Beziehungsgespräche: Schwimmweste

Frau: Schatz, warum hast du denn deine Schwimmweste an?
Mann: Weil ich doch nicht schwimmen kann.
Frau: Aber wenn du eine Schwimmweste anhast, dann musst du doch gar nicht schwimmen.
Mann: Will ich ja auch gar nicht.
Frau: Und warum hast du sie dann an?
Mann: Falls ich mal schwimmen können müsste.
Frau: Wann soll das denn sein?
Mann: Falls jetzt die Flut kommt....
Frau: Aber doch nicht im Weserbergland.
Mann: ...oder eine riesige Welle aus Dreckwasser und Geröll.
Frau: Wo soll die denn herkommen?
Mann: Das weiß ich doch nicht, aber es kann ja sein. Dann will ich vorbereitet sein.
Frau: Ich dachte, wir wollten essen gehen.
Mann: Das können wir doch.
Frau: Aber nicht mit der Schwimmweste.
Mann: Mit Schwimmweste. Falls das Restaurant plötzlich unter Wasser steht.
Frau: Wir sind doch nicht auf dem Schiff.
Mann: Auf dem Schiff sowieso nie ohne Schwimmweste.
Frau: Aber es ist doch nur die Pommesschmiede um die Ecke.
Mann: Schon wieder Pommes. Das ist doch nicht Essengehen.
Frau: Doch, wir gehen da ja hin.
Mann: Damit du was trinken kannst und wir den Wagen stehen lassen können? Du wärst nämlich mit Fahren dran.
Frau: Nein, weil es nur um die Ecke ist.
Mann: Pommesschmiede. Das ist nicht Essen gehen, das ist Essen stehen. Da kann man nicht mal sitzen.
Frau: Das wäre mit der Schwimmweste ja auch schwierig. Da kämst du ja nicht mal an dein Essen ran.
Mann: Pommes ist doch kein Essen.
Frau: Sind.
Mann Was, sind?
Frau: Plural. Pommes sind kein Essen.
Mann: Sag ich doch.
Frau: Ich glaube, ich mach uns ein paar Schnittchen.
Mann: Aber mit Gürkchen.
Frau: Ja,sicher.
Mann: Und die Schwimmweste bleibt an.
Frau: Wie du willst. Vielleicht regnet es ja noch draußen.
Mann: Drinnen ja wohl nicht.
Frau: Warum bist du denn so aggressiv?
Mann: Eben.
Frau: Hoffentlich wird die neue Garnitur nicht nass.
Mann: Wolltest du nicht Schnittchen machen? Bring doch auf einem Weg ein Bier mit, ich komm mit der Schwimmweste nicht den Keller runter.


Jugendsatz des Jahres 2015

Der Deutsche Verein für Kontinenz hat jetzt den Jugendsatz des Jahres 2015 gekürt. Nach langen Beratungen einigte die Jury sich auf den Satz "Läuft bei dir".

Tonnes Tagebuch: Handygestützte Hundeführerin und matschige Zucchini


Liebes Tagebuch!

Heute fuhr ich mit dem Fahrrad so vor mich hin und es kam mir ein junges Mädchen mit zwei
Hunden entgegen, die nur schwer zu zügeln waren, denn das junge Mädchen blickte auf ihr Handy, das sie in der rechten Hand hielt. Mit der linken versuchte sie, die Hunde kurz zu halten und an den Straßenrand zu zwingen, damit diese mich als Radfahrer wohl nicht vom Sattel holen sollten. Mir fiel ein, dass das Wort zügeln  eher für Pferde gebräuchlich ist und bei Hunden, deren Anfang und Ende aufgrund der Wuselig- und Zotteligkeit ihrer Behaarung nicht sofort  ermitteln kann, eher unangebracht ist. Ich vermutete den Kopf der Hunde da, wo das kürzere Hundestück hinter dem Leinenansatz zu sehen war und drückte mich entsprechend tief in den Sattel, um auf meinem, wie man lustigerweise sagt, Drahtesel sicher davongaloppieren zu können, falls das Handyfräulein vollends die Kontrolle verlieren würde.
Ich dachte darüber nach, was auf dem Handy wohl von der herbstlichen Szene ablenken könnte? Hier die Sonne, die frische Luft, der blaue Himmel, das bunte Laub und die verzottelten Hunde ohne Anfang und Ende, und dort ein kleiner Kasten mit ein paar Mikrochips. Vielleicht war sie gerade am Liken oder Chatten oder einer ähnlich bedeutenden Aufgabe im Rahmen der smartphonen Möglichkeiten, oder aber sie suchte nach einer APP, etwa mit dem Titel „Die perfekte Hundeführerin“, „Den Anfang bei Hunden finden“, oder „Gassigehen handygestützt“. Vielleicht war sie auch im Dogchat, wo sich Hundeführer unterhalten und Tipps geben, wie man Exkremente mit dem Plastiktütchen am effektivsten entfernt. Welch warmes Gefühl muss es sein, wenn der sozial kompetente Gassigeher in den Beutel greift, denn  die Empfindung wird ja auch durch die Größe des Hundes beeinflusst.

Eben war ich noch in einem Fachgeschäft für Kleintierbedarf und -futter gewesen, dem Fressnapf, und hatte dort, wie die Fachkraft es nannte, in der Vögelecke über Berufsaussichten für Fachkräfte im Kleintierbedarf- und Futtermitteleinzelhandel gesprochen. Bei dem Wort Vögelecke hatte die Dame um die dreißig merkwürdig gekichert, oder besser gegickelt, so als wenn ein Hamster über einen Katzenwitz lacht. In der Vögelecke waren wirklich eine Reihe Vögel in einer Voliere aus Glas und machte einen enormen Lärm, sodass sich die Ecke eigentlich wenig für ein Gespräch eignete. Allerdings regte sie auch nicht zu anderen Tätigkeiten an, einmal aufgrund des durchdringenden Vogelgeplappers und zum anderen, weil der Laden olfaktorisch unter würzigriechenden Läden eine Spitzenposition einnehmen würde.

Nachdem ich mich von der handygestützten Hundeführerin entfernt hatte, die bestimmt gottgefällig war, weil sie in dieser Demuts- und Gebetshaltung, den Kopf gesenkt, zwei Mitgeschöpfe an die frische Luft brachte,  traf ich auf eine Gruppe Grundschulkinder, die mit ihrer Lehrerin buntes Herbstlaub sammelte. Das taten die Schüler in der Nähe eines Flüchtlingsheimes, das hinter den sich entlaubenden Bäumen momentan noch versteckt lag. Es drängte sich mir der Gedanke auf, dass sich die Gruppe wohl unauffällig an das Flüchtlingsheim bewegen wollte, um einmal, wie es die heutige Pädagogik vorsieht, lebensnah Erfahrungen zu machen und nicht nur aus den Medien mit Informationen gespeist zu werden. Ein echten Flüchtling zu sehen, ohne ihn natürlich anzufassen, wäre schon ein Ereignis, über das es sich am Mittagessen der Mutter zu erzählen lohnte und auf jeden Fall spannender, als das kleine Einmaleins mit sieben. Allerdings sind Flüchtlingslager in der Regel abgeschottet, sodass man eher von einem Getto sprechen kann, was wohl dem Schutz der Flüchtlinge dienen soll. Mir fiel dann ein, ob die enttäuschten Grundschulkinder nicht ersatzweise einen Gettoblaster betrachten und vielleicht sogar anfassen könnten, und ob dieses Gerät nicht eine genauso unnütze Sache ist, wie etwa der Laubbläser, mit dem man das Herbstlaub in die Nachbarsgärten blasen, oder auf seinem Grundstück gleichmäßig verteilen kann.

Gettoblaster und Getto schreibt man heutzutage ohne h hinter dem G, genau wie Spaghetti, wohl um Menschen entgegenzukommen, die zu faul sind, unbequeme Schreibweisen auswändig zu lernen oder generell unter einer Rechtschreibschwäche leiden. Ob sie Getto oder Spagetti in der vereinfachten Schreibung ohne Fehler hinbekommen, ist bislang nicht belegt. Ohne h spricht man Ghetto wie Dschetto und Spaghetti wie Spadschetti aus, denn die Wörter kommen wohl aus dem Italienischen. Es gibt ja auch Leute, die im Gegenzug Zutschini statt Zucchini sagen, weil sie die gurkige Frucht zu lange garen, sodass sie eine matschige Konsistenz annimmt.

Es ist schon wundersam, liebes Tagebuch, dass man von einem Flüchtlingslager auf matschige Zucchini kommt, eigentlich sogar von einer handygestützten Hundeführerin aus, und ich frage mich, ob ich mir Gedanken machen muss. Ach, eigentlich denke ich sowieso schon zu viel und der Tag hat ja noch ein paar Stunden, in denen vielleicht nichts passiert, über das ich nachdenken kann.

Seehofer und Merkel II


Die Menschen um uns herum

Pablo Inkasso: Hirnmassage (2015)
Kennst du das Gefühl, dass dich jemand einlullen will, dass dich einer umsäuselt, dass dir eine heiße Luft ins Hirn bläst, wo sie einen Hohlkörper vermutet?
Dann bist du in der Nähe der Politik, da wo  das Eindringliche herrscht, das, was dich beherrschen will, das dir einflüstert, wo du dein Kreuz zu machen hast, um es anschließend auf dich zu nehmen und die Konsequenzen zu tragen.
Auch wenn hier zwei Metaphern falsch kombiniert wurden, so ist doch klar: Du kannst nicht alles glauben, was dir gesagt wird. Sogar deine eigenen Worte gehören unter einen Generalverdacht, denn du kannst nicht beweisen, ob es deine sind, oder ob du nur etwas nachplapperst, was dir andere vorgebrabbelt haben.
Die Gedanken sind frei. Ja, wer hat das denn gesagt? Da kann man ein feines Volkslied runterlallen und ist frohgemut, dass einem ein Stückchen Freiheit geblieben ist, eine Nische, in der alles erlaubt zu sein scheint. Weit gefehlt. Du weißt es nur noch nicht. Aber du wirst es schon merken. Die Brainpolice ist keine Erfindung der Gegenwart. Spätestens wenn dir deine Gedanken als Wort im Hals umgedreht werden und mit ihnen vielleicht auch der Hals, dann wird dir das klar werden. Der Wendehals ist nicht Vergangenheit; das wird dir dann klar werden.
Bis dahin: Lass dich von Merkel, Seehofer und Co in den Schlaf singen, stell es dir einfach mal vor, nur vorstellen, wie auf einer Traumreise, dein rechter Arm ist ganz schwer, bleischwer, du bist ganz ruhig. Du hörst die sanften Stimmen von Merkel, Seehofer und Peter Altmeier, Schäuble, und schließlich Söder, Markus Söder wie Söderbrennen, Söder mit seinem missratenen Haarschnitt, den man gottseidank nicht hören kann.
Wenn du dann einschlafen kannst, bist normalerweise tot.

Weltweit: Heute ist Gefüllte-Eier-Tag!

Weltweit wird der gefüllten Eier gedacht.
Diese Speise, die wohl parallel zu den beliebten Spargelröllchen entstanden sein muss, verliert immer mehr an Präsenz auf deutschen Tellern.
Der Mensch ergötzt sich eher an mikrowellenbeschleunigten Currywürsten, die ihren strengen Geruch auch in Großraumbüros verbreiten, an in altem Fett gegarten Kartoffelstäbchen, oder an merkwürdig gleich aussehenden Speisen, die im heimischen Thermomix zusammengemixt wurden und das Etikett "besonders wertvoll" beanspruchen, weil mit hochpreisiger Küchenmaschine zubereitet.
Vergessen das gute gekochte Ei, dem man liebevoll das Innere entnimmt, um Platz für interessante Füllungen zu schaffen und den Speiseplan zu bereichern.
Dem Vergessen engegenzuwirken ist das Ziel des Welttages der gefüllten Eier. Ebenso werden wir uns um das gute Butterbrot, den gelben Pudding und das aus unerklärlichen Gründen verhasste Hühneefrikassee in Form des Ragout fin kümmern.