Fragen sind wichtiger als Antworten

Die Antwort: Da! Die Frage heißt:
Wo bitte geht's zum Meer?

Fragen sind wichtiger als Antworten, wusste schon Kafka zu betonen, und die Menschen wussten mal wieder nicht, was er meinte. Dabei ist das Thema nicht ganz neu: Wenn wir früher die Antworten zu bestimmten Fragen nicht wussten, gab es was mit dem Rohrstock oder die Ohren wurden punktuell und mit Hochdruck massiert.  Rührstück und Rohrstock liegen eng beieinander, vom Wort her, haben aber nichts miteinander zu tun. Vielleicht dass der ein oder andere Tränen der Rührung vergoss, um nicht zu gestehen, dass die Schläge wehtaten. Später, als das Schlagen aus dem Unterricht verbannt worden war, fühlten sich die Pädagogen hilflos und erfanden ein paar Strategien, um nicht als erzieherische Kanaillen, die zwar brüllen können, deren Schüler das Gebrüllte aber nicht im Kopf behalten, durchgehen zu müssen: Sie gaben die Antworten vor, und die Schüler mussten die Fragen dazu ausdenken oder raten. Mit dem Einzug des Erratens traten auch die Multiple Choice-Aufgaben häufiger auf; Schüler konnten jetzt mit beträchtlichen Glückstreffern rechnen, wenn sie aus drei Antworten eine ankreuzten. Das machte die Schüler auf dem Papier schlauer, sodass man dachte, es geben einen kausalen Zusammenhang.
Mittlerweile reicht es, wenn der Schüler weder der Frage noch der Antwort des Lehrers widerspricht. Dann ist er schlau, alles andere könnte nur zu seinem Nachteil gereichen, und das will auch der Dümmste nicht. 
Der Pädagoge streicht zufrieden seinen Bart und weiß: Alle Lernziele erreicht. Hauptsache, die Fragen gehen nicht aus. Aber das steht ja wohl außerfrage.