Männer drücken anders als Frauen


Frauen drücken Tuben anders aus als Männer.
Das ist eine Tatsache, über die man sich im alltäglichen Trott wenig Gedanken macht.
Der Mann, immer emsig, betriebsam und auf dem Sprung, schnell mal die Welt zu retten, greift zum Senf, zur Zahnpasta oder Rasiercreme, zur Remouladensauce oder dem Tomatenmark, umgreift das wurstähnliche Gebilde, quetscht im Mittelteil mit dem, was die Hand hergibt und freut sich, wenn vorne etwas rauskommt. Er hat keine Zeit, sich um die besondere Struktur einer Tube Gedanken zu machen und eine Strategie zu entwickeln, die mehr Effizienz erzielen könnte. Zu banal eine Tube, zu banal deren Inhalt, zu banal die Funktion als Brotbestrich oder Rasiermedium im Gesicht. Wenn nichts da ist, fehlt nicht mal etwas. Der Inhalt der Tube wird eher billigend in Kauf genommen und ausgedrückt, weil er da ist und durch diesen Vorgang seine Existenzberechtigung erhält. Nicht mehr und nicht weniger.
Die Frau ist da anders. Das Verhalten des Mannes etikettiert sie mit dem Begriff "schlampig, nachlässig, faul und gedankenlos". Die Frau versteht sich als Hüterin, als Bewahrerin und als Reproduzentin der Schöpfung. Eine Tube ist Teil dieser Schöpfung und hat verdient, dass behutsam mit ihr umgegangen wird.
Der Mann schmeißt die halbleere Tube weg, weil die Handeskraft nicht reicht, alles auszudrücken. Die Frau rollt und quetscht und biegt und reibt, bis dem Ding aller Inhalt "entrückt" worden ist.
Das hat sie aus der urzeitlichen Höhle, wo sie zu Sparsamkeit angehalten wurde, wo sie um die Ernährung der Sippe sich sorgte, und alles Verwertbare aufhob und für schlechte Tage bevorratete. Immer weder erwischt sich dieser Frauentypus, wie er an den Container der Supermärkte steht und Witterung aufnimmt, um gute aber weggeworfene Nahrung einzutüten und mit nach Hause zu nehmen. Was auch das Haushaltbudget entlastete und vielleicht, denkt sie, springen ein Paar Schuhe dabei heraus, von denen Harro gar nicht wissen muss, dass sie mit dem eingesparten Haushaltsgeld bezahlt worden sind. Harro merkt ja nicht einmal, was er auf dem Teller hat, es muss nur salzig sein.
Während der Mann sich nach einer neuen Tube umsieht, massiert die Frau noch lange an der alten, denn die ist ihr lieb geworden. Eine Eigenschaft, die die Männer in der Mehrheit auf Tuben bezogen vermissen lassen.
Was aber nun ist richtig?
Das zu entscheiden überlässt die Menschheit den Gleichstellungsbeauftragtinnen und Experten für gender mainstreaming.