Die Sonne warf lange Schatten. Knut war ein wenig
benebelt. Das war sein subjektiver Eindruck. Seine Ski-Kameraden hätten gesagt,
dass Knut ziemlich voll gewesen sei.
Die
Welt war schön. Besonders hier, wo alles weiß und gleißend war. Knut hatte
seine Brille an der Theke in der Mittelstation vergessen. Vielleicht war sie
auch verschwunden. Er hatte sie jedenfalls nicht mitgenommen. Die Berge.
Wunderschön. Das Licht. Herrlich. Balsam für sein stressgeplagtes Inneres. Heil
werden, das war wichtig. Die Schnäpse an der Theke hatten ihm ein Gefühl von
Leichtigkeit vermittelt, als seien alle Sorgen beim letzten Toilettengang
abgefallen. Als hätte er sie mit mächtigem Strahl ins Urinal katapultiert und dort
weggeschwemmt und weggespült.
Jetzt
wieder Skilaufen. Das gehörte dazu. Skilaufen war der Grund, um an der Theke
Schnäpse zu trinken. Um an dieser Theke
zu trinken. Leichtsoleicht. Das
Rausgehen und Anschallen der Bretter
waren hm jetzt schwer gefallen. Beim Bücken schoss ihm das Blut in den
Kopf. Die frische Luft machte ihn nicht nüchtern. Die Welt war schön. Alles war
leicht. Das Blut zuckte in Knuts Schädel. Bodo redete laut. Los geht’s oder so
etwas! Die anderen fuhren. Knut schwankte und musste sich zusammenreißen.
Hinterher. Bald fuhr der letzte Lift. Nicht abhängen lassen, keine Blöße
zeigen. Im Urlaub waren alle gut drauf. Lachen. Das war wichtig. Nicht den
Alltagsscheiß erzählen. Allen ging es gut. Null
Problemo. Hahah! Was
gingen die anderen auch Knuts Probleme an. Nicht den Urlaub versauen. In dieser
Woche wollten sie es krachen lassen. Mal so richtig auf die Kacke hauen. Fünfe
gerade sein lassen.
Knut
hatte Mühe, den anderen zu folgen. Erich, dem Angeber, der am besten fuhr;
Bodo, der am meisten trinken konnte und die lautesten Witze erzählt; Andreas,
dem Zyniker, der nicht unkommentiert lassedn konnte. Eigentlich lagen ihm die
anderen nicht besonders; das war eine andere Wellenlänge. Aber es waren seine
Freunde, wie er immer wieder behauptete. Wie er sich immer wieder selbst
vorhielt. Skifahren war langweilig, gefährlich, mühsam, teuer. Knut hatte eine
Liste negativer Eigenschaften des Skifahrens. Für Freundschaften muss man auch
etwas tun. Da muss man mal über seinen Schatten springen. Knut wollte nicht vor
dem Fernseher versauern. Helma war schon so weit. Sauer. Sie war sauer, wenn er
nach Hause kam. Sollte vielleicht doch was zu arbeiten suchen. Früher hatte er
das zu verhindern gewusst. Heute wäre er froh. Vielleicht wäre sie zufriedener
und ließe ihn in Ruhe. Gegen Versauern half Skifahren, wenn man Spaß dran
hatte.
Knut
kämpfte mit einer Eisplatte und konnte gerade noch verhindern zu stürzen. Er
musste ein kurze Pause einlegen. Die anderen waren nicht mehr zu sehen. Sie
würden den Lift nehmen und hochfahren. Der Skipass war bezahlt. Also ausnutzen.
Je mehr desto billiger. Knut fuhr weiter. Er wünschte sich in s ein Bett. Er
wünschte sich zu Helma, egal wie
sauer sie immer war. Einfach vor dem Fernseher abhängen und nicht
durchgeknallten Freunden hinterherhecheln.
Helma
war da schon weiter.