Lila Kuh, schwarz eingefärbt

Frauen vom Lande sind heutzutage auch Frauen von Welt. Zum Melken tragen sie keine Schürze mehr und zum Schlachten keinen Kittel, weswegen man sie kaum noch von Stadtfrauen unterscheiden kann, es sei denn, sie melken oder schlachten gerade. Kenner erkennen sie nur noch an den dunklen Rändern unter den Fingernägeln oder an der schwieligen Haut an den Händen, weswegen Frauen vom Lande in der Stadt gern aufs Handreichen verzichten und schon lange vor den Stadtfrauen zum Umarmen und Bussigeben übergegangen sind. Das neue Selbstbewusstsein der melkenden und schlachtenden Frauen wird belohnt; schon wirbt die Schweiz um sie, auch um die aus dem Ausland, obwohl sich die Schweiz doch so schwer tut mit Ausländern. Doch seit der Krise an den internationalen Kapitalmärkten besinnen sich die Schweizer mehr und mehr auf ihre Almen und lila Kühe und suchen nun händeringend nach Frauen, die hier wieder aktiv werden können und gleichzeitig so welt- und redegewand sind, dass sie, wenn die befristete Arbeitsgenehmigung vorübergehend nicht verlängert wurde, in ihrer Heimat die fortschrittliche, weltoffene Schweiz anpreisen und bewerben können.