Ösen und Ören

Wer macht denn noch Ösen? Dieser alte Beruf ist kaum noch zu finden und man muss von Hinz zu Kunz, vom Weltenbummler zum Schuster, vom Gardinenfritzen zum Klobrillier laufen, damit man ein metallen umrandetes Loch in ein Stück Stoff oder Tuch bekommt. Bevor man sich versieht, sind die Schuhe durch und man darf zurück zum Schuster, um ein paar neue Sohlen annageln zu lassen.
Dabei war der Ösenmacher ein angesehener Beruf, dessen Zunft ein Loch im Wappen hatte und sich bewusst absetzte vom Lochner oder Käseschneider, der eigentlich bohrte, damit der Käse Volumen hatte, aber weniger auf die Waage brachte, weil nach Außenmaß abgerechnet wurde.
Der Ösenmacher fertigte seine Ösen und wirkte tatkräftig und formgebend beim groben Netzhemd mit, das in den Siebziger Furore machte in Filmen mit einschlägig erotischem Inhalt, die im Ruhrgebiet spielten.
Leider drängte die industrielle Revolution den Handwerker zurück, sodass die Ösenmacher gezwungen waren im Hungerwinter 73/74 nach Schweden auszuwandern, um dort Öre zu machen. Was man anfangs für einen Versprecher hielt, war letztlich ein Flopp. Die Ösenmacher machten weder Ösen, noch Ören. Vielmehr mussten sie sich bei IKEA verdingen und dort für ein paar Kronen Verbindungsteile aus den Kartons klauben, damit die Käufer ein zweites Mal zum Halsabschneider fahren mussten.
Öre gab es zu der Zeit nur in Dänemark, das in erster Linie von Dänen bevölkert und frei von Regalen und Schränken mit Selbstaufbauverpflichtung war.