Andi Goldwerti: Kunst kommt von Kunststoff


Andi Goldwerti macht mit im Künstlerclub der Faulen, die sich nicht mal einen Pinsel, geschweige denn Farbe kaufen wollen. Mal eben einen Zweig aus Nachbars Garten gebrochen und auf den Asphalt der Vorstadtstraße gepfeffert, ein Foto gemacht und dann das Etikett "Kunst" draufgeklebt: So einfach stellt sich der Club das Geldmachen vor. Dass der Zweig nach zwei Tagen vollkommen vertrocknet ist, baut die Gemeinschaft bequemerweise mit ins Konzept ein: Kunst verändert sich eben. Eine Quarkspeise, die nach 14 Tagen im Abwaschbecken Schimmel ansetzt, darf nicht angerührt werden, weil sich gerade interessante Muster bilden, deren Vorarbeit der Künstler an einem Abend mit Quarkspeise geliefert hat. Dass er danach in Urlaub, vom Nichtstun wohl, gefahren ist und lediglich zu faul war, die Käsespeise zu entsorgen, bleibt unerwähnt. Schließlich geht es ja um Kunst.
Der einfach Mann denkt: "Ich werd demnächst meine Biotonne in den Garten des Nachbarn kippen und ein Schild dranpappen: 'Nicht berühren! Kunst stinkt nicht. Hier ist die Ausnahme.'
Da habe ich glatt mehr Platz im  obergärigen Gammelbehälter für meinen Rasenschnitt."
Kunst hat also auch pragmatischen Charakter. Das freut besonders die Menschen ohne Kunstverstand. Wir alle wissen: Kunst kommt von Kunststoff, und aus dem ist bekanntlich auch die Biotonne.