Tiere allein zu Haus

Wilma war ihm geblieben.
Gus Hahn war erschüttert. Was war passiert?
Hatte er nicht alles getan, den Bedürfnissen der Hennen zu entsprechen?
Gus hatte getreten und getreten und getreten.
Das hatte wohl nicht gereicht.
Gespräche!, hatten die Hennen gegackert. Das konnte doch wohl nicht wahr sein!
Die neue Hennengeneration brachte die alte Ordnung ins Erschüttern. Treten und getreten werden, das war die alte Ordnung.
Worüber aber hätte er denn sprechen sollen?
Ist das Korn gut? Wie sind die Würmer? Alles ok?
Mehr fiel Gus nicht ein.
Ihm schwoll der Kamm. Wo waren die Hennen 1-22? Verdammt. Elsie. Magda. Chantal. Oder Nora-Jane?
Welche Themen gab es denn noch?
Wilma war in der Präferenzliste auf Platz 23. Ranking.
Gus war der Ran-King. Das war klar. Den Hennen scheinbar nicht.
Wilma. Platz 23. Vielleicht war sie deshalb immer etwas zu kurz gekommen. Aber ein Hahn konnte sich nicht um alles und alle kümmern. Gus musste auch repräsentieren.
Repräsentieren. Das Wort konnten die meisten Hennen nicht mal lesen, geschweige denn schreiben.
Ich schreibe deinen Namen in den Sand!, dieser alte Schlager fiel ihm jetzt ein, und eine Träne sickerte unsicher aus seinem Hühnerauge...
Wilma!, krähte Gus, und Wilma gackerte fröhlich: Komme sofort.
Verdammt, verdammt, krähte Gus leise. Beruflich gab es keine Alternative.
Besser die Henne auf dem Hof, als die Taube auf dem Dach, dachte er, lächelte mit sperrigem Schnabel und kratzte "Wilma" in den Sand.