Die Wissenschaft hat festgestellt, dass tägliches Duschen ungesund ist. Wenn man den Körper in Ruhe lässt, bildet er eine schützende Kruste, so dass sogar der Hautwiderstand ansteigt und sich allen Anfeindungen erwehren kann. Das geht allerdings mit unangenhemen Gerüchen einher. Der gesundheitsbewusste Mensch wägt täglich ab, ob ob er sich selbst noch gut riechen kann, oder ihm die soziale Isolation zusetzt, wenn die Mitmenschen naserümpfend das Weite suchen. In diesem Dilemma steckt der moderne Mensch, denn wenn er den schützenden Schild auf der Haut einweicht und abschrubbt, nähern sich ihm vielleicht nette Mitmenschen wieder, diese bergen aber gleichzeitig das Risiko gefährlicher Infektionen, wenn sie in naiver Herzlichkeit das große Drücken kriegen, eigentlich aber nur selbst gedrückt werden wollen, weil sie selbst vor zwei Stunden geduscht haben.
Immer häufiger begegnen wir Menschen, die in ihre Kleidung hineinschnuppern, etwa am Kragen ihrer Bluse oder in Trikots. Bin ich das oder meine Klamotten?, scheinen sie zu fragen, und ob sie vielleicht ein neues Hemd anziehen sollen, oder sich alles auszuwechseln lohnt? Probleme, die es zu Zeiten des ritualisierten Duschen nicht gab. Hilfe und vielleicht Lösung bietet der Sport. Hier stinken in der Regel alle wie furzende Iltisse und es droht nicht das soziale Aus. Darüber hinaus ist der strenge Geruch eine sensible Waffe, die einen Zweikampf entscheiden kann.
Auch für den Waidmann hat der Trend Bedeutung, kann er doch endlich im Wald ungestört der Jagd nachgehen, das Wildschwein läuft nicht mehr weg, sondern hält den ungewaschenen Ballermann für einen, wenn auch komisch aussehenden Artgenossen.
Stinke, wem Gestank gegeben, so lautete schon eine alte Volksbotschaft, als es noch verpönt war, seine Dramgase in einem geschlossenen Raum abzugeben. Kein Thema, lautet die Antwort heute aus ungefragten Mündern.