Winnetou 4: Ostern im Western

Winnetou und Old Shatterhand treffen sich auf einem Hügel in Jugoslawien. Kurz vor Ostern.

OS:Winnetou, roter Bruder, dies Jahr wieder Eier verstecken?
W: Charlie, mein Blutsbruder, ist schon wieder Eierfest? 
OS:Ostern, Winnetou, Ostern. Wie haben Ostern, ihr habt den Western.
W: Das sagst du jedes Jahr.
OS:Weil du das nicht behältst.
W: Euer wichtigstes Fest nach dem Geburtstag.
OS:Weihnachten, Winnetou, Weihnachten.
W: Ostern. Ist das nicht wie Weihnachten, nur ohne Geschenke?
OS:Genau. Deswegen habe ich’s ja mehr mit Weihnachten. Ich mag sowie keine Eier.
Trotzdem: Roter Bruder, hast du meine Eier schon versteckt?
W: Ich dachte, das macht der Osterhase.
OS:Wie alt bist du eigentlich?
W: 31.
OS:Und du glaubst immer noch an den Osterhasen?
W: Ich wollte dir eine Freude machen. Aber du glaubst ja auch an den Weihnachtsmann.
OS:An irgendwas muss man doch glauben.
W: Irgendwen.
OS:Seit wann sprichst du so gut deutsch? Der Weihnachtsmann bringt wenigstens Geschenke.
W: Deine Eier habe ich im Silbersee versteckt.
OS:Das darfst du doch nicht verraten! Dann muss ich doch nicht mehr suchen.
W: Die vom letzten Jahr sind auch noch drin.
OS:Du weißt ganz genau, dass ich nicht schwimmen kann.
W: Deswegen ist das doch ein tolles Versteck, weil du da nicht suchst. Deswegen sage ich ja: Deine Eier sind im Silbersee.
OS:Am Arsch. 
W: Jetzt wirst du nieveaulos.
OS:Du kannst Niveau noch nicht mal schreiben.
W: Ich weiß aber, was es heißt.
OS:Du weißt ganz genau, dass ich nicht schwimmen kannst.
W: Aber tauchen geht doch. Wer nicht schwimmen kann, taucht schnell unter.
OS:Tauchen, tauchen. Ostern soll Freude machen.
W: Mir macht das Spaß, dich beim Suchen zu sehen.
OS:Spaß ist nicht Freude.
W: Dann glaub doch an den Weihnachtsmann, du Angsthase.
OS:Osterhase.
W: Eben nicht.

OS:Mir reichts, ich geh jetzt Komanchen schießen.

Georg Krakl - Das Ei

Am Anfang war die Henne,
dann das Ei.
Der Mensch hieb letzteres entzwei.
Kein groß Geflenne.

Der Mensch, er hat gespürt,
dass man es rührt
und in die Pfanne tut
solange brutzelt, bis es gut,
und ohne Not
auf Brot
serviert
und ungeniert

dann isst
und dann vergisst

dass unter der zerbrochnen Schale noch ein Wesen reifen wollte,
das gackern und auch Eier legen sollte.

Gut, dass die Henne erste war
und nicht das Ei.
Sie kann dem Menschen weiter Eier legen.
Der Mensch, der ist gerührt,
so wie das Ei, und spürt:
Dass jeder isst, so wie er isst,
und nicht mehr denken muss: Das ist ein Segen.

Georg Krakl - Oster-Lied



Der Osterhase hat für mich ein Ei versteckt.
Das Ei ist rot.
Der Treiber hat das Tier dann aufgeschreckt.
Der Jäger schoss ihn tot.

Geblieben ist das rote Ei,
ein Hasenleben geht so schnell vorbei.

Dem Treiber und dem Jäger fehlt die Pietät;
bereuen käme ohnehin zu spät.

Gedenkt am Osterfest

des Hasen, wenn ihr seine Eier esst.

Pädagogentagebuch: Urinale evaluieren

Liebes Tagebuch!
Ob ich fehle, wenn ich irgendwann weg bin? Wie schnell sind Lücken, wenn man eine hinterlässt, zugekippt, zugeschmiert, zugewachsen. Denk an Löcher im Rasen - wie schnell sind sie wieder grün; im günstigsten Fall vertritt man sich den Fuß an dem nicht mehr sichtbaren Loch, oder der Mähroboter bleibt stehen, weil die Räder in der Luft drehen, so als wollte er deiner gedenken. Ich frage mich, ob Mähroboter überhaupt zur Andacht fähig sind und wohin steuert die Menschheit, wenn sie die ihr eigenen Qualitäten Maschinen überlassen will. Jeder ist ersetzbar. Auch der Mähroboter. 

Du denkst, der Laden kommt ohne dich nicht aus, aber in Wirklichkeit ist es umgekehrt. 

Der Fahrstuhl kriegt die Tür nicht mehr schnell genug auf. Der Hausmeister meint, es sei Zeit zu gehen, und der muss es ja wissen. Neulich im Zielstockwerk bin ich gleich wieder runtergefahren und stand dann im Keller vor einer Putzfrau mit ihrem Arbeitswagen, die wohl auch nach oben wollte, mich aber runtergeholt hatte. Ich wollte eigentlich oben aussteigen, sagte ich ihr, und sie entschuldigte sich. Ich ließ sie stehen, denn Platz war nur für sie in der Kabine, nicht aber für ihren Putzwagen, und erreichte endlich mein Ziel. 

Die Unterrichtsstunde hatte ohne mich begonnen. Das hatte zwar nicht geschadet, aber gelernt hatte auch keiner etwas. Das nennt man seit ein paar Jahren Qualitätssicherung. Wenn der Schüler nach der Stunde nicht dümmer geworden ist, dann ist sein Wissen gesichert. Wenn der Unterricht das schafft, dann ist er von guter Qualität. Qualitätssicherung.

Wer wird wohl auf meinem Platz sitzen, wenn ich weg bin. Ich sitze seit fast 20 Jahren immer auf dem selben Platz. Eigentlich gibt es keine festen Plätze im Lehrerzimmer, nur Lehrkräfte, die immer auf dem selben Stuhle hocken, als wollten sie etwas ausbrüten. 
Mich stört das nicht, solange niemand auf meinem Stuhl sitzt. Dann trete ich immer ganz nahe an die Sitzende - wir haben ja viel mehr Frauen im Kollegium, sodass es wahrscheinlicher ist, dass eine weibliche Lehrkraft den Stuhl okkupiert hat - und fange an, über ihre Schulter oder ihren Kopf weg mein Butterbrot oder einen Post-it-Zettel an mich zu nehmen, ein Schulbuch, das dort liegt, oder ein Heft, das ich eigentlich noch korrigieren müsste, oder ein Dodekaeder, das der Kollege Haschke dort platziert hat, um seinen eigenen Platz zu markieren. Die Fehlsitzende erklärt dann irgendwann, sie stünde gleich auf, sie müsse das Gespräch noch beenden, was aber in einer Schule in der Regel nicht passiert, vielmehr laufen mehrere Gespräch gleichzeitig, die aber nicht beendet werden.

Beim Pinkeln habe ich überlegt, dass man die Benutzung der drei Urinale auf dem Herrenklo evaluieren könnte, das wäre mal was Sinnvolles. Dazu drei Säulendiagramme vielleicht in unterschiedlichen Gelbtönen.

Nach dem Händewaschen auf Schweinegrippenart versuche ich zwei Papiertücher zu nehmen. Der Behälter ist aber so vollgestopft, dass ein Drittel des Vorrats aus der Box kommt. Verschwendung.