Rita Schlapper-Hammermann: Collage für Anfänger

Collage ist ja was für Leute, die nicht malen, stricken oder Makramee können. Man glaubte früher, dass es das Einfachste sei, wenn man sich ein paar Sachen zusammensucht, die keiner mehr braucht, auf einer Pappe zusammenklebt und im Notfall, wenn es nämlich trotzdem blöd aussieht, weiß anstreicht. Mit etwas Geduld, wenn die Farbe trocken ist, hat man in ein bis zwei Tagen eine schöne Collage, die man verschenken kann. Häufig erlebt man, dass die Beschenkten die Collage gar nicht aufhängen, weil sie die, obwohl sie weiß getrichen wurde, nicht mögen, sodass bei späteren Besuchen und bei Nachfragen, wo das Objekt denn hänge, plumbe Ausreden wie "Wird gerade in der Werkstatt etwas aufgemöbelt" oder "Haben wir neu streichen lassen, muss noch trocknen" hervorgequält werden, die den Gedanken nahe legen, die Freundschaft zu kündigen. Da empfiehlt sich der preiswerte Ausdruck einer Digitalcollage. Man nimmt einen beliebigen Rahmen und schmeißt ihn wahllos in der Gegend herum, etwa auf die Geleise der nahen Bahnstrecke, zückt die Kamera und macht ein paar Bilder, die ruckzuck im Sofortbildautomaten ausgedruckt werden. Rahmen kaufen erübrigt sich, denn der ist ja schon dran. Eine preiswerte Sache, die für 30 Cent schon zu haben ist. Da ärgert man sich nicht, wenn das Bild keiner aufhängt, sondern seine Kaffeetasse draufstellt und es anschließend wegwirft, weil man gekleckert hat.