Heute an der Kasse: Rundesummeneinkaufen

Liebes Tagebuch!
Heute stehe ich an der Kasse im Treukauf und habe ein paar Kleinigkeiten für das Frühstück gekauft. Die Summe beträgt genau 5 € und ich bin erstaunt, denn bei den krummen Preisen, die an die Ware angeklebt sind, ist es eher unwahrscheinlich, dass man einen geraden Betrag erhält. Die Kassiererin freut sich, da haben Sie aber gut eingekauft, und ich freue mich, dass ich morgens um halb neun schon ein Lob erhalte in unserer häufig so loblosen Zeit. Ja, haha, antworte ich, und denke, was soll daran gut sein, dass ich eine runde Summe zusammengekauft habe? Eine Mausefalle und etwas Rattengift hätten vielleicht 10 € ergeben, was wäre daran gut, dass ich vorgehabt hätte, Mäuse mit Metallbügeln zu töten und Rattengift auszustreuen, das auch die Nachbarskatze zu sich nehmen könnte. Gut daran wäre, dass die dann nicht mehr auf den Rasen kacken würde, weil auch die Verdauung zu Ruhe gekommen wäre. Im Treukauf gibt es zwar Mausefallen, aber kein Rattengift. Von daher waren meine Überlegungen sinnlos. So freute ich mich mit der Kassiererin, die darüber vergaß, mich nach der Deutschlandkarte zu fragen, und ich antwortete nicht: Nein, keine Deutschlandkarte, ich will auch keine haben, wollte ich noch nie, das ist nur Auskundschaften von Konsumverhalten, gut dass ich kein Rattengift in der Einkaufstasche habe, wer weiß, welche Rückschlüsse daraus gezogen werden würden, etwa wenn die Nachbarskatze verschwunden wäre, oder tot unter dem Rhododendron gefunden worden wäre, worüber dann ein ausführlicher Bericht in der Lokalpresse stünde, weil Sauregurkenzeit wäre, und Katzen immer gehen. Die müssen jetzt ja sowieso aufpassen, weil der Jäger wieder Katzen schießen darf, dafür haben CDU und FDP gesorgt, und die Jägerschaft kann aufatmen, das Öko-Remmel-Gesetz der SPD ist weg, und die dürfen jetzt auch herumballern, wenn sie die Teilnahme an Schießübungen nachweisen können. Keine Prüfung! Da kann auch der Blinde mal schießen, und der muss nicht mal ein Tonröhrchen an der Schießbude getroffen haben. Dagegen ist mein Rattengift, das ich ja gar nicht kaufen konnte, harmlos.
Die Kassiererin freut sich noch immer und ich überlege, warum sie mich so erwartungsfroh ansieht. Das Geld, genau, ich gebe ihr einen schönen 5-€-Schein, und es ist gut, dass ich den habe, denn sonst hätte mir die runde Summe nichts genutzt. Nein, keine Deutschlandkarte sage ich, ohne gefragt worden zu sein. Weiß ich doch, sagt die Kassiererin, das sagen Sie doch jedes Mal. Was für ein schöner Start in diesen Tag und ich überlege, ob man daraus ein Hobby machen könnte: Einkaufen für runde Summen, sodass irgendwann das ganze Kleingeld überflüssig wäre. Nie mehr einen dicken Hintern durch zu viele Centstücke im Portemonnaie! Vielleicht würde man Dinge kaufen, die man gar nicht braucht, aber das machte man am Black Friday auch, oder Dinge, die man vielleicht irgendwann oder die irgendwer aus der Bekanntschaft brauchen könnte. Vielleicht wäre dann auch mal eine Dose Rattengift in meinem Einkaufswagen, nur um die beide Nullen hinter dem Komma und die Null direkt vor dem Komma zu erreichen. Wer Gift hat, wird es irgendwann einsetzen, das war eine alte Kriegsweisheit, und ich verwarf den Gedanken, aus dem Rundensummeneinkauf ein Hobby zu machen. Trotzdem: In der Apotheke würde ich noch einmal versuchen, auf eine runde Summe zu kommen. Ich bin gespannt, für welche Krankheiten ich einkaufen werde und wie die Dame am Tresen reagieren wird, vielleicht lässt sie ein paar Traubenzucker und paar Hustenbonbons mehr springen. Mit 5 € könnte ich allerdings nicht viel erreichen, da hängt die Preislatte schön höher. Ein schöner Morgen war es  allemal, das konnte ja noch ein guter Tag werden!

Georg Krakl - Du Elefant!

Du Elefant!
Du bist so elegant!
Dein Schwanz ist lang und dünn; hat hinten eine Quaste.
Und wenn ich deine Haut betrachte und betaste,
dann scheint sie grau und dick und faltig.
Dein Rüssel ist gewaltig.

Nur deine Ohren sind mir schnurz.
Da mag ich die von Österreichs Kanzler Kurz.

Georg Krakl - Soziales Verhalten im Laufe der Zeit

Einer für alle.
Heiner für Halle.
Rainer für Ralle.
Keiner für Kalle.

Ernst Jüngel - Die Mauer ist weg

Vincent van Eijnoor - Blick über den Tellerrand 
Die Mauer ist weg, ist verschwunden!
War eben noch da!
Sie war uns doch Stütze.
Wie soll'n wir gesunden?
Wir kranken an dem, was wir sah'n:
Freies Feld ohne Grenzen, die ganz große Leere;
Und Menschen, die eben noch Flüchtlinge waren,
entschwunden dem tödlichen Meere,
woll'n plötzlich gleich sein mit mir
und mit dir und mit allen Weißen.
Sie werden uns Gute bescheißen,
die leichtgläubig freigiebig sind.
Die sich nicht wehren!
Die friedlich ihr Leben leben
und alles für Fremdlinge geben,
welche brabbeln und gestikulieren,
dass wir die Kontrolle verlieren,
über das, was uns Goldes wert,
den eigenen Herd,
und den Großbildfernseher,
die Frau, das Kind und das Auto mit Allradantrieb.
Der Fremde, er schleicht wie ein Dieb,
macht große Augen, sein Lächeln ist schief,
will das Herz uns zerreißen,
das unermüdlich pumpt und pocht in jedem Weißen,
in jedem Guten, in jedem Menschen mit Anstand,
der arbeitet und schuftet mit eigener Hand,
nicht spekuliert
auf Almosen und Hartz vier.
Wir,
wir sind das Volk, wir sind im Recht!
Jetzt her mit der Mauer!
Es war doch nicht alles schlecht.







Jetzt neu: Spahnzange

Jens Spahn, scherzhaft auch Spahnferkel genannt und in Ableitung davon auch Sparferkel, Bundesgesundheitsminister und bekannt für ungewöhnliche Maßnahmen, die ihn selbst wenig betreffen, weil er genug Geld einfährt, hat einen neuen Vorschlag zur Kostendämpfung gemacht:
Zahnspangen sollen selbst mit der dann so genannten Spahnzange korrigiert werden. Jedes Kind weiß doch, dass der Zahnarzt so lange an dem Dinge schraubt und dreht, bis es wehtut und sich die Zähne einem neuen Rechtsruck fügen, so Spahn. Das könne jetzt jeder selbst erledigen und erhalte nach 10maliger Anwendung die Kosten für die Spahnzange ersetzt.
Nicht nur für den oralen Bereich ist das neue Instrument geeignet, auch für die Beschneidung von eingewachsenen Zehennägel könne man das Universalwerkzeug verwenden. Auch die Ferkelkastration sei ein wenig weniger schmerzhaft mit der Zange und so wolle Spahn, der schon in Verhandlung mit einem großen deutschen Werzeughersteller steht,  auch mit Kollegin Glöckner ins Gespräch kommen, um das leidige Herumeiern zum Thema schmerzfreie Hodenentfernung bei Schweinen zu beenden.
Ein werbewirksamer Slogan ist schon gefunden:
Probleme mit der Zahnspange?
Greife schnell zur Spahnzange!


Sport: Neue Formen des Freuens

Fußballer umarmen sich, wenn sie sich freuen, etwa über ein schönes Tor, vielleicht den Anschlusstreffer, oder sogar das Führungstor. Meistens geht dem das Hochreißen des Trikots voraus, um das Unterhemd zu zeigen, oder aber die blanke Brust.
Der DFB hat nun empfohlen, dieser oft in der Kritik stehenden Sitte entgegenzuwirken. Männer weinen nicht, Männer umarmen sich nicht, weil sie heterogen sind und Männer reißen ihr Trikot nicht in der Öffentlichkeit hoch. Das haben Männer nicht nötig. Männer freuen sich eigentlich anders.
Eine gesellschaftlich akzeptierte Art des Freuens ist das Freudenhocken.
Der Schütze und die Vorbereiter des Tores hocken sich hin und lachen, sie schauen in die Richtung des gegnerischen Tores, fassen sich an das Kinn, als ob sie die Szene analysierten und wirken eher, als hätten sie beim Murmelspiel ein paar schöne Glaskugeln versenkt. Da fasst niemand wen an, da bleibt die blanke Brust bedeckt. Gleichzeitig ist dieses Freudenritual eine schöne Dehnübung. Wenn die Mannschaft hier einen Glückstreffer platziert hat und insgesamt scheiße gespielt hat, stimmt die Haltung auch. Fehlen nur noch eine paar Blatt Papier.

PS: Der Plural von Blatt (Toilettenpapier) heißt nicht Blätter, auch nicht Blatter (> Sepp Blatter > FIFA > ungetreue Geschäftsbesorgung) sondern merkwürdigerweise 400 Blatt, dreilagig.

Du bist anders

Du bist anders.
Du aber auch.
Ich bin ein Mensch.
Ich auch.
Alle Menschen sind gleich.
Du aber nicht.
Du auch nicht.
Einer allein kann nicht anders sein.
Wer sagt das denn.
Logik. Du musst ja anders als irgendwer sein. Sonst merkt man das doch gar nicht.
Und warum ist der andere dann nicht anders?
Der ist dann auch anders.
Und beides sind Menschen? Da sind ja alle Menschen anders.
Irgendwie nicht. Weil ja alle Menschen gleich sind.
Versteh ich nicht.
Ich auch nicht.
Gottseidank.
Wem?
Hä?