Das Murmeltier im Hochgebirge

Wenn wir ganz leise sind, nicht durch Schreien, Lachen oder lautes Essen und Rülpsen auf uns aufmerksam machen, wenn wir uns einschmiegen in die Natur der Dolomiten, wenn wir gucken wie ein Berg, als sei unser Gesicht vom Wetter geformt, den wild-zerklüfteten Graten und Hängen gleich, wenn wir diesmal auf unser Deo verzichtet haben, dann können wir es vielleicht sehen: Das Murmeltier, wie es keck vor seinem Bau steht und uns beobachtet, immer aus sicherer Entfernung, und vielleicht denkt: Ist das ein Mensch oder ein Briefkasten, der dort versucht, wie ein Stein auszusehen? Dann können wir es hören, die Ohren gespitzt und den Atem angehalten, wie es seinem Nachbarn zumurmelt: Wette 1:10, dass das ein Briefkasten ist! Der Kollege aus der Nebenhöhle murmelt zurück: Um was geht es? Eine Tüte Erdnüsse. Ok, aber wenn es ein Briefkasten ist, bekomme ich die Briefmarken. Gebongt. Aber denk daran, dass du letzte Woche auch verloren hast. Jaja, da habe ich den Briefkasten für einen Rucksacktouristen gehalten. Das war ja auch ein Rucksacktourist. Jup, und ich habe noch 2 Briefe an Tante Hella eingeworfen, wer weiß, wo die jetzt gelandet sind. Genau.
Während der Mankei, wie ihn scherzhaft der Jägersmann nennt, sich weiter alltäglichen Blödsinn zumurmelt, ziehen wir Naturverbundene uns vorsichtig zurück und lassen das putzige Kleinwild mit seinem Irrtum zurück, hier habe eben noch ein Briefkasten gestanden.