Georg Krakl - Sachen mit Drachen

Deine Frischlinge
Werden Mischlinge,
Sprach der Drache
Zu der Bache.

Eigengeruchsprüfung im Trend

Ich kann mich gut riechen! Wer das sagen kann, hat schon gewonnen, denn er mag sich und hat sich angenommen. Vielleicht weil er oder sie streng riecht, denn strenge Gerüche kann man leichter riechen als unstrenge. Wer „den kann ich nicht riechen sagt“,  meint ja nicht, dass der andere nicht stinkt oder dass man selbst die Nase voll hat und an olfaktorischen Angeboten nichts in den Kopf dringt, sondern dass man den Geruch des anderen nicht aushält. Hier wird ja gern die männliche Form des Satzbaus genommen, denn Frauen mögen es nicht, wenn sie stinken, oder wenn andere denken und womöglich sagen, dass sie unangenehm röchen. Deswegen gibt es ja Douglas, mit dessen oder deren Produkten kann man jeden ungeliebten Geruch wegzerstäuben.
Die Wissenschaft hat festgestellt, dass tägliches Duschen ungesund ist. Wenn man den Körper in Ruhe lässt, bildet er eine schützende Kruste, so dass sogar der Hautwiderstand ansteigt und sich allen Anfeindungen erwehren kann. Das geht allerdings mit unangenhemen Gerüchen einher. Der gesundheitsbewusste Mensch wägt täglich ab, ob ob er sich selbst noch gut riechen kann, oder ihm die soziale Isolation zusetzt, wenn die Mitmenschen naserümpfend das Weite suchen. In diesem Dilemma steckt der moderne Mensch, denn wenn er den schützenden Schild auf der Haut einweicht und abschrubbt, nähern sich ihm vielleicht nette Mitmenschen wieder, diese bergen aber gleichzeitig das Risiko gefährlicher Infektionen, wenn sie in naiver Herzlichkeit das große Drücken kriegen, eigentlich aber nur selbst gedrückt werden wollen, weil sie selbst vor zwei Stunden geduscht haben.
Immer häufiger begegnen wir Menschen, die in ihre Kleidung hineinschnuppern, etwa am Kragen ihrer Bluse oder in Trikots. Bin ich das oder meine Klamotten?, scheinen sie zu fragen, und ob sie vielleicht ein neues Hemd anziehen sollen, oder sich alles auszuwechseln lohnt? Probleme, die es zu Zeiten des ritualisierten Duschen nicht gab. Hilfe und vielleicht Lösung bietet der Sport. Hier stinken in der Regel alle wie furzende Iltisse und es droht nicht das soziale Aus. Darüber hinaus ist der strenge Geruch eine sensible  Waffe, die einen Zweikampf entscheiden kann.
Auch für den Waidmann hat der Trend Bedeutung, kann er doch endlich im Wald ungestört der Jagd nachgehen, das Wildschwein läuft nicht mehr weg, sondern hält den ungewaschenen Ballermann für einen, wenn auch komisch aussehenden Artgenossen.
Stinke, wem Gestank gegeben, so lautete schon eine alte Volksbotschaft, als es  noch verpönt war, seine Dramgase in einem geschlossenen Raum abzugeben. Kein Thema, lautet die Antwort heute aus ungefragten Mündern.

Georg Krakl - Gedicht zu falscher Jahreszeit

Es ist Frühling,
wenn der Bauer auf dem Traktor sitzt,
mit dem Sprühding
hintendran, und die Felder spritzt,


Bodos Welttag des Loches

In diesem Jahr werden zum Welttag des Loches besonders die Ränder der Löcher geehrt. Jedes Loch hat nur einen Rand, das ist einzigartig, denn selbst die Straße hat mindestens zwei. Vielleicht ist der Mensch noch in der engeren Wahle, wenn man ihm andeutet: Halt endlich deinen Rand!, und damit meint, er solle sofort die Klappe halten.
Der Rand eines Loches hat nicht nur begrenzende Funktion, sondern auch hohe Bedeutung für die Existenz der Menschheit, ja sogar des ganzen Universum.
Ein  einziges Loch ohne Rand ließe alles in sich verschwinden, denn seineAausdehnung wäre unendlich. Wir könnten nicht herumstehen und in ein Loch schauen, denn es wäre nichts da, auf das wir unsere Füße stellen könnten.
Die Koexistenz von Loch und Rand, diese notwendige Symbiose macht unser Leben erst lebensmöglich. Niemand könnte sich aus einem Loch ziehen, weil es keinen Rand gibt, an dem er sich festhalten kann.
Wir fragen uns: Ist der Rand nicht sogar wichtiger als das Loch?
Das Eine ist ohne das Andere nicht vollständig. Das Loch würde in grenzenlosem Größenwahn enden und glauben, es könne sich immer weiter ausdehnen, obwohl es bereits die Unendlichkeit erreicht hat, und der Rand verkümmerte am Ende eines Kleides, an einem Acker, an einem Teller oder an der Straße; so sind beide mehr als die schlichte Summe ihrerselbst. Am Welttag des Loches wollen wir dessen gedenken, und auch der Tatsache Rechnung tragen, wie klein die Welt wäre, wenn sie nur aus einem Loch ohne Rand bestünde. Sie wäre nämlich gar nicht da.