Volksweisheiten: Zeigt her eure Schuh'

Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh, dann sag ich euch, wes Geistes Kind ihr seid. An den Schuhen sollst du deinen Mitmenschen erkennen und einsortieren: Dass immer mehr Schüler Turnschuhe tragen, spricht von dem Wunsch nach geistiger Beweglichkeit, sodass sogar die Schulministerin überlegt, demnächst im Landtag die Pumps gegen ein paar Basketballstiefel ausztauschen. Auf die auffälligen Füße zu achten, lenkt vom Gesicht ab und suggeriert erst mal: Hier steht kein verkopfter Mensch, aber auch kein reiner Bauchmensch, hier steht jemand mit den Füßen auf dem Boden, hat dazu aber genügend Distanz, um die Basis des Tuns kritisch zu betrachten. Da sich das Turnschuh- und Schuhbild gerade bei Kindern und Jugendlichen sehr gut differenzieren lässt, plant das Ministerium im Zusammenarbeit mit der Turnschuhindustrie, Schulanfänger und Schüler zu kategorisieren und auf die Schulformen zu verteilen. Gute Nike-, Reebock und Adidasschuhe qualifizieren zum Gymnasium, ebenso Puma und Asics. No name-Produkte von Discountern deuten auf einen Hauptschulbesuch hin; der feste Straßenschuh von Lloyd oder Rieker, kein klassischer Turnschuh im eigentlichen Sinn, in der gehobenen Qualität befähigt zur Realschule. Bei der Zuordnung zur Gesamtschule tut sich das Ministerium schwer, da es sich immer wieder klar machen muss, dass es diese Schulform überhaupt gibt. Man könnte sich an den Gedanken gewöhnen, dass Kinder, die bei Sonnenwetter in Gummistiefeln auftauchen, die Birkenstocksandalen bei festlichen Anlässen tragen bzw. in Skistiefeln im Sandkasten spielen, diese "Schulform" besuchen sollten. Holzschuhträger gehörten in die Kategorie und Kinder in Sicherheitsschuhen mit Stahlkappe oder mit Schwimmflossen.