Vegetrarierwitz



Ist Lesen Zeitverschwendung?

Nicht jedes Buch baut den Leser auf

Ist Lesen Zeitverschwendung?
Die liest man vor sich hin, einen Kriminalroman, der Autor plätschert vor sich her und schildert ausführlichst die Lebensgeschichten der Ermittler, was eigentlich keinen interessiert, dann sind 100 Seiten vergangen und nicht einmal ein Mord ist geschehen, fast wie im richtigen Leben, wo ja auch kein Mord passiert, man sich aber häufig mit den langweiligsten Lebensgeschichten beschäftigen muss. Da wirft sich die Frage auf: Ist Lesen nicht Zeitverschwendung? Was interessieren mich Lebensgeschichten, die langweilig sind und zudem auch noch erfunden? Was könnte ich in der Lesezeit alles machen? Aufbrechen zu neuen Ufern. Ein Abenteuer erleben. Die Welt verändern. Stattdessen liest man. Gut, sagst du, greife ich zur Zeitung. Aber das steht auch nichts Wesentliches drin, denn das Gedruckte ist das Geschehen von gestern. Das stimmt doch schon gar nicht mehr, wenn es über den Ladentisch geht. Wir buddeln mal wieder in der Vergangenheit rum, was wir ja auch privat gerne machen, wenn die Gegenwart abgestumpft und öde geworden ist.
Ja, dann schreibe ich mal was, denkst du. Und das ist dann der größte Fehler. Mal angenommen, tausend Leute würde dein Geschriebenes lesen, wie viel Zeit würden sie vergeuden, und was könnte in dieser Zeit alles geschehen, weil die Leute etwas Sinnvolles täten? 
Obwohl, es könnte auch schlimmer kommen, als dass sie dein Gekritzel lesen: Sie lesen es nicht. Sie könnten, weil sie nicht Sinnvolles zu tun wüssten, und das ist die Regel, etwas vollkommen Sinnloses tun, eine Bank überfallen, einen Finanzmakler entführen oder einen durchgeknallten Diktator erschießen. Das wäre dann wieder Stoff für einen handfesten Krimi, den man sich für kalte Winterabende zurechtlegen könnte.
Es sei denn, es käme was im Fernsehen.

Haierei

Kleine Haie, die in krebserregende Konservierungsflüssigkeit eingelegt wurden, um der Vergänglichkeit zu trotzen, waren nicht die Vorbilder für einen gleichnamigen Kinofilm. Sie waren auch nicht die Nachkommen des gefürchteten weißen Hais. Sie taugten gar nicht für den Film. Vielleicht für ein Standbild. Eine Momentaufnahme der Ewigkeit, so wie sie sich keiner wünscht. Wenn das alles ist, was nach dem Tod kommt, dann macht aus meinen Flossen doch lieber Suppe und aus meinem langweiligen Leben eine Legende und aus meinem sinnlosen Sterben einen Kinofilm. Konservieren, was man nicht festhalten kann, ist ekelig. Wie lange soll das hier noch weiter gehen? Wir wollen endlich verwesen. Hört niemand den Schrei der stummen Kreatur?

Das Gute muss nicht immer schön sein

Lebensmittel sehen nicht immer schön aus, aber trotzdem sind sie oft schmackhaft. Das Schwein in der Suhle löst im Betrachter ein Iiiih aus, wenn es dann paniert als Schnitzel auf dem Teller liegt, läuft das Wasser im Munde zusammen. Liegen Pilz und Küchenarmatur eng beieinander, dann wirkt der Pilz, wenn er gerade dem Wald entrissen worden ist, wie ein elendes Häufchen, das in jeder Minute zerquetscht in der Biotonne landen kann. Da glänzt die Armatur um so mehr und betört durch die glitzernd-gleißende Schönheit. Der Hungrige würde aus ästhetischen Gründen zur Armatur greifen, wüsste er es aus Erfahrung nicht besser: Das Schöne muss nicht immer ein Hochgenuss sein, wie der Gourmet auf zwischenmenschlicher Basis erfahren haben mag. Im Falle der vollverchromten Armatur muss man sogar von Ungenießbarkeit sprechen. Der Wasserspender aus Metall rangiert nicht mal unter "schwer verdaulich", vielmehr ist er für den Magen völlig ungeeignet und gehört in die Wrtstofftonne. Darum rät der gesunde Menschenverstand: Wähle lieber das leicht Angedetschte, das leicht Schmuddelige, an dem noch ein wenig Laub hängt und dem ein würziger Geruch entfleucht. Lass das hochpolierte Schmuckstück links liegen, denn daran kannst du dir die Zähne ausbeißen.
Und das gilt auf allen Ebenen des Lebens.

immer frisch

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Bedenke, was in deinem Heim steht

Trautes Heim, wo sich die Harmonie der Farben wundersam in die Objekte schmiegt. Wo sich Plastikblume und Gummisessel mit dem Resopal und Laminat vereinen, um dem Elch eine Heimstatt zu bieten und dem eigentlichen Bewohner ein Hort der Ruhe zu sein. Die Hektik des Alltags kann hier vergessen werden, wie in einer Salzgrotte oder einer Dampfsauna nach orientalischem Stil, nur dass weder Salz noch Schweiß das Zurruhekommen der Seele stört.
Allein der Elch, aus rostigem Metall geschnitten mit kräftiger Schere, mahnt die Vergänglichkeit der Dinge an. Täglich wird seine Oxydationsschicht stärker und sein Kern zerfällt, um endlich in einem braunen Häuflein zu enden, das die Reinigungskraft mit dem Handfeger seiner letzten Bestimmung zuführt. Das mag noch Jahre dauern, vielleicht sogar die ein oder andere Reinigungskraft überdauern, aber irgendwann in dieser Endlichkeit hat die Zeit des Seins in Form eines Elches ein Ende. Darauf sollten sich Plastikblume und Gummisessel auch vorbereiten, aber, gedankenlos wie sie sind, frönen sie weiter ihres unangestrengten Alltags, und glauben, wenn Menschen angesichts ihrer ruhig werden, weil sie sprachlos sind, dass sie schon einen Zweck im Hier und Jetzt erfüllt hätten. Womit sie einigermaßen daneben liegen.
Also, Mensch, bedenke, was du in deinem Heim beherbergst!

Pawel Pikass: Rosa mit der Tüte auf dem Kopf (2011)

Pikass hat mal wieder zugeschlagen, hat sich einfachster Techniken bedient, mit dem Computer gearbeitet, weil er Farbe sparen will, mit dem Bildschirmkuli gekrickelt und eine ganze Heerschar Frauen beleidigt.
Suggeriert sein Bild doch, dass Frauen auf Rosa stehen, weil ihnen das natürlich in die Wiege gelegt worden ist, rosa Söckchen, rosa Jäckchen, rosa Windeln, Hauptsache Rosa.
Frauen, die Rosa bevorzugen, - so die Botschaft- haben nicht nur eine dicke Unterlippe, sondern sogar eine dicke Oberlippe, alles ohne Botox, da schrumpft nichts zurück und sieht dauerhaft verschmollt und blöde aus.
Der Kopf hat immer etwas Kastenhaftes, so, als beherberge er ein großes Gehirn, das aber nicht zwangsläufig zu mehr Verstand führt. Es mangelt an Hals, dafür ist das Rückgrad doppelt so stark wie bei normalen Menschen und die Schultern wirken zierlich, was der ganzen Person ein unproportioniertes Aussehen verleiht. Die Augen eng, die Nase klein, Attribute, die die Wirkung des mächtigen Schädels noch einmal potenzieren.
Was Pikass da wieder angerichtet hat, ist das Eine, dass da Menschen Geld ausgeben sollen für dieses Machwerk, die andere, unverschämte und furchtbare Kehrseite der dahingeschmierten Medaille.
Frauen, Finger weg von Rosa!

In Dunst und Nebel

Carmen Nebel möchte jetzt als Kirsten Dunst in Amerika Karriere machen.
Kirsten Dunst will einen deutschen Film drehen und bei ihrem Namen bleiben.

Pocketful of sunshine

O sole mio, schmetterte der Barkenführer am liebsten, denn mit den venezianischen Gondoliere konnte er sich noch am stärksten identifizieren. Sonne der Gerechtigkeit oder You are the sunshine of my life waren andere Lieder, die er im Laufe der Jahrhunderte aufgeschnappt hatte. Ein ägyptischer Sonnenbarkenführer steht allein da, Mistkäfer und anderes Getier können einfach keine Kollegen sein. Ich mach weiter, die Menschen warten drauf, der Mond kann sich dünne machen zwischendurch, aber auf die Sonne warten alle täglich, was solls, auch wenn keiner meine Leistung achtet. Doofer Job, und keiner glaubt an mich, im Canale Grande wärs vielleicht doch besser. Aber geht ja nicht. Barkeeper hört sich gut an, aber wir soll ich da rankommen. Ich mach weiter, There's no sunshine in my life, haha.

Farbe ins Leben!

Haach, mein Alltag ist so grau, klagen viele, die eigentlich nur des Partners überdrüssig sind, der vielleicht schon graue Haare hat, man selber aber kräftig gefärbten Haarwuchs sein eigen nennt, was natürlich jünger und vor allem farbenfroher und interessanter macht. Wer immer nur klagt, muss in Kauf nehmen, dass sich niemand beklagen wird, wenn er einmal in der Menschheit fehlt. Gut, dass die weg ist, ständig dieses Genöle, das konnte ja kaum einer aushalten, als wenn es nicht schon grau genug wäre in unserem Alltag.
Die Augen auf!, heißt der Rat.
Überall ist Farbe, überall gibt es etwas zu entdecken, was den Alltag froher und farbiger macht. Man muss nicht in eine graue Novemberdepression versinken! Stell dich vor eine Fußgängerampel und medititiere einige Momente über das Rot und das Grün  in der Lichtzeichenanlage und denke nach, was diese Farben für dich bedeutet haben, wie sie dein Leben gestaltet haben. Schlag dein Frühstücksei auf und beobachte, wie das Gelb, vielleicht sogar das Orange des Dotters an der beigefarbenen Schale herunterläuft und auf der weißen Tischdecke ein skurriles Muster erzeugt. Und wenn es dann nicht deine eigene Tischdecke ist, die gerade einen Fleck abbekommt, den nur Ariel mit Reinweichen beseitigen kann, dann freu dich doch einmal. Geh in einen Laden und kauf dir ein Set Spültücher, die gibt es in den schönsten Farben und sie kosten wenig. Aber sie machen glücklich, weil sie das Grau verdrängen, weil sie schöne Gedanken in deinen Kopf pflanzen und nicht immer die gleichen Sätze repetieren: Nä, ist das hier grau!
Ein Spültücherset kann man sogar selbst mischen und hat damit eine ständig sich verändernde Farbkombination und damit auch ein sich ständig änderndes Leben. Ein Leben ohne Grau. Ein Leben prall und voll wie RTL.

Verzweiflung!

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Zeit der Sammler und Jäger

Es ist Herbst und sie ziehen wieder los: Die Sammler und Jäger. Sie tragen Rucksäcke, die mit Pilzen, Preiselbeeren und weggeworfenen Butterbroten gefüllt sind. Ihre Augen schweifen über das Land, immer wachsam, immer auf der Suche nach Nahrung. Konkurrenz machen ihnen die wilden Tiere im Wald, als da sind Fuchs, Dachs und entflohene Meerschweinchen, die durch den Umgang mit Raubtieren aggressiv und gefährlich geworden sind. Wo der moderne Mensch zur Currywurstbude fährt, um die Seinen mit fettriefenden Schwengeln satt zu machen, sind die Sammler und Jäger immer nahe an der Natur. Um das harte Leben im Wald erträglicher zu machen, greifen sie zu Selbstgebranntem, der nicht unter 45% Alkohol bietet und summen dann leise Liedchen, um ander Sammler und Jäger darauf aufmerksam zu machen, dass hier ihr Revier sei. Der männliche Sammler und Jäger stellt sicherheitshalber eine Stange Urin an die Büsche, damit tut er es dem Wolf gleich und der Schnüffler weiß: Vorsicht! Hier ist nicht zu spaßen, hier gibt es nichts zu lachen, hier kämpft einer um sein täglich Brot, da gehe ich mal schnell zurück in meine Büsche oder fahre zum Imbiss am Eck, da ist die Nahrungsbeschaffung sowieso einfacher und ich kann noch ein Schwätzchen mit Udo halten.
Wer reden alle von Natur; aber einfach ist die Natur nicht.

Handy beim Arzt

Immer mehr Erwachsene spielen mit ihrem Handy im Wartezimmer beim Zahnarzt. Frau Muhlig hat sich gerade angemeldet, sie zückt sofort das Mobilteil und schaut drauf herum, sie drückt und zieht und schmiert auf dem Display und der Beobachter weiß: Ein Smartphone mit Touchscreen. Vielleicht stellt sie per GPS fest, wo die Kinder gerade sind oder der Mann, ob der denn wirklich zur Arbeit gefahren ist oder vielleicht Zigaretten holen, um dann für immer zu verschwinden. Vielleicht nimmt sie aber auch an einem Online-Häkelkurs teil bzw. macht das Aerobic-Training heute einmal ohne Stulpen nur am Telefon. Aerobic ist out, denkt der Beobachter, out seit Jane Fonda doch altert, dann sind es vielleicht Pilates oder Body Pump auf ihrem Bildschirm.
Herr Restlinger sitzt jetzt auch auf seinem Platz, die passende Zeitung ist nicht zu finden, also zückt er sein modernes Mobiltelefon, wagt es aber nicht wirklich zu telefonieren, sondern startet sofort mit einigen Fingerritualen auf dem Glasträger. Vielleicht legt er ein Mosaik und ist beruflich als Fliesenleger tätig. Oder er schaut einmal nach, wo Osten ist und wie das Wetter auf Hawaii wird. Das ist ja alles möglich, und es verkürzt die Wartezeit beim Zahnarzt. Immer noch besser als das Lesen im Goldenen Blatt oder der Frau im Spiegel. Nur wenn der Mundbeschutzte die Spritze zückt oder den Bohrer oder sogar die Zange, dann ist Online nichts mehr zu machen. Da braucht man die Hände, um sich an der Kunststoffpolsterung des Behandlungsstuhls zu krallen. Angst vor Schmerzen lässt sich nicht wegdrücken.

Neuer Flaggenentwurf für die Schweiz

Poppig soll die Schweiz daherkommen, dass man seine Uhr danach stellen kann.
Der neue Flaggenentwurf setzt auf Menschen, die auch an RTL II nicht scheitern und trotzdem oder deswegen eine Heimatliebe entwickeln können. Mit diesem Entwurf soll die Merkfähigkeit und damit die Identifikation der Bürger mit dem Heimatland erhöht werden, denn nach Erkenntnissen der Werbepsychologie guckt man umso häufiger auf ein Bild, je mehr es dem eigenen  Sprachgebrauch entspricht. Kritiker finden den Entwurf vulgär gesagt "für'n Arsch".
Womit sie mal wieder Recht haben.

Orthographie: Rechtschreiben leicht gemacht


Bekakeln,boßeln, biegen, beklemmen, beschließen, brettern, bekloppt,Brotmaschine, Bretterpark,Baubaracke, Bredouille, Backbulver, Bodo, Backwaren, Bückwaren und Borgward werden mit b geschrieben.

Harmonie und Wirklichkeit

Kleine Schwester: Warum halten wir es hier eigentlich schon seit einer Viertelstunde aus?
Großer Bruder: Weil wir kurze Beine haben.

Kleine Schwester: Dann sind wir Lügen.

Großer Bruder: Du vielleicht. Ich bin die Wahrheit.

Kleine Schwester: Kackarsch.
Großer Bruder: Siehst du, du lügst.

Kleine Schwester: Das ist die Wahrheit.

Großer Bruder: Das kannst du noch gar nicht unterscheiden.

Kleine Schwester: Klar kann ich das. Wenn ich dich für einen Kackarsch halte, dann ist das meine Wahrheit. Das nennt man subjektiv.

Großer Bruder: Das nennt man sich die Wirklichkeit zurechtbiegen. In der wirklichen Wirklichkeit bist du aber der Kackarsch.

Kleine Schwester: (hätte normalerweise zugehauen, denkt aber schon über was anderes nach) Was bedeutet eigentlich 'Kurze Beine, kurze Wege'? Das hat was mit Grundschulen zu tun.
Großer Bruder: Interessiert mich nicht. Grundschüler sind Lügen.

Kleine Schwester: Oder haben auch Lügen kurze Wege?

Großer Bruder: ---

Kleine Schwester: Klar! Lügen kommen meistens schnell raus. Das sind die kurzen Wege. Aber was hat das mit Grundschulen zu tun?

Großer Bruder: Ich muss meine Beine mal lang machen. Hau ab.

Kleine Schwester: Ich bin keine Grundschülerin mehr. Das lass ich mir nicht gefallen.

Großer Bruder: Musst du aber (schubst sie raus). Endlich. Boah, hab ich lange Beine.
Kleine Schwester: Kackarsch.

Friedensfahne im Schulkrieg?

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Georg Krakl: Plastikverschweißung (2011)

Das hätte jeder gern: Ein güldenes Rohr
Und nun stell dir vor:
So gülden ein Rohr
wie im Herbst die Natur,
wie der Fink auf der Schnur,
wie der Löwe im Tann,
wie der Lachs in der Plastikverschweißung im Markenartikel- und Outletstore.
Ich weiß nicht genau mehr wie alles begann.
Das Liebste vor allen, das ist mir das Rohr.

Verpasste Chancen

Westlich vom Westen war der echte Westen. Nicht der wilde, so viel war klar, aber der eigentliche, wahre Westen, aus dem alles Neue kam. Zum Beispiel die Hollywoodschaukel. Tante Helma und Onkel Waldi hatten sie im Garten stehen und verbrachten dort ihre Pausen von der Gartenarbeit, meistens schweigend, manchmal seufzend, reden mussten sie nicht mehr viel, dafür kannten sie sich schon zu lange, und das mit dem Reden hatte nie richtig geklappt. Also lieber schaukeln, im selben Rhythmus, den Onkel Waldi bestimmte, weil Tante Helma die kürzeren Beine hatte. Wenn ich mal nicht mehr bin, haste keinen mehr, der dich in Schwung bringt, war oft das Einzige, was Onkel Waldi sagte. Sie schauten Richtung Westen und erwarteten nichts Neues, schön war es trotzdem, mit der Gartenhütte im Rücken und im Osten und den neidischen Blicken der Nachbarn, die keine Hollywoodschaukel hatten. Die schauten Richtung Norden oder Richtung Süden, je nachdem, und lästerten über Hollywoodschaukeln, obwohl sie selbst so gern eine hätten. Später dann waren sie froh, dass sie nie eine gekauft hatten, denn im Reality-TV wurden Hollywoodschaukeln zum Symbol für Gärten, die dringend entkrautet und Häuser, die dringend von einem Fernsehaufräumteam entrümpelt werden mussten. Da lebte Onkel Waldi längst im Altenheim. Der Schwung war weg, doch die Hollywoodschaukel stand noch im Garten. Im Westen passierte nichts wirklich Wichtiges. Tante Helma trank Schnaps, wegen ihrer kurzen Beine und weil sie Onkel Waldi nie eine runtergehaun hatte.

Mit dem Schlimmsten rechnen - Ist Mathematik wichtig?



Vom Feld direkt in den Biomarkt
Man muss mit allem rechnen
Neulich im Biomarkt. Ich stehe an der Kasse und will ein Kilo Dinkel bezahlen. Vor mir eine Frau, das Fließband beladen, unter anderem mit zwei unterschiedliche Flaschen Mineralwasser. Sie deutet auf die Flaschen und erklärt der Kassiererin an der Scanner-Kasse: Von jeder Flasche hätte ich gern 8 Kisten. Die Kassiererin stutzt und murmelt: 8 Kisten.... Sie schaut nach rechts, in meine Richtung, sieht aber zur Decke. In jeder Kiste sind 6 Flaschen, murmelt sie weiter und wiederholt: 8 Kisten..... Sie schaut zum Kassengerät, das offenbar keine Taschenrechnerfunktion hat, und spricht jetzt etwas lauter: Sechs mal acht. Sie schaut noch einmal nach rechts, als stünde das Ergebnis am Ende des Fließbandes, auf meinem Hemd oder schließlich an der Decke. Sechs mal acht, murmelt sie wieder, schaut jetzt die Kundin an, wird lauter: Sechs mal acht, was war das noch mal? Die Kundin hat die Lösung längst parat: Zweiundvierzig! Ja, genau, ruft die Kassiererin fröhlich, zweiundvierzig. Stimmt ja. Glücklich tippt sie das Ergebnis in die Kasse und rechnet 42 Flaschen der einen Sorte und 42 Flaschen der anderen Sorte ab. Ich habe derweil meine Finger in die Dinkeltüte gekrallt und will es herausschreien: Achtundvierzig, ihr Transusen! Ich war früher immer schnellster im Kopfrechnen! Achtundvierzig. Aber- wer tut das schon im Biomarkt? Da ticken die Uhren langsamer, da kann ein Schnellrechner nur Missfallen ernten. Ich schweige. Die Kundin hat 2 Kisten Wasser gespart, die Kassierin ist glücklich, dass ihr ein fremder Mensch geholfen hat. Nur mich lassen sie allein in meinem Wagen. Als ich nach Hause fahre, flüstert mir meine innere Stimme zu: Das war unterlassene Hilfeleistung. Fazit: Auch an harmlosen Tagen mit harmlosen Einkäufen muss man mit dem Schlimmsten rechnen. Auch im Biomarkt.

Fragen sind wichtiger als Antworten

Die Antwort: Da! Die Frage heißt:
Wo bitte geht's zum Meer?

Fragen sind wichtiger als Antworten, wusste schon Kafka zu betonen, und die Menschen wussten mal wieder nicht, was er meinte. Dabei ist das Thema nicht ganz neu: Wenn wir früher die Antworten zu bestimmten Fragen nicht wussten, gab es was mit dem Rohrstock oder die Ohren wurden punktuell und mit Hochdruck massiert.  Rührstück und Rohrstock liegen eng beieinander, vom Wort her, haben aber nichts miteinander zu tun. Vielleicht dass der ein oder andere Tränen der Rührung vergoss, um nicht zu gestehen, dass die Schläge wehtaten. Später, als das Schlagen aus dem Unterricht verbannt worden war, fühlten sich die Pädagogen hilflos und erfanden ein paar Strategien, um nicht als erzieherische Kanaillen, die zwar brüllen können, deren Schüler das Gebrüllte aber nicht im Kopf behalten, durchgehen zu müssen: Sie gaben die Antworten vor, und die Schüler mussten die Fragen dazu ausdenken oder raten. Mit dem Einzug des Erratens traten auch die Multiple Choice-Aufgaben häufiger auf; Schüler konnten jetzt mit beträchtlichen Glückstreffern rechnen, wenn sie aus drei Antworten eine ankreuzten. Das machte die Schüler auf dem Papier schlauer, sodass man dachte, es geben einen kausalen Zusammenhang.
Mittlerweile reicht es, wenn der Schüler weder der Frage noch der Antwort des Lehrers widerspricht. Dann ist er schlau, alles andere könnte nur zu seinem Nachteil gereichen, und das will auch der Dümmste nicht. 
Der Pädagoge streicht zufrieden seinen Bart und weiß: Alle Lernziele erreicht. Hauptsache, die Fragen gehen nicht aus. Aber das steht ja wohl außerfrage.

Fragefrust

Unterscheidet Landlust sich von Stadtlust? Wer kennt sich aus? Ist das Gegenteil von Landlust Landfrust? Oder doch nur Landunlust? Ist es die Lust aufs Land oder auf dem Land? Hat das Land Lust oder wer? Kommt Landliebe vor der Landlust oder nach der Landlust? Joghurt vor oder nach dem Tee? Gehört das überhaupt zusammen? Hat die Mirabelle auf die Birne Lust oder die Birne auf die Mirabelle? Können die überhaupt? Und was sagt der Apfel dazu? Fördert heißes Wasser die Landlust oder vernichtet es diese? Muss noch Honig rein? Gemein, wenn der Tee Entspannung verschaffen soll, aber stattdessen lauter Fragen aufwirft. Klasse gemacht, wenn das Fragenstellen gerade so lange dauert, bis der Tee ideale Trinktemperatur hat.

Urlaubserzählung


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Die Rückkehr des Wackeldackel



Da sitzt er nun und wackelt bedächtig mit dem Kopf, als könnte er kein Wässerchen trüben. Und richtig: Er kann kein Wässerchen trüben. Er ist eine jener Kreaturen, die uns das Ja-Sagen, das Abnicken beigebracht haben. 
Einfach durch Vormachen. Learning by Doing kannte damals noch keiner, aber intuitiv haben wir alle gefühlt, dass hier etwas Großes passiert. Das Abnicken wurde gesellschaftsfähig. Wenn der wackere Waidmann darunter auch das Erlösen des Tieres durch das Erstechen am Atlaswirbel versteht, so heißt Abnicken das lautlose Jasagen und bedächtige Zustimmen z.B. in deshalb homogenen Diskussionen mit anschließender Abstimmung. Der Versammlungsleiter referiert, was er sich so vorstellt, monologisiert, provokante Fragen werden abgeschmettert ("Das gehört jetzt hier aber nicht hin!"), und schließlich wird ein Antrag gestellt, den die meisten sowieso nicht verstehen, weil sie nicht zugehört haben. Da ist es das Beste, einfach zu nicken. Das hat uns der Wackeldackel beigebracht.
Als der Wackeldackel erfunden wurde, wies man ihm einen Platz unter dem Heckfenster eines PKW mit Hutablage zu. Dort sollte er der Toilettenrolle, die durch eine Häkelmütze aufgewertete worden war und oft statt eines Hutes dort stand, Gesellschaft leisten. Jahrelang saßen Häkelmütze auf Toilettenrolle und Wackeldackel nebeneinander.
Der Wackeldackel nickte bedächtig. Manchmal, wenn der Fahrer falsch geschaltet oder scharf gebremst hatte, bekam die Nickbewegung etwas Hektisches. Aber zusammen mit dem Plastikblumenstrauß in der Plastikvase am damals noch senkrechten Armaturenbrett und einer Christopherusplakette, die die Fahrt beschützen sollte, gaben der Wackeldackel und die ummützte Toilettenrolle dem Wagen etwas Gemütliches, etwas Anheimelndes, so, als sei man im Wohnzimmer unterwegs.
Einem Kind, das in dem neu erworbenen Fahrzeug unterwegs sein musste, konnte schon mal schlecht werden. Es war nicht schön, wenn sich das Ergebnis des Schlechtwerdens sich ins Fahrzeuginnere ergoß. Das bekam man nie wieder aus den Sitzen heraus und der neue Wagen musste schnell verkauft werden. Da hieß es immer schnell reagieren. Rechts ran, Tür auf, das Kind rausgerissen und mit dem Kopf über das Trittbrett gehalten oder in den Straßengraben, je nachdem, wie lange man schon das Genösele ignoriert hatte.
Hatte der Wackeldackel damals beruhigende Wirkung auf aggressive nachfolgende Fahrzeugführer, so konnte das für ein vorn sitzendes Kind ganz andere Folgen haben. Kinder wollen immer gerne vorne sitzen und sagen dann einfach, hinten würde ihnen schneller schlecht. Das glaubt man so lange nicht, bis sich der erste Mageninhalt auf den Rücksitzen wiedergefunden hat. Jetzt muss das Kind nach vorn, weil man es da auch schneller aus dem Zweitürer herausbekommt. Es selbst glaubt, man habe auf sein krankes Gleichgewichtsorgan Rücksicht genommen und fühlt sich deshalb ernstgenommen. 
Rudi ist mal wieder schlecht. Er sitzt auf dem Beifahrersitz und schaut auf das vor ihm fahrende Auto. „Schau auf den Horizont!“, bellt der Vater, der das beim Segeln immer macht, wenn ihm das Schaukeln auf den Magen schlägt. Es ist aber kein Horizont da, nur ein Auto mit einem Heckfenster, in dem neben einer Toilettenrolle, rosa-weiß umhäkelt, ein Wackeldackel sitzt. Die Straße ist holprig und der Kunsthund schaukelt unregelmäßig mit dem Kopf. Rudi hat den Hundekopf fixiert und folgt ihm automatisch; Rudi macht dieselben Kopfbewegungen wie der Plastikrüde. Die Übelkeit steigert sich mit der Anzahl der Kopfbewegungen; Rudi schluckt den Speichel, der sich gesammelt hat, hinunter. Er presst die Zähne aufeinander. Er schluckt. Der Wackeldackel wackelt mit dem Kopf. Rudi wackelt mit dem Kopf. Rudi schluckt. Plötzlich kommt die Mutter von der Rückbank aus mit einem 4711-Erfrischungstuch, um dem Jungen über die Stirn zu wischen, so als könne ihr Lieblingsgeruch das verstörte Gleichgewichtsorgan von Rudi betören oder gar betäuben. Der kopfwackelnde Rudi verpatzt die Hilfeaktion, das Tuch fährt quer über sein Gesicht, der lähmende 4711-Geruch breitet sich in ganzer Fülle aus und beschleunigt den Prozess der wachsenden Übelkeit. Rudi schluckt noch einmal, presst die Lippen zusammen, kann aber das Geschehen weder kontrollieren noch aufhalten. Das Drama nimmt seinen Lauf. Zu spät fährt der Vater rechts ran; Rudi spuckt einen zweiten Schwall Übelkeit auf den Gehweg, direkt neben eine Parkuhr, hustet und schluckt. Zu spät.
Der Wackeldackel rauscht in seinem Fahrzeug davon; niemand wird ihn zur Rechenschaft ziehen können. Ohne ein Wort gebellt zu haben, hat er der Welt in seiner Nähe eine unerwartete Dynamik verschafft; durch Nicht-Tun, durch Beifälligkeit, durch Zustimmung. Dir ist schlecht. Genau. Du hast Recht. Dir ist sogar richtig schlecht. Ganz genau. Also los! Worauf wartest du noch?
Wenn wir den Wackeldackel auch vermissen in den Heckfenstern der deutschen Autos, so sollten wir erst einmal die Heckfenster selbst vermissen, die es kaum noch zu sehen gibt. Seit es Mode geworden ist, von seinem letzten Bandscheibenvorfall zu erzählen, ist es auch völlig normal, Autos zu fahren, in die man fast aufrecht stehend einsteigen kann. Denen fehlen allerdings die Heckfenster mit Hutablage. Deren Heckfenster sind senkrecht. Hinter ihnen befindet sich der Stauraum oder der Gitterkorb des Golden Retrievers Beppo.
Der Wackeldackel aber ist nicht verschwunden.
Der Wackeldackel reinkarniert immer wieder mal in Menschen, die in Konferenzen und beschlussfassenden Versammlungen beifällig nicken, ohne den Mund aufzumachen, ohne Gegenrede Ja sagen, weil es so gemütlich ist. Wer jemals in der Rolle des Rudi gewesen ist, dem kann allerdings schnell schlecht werden; dazu ist nicht einmal eine Flasche 4711 nötig.

Georg Krakl: Maschineschreiben - Impression II (2011)

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Bauhofstil gibt Nippel die geschuldete Aufmerksamkeit

Klare Linien, helle Farben, ein  festes Gehäuse aus stabilem Plastik und eine Form, die durch eine gewisse Stelzbeinigkeit auffallen will und trotzdem bescheiden, wenn nicht sogar ein wenig unterbelichtet wirkt.
Hier hat der Nippel endlich seinen adäquaten Platz gefunden, nachdem er in einer verstaubten Restetruhe jahrelang sein Dasein gefristet hat. Auch der Nippel bedarf eines Quäntchens an Aufmerksamkeit, eines Minimums an Bedeutung und wir Menschen täten ihm Unrecht, wenn wir ihn im staubigen Gerümpel verlottern ließen. Der Bauhofstil ist das Design, das das Unbedeutende der Welt bedeutend machen kann, ihm eine Stellung zuweist, die nicht im Abseits ist, sondern im Licht der Öffentlichkeit. Gleichzeitig entbindet sich der Bauhofstil auch jeder elitären Ansprüchlichkeit, die die Befindlichkeit einer ganzen Generation mit empfindsamen Nerven erschüttert hat.
Der Bauhofstil macht aus dem Nippel eine Zitze, einmal bildlich gesprochen. Wer das leugnet, hat mal wieder Recht und kauft letztendlich doch bei Ikea, weil es da den Kram für die Hälfte gibt, wenn nicht noch billiger. Aber - es ist eben nicht original Bauhofstil.

Ein Kwäntchen Glück

Eine Qualle, dachte der Oberstudienrat. Schüler sagen 'Kualle'. Dann sagt der Oberstudienrat: Es heißt 'Kwalle', merk dir das. Wie 'Kwal'. Oder 'Kwalität'. Er spürte schon wieder, wie sein Herzen zu rasen begann. Er angelte im norwegischen Fjord und konnte trotzdem nicht entspannen. Chillen, würden seine Schüler sagen. Tschillen, das konnten sie korrekt aussprechen. Der Oberstudienrat verlor sich in seinem Ärger über Schüler und natürlich Schülerinnen, über Kollegen und natürlich Kolleginnen und über alles, was so anders lief, als er sich das wünschte. Er bemerkte nicht, dass sich vor seinen Augen ein kleines Wunder abspielte, er war blind dafür und verfluchte nun auch schon die norwegischen Lachse. Laxe, würden seine Schüler schreiben. Die Qualle schien nicht nur im Wasser zu treiben, nein, sie schwebte auch in der Luft. Die Qualle hatte ihren Aufenthalt im norwegischen Fjord längst genutzt, um ihre eigenen Grenzen und die des ihr zugedachten Elements zu verlassen. Ich schwimme und ich fliege, ich schwiege, ich flimme, ich schwebe, dachte sie. Alles Glück, das ein Erdenleben bereit halten kann, hatte die Qualle für einige unvergleichliche Augenblicke in sich, und dabei hatte sie nicht einmal Augen. Dem Oberstudienrat, elementar verstört, flossen nun wenigstens die Tränen aus seinen Augen, ein Weinkrampf folgte, der sein kleines Ruderboot so erschütterte, dass die Qualle erschreckt davon schwebte.

Angst des Diktators

Einst ...

... bewahrten die Eltern die abgetrennte Nabelschnur, das abgeschnittene Löckchen und den ersten freiwillig ausgefallenen Milchzahn auf, um sich und ihren kleinen Liebling beizeiten ans Klein- und Süßsein zu erinnern. Tatsächlich hielten sie später der pubertierenden Rotznase die in einer Plastikklemme verharrenden Nabelschnurreste unter die Nase und brüllten: Da siehst du, wer dir das Leben überhaupt erst ermöglicht hat. Und heute hängst du immer noch an der Nabelschnur, an der finanziellen zumindest, und so lange du kein eigenes Geld verdienst, machst du, was ich dir sage.
Zwischen diesen beiden Entwicklungsstadien stellte der Zahnarzt möglicherweise irgendwann die Behauptung auf, im Mund sei nicht genug Platz, und weil das Kind ohne Schneidezähne doof aussähe, müssten die Backenzähne raus, und die willenlosen Eltern und das sprachlose Kind fahren nun regelmäßig zum Zahnarzt und lassen es hilflos zu, dass ein Backenzahn nach dem anderen rausfliegt, was nicht weiter tragisch ist, weil diese sowieso schon fast nur noch aus schwarzen Plomben bestehen. Doch es bedeutet auch Schmerzen und Blut und Verlust, aber das Kind ist alt genug, das Leid in einen Triumph zu verwandeln und sucht sich eine Piratenschatzkiste mit freundlich lächelndem Totenschädel und bewahrt seine Trophäen dort auf. Das Kind lernt daraus, dass sich aus jedem Schmerz, aus jedem Verlust etwas Gutes gestalten lässt und glaubt fest daran, dass das immer so weiter geht.

Bis es, inzwischen eine sie oder ein er, immer mehr ausgefallene Haare zusammenfegen und aus dem Waschbecken flitschen muss, bis Kontur und Straffheit des Körpers verloren gehen und schließlich auch der eine oder andere Zahn wiederum den Mund verlässt, natürlich nicht freiwillig. Vielleicht ist ja noch ein Plätzchen in der Schatzkiste, nicht für die vielen ausgefallenen Haare, nicht für die fehlende Elastizität, aber vielleicht für einen stattlichen großen Zahn. Doch das freundliche Lächeln des Schädels sieht nun hämisch aus, die kleinen, unschuldigen Backenzähne, die mehr Zeit in der Kiste als im Mund verbracht haben, machen sich extra groß und verwehren dem Neuankömmling den Zutritt. Natürlich hat das große Kind gar nicht erst darum gebeten, den Zahn mit nach Hause nehmen zu dürfen, erstens konnte es nicht sprechen und zweitens hätte es das kindisch gefunden, aber in Wirklichkeit wollte es gar keinen Beleg für das allmähliche Bröckeln, die Auflösung, Stück für Stück, und noch war die Aussicht darauf, dass aus diesem Speicher von Kalzium, Wasser, Fetten, Eiweiß und wer weiß was noch alles dazugehört, kurz Mensch genannt, vielleicht eine neue Nabelschnur, eine neue Wirbelsäule, eine neues, wenn auch nicht unbedingt menschliches Gehirn gebildet würde. Mit Wundschmerzen konnte einem dieser Kreislauf des Lebens gestohlen bleiben.

Ruhepole in Feldern und Wiesen

Der Ungeordnetheit und dem Chaos der Städte setzt das Land Struktur entgegen. Während der städtische Mensch im Sumpf der Bebauung, der verlockenden Geschäfte und der Sonderangebote hilflos versinkt, wendet sich der ländliche Mensch, wenn er dem erdrückenden und zehrenden von Woche und Wochenende entfliehen möchte, der heimische Scholle zu. Hier kann er meditieren und Ruhe finden.
Der Maschinen beherrschende Ackermann hat Ruhepole in Felder, deren Saat zart keimt, gefräst, die dem Auge das bieten, was es sucht: Struktur. Geordnetheit.
Wenn nach dem Erntefest der Kopf wieder klar werden will, wenn das Ohr eine Pause nach dem Wumtata der Zwei-Mann-Kapelle sucht, wenn das Auge das Gesehene nicht mehr duplizieren soll, weil die Flüssigdroge noch in den Adern wabert, dann hilft ein Gang in die Natur, in die Felder und Wiesen, ein Blick auf das, was der Nachbar mit dem Trecker geschaffen hat.
Der Städter strampelt auch in seiner Freizeit gegen das Versinken im urbanen Sumpf, der "Ländler" hat sich erfolgreich gegen das Ertrinken auf dem letzten Fest gewehrt und rekonstruiert sein Leben vor gewaltiger Kulisse, die ihm Regeneration gewährt und neue Kraft für den Alltag spendet. Wer will da in der Stadt leben?

Georg Krakl: Impressionen aus einem Kurs für Maschineschreiben am PC


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Tierliebe

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Die Kuh in sich spüren

Neu waren die Tierkörperteilträume, die Hardy jede Nacht befielen. Er hatte nie viel mit Tieren zu tun gehabt, doch nun träumte er endlose Träume von Kaninchenaugen, die ohne zu zwinkern in die Ewigkeit starrten, von Schweineschwänzchen, die Menschen mit Sicherheitsnadeln an die Jacke geheftet worden waren und bei jedem Schritt auf und ab wippten, und von Kuhmäulern mit glatten, flachen Zähnen und rhythmischen Seitwärtsbewegungen von Ober- und Unterkiefer. Hardy weigerte sich, nach einem tieferen Sinn in seinen Träumen zu forschen. Doch am Tag nach dem Traum mit dem Kuhgebiss ertappte er sich mehrfach dabei, wie er mit mahlendem Kiefer und weit aufgerissenen Augen in die Luft starrte. So fängt das an, dachte Hardy. Er wusste nicht, was, aber es entspannte ihn. Hardy, immer agil und aktiv, ahnte, dass er es zulassen musste, sein träger, wiederkäuender Teil machte sich bemerkbar und wollte nun endlich, nach mehreren Jahrzehnten voller Vitalität und neuer Ideen, zu seinem Recht kommen. Hardy verdrängte erfolgreich die anderen Tierkörperteilträume, aber er wusste, dass sie ihn mit zunehmender Trägheit einholen würden. Das würde hart werden, so viel war ihm klar. Aber jetzt durfte er erstmal das Dasein als träge Masse genießen. Wenn nur die Zähne nicht so stark abgenutzt würden.

Menschen am Strom

Menschen am Strom. Was wie ein Filmtitel klingt, ist keiner und gemeint ist noch nicht einmal der große, breite Fluss, der Strom.
Jeder stellt sich sofort vor, wie die Männer sich nach getaner Arbeit auf die Terrasse ihres Holzhauses setzen, ihre Meerschaumpfeife hervorkramen und friedlichen Rauch ausblasen, während sie versunken auf den träge dahinfließenden Strom blicken, der ihnen Ruhe und Kraft gibt. Feierabend. Die Frau rührt in den Schüsseln und bereitet emsig das Essen vor, damit der Mann nicht vom Fleische fällt.
Menschen am Strom leben ein entspanntes Leben, sie wissen: Alles fließt, nur wir nicht. Der Fluss ist niemals derselbe, weil er sich ständig ändert, ständig in Bewegung befindet. Wir bleiben. Wir sind. Wie wir sind. Der Mann schaukelt im Schaukelstuhl, schmatzend an der Meerschaumpfeife saugend, die Frau rührt in der Schüssel oder die Eier, um dem Manne ein Abendessen zu servieren. So war es immer, wo wird es immer sein. Vielleicht fehlen nur die Sklaven von damals, die melancholische Weisen auf der Mundharmonika spielten, was sie Blues nannten.
Diese Idylle ist Illusion, ein Trugbild der Agrarromantiker, die sich in die Vergangenheit denken wollen.
"Menschen am Strom" heißt heute: EON oder RWE. Da geht es um Kohle, auch wenn der Strom aus der Steckdose oder dem Atomkraftwerk kommt. Da schaukelt niemand, da stehen höchstens die Haare zu Berge, wenn man hochvoltigen Masten zu nahe kommt oder die Stromrechnung liest. Das Land drumherum bleibt friedlich, obwohl es genau weiß: Das hier hat nichts mit Romantik zu tun, da geht es ums Geschäft, da ist der Mensch Nebensache, egal wie viele Elektrogeräte er anschließt.
Schön, dass die Mundharmonika auf Strom verzichten kann, und nur durch die eigene Energie gespeist wird. Der moderne Mensch ist Sklave der Energieriesen und kann sich nicht befreien. Letztlich eine traurige Weise, die er auf seinem kleinen Instrument bläst, und das vielleicht ein wenig heiser antwortet, will ihm Trost sein in einem Leben, das nach Kilowatt berechnet wird.



Hansi und die rote Frau (5)

Nacht 64. Vollmonde jede Menge. Keine rote Frau. Hansi war zerknirscht. Und jetzt war sie wieder da. In voller, roter Pracht.Ohne alles. Der Mond am Himmel. Alles, wie es sein sollte. In Unterwäsche wäre auch gegangen. Hansis Herz klopfte.
Verdammt, jetzt fing sie an zu singen.  Gut. Da konnte man ein Gespräch beginnen, leise mitsingen und dann würde man sehen.
Lalilu. Das hatte Hansi schon mal gehört. Stammte aus irgendeinem Film. Aber wie ging es weiter?
Lalilu. Ein saublöder Text eigentlich. Aber wie weiter?
Das musste doch mal einen Sinn ergeben. Der Mond, ja, der Mond, der gute Mond, was sonst. Aber was war mit dem Mond? Der gute Mond ist zu. Klar, Vollmond. Aber war das so? Das war doch ein Kinderlied, und Kinder wissen doch gar nicht, was das heißt. Der ist zu. Dicht. Voll bis obenhin.
Der Mond steht zu.
Aber wie? Die Haare zu Berge, unrasiert, kein Schlips, kein  Kragen, die Schuhe offen, keine Socken und Flecken auf der Hose. Da war Neumond angesagt. Ein Kind konnte das nicht verstehen. Hansi verstand es ja auch nicht. Lalilu, und der gute Mond steht zu. Heftig.
Jetzt hatte die rote Frau aufgehört zu singen. Hansi schluckte. Verdammt. Die zweite Zeile. Da war nichts zu machen. Vielleicht morgen Nacht. Hansi würde vorher googeln: Lalilu.

selbstredend ICH

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Der Fluss ist am Ende

Der Fluss fließt, wie es sich gehört, wie es seit Anbeginn gewesen ist.
Das Kind schreit: Mutter, Mutter! Sieh da!
Die Mutter ist aus ihren Tagträumen geweckt und schreit zurück: Ja, schrei nicht so Kind! Was ist denn schon wieder los?
Das Kind ist aufgeregt und kann sich nicht bremsen: Mutter, Mutter, sieh nur, dahinten ist der Fluss zu Ende. Da hört der Fluss auf!
Die Mutter runzelt die Stirn, die seit Jahren mit Antifalten-Creme behandelt hat und fragt: Ja, wie, zu Ende? Wie meinst du das?
Das Kind wird immer aufgeregter: Da ist doch kein Wasser mehr, davorne.
Die Mutter wird unruhig. Was ist denn mit dem Kind los, will es denn keine Ruhe geben?
Kind, ich sehe, dass da ein paar Büsche des Weges stehen.
Mutter, wenn der Fluss da zu Ende ist - das Kind hüpft, weil es noch aufgeregter als vor zwei Minuten ist - dann ist das der Ozean.
Die Mutter runzelt erneut die Stirn: Und wenn nicht?
Das Kind wird plötzlich leise: Ja, dann wohl nicht.
Die Mutter nickt: Na, da hast du heute aber wieder etwas dazugelernt. Das kannst du morgen gleich in der Schule berichten.
Das Kind noch leiser: Vielleicht ist es ja die Quelle und wir sind am Ende. Wir sind im Ozean.
Die Mutter versteht nur "Ende". Jaja, Kind, da ist das Ende. Das Ende vom Anfang. Ach, was du dir auch immer zusammenreimst. Was lernt ihr eigentlich in der Schule?
Das Kind hat die Augen tränenvoll und wispert vor sich hin, sodass es niemand hört: Das hat sich doch gar nicht gereimt.
Die Mutter packt derweil die Sachen ein, denn auch ein aufregendes Picknick am Fluss hat mal ein Ende.

Akt der inneren Sicherheit

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Mülleimer überall

Untersuchungen haben ergeben: Münster hat die höchste Mülleimerdichte in Europa. Keine Stadt bietet ihren Menschen und den Besuchern aus aller Welt mehr, um lästigen Müll, Flaschen, Papier oder Tatwerkzeuge zu beseitigen. Galt es früher als spießig, dem Gast beim Mittagessen den Mülleimer direkt an den Tisch zu stellen, damit dieser seine abgenagten Hähnchenknochen nicht unauffällig auf den Teppich fallen ließ, gehört die flächendeckende Anbringung und Bereitstellung der Entsorgungskörbe nicht nur zum guten Ton einer gepflegten Stadt mittlerer Größe, sondern ist auch gleichzeitig zukunftsweisend im Umgang mit der Erde.
Dass die Körbe in Münster kaum genutzt werden, weist darauf hin, dass subaltern ein Erziehungsprogramm greift, das dem Bürger beigebracht hat, seinen Müll von verschiedenen Seiten zu betrachten und zu überlegen, ob er den wirklich wegschmeißen will, oder ob er sich vielleicht für ein kleines Präsent eignet, oder aber der Nahrungsaufnahme Bedürftiger zugeführt werden kann.
Auf jeden Fall: Vorbildlich.
Vielleicht zählt die Stadt und sein entsorgungstechnischer Vorbildcharakter in einigen Jahrzehnten zum Weltkulturerbe.

Borderline-Collie mit Bedürfnissen

Komm, mach dein Käckerchen!, ruft Herrchen, oder ist es Frauchen? Aber, der Borderline-Collie, der zu den intelligentesten Hunden  gehört, die die Welt zu bieten hat, will nicht, dass Herrchen oder Frauchen sich in der Öffentlichkeit so bloßstellen und der Umgebung kundtun, sie hätten einen Borderline-Collie, der auch Bedrüfnisse hat, etwa das nach Ausscheidung. Dass es sich nicht um einen Borderline-Collie handelt, erkennt jeder, weil dieser sich nicht in der Freizeit, von der Hunde jede Menge haben, die Läufe blutig schnitzt. Gut, ein bisschen Aufmerksamkeit wäre nicht schlecht, da steht der Collie dem Pinscher nichts nach.
Aber: Der Borderline will ein ganz normaler Hund sein, der nicht als Intelligenzbestie durchgeht und auch nicht als Waden- oder Angstbeißer, sondern als Hund, wie aus Filmen etwa wie "Hunde , wollt ihr ewig bellen?" oder "Der Andalusische Hund" oder meinetwegen auch "Lassie", der später als "Rin Tin Tin" Karriere gemacht hat, aber dann in der Tierpsychatrie gelandet ist. Vielleicht sollte sich Herrchen, oder ist es sogar ein Frauchen, dort hinbegeben. Unser stolzer, aber geknickt und irgendwie gedemütigter Borderlinie-Collie möchte doch einfach nur einen Haufen setzen.
Das kann auch Ottonormalbürger verstehen, denn da sind sich die beiden einig,wenn nicht sogar gleich.
Man muss doch nicht aus allen Verkrümmten ein Problem machen, oder?

offener Dialog

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Schau mir in die Augen, Kleines

Städter auf der Suche nach neuen Formen der Spiritualität werden immer häufiger auf dem Lande fündig, wo Landbewohner auf der Suche nach neuen Erwerbsquellen immer neue Angebote bereit halten. Neben dem Kuscheln an Kuhbäuchen und mit den Schweinen im eigenen Dreck wühlen liegt besonders die Tieraugenmeditation im Trend. Auge in Auge mit dem Tier kann der Mensch tief in die Seele des ihm so fremden Geschöpfes und dabei auch in seine eigene hinabblicken. Das Kullerauge des Zwergkaninchens bietet sich besonders an, da der Mensch in der Verzerrung seine eigene Zerrissenheit gespiegelt bekommt und mit seinen tiefsten Abgründen, aber auch mit seinen innersten spirituellen Energiequellen konfrontiert wird. Meistens leitet dabei der Meditationslehrer seinen Schüler so an, dass dieser im Tierauge zunächst nach seinen Machtgelüsten forscht. Du kleine, minderwertige Kreatur, die im Vergleich zum gelehrigen Hund nicht mal über einen Grundschulabschluss hinauskommen würde, über dein Leben bestimme ich ganz allein: wie viel du zu fressen bekommst, wann du frisst, wie viel Auslauf du bekommst und ob du Löcher buddeln darfst oder nicht. Hach, ich der Mensch, darf bestimmen über dich, ich bin groß und du bist klein und dein schreckhafter Blick zeigt mir meine Allmacht, ich bin der eigentliche Besitzer des Futternapfes, der Tränke und des Heuvorrats. Erst wenn der städtische Meditationsschüler fragt, ob man Zwergkaninchen schlachten darf, lenkt der Guru die Sitzung in eine andere Richtung und sein Schüler nimmt nun endlich im Auge des Tieres Vertrauen, Hingabe und Schutzbedürftigkeit war. Du kleines, süßes Kaninchen, wie schwach und hilflos du doch bist, wie gut, dass ich mich um dich kümmere und dir dein Leben angenehm gestalte, mein Herz fließt über vor Liebe zu dir und der Schöpfung. Der Städter weint dann irgendwann, seine Tränen fallen auf das dunkle Kaninchenfell und sein Lehrer versichert ihm, dass er mit den Tränen die höchste Stufe der Erleuchtung innerhalb einer Tieraugenmeditation erreicht habe.

Vettel ist nämlich kein Schimpfwort!

Deutschland ist Rennfahrer, ist Weltmeister im Rennfahren, Deutschland ist Vettel!
Früher war das Wort eine Beleidigung: Du alte Vettel!
Die Vettel.
Jetzt kommt der Vettel! Das ist ein ganz anderes Substantiv. Der Artikel ist Nebensache.
Rasen. Jawoll. Wir sind Rasen!
Deutschland ist Papst und Vettel, wenn man das in einem Satz sagen darf.
"Gummi" Schumacher hatte auch schon diesen engen Stand der Augen, diesen eigentümlichen, deutschen Rennfahrerblick, den wir alle so bewundern. Über den wir alle uns so wundern. Ein Blick in den Spiegel: Wer ist der Mensch da? Warum stehen die Augen so weit, warum ist der Blick so kritisch! Wer ist das denn?
Freu dich, Deutscher, du alter Vettel!
Du hast keinen Gendefekt. Der ADAC vielleicht, der immer  noch gegen das Tempolimit argumentiert.
Wettert. Vettert.
Wenn das keine Vettelwirtschaft ist.... Lustige, schlichte Wortspiele. Alliterationen wären hier gut am Platz, auf der Poleposition: Vettel vährt Vormel Vier(1).
Was wollte ich sagen? Seid doch mal fröhlich! Ist der Deutsche denn nicht in der Lage, engstehende Augen und Glück auf einem Nenner zu versammeln? Fang doch mal an mit dem Glücklichsein! Ein Punkt noch, das will des Vettels Finger zeigen, denn es ist der Zeigefinger und nicht der, den der schwermütige und schuldbeladene Deutsche meint.
Also, gib Gummi, Deutschland!
Wolang? Deutschlang!!!!

Dr. Furniture




Vorsicht ist besser als Nachsicht

Nach dem Sommer ist vor dem Sommer.
Nach der Steuererklärung ist vor der Steuererklärung.

Nach dem Arzttermin ist vor dem Arzttermin.



Nach dem Schaf ist vor dem Fell.
Nach der Räuberleiter ist vor dem Hexenschuss.
Nach dem Regenwald ist vor der neuen McDonaldsfiliale.
Nach dem Liebeslied ist vor der Hasstirade.

Nach der Generalprobe ist vor der Manöverkritik.


Vor der Nacht ist auch vor acht.

Vor der Liebe treiben Triebe.

Vor dem Morgen plagen Sorgen.

Vor dem Tod oft Atemnot.

Geschändete Kreatur

Da hängt die Kreatur auf billigem Stahrohr und schreit uns in die Ohren: Das habe ich nicht verdient. Nicht auf diesem billigen Stahlrohr.
Ich war ein Schaf. Ich habe geblökt, gefressen, verdaut, habe meine Milch für den Schafskäse gegeben, ich habe eingeatmet und ausgeatmet. Ich war vielleicht nicht das hellste, aber ich war kein schwarzes Schaf. Ich habe mich immer angepasst, ich habe immer Ja! geblökt und habe mich willig streicheln lassen, wenn der Schäfer Zuwendung brauchte.
Und jetzt: Der Körper auf Spießen in Dönerbuden, mein Fleisch, das man für Schwein hält, auf den Tellern, von denen es in verfressene Münder geschoben und gestopft wird, meine Innereien in Katzenfutterdosen, auf denen Rinderfilet steht, oder zu Pressfutter für die Hühnermästung verklappt, und mein Fell, mein schöner Pelz als Unterlage für einen übergewichtigen Camper, der auf mir sein Bierflaschen leert und rülpst, wenn ihm danach ist.
Das habe ich nicht verdient. Meine Seele weint, obwohl alle Welt behauptet, Schafe hätten keine Seele. Vielleicht kommt doch noch ein Wolf, der sich in meinem Pelz verkriecht. Dann hätte ich vielleicht nicht meine Ruhe, aber spannender wäre es allemal.

aus dem Landkreis

Miss Geflügelschau

Fresse (nicht mehr) sehen können

Warum ein Mensch POfalla heißt, will niemand wirklich ergründen. Er kann doch nichts dafür. Da sind die Eltern verantwortlich, die haben sich gegenseitig geheiratet und diesen Namen behalten.
Warum ein POfalla Politiker wird, liegt auf der Hand; das weiß der Volksmund immer zu erklären, tut er hier aber nicht, weil das unschön klingt.
Dass aber dieser spezielle Pofalla einem Kollegen "ich kann deine Fresse nicht mehr sehen" entgegenschleudert, nur weil der eine andere Meinung hat, wirkt befremdlich, bringt aber doch Leben in die Gehirnzellen des Volkes, die jetzt denken: Och, da ist ja doch Leben drin, wenn auch kein schönes, aber immerhin, völlig tot sind die nicht. Immerhin beziehen sie Diäten. Blödes Wort, denkt Moppel, davon werden die nicht dünner, sondern dicker.
Böse Worte sprechen ist verpönt, da muss man sich entschuldigen, spätestens, wenn auf der Wand hinter einem DU DU DU erscheint; das wusste schon König Nebukadnezar, allerdings erst, als es zu spät war.
Kanzlerin "Merkelmachtmilliardenmöglich" hat dem Sünder eine Buße auferlegt: Ein Jahr lang morgens vor dem Spiegel sagen: Ich kann deine Fresse noch sehen.
So lange, bis der POfalla sie nicht mehr sehen kann, als eigentlich schon nach einem Vierteljahr. Sofort kommt nicht in Frage, so Merkel, das sei einfach zu kurz und unglaubwürdig. Undglaubwürdig müsse die CDU ja werden.
POfalla denkt an einen Kniefall: Die ersten zwei Buchstaben sollen durch ein Wort mit A ersetzt werden. Dann wäre er so richtig authentisch. Das braucht Politik heute.

Umfrageergebnis liegt vor: Können Nüsse taub sein?

Gespräche mit Nüssen können schwierig sein
Es ist entscheiden. Endlich gibt es eine Antwort auf die Frage: Können Nüsse taub sein?
Die Antwort heißt: Ja, sicher.
Beruhigend für alle, die gelegentlich mit Nüssen sprechen, die aber keine Antwort erhalten.

Georg Krakl: Allegorie des Sinnlosen (2011)

Gerüste, die niemandem nützen.
Griffe, die keinen Halt geben.
Hubschrauber, der nicht fliegt.
Laub, das nicht fällt.
Rasen, der unmähbar bleibt.
Sand, der sich weigert, Strand zu werden.
Weite, die einengt.
Nähe, die sich nicht greifen lässt.
Blutleere Bäume, die den Sommer fürchten.
Spielplatz ohne Spiel.
Sonne ohne Brand.
Blöde Öde.
Böse Öse.

Traum und Trauma.
Shampoo und Schauma.
Wie zerronnen so verloren.

Hühner und Menschen passen einfach nicht zusammen

Mensch: Ich habe nachgedacht.
Hühner: Davon verstehen wir nichts.

Mensch: Ehrlich. Ich habe über euch nachgedacht.

Ein Huhn: Und? Ist dir das Wasser im Munde zusammengelaufen?

Ein anderes Huhn: Spiegelei? Rührei? Hühnersuppe? Verschon uns.

Mensch: Nein. Nein. Über euch, eure Bedürfnisse, euer Leben.
Ein Huhn: Ich sags ja, er hat wirklich ein Hühnerhirn in seiner Birne.

Mensch: Hört mir doch zu.
Alle Hühner: Geht nicht, wir sind beschäftigt.

Mensch: Hühner können gar nicht beschäftigt sein. Dafür braucht man ein Beschäftigungsverhältnis.

Ein Huhn: Haben wir doch mit dir.
Noch ein Huhn: Und jetzt sind wir mit Fressen beschäftigt, damit wir dir zur rechten Zeit Eier und Fleisch liefern.

Mensch: Nun übertreibt man nicht. Ich biete euch doch auch Freilauf. Und wenn ihr wollt, dürft ihr jetzt auch den Sternenhimmel sehen.

Hühner: ---

Mensch: Ehrlich. Ich versteh euch ja.

Ein Huhn: Wir haben jetzt keine Zeit. Wir müssen picken.
Mensch: Pickt doch später weiter. Der Sternenhimmel ist gerade so schön.

Ein Huhn: Nein, dann haben die anderen uns ja alles weggefressen.

Mensch: Aber die gucken sich doch auch den Sternenhimmel an. Keiner pickt.

Ein anderes Huhn: Das klappt nie. Hier herrscht ein gnadenloser Wettbewerb.

Ein weiteres Huhn: Hör auf zu träumen. Hier gilt Friss oder Stirb. Wir haben keine Zeit für Sternenhimmel.

Noch ein Huhn: Was will der von uns. Ich will nicht mehr reden.

Das erste Huhn: Kannst du ja eigentlich auch gar nicht.

Alle Hühner: ---
Mensch: Hallo? Hühner? Ich weiß, dass ihr reden könnt.

Hühner: ---

Mensch: Ich hab das nicht geträumt. Gut, dann eben mit Kniefall: Liebe Hühner, ich habe was begriffen! Ich dürft euch jetzt den Sternenhimmel ansehen! Von mir aus jeden Tag!

Hühner: ---

Landflucht: Quo vadis, Wade?

Die Menschen fliehen wieder aufs Land. Das Graue der Städte schreckt sie und sie flüchten in die überschaubare Idylle der rasierten Kleingärten, der geschnittenen Rasenkanten und der unkrautfreien Rabatten, die ihnen Kraft geben, wieder auf eine geordnete Zukunft zu hoffen.
Die bleiche Wade in der Fußgängerzone der Stadt wirkt auf demLande blutdurchströmt, rosig-rot und drängt nach Bräune. Hier das Schwarzweiß, das Vergänglichkeit anmahnt, dort das pralle Leben in Form gepflegter Blumenbeete, prächtig behängter Schützenbrüder und singender Hobbyfußballer, die auch zu feiern wissen. Mit ihren althergebrachten Thekenritualen wendet das Landvolk die Endlichkeit ab und spült sich in den Rausch des Vergessens. Das Leben zählt. Der nächste Frühling kommt bestimmt. Es ist der ewige Kreislauf des Lebens, dem die Menschen an den Äckern huldigen.
Der Städter sollte allerdings bedenken: Wer aus der Stadt flüchtet, um auf dem Land Ruhe und vielleicht den Sinn des Lebens zu finden, gilt gemeinhin als "zugereist". Da kann es besser sein, das Graue der Stadt auszuhalten und sich eventuell einen neuen Farbfernseher zu kaufen.

Kopf hoch

Die Zenzi ist nun fort,
Milch gibt sie keine mehr.
Sie weilt am fernen Ort,
ihr Euter ist jetzt leer.
Vom Himmel schaut sie nieder
und gibt mir ihren Segen.
Ich freue mich dann wieder,
und wünsch mir nie mehr Regen.