Zumba war scharf


Die Welt war verschwommen. Hatte ihre Schärfe verloren.
Worte waberten und Laute leisteten keinen Widerstand, wenn ich mein Ohr verschloss.
Was hatte das Leben für einen Sinn, wenn ihm die Kontur fehlte?
Wenn sich alles auflöste in Unscheinbarkeit.
Wenn das Individuum unbedeutend geworden war?
Noch 6 km, dann würde ich meine Runde geschafft haben.
Ich hätte etwas trinken sollen.
Joggen sollte gut sein für den Körper. Für die Seele.
Sollte den Kopf frei machen.
Jetzt dachte ich über den Sinn des Lebens nach, spürte meine Füße nicht mehr, löste mich auf, und dachte es sei ein guter Zeitpunkt zu sterben.
Verdammt, wo waren die Endorphine?
Endorphine! Verdammte Glückshormone! Wo seid ihr!
Zumba.
Zumba, das war Tanz, das war Gemeinschaft.
Ich hatte es so satt, auf diese verschnarchten Glückshormone beim Joggen zu warten.
Zumba. Beim Zumba wurden die ausgeschüttet. Wahrscheinlich hatten die alle, die schon Zumba tanzten,  verbraucht. Jetzt blieben keine für mich. Keine Glückshormone für mich.
Glück. Was war denn überhaupt Glück?
Wie sollte man Glück erkennen, wenn alles verschnarcht war? Wenn die Welt ihre Konturen verloren hatte, wenn sie verschwommen war und keine Schärfe mehr hatte.
Zumba. Schwitzende Frauen. Ein paar schwitzende Männer. Zumba war nicht diffus, Zumba war scharf.