Stecknadeln im Alltag

Keiner glaubt so richtig dran, aber viele tun es heimlich:
Endlich mal den Chef in der Hand haben, endlich mal alles zurückzahlen, was der in den letzten Jahren an Unverschämtheiten losgelassen hat, was er an Lohnerhöhungen versäumt hat und dass er Ingetraud jetzt zum dritten Mal hat abblitzen lassen.
Aus einer Krawatte vom letzten Betriebsfest gebastelt, hält Ingetraud die kleine Puppe in der Hand, die zwar nicht direkt wie der Chef aussieht, aber die Krawatte trägt wohl eindeutig seine DNA und das wird genügen.
Ein paar Stecknadeln aus dem Stoffresteladen am kleinen Schädel platziert, ein bisschen gedreht und gezupft, und schon wird dem Chef nach Apsirin oder härteren Betäubungsmitteln sein, um die drückenden Kopfschmerzen loszuwerden.
Natürlich ahnt er nicht, dass nicht das letzte Bier vom Vorabend oder der Rotwein, den Mockers vor zwei Jahren zu seinem 55. geschenkt haben, schuld ist. Natürlich glaubt er an eine vorübergehende Unpässlichkeit. Aber Ingetraud weiß: Sie hat die Knöpfe in der Hand, bzw. die Köpfe, den kleinen mit der DNA und die ganz kleinen an den Stecknadeln. Ein einfaches Rezept: Ein bisschen DNA und ein paar spitze Gebrauchsgegenstände, schon kann die kleine private Rache starten. Komisch dass auch Gundi über die gleichen Schmerzen klagt. Von Gundi, die sich ständig an den Chef heranschleimt, hat Ingetraud doch gar keine DNA.
Obwohl: Verdient hat sie's auch.
Ingetraud drückt noch einmal auf Nadel drei und lächelt zufrieden: Mal sehen, was der morgige Tag bringen wird. Akupressur soll ja auch helfen und da kommt ihr vielleicht der VHS-Kurs aus dem letzte Semester zugute.

große Rede

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Dem Partner eine Freude machen


Ehehygiene bedeutet heute nicht nur das Verwenden reizarmer Reinigungsstoffe, es bezieht sich auch auf das Säubern der verborgenen Schätze in der gemeinsamen Wohnung.
Männer sind in der Regel etwas entspannter, wenn sie nicht ständig saugen, wischen und über die Regale putzen müssen. Frauen ergötzen sich am Blitzeblanksein.
Im Wissen um die Trägheit der Männer fassen die Damen diesen gern unter die Arme, indem sie lange Versprochenes freiwillig übernehmen. Jürgen, wolltest du nicht letzte Woche deine Plattensammlung neu sortieren und den Staub hinter den Ständern beseitigen?
Jürgen gähnt im Wohnzimmer und hat ein Knacken im Ohr, wodurch er Karlas Frage überhört hat. Sein Gähnen interpretiert Karla als "Oh, habe ich wohl vergessen, mache ich aber nächste Woche, da habe ich auch mehr Zeit, es sei denn der neue Auftrag verlangt nach Überstunden, dann geht das erst übernächste Woche."
Karla kennt diese langen Satzreihen, deren Ergebnis tatsächlich dürftig sein wird und legt selbst Hand an.
Sie meint es gut und will Jürgen eine Freude machen: Wenn die Platten erst mal gewaschen sind und auf der Leine hängen, dann ist es für Jürgen nur noch ein kleiner Schritt bis zur Neusortierung, die eigentlich nur der Vorwand ist, hinter den Platten mal zu saugen und zu wischen.
Sie wirft eine Tablette mehr in die Spülmaschine, damit die Musikträger auch richtig rillentief rein werden.
Schatz, räumst du nachher die Spülmaschine aus?, ruft Karla aus der Küche ins Wohnzimmer. Überraschung!
Jürgen gähnt gerade und hat nichts mitbekommen.
Karla interpretiert: "Na klar! Da bin ich ja mal gespannt, was für eine super Überraschung sich mein Karlefrauchen da ausgedacht hat, da bin ich ganz gespannt."
Karla drückt die Taste für stark verschmutztes Geschirr und freut sich schon auf einen aufgeräumten Plattenschrank.
Jürgen gähnt im Wohnzimmer.

Türgeschichte: Besuch

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Männer drücken anders als Frauen


Frauen drücken Tuben anders aus als Männer.
Das ist eine Tatsache, über die man sich im alltäglichen Trott wenig Gedanken macht.
Der Mann, immer emsig, betriebsam und auf dem Sprung, schnell mal die Welt zu retten, greift zum Senf, zur Zahnpasta oder Rasiercreme, zur Remouladensauce oder dem Tomatenmark, umgreift das wurstähnliche Gebilde, quetscht im Mittelteil mit dem, was die Hand hergibt und freut sich, wenn vorne etwas rauskommt. Er hat keine Zeit, sich um die besondere Struktur einer Tube Gedanken zu machen und eine Strategie zu entwickeln, die mehr Effizienz erzielen könnte. Zu banal eine Tube, zu banal deren Inhalt, zu banal die Funktion als Brotbestrich oder Rasiermedium im Gesicht. Wenn nichts da ist, fehlt nicht mal etwas. Der Inhalt der Tube wird eher billigend in Kauf genommen und ausgedrückt, weil er da ist und durch diesen Vorgang seine Existenzberechtigung erhält. Nicht mehr und nicht weniger.
Die Frau ist da anders. Das Verhalten des Mannes etikettiert sie mit dem Begriff "schlampig, nachlässig, faul und gedankenlos". Die Frau versteht sich als Hüterin, als Bewahrerin und als Reproduzentin der Schöpfung. Eine Tube ist Teil dieser Schöpfung und hat verdient, dass behutsam mit ihr umgegangen wird.
Der Mann schmeißt die halbleere Tube weg, weil die Handeskraft nicht reicht, alles auszudrücken. Die Frau rollt und quetscht und biegt und reibt, bis dem Ding aller Inhalt "entrückt" worden ist.
Das hat sie aus der urzeitlichen Höhle, wo sie zu Sparsamkeit angehalten wurde, wo sie um die Ernährung der Sippe sich sorgte, und alles Verwertbare aufhob und für schlechte Tage bevorratete. Immer weder erwischt sich dieser Frauentypus, wie er an den Container der Supermärkte steht und Witterung aufnimmt, um gute aber weggeworfene Nahrung einzutüten und mit nach Hause zu nehmen. Was auch das Haushaltbudget entlastete und vielleicht, denkt sie, springen ein Paar Schuhe dabei heraus, von denen Harro gar nicht wissen muss, dass sie mit dem eingesparten Haushaltsgeld bezahlt worden sind. Harro merkt ja nicht einmal, was er auf dem Teller hat, es muss nur salzig sein.
Während der Mann sich nach einer neuen Tube umsieht, massiert die Frau noch lange an der alten, denn die ist ihr lieb geworden. Eine Eigenschaft, die die Männer in der Mehrheit auf Tuben bezogen vermissen lassen.
Was aber nun ist richtig?
Das zu entscheiden überlässt die Menschheit den Gleichstellungsbeauftragtinnen und Experten für gender mainstreaming.

Neue Seuche - Endlich atmet Pharma-Industrie auf

Jetzt impfen lassen!
Kniewarzen, so groß wie Fußbälle, breiten sich in der Bevölkerung aus.
Dagegen sollen Medikamente zuverlässig helfen, die auch bei der Schweinegrippe eingesetzt wurden.
Besonders wirksam seien die Ampullen, die bereits abgelaufen seien. Bei Verwendung dieser Mittel könne man mit der Warze, die  trocknet und schmerzlos abbröckelt, sogar Fußball spielen. so verlautet die Pharmaindustrie.

"Weiser Mann" Olli Dallilahmer: Alles vergeht

Alles vergeht
Alles vergeht. Der Rasen bleibt.
Wenn der langhaarige Gärtner mit dem Schlapphut und seine erschöpften Gartenzwerge Pause machen, weil der Rücken vom Auszupfen der grünen Widerständler schmerzt, dann kichert die Pflanzenwelt.
Rasen: Das ist keine Anhäufung von Individuen. Das ist eine Kollektivpflanze. Wer Tausende tötet, dem werden Zehntausende nachwachsen.
Nachwachsen und Nachhaltigkeit.
Das haben wir uns doch immer vorgehalten, dass wir nichts nachhalten, weil wir kurzsichtig sind, uns die Weitsichtigkeit fehlt, auch die Einsicht, um vorsichtiger zu werden. Wenn das Essen knapp wird, ist der Rasen immer noch da. Wer ein Kamel ist, kann lange Zeit Wasser speichern, aber auf Essen verzichten wird er nicht dauerhaft können. Wer sich im Kohlessen verliert, der vergisst das Vorhalten: Jetzt Rasen einkellern für schlechte Zeiten. Der Rasen darf nicht mehr die Funktion des unnützen Zierrats haben, darf nicht mehr dem Hobbygärtner dienen, den es nach Rasenmähen hungert. Der Rasen darf nicht mehr Selbstzweck sein.
Er muss dienen. Als Nahrung dienen, wenn Nahrung ausgeht.
Rasen gehört in die Vorratskammer. Nachhalten! Das muss der kluge Kopf den Menschen vorhalten. Abhalten von der Verschwendung, anhalten im Kalorienvampirismus, aushalten, wenn die Sprache Wörter schöpft, die keiner hören will.
So ist das Leben: Was eben noch Schwerpunkt war, kann morgen schon Leichtpunkt sein. Und was das heißt, das weiß ja wohl keiner.
Denn: Was jetzt vielleicht vorgeht, geht morgen schon nach; was auf der Zunge zergeht, das begeht einen Frevel im Magen, auch wenn das niemanden angeht, sich die Jugend fragt, was da abgeht?, sich der Schönling im Bade ergeht und die Schöne am Straßenrand steht, obwohl das niemand versteht, auch nicht der, der darauf steht, und dann eine halbe Stunde ersteht, weil er ... lassen wir das Geplänkel.
Fakt bleibt: Alles vergeht.
Alles vergeht, auch wenn das keiner versteht.

Faszinierende Bergwelt


Berg

Als er im Tal stand und zum Berg hinaufblickte, sagte er: Ganz schön hoch.
Als er auf dem Gipfel angekommen war, blickte er ins Tal: Ganz schön tief.

Religion ist kein Spaß

Hinter der Hecke lauerte Unheil...


Bodo musste nachsitzen, das war eine Schande. Die meisten Schüler waren zu Hause, Bodo und seine Kameraden, die sich alle mit Religionsbüchern geschlagen hatten, mussten eine Stunde länger bleiben. Jeder im Dorf konnte sehen, was passiert war, denn Bodo kam später als gewöhnlich nach Hause und er hatte keinen roten Kreidestrich auf der Nase, das Stigma der Besten, das der Klassenlehrer aufrieb, wenn etwas besonders gut gewesen war.

Nachsitzen war eine Schande und eigentlich denen vorbehalten, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht hatten, im Stoff nicht weiterkamen  oder demnächst zur Hilfsschule sollten oder arm waren, was meistens dasselbe war. 
Sich mit Religionsbüchern zu prügeln, war ein besonders schweres Delikt, denn der liebe Gott sah alles.Und er sah besonders genau auf die Religionsbücher. Und auf die, die sie in Händen hielten, und besonders scharf auf die, die sich mit ihnen prügelten. Dabei war alles ein Spaß gewesen. Aber Religion war kein Spaß, und ob der liebe Gott Spaß verstand, dass wusste keiner so genau.
An diesem Tag  musste Bodo erkennen, dass er nicht nur der gute, brave Junge war, sondern auch seine Schattenseiten hatte. Der Teufel grinste hinter der Hecke und dachte daran, die Bücher zum Anfeuern zu nehmen, falls einer der Nachsitzer später einmal in der Hölle landen würde.

Bauernweisheiten: Berge dampfen

Wenn die Berge dampfen
und die Kartoffeln blüh'n,
dann heißt es Kohl einstampfen
und Gemütlichkeit versprüh'n.

(Alternativ:
...dann heißt es Kräfte mampfen
und den Pflanzenschutz versprüh'n.

Oder:
...dann heißt es dolle Lieder klampfen
und den Ohrenarzt bemüh'n.



Oder:
...dann heißt es nicht verkrampfen
und mit Cola/Rum vorglüh'n.)

Vielfalt. Einfach viel Falt.
Statt Kohl kann man auch Obst oder anderes einsilbiges Gemüse nehmen.
Statt Ohrenarzt geht auch Nervenarzt und statt Pflanzenschutz auch E sechs null fünf.
Statt Cola/Rum ist Doppelkorn auch ok.
Einen Ersatz für dolle Lieder gibt es nicht.



Kleinkinder können auch malträtieren

Endlich: Auch Kleinkinder werden ernst genommen.
Den Anfang gemacht hat der Besitzer eines Ausflugsdampfers in Papenburg.
Kids rights!
Hut ab, Käptn!

Georg Krakl: Fluss und Körperteile (2012)

der po
fließt in norditalien
der po
sitzt auch
hintern
genitalien

Geschäftsidee: Kunstfrühstück

Pawel Pikass - Brandenburger Tor 2011
(Frischkäse, Rübenzapp auf Kürbiskernbrötchen 
an Weißmehlbrötchenkrustenkrümel)

Haha! Da gibt es wohl Kunsthonig, oder?
Ein Lacher ist gegen mich, als ich die Geschäftsidee vorstelle:
Das Kunstfrühstück.
Du lädst einen unbekannten, bekannten oder demnächst bekannten Künstler ein, je nach Geldbeutel, der dir am Frühstückstisch deine Brötchen schmiert und mit einem Objekt aus Marmelade, Honig, Quark oder Gewürzgurke verziert.
Nun könntest du dieses Objekt in Acryl gießen und darauf warten, dass es richtig teuer wird.
Oder kannst es essen. Dann wäre es temporäre Kunst, ganz genau wie Musik sie ist.
Die Schmieranleitung für das Brötchenobjekt wären dann das, was die Noten für die Musik sind. Die Schmieranleitung kannst du rahmen und an die Wand hängen. Das sieht vielleicht nicht gut aus, aber jeder weiß, dass du es dir leisten kannst, teuer zu essen, auch wenn es Kunst ist. Du verleibst dir Kunst sozusagen ein, um sie zu verinnerlichen. Und zu verdauen, um sie letztlich dem ewigen Kreislauf der Abwasseranlage zuzuführen.
Nicht ganz billig, aber mal was anderes.
Und wer von uns träumt nicht heimlich davon, etwas zu besitzen, was die anderen nicht haben?

Wenn wir Reptilien begegnen


Immer wieder begegnen wir Menschen, die uns erschreckend an Reptilien erinnern, an diese kalten und geschmeidigen Wesen, die wir als Kinder nur mit Abstand betrachteten oder versuchten auszurotten. Wir schossen mit Metallstangen aus ausgedienten Schirmen, katapultiert von unseren Flitzebögen, die sonst nur Holzpfeile in Weißkohlköpfe trieben. Nachts träumten wir von den kalten Wesen und fürchteten die schnellen Zungen, die womöglich an uns herumtasteten, um die verwundbare Stelle zu finden. Wir entwickelten eine tiefe Abneigung.
Und dann begegnen uns Menschen, die den Reptilien ähneln, manchmal Kleriker, die in düsteren Gewölben ihres Sakralbaus bleich und kühl geworden, manchmal Ottonormalverbraucher, die die Zigaretten und andere Drogen übelriechend und feuchthändrig gemacht haben.
Wir müssen uns zusammenreißen und nicht nach dem Regenschirm schielen, der sechs bis acht prächtige Pfeile ergäbe, zur Not mit der Faust dem Gegner entgegengedrückt in Ermangelung eines Bogens.
Vergeben. Lieben. Tolerieren.
Das hat man uns beigebracht.
Aber geht das angesichts der Abscheulichkeiten, die wir analog dem abgelehnten Wesen zuordnen?
Spinnt sich nicht schon ein Rachefeldzug im Kopf zusammen, wie wir das Übel ahnden und drängt sich uns nicht der Präventivschlag auf, der das Ende zwar vorwegnimmt, die böse Tat, die es zu rächen gilt, aber dadurch verhindert?
Wir sind endlich amerikanisch.
Wir können endlich Gut und Böse unterscheiden und wissen im Tiefsten: Das Böse sieht nicht gut aus. Nicht für uns. Es mag eine eigene Ästhetik entwickelt haben; die ist aber nicht die unsere.
Drum hüte dich, Leser, anders auszusehen als wir.
Du enthüllst damit das Böse, das noch in dir schlummert, aber sich in jedem Moment Bahn brechen kann, um ans Licht zu kommen.
Wir gehen derweil Regenschirme kaufen, denn es regnet ja vielleicht morgen oder übermorgen, und dann ist man froh, trockenen Kopfes den Heimweg antreten zu können und hofft still, nicht einem Reptil in Menschengestalt zu begegnen, das sich bei diesem Wetter zwar wohl fühlt, aber gerade deswegen den Bogen überspannen könnte.
Vergeben. Lieben. Tolerieren.
Aber was vergeben?

Bärenwitze zum Mitdenken: Schreiben

Witz 1:
Bärt: Kannst du eigentlich lesen?
Robärta: Nein.
Bärt: Und schreiben?
Robärta: Ja, ganz gut.
Bärt: Was schreibst du denn so?
Robärta: Keine Ahnung.

(Version ohne Mitdenken:
Robärta:Keine Ahnung, ich kann ja nicht lesen.)

Witz 2:
Bärt: Hörst du mir überhaupt zu?
Robärta: Nein, wieso?

Enthüllungsjournalismus entdeckt: NASA fliegt wieder

Endlich enthüllt: Die NASA liegt den Konkurrenten um eine Nasalänge voraus.
Sie fliegen wieder.


Georg Krakl: NASA vorn

Vorne liegen
und nach oben fliegen
überall
mit reichlich Überschall
(2012)

Legebatterien ohne Batterien

Richard, guck dir das an, die Hühner drehen durch. Weg mit den Legebatterien!, steht auf dem Schild. Ich finde, das geht zu weit. Die sollen ihre Eier legen oder Fleisch ansetzen, wir wollen ja schließlich auch leben. Ich möchte wissen, wer die aufgehetzt hat. Legebatterien. Das hört sich ja an, als würden die Hühner nur mit Batterie legen. Und  jetzt einfach wegschmeißen!
Richard runzelt die Stirn. Enne regt sich mal wieder auf, ist fast schon in Rage.
Gibt es da keine Akkus?, fragt Richard in seiner behäbigen Art.
Die kann man doch wieder aufladen?
Früher haben die Hühner ohne Legebatterien gelegt. Also, ich will keine Elektro-Eier, das muss ich mir nicht antun, das ist doch auch nicht gesund.

Eine unsinnige Diskussion entsteht. Wie entsorgt man Batterien? Ist das Restmüll, Sondermüll oder Giftmüll? Man kennt diese Endlosdebatten, die ins Leere laufen.
Dabei handelt es sich bei Legebatterien lediglich um eine besondere Form von Hühnerstall. Legebatterien laufen völlig ohne Batterien, wie absurd das auch klingen mag. Entsorgen muss man die nicht, man entsorgt ja auch keine Schweineställe.
Das eigentliche Problem der Situation ist, dass Hühner nicht schreiben können und ergo auch nicht mit selbst gemalten Plakaten durch die Gegend laufen. Eine Weiteres ist: Ein einzelnes Huhn macht noch keine Demonstration.
Hier hat wahrscheinlich ein übellauniger Tierschützer einem gefiederten Freund ein Schild unter den Flügel geklemmt und auf die Straße geschickt.
Eine Form von Missbrauch, die dem Huhn, das wohl noch nicht mal lesen kann, eher schadet.
Aber wir müssen das Ganze auch dem schlampigen Journalismus anlasten, der Menschen im Glauben lässt, Hühner würden nur noch mit Batterie legen, und das lediglich wegen einer aufreißerischen Schlagzeile.

Schreibblockade

Schreibblockade. Der Klassiker. Früher konnte ich vor einem leeren Blatt sitzen, da war nichts drauf, das war leer, da fiel mir nichts ein, da war empty, tote Hose, nada, nassink.
Leerer Bildschirm. Mir fällt nichts ein. Weit gefehlt: Es gibt keine  leeren Bildschirme. Also dürfte es auch keine Schreibblockade geben. Da ist ein A, das ist dick unterstrichen. Steht wohl für Atom, ist dringlich, darf man nicht vergessen und dann das B, auch wichtig, aber nicht unterstrichen, Fettdruck. B wie Fettdruck? Absurd, Zu viel Butter gegessen, fett geworden. Fett ist diskriminierend. Es müsste da eigentlich ein M wie Margarine geben, für Dünndruck. Dabei macht übermäßiger Margarinegenuss auch dick.
Was ist das Gegenteil von Butter? Gute Frage.
Link. Das ist link, sagten wir früher, das ist echt fuhl. Immer wenn ich etwas link, mies, hinterhältig, fuhl finde, drücke ich auf Link. Eigentlich ist das fuhl, weil ich genau weiß, dass das Blödsinn ist. Link erscheint ja nur, wenn ich selber etwas schreibe oder auf den "leeren"Bildschirm starre. Das ist echt fuhl, wenn ich das ignoriere.
Ich schreibe hier mal nicht weiter. Fakt ist: Es gibt keine Schreibblockade aufgrund eines leeren Bildschirm. Es gibt immer was zu schreiben, auch wenn es keiner lesen will.
Also ran an die Bildschirme! Schreiben!

Bedauernswerte Beufsgruppe: Weihnachtsmann

Immer kurz nach Weihnachten überlegte der Weihnachtsmann, den Beruf zu wechseln.
Leider hatte er nichts anderes gelernt.

Bayernwitz

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Der Hosenträgermann



Vorsicht Frauen! Allgemein muss vor Männern mit Hosenträgern gewarnt werden. An diesem Accessoire, das heutzutage im Zeitalter der Klettverschlüsse und rutschfesten Funktionswäsche nur noch dekorativen Charakter hat, zeigt sich  eben der Charakter des Trägers.
Der Träger, nicht die Hose! Dieses Zitat eines bekannten Psychoanalytikers richtet den Blick auf Überflüssiges, das doch wirkt.
Der Hosenträgermann ist aggressiv und jede Frau weiß: Er riecht streng. Das ist die Erinnerung an Archetypen, an die Vorzeit, als das Deo lange nicht erfunden war. Er ist der Jäger, sie ist die Sammlerin. Er tötet, sie hebt auf und bewahrt. Hosenträgermänner spielen gern mit Waffen, hier verstehen wir, warum. Lässig lässt er Zigaretten im Mund baumeln, denn will zeigen, dass er das Feuer kontrollieren kann.
Der Hosenträgermann ist der Urzeitmann, gern unrasiert, denn zum Rasieren kam der Jäger, das menschliche Raubtier, damals nicht.
Der Mund immer hart und entschlossen, die Kiefermuskeln angespannt, sodass jedem anderen Mann klar wird: Der Bursche hat die Ohren auf! bzw..:Die Hosen an!
Die Hosen an hat heute die moderne Frau. Sie kauft das Fleisch an der Fleischtheke und gibt nach wie vor schrille Töne ab, wenn Gefahr droht oder ihr etwas  nicht passt.
Schade, eigentlich.
Was hätte aus den Männern werden können.
Da helfen auch keine Hosenträger.
Der Träger, nicht die Hose!, greift da wieder einmal subversiv.

Männer können keine Kinder bekommen

Ich bin viril, dachte Ken und sagt laut: Ich bin viril! Barbie piepste: Das wusste ich gar nicht.
Du weißt so einiges nicht, sagt  jetzt Ken und er hat dabei seinen unnetten Ton drauf.
Heißt das, piepst Barbie weiter, dass du keine Kinder bekommen kannst?
Barbie, Barbie, grunzt Ken sehr männlich, Männer bekommen keine Kinder.
Ach, sagt Barbie, aber wir wollten doch immer welche.
Barbie, Frauen bekommen Kinder, grunzt Ken weiter.
Dann könnte ich doch auch mit Mandy zusammen sein, weil ich  mir doch so sehr ein Kind wünsche, jetzt wieder Barbie mit piepsiger Stimme.
Bei dir piept es ja wohl, wird Ken lauter.
Wieso das denn, denn?, fragt Barbie bestürzt.
Ja, wieso, wieso, warum, wer nicht fragt, bleibt dumm! Ken wird immer nergischer und zupft an seinem rosa Leibchen.
Aber ich frag doch, bleibt Barbie am Thema.

Du nervst, Barbie.
Das sagst du immer, wenn du nicht weiter weißt.
Ich geh jetzt zu Vladi, der nervt wenigstens nicht.
Ist das eine Frau?, fragt Barbie.
Eigentlich nicht, aber könnte gut eine sein. Ken schwitzt auf der Oberlippe.
Will sie denn Kinder?, fragt Barbie weiter.
Keine Ahnung, so weit waren wir noch nicht, ich kann ihn ja mal fragen.
Ich denke Vladi ist eine Frau? Barbie weint.
Ich geh dann mal. Ken geht zur Tür.
Lass wenigstens meinen neuen Kajalstift hier! Barbie schnieft und piepst gleichzeitig.
Ken knallt den Kajalstift auf den Tisch.
Blöde Kuh! Ken kanllt die Tür hinter sich zu.
Barbie schnieft und piepst und quiekt irgendwie auch ein bisschen.
Hätte ich mich bloß nicht virilisieren lassen!, zischt Ken beim Rausgehen.

individuelle Schulwahl


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Ein Vortrag ohne alles geht auch

Endlich haben Wissenschaftler rausgefunden, dass eine PowerPoint - Präsentation, ohne die die Welt des Vorführens, des Referierens, des Verkaufens, des Verdummens, des Ablenkens von dümmlichen Inhalten nicht mehr denkbar zu sein scheint, überhaupt keine Wirkung auf die Konsumenten eines Vortrages hat.
Warum das so ist, wissen die Wissenschaftler allerdings auch nicht. Ein normaler, früher stinklangweiliger Vortrag bleibt beim Zuhörer/-schauer viel mehr in Erinnerung. Das hätte niemand gedacht, als es noch keine dieser bildunterstützten Vorträge gab. Was können Gründe sein?
1.Es steht zu wenig auf der einzelnen Folie, sodass der Leser sich unterfordert fühlt. Er glaubt, der Referent halte ihn für einen Idioten.
2.Es steht zu viel auf einer Folie. Der Leser glaubt, der Referent habe schlampig gearbeitet, weil er sich nicht die Mühe gemacht hat, den Vortrag in gut verdauliche Häppchen zu schneiden. Und animiert ist das Ganze auch nicht, keine Musik, keine Geräusche, nicht einmal Applaus. Da vergeht einem doch selber das Klatschen.
3.Es gibt kein Bild auf der Folie. Viele Zuhörer glauben, dass BILD, Bild und Bildung Synonyme seien.
Ohne BILD läuft eigentlich gar nichts.
4. Der Referent hat Probleme eine Power point-Präsentation zu starten und sucht nach einem Kabel. Sie entschuldigt sich, dass sie das sonst nicht mache und wenn, dann hülfe ihr immer jemand. Auch die Fernbedienung bereitet Probleme, die Batterie ist zu schwach, der Adapter wackelt, wo ist die Taste, um den Monitor anzuschalten, warum geht das denn hier nicht, an meinem ging das aber immer.
Der Hörer hat sich bereits seinem Handy zugewandt und hat das Thema vergessen, als die erste Folie erscheint. Einige sind schon gegangen, weil sie sowieso was anderes vorhatten.

Die oben genannten Forscher haben versprochen, noch nach Gründen zu suchen und sich dann zu melden.
Microsoft hat bereits pauschal Widerspruch eingelegt.

Wer das auch anders lesen will: Hier klicken

Georg Krakl: Auch nach einem Doppelpunkt und bei angeführten Sätzen wird das erste Wort eines Ganzsatzes großgeschrieben (2012)

Nach Doppelpunkt wird: groß geschrieben.
Oder: Klein
Oder: groß geschrieben
Oder: Groß
:Klein


In der neuen deutschen Rechtschreibung erhebt sich Widerstand.

Saublöde Metaphern: Wenn Männer die Hosen anhaben

Nein, wir machen jetzt nicht sauber! Herbert ist energisch geworden. Immerhin hat er heute die Hosen an, von denen man natürlich nur eine sehen kann. Heute ist Donnerstag. Donnerstags hat Herbert immer die Hosen an. Das hat er mit Regina vereinbart. Endlich kann er mal entscheiden, zum Beispiel, dass heute nicht geputzt wird. Putzen gehört nicht zu seinen Lieblingsaufgaben und warum sollte das an dem Tag passieren, wenn er die Hosen anhatte? Regina ist sauer. Heute Abend kommen Rotluffs zu Besuch, da soll die Bude natürlich blitzen. Herbert überlegt, ob er Regina  noch eins auswischen will, so unterbewusst, weil er neulich eine Fahne mit nach Hause gebracht hatte. Es war ja nicht mal die Schalke-Fahne - Regina hasste Fußball - sondern eine schlichte aus der Vereinskneipe. Ja, gut, er hatte vergessen die Blumen für Mutti zu kaufen. Es war aber auch ihre Mutti und nicht seine, also hätte sie sich selbst drum kümmern können, wenn sie ihr gerne Blumen zum Geburtstag schenken wollte. Sonst brauchte sie ja nie was. Angeblich.
Demnächst kannst du deinen Dreck immer allein wegmachen, und deine Wäsche kannst du auch waschen. Und wer schreibt deine Einkaufszettel? Du!
Regina ist wirklich sauer. Gut, irgendwann musste sowieso geputzt werden. Man will ja nicht im Dreck umkommen.
Herbert fasst sich an die Hose. Guter, fester Stoff. Qualität. Er hatte heute Qualitätshosen an.
Okay, ruft Herbert, ich sauge dann mal im Wohnzimmer.
Vergiss nicht, das Sofa von der Wand abzuziehen, jubiliert Regina.
Jaja, grunzt Herbert, und würde am liebsten die Hosen ausziehen. Ergibt doch sowieso keinen Sinn: Die Hosen anhaben. Saublöde Redensart.
Herbert fluchte zischend in das Staubsaugergeräusch und hackte wütend in die Ecken.
Kein Hemd auf dem Hintern, abern Staubsauger. War doch auch so eine Redensart.
Ich saug dann jetzt in der Küche! Herbert knirschte mit den Zähnen. Regina sang einen deutschen Schlager. Die Welt war wieder in Ordnung.

ohne Worte

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Wenn vier Kugeln hinaus in die Welt wollen

Wohin wollen wir denn?, fragte Rollo.
In die Welt natürlich, antwortet Benni und ist genervt über das ewige Gefrage von Rollo. Norbert und Hansi bleiben stumm. Sagt doch auch mal was, fordert Benni sie auf, ich muss hier immer das Reden machen.
Rollo fragt sofort: Und ich? Wieso ignorierst du mich? Ich rede doch auch.
Benni ist noch genervter: Du musst nicht reden, niemand zwingt dich.
Rollo lässt nicht locker: Und wieso musst du dann reden?
Benni stöhnt: Ich sagte, ich müsse hier dauernd das Reden machen!
Komisches Deutsch, was du da redest. Das Reden machen. Bist du überhaupt von hier?
Was hat das denn damit zu tun? Deine Fragen nerven einfach. Du musst nicht fragen und du musst nicht das Reden machen. Halt einfach den Mund, fährt Benni Rollo über den Mund.
Ich will ja nur wissen, warum ausgerechnet gerade du das Reden machen musst, will Rollo immer noch wissen.
Ja, sonst macht es doch keiner. Hier sagt doch keiner was. Die kriegen doch den Mund nicht auf - er deutet auf Norbert und Hansi- und wenn wir in die Welt wollen, dann muss man schon mal den Mund aufmachen, zum Beispiel an der Grenze, wenn es dann ernst wird mit der Welt.
Rollo reicht das nicht als Erklärung: Ich mache den Mund auf! Ich rede und meinetwegen mache ich auch das Reden.
Leute, ruft Benni gequält, so läuft das nicht. So kommen wir nicht in die Welt hinaus. Das können wir gleich vegessen. Da bleiben wir doch lieber hier und verrosten, ohne irgendetwas von der Welt gesehen zu haben. Also, Schluss aus, Punkt. Das war's.
Benni rollt weg.
Norbert wispert: Eisenkugeln, die reden, die gibt's doch gar nicht.
Hansi flüstert: Ich habe Ruffeln gesehen und das ist ganz schön. Das reicht mir eigentlich. Wer weiß, wo die Welt überhaupt anfängt. Vielleicht verrollen wir uns auch und dann ist Schluss mit lustig.
Rollo wird böse: Macht doch mal euer Maul auf! Jetzt wo Benni weg ist, werdet ihr mutig. Ich kann mich hier ständig mit Benni anlegen und ihr kriegt das Maul nicht auf!
Rollo seufzt: Vielleicht hat Norbert ja recht. Eisenkugeln, die reden, die gibt's doch überhaupt nicht.
Norbert sagt: Wir bleiben erst mal hier. Morgen ist auch noch Tag.
Hansi ergänz: Und übermorgen auch. So schnell verrostet man nicht.


Handwaschmittel und Schweinegrippe

Da steht sie plötzlich vor uns: Die gute alte Handwaschcreme. Und wir denken sofort: Wo ist denn die dazugehörige Schweinegrippe geblieben?
Es ist schon Januar und eigentlich müsste die doch schon durchs Land toben, dass den Ärzten die Spritzen ausgehen. Was ist denn mit der Pharmaindustrie los? Die haben doch jedes Jahr etwas gegen die größte Seuche im Land. Was machen die denn? Den Anschluss-Infekt verschnarcht?
Vogelgrippe wäre doch auch ok. BSE - Ja, was war das denn?
Wir haben gelernt, dass man sich die Hände auch zwischen den Fingern waschen sollte, an den - nennen wir sie - Schwimmhäuten praktisch, denn wer von der Hand in den Mund lebt, ist häufiger krank und müsste dann geimpft werden. Wer das nicht will, ist wahrscheinlich schon krank im fortgeschrittenen Stadium oder im Kopf. Unangepasst. Unangemessen. Jeder ist ein Teil des Ganzen, jeder ist ein Rädchen, damit die Uhr funktioniert. Und die tickt. Die Zeit läuft. Also: Allen sei geraten, nach neuen Krankheiten Ausschau zu halten, sonst stehen wir dereinst ohne Impfschutz da. Das kann den Zusammenbruch unseres Gesundheitswesens bedeuten!
Stützt dieses sensible System: Meldet euch mal wieder krank, geht zum Arzt oder in Ambulanz des nächsten Krankenhauses! Geht in die Apotheke, lasst euch beraten und probiert mal was Neues!
Ein Gesundheitswesen funktioniert nur, wenn es Kranke gibt. Wenn keine Medikamente verbraucht werden, dann wird das Haltbarkeitsdatum überschritten und dann kommen die für die Hälfte des Preise in die Dritte Welt. Und bei uns werden sie noch teurer. Das kann keiner wollen.

PS: Schweinegrippe heißt es, nicht Schweinegerippe, wie manchmal fälschlich gesagt und gedacht wird. Letzteres ist ein Abfallprodukt der Fleischindustrie, aus dem Gummibärchen und Kondome hergestellt werden.

Der Blick fürs Schöne ist verloren

Die Zeit ist anders geworden. Oder sind es nur die Menschen?
Da sieht man ein Bild und denkt: Nä, was für ein hässlicher Kerl! Ugly, einfach total ugly.
Beim zweiten Hinsehen fällt einem eine schöne junge Frau auf, die vielleicht etwas versteinert in den Raum blickt, aber irgendwie etwas Anmutiges hat, wahrscheinlich, weil sie nur ein Bikini-Oberteil anhat, oder sogar gar keins. Das kann man aber  nicht erkennen, weil die Frau irgendwie versteinert wirkt, auch schon ein  bisschen verpixelt, was früher dem "Bröckligem" gleichzusetzen war.
Ja, aber der Kerl! Warum hat der Kerl unsere Aufmerksamkeit erregt?
Erregung ist heutzutage wohl eher Wut und nicht dieses Gefühl, man müsste mal eine Frau treffen und eine Latte macchiato trinken.
Der Kerl steht im Blickpunkt. Er ist das, was erregt: Der arrogante Banker, der FDP-Politiker, die blöde Sau. Diese drei Kategorien haben das Leben erobert. Traurig.
Wir verlieren den Blick für das Schöne und damit auch für das Leben an sich. Bzw. An und für sich.

Sinnloses Wissen: Oh!-Gesichter in der Blasenforschung

Blasen lieben es scheinbar, wie amerikanische Wissenschaftler versucht haben herauszufinden, zu dritt Oh!-Gesichter zu bilden.
Was die Wissenschaftler mit dieser Erkenntnis jetzt anfangen wollen, steht noch in den Sternen. Man will sich wohl erst mal der Frage widmen, ob diese Blasen, die in erster Linie in Flüssigkeiten vorkommen, auch Ah!- oder sogar Aha!-Gesichter machen können.
Russische Wissenschaftler haben beim Weltgleichstellungsbeauftragten Einspruch eingelegt: Die weißen Blasen vor dunklem Hintergrund würden unterschwellig einen Onkel-Tom's-Hütte-Effekt erzeugen und seien somit diskriminierend gegen Menschen nichtweißer Hautfarbe.
Die Amerikaner widersprachen, eine einfache Umkehrung von Schwarz und Weiß würde eine Diskriminierung von Menschen mit nicht nichtweißer Hautfarbe darstellen. Da wolle man doch lieber beim Althergebrachten bleiben, das verstünden die Menschen sowieso besser, weil sie nicht schon wieder umdenken müssten.
Die Russen tüfteln noch an einem Entgegnungsschreiben.

Neues von Guttenberg

Nichts Neues von Guttenberg, aber es lenkt vielleicht etwas vom Bundespräsidenten ab.



Georg Krakl: Guttenmann (2012)


Gutten Tal, gutten Berg,
Gutten Riese, gutten Zwerg,
hab kopiert
bin blamiert
war adrett
Internet
ist  mein Thema
kenn das Schema
Steu'rung A Steu'rung Vau
merkt doch keine Sau
Guttenberg Guttenmann
fängt von vorne an


nackt im Netz

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Kräuterlikör und Bewusstseinserweiterung

Der Raum so weiß, die Welt so entrückt. Kai zitterte leicht, ein Schauder lief seinen Rücken hinunter, die Realität löste sich auf. Kräuterlikör aus Braunschweig. Er sah Ela auf dem Teppich liegen, sie hatte eine kleine Flasche des Getränks im Mund und schluckte es lethargisch. Auch sie sah jetzt vielleicht weiß, oder schwarz. Frauen sahen meistens schwarz.
Dass Kräuterlikör diese Wirkung haben  würde, hatte er nicht gedacht. Dieses reaktionäre Gesöff, das nach nicht bestandener Jadprüfung, Drillingen und Hirschgeweihen roch, nach toten Tieren, die dem Grünrock blutig an der Hose baumelten.
Das alles hatte er in der ersten Phase des Kräuterlikörtrinkens gesehen.
Kai roch an seinen Händen. Kein Schmauch zu schnuppern, er hatte nicht geschossen. Kein süßlich-metallischer Blutgeruch. Der starre Blick eines Feldhasen.
Wo war die Drillingsbüchse? Hatte Ela nicht damit herumgespielt, in Phase zwei? Als hysterisches Lachen die Situation bestimmte? Eine Kellerassel war unter dem Zeitschriftenständer hervorgekommen, und, genau, Ela hatte geschossen, einmal, die Zeitungen waren zerfetzt, die Fetzen waren herumgeflogen. Ein Schuss. Oder waren es zwei gewesen? Kai lag auf dem Teppich. Ela lag auf dem Teppich. Sie hatte die kleine Flasche immer noch zwischen den Lippen. Alles weiß. Elas Augen schwarz, die Lippen schwarz, die Flasche.
Ela musste schwarz sehen. Kai weiß. Das war das Komplementäre. Das war die Aufhebung der Gegensätz. Yin und Yang. Weiß, dachte Kai, ich weiß, dass Weiß meine Farbe ist, das Schwarze ist weiblich.
Die Komplementarität des Kräuterlikörs, wie schön das klingt, dachte Kai. Dann war alles weg. Ela und die Flasche. Das Schwarze. Alles war jetzt grau. Grauen.
Kräuterlikör.

Kaffee konspirativ

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Gedichte mit latent und Inhalt: Kain G. Drucktes - Sozialinkompetent (2012)

wer flennt
weil latent
ein inhalt brennt
davonrennt
oder wegpennt
ist sozialinkompetent

falls irgendwer überhaupt dieses wort kennt

Andy Wahrwohl: Bald ist Ostern (2012)

(Werwohl hat sich mal wieder umbenannt, weil der alte Name nicht so gut ankam. Der neue? Na ja. Wer's mag. Gefälliger als Wahrwohl ist ja Wohlwahr. Aber dann erinnert ja nichts mehr an das alte Idol mit den weißblonden Haaren.
Mehr als hässliche Postkarten hat Werwohl ja doch nicht hingekriegt. Werwolf wäre doch mal was. Damit kann  jeder was anfangen, kriegt Angst und läuft weg. Weit weg. War wohl ein Werwohl oder Werwolf, sagt der stille Betrachter und erhält als Antwort: Wohl wahr.)

Vincent van Eijnoor: Fairdammnis (2011)

Eijnoor ist ein echter Kleckser. Fairdammnis. Ja, hallo, was soll das denn? Stieg Larson mit Umwelttatsch? Fairer Buchhandel? Jeder denkt doch sowieso, dass Eijnoor erst mal ein Bild malt und sich dann überlegt, was das sein soll. Und wenn es nicht so richtig passt, dann ist es eben abstrakt und der Bursche kramt in seinem Zettelkasten und sucht nach skurrilen Begriffen, die man lange nicht mehr gehört hat. Fenstersims etwa. Die Jugend denkt, da hat einer auf der Fensterbank eine elektronische Nachricht auf dem Handy getippt und wartet auf die Antwort! Fensterbank! Was soll das denn sein? Bad Bank mit Blick zum Garten? Eine Bank ist was zum Sitzen, deshalb setze ich mich auf die Fensterbank. Die Kreissparkasse wäre zu unbequem. Eijnoor macht auf Öko. Wahrscheinlich malt er jetzt mit Heitmanns löslichen Eierfarben, die auch von Kleinkindern getrunken werden kann. Bald ist ja wieder Ostern, weil Weihnachten vorbei ist. Welche Logik!
Und warum diese Fratzen, wenn es um Fairdammnis geht? Gibt es überhaupt eine Fairdammnis? Ist das nicht immer bitter ungerecht, fairdammt zu sein? Fairdammt noch mal, Eijnoor, reiß dich mal(mal!)zusammen. Mal mal was Ordentliches!

Glas und Lappen

Glas und Lappen, das passt nicht.
Glas und Auge, das geht.
Glas und Gow, auch Ok.
Lappen und Rentiere, das wäre auch in Ordnung.
Mikrofasertuch, meinetwegen.
Glas und Lappen? Nein, wirklich nicht.

vergesslich

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Joseph Beungs: Kopffrei (2012)

Beungs, der hier auf der Fettstuhlwelle schwimmen will, provoziert ja wohl nur mit dem Titel seines noch feuchten Werkes aus den ersten Tagen des neuen Jahres. Das Bild selber ist eher eine lustlos übersprühte Fotocollage, die überhaupt keinen Fettstuhl zeigt.
Wenn es sich auf dem Photo um eine Person handeln sollte, dann hat die ja kaum den Kopf frei, denn der wird durch eine knetmassenähnliche Substanz versteckt, während ein paar zufällig umrandete Felder mit Farbe bespritzt worden sind.
Was das mit "kopffrei" zu tun haben soll, entzieht sich den Überlegungen des Betrachters. Vielleicht wird hier die Aufforderung des Hals-, Nasen- und Ohrenarztes karikiert: Machen Sie doch bitte mal den Kopf frei! Was wiederum auf Kopftuchträgerinnen gemünzt sein muss, denn wer geht schon mit Hut in den Behandlungsraum? Letztlich also eine Diskriminierung von Menschen weiblichen Geschlechts mit ungewöhnlichen Kleidungsstücken auf dem Kopf. Es deutet wohl auch auf das penetrante " Machen Sie sich mal frei" der Ärzte hin, das vielfach vollkommen sinnlos erschient, wenn der Vorgenannte etwa lediglich in den Rachenraum blicken will. Wenn dann die Aufforderung mit dem 2,3-fachen Satz berechnet wird, schreibt die Krankenkasse, dass man das nicht bezahle, weil diese Leistung freiwillig sei und momentan noch unter "Nahrungsergänzungsmittel und deren Begleitumstände" geführt werde, weil man keinen besseren Oberbegriff für die skurrile Dienstleistung gefunden habe.
Beungs, auch wenn der Name an irgendwen erinnert, hat vielleicht eine Lawine im Gesundheitssektor ausgelöst. Also doch nicht nur Fettstuhlwellemitschwimmen.
Weiter so!

Gedichte mit latenten Inhalten

Latent-zweideutiger Inhalt:
Georg Krakl (2012)

Geschichten
Wenn die schlichten
aber schönen Nichten
auf die Neffen
Hans und Steffen
treffen
machen sie Geschichten.

Latent-historisch-politischer Inhalt:
Georg Krakl (2012)
Geschichte
Wenn die schlichte
aber schöne Nichte
und die Neffen
Hans und Steffen
auf einander treffen
machen sie Geschichte.

Welch Unterschied, nur weil Krakl eine Frau weglässt!


Lyrikschule (3): Haufenreime

Alles was sich auf Haufen reimt, nennt man Haufenreime, und das ist schon eine ganze Menge. Insgesamt klingt das aber langweilig und die Lyrik hat sich nach Jahren des Trübsinns durchgerungen, auch andere Wörter, die haufenartig auftreten, als Haufenreime zu akzeptieren.
Hier noch einmal ein originärer Haufenreim:

Georg Kackl: Reingelaufen (2011)

Haufen
Reingelaufen.
Haare raufen.
Dann  verschnaufen.

Neue Schuhe kaufen.


Das muss man sich mal vorstellen!

Erst in hundert Jahren gibt es wieder eine Jahreszahl, die man vorwärts und rückwärts lesen kann: 2112.
Das letzte Mal war das 2002, und es hat kaum einer gemerkt.
Wollen wir so weiter machen? Auch 2012. Losleben ohne nachzudenken?
Menschheit, besinn dich!