allein zu Haus

Wilma war ihm geblieben.
Gus Hahn war erschüttert. Was war passiert?
Hatte er nicht alles getan, den Bedürfnissen der Hennen zu entsprechen?
Gus hatte getreten und getreten und getreten.
Das hatte wohl nicht gereicht.
Gespräche!, hatten die Hennen gegackert. Das konnte doch wohl nicht wahr sein!
Die neue Hennengeneration brachte die alte Ordnung ins Erschüttern. Treten und getreten werden, das war die alte Ordnung.
Worüber aber hätte er denn sprechen sollen?
Ist das Korn gut? Wie sind die Würmer? Alles ok?
Mehr fiel Gus nicht ein.
Ihm schwoll der Kamm. Wo waren die Hennen 1-22? Verdammt. Elsie. Magda. Chantal. Oder Nora-Jane?
Welche Themen gab es denn noch?
Wilma war in der Präferenzliste auf Platz 23. Ranking.
Gus war der Ran-King. Das war klar. Den Hennen scheinbar nicht.
Wilma. Platz 23. Vielleicht war sie deshalb immer etwas zu kurz gekommen. Aber ein Hahn konnte sich nicht um alles und alle kümmern. Gus musste auch repräsentieren.
Repräsentieren. Das Wort konnten die meisten Hennen nicht mal lesen, geschweige denn schreiben.
Ich schreibe deinen Namen in den Sand!, dieser alte Schlager fiel ihm jetzt ein, und eine Träne sickerte unsicher aus seinem Hühnerauge...
Wilma!, krähte Gus, und Wilma gackerte fröhlich: Komme sofort.
Verdammt, verdammt, krähte Gus leise. Beruflich gab es keine Alternative.
Besser die Henne auf dem Hof, als die Taube auf dem Dach, dachte er, lächelte mit sperrigem Schnabel und kratzte "Wilma" in den Sand.