Ein Kwäntchen Glück

Eine Qualle, dachte der Oberstudienrat. Schüler sagen 'Kualle'. Dann sagt der Oberstudienrat: Es heißt 'Kwalle', merk dir das. Wie 'Kwal'. Oder 'Kwalität'. Er spürte schon wieder, wie sein Herzen zu rasen begann. Er angelte im norwegischen Fjord und konnte trotzdem nicht entspannen. Chillen, würden seine Schüler sagen. Tschillen, das konnten sie korrekt aussprechen. Der Oberstudienrat verlor sich in seinem Ärger über Schüler und natürlich Schülerinnen, über Kollegen und natürlich Kolleginnen und über alles, was so anders lief, als er sich das wünschte. Er bemerkte nicht, dass sich vor seinen Augen ein kleines Wunder abspielte, er war blind dafür und verfluchte nun auch schon die norwegischen Lachse. Laxe, würden seine Schüler schreiben. Die Qualle schien nicht nur im Wasser zu treiben, nein, sie schwebte auch in der Luft. Die Qualle hatte ihren Aufenthalt im norwegischen Fjord längst genutzt, um ihre eigenen Grenzen und die des ihr zugedachten Elements zu verlassen. Ich schwimme und ich fliege, ich schwiege, ich flimme, ich schwebe, dachte sie. Alles Glück, das ein Erdenleben bereit halten kann, hatte die Qualle für einige unvergleichliche Augenblicke in sich, und dabei hatte sie nicht einmal Augen. Dem Oberstudienrat, elementar verstört, flossen nun wenigstens die Tränen aus seinen Augen, ein Weinkrampf folgte, der sein kleines Ruderboot so erschütterte, dass die Qualle erschreckt davon schwebte.