Die Menschen im Armbanduhrenland

Vassily Kannikski: Armbanduhr am Horizont (2013)
Von den Menschen im Armbanduhrenland sagt man, sie tickten nicht richtig. Deshalb hätten sie sich eine riesige Armbanduhr an den Horizont genagelt, um immer kontrollieren zu können, ob sie noch richtig ticken.
Das ist aber falsch.
Vielmehr ist richtig, dass die Armbanduhrenlandmenschen gern eine Uhr an den Horizont nageln und Kontrollfreaks zu sein vorgeben.
Gern kontrollieren sie, ob andere Menschen sie überhaupt zur Kenntnis nehmen und etwa sagen: Die Armbanduhrenlandmenschen ticken nicht richtig. Oder ob es schon halb fünf ist oder Viertel nach sechs. Auch wenn es keine Bedeutung hat für den Tageslauf, so ist es doch gut, das zu wissen. Denn Wissen ist Macht, lernten die Armbanduhrenlandmenschen einst, als es nur Taschenuhren und langweilige Wanduhren gab.
Eigentlich müssten die Uhren der Armbanduhrenlandmenschen Horizontuhren heißen, aber das verraten die Armbanduhrenlandmenschen keinem, denn sie wollen den anderen, die die sie zur Kenntnis nehmen und vielleicht sogar beobachten, nicht das Denken abnehmen.
Wer nicht denkt, tickt eventuell nicht richtig. Und damit wären wir wieder beim Thema. Diesmal aber aus einer ganz anderen Perspektive.
Wie sagt schon der weise Indianer: Bevor du über ein Paar Schuhe urteilst, lass es erst mal von einem Frosch tragen. Kann aber auch ein Oberhemd gewesen sein.